8 minute read

sprunggelenk verletzungen

Next Article
Digitalisierung

Digitalisierung

Neurozentrierte Maßnahmen für die Rehabilitation mknicken beim Laufen, ein unglücklich geführter Zweikampf beim Fußballspiel oder ein abrupter Richtungswechsel beim Badminton – und schon ist es passiert: Bänderrisse, Bänderdehnungen oder andere Beschwerden im Sprunggelenk zählen zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt. Gefährdet sind insbesondere Sportler aus Ballsportarten oder jenen Sportarten, deren Anforderungsprofil ebenfalls durch kurze Sprints und/oder ruckartige Start-Stopp-Bewegungen gekennzeichnet ist. In der Regel hat das starke Umknicken des Sprunggelenks eine Schwellung und eine eingeschränkte Belastbarkeit des Fußes zur Folge, die einige Tage, teilweise Wochen oder in schlimmen Fällen sogar noch länger andauern können. Tragisch dabei: Bei ungefähr 20 Prozent aller Betroffenen verschwinden selbst nach langer Rehabilitationszeit die Restbeschwerden wie Belastungsschmerzen oder eine Instabilität des Sprunggelenks nicht.

Die in der Physiotherapie angewandten Methoden umfassen oftmals biomechanische Werkzeuge. Diese Tools reichen jedoch nicht aus, um eine vollständige Bewegungskontrolle in den verletzten oder schmerzenden Bereichen des Bandapparats wiederzuerlangen. Yassin Jebrini zeigt neuro-zentrierte Maßnahmen auf, die in direkter Verbindung zu den bewegungssteuernden Instanzen stehen und zur Erreichung dieses Ziels unverzichtbar sind.

Dieser hohe Prozentsatz an langfristigen Beschwerden hat natürlich Ursachen: Oft wird die verletzte Struktur nach einer konservativen Behandlung mit vier bis sechs Wochen Ruhigstellung in einer Orthese nicht so hergestellt, wie sie vorher war. Häufig genug kommt es vor, dass Patienten einfach auf ein Wackelkissen gestellt werden in der Hoffnung, dass sich die dadurch erhöhte Aktivierung von Muskelfasern auf diesem Trainingstool auch auf die natürliche Umgebungsbedingung, den Boden, überträgt. Spezifische Übungen, die unsere natürliche Umgebung imitieren, fehlen dabei oft vollständig.

Behandlungsans Tze

Das grundlegende Problem ist jedoch nicht die Art der propriozeptiven Behandlung, sondern die Reduktion der Behandlungsmöglichkeiten auf eben diesen rein biomechanischen Ansatz. Andere, wesentlich entscheidendere Maßnahmen werden in der Rehabilitation vielfach vollständig ignoriert. Neben den orthopädisch notwendigen Maßnahmen müssen wir uns deshalb bewusst machen, was mit dem Sprunggelenk bei Bewegungen auf neurologischer Ebene passiert. Nur so können wir in der Rehabilitation einen vollständigen Rückgewinn der Funktion erwirken. Schauen wir uns das einmal im Detail an:

Die Hauptaufgabe unseres Gehirns ist immer das Garantieren der unmittelbaren Sicherheit und Unversehrtheit. Diesem Vorgehen wird alles untergeordnet – außer in akuter Lebensgefahr. Ob wir einen Ball aufs Tor werfen oder schweres Bankdrücken ausüben – dem zentralen Nervensystem ist das egal. Hauptsache, wir überstehen den Versuch unbeschadet. Dabei handelt das zentrale Nervensystem als höchste steuernde Instanz im menschlichen Körper stets nach derselben Methode: Es empfängt u. a. durch Sehen, Hören, Schmecken, Riechen, Tasten, den Gleichgewichtssinn und das Temperaturempfinden sensorische Informationen aus der Um- und Innenwelt, die es zeitgleich analysiert und interpretiert. Am Tag und in der Nacht beantwortet unser Gehirn permanent die Fragen: „Bin ich in Sicherheit? Was kann ich gegen Unsicherheit tun?“ Auf der Grundlage dieses Screenings erstellt das Gehirn eine Prognose über das, was als Nächstes passieren wird, und trifft so eine Entscheidung darüber, was die entsprechenden Organe und Systeme, die einen Output erzeugen, als Nächstes zu tun haben.

