9 minute read

47 47 47 EIN SOHN DES TALS EIN SOHN DES TALS EIN SOHN DES TALS EIN SOHN DES TALS

EIN SOHN DES TALS

Advertisement

MATHIAS SCHMID IST EIN MEISTER DER GEBIRGSDARSTELLUNG. GENERELL IST DER EINFLUSS SEINER UMGEBUNG IN JEDEM SEINER BILDER FAST DURCHGEHEND SPÜRBAR. IN SEINEN MALEREIEN SCHEINT DIE ZEIT STEHEN GEBLIEBEN ZU SEIN. EIN PORTRÄT.

MATHIAS SCHMID IS A MASTER OF MOUNTAIN ILLUSTRATION.THE INFLUENCE OF HIS SURROUNDINGS IS ALMOST ALWAYSNOTICEABLE IN HIS PAINTINGS. TIME SEEMS TO HAVE STOOD STILL IN HIS WORKS. A PORTRAIT OF THE ARTIST.

A SON OF THE VALLEY

Die „Besteigung des Piz Buin in der Silvretta“ aus dem Jahr 1866 gilt als eines der Hauptwerke Mathias Schmids. Die zweite Besteigung des Piz Buin unternahm der Vorarlberger J. A. Ritter von Tschavoll, der mit den Führern Franz Pöll und Christan Zudrell aus Schruns am 23. August 1866 den Gipfel erreichte. Diese Besteigung wurde von Schmid im Auftrag Tschavolls in einem Gemälde festgehalten. Dieses zählt zu den ersten Werken mit fast naturgetreuer Wiedergabe der Silvretta-Hochgebirgsnatur.

The „Besteigung des Piz Buin in der Silvretta“ (Ascent of Piz Buin in the Silvretta) from 1866 is considered one of Mathias Schmid‘s major works. The second ascent of the Piz Buin was made by the Vorarlberger J. A. Ritter von Tschavoll, who reached the summit with the guides Franz Pöll and Christan Zudrell from Schruns on 23 August 1866. Schmid was commissioned by Tschavoll to paint a painting of this ascent. This is one of the first works with an almost lifelike rendering of the high mountains and nature of the Silvretta.

Liebespaar im Paznaun, um 1890. Im

Hintergrund Langesthei. Liebespaar in Paznaun (Lovers in Paznaun), around 1890. Langesthei in the background.

Mathias Schmid kam am de, war ihm selbst klar, dass er Maler wer14. November 1835 als den wollte. Sein Vater Johann Schmid, ein sechstes von acht Kin- vergleichsweise wohlhabender Bauer, unterdern in der Paznau- stützte den Wunsch und schickte den Buner Gemeinde See zur ben in die Lehre zu einem „Tuifelemaler“ Welt. Es war zu die- in Tarrenz, dem Fassmaler und Vergolder ser Zeit ganz und gar unwahrscheinlich, Gottlieb Egger. Schmid bewährte sich auch dass ein Bauernsohn internationale Karriere dort. Als er 18 wurde, erfüllte sich Mathias als Künstler machen würde. Aber Mathias seinen größten Wunsch: Er ging nach MünSchmid war die große Ausnahme von die- chen an die Akademie, die zu dieser Zeit eiser Regel. Schon in der Volksschule fiel auf, ne der führenden europäischen Kunsthochdass er gut zeichnen konnte. Als er 15 wur- schulen war. Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0512/290088). Pressespiegel Seite 49 von 91

Die Karrenzieher, 1872. Das Bild gilt als Mathias Schmids Hauptwerk und wurde auf der Weltausstellung in Wien im Jahr 1873 und in

Paris 1878 ausgestellt. Der Karrenzieher (Hauling the Cart), 1872. The painting is regarded as Mathias Schmid‘s most important work and was exhibited at the World Exhibition in Vienna in 1873 and in Paris in 1878.

Seine erste Rückkehr ins Paznaun, zwei Jahre nachdem der Vater gestorben war, wurde von einem Missverständnis überschattet. So hatte die Gemeinde See bei Schmid drei Altarbilder bestellt. Als dieser die Bilder brachte, stellte sich heraus, dass der Pfarrer das Geld schon anderweitig verfügt hatte. Schmid war empört – und legte sich mit der Geistlichkeit an. Der Streit war ein wesentlicher Grund dafür, dass der Maler für lange Zeit als „Unchrist“ bezeichnet wurde, „den die Stadt verdorben hat“.

