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Nachruf: Prof. Roland Tressl im Alter von 82 Jahren verstorben
Wir trauern um
Prof. Dr. rer. nat.
Roland Tressl
* 18. Juli 1938 in Rothau † 17. Oktober 2020 in Berlin
Professor für Chemisch-technische Analyse an der Technischen Universität Berlin (1971–2008)
Mitglied des Technisch-Wissenschaftlichen Ausschusses (TWA) der VLB Berlin (1971–2003)
Wir werden sein Andenken stets in hohen Ehren halten.
Im Namen des Verwaltungsrates, der Geschäftsführung, der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und aller Mitglieder der VLB Berlin.
Ulrich Rust
Vorsitzender des Verwaltungsrates
Dr. Josef Fontaine Gerhard Andreas Schreiber
VLB-Geschäftsführer Nachruf
Am 17. Oktober 2020 verstarb Prof. Dr. rer. nat. Roland Tressl im Alter von 82 Jahren in Berlin. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2006 leitete er 37 Jahre lang das Fachgebiet Chemisch-technische Analyse (heute Bioanalytik) an der Technischen Universität Berlin und das Forschungsinstitut für Chemisch-technische Analyse der VLB Berlin. Er erlangte insbesondere mit seinen Arbeiten in der Aromaforschung internationale Reputation.
(oh) Geboren wurde Roland Tressl am 18. Juli 1938 in Rothau (heute Rotava, Tschechien). Er studierte von 1958 bis 1963 Chemie und Lebensmittelchemie an der TU München. Anschließend wurde er 1967 in Karlsruhe promoviert. Der Habilitation an der TU München schloss sich 1970 bis 1971 ein Forschungsaufenthalt an der University of California, Davis, in den USA an. Anschließend führte ihn sein Weg nach Berlin: Hier wurde er 1971 zum Ordentlichen Professor an der TU Berlin berufen und gleichzeitig zum Leiter des Forschungsinstituts für Chemisch-technische Analyse der VLB Berlin ernannt. Beide Funktionen füllte er auch nach Prof. Dr. rer. nat. Roland Tressl (2006) seiner Emeritierung an der TU Berlin im Jahre 2006 weiter aus, bis er 2008 von Dr. Leif-Alexander zurück. Insbesondere der Einsatz Garbe abgelöst wurde. der modernen, hochauflösenden Massenspektrometrie gekoppelt Wissenschaftliche Arbeiten mit der Kapillargaschromatographie In seinen ersten wissenschaftlichen entwickelte sich in seinem Bereich Arbeiten hat sich Roland Tressl mit zu einem leistungsfähigen Verfahder Biogenese von Aromastoffen ren. in Pflanzen und Früchten beschäf- Als zweiten großen Forschungstigt. Dabei konnte er mithilfe von schwerpunkt widmete sich Tressl isotopenmarkierten Vorstufen der Bildung von Aromastoffen durch grundlegende Erkenntnisse über thermische Prozesse. Sein besondie Bildung flüchtiger Inhaltsstoffe deres Interesse lag auf der Mailin natürlichen Systemen gewinnen. lardreaktion. Hier hat Tressl eine Vor dem Hintergrund dieser Ergeb- Vielzahl von Maillard-spezifischen nisse analysierte Tressl an der VLB Reaktionsprodukten in Würze, Bier Berlin vor allem die Aromastoffe in und anderen Lebensmitteln nachHopfen, Malz, Würze und Bier. Dabei weisen können. Spätere Arbeiten wurde deutlich, welchen Einfluss die zielten dann auf die CharakterisieRohstoffqualität und Technologie in rung von peptid- und proteinkatalyder Brauerei und Mälzerei auf die sierten Maillard-Reaktionen und die flüchtigen Verbindungen hat, die Entwicklung moderner massenspekwährend des Brauprozesses gebil- trometrischer Verfahren ab. det werden. Möglich wurden diese Trotz seiner zahlreichen UntersuForschungsarbeiten aber erst durch chungen zu brauspezifischen Theden Einsatz der in den 1970er-Jah- men hat Tressl nicht die Aromaforren neu entwickelten Kapillargas- schung an Früchten aus den Augen chromatographie. Die Aufklärung verloren. So begann er Anfang der der Struktur von zahlreichen Aro- 1980er-Jahre mit grundlegenden mastoffen geht auf Tressls Arbeiten Arbeiten zur Biogenese chiraler Aromastoffe. Mithilfe von kapillargaschromatographischen Trenntechniken konnten erstmals Aussagen über die Zusammensetzung von
Enantiomeren in Früchten getroffen werden. Diese Informationen sind im Hinblick auf die Authentizität von Aromen und deren Bildungswege auch heute noch von
Bedeutung. In den vergangenen 15
Jahren seiner wissenschaftlichen
Arbeit rückten dann Stoffwechselwege in Mikroorganismen wie z.B.