Sicherheit Als Wichtigstes Ziel

Der Output ist vom Input abhängig: Je präziser unseren Sinnesorganen die Wahrnehmung von Reizen gelingt, desto genauer kann das zentrale Nervensystem die aktuelle Situation erkennen und zukünftige Situationen prognostizieren. Maximale Sicherheit in der Bewegung entsteht dann, wenn die Informationsqualität aus den Zuliefersystemen als hervorragend einzustufen ist. Wenn der Input aus den sensorischen Systemen lückenhaft ist, wird das Gehirn annehmen, dass die aktuelle Situation nicht sicher ist. So kann unser Gehirn keine genaue Prognose über die kommende Situation erheben und der Vorhersageprozess über das, was als Nächstes passieren soll, geht schief. Wir merken dies auf Dauer durch Bewegungseinschränkungen, Schmerzen, Kraftlosigkeit, Koordinationsprobleme oder eine erhöhte Verletzungsgefahr.

Die oben genannten Symptome von Sprunggelenkbeschwerden sind Aktionssignale unseres Systems. Auf diese Weise kommuniziert das zentrale Nervensystem, dass es uns zu einer Änderung der Situation bewegen will. Gelingt es uns also, die Informationslage aus den Sinnesorganen und den Strukturen des Sprunggelenks in der Rehabilitation zu verbessern, erhöhen wir damit auch die Wahrscheinlichkeit, eine vollständige Genesung des Sprunggelenks zu erzielen. Dabei reicht es nicht aus, die propriozeptiven Wege abzuklappern, sondern wir müssen prüfen, ob alle Rezeptoren, die an der Informationsbelieferung des zentralen Nervensystems mitwirken, wieder adäquat arbeiten. Denn je sicherer das Gehirn die aktuelle Lage bewertet, desto weniger Maßnahmen zur Einschränkung von Bewegungen sind aus Sicht des zentralen Nervensystems notwendig. Im Folgenden möchte ich deshalb vier Ansätze vorstellen, die es wert sind, ausprobiert zu werden.

Der Sportwissenschaftler M.A. und Z-Health-Absolvent arbeitet als Neuroathletiktrainer mit Profi- und Freizeitsportlern. Zusätzlich ist er als Referent tätig und bildet Trainer in Neuroathletik aus. www.jebrini-training.de

Sensorik Der Haut

Zur Reduktion von Sprunggelenksbeschwerden können sensorische Reize wie z. B. Vibration auf der Haut sehr hilfreich sein.

cherheitsbedürfnis heraus den motorischen Output ein. Da Nerven eigene Gefarenrezeptoren haben, können diese bei unverhältnismäßiger Druckbelastung ebenfalls leistungsmindernde Signale aussenden. Schmerzen sind häufig die Folge. Um eine optimale Informationsübertragung gewährleisten zu können, müssen die Nerven einwandfrei durchs Gewebe gleiten. Um die Gleiteigenschaften derjenigen Nerven, die das Sprunggelenk innervieren, zu verbessern, eignen sich neuromechanische Übungen. Diese umfassen die Mobilisation und Entspannung der Nerven zur Verbesserung der Signalübertragung vom motorischen Kortex über das Rückenmark zum Muskel und zurück. In diesem Kontext müssen wir uns die Frage stellen: Sind die Nerven, die das Sprunggelenk innervieren, frei und können diese die sensorischen Informationen gut übertragen? Im Bereich des Sprunggelenks sind der Nervus suralis, der Nervus tibialis und der Nervus peroneus entscheidend.

1. SENSORIK DER HAUT

Zur Reduktion von Sprunggelenkbeschwerden können sensorische Reize auf der Haut sehr hilfreich sein. Kleben wir ein Tape auf das Sprunggelenk, nutzen eine Faszienrolle oder ein Vibrationsgerät an diesem Gelenk, aktivieren wir spezifische Rezeptoren, deren zusätzliche Aktivierung sich positiv, neutral oder negativ auf die Bewegung auswirken kann. Dazu benötigen wir individuell passende und förderliche Reize. Zur richtigen Anwendung eines sensorischen Reizes sollten zumindest die Art des Reizes (spitz, stumpf, warm, kalt, langsame und schnelle Vibration, leichter und fester Druck), der Ort der Reizaufnahme und die Art der Weiterleitung differenziert betrachtet werden. Wird der für den Athleten passende Reiz gewählt, erhöht sich die Sicherheitslage des zentralen Nervensystems und es kommt zu einer Linderung der Beschwerden. Diese Art der Anwendung funktioniert, weil die von den Rezeptoren der Haut wahrgenommenen Reize zuerst sensorisch verarbeitet werden, bevor daraus ein motorischer Befehl abgeleitet wird. Wir arbeiten auf sensorischer Ebene also mit den Prozessen, die im Vorfeld einer motori-schen Handlung ablaufen. Ein kleiner Tipp: Oft sind die Reize, die wir nicht gut wahrnehmen können, diejenigen, die im Rahmen der Prognose fehlen und das Gehirn zur Aussendung von Schmerzsignalen bewegen.

