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Kultur

Schätze des Burgund

Die Städte des Burgund sind kulturhistorisch sehr bedeutend. Gut also, dass Besucher neuerdings Gelegenheit haben, die Schätze von Dijon, Auxerre, Nevers, Mâcon, Sens oder Avallon auf eigene Faust neu zu entdecken. Hierzu dient ihnen ein System aus bronzenen Pfeile im Straßenpflaster. Allein in Mâcon existieren 550 solcher Markierungen, die auf architektonische, literarische, gastronomische oder historische Schätze weisen. Bei der Orientierung sind Besucher nicht nur auf sich selbst angewiesen; sie können sich sich mithilfe einer App oder eines Audioführers in den Städten des Burgund umsehen und diesen auf diese Weise neue Reize abgewinnen. bourgogne-tourisme.com

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Kulturtipps

VON RALF JOHNEN

Jubiläumsschallplatte

Schon seit langen Jahren macht sich das Label Le Pop um den französischen Chanson der Gegenwart verdient. Immer wieder haben die Kölner auf das Medium eines Samplers zurückgegriffen, um das deutschen Publikum mit Talenten bekannt zu machen. Seit Kurzen nun liegt das zehnte Werk dieser Reihe vor, das schlicht „Le Pop 10“ betitelt ist. Selbst Kenner werden darauf nicht viele bekannte Namen entdecken, denn die Macher haben es zu ihrer Maxime erklärt, die Fans mit 16 vielversprechenden Künstlern zu erfreuen. Von Emma Peters bis Elisa Erka teilen die bewährt geschmackssicher kuratierten Songs nicht nur ihre Frische, sondern auch eine bislang nie dagewesene Vielfältigkeit. „Le Pop 10“ als Doppel-Vinyl, CD und Download Mit der Kapelle von Ronchamp verfügen die südlichen Vogesen über ein Bauwerk von Weltrang. Errichtet hat es Charles-Édouard Jeanneret-Gris, besser bekannt als Le Corbusier. Der Sakralbau mit seinen expressionistischen, organischen Formen ist zwischen 1950 und 1955 entstanden. Seitdem wird er nicht nur zu den bedeutendsten Bauwerken der Moderne gezählt, sondern wurde er mit dem Titel des UNESCOWeltkulturerbes geadelt. Als Baustoff hat sich Le Corbusier für Sichtbeton entschieden. Das auf Französisch als „béton brut“ bezeichnete Material hat mit dem Brutalismus eine eigene Formensprache ausgeprägt, die eine große Anhängerschaft besitzt. Das Material allerdings gilt als witterungsanfällig. Aus diesem Grunde wird der Sakralbau nun bis voraussichtlich 2024 restauriert. Insgesamt 2,3 Millionen Euro stehen für die Instandsetzung von Innenwänden und Fassaden zur Verfügung. In gut 18 Monaten soll der skulpturale Bau dann wieder in ganzer Pracht zur Verfügung stehen. Auch bis dahin müssen Architekturfans nicht auf die Besichtigung verzichten: Führungen bleiben möglich, zu ausgesuchten Anlässen sogar auf Deutsch. massif-des-vosges.fr

Pflege des Brutalismus

Maria träumt im Kino

Die Pariser Académie des Beaux-Arts ist eine wunderbare farbenfrohe Kulisse für diese warmherzige Feelgood-Komödie über Sehnsüchte, geheime Leidenschaften und neue Anfänge mit Karin Viard („Verstehen sie die Béliers?“) in der Hauptrolle. Maria muss beruflich neu starten, denn die alte Dame, deren Haushalt sie geführt hat, ist verstorben und so fängt sie an als Reinigungskraft in der Kunstakademie. Dort stößt sie auf weltoffene Studenten, kreative Kunstprojekte und auf den eigenwilligen Hausmeister Hubert, der heimlich im Büro an seinem Hüftschwung arbeitet. Gespickt mit freundlichen Seitenhieben auf die Kunstwelt und schönen Bildern von der Académie des Beaux-Arts entdeckt Maria ganz neue Seiten an sich - und Hubert. Maria träumt, Regie: Lauriane Escaffre, Yvonnick Muller ab 19. Januar 2023 im Kino