DER TIROLER MEISTERMALER MATHIAS SCHMID STAMMT AUS SEE IM PAZNAUN. IN ISCHGL GIBT EIN KLEINES, FEINES MUSEUM AUSKUNFT ÜBER DEN GROSSEN SOHN DER TALSCHAFT, DER SEINE HEIMAT IN EWIGEN BILDERN FÜR DIE NACHKOMMENDEN FESTGEHALTEN HAT.“

THE TYROLEAN MASTER PAINTER MATHIAS SCHMID CAME FROM SEE IM PAZNAUN. A SMALL BUT INTERESTING MUSEUM IN ISCHGL PROVIDES INFORMATION ABOUT THIS GREAT SON OF THE VALLEY, WHO CAPTURED HIS HOMELAND IN LASTING IMAGES FOR THOSE WHO FOLLOWED. “

Schmid ging nach Innsbruck und begann ne- er zu einem regelrechten „Schlössel“ ausben weiteren Aufträgen der Geistlichkeit vor baute, wo er Antiquitäten und Volkskunst allem in dem Genre zu malen, das er später aus Tirol hortete. Mathias Schmid wurde prägen sollte: volkstümliche Illustrationen 87 Jahre alt. – und genaue Darstellungen dessen, wie die

Menschen zu ihrer Zeit lebten. Er zog nach

Salzburg und heiratete, übersiedelte mit der ganzen Familie weiter nach München und MATHIAS SCHMID WAS BORN vertiefte sich immer mehr in die Darstellung ON 14 NOVEMBER 1835 AS THE des Tiroler Volks- und Bauernlebens. Aber SIXTH OF EIGHT CHILDREN IN THE

Schmid begnügte sich nicht mit der detail- PAZNAUN PARISH OF SEE. IN THOSE genauen Protokollierung der bäuerlichen Ge- DAYS IT WAS UNTHINKABLE THAT sellschaft. Er entpuppte sich als entschie- A FARMER’S SON WOULD HAVE dener Sozialkritiker und nahm dabei gern AN INTERNATIONAL CAREER AS auch die Geistlichkeit aufs Korn. Mit sei- AN ARTIST. BUT MATHIAS SCHMID nen Freunden und Kollegen Alois Gabl und WAS THE GREAT EXCEPTION TO

Franz von Defregger – zusammen bildeten THIS RULE. HIS SKILL AT DRAWING die drei Maler „Das Tiroler Kleeblatt“ – reis- WAS ALREADY NOTICEABLE te Schmid durchs Land und hielt in seinen IN ELEMENTARY SCHOOL. BY

Skizzenbüchern vieles fest, was ihm bemer- THE TIME HE WAS 15 HE KNEW kenswert schien, unter anderem auch die An- THAT HE WANTED TO BECOME fänge des Alpinismus. A PAINTER. HIS FATHER JOHANN SCHMID, A COMPARATIVELY

Eines seiner Hauptwerke aus diesem Genre WEALTHY FARMER, SUPPORTED ist das aus dem Jahr 1866 stammende Ge- HIS WISH AND SENT THE BOY mälde „Besteigung des Piz Buin in der Silv- TO AN APPRENTICESHIP TO THE retta“, das Schmid 1866 für seinen Gönner PAINTER AND GILDER GOTTLIEB

J. A. Ritter von Tschavoll anfertigte. Mit dem EGGER AS A “TUIFELEMALER” IN prächtigen, sehnsuchtsvollen Ölbild wurde TARRENZ. SCHMID ALSO PROVED er, ob freiwillig oder unfreiwillig, zu einem HIMSELF THERE. WHEN HE

Pionier der alpinen Tourismuswerbung. TURNED 18, MATHIAS FULFILLED HIS GREATEST WISH: HE WENT

