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CAMERATA Salzburg

CAMERATA besteht vollständig aus freien Musikerinnen und Musikern und das Credo ihres Gründers Bernhard Paumgartner ist nach wie vor Inbegriff des gemeinsamen Wirkens:

„Alles geschehe nach sorgfältiger Vorbereitung, vor allem mit hohem stilistischem Bewusstsein und der persönlichen Verantwortung jedes Einzelnen.“

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Diese persönliche Verantwortung jedes Einzelnen gilt auf und hinter der Bühne und ist unbedingte Voraussetzung für das Gelingen des Projekts CAMERATA. Sie erfordert, dass jede und jeder Einzelne sich nach Kräften einbringt und Verantwortung nicht nur für das individuelle Spiel, sondern für das gemeinsame Ganze übernimmt. Daher ist der Satz Paumgartners noch zu ergänzen durch den Zusatz „mit dem Sinn und dem Blick für die Gemeinschaft“. So formen viele individuelle Künstlerpersönlichkeiten ein erstklassiges Ensemble im besten Wortsinn. Nur so lässt sich zudem das Markenzeichen der Camerata umsetzen, Werken bis hin zum romantischen Repertoire in kammermusikalischer Art und Weise ohne Dirigent:in neue Interpretationen zu verleihen. Die Musiker:innen der CAMERATA haben in unserer Struktur viele Möglichkeiten, aktiv Anteil an der Organisation und künstlerischen Planung zu nehmen. Die grundsätzliche künstlerische Ausrichtung wird gemeinsam festgelegt, Programme werden gemeinsam ersonnen, Künstlerinnen und Künstler gemeinsam ausgesucht. Gegenseitiges Feedback und die gegenseitige künstlerische Qualitätssicherung werden aktiv gelebt. Die Musiker:innen werden so selbst zu Kulturunternehmer:innen; ein Umstand, der zur Identifizierung mit „ihrem“ Ensemble beiträgt und sie mit Überzeugung und Courage für ihre eigene Sache auf der Bühne stehen lässt. Das Publikum spürt diesen Unterschied.

So mag es nur auf den ersten Blick überraschen, wenn der große Dirigent Franz WelserMöst auch über die Wiener Philharmoniker schreibt, dass der hohe, der Exzellenz zugrunde liegende Anspruch ihrer Musiker:innen aus seiner Sicht vor allem daher rühre, dass sie als privater, demokratisch geführter Verein organisiert seien. Dazu zähle die künstlerische Selbstbestimmtheit, eine lange Tradition, die sich auf die Mentalität, die Einstellung der einzelnen Musiker:innen und auf ihr Selbstbewusstsein auswirke. Gleiches gilt für die CAMERATA. Nur operiert die CAMERATA vollständig in freier Trägerschaft, wohingegen die Wiener ein zusätzliches Standbein als öffentlich getragenes Orchester der Wiener Staatsoper haben.

Selbstverständlich benötigt auch ein freies Orchester wie die CAMERATA eine verlässliche und finanziell gesicherte Struktur, damit diese qualitätsgebende Unternehmenskultur erhalten und nachhaltig weiterentwickelt werden kann. Unter anderem hieran werden wir im Jubiläumsjahr arbeiten. Die CAMERATA wird in jedem Fall auch weiterhin mit hohem Einsatz und großer persönlicher Verantwortung jedes und jeder Einzelnen auf und hinter der Bühne die Zukunft in die eigenen Hände nehmen. Die Exzellenz bleibt dabei oberstes Ziel. Der Organisation als freies Orchester sei Dank!

Andreas Bräunig

Quellennachweise:

Hartmut Welscher, Landschaft im Stresstest, VAN Magazin, 9. Sept. 2020, https://vanmagazin.de/ mag/ensemblelandschaft/

Mark Clague, Building the American Symphony Orchestra, in: John Spitzer (Hg.), American Orchestras in the Nineteenth Century, Chicago/New York 2012, S. 2452. Martin Rempe, Die deutsche Orchesterlandschaft: Kulturförderung, Interessenorganisation und Arbeitsbedingungen seit 1900, Berlin 2019, S. 8.

