3 minute read

Winterliche Wildnis im Weltnaturerbe Wattenmeer

Nationalparkverwaltung/LKN.SH, Fotos: Martin Stock /LKN.SH Die Sonne steht tief über dem spiegelblanken Wattenmeer. Eine feine, glitzernde Frostschicht überzieht die schlafenden Salzwiesen. Einsam und verlassen liegt der Deich da. Kilometerlange Ruhe. Es ist Winter im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Winterliche Wildnis

Advertisement

im Weltnaturerbe Wattenmeer

Bei uns gibt es frisches Kraut!

Das ist bio, vegan, aus heimischem Gemüse und regional produziert.

Komm vorbei zum Probieren! Wir haben Mo.-Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr, Sa. und So. von 9.00 bis 13.00 Uhr geöffnet. Nur noch wenige, dick eingepackte Menschen wagen sich hinaus an die Wasserkante, um sich bald wieder hinter beschlagenen Scheiben mit heißem Tee aufzuwärmen. Doch neben dem friedlich schlafenden Gesicht zeigt der Winter im Wattenmeer auch immer wieder seine wilde, raue Seite. Weißschäumende Wellen peitschen dann an den Deich. Starke Sturmböen aus Westen. Sturmflutgefahr.

Die Natur im Nationalpark Wattenmeer kann sich im Winter nicht hinter den Deich verziehen und in der gemütlichen Stube aufwärmen. Sie ist den Wettergewalten und niedrigen Temperaturen ausgesetzt. Echte Wildnis. Bei Stürmen und Sturmfluten durchpflügt das tobende Meer den Wattboden regelrecht. Sandbänke werden umgeschichtet und selbst große Priele verändern ihren Lauf. Während sogenannter Eiswinter erstarrt das Wattenmeer zu einer arktisch anmutenden Eiswüste mit bis zu einen Meter dicken Eisschollen. Damit es so weit kommt, muss es für längere Zeit richtig kalt sein, denn Salzwasser gefriert erst bei -1,9°C und ist durch die tägliche Tide ständig in Bewegung.

Komm vorbei zum Probieren! Wir haben Mo.-Fr. von 9.00 bis 17.00 Uhr, Sa. von 9.00 bis 13.00 Uhr geöffnet. Ab 01.01.2023 montags geschlossen.

Kohlosseum GmbH, Bahnhofstraße 20, 25764 Wesselburen www.kohlosseum.de

So schön und faszinierend diese vereiste Landschaft für uns Menschen aussieht, so fatal kann es für die sesshaften Wattbewohner sein, die nicht im Boden verschwinden oder in tiefere Gewässer schwimmen können. Schwere Eisschollen können ganze Muschelbänke „wegrasieren“. Anderseits kann ein sehr kalter Winter für Miesmuscheln aber auch von Vorteil sein: Es hat sich gezeigt, dass niedrige Temperaturen im Januar und Februar die Miesmuschelfortpflanzung begünstigen. Ein Grund dafür ist, dass viele Feinde der Miesmuschel, wie Seesterne und Strandkrabben, die starke Kälte nicht gut vertragen.

Und was machen die Vögel im Nationalpark Wattenmeer im Winter?

Viele gefiederte Arten fliegen einfach in wärmere Regionen, um dort den Winter zu verbringen. Aber nicht alle: Schneeammern und Sanderlinge kommen sogar extra aus der Arktis in unsere verhältnismäßig warmen Gefilde. Sie sind dann oft in kleinen Trupps an der Wasserkante bei der Nahrungssuche zu beobachten. Unverkennbar sind die kleinen, hellgrauen Sanderlinge, die flinken Schrittes im Spülsaum von Sandstränden herum picken. In milderen, schneefreien Winter kommt es vor, dass Tausende von Weißwangengänsen am Wattenmeer überwintern. Auch die lautstarken Lachmöwen sind im Winter hier anzutreffen, allerdings haben sie sich dann ein „Winterkleid“ angeschafft: Anders als im Sommer haben sie keinen braunen sondern einen weißen Kopf. Auch viele Austernfischer bleiben dem Wattenmeer im Winter treu. Um Energie zu sparen und möglichst wenig Wärme zu verlieren sitzen sie bei starkem Frost in dicht gedrängten Gruppen zusammen und plustern ihr Gefieder auf – und wollen dabei nicht gestört werden. Problemlos kommen Eiderenten mit Kälte und Eis zurecht, da sie auf dem offenen Meer nach Muscheln tauchen können. Ihr Gefieder ölen sie regelmäßig ein, so dass es wind- und wasserdicht bleibt. Die Meeressäuger des Wattenmeeres haben sich im Sommer eine dicke Speckschicht angefuttert, um nicht zu frieren. Seehunde ziehen sich über den Winter in tiefere Teile der Nordsee zurück und sind nicht mehr so häufig auf den küstennahen Sandbänken zu sehen. Unglaublich, aber wahr: Kegelrobben nutzen den tiefsten Winter, um ihren Nachwuchs zu gebären, überwiegend auf der Helgoländer Düne. Die Kegelrobbenbabys werden von ihrem hellen, flauschigen Geburtsfell bestens gewärmt.

All diese Beispiele zeigen: Die Anpassungsfähigkeit der Natur ist beeindruckend. Nicht nur schwankende Temperaturen, auch schwankende Salzgehalte und die täglich wechselnden Wasserstände machen das Wattenmeer zu einem außergewöhnlichen Lebensraum der Extreme. Es ist Mitteleuropas größte Wildnis und das weltgrößte Wattgebiet. Ein Raum, in der Natur noch Natur sein darf. Geschützt als Nationalpark und ausgezeichnet als UNESCO-Weltnaturerbe. Auch im Winter verliert das Wattenmeer nichts von seiner Faszination. Viel Spaß beim Entdecken!

Tipps: Auch im Winter kann man Wattwandern (Wattführungen Seite 37)! Wem es draußen zu kalt wird, der kann den Nationalpark Wattenmeer ganzjährig unter dem warmen Dach des Multimar Wattforums auf 3.125 spannenden Quadratmetern erleben.

Nationalpark-Zentrum

Dithmarscher Straße 6a, 25832 Tönning, www.multimar-wattforum.de

Öffnungszeiten: täglich 10-17 Uhr, 24.12. geschlossen

WEITERE INFOS: www.nationalpark-wattenmeer.de/sh www.weltnaturerbe-wattenmeer.de

MITTEN IN TÖNNING: Schwangere Männer

Das Seepferdchen. Die Männchen tragen den Nachwuchs aus.

Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum Dithmarscher Straße 6a, 25832 Tönning Infotelefon: 04861/96200