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Neue Geschäftsleitung: «Gemeinsam können wir viel erreichen
«Gemeinsam können wir viel erreichen.»
Seit dem 12. Oktober besteht die Geschäftsleitung der Caritas Luzern aus Daniel Furrer (Geschäftsleiter), Karin Hunziker (Leiterin Berufliche Integration) und Doris Nienhaus (Leiterin Soziale Integration). Die beiden Neuzugänge Daniel Furrer und Karin Hunziker stellen sich im Interview vor.
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Interview und Bild: Jasmin Metzger
Daniel Furrer, Geschäftsleiter, und Karin Hunziker, Leiterin Berufliche Integration, im Interview.
Hattet ihr vor eurem Antritt bereits Berührungspunkte mit der Caritas?
Daniel Furrer: Witzigerweise erfolgte mein erster Schritt ins Berufsleben bei der Caritas. 1988 absolvierte ich ein Praktikum im Asylzentrum Emmenbrücke. Seither habe ich die Entwicklung der Caritas aus der Ferne mitverfolgt. Als ich vor rund sieben Jahren zum SAH Zentralschweiz wechselte, intensivierte sich natürlich mein Interesse sowie der Austausch mit der Caritas. Karin Hunziker: Die Caritas kenne ich seit vielen Jahren, auch als Leserin des Sozialalmanachs, die regionale Caritas durch meine beruflichen Tätigkeiten. Vor fünf Jahren konnte ich im Rahmen einer Weiterbildung einen Praxistag in der Caritas Luzern mitmachen und habe so den Betrieb an der Grossmatte Ost kennengelernt.
Was hat euch motiviert, diese Aufgabe zu übernehmen?
DF: Die Caritas Luzern ist in der öffentlichen Wahrnehmung in der Zentralschweiz nach wie vor die Nummer eins der sozialen Institutionen, eine Organisation mit Gewicht und Relevanz. Damit lässt sich viel Positives bewirken für Menschen in schwierigen Lebenssi
tuationen. So klischeehaft das vielleicht daherkommt, aber «etwas Gutes tun» ist ein zentraler Grundpfeiler für meine persönliche Motivation. KH: Mein Wunsch war, weiterhin in der Arbeitsintegration tätig zu sein, diese Aufgaben liegen mir auch persönlich am Herzen. Besonders gefällt mir, dass ich mit den Werkstätten und Betrieben wieder nah «am
Puls» bin. Spannend ist auch das breite Wirkungsfeld der Caritas Luzern und ihr damit verbundenes Knowhow. Beides ergibt für mich ein spannendes Arbeitsumfeld.
Welche Stärken und Erfahrungen bringt ihr mit?
DF: Was mir in dieser Position sicher hilft, ist, dass ich auf ein breites Spektrum an Berufs und Lebenserfahrung zurückblicke. Das gibt mir Gelassenheit und eine grundsätzlich positive Lebenseinstellung. KH: Meine Erfahrungen in der Arbeitsintegration, Kenntnisse der Systeme der sozialen Sicherheit und Projektmanagement sind sicher hilfreich für meine Funktion. Ich bin Macherin, Entwicklerin, Vernetzerin aus der Überzeugung, dass wir gemeinsam viel erreichen können.
Was macht euch am meisten Mühe, wenn ihr an Armutsbetroffene in der Zentralschweiz denkt?
DF: Armut wird in unserer reichen Schweiz von vielen Menschen schlicht nicht wahrgenommen. Dabei ist auch in der Zentralschweiz rund jeder zehnte Mitmensch von Armut betroffen. Dass die alleinerziehende Mutter von nebenan oder der Kollege im Fussballverein in relativer Armut leben und sich nicht oder nur sehr beschränkt am gesellschaft lichen Leben beteiligen können, sind sich die meisten Zentralschweizer*innen nicht bewusst. Und gerade deshalb geraten die Rechte dieser Menschen immer wieder unter Druck, und soziale Errungenschaften werden in Frage gestellt. Das darf nicht sein, und gegen dieses «Wegschauen» setzt sich die Caritas Luzern zum Glück ein. KH: Armutsbetroffene haben wenig Lobby und sind wenig sichtbar, weil sie sich oft für ihre Situation schämen. Das macht es als Gesellschaft einfacher, zu schweigen oder das Thema damit abzutun, dass alle erwerbsfähigen Menschen genug verdienen können, «wenn sie dann nur wollen». Beim Thema «Arbeit gegen Armut» wäre es wünschenswert, über Rahmenbedingungen und Voraussetzungen zu diskutieren anhand von Beispielen wie den Klassiker Öffnungszeiten der Läden (=Arbeitszeit) und der Kitas oder neue Arbeitsmodelle zu entwickeln.
Wo kann die Caritas aus eurer Sicht etwas gegen Armut tun?
DF: Die Caritas Luzern leistet bereits vieles, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen. Angebote wie die KulturLegi oder die Sozial und Schuldenberatung sind enorm wichtig. Aber auch unsere Arbeit in der beruflichen Integration und im Bereich Bildung ist zentral. Dabei geht es darum, Menschen zu befähigen, sich nachhaltig aus ihrer prekären Situation zu befreien, und sie zurück in die Mitte unserer Gesellschaft zu holen. Wir haben auch die Aufgabe, Armut öffentlich zu thematisieren und den betroffenen Menschen damit eine Stimme und Lobby zu geben.
Weshalb ist die berufliche Integration im Kampf gegen Armut so wichtig?
DF: Wer Arbeit hat, die notabene auch fair entlöhnt wird, ist einem viel geringeren Armutsrisiko ausgesetzt. Arbeit stellt in unserem Kulturkreis zudem eine wichtige Grundlage für die soziale Integration dar. Insofern ist eine nachhaltige Arbeitsintegration ein zentraler Faktor im Kampf gegen Armut. KH: Die erste Frage beim Kennenlernen ist: «Und was machst du?» Damit ist in der Schweiz immer die Arbeit gemeint und nicht das Hobby. Arbeit ist in unserer Gesellschaft zentral. Erwerbsarbeit verringert Abhängigkeiten, ermöglicht eigenständige Entscheidungen und fördert die gesellschaftliche Teilhabe.
«Arbeit ist in unserer Gesellschaft zentral.»
Was möchtet ihr mit der Caritas Luzern erreichen?
DF: Ich möchte die Stellung der Caritas Luzern als die zentrale Organisation für Menschen in schwierigen Lebenssituationen in der ganzen Zentralschweiz festigen und ausbauen. Dabei spielen Partnerschaften mit privaten Organisationen, den Kantonen, aber insbesondere auch mit der Wirtschaft eine wichtige Rolle. KH: Die berufliche Integration und die Bildung sollen ihre Wichtigkeit behalten, indem die Angebote entsprechend dem Bedarf des Arbeitsmarktes und den Anforderungen an die Arbeitsmarktfähigkeit weiterentwickelt werden. Ein gutes Netzwerk und die Zusammenarbeit mit den entsprechenden Akteuren sind für mich Voraussetzung.