Franz WelserMöst, Als ich die Stille fand – ein Plädoyer gegen den Lärm der Welt, 4. Aufl., Wien 2020, S. 94.

DER CAMERATA KLANG IST UNSERE STIMME

Konzertmeister: Gregory Ahss | Giovanni Guzzo Violine: Michaela Girardi* | Yukiko Tezuka* | György Acs Iszo Bajusz | Stephanie Baubin | Annelie Gahl

*Stimmführer:innen

„Die Seele der Kammermusik“ ist das zentrale Element des CAMERATAKlanges. Jeder Musiker und jede Musikerin für sich unterstellt sich dem höheren Ziel und bleibt sich als Individuum trotzdem treu. Jede:r einzelne trägt Verantwortung für die Interpretation, das Volumen, den Rhythmus, die Feinheiten, den Klang. Zusammen verlassen wir die ausgetretenen Wege, gehen Risiken ein, machen keine Kompromisse, vereinen unser Wissen, unsere Erfahrungen, unser Können, unsere Ängste und Hoffnungen und suchen nach dem einen Moment, dem göttlichen Funken, dem magischen Punkt, an dem wir zu einem Klang verschmelzen. Einem Klang, der Solist:in, Chor, Begleitung, Raum, Sinn und Zeit zugleich ist und als eine vereinte Stimme zu unserem Publikum spricht.

Yoshiko Hagiwara | Nanni Malm | Kana Matsui Werner Neugebauer | Gabor Papp | Maria Sawerthal

MUSIK IST UNSERE SPRACHE

Silvia Schweinberger | Dagny WenkWolff | Viola: Iris Juda* Firmian Lermer* | Danka Nikolic | Ágnes Répászky Violoncello: Paolo Bonomini* | Jeremy Findlay | Shane Woodborne Sprache, die einen Sinn hat, ein Ziel, ein Ideal. Sprache, die aus dem Inneren kommt. Sprache, die das Gegenüber wahrnimmt und erreicht, mit einer Aussage, die durch Sensibilität, Empathie, Beharrlichkeit, Leichtigkeit und Kraft kommuniziert wird und die durch ihren Inhalt Bedeutung gewinnt. Die durch ihre Form Wahrheit und Schönheit als Ziel ihr Eigen nennt. Nur dann kann sie Wirkung entfalten, nur dann ist sie echt, nur dann kann sie zu wahrer Kommunikation, zu Dialog werden. Oder wie es unser langjähriger Leiter und größter Inspirator Sándor Végh ausdrückte:

„Suche in deinem Inneren, dann hast du etwas zu sagen!“

Kontrabass: Josef Radauer* | Burgi Pichler* | Christian Junger Flöte: Wally Hase* | Sonja Korak | Oboe: Matthias Bäcker*

MENSCHLICHKEIT UNSER IDEAL

Laura Urbina | Klarinette: Wolfgang Klinser* | Monika Wisthaler Fagott: Frank Forst* | Marco Lugaresi* | Christoph Hipper Horn: Johannes Hinterholzer* | Michael Reifer | Trompete: Kurt Körner* „ … das schöpferische und für die Allgemeinheit bedeutsame Erarbeiten kultureller Werte.“ So definierte Bernhard Paumgartner 1952 die „Mission“ der CAMERATA. Schon der Name „CAMERATA“, in Erinnerung an die CAMERATA Fiorentina, einer Vereinigung aus Musikern, Poeten und Philosophen der Renaissance, die sich dem Ideal der Musik am antiken Vorbild verschrieben hatten, legte den Grundstein für die zutiefst humanistische Ausrichtung unseres Schaffens.

