3 minute read

„WIR SCHAFFEN PRIVATE WOHLFÜHLPLÄTZE.“

Wie ist die Idee zu Balcosy entstanden?

Ich bin während der Pandemie im ersten Lockdown am Fensterbrett gesessen und wollte raus. Ich hatte keine Freifläche in meiner Linzer Altbauwohnung zur Verfügung und habe mir kurzerhand ein primitives Holzbrett und eine Absturzsicherung gebaut. Danach habe ich meine Idee über Zoom meinen Freunden gezeigt. Die Grundidee ist sehr gut angekommen. Dann habe ich mir angeschaut „Wem geht es so wie mir?

Wer möchte drinnen und draußen verbinden?“ Und das trifft auf gar nicht so wenige Menschen zu. In Wien beispielsweise haben

44 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zu Außenflächen. Da habe ich erstmals das große Potenzial erkannt. Ich bin in den Baumarkt gegangen und der erste Prototyp war am nächsten Tag realisiert.

Woher kommt die handwerkliche Begabung?

Ich habe die „HTL Holzbau“ absolviert und immer schon gerne gebastelt. Ich mag es, Sachen mit meinen eigenen Händen zu schaffen. Bei Balcosy bin ich relativ schnell draufgekommen, dass die Bautechnik wichtig für das Funktionieren ist und dass Partner

Balcosy ist eine Innovation für alle, die über keinen Balkon oder eine Terrasse verfügen. Die Montage ist in ein- bis eineinhalb Stunden zu erledigen – und auch im Herbst und Winter möglich. balcosy.at mit geeigneter Kompetenz gefragt sind. Ich habe mir einen Tischler gesucht und mit dem Bautechnischen Institut (BTI) in Linz – die maßgeblich für die sicherheitstechnische Abwicklung zuständig sind – zusammengearbeitet.

Wie wichtig ist Freiraum in den eigenen vier Wänden für dich?

Für mich persönlich ist er enorm wichtig, sonst wäre die Idee nie entstanden. Es geht darum, private Wohlfühlplätze zu haben. Balcosy setzt genau an der Brücke zwischen Privatsphäre und öffentlichem Raum an. Es macht was mit Menschen, wenn sie schöne Räumlichkeiten und Wohlfühlecken um sich haben. Daher bin beim Produkt auch extrem dahinter, dass das Design passt.

Passt der Balcosy in jedes Fenster? Wie funktioniert er genau?

Der Balcosy wird innen unter oder neben dem Fenster in seiner Funktion als Tisch mit der Wand verschraubt. Bei geöffnetem Fenster wird er gemeinsam mit der Absturzsicherung um 180 Grad hochgeklappt und schon ist ein Outdoor-Sitzplatz vorhanden. Ist er nicht ausgeklappt, ist Indoor ein Platz mit Weitblick gegeben. Zur Machbarkeit: Seit einigen Wochen gibt es einen BalcosyQuick-Check online. Hier können Interessierte mit drei Fragen schnell herausfinden, ob ein Einbau möglich ist. In 90 Prozent der Fälle klappt es.

Brauche ich eine Bewilligung für den Einbau?

Nein, das war mir ganz wichtig. Balcosy wurde extra von externen Stellen auf diesen Faktor hin begutachtet. Da das Möbelstück nicht über die Baulinie bzw. Fassadenkante hinausragt, ist keine Bewilligung nötig. Eine rückstandslose Entfernung in Mietwohnun- gen oder bei unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden ist jederzeit möglich, wenn es nötig wird. Das ist EU-weit abgecheckt.

Wie nachhaltig ist der innovative Fenstersitz?

Wir haben Balcosy noch nicht in eine CO₂Bilanz gegossen, aber vom Start weg ist in der Produktentwicklung Holz – nicht nur, weil ich Holzmayer heiße – das bestimmende Element. Es schafft gutes Raumklima, ist extrem klasse zu bearbeiten und wächst nach. Wir haben jetzt beispielsweise aus München erste Bestellungen erhalten und fassen für die Lieferung und Montage bewusst mehrere Aufträge zusammen. Wir erstellen angepasste und sinnvolle Lieferrouten. Das kann zwar zu längeren Wartezeiten führen, aber das Verständnis der Kunden ist da, was uns sehr freut.

Wie definiert ihr die Zielgruppe?

90 Prozent unserer Nutzerinnen sind Frauen. Ich denke, weil sie inneneinrichtungstechnisch die Hosen anhaben. Wir verkaufen keine Möbel, sondern Lebensqualität. Frauen sind auch vom Körperbau kleiner, urban lebend und auf Wohnkomfort bedacht. Durch Projektrealisierungen u. a. in Wien, München und Anfragen aus Berlin oder Hamburg sehen wir, dass die Nachfrage vor allem da vorhanden ist, wo das Gebiet dicht besiedelt ist. Altersmäßig liegt unsere Zielgruppe bei 30 bis 60 Jahren. Wir treffen auf Menschen, die „open-minded“ sind. Sie sind offen für

Neues und haben Spaß daran, klassische Grenzen zu sprengen.

Sind zusätzliche Accessoires geplant?

Es haben sich bereits praktische Add-ons entwickelt. In Kooperation mit einer regionalen Wollwerkstatt, fertigen wir Sitzmatten aus Schafwolle-Filz in verschiedensten Farben. Sie sind aus natürlichen Rohstoffen, handgemacht und superwarm. Zudem direkt im Produkt verstaut, was im Alltag sehr praktisch ist. Im Lauf der Zeit hinzugekommen sind ein Getränkehalter und ein Sideboard bzw. Aufstecktisch für ein Buch, das Tablet oder die Tastatur.

Was ist für die Zukunft geplant?

Die Auftragslage ist gut, wir erhalten Anfragen aus ganz Deutschland. Daher sind wir mit der Entwicklung einer versandtauglichen Variante und der Suche nach kompetenten Montagepartnern vor Ort beschäftigt.

Aktion

This article is from: