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150 Jahre Sägerei Schumacher in Vilters

Im Jahr um 1870, also vor über 150 Jahren, begann unser Urgrossvater bei der alten Mühle am Valeisbach in Vilters Holz zu sägen. Die Anlage bestand aus einem Wasserrad mit Einblattgattersäge sowie einer einfachen Wagenfräse. Rund 60 Jahre später, um 1930, verlagerte unser Grossvater den Betrieb hinunter ins Oberdorf. Dort wurde die Wasserkraft durch eine Druckleitung mit Turbine ausgebaut. Der Betrieb wurde auch später stets den aktuellen Ansprüchen angepasst und erweitert.

Peter Schumacher

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Nach dem Krieg übernahm unser Vater Anton Schumacher nebst der Landwirtschaft auch die Sägerei. Mit einem Vollgatter wurde die Sägeleistung erhöht. Ebenso kam auch ein Turmdrehkran mit Mehrblattkreissäge dazu. Von der Wasserkraft erfolgte schliesslich der Umstieg auf Elektroantrieb. Bereits 1976 erfolgt dann die Gründung der Familien AG A. Schumacher AG. Mit Sohn Armin Schumacher stieg die 4. Generation in das Unternehmen ein. Der Betrieb wurde zusätzlich zum Sägegatter mit einer vertikalen Blockbandsäge und einem Seitenstapler weiter ausgebaut.

Das aktuelle Werk der A. Schumacher AG.

(alle Bilder: zVg. A. Schumacher AG)

Einschnitt von Fichten-Rundholz auf der Blockbandsäge.

Da immer mehr Aufträge zu bewältigen waren und der Betrieb mitten im Dorf Vilters längerfristig gesehen aufgrund von Transport-, Lager- und Produktionsengpässen keine Zukunft hatte, entschieden sich Armin Schumacher und sein Bruder Peter Schumacher, den Standort im Oberdorf aufzugeben und das Werk ausserhalb des Dorfes neu aufzubauen. Nach vielen gesetzlichen Hürden und Verhandlungen konnte nach einem Jahr Bauzeit das neue Werk an der Palmerisstrasse 50 in Vilters im Sommer 1999 in Betrieb genommen werden. Das neue Werk wurde grosszügig konzipiert, was einen rationellen Rundholzeinschnitt ermöglicht. Die bisherigen Maschinen wurden durch eine moderne Blockbandsäge mit Fräserei sowie einer Hackanlage für das Restholz ausgebaut. Später kam eine Holzschnitzelheizung inkl. Holztrocknungskammer neu dazu. Für uns Menschen und die Natur ist eine gesunde Umwelt überlebenswichtig. Darum pflegen wir stets eine gesunde Geschäftsphilosophie mit kurzen Transportwegen und einer regionalen Wertschöpfung unseres Handelns. Die A. Schumacher AG verarbeitet ausschliesslich Schweizer Holz mit Einzugsgebiet Sarganserland, St. Galler Rheintal und dem Kanton Graubünden wie Bündner Herrschaft, Prättigau, Davos und der Region Chur. Pro Tag wird ca. ein Lastenzug vorwiegend Nadelrundholz verarbeitet, was jährlich etwa 5000 fm entspricht. Ca. 5 % davon sind Laubholz, mehrheitlich Eichen und Eschen. Der Betrieb ist HSH zertifiziert Unser Sägewerk hat die Möglichkeit, schnell und individuell auf Kundenwünsche einzugehen. So konnten zum Beispiel für die Stadtverwaltung Chur bereits einige Grossprojekte mit «Churer Holz» realisiert werden.

Lagerung des frisch eingeschnittenen Holzes.