Im Sinne dieses hohen Ideals, beseelt durch die jahrzehntelange Zusammenarbeit mit einigen der größten Künstlerinnen und Künstler der Welt und durch unsere stetige internationale Präsenz immer an die weitreichende Wirkung unseres Schaffens erinnert, sehen wir es als unsere Aufgabe, diesen Anspruch weiterzuführen, weiterzuentwickeln und weiter zu geben. Den Anspruch auf Originalität, die auf Verständnis und Wissen basiert, auf Begegnung, die in Dialog zum Gegenüber tritt, und den Anspruch, Musik auf eine Weise darzustellen, die nachklingt und im Zuhörer Resonanz erzeugt und findet.

Wolfgang Gaisböck* | Pauke: Charlie Fischer* | Schlagwerk: Rizumu Sugishita*

UNSERE KONZERTMEISTER

Gregory Ahss ist seit 2012 bei der CAMERATA Salzburg Konzertmeister, eine Funktion, die er zuvor beim Mahler Chamber Orchestra innehatte und die er derzeit außerdem beim Luzerner Symphonie Orchester und beim Lucerne Festival Orchestra ausfüllt. Gregory Ahss steht als Gastkonzertmeister mit bedeutenden Klangkörpern wie dem London Symphony Orchestra, dem Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestra dell‘ Academia Nazionale di Santa Cecilia in Rom, dem Philharmonia Orchestra, dem Scottish Chamber Orchestra und den Bamberger Symphonikern in Verbindung.

Gregory Ahss erhielt ab dem Alter von fünf Jahren an der Gnessin Musikschule seiner Geburtsstadt Moskau ersten Violinunterricht. Nach der Übersiedelung nach Israel setzte er seine Ausbildung am Israelischen Konservatorium und an der Akademie für Musik in Tel Aviv bei Lena Mazor und Irina Svetlova fort und studierte schließlich in den USA am New England Conservatory of Music in Boston bei Donald Weilerstein. Noch als Student gründete er das Tal Piano Trio, mit dem er den ersten Preis des Kammermusikwettbewerbs „Premio Trio di Trieste“ gewann. Weitere Partner des leidenschaftlichen Kammermusikers sind in diesem Metier Natalia Gutmann, Janine Jansen, Vilde Frang, Emmanuel Pahud, Gautier Capuçon, Nicolas Altstaedt, Sabine Meyer, Alexander Melnikov und Fazıl Say.

Sein Solistendebüt feierte Gregory Ahss unter der Leitung von Claudio Abbado mit dem Orchestra Mozart Bologna. Seine Aufnahme von Haydns Sinfonia Concertante mit dem Orchestra Mozart und Abbado wurde mit renommierten Preisen wie dem „ICMA für das beste Solokonzert des Jahres 2015“ ausgezeichnet. Als Solist trat der Geiger des Weiteren mit Dirigenten wie Yannick NézetSéguin, Teodor Currentzis und sowie mit dem Mahler Chamber Orchestra, dem Schwedischen Radiosinfonieorchester und der CAMERATA Salzburg auf.

Gregory Ahss spielt eine Violine von Jean Baptiste Vuillaume von 1870, die ihm die TannbergPrivatstiftung zur Verfügung stellt. Giovanni Guzzo ist seit 2021 Konzertmeister der CAMERATA Salzburg. Der vielseitige Musiker, der als Sohn italienischvenezolanischer Eltern in Venezuela geboren wurde, wird im internationalen Musikleben als Violinsolist, Kammermusiker, Konzertmeister und Dirigent geschätzt. Er konzertierte als Solist etwa mit dem Royal Philharmonic Orchestra, als Kammermusiker mit Joshua Bell, Martha Argerich, Martin Fröst, Miklós Perényi, Daniel Hope, Stephen Hough, Mats Lidstrom und Gerhard Schulz sowie mit dem Maggini und Takács Quartett und als Konzertmeister und musikalischer Leiter mit führenden Orchestern und Kammerorchestern. Der Musiker trat in Musikzentren wie der Wigmore Hall London, dem Lincoln Centre New York, bei den BBC Proms in London, den Salzburger Festspielen und dem Verbier Festival und unter der Leitung von Dirigent:innen wie Sir Simon Rattle, Iván Fischer, Semyon Bychkov, Marin Alsop, Herbert Blomstedt, Reinhard Goebel und Juanjo Mena auf. Seine CDEinspielung der kompletten Solosonaten von Ysaÿe wurde mit fünf Sternen in den Fachzeitschriften „The Strad“ und „BBC Music Magazine“ ausgezeichnet und verdient laut der Zeitung „The Guardian“ eine „besondere Aufmerksamkeit“ unter allen Aufnahmen dieses berühmten Violinzyklus.

