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«Es ist wichtig, im Erfolg bescheiden zu bleiben»

Hanspeter Kienberger (61) ist seit 2012

Verwaltungsratspräsident der BSC Young Boys AG. Im Interview spricht er über die Titelgewinne und Trainer

Raphael Wicky – und sagt, welchen Traum er hat.

Hanspeter, mit welchen drei Adjektiven fasst Du als VR-Präsident die Saison von YB zusammen?

Sie war erstens besonders, zweitens erfolgreich und folglich drittens: wunderbar.

Was hat Dich am meisten mit Stolz erfüllt?

Dass wir nach der weniger guten Saison 2021/22 im ganzen Klub die Ruhe bewahrten, und das von ganz oben, also von der Besitzer-Familie, bis zu den Lernenden. Uns allen war klar: Wenn wir täglich seriös und hart arbeiten, finden wir zum Erfolg zurück.

Gibt es irgendein Ereignis oder Bild, das in Deinem Gedächtnis für immer haften bleibt?

Es gab verschiedene aussergewöhnliche Spiele. Eines ist das Jubiläumsspiel zum 125-jährigen Bestehen von YB gegen den FC Basel. Die Mannschaft war auf den Punkt genau parat und legte eine ungemein starke Mentalität an den Tag. Oder der Cup-Halbfinal in Basel… das war ein wunderbarer Match, in dem ich diese Mentalität spürte, unbedingt gewinnen und in den Final einziehen zu wollen. Und natürlich erinnere ich mich wahnsinnig gern an den Cupfinal, der die tolle Saison abrundete.

Wie muss man sich den VR-Präsidenten von YB auf der Tribüne vorstellen? Wie einen emotionalen Fan oder wie einen still geniessenden Zuschauer? Ich bin eher ein ruhiger Beobachter, aber auch ein Fan, der mitfiebert und mitleidet, der sich erfolgreiche Young Boys wünscht und hohe Erwartungen hat. Gleichzeitig weiss ich sehr wohl, dass sich meine Erwartungen nicht immer erfüllen lassen. Umso grösser ist meine Freude, wenn die Mannschaft gewinnt und schönen Fussball bietet.

Das heisst, Du bist auch Realist. Natürlich. Es steht ja jedes Mal auch ein Gegner auf der anderen Seite, der über Qualität verfügt, sich zu wehren weiss und verhindern will, dass YB gut aussieht. Wenn einmal eine Leistung nicht ganz dem entspricht, was man sich wünscht, kann ich das sehr wohl einordnen. Grundsätzlich streben Mannschaft und Staff stets das Optimum an, sie wollen nicht nur positive Resultate erzielen, sondern dem Publikum auch Spektakel bieten. Dass das nicht pausenlos gelingt, ist nichts als normal.

Gab es einen Spieler, der Dir mit seinen Leistungen besonders Eindruck gemacht hat?

Ich masse mir nicht an, ein detailliertes Urteil über einzelne Spieler abzugeben, dafür bin ich nicht genügend Experte. Ich bin Fan von allen, die in unserem Kader stehen. Aber wenn ich doch Namen nennen soll, dann kommt mir ein Cédric Zesiger in den Sinn. Er hat sich hervorragend entwickelt und verfügt über eine enorme Ausstrahlung. Oder Fabian Rieder – es macht einfach Spass, ihm zuzuschauen. Ich könnte noch viele aufzählen.

Fabian Rieder ist einer, der bei YB ausgebildet wurde. Das spricht für die gute Arbeit in der Youth Base. Absolut! Lewin Blum ist ebenfalls ein Beispiel, er entwickelt sich prächtig. Oder Aurèle Amenda. Wenn eigene Talente den Sprung zu den Profis und den Durchbruch schaffen, freut mich das ungemein, weil die Nachwuchsabteilung ein wichtiges Element unseres Geschäftsmodells darstellt. Es ist Teil der strategischen Ausrichtung, dass wir Jahr für Jahr ein, zwei Talente aus der Youth Base in die erste Mannschaft integrieren wollen.

Mit Raphael Wicky wurde vor einem Jahr ein neuer Trainer verpflichtet. Was hat er YB geben können?

Er ist ein äusserst engagierter, akribischer, sorgfältiger Schaffer, ist stets gut vorbereitet und stellt mit seinem Trainerteam die Mannschaft hervorragend auf die Aufgaben ein.

Und er ist keiner, der mit Sprüchen auf sich aufmerksam macht.

Raphael Wicky ist ein sympathischer Walliser, authentisch, er strahlt Seriosität, Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit aus und verkörpert wichtige Werte wie Bodenständigkeit, Respekt und Bescheidenheit. Er passt sehr gut zu YB. Ich freue mich enorm für ihn, dass er gleich in seinem ersten Jahr das Double gewonnen hat.

