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Das dritte Double ist für YB eigentlich das fünfte…

War dies tatsächlich erst das dritte Double, das YB mit dem jüngsten Cupsieg gegen

Lugano realisiert hat? Ja, wenn man von der sogenannten «Sandoz-Trophäe» spricht, dem aktuellen Cup-Wettbewerb. Nein, wenn man in der Schweizer Fussballgeschichte etwas weiter zurückblättert… In diesem

Fall käme YB jetzt auf fünf Doubles…

Der heutige Schweizer-Cup-Wettbewerb wurde erst im Jahr 1925 eingeführt – lange 27 Jahre nach der YB-Gründung. Doch einen offiziellen nationalen Cup-Wettbewerb gab es schon früher, in den Ur-Zeiten des Schweizer Fussballs. Es war der Anglo-Cup. Der FC Young Boys hat diesen Wettbewerb 1910, 1911 und 1912 dreimal hintereinander als

Sieger beendet – zweimal als Schweizermeister und wurde somit Double-Gewinner. Die Trophäe blieb im Sommer 1912 nach der Triplette im endgültigen YB-Besitz, worauf der Cup-Wettbewerb neun Jahre nicht mehr stattfand. Der Grund: Es fand sich in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten lange niemand mehr, der einen neuen Pokal stiftete…

In seinem Jahresbericht zum Vereinsjahr 1911/12 schrieb der damalige YB-Präsident Dr. H. Schmid u.a. folgendes:

«….Durch fortwährend einlaufende, zahlreiche Matchanfragen erstklassiger Klubs des In- und Auslandes geehrt, können die Y.B. mit Stolz auf ihre sportlichen Erfolge dieses Vereinssjahres zurückblicken, und sie können sich sagen, dass sie sich stetsfort, obwohl es ihnen dieses Jahr nicht gelang, die Siegespalme unter den schweizerischen Fussballvereinen zu erringen, unter die ersten Klubs unseres Vaterlandes zählen dürfen, umso mehr als sie in glänzenden Siegen sich des anderen schweizerischen Wanderbechers, des Anglo-Cup, zum 3. Male und damit endgültig bemächtigt haben. Unsere Stellung in der Fussballwelt, unser wohlerworbenes Renommée ist unerschüttert geblieben, sogerne auch neidische und mit recht engbegrenztem Horizont behaftete Gegner und Konkurrenten den Stern der Y.B. erblassen sehen möchten…».

Ein bemerkenswerter Schlusssatz, den man heutzutage so nicht mehr stehen lassen könnte. Der dokumentiert –ohne explizit Namen zu nennen – die damalige «Rivalität» mit dem FC Bern.

Klein, fein – und sehr alt

Im YB-Museum hat die 120-jährige Anglo-Cup-Trophäe selbstverständlich einen Ehrenplatz: Sie ist ein schmuckes Stück, nicht gross, aber sie dokumentiert eine besonders erfolgreiche Epoche unseres Klubs.

Die Heimspiele bestritten die damaligen Young Boys auf der Wiese (nicht Rasen) ihres Sportplatzes Spitalacker. Hier feierten sie bereits 1903 ihren ersten Meistertitel, dem sie von 1909-1911 den ersten Hattrick sowie bis 1912 die drei Erfolge im Anglo-Cup folgen liessen. In der Presse wurden die Berner aufgrund ihrer Klubfarben schweizweit «Söiblüemli» genannt. Bekanntester Spieler damals war der Internationale Hans Kämpfer, dessen YB-Trikot von anno Dazumal zurzeit im historischen Museum in der Jubiläumsausstellung «125 Jahre Young Boys» zu sehen ist.

Die Spiele auf dem Spitalacker waren schon vor dem ersten Weltkrieg recht gut besucht: Jung und Alt begannen sich für die aus England importierte Sportart Fussball zu interessieren. Gemäss Artikeln in den Fachorganen waren es «viele Matchbesucher», die «die Arbeit der Teams» verfolgten. Die YB-Partien dürften vor jeweils 800 bis

Anglo – Och - Sandoz

Vorläufer des Schweizer Cups waren von 1909/10 bis 1912/13 der Anglo-Cup (benannt nach dem Zürcher Sportmagazin «Anglo-American») sowie 1920/21 und 1921/22 der Och-Cup (benannt nach der Sportartikelfirma «Och Frères»). 1925 wurde auf Initiative von Eugen Landolt, dem damaligen Präsidenten des FC Baden, der Wettbewerb unter dem Namen «Swiss-Cup» durch den Schweizerischen Fussball- und Athletikverband (SFAV), wie sich der Schweizerische Fussballverband damals nannte, veranstaltet. Die Trophäe, ein fast sieben Kilogramm schwerer Pokal, wurde vom Lausanner Bankier Auréle-Gilbert Sandoz gestiftet.

3'000 Zuschauenden stattgefunden haben. Im Jahresbericht von 1912 ist u.a. zu lesen: «Beidseitig neben der gedeckten Tribüne ist je eine Estrade errichtet worden, so dass wir nun über 800 Sitzplätze verfügen. Zur Schonung des Grases wird seit dem 1. Juli nicht mehr gespielt. Die kahlen Stellen sind angesät worden.»

Ein 7:0 gegen den ältesten Club

Die Berner Presse berichtete in jenen Zeiten nur recht spärlich über die Fussballspiele – ganze Sportseiten gab es damals noch nicht. Hingegen konnte man ab 1905 für 15 Cts (Rappen) den wöchentlich erscheinenden «Football» erwerben, jene Zeitschrift, das als «Central-Organ der Schweizer.Football-Association» zum Preis von Fr. 2.50 auch ein Jahr lang zu abonnieren war. Hier war über den 3. Juli 1910 (nach dem ersten YB-Anglo-Cup) über das Finalspiel u.a. folgendes zu lesen:

«Der Final-Match endigte mit einem glänzenden Siege der Berner Young Boys über den F.C. St. Gallen. Wenn auch das Score von 7:0 unerwartet hoch ist und die St. Galler ein besseres Resultat verdient hätten, so müssen wir doch sagen, dass der Cup der richtigen, unstreitig besten schweizerischen Mannschaft zugefallen ist. Die kraftvolle, technisch hervorragende Spielart der GelbSchwarzen hat im ächten Sportsmann jenes neidische Gefühl, das vielleicht diesen und jenen Rivalen beschleichen möchte, vollständig verdrängt. Wir gratulieren den Young Boys zu dem prächtigen Doppel-Erfolg.»

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