Hefen in den Vordergrund. Auch hier konnte Tressl mithilfe von isotopenmarkierten Vorstufen zahlreiche Biosynthesewege aufklären, wobei aroma- und bioaktive
Intermediate sowie neue Schlüsselenzyme charakterisiert wurden.
Seine Forschungsergebnisse wurden in rund 200 wissenschaftlichen Publikationen einem breiten Publikum zugänglich gemacht. Neben seiner Forschung war er auch in der Lehre sehr aktiv. Er führte diverse Lehrveranstaltungen im Bereich der chemisch-technischen Analytik und Molekularanalytik für die Studiengänge Biotechnologie, Lebensmitteltechnologie und Brauwesen an der TU Berlin durch. Darüber hinaus betreute er in seiner langen Schaffensperiode zahlreiche Diplom- und Doktorarbeiten sowie Habilitationen. Im Technisch-Wissenschaftlichen Ausschuss (TWA) der VLB Berlin war er von 1971 bis 2003 geschäftsführendes Mitglied im Fachausschuss für Qualitätssicherung und Analysentechnik. Prof. Tressl war ein brillanter Wissenschaftler, der in seinen anspruchsvollen Vorlesungen und Vorträgen seine Zuhörer durch sein enormes Detailwissen beeindruckte. Er verstarb am 17. Oktober 2020 in Berlin.
Ulrich Rust (Vorsitzender des VLB-Verwaltungsrates) Dr. Josef Fontaine, Gerhard Andreas Schreiber (VLB-Geschäftsführer)
VLB AKTUELL
Dr. Nils Rettberg mit dem BarthHaas-Grant 2020 ausgezeichnet
Dr. Nils Rettberg vom Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeanalytik (FIBGA) der VLB Berlin war einer von zwei Preisträgern des diesjährigen BarthHaasGrants
Im Rahmen seines Hopfenstipendiums zeichnet BarthHaas seit 2007 innovative wissenschaftliche Arbeiten aus. In diesem Jahr war Nils Rettberg von der VLB Berlin einer der beiden Preisträger.
(F.) Gibt es Möglichkeiten, die Produktentwicklung neuer, hopfenintensiver Biere zu erleichtern? Wie lässt sich die Kalthopfung optimieren, ohne dass es zu unerwünschten Veränderungen im Hopfenaroma bzw. im Hopfengeschmack des Bieres kommt? Arbeiten zu diesen beiden Themen wurden jetzt mit den BarthHaas-Grants 2020 ausgezeichnet. Jeweils 10000 € gehen an Forscher der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) und des Forschungszentrums Weihenstephan, die mit der Firma BANKE process solutions zusammengarbeitet hatten.
Die Mitgliederversammlung der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin (VLB) e.V. wählte am 7. Dezember einstimmig den Geschäftsführer Technik der Warsteiner Gruppe, Ulrich Brendel, in den Verwaltungsrat. Er löst Peter Himmelsbach ab, der im Juni dieses Jahres in den Ruhestand gegangen ist.
(oh) Ulrich Brendel begann seine Laufbahn bei der Warsteiner Brauerei 1992 als Betriebsingenieur. 2002 stieg er zum Technischen Direktor auf und übernahm 2007 die komplette Verantwortung für den Betrieb am Stammsitz in Warstein. Im Juli dieses Jahres wurde Brendel zum Geschäftsführer Technik der Warsteiner Gruppe mit sieben Brauereistandorten berufen und löste damit Peter Himmelsbach ab, der sich Ende Juni in den Ruhestand verabschiedet hat. Mit der VLB Berlin verbindet Ulrich Brendel eine lange ZusamStephan Barth, geschäftsführender Gesellschafter von BarthHaas, zeigte sich bei der virtuellen Preisverleihung gemeinsam mit Thomas Raiser, dem Leiter Verkauf bei BarthHaas sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen der BarthHaas Grants: „Seit 2007 vergeben wir jährlich Grants an richtungsweisende Forschungsprojekte rund um das Thema Hopfen – und die Ergebnisse waren immer faszinierend.“ Beim Preisträger Dr. Foto: ew Nils Rettberg vom Forschungsinstitut für Bier- und Getränkeanalytik (FIBGA) an der VLB geht es um die Kombination von menarbeit. Er ist seit rund zwei Jahrzehnten aktives Mitglied im Fachausschuss für Logistik des Betriebswirtschaftlichen Ausschusses (BWA) der VLB Berlin, dem er von 2007 bis 2020 wichtige Impulse als Vorsitzender gab. Die Warsteiner Brauerei (Haus Cramer) gehört mit zu den langjährigsten Mitgliedsunternehmen der VLB und ist bereits seit Jahrzehnten im Verwaltungsrat vertreten, zuletzt durch Peter Himmelsbach. Mit dessen Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben hat die Mitgliederversammlung am 7. Dezember 2020 den Vorschlag, seinen Nachfolger Ulrich Brendel auch in den Verwaltungsrat der VLB zu wählen, einstimmig angenommen. „Ich freue mich über dieses Vertrauen und übernehme gerne dieses Ehrenamt“, so Ulrich Brendel im Anschluss an die Abstimmung, die aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie online durchgeführt wurde. sensorischer Analyse mit chromatographischen Analysen. Untersucht wird, welche Stoffe für bestimmte Bereiche der Sensorik ausschlaggebend sind. Am Forschungszentrum Weihenstephan forschen die weiteren Preisträger: Unter Leitung von Dr. Martin Zarnkow und Prof. Fritz Jacob wird ein neu entwickeltes und optimiertes Verfahren der Kalthopfung mit einem konventionellen dynamischen Kalthopfungsverfahren verglichen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Sensorik und analytisch ermittelte
Leitkomponenten. Der Verwaltungsrat beschließt über alle grundsätzlichen, die VLB betreffenden Angelegenheiten und ist damit neben der Mitgliederversammlung und der Geschäftsführung eines der drei Lenkungsgremien der VLB. Er wird für die Dauer von vier Jahren durch die Mitgliederversammlung gewählt und hat derzeit neun Mitglieder (siehe Bericht S. 34).
Foto: Warsteiner European Brewery Convention (EBC) / The Brewers of Europe
Am 17. November kürte der Vorstand der Brewers of Europe Benet Fité zum Präsidenten der European Brewery Convention (EBC). Fité tritt die Nachfolge von Tiago Brandão an, der von 2015 bis 2020 die EBC als Präsident führte.
(BF) Mitte November folgte Benet Fité auf Tiago Brandão und übernahm die Präsidentschaft der Eu-
The European Brewery Convention
Die European Brewery Convention (EBC) mit Sitz in Brüssel leistet einen Beitrag zur Entwicklung von Methoden für moderne Qualitätskontrollverfahren in Brau-, Malz- und Hopfenlabors auf der ganzen
Welt. Die technischen Aspekte des Bierbrauens und die Forschung in der Brauwissenschaft sind die Eckpfeiler der Aktivitäten der EBC.
Ende 2007 fusionierte die EBC mit The Brewers of Europe und vertritt deren wissenschaftliche und technische Belange. Weitere Informationen finden Sie unter www.europeanbreweryconvention.eu ropean Brewery Convention (EBC). Stolz über die neue Position erklärte Fité: „Ich fühle mich geehrt, zum Präsidenten der EBC ernannt worden zu sein. (...) Ich freue mich darauf, die EBC-Agenda weiter voranzutreiben und herausragende Leistungen in der Brauforschung und -technologie zu erbringen.“ In den vergangenen fünf Jahren konnte die European Brewery Convention (EBC) dank zahlreicher Veröffentlichungen ihr Profil weiter schärfen. Unter anderem wurden das Handbuch „Manuals of Good Practices“ überarbeitet und die „Analythical Methods“ aktualisiert, die im Qualitätsmanagement in Brauereien und Mälzereien weltweit zum Einsatz kommen. Tiago Brandão, scheidender EBCPräsident, sagte über seinen Nachfolger: „Ich kenne Benet bereits seit vielen Jahren und schätze sein Engagement für die EBC, insbesondere als Vizepräsident während meines Mandats. Ich bin froh, die EBC in solch fähige Hände legen zu dürfen, und sehr zuversichtlich, dass die EBC in Zukunft ihren Beitrag für die gesamte Brauindustrie leisten wird.“
Werdegang
Benet Fité hat Chemieingenieurwesen in Barcelona studiert und absolvierte den Masterstudiengang Brauerei- und Mälzereiwissenschaften in Madrid. Es folgte ein MBA an der EADA Business School in Barcelona, außerdem nahm Fité am ADECAProgramm der San Telmo Business School in Sevilla teil. Fité hat langjährige Erfahrung in der Branche – er war in den vergangenen 23 Jahren bei Mahou San Miguel tätig und hatte leitende Positionen inne. Derzeit ist der Spanier Mitglied der Geschäftsführung von Mahou San Miguel, unter anderem verantwortet er die Bereiche QS, R & D und EP. Er war als Mitglied in Brauereiverbänden aktiv, war Teil des Expertenteams der Cerveceros de España sowie der EBC Brewing Science Group. Seit 2010 war Fité unter Tiago Brandão Vizepräsident der EBC. Auch Lasse Aho, Präsident der Brewers of Europe, äußerte sich zum Wechsel an der Spitze der EBC: „Ich möchte Tiago für seine wertvollen Beiträge und sein unermüdliches Engagement als EBC-Präsident danken.“ Damit habe der Portugiese das Ansehen der EBC als renommierte Organisation gestärkt – das gelte für alle Brauereien, unabhängig von Größe und Produktportfolio. Es sei dem scheidenden Präsidenten gelungen, die EBC und die Brewers of Europe noch besser zu verzahnen. So fand der EBC-Kongress 2019 im Rahmen der zweiten Ausgabe des Forums der Brewers of Europe statt. „Ich bin sicher, Benet wird die gute Arbeit fortsetzen und auf die nächsthöhere Ebene bringen, zum Nutzen des europäischen Brauerei-
sektors.“