An Raphael Wicky wurden hohe Anforderungen gestellt, denen er rundum gerecht geworden ist.

Ein wichtiger Faktor bei YB sind auch die Fans. Was sagt es für Dich aus, wenn mehr als 29'000 Menschen im Schnitt zu den Heimspielen ins Wankdorf kommen? Das ist eine Bestätigung dafür, dass unsere Spieler, der gesamte Staff und das Team dahinter ihre Mission erfüllen. Unsere Mission besteht darin, den Menschen mit dem YB-Fussball Freude zu bereiten. Wenn das der Fall ist, kommen die Leute ins Stadion.

Eine Sättigung nach den erfolgreichen Jahren ab 2018 ist nicht festzustellen, im Gegenteil. Das ist ein interessantes Thema. Wir mussten bis 2018 nicht weniger als 32 Jahre warten, bis wir endlich wieder einmal Meister waren. Das ist vermutlich mit ein Grund, dass wir noch nicht satt sind und es hoffentlich auch nie werden. Andererseits stelle ich eine sehr hohe Identifikation mit der Mannschaft und dem Klub fest, auch wenn es einmal weniger gute Phasen gibt. Solange der Einsatz stimmt, reagieren die Fans mit Wertschätzung. Ausserdem glaube ich, dass wahrgenommen wird, wenn bei YB auf allen Ebenen Werte gelebt werden.

Zum Beispiel?

Es ist wichtig, dass wir auch im Erfolg bescheiden bleiben. Das sah man bei den Feiern nach dem Double-Gewinn: Es gab keine Überschwänglichkeit, nichts war exaltiert. Wir alle wissen: Die Zähler werden auf null zurückgestellt, es gibt wieder Veränderungen im Team. Es geht wieder von vorne los.

Du bist nicht ein Präsident, der oft im medialen Fokus steht. Ausserhalb von Bern stellt man sich manchmal die Frage: Wie heisst eigentlich der YB-Präsident? Stört Dich das nicht? Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Ich bin geprägt von meinem Beruf als Treuhänder.

Was meinst Du damit?

Ich sage immer: Ich bin ein Diener. Als Treuhänder diene ich den Kunden und bei Projekten. Bei YB kann ich das ebenso leben. Ich bin ein Teil des Klubs und leiste wie viele andere auch meinen Beitrag. Zudem ist doch klar, dass sich das Publikum in erster Linie für die Spieler, Trainer und die sportliche Führung interessiert. Alle bei uns kennen ihre Rolle und versuchen, sie optimal auszufüllen. Und es nimmt sich niemand wichtiger als nötig, keiner drängt sich in den Mittelpunkt. Unser Fokus gehört der Arbeit, weil die Arbeit die Basis des Erfolgs ist. Mit Reden allein ist es nicht getan.

Worüber reden wir in einem Jahr miteinander?

Ich bin zuversichtlich, dass wir bilanzieren können: Wir haben erneut eine schöne Saison erlebt, YB ist sich treu geblieben, und wir alle sind auf dem eingeschlagenen Weg weiter vorangekommen. Wichtig sind und bleiben die Ambitionen, die ein wichtiger Teil sind. Wir wollen alles daransetzen, unsere Titel zu verteidigen. Und international erhoffen wir uns ebenfalls einiges.

Du bist nun seit elf Jahren im Amt. Wie lange möchtest Du noch Präsident bleiben?

Das lasse ich offen. Ich den YB-Besitzern Jöggi und Stefan Rihs eng und freundschaftlich verbunden, ich arbeite quasi in ihrem Auftrag. Sie engagieren sich mit Freude, was mir die Überzeugung gibt, dass wir YB in naher und mittelfristiger Zukunft gemeinsam gestalten. Wenn ich die Zeit heute mit jener meiner Anfänge als Präsident vergleiche, kommt mir das ein bisschen vor wie Tag und Nacht. Wir sind heute ein echtes Team, in dem alle am gleichen Strang ziehen.

Dann dürftest Du die Sommerpause gar nicht so lustig finden, weil an den Wochenenden keine YB-Spiele stattfinden… …eine Pause schadet nicht, aber es ist schon so: Ich freue mich jedes Mal darauf, unsere Mannschaft zu sehen.

Zum Abschluss noch dies: Hast Du irgendeinen Traum als YB-Präsident?

Ja, ich würde gerne eine Saison erleben mit einem Zuschauerschnitt von 31'500. Das hiesse, das Wankdorf wäre jedes Mal ausverkauft. Wir nähern uns dieser Marke langsam (schmunzelt).

Racioppi

TORHÜTER GEBURTSTAG: 31.12.98

NATIONALITÄT: SCHWEIZ

Von Ballmoos

TORHÜTER GEBURTSTAG: 30.12.94

NATIONALITÄT: SCHWEIZ

TORHÜTER GEBURTSTAG: 03.07.02

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