Giovanni Guzzo begann seine musikalische Ausbildung im Alter von fünf Jahren am Klavier, mit sechs Jahren kam die Violine hinzu. Als 12Jähriger war Guzzo der jüngste Gewinner des Nationalen ViolinWettbewerbs „Juan Bautista Plaza“ in Venezuela. Gefördert vom französischen Virtuosen Maurice Hasson, erhielt der junge Geiger ein Stipendium zum Studium an der Royal Academy of Music in London, das er mit den höchsten Auszeichnungen abschloss. An derselben Institution unterrichtete er später als jüngster ViolinProfessor in der Geschichte der Akademie.

Giovanni Guzzo spielt eine Violine von Gennaro Gagliano aus dem Jahre 1759. Er musizierte auch auf der weltberühmten „Viotti exBruce“Stradivari, und zwar in einem Konzert für die englische Königsfamilie.

CAMERATA SAISONKONZERTE

SAISONKONZERTE

JUBILÄUMSSAISON

Die Musikerinnen und Musiker der CAMERATA Salzburg wollen mit ihrem treuen Publikum einen runden Geburtstag feiern. Das 1952 von Bernhard Paumgartner als Camerata Academica des Mozarteums Salzburg gegründete Kammerorchester wird 70 Jahre jung. Gefeiert wird künstlerisch nicht nur mit einem ganz besonderen Festkonzert zum Auftakt, sondern in allen der insgesamt sieben Programme umfassenden Saisonkonzerte 2022/23. Großartige Solistinnen und Solisten sind dabei, aus der internationalen Musikwelt und aus den eigenen Reihen des Orchesters. Jener Komponist, der die CAMERATA durch all diese 70 Jahre begleitet hat, der Genius loci Wolfgang Amadeus Mozart, wird ausgiebig mitfeiern. Dazu weitere Komponisten, die der CAMERATA ans Herz gewachsen sind, Haydn, Mendelssohn oder Schumann. Die Musikerinnen und Musiker kreieren aber auch neue Konzertformate und stellen sich spannenden Herausforderungen. Denn bei aller ruhmreichen Vergangenheit, auf die das Orchester zurückschauen kann, und der tief verankerten musikalischen Aufführungstradition gelten die Ausrichtung und das Interesse der aktuellen Musikerinnen und Musiker immer auch einer gedeihlichen Weiterentwicklung und wachen Ausrichtung.

SAISONKONZERT 1

FESTKONZERT | 70 JAHRE CAMERATA SALZBURG

CAMERATA Salzburg Gregory Ahss

Violine & Musikalische Leitung

Giovanni Guzzo

Violine & Musikalische Leitung

FR 11.11.2022 l 19.30 Uhr SO 13.11.2022 l 11.00 Uhr Salzburg, Stiftung Mozarteum, Großer Saal

Programm Vergangenheit Gegenwart Zukunft

Konzerteinführung jeweils 30 Minuten vor Beginn im Wiener Saal „Musik ist Geschehen. Manchmal spielt man Gegenwart, manchmal Vergangenheit, manchmal Zukunft.“

SANDOR VÉGH

Im Festkonzert zum 70JahrJubiläum dreht die CAMERATA den Spieß um: Das Geburtstagskind lässt sich nicht beschenken, sondern überreicht dem Publikum ein klingendes Überraschungspaket. Was genau darin enthalten ist, wird natürlich noch nicht verraten. Aber es wird in diesem Festkonzert nicht nur um die beeindruckende 70jährige Vergangenheit des Orchesters gehen, sondern auch um die Zukunft. Wie mit einem Schulterblick werden die gegenwärtigen Musikerinnen und Musiker der CAMERATA also zurückschauen auf die immer noch in ihnen mitschwingende Geschichte, aber nur der Orchesterkopf dreht sich nach hinten, während der Klangkörper nach vorne ausgerichtet bleibt. Mit dem Festkonzert wird ein ernsthafter Nachdenkprozess gestartet: Was war die CAMERATA, was ist sie, wo will sie hin?