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Monet und die Sonne

Mit der Darstellung von Sonne und Licht befasst sich eine groß angelegte Ausstellung im Potsdamer Museum Barberini. Ausgangspunkt der Schau ist Claude Monets Meisterwerk Impression, Sonnenaufgang, das der Maler vor 150 Jahren geschaffen hat. Normalerweise ist die, um die Sprache der Fotografie zu bemühen, nur sparsam illuminierte und auf verhuschte Weise dargestellte Szene im Pariser Musée Marmottan Monet zu sehen. In Potsdam steht das Bild im Mittelpunkt von 80 weiteren Exponaten, darunter Werke von Peter Paul Rubens, William Turner, Caspar David Friedrich und Sonja Delaunay. Auf diese Weise bietet die Ausstellung, die anschließend noch bis Ende 2023 in Paris zu sehen ist, einen Überblick über die Abbildung von Sonne und Licht von der Antike bis in die Gegenwart. „Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst“, 23. Februar bis 11. Juni 2023, Museum Barberini Potsdam David Hockney gehört zu den originellsten Künstlern der Gegenwart. Immer wieder hat sich der 1937 geboren Brite in seinem umfassenden Oeuvre auch charakteristischer Landschaften angenommen - nicht zuletzt der Yorkshire Dales in seiner britischen Heimat. In fortgeschrittenem Alter hat der Maler 2019 die Normandie aufgesucht, wo er sich sofort vom berühmten Wandteppich von Bayeux begeistert zeigte. In der Folge beschloss Hockney, seine eigene Interpretation von einem großformatigen Wandgemälde zu erstellen. Dabei herausgekommen ist ein 90 Meter langer Fries, der die

Mit David Hockney in der Normandie

Ankunft des Frühlings in der charakteristischen normannischen Landschaft feiert. Zu sehen ist neben den fruchtbaren Feldern, den Baumreihen sowie den typischen lang gestreckten Fachwerkhäusern immer wieder auch das unverwechselbare Licht. Bei der Arbeit übrigens hat Hockney ganz modern auf einen Pinsel verzichtet. Stattdessen hat er seinen normannischen Wandteppich mithilfe eines iPads angefertigt. „A Year in Normandie“, David Hockney, Musée de la Tapisserie de Bayeux bis 23. April 2023, bayeuxmuseum.com

Wiedervereinigung

Keiner von ihnen hatte eine künstlerische Ausbidlung: André Bauchant, Camille Bombois (rechts sein Bild Femme nue assise, 1930), Séraphine Louis, Henri Rousseau und Louis Vivin. Dennoch konnten sie sich in der Pariser Kunstszene des frühen 20. Jh. durchsetzen, wobei ihr Kontakt zum deutschen Kunsthändler Wilhelm Uhde entscheidend war. Mit seiner Ausstellung „Die Maler des Heiligen Herzens“ hatte Uhde 1928 die Werke der Autodidakten vereint. Die Museen Böttcherstraße in Bremen feiern ihre Wiedervereinigung mit einer Sonderausstellung. Die Maler des Heiligen Herzens, Museen Böttcherstraße, Bremen, bis 12. März 2023, museen-boettcherstrasse.de

Kulturtipps

Der Norden in Paris

Im frühen 20. Jh. sind gleich mehrere Künstler aus Schleswig-Holstein ins ferne Paris gezogen, um dort an den neuesten künstlerischen Entwicklungen teilzuhaben. Unter anderen Emil Nolde, Käte Lassen, Jacob Alberts, Ernst Barlach und Hans Christiansen ließen sich zwischen dem Louvre und den vielen belebten Boulevards treiben, um sich von den verschiedenen Spielarten des Impressionismus inspirieren zu lassen. Eine Auswahl ihrer seinerzeit entstandenen Arbeiten zeigt nun in einer sehenswerten Schau der Museumsberg Flensburg. Unser Bild zeigt die von Rodin beeinfl usste Skulptur „Die Froschprinzessin“ (1906) von Anna Magnussen-Petersen. Paris! - Schleswig-holsteinische Künstlerinnen und Künstler in der Welthauptstadt der Kunst, bis 23. April 2023, Museumsberg Flensburg, Hans-Christiansen-Haus, museumsberg-fl ensburg.de

Fabrice Hyber

Mit einer groß angelegten Schau würdigt die Pariser Fondation Cartier den französischen Gegenwartskünstler Fabrice Hyber. Das stets betont avantgardistische Ausstellungshaus zeigt rund 60 großformatige Gemälde des 1961 in der Vendée zur Welt gekommenen Hyber. Charakteristisch für seine Arbeiten sind ihr lebendiger, stets etwas unvollendet aussehender Stil. Nicht selten dienen ihm Landschaften und Straßenszenen als Motive, die er während seiner Jugend auf dem elterlichen Bauernhof im Westen Frankreichs absorbiert hat. 15 Exponate hat Hyber eigens für die Pariser Monografi e angefertigt. Mit ihrer Hilfe führt er Besucher in sogenannte Klassenräume, in denen er seine Gedankengänge zur Entfaltung bringt. Immer wieder wird dabei deutlich, dass sich der Künstler keineswegs auf die Kunst zurückzieht. Vielmehr zeichnet Hyber für ein Werk verantwortlich, dass sich auch immer Exkurse in andere Disziplinen gestattet. So fi nden sich in seinen Arbeiten auch Einfl üsse aus Mathematik, Neurowissenschaften, Wirtschaftsleben, Geschichte und Astrophysik wieder. The Valley,Fabrice Hyber, Fondation Cartier, Paris bis 30. April 2023 fondationcartier.com