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Keith R. Kernspecht

1967 gründete er den Budo Zirkel e. V. Kiel, der sich neben dem Kempo, Shotokan-Karate und Ko-Budo als der viel leicht erste deutsche Kampfsportverein auch dem ch inesischen Kung Fu widmete. In den China-Vierteln europäi scher Metropolen (unter anderem in England) kam er mit »wing chun«- Stilen in Berührung und lernte von chinesi schen Lehrern. 1975 lud er den höchsten chinesischen WingTsun (WT)-Meister, seinen Si-Fu (Vater -Lehrer) Leung Ting, nach Deutschland, nachdem er viele Jahre vorher mit ihm in Kontakt gestanden hatte. Er erhält immer noch von ihm jedes Jahr mehrere Wochen Privat -Unter-richt in Deutschland oder Hongkong. Seit 1976 ist Keith R. Kernspecht der Leiter und Cheftrainer der deutschen und der europäischen Sektion des chinesischen WT -Dachverbandes.

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Erste öffentliche WT-Vorführung

Kiel, Marktplatz. Im Hintergrund junge Schüler von Keith R. Kernspecht.

Zum ersten Mal

durften die Kieler meisterhaft demonstriertes WT erleben. Aber leider verstand kaum ein Zuschauer den Sinn des Chi-Sau. Ein Verständnisproblem, das wir in der Pionierzeit immer wieder hatten. Durch zu anspruchsvolle Demonstrationen, die ein Wissen voraussetzten, über das damals kein Zuschauer verfügte, erschwerten wir Interessierten den Zugang zum WT.

Drei Freunde Sigrun Kernspecht, Keith Kernspecht und Ameed Sharif, Pionier des WT m Dänemark

Der Bruder des Großmeisters Leung Tuen, 5 Grad WT, kam 1977 nach Kiel und trainierte mit Kernspecht, damals 2 Grad, Chi-Sau, 3 Form und Kampftechnik

Hongkong 1978

Vmg Tsun Athletic Association Kernspecht im Gesprach mit Yip Mans jüngerem Sohn, Yip Chmg

Keith Kernspecht und Fong Wai Hung unterrichten. Man beac hte den damaligen Bong-Sau.

Lehrgang in der Lornsenstraße, Kiel.

Das war die Pionierzeit des WT, als wir ganze Wochenenden mit SNT und Kettenfauststößen füllten -und hochzufrieden waren.

Großmeister Leung Ting in der 1. deutschen WT-Schule Kiel

Neben K. Kernspecht erkennt man u.a. Tomas Mannes, Peter Wysk, Albrecht Engelhardt und Michael Fries.

Die ersten Erfolge Ein junger Sifu Leung Ting demonstriert, Sigrun, Keith und Purzel Kernspecht auf Lehrgangsreise, die Anfänge des WT in Saarbrücken.

Großmeister Leung Ting gratuliert seinem Meisterschüler zur bestandenen Prüfung

Der erfolgreichste Schüler Großmeister Leung Tings ist ein Europäer

Mit dem 8. Meistergrad im WingTsun ist Kernspecht nicht nur der höchste nicht -chinesische Meister, sondern neben seinem Si-Suk (Kung-Fu-Onkel) Cheng Chuen Fun auch einer der zwei höchstgraduierten WT -Lehrer und Schüler Großmeister Leung Tings überhaupt. Internationale Fach zeitschriften nannten ihn den » Vater des Wing Tsun in Europa« und wegen seines beispiellosen Erfolges bei der Verbreitung des chinesischen Kung Fu den »Kaiser of KungFu« (Black Belt, USA).

Zur Vervollständigung seines Wissens und um nicht »be triebsblind« zu werden, studierte er von 1979 bis 1981 in USA und Deutschland mit Zustimmung seines Meisters die Lehre Bruce Lees, die ihm z.T. wertvolle Impulse gab. Er trainierte zu diesem Zweck mit den beiden ersten und kampfstärksten Schülern Bruce Lees.

Im Dienste seines Si -Fu, Großmeister Leung Ting, führte der deutsche WT -Meister WT in über 13 europäischen Ländern ein. Mehr als 500 qualifizierte Ausbilder und Lehrer helfen ihm bei der Verbreitung dieser »intelligen ten« Kampfkunst. Während die EWTO in den ersten 10 Jahren die »splendid Isolation« kultivierte und sich von den anderen Kampfstilen distanzierte, um Reibereien zu vermeiden und ungestört einen eigenständigen Stil entwickeln zu können, öffnet sich die EWTO unter Führung von Keith Kernspecht jetzt auch zunehmend der Öffentlichkeit und pflegt Freundschaften mit anerkannten Meistern aller Budodisziplinen.

Manche seiner Schüler folgen Kernspecht jetzt schon fast 10 Jahre, so daß er sie im Rahmen der Verbandsbestim mungen und im Einverständnis mit Großmeister Leung Ting zu Si-Fus (Vater-Lehrer) ernannt hat, die die nächste Generation innerhalb der EWTO begründen. Dadurch wird Keith Kernspecht für die neuen Schüler der frischernann ten Si-Fus zum Si-G u n g (Großvater -Lehrer). Selbst in so entlegene Länder wie die Philippinen und Taiwan reist Kernspecht im Auftrage seines Lehre rs, um dort als Botschafter des internationalen WingTsun-Verbandes tätig zu werden.

