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Babylon – Rausch der Ekstase
from filMS 1/2023
Sündiges Hollywood Babylon – Rausch der Ekstase
——–—— ab 19.1. im Cineplex | Wein-Preview: Mi 18.1. um 19.30 Uhr im Schloßtheater | OmU-Vorstellungen im Schloßtheater
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Das ursprüngliche Babylon war ein vorderasiatisches Machtzentrum des Altertums, dem man besondere Hybris und Gottlosigkeit (dieser anmaßende Turmbau!) sowie hemmungslose Lasterhaftigkeit nachsagte, woraus sich der sinnbildliche Begriff „Sündenbabel“ für einen Ort der Exzesse entwickelte. In den späten 20er und frühen 30er Jahren des 20. Jahrhunderts gab es zwei soziokulturelle Sündenbabels: das europäische im Berlin der Vor-Nazizeit (siehe die gleichnamige deutsche TV-Serie), und das amerikanische im Hollywood des Jazz Age. Regisseur Damien Chazelle, der bereits mit La La Land ein denkwürdig-eigenwilliges Porträt des heutigen Los Angeles geschaffen hat, widmet sich nun in einem klassischen Epos der US-Filmmetropole, als sie kinomäßig zum Nabel der Welt aufstieg und sich den Namen „Hollywood Babylon“ redlich verdiente. Brad Pitt findet offenbar zunehmend Gefallen an der Rolle eines alkoholisierten Hollywood-Veteranen, hier spielt er sie nach Once upon a Time in … Hollywood schon zum zweite Mal, und Margot Robbie, die ebenfalls in Tarantinos Traumfabrik-Märchen mitgespielt hat, ist wieder zusammen mit ihm zu sehen, als Verkörperung der zügellosen Ausschweifung. Nominiert für 5 Golden Globes!
Ende der 20er Jahre kommt der Mexikaner Manny Torres nach Hollywood, um im Filmgeschäft Karriere zu machen. Er durchstreift das glitzernde Wunderland zuerst wie ein staunendes Kind, findet dann einen Job als Produktionsassistent und erlebt die amerikanische Filmmetropole in einer Phase des massiven Umbruchs, denn der Übergang vom Stumm- zum Tonfilm bedeutet nicht nur eine technische Revolution, es werden dabei auch alte Karrieren zerstört und neue Stars aus dem Nichts geboren. Da Kalifornien generell und Hollywood speziell damals so etwas wie der Wilde Westen sind, wo weit weg vom Schuss der puritanischen Kreise der Ostküste eigene Gesetze und Moralvorstellungen gelten (oder auch gar keine), erlebt das Filmgeschäft eine Phase weitgehend uneingeschränkter Freizügigkeit, die sich sowohl in den mutigen und frechen Filmen als auch im Lebenswandel der Hollywood-Society manifestiert – das übermütige Motto lautet: „Anything Goes!“ Manny bekommt es im Rahmen seiner Aufgaben auch mit Jack Conrad zu tun, dem größten Star der Stummfilm-Ära, jetzt aber immer häufiger sinnlos betrunken als nüchtern und von seiner sich abzeichnenden Karriere-Götterdämmerung bedroht. Und da ist Nellie LaRoy, eine über alle Maßen ehrgeizige junge Frau mit falschem Namen, von ganz unten, die unter Einsatz aller erdenklichen Mittel Karriere machen und ein Leben in permanenter Ekstase führen will. Und die dafür bereit ist, sogar über Leichen zu gehen …

Babylon — USA 2022 — Regie und Drehbuch: Damien Chazelle — Kamera: Linus Sandgren — Musik: Justin Hurwitz • Mit Margot Robbie (Nellie LaRoy), Brad Pitt (Jack Conrad), Diego Calva (Manny Torres), Tobey Maguire (James McKay), Max Minghella (Irving Thalberg), Jean Smart (Elinor St. John), Jovan Adepo (Sidney Palmer), Olivia Wilde (Ina Conrad), Eric Roberts (Robert Roy), Katherine Waterston (Ruth Arzner) u. a. — 188 Minuten