Dabei wird die heutige, von ihren beiden Konzertmeistern Gregory Ahss und Giovanni Guzzo angeführte CAMERATA mit der CAMERATA ihrer einstigen drei prägenden Leiter und Inspiratoren Bernhard Paumgartner, Sándor Végh und Roger Norrington verschmelzen. Dies auch – soviel sei schon angekündigt – auf multimediale Weise. Ebenso gibt die CAMERATA in diesem Festkonzert ein starkes Statement in Hinblick auf eine Erweiterung des Repertoires in den kommenden Jahren ab. Und dies mit dem nach wie vor gültigen Credo Bernhard Paumgartners, dass im Kollektiv jeder und jede Einzelne persönliche Verantwortung für das gesamte Gelingen übernimmt. Das Publikum darf sich auf ein abwechslungsreiches, buntes, unterhaltsames Programm freuen, in dem auch erhebende und feierliche Momente angelegt sind – wie es sich für einen festlichen Anlass gehört: den 70. Geburtstag von einem der ältesten, traditionsreichsten Kammerorchester der Welt mit einem nach wie vor jungen, innovativen und lebendigen musikalischen Geist.

SAISONKONZERT 2

KANTABLER ZAUBER

Sheku KannehMason

Violoncello

CAMERATA Salzburg Gregory Ahss

Violine & Musikalische Leitung

FR 16.12.2022 | 19.30 Uhr SO 18.12.2022 | 11.00 Uhr Salzburg, Stiftung Mozarteum, Großer Saal

Joseph Haydn Symphonie Nr. 27 GDur Hob. l:27

Konzert für Violoncello und Orchester DDur Hob. Vllb:2

Wolfgang Amadeus Mozart Divertimento Nr. 17 DDur KV 334

Konzerteinführung jeweils 30 Minuten vor Beginn im Wiener Saal „CAMERATA’s technical brilliance and musicality have always inspired me and led me forward.”

SIR ROGER NORRINGTON

Mit einem Schlag weltberühmt wurde Sheku KannehMason, als er im Jahr 2018 vor zwei Milliarden TVZusehern bei der in den globalen Medien übertragenen Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle in Schloss Windsor Werke von Mozarts Zeitgenossin Maria Theresia von Paradis, Fauré und Schubert in Bearbeitungen für Violoncello spielte. Oder sang, wie man vielleicht besser sagen sollte, denn es ist ein kantabler Zauber, den der Musiker auf seinem Instrument zu entfachen vermag. Der mittlerweile 22jährige, aus einer Musikerfamilie stammende Brite ist einer der ganz besonderen Shooting Stars des klassischen Musiklebens und zieht die Menschen, wo immer er auf der Welt auftritt, mit seinem sowohl fulminanten als auch betörenden Cellospiel in den Bann. Sein 2018 erschienenes, erstes CDAlbum wurde mehr als 100.000 Mal verkauft.

In Salzburg wird Sheku KannehMason, der Jacqueline du Pré, Mstislav Rostropowitsch und Bob Marley als seine musikalischen „Heroes“ bezeichnet, das zweite von Haydns Cellokonzerten mit der CAMERATA aufführen. Niemand bisher hätte Haydns Klassiker der Cellokonzertliteratur fesselnder gespielt als Sheku KannehMason, waren sich britische Musikkritiker:innen einig. Besonders herausgestrichen wird von seinen Hörer:innen stets das „magische“ piano und die „furchtlose“ Virtuosität des jungen Cellisten.