Obwohl der deutsche WT-Meister nun schon seit über 25 Jahren Kampfkunstunterricht - zunächst Kempo/Karate und nun »nur« noch WT - erteilt, ist ihm keine Spur von Müdigkeit anzumerken. Er kümmert sich nach wie vor auch um den blutigsten Anfänger und zeigt unverblümten Ärger, wenn seine Lehrgangsteilnehmer Schwinger und Unter leibstritte nicht abwehren können.

Allein in Deutschland gibt es inzwischen mehr als 450 WT Ausbildungsstätten. Ausbilder und Mitglieder werden durch regelmäßige regionale und bundesweite Lehrgänge, durch Rundschreiben, Lehrbücher und eine eigene einmal im Jahr erscheinende Fachzeitschrift, die WingTsun-W elt, versorgt.

An Keith R. Kernspechts Erfolg und da mit am Erfolg des WT in Europa ist auch seine Frau Sigrun, eine gelernte Bildhau erin, maßgeblich beteiligt, die ihn in allem unterstützt und ihn auf seinen Lehrgängen und Reisen begleitet. Beide sind seit Anfang der 70er Jahre zusammen und haben gemeinsam von Großmeister Leung Ting gelernt. Als 14jährige kam Sigrun in Keith Kernspechts damaligen Karate -Verein und teilt seit Jahren sein hektisches Leben zwischen Turnhalle und Hotel.

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Sifu Kernspecht spricht vor den Direktoren der Ving Tsun Athletic Association in Hongkong Das Direktorium besteht aus Lok Yiu, Yip Ching, Leung Tmg, Ho Kam Mmg, Wong Shun Leung, Tong Chao Che Siu Yuk Man, Chan Tak Chm, Tsui Shang Tm, Koo Sang Lee Wai Chi (1985)

Sifu Kernspecht mit berühmten Teilnehmern der Taiwan-Konferenz 1984

Hamburg

Klasse in Kiel mit Gästen aus anderen Städten.

L u d w i g s b u r g

Hannover

N ü r n b e r g

1. Wing-Tsun-Seminar in Wien (Österreich) 1978

1. Wing-Tsun-Seminar in Basel (Schweiz) 1979

Saarbrücken 1979

Zürich

Heidelberg - Lenaustraße

Bregenz (Österreich)

Pforzheim

H e i d e l b e r g

Kiel

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Ein Schloß für Wing Tsun

Einmalig auf der Welt ist wohl Sifu Kernspechts internationale WingTsun-Akademie auf Schloß Langenzell bei Heidelberg Zur Zeit können dor t Schuler aus aller Welt, Anfanger ohne Vorkenntnisse, Fortgeschrittene und WT Lehrer nach Voranmeldung Dienstag bis Freitag und Samstag/Sonntag je 8 Unterrichtsstunden erhalten

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Bis zu 40 Wochenstunden Unterricht

Das Training findet nach Vereinbarung sogar an 3 Wochenenden im Monat statt, so daß maximal 40 Wochenstunden trainiert werden kann. Kein Wunder, daß das deutsche WT einen so ausgezeichneten Ruf in der Welt besitzt und daß in Langenzell ausgebildete EWTO-Lehrer und -Kämpfer überall anerkannt und gesucht sind.

Generell kann man das Graduierungssystem im WT in 4 Klassen teilen (Schülergrade, Technikergrade, Prak tikergrade, philosophische Grade). Die Einteilung in 12 Schülergrade wird nur außerhalb Hongk o n g s v orgenomm en. Die Sc hüler gr ade lernen d i e 1. und 2. Form sowie deren Anwendung in Chi -S a u u n d Freikampf. Der 12. Schülergrad (SG) oder englisch der P r e-Primary Level kann u. U. schon für begrenzte Ausbildungsaufgaben eingesetzt werden. Die zweite Klasse reicht vom 1. bis zum 4. Grad. Dies bezieht sich auf die erlernten technischen Programme der Graduierten, die wir als Technikergrade b e z e i c hnen. Ein Techniker hat der Definition nach die Techni k e n seines Programmes gelernt und kann sie im Kampf einsetzen. Es wird jedoch in diesem Stadium nicht erwartet, daß er sie jederzeit gefühlsmäßig anwenden kann. Die dritte Klasse schließt den 5. bis 8. Grad ein. Diese Wing Tsun-Experten bezeichnet man als Praktikergrade. Sie sind im eigentlichen Sinne »Meister des Wing Tsun« und verfügen über eine e rhebliche Schlag kraft, Schnelligkeit und durch jahrzehntelange Chi -Sau-Ü b u n g über eine automatische nicht vom Gehirn gesteuerte Reaktion. Je höher der Grad des Praktikers, desto größer sein Können und sein Wissen. In diesem Stadium kennt ein Meister nicht nur die Theorien des Wing Tsun, sondern auch der anderen Stile. So daß er aus dem Vergleich mit anderen seinen eigenen Stil, Wing Tsun, besser verstehen und beherrschen kann.

Das Graduierungssystem in Englisch und (rechts) in Chinesisch.

a) Die chinesische Urkunde der IWTMAA beinhaltet persönliche Daten des Geprüften, gibt seine Graduierung an und zeigt das Graduierungssystem in Tabellenform. b) Die englische Urkunde ist die Übersetzung des chinesischen Originals.

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