Momentan ist ein grösserer Auftrag für das Schulhaus Haldenstein in Bearbeitung. Förster Toni Jäger hat mit seinen Leuten dafür weit über 100 fm Rundholz eingeschlagen. Dieses wird in der Sägerei Schumacher eingeschnitten, gestapelt und getrocknet, weiterverarbeitet und schliesslich vom Zimmermann für die Dachkonstruktion verwendet. Unsere Spezialität ist der Einschnitt von Lärchenholz, der jährlich ca. 1000 fm beträgt. Das Lärchenholz wird in verschiedenen Ausführungen, ob sägefrisch oder trocken, roh oder gehobelt, vorwiegend für Anwendungen im Aussenbereich verwendet. Eine weitere Spezialität ist das Bergmondholz. Dieses wird an speziellen Wintertagen von Oktober bis Februar bei abnehmendem Mond an ausgesuchten Wuchsgebieten eingeschlagen. Dieses Holz verfügt über besondere qualitative Eigenschaften und wird zu Ein- und Mehrfamilienhäusern weiterverarbeitet. Nicht selten benötigt so ein Bauobjekt zwischen 150 bis 200 fm Bergmond-Rundholz. Auf Wunsch kann die Bauherrschaft bei der Fällung des ersten Baumes vom Holzschlag anwesend sein. Auch kann der Einschnitt im Sägewerk und die Produktion vom Hausbau in der Zimmerei mitverfolgt werden. Somit ist die Verfolgung des neuen Eigenheims von A bis Z gewährleistet. Unsere Jahreseinschnittmenge an Bergmondholz beträgt ca. 500 fm. 2017 startete eine grosse Werbekampagne des Bundes zusammen mit dem Verband Holzindustrie Schweiz unter dem Namen «Tage des Schweizer Holzes», an denen Betriebe rund um die Holzverarbeitung aus der ganzen Schweiz ihre Arbeit der Öffentlichkeit präsentierten. Ziel dieser Werbekampagne war es, die Schweizer Bevölkerung zu sensibilisieren, dass der Rohstoff Holz vor unserer Haustüre vorhanden ist und die Verarbeitung von CH-Holz auch im Inland von Fachleuten durchgeführt werden kann. Somit wird eine Wertschöpfung im Inland gesichert und lange, unnötige Transportwege des verwendeten Baustoffes vermieden. Dazu wird der Schweizer Wald besser genutzt, was wesentlich zu seiner Gesundheit beiträgt. Seither stieg die Nachfrage nach Schweizer Holz stetig an und viele öffentliche Gebäude, aber auch solche von Privatbesitzern werden mit Schweizer Holz realisiert. Dies bringt dem Forst und uns Sägewerken unweigerlich ein grosses Arbeitsvolumen ein und ein längst fälliger Anstieg der Rund- und Schnittholzpreise ist nun Realität geworden. Solche Aufträge ermöglichten es der A. Schumacher AG, stetig in den Betrieb zu investieren. 2017 wurde eine neue CNC gesteuerte 4-Seiten-Hobelmaschine zur Herstellung von Böden und Schalun-

Das kompetente Team der A. Schumacher AG (2. von rechts: Betriebsleiter Peter Schumacher).

gen aller Art angeschafft. Die Hoblerei wird von Mathias Schumacher geleitet. Er ist die 5. Generation und hat die Ausbildung bei der Firma Konrad Keller AG in Unterstammheim absolviert und sich anschliessend zum Technischen Kaufmann weitergebildet. 2020 erfolgte der Kauf eines neuen Elektrostaplers. Durch dieses Fahrzeug können jährlich bis zu 4000 Liter Diesel eingespart und somit auch CO²-Abgase vermieden werden. Um der stetig wachsenden Nachfrage nach trockenem Schnittholz gerecht zu werden, wird zurzeit der Bau einer zweiten Holztrocknungsanlage realisiert. Auch soll noch in diesem Jahr eine Fotovoltaikanlage auf dem grossen Sägedach realisiert werden, um einen Teil des jährlichen Stromverbrauchs selber zu produzieren. Zu unseren Kunden zählen in erster Linie Bauunternehmen, Schreiner- und Zimmereien sowie Fenster- und Fassadenbauer. Natürlich werden auch die Landwirtschaft sowie private Kunden bedient und Lohnaufträge gerne ausgeführt. Das angelieferte Rundholz wird zu Produkten wie Klotzbretter, Fensterkanteln, Bauholz, Parallelbretter und Latten aller Art, roh oder gehobelt, Fassadenschalungen, Terrassenböden, Bodenriemen, Zaunmaterial, aber auch Kisten und Paletten hergestellt. Das Unternehmen beschäftigt zurzeit 6 Mitarbeitende. Die Betriebsleitung erfolgt durch Peter Schumacher, Jahrgang 1965. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist ausgebildeter Säger. An der Technischen Holzfachschule in Biel hat er 1990 den Betriebsleiterkurs absolviert. Von diesem Zeitpunkt an arbeitet er bei der A. Schumacher AG in Vilters.