Als Magie werden langjährige CAMERATAHörer:innen auch in Erinnerung behalten, wie Sándor Végh Mozarts Divertimento DDur KV 334 für Streicher und zwei Hörner mit der CAMERATA aufführte. Der wunderbare einstige Leiter und Inspirator des Kammerorchesters hat den lieblichen und charmanten Charakter des Werkes auf unvergleichlich einfühlsame Weise erfasst. Bis heute schwingt dies mit, wenn die CAMERATA das sechssätzige, umfangreichste Divertimento wieder spielt. Auch die Symphonik Haydns liegt dem Orchester in den Genen, seine Symphonie Nr. 27 eröffnet dieses Programm. Mit dem gesanglichen Siciliano daraus wird die CAMERATA schon auf Sheku KannehMasons Cellospiel vorbereiten.

SILVESTER- & NEUJAHRSKONZERT

FERNSÜCHTIG

CAMERATA Salzburg Giovanni Guzzo

Violine & Musikalische Leitung

SA 31.12.2022 | 18:00 Uhr SO 01.01.2023 | 15:30 Uhr Salzburg, Stiftung Mozarteum, Großer Saal

Wolfgang Amadeus Mozart Ouvertüre zum Singspiel „Bastien und Bastienne“ KV 50

Ottorino Resphigi „Frühling“ aus „Il Trittico Boticelliani“

Maurice Ravel „Tzigane“. Rhapsodie für Violine und Orchester

Igor Strawinsky Ausschnitte aus der Ballettmusik „Apollon musagete“

Gioacchino Rossini Ouverture zur Oper „L‘Italiana in Algeri“

Carl Michael Ziehrer „Sternschnuppen“. Polka schnell op. 510 aus der Operette „Drei Wünsche“

Johann Strauss Sohn Spanischer Marsch op. 443

Pablo de Sarasate „Zigeunerweisen“ op. 20

Franz Lehár „Gold und Silber“. Walzer op. 79 „For me, music making with this fabulous orchestra takes on a complete new meaning: an incredible ensemble of world class artists in which every note is alive and meaningful. This is making our audiences feel us and brings us together in a symbiotic ecosystem where all imaginary barriers separating performer and audiences are completely torn down by the magic of music.“

GIOVANNI GUZZO

Wer kennt es nicht, das Fernweh? Wer hat sie nicht, die Sehnsucht nach der oder dem Liebsten? Nach der Natur? Nach der unbeschwerten Kinderzeit? Nach Freiheit? Ja auch nach Reichtum? Gerade zum Jahreswechsel tauchen in uns vielerlei Wünsche an das neue Jahr auf, deren Erfüllung aber noch in der Ferne liegt. Die CAMERATA wird mit ihrem Programm zu Silvester und Neujahr unsere „Fernsüchte“ nicht nur anklingen lassen, sondern uns dieser Ferne auch näherbringen. Ist es doch eine besondere Eigenschaft von Musik, Sehnsucht nicht nur zu wecken, sondern auch zu stillen.

Also hinein in das weite musikalische Land von Träumen, Wunschbildern, Erinnerungen und Hoffnungen. Da wird Liebessehnen anklingen, wie etwa in der Ouvertüre zu Mozarts Schäferspiel „Bastien und Bastienne“. Oder Fernweh ausgelöst werden wie in Rossinis Ouvertüre zur Oper „Die Italienerin in Algier“, in Johann Strauss‘ „Spanischem Marsch“ und in dessen Bruders Polka mazur „Aus der Ferne“. Josef Strauss komponierte diese Polka während eines Gastspiels im zaristischen St. Petersburg, als ihn Heimweh nach dem fernen Wien plagte. In jedem Winter taucht die Sehnsucht nach dem wärmeren Frühling auf, der von der CAMERATA mit Respighis Tongemälde „La primavera“ aus „Il Trittico Boticelliani“ schon zum Blühen gebracht wird. In eine sehr weite Ferne reicht hingegen die Polka „Sternschnuppen“ aus der Operette „Drei Wünsche“ von Carl Michael Ziehrer. Das Freiheitsstreben bekräftigen Ravels Rhapsodie „Tzigane“ und Sarasates „Zigeunerweisen“ (den jeweils virtuosen Violinsolopart wird CAMERATAKonzertmeister Giovanni Guzzo spielen).

