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Loos Bar

Marianne Kohn (Foto rechts) hat die Loos Bar neu erfunden.

Loos Bar: So modern war Wien um 1900

TEXT VON RUDI MATHIAS, FOTOS: RENE WALLENTIN

Sie gilt als kleinste Bar der Welt und war eine der ersten ihrer Art: Die American Bar im Kärntner Durchgang. Sie wurde von Gastronom Kurt Bender gemeinsam mit Marianne Kohn aus einer finsteren Phase herausgeholt und war stets Treffpunkt der „Großen“ dieser Welt.

Loos Bar

1010 Wien, Kärntner Durchgang 10 Telefon 01/512 32 83 Donnerstag–Samstag 12 bis 5 Uhr Sonntag–Mittwoch 12 bis 4 Uhr www.loosbar.at

HIER TRAF MAN zum Beispiel Curd Jürgens oder Helmut Qualtinger, genauso wie die Kabarett-Legende Ernst Waldbrunn oder den „Heimatfilm- Regisseur“ Franz Antel. Aber auch Stars wie Mick Jagger, Angelina Jolie und Brad Pitt bis hin zu Designer Helmut Lang und Hollywood-Produzent Quentin Tarantino: Sie alle zieht es in das von Adolf Loos Anfang des 20. Jahrhunderts konzipierte Lokal. Die Inspiration dafür holte sich der Mitbegründer der architektonischen Moderne wohl in den Vereinigten Staaten, wo Loos nach Abbruch seines Studiums gelebt und gearbeitet hatte.

Kunst im Keller

Obwohl die Leute bei der Eröffnung der American Bar 1908 etwas zu sehen bekamen, das sie so noch nicht kannten, waren sie alle begeistert. Selbst so eingefleischte Kaffeehausfans wie Peter Altenberg waren spontan fasziniert von dem modernen Lokal. Denn: Die Loos Bar war alles. Treffpunkt der feinen Gesellschaft und bald nach Kriegsende auch das Zuhause des bekannten „Art Clubs“. Dieser etablierte sich nämlich im Keller der Bar, dem so genannten „Strohkoffer“. Er diente als Zuhause für Künstler wie Hundertwasser, Gulda, Zawinul, Wotruba, Jean Cocteau bis hin zu Friedrich Torberg, erzählt Kurt Bender.

Rettung vor dem Ende

Der Gastronom Bender „rettete“ das Lokal 1995 knapp vor dem nachhaltigen Abstieg ins Rotlichtmilieu. Gemeinsam mit Marianne Kohn erfanden sie das Lokal wieder neu. Dem unermüdlichen Engagement der Retter ist es zu verdanken, dass man auch heute noch in der American Bar bei Martini-Cocktail & Co den Geist von Adolf Loos tanken kann. Bei bräunlich warmem Schummerlicht wird man, wenn auch nur für ein „Plauderstündchen“, aus dem tristen Stadtalltag katapultiert. Da macht es auch überhaupt nichts, wenn zwischendurch ein paar neugierige Touristenaugen staunend das Lokal erforschen. Die Loos Bar ist nämlich in der Welt weitaus bekannter als in Wien selbst und galt schon vor über hundert Jahren als „modern“. ///