Seinen Lebensmittelpunkt behielt Schmid, TO THE ACADEMY IN MUNICH, dessen künstlerischer Erfolg sich inzwischen WHICH AT THAT TIME WAS ONE auch wirtschaftlich bezahlt gemacht mach- OF THE LEADING EUROPEAN ART te, in München. Er baute eine Villa, die Zum eigenen Gebrauch nach §42a UrhG. ACADEMIES. Anfragen zum Inhalt und zu Nutzungsrechten bitte an den Verlag (Tel: 0512/290088). Pressespiegel Seite 50 von 91 MATHIASSCHMIDMUSEUM, ISCHGL Um das Andenken an Mathias Schmid in seiner Paznauner Heimat besonders besorgt zeigte sich mehr als ein halbes Jahrhundert nach Schmids Tod der Ischgler Alt-Bürgermeister Erwin Cimarolli: „Ich war von den Paznauner Werken Schmids fasziniert und fand es nicht richtig, dass es in seiner Heimat keine Erinnerungsstätte für Schmid gab.“Cimarolli begann selbst Bilder und Devotionalien von Mathias Schmid zu sammeln, bis er im Jahr 1999 das private, im „Chalet Cima“ untergebrachte „Mathias-Schmid-Museum“ eröffnete. Zu sehen sind die original MathiasSchmid-Stube aus dem Jahr 1851, Gemälde, Zeichnungen, Skizzenbücher, Dokumente, Erinnerungsstücke, Volkskunst, kulturhistorische und künstlerische Kostbarkeiten aus dem Paznaun. Das Museum ist nach Vereinbarung unter 0664/3579174 zu besichtigen. Erwin Cimarolli bietet auch Führungen an.

Mathias-Schmid-Museum, Ischgl.

More than half a century after Schmid’s death, the former mayor of Ischgl, Erwin Cimarolli, expressed particular concern about the memory of Mathias Schmid in his home town of Paznaun: “I was fascinated by Schmid’s works from Paznaun and did not think it right that there was no memorial to Schmid where he came from.” Cimarolli began to collect pictures and devotional objects by Mathias Schmid himself, until he opened the private “Mathias Schmid Museum” in 1999, housed in the “Chalet Cima”. On display are the original Mathias Schmidt Stube from 1851, paintings, drawings, sketchbooks, documents, memorabilia, folk art, as well as cultural, historical and artistic treasures from the Paznaun. The museum can be visited by appointment on 0664/3579174. Erwin Cimarolli also offers guided tours.

Der Gang zur Wallfahrt, 1886.

Der Gang zur Wallfahrt (The Pilgrimage Walk), 1886.

His first return to Paznaun, two years after his father had died, was overshadowed by a misunderstanding. The parish of See had ordered three altarpieces from Schmid. When Schmid brought the paintings, it turned out that the priest had already disposed of the money elsewhere. Schmid was outraged - and took on the clergy. The dispute was a major reason why the painter was described for a long time as “un-Christian”, “whom the town has corrupted”.

Schmid went to Innsbruck and, along with other commissions from the clergy, began to paint in the genre that he would later shape: folk illustrations and precise images of how people lived in those days. He moved to Salzburg and married, moved on to Munich with his family and became more and more absorbed in the depiction of Tyrolean folk and peasant life. But Schmid was not content with the detailed recording of peasant society. He turned out to be a determined social critic and was also keen to take a close look at the clergy. Schmid travelled the country with his friends and colleagues Alois Gabl and Franz von Defregger – together the three painters formed “Das Tiroler Kleeblatt” – and recorded many things that seemed remarkable to him in his sketchbooks, including the beginnings of alpinism.

One of his main works of this genre is the painting “Besteigung des Piz Buin in der Silvretta” (Ascent of Piz Buin in the Silvretta), which Schmid painted in 1866 for his patron J.A. Ritter von Tschavoll. He became, whether voluntarily or involuntarily, a pioneer of Alpine tourism publicity with this magnificent, wistful oil painting.

Schmid, whose artistic success had meanwhile also paid off economically, kept life centred around Munich. He built a villa, which he converted into a proper “Schlössel”, where he hoarded antiques and folk art from Tyrol. Mathias Schmid reached the age of 87.

DIESER BEITRAG stammt aus dem Trisanna-Magazin, das mit dem vorzeitigen Ende der Saison 2019/2020 leider eingestellt wurde. In fünf Jahren hat die Redaktion mit 1.371 Beiträgen einen Einblick ins Paznaun gegeben, Hintergründe verständlich gemacht und vor allem die Menschen, die dieses außergewöhnliche Tal prägen, vor den Vorhang gebeten. Sämtliche Beiträge sind jedoch noch unter www.trisanna-magazin.at abrufbar. Unbedingt reinklicken! This article is from the Trisanna magazine, which was unfortunately discontinued at the early end of the 2019/2020 season. The editorial team provided an insight into the Paznaun with 1,371 contributions over five years, made background information understandable and above all asked the people who shape this extraordinary valley to step onto the stage. However, all contributions are still available at www.trisannamagazin.at. Be sure to visit!