In jenen, deren Kindheit schon ferner zurückliegt, wird die Erinnerung daran mit Bizets Suite „Jeux d’enfants“ wieder aufsteigen. In eine oft unerreichbare Ferne führt die Sehnsucht nach Reichtum, der wenigstens musikalisch in Lehárs Walzer „Gold und Silber“ aufleuchten wird. Und die Musen und ihr Gott Apollo werden, auch wenn sie in einer fernen Mythologie beheimatet sind, mit Musik aus Strawinskys Ballett „Apollon musagete“ ohnehin ganz nahekommen.

SAISONKONZERT 3

CAMERATA PUR

Wally Hase Flöte Matthias Bäcker Oboe

Marco Lugaresi Fagott Johannes Hinterholzer Horn

Michaela Girardi Violine

Iris Juda Viola

Paolo Bonomini Violoncello

Josef Radauer Kontrabass

CAMERATA Salzburg Giovanni Guzzo

Violine & Musikalische Leitung

FR 13.01.2023 l 19.30 Uhr SO 15.01.2023 l 11.00 Uhr Salzburg, Stiftung Mozarteum, Großer Saal

Konzerteinführung jeweils 30 Minuten vor Beginn im Wiener Saal Igor Strawinsky Suite aus dem Ballett „Pulcinella“

Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonia concertante für 4 Blasinstrumente und Orchester EsDur KV 297b

Felix Mendelssohn Bartholdy Symphonie Nr. 4 ADur op. 90 „Italienische“ „Ich habe die ganze Musik stets durch die Brille der Kammermusik gesehen. In jeder Kammermusik lebt die Solostimme – in jedem Solowerk lebt die Kammermusik.“

SANDOR VÉGH

Die CAMERATA in ihrer ganzen Bandbreite ist mit diesem Programm zu erleben: aufgefächert in konzertierende Solostimmen, wechselnd zwischen Soli und Tutti, vereint im kammerorchestralen Kollektiv und als symphonischer Klangkörper. In Igor Strawinskys köstlicher Ballettmusik zur neapolitanischen Commedia dell’arte „I quattro Pulcinella“ changieren Orchester und Solostimmen, sowohl Streicher als auch Bläser, ähnlich wie in einer Sinfonia concertante des 18. Jahrhunderts. Die Instrumente selbst, zum Teil auch solistisch, nehmen in Strawinskys Komposition nach spätbarocken Vorlagen (u. a. von Stücken Pergolesis) förmlich Gestalt als Komödienfiguren an: Camerata commedia!

In einer bis heute nicht sicher Mozart zuzuschreibenden Sinfonia concertante – ein Autograph ist nicht aufgetaucht, nur eine Abschrift der Solostimmen – konzertiert dann ein Bläserquartett der CAMERATA, und zwar in der Besetzung mit Flöte, Oboe, Fagott und Horn – denn für diese vier Instrumente hat Mozart laut einem Brief seine verschollene Sinfonia concertante für die Pariser Concerts spirituels komponiert (die Aufführung mit befreundeten Mannheimer Musikern fiel dann einer Intrige zum Opfer). Die schwierigen und verwirrenden historischen Details zu diesem Werk werden die CAMERATASolist:innen und ihre Orchesterkolleg:innen nicht daran hindern, eine gar nicht verwirrende, sondern klarsichtige, ganz nach Mozart klingende Musik konzertant zu entfalten.

