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Der Mythos lebt

JUBILÄUM:

Line-up in der Reihenfolge des Auftretens

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Freitag: Richie Havens; Sweetwater; Bert Sommer; Tim Hardin; Ravi Shankar; Melanie; Arlo Guthrie; Joan Baez

Samstag: Quill; Country Joe McDonald; Santana; John B. Sebastian; The Keef Hartley Band; The Incredible String Band; Canned Heat; Mountain; Grateful Dead; Creedence Clearwater Revival; Janis Joplin; Sly & The Family Stone; The Who; Jefferson Airplane

Sonntag: Joe Cocker; Country Joe & The Fish; Ten Years After; The Band; Johnny Winter; Blood; Sweat & Tears; Crosby, Stills, Nash (& Young); The Butterfield Blues Band; Sha Na Na; Jimi Hendrix

Bild: © michelangeloop/Shutterstock.com

Der Mythos lebt

3 Days of Love & Music – Woodstock wird 50

Illustration: © An Vino/Shutterstock.com | Text: Klaus-Dieter Müller

1969. Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Mond. Willy Brandt wird Bundeskanzler. Charles de Gaulle erklärt seinen Rücktritt. Der Vietnamkrieg geht ins fünfte Jahr. Die Antikriegsbewegung in den USA gewinnt an Rückhalt. Und die Hippie-Bewegung? Die erreicht ihren Höhepunkt mit einem 400.000 Menschen vereinenden, ein anderes Amerika feiernden Festival. Bei dem eigentlich nichts richtig klappt, das aber dank Love & Peace, Drugs & Music so prächtig funktioniert, dass es nicht nur zur Mutter aller Festivals, sondern auch zu einem Mythos wird: Woodstock.

With a little help Am Anfang sind da nur die zwei 24 und 26 Jahre alten New Yorker Michael Lang und Artie Kornfeld. Im 170 Kilometer entfernten Ort Woodstock, einem Hot Spot für Künstler, wollen sie ein Tonstudio eröffnen und ein Festival organisieren. Da ihnen aber die Kohle fehlt, tun sie sich mit den gleichaltrigen Finanzmanagern Joel Rosenman

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und John P. Roberts zusammen. Aus dem Projekt wird ein dreitägiges Musik- und Kunstfestival, das seinen kommerziellen Charakter nicht verleugnet. Nach zweimaligem Anlauf findet sich mit den nahe der Stadt Bethel gelegenen Weiden des Milchfarmers Max Yasgur ein Festivalgelände, das dem zu erwartenden Hippie-Ansturm gewachsen scheint.

It`s a free concert Das Drei-Tage-Ticket für Woodstock Music & Art Fair presents An Aquarius Exhibition – 3 Days of Peace & Music kostet im Vorverkauf $ 18,-. Knapp 190.000 Tickets werden verkauft. Zwei Wochen vor Beginn kommen die ersten Camper. Am Freitagmorgen sind es 150.000, zu Festivalbeginn mehr als 400.000 Besucher: Die Zufahrtsstraßen sind verstopft, die Zäune niedergetrampelt, die Kassenhäuschen obsolet. „It’s a free concert from now on“, schallt es von der Bühne. Bands wie The Who und Grateful Dead verlangen Vorkasse, Crosby, Stills & Nash werden mit einem Militärhubschrauber

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eingeflogen, andere schaffen es gar nicht bis zum Festival. Zwischen dem 15. und 18. August 1969 spielen in Woodstock – das eigentlich White Lake bei Bethel ist – 32 Bands und Solokünstler. Gewitter und Sonnenschein wechseln sich ab. Das Gelände samt Menschen versinkt im Schlamm. Es gibt nur 600 Dixie-Klos, der Nachschub an Essen und Getränken bricht zusammen, der Landkreis ruft den Notstand aus. Die Army fliegt Verpflegung und zusätzliche Ärzte ein. Alles bleibt friedlich. Als Jimi Hendrix am Montagmorgen zu The Star Spangled Banner, seiner Interpretation der amerikanischen Nationalhymne, anhebt, ist das Festival zu Ende. Der Konzertmitschnitt zu Woodstock wird zum Klassiker. Und an dem Oscar ® -prämierten Dokumentarund Konzertfilm wird es liegen, dass nicht wenige aus der Generation 65plus auch heute noch das starke Gefühl umtreibt, sie wären als aktiver Teil der Love-and-Peace-Kultur irgendwie in Woodstock mit dabei gewesen. Der Mythos lebt.

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