Mit „Pulcinella“ hat die CAMERATA das Konzert in Italien begonnen, mit Mendelssohns Symphonie Nr. 4 kehren die Musiker:innen, von Giovanni Guzzo vom Konzertmeisterpult aus geleitet, auf die südliche Halbinsel zurück, komponierte Mendelssohn dieses Werk doch bekanntermaßen unter dem Eindruck seiner ItalienReise. Im Finale der Symphonie landet die CAMERATA sogar wieder in Neapel. Mendelssohn griff für diesen Satz auf neapolitanische Volksweisen als Vorlage zurück: CAMERATA di saltarella! Auch in dieser Symphonie gibt es zudem so manche solistische Einsätze für CAMERATAMusiker:innen an den Bläserpulten.

SAISONKONZERT 4

HÉLÈNE GRIMAUD

Hélène Grimaud

CAMERATA Salzburg Giovanni Guzzo

Violine & Musikalische Leitung

FR 24.02.2023 | 19.30 Uhr SO 26.02.2023 | 11.00 Uhr Salzburg, Stiftung Mozarteum, Großer Saal

Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester Nr. 20 dMoll KV 466

Symphonie Nr. 39 EsDur KV 543

Robert Schumann Konzert für Klavier und Orchester aMoll op. 54

Konzerteinführung jeweils 30 Minuten vor Beginn im Wiener Saal „Making music with my dear colleagues of the Camerata Salzburg is quite a magical experience. Their superb playing is imbued with so much soul and spirit that it redefines the notion of shared freedom within an emotional journey that every concert can and should be. “

HÉLÈNE GRIMAUD

Das CAMERATAPublikum kann nun live hören, was die französische Pianistin Hélène Grimaud und die CAMERATA im Jahr 2020 bereits für das Label Deutsche Grammophon auf CD eingespielt haben: Mozarts dMollKlavierkonzert, mit den Kadenzen von Beethoven für dieses Konzert. „In den Kadenzen kann man erleben, wie Mozarts exquisites Gespür für das Lyrische durch Beethovens geniale musikalische Ökonomie transformiert wird“, stellt Grimaud fest. Sie sieht „in den brodelnden Kräften, die hinter Mozarts scheinbar natürlicher Gelöstheit stehen, eine permanente, niemals ruhende, quälende Sehnsucht nach Liebe“.

Mit einem Werk der Liebe wird Grimaud Mozarts erstes MollKlavierkonzert bei ihren Auftritten in Salzburg kombinieren: mit Schumanns Klavierkonzert aMoll, das der Komponist seiner Ehefrau, der gefeierten Pianistin Clara Schumann, quasi in die Seele komponierte. Dem romantischen Hauptthema sind die klingenden Töne aus Claras italienischer Form ihres Namens, Chiara, mit der Notenfolge „Chaa“ eingraviert. Mit der Aufführung von Schumanns Klavierkonzert kann nun auch das Salzburger Publikum erleben, womit Grimaud und die CAMERATA auf Tournee Konzertbesucher:innen u. a. in der Hamburger Elbphilharmonie, Paris, Frankfurt, Luxembourg und Modena begeistert haben. Dieses Werk ohne Dirigent aufzuführen ist eine große Herausforderung, aber kein Selbstzweck, sondern es verleiht diesem Konzert durch das kammermusikalische Ensemblespiel eine selten zu hörende Innigkeit. Über das CAMERATAKonzert in der Elbphilharmonie schrieb das „Hamburger Abendblatt“: „Schmelz, klangliche Wärme, Delikatesse im Zeitmaß, gemeinsamer Atem gehören zum Spiel dieses Kollektivs mit einer Selbstverständlichkeit dazu, über die man einfach nur staunen und sich freuen kann.“ Und das Salzburger Publikum kann sich über weitere Konzerte mit Grimaud in Zukunft freuen, denn die CAMERATA arbeitet mit der französischen Ausnahmepianistin an einer längerfristigen Kooperation.

Zwischen den beiden MollKlavierkonzerten mit Grimaud hat die CAMERATA im vierten Saisonkonzert Mozarts „große“ EsDurSymphonie KV 543 angesetzt, diese im warmen Licht dieser Tonart leuchtende Komposition, deren Klang dann auch in den hellen und feierlichen Szenen von Mozarts letzter Wiener Oper „Die Zauberflöte“ weiterschwingt.

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