2. NEUROMECHANIK

Die Ursache von Gelenkbeschwerden kann dort liegen, wo wir es am wenigsten vermuten: auf Ebene der Nerven. Knickt man einen Gartenschlauch, unterbricht der Wasserdurchfluss. Gleiches passiert, wenn die Nervenfasern unser Gehirn nicht einwandfrei mit Informationen versorgen. Das Gehirn muss dann Prognosen über die nahe Zukunft erstellen, die auf lückenhaften Informationen beruhen. Folglich zieht das zentrale Nervensystem die Handbremse und schränkt aus einem Si-

Mobilisation Des Nervus Peroneus

• Plantarflexion

• Inversion des Sprunggelenks

• Flexion der Zehen

• Extension des Knies

• Abduktion der Hüfte

• Innenrotation der Hüfte

• Lateralflexion der Wirbelsäule kontralateral

• Flexion der Wirbelsäule

3. THALAMUSAKTIVIERUNG –„MIRROR BOX“-APP

Die „Mirror Box“-App ist eine mobile Anwendung, deren Name schon verrät, worum es sich dreht: die Spiegelansicht! Wenn du in der Lage bist, dein rechtes Sprunggelenk schmerzfrei zu bewegen, tue dies vor deinem Handy bei eingeschalteter App; für deine Augen sieht es auf dem Bildschirm so aus, als würdest du das Sprunggelenk auf der anderen Seite bewegen. Diese kognitive Verzerrung kann unser Gehirn austricksen, da du siehst, dass sich dein eigentlich schmerzendes Sprunggelenk schmerzfrei bewegt. Dies kann dazu führen, dass dein Gehirn Schmerzen als Aktionssignal nicht mehr erzeugt. Die „Mirror Box“-App kann dementsprechend langfristig helfen, das schmerzende Sprunggelenk wieder belastbarer zu machen.

4. KORTEXAKTIVIERUNG –PERIPHERES SEHEN

Im Rahmen von willkürlicher Bewegung werden alle Aktivitäten auf der linken Seite durch Befehle aus dem rechten Kortex initiiert. Gleichzeitig ist es so, dass alle sensorischen Aktivitäten der linken Seite ebenfalls im rechten Kortex verarbeitet werden. Doch nicht nur das! Auch die visuellen Informationen werden beim peripheren Sehen nach diesem andersseitigen Muster verarbeitet. Das periphere Sehen links aktiviert somit den Kortex/Parietallappen rechts. Was wir daraus für uns an Erkenntnis ziehen können: Der Parietallappen, der für unsere Orientierung im Raum und die sensorische Wahrnehmung zuständig ist, hat großen Einfluss auf unsere Sensorik. Sind die sensorischen Eigenschaften durch beispielsweise eine Sprunggelenkverletzung eingeschränkt, kann die Aktivierung des andersseitigen Parietallappens für positive Wirkungen sorgen. Denn: Wenn der rechte Kortex aktiver ist, weil wir links sensorische Reize setzen oder Aufgaben zum peripheren Sehen bewältigen, kann am Ende der rechte Kortex auch bessere Motorbefehle für eben diese Seite erstellen. Dies ist gerade in der Rehabilitation von Verletzungen entscheidend, da die Sensorik des betroffenen Körperteils zumeist eingeschränkt ist.

FAZIT

Das Wichtigste nach einer Verletzung oder bei einem Schmerzproblem ist, dass wir die entsprechenden Strukturen wieder unter voller Belastung schmerzfrei stabil bewegen können. Dafür müssen die Voraussetzungen im Training geschaffen werden. Häufig ist der Blick auf rein biomechanische Strukturen in der Rehabilitation von Sprunggelenkverletzungen wie Bänderrissen oder anderen langwierigen Beschwerden dabei nicht ausreichend, um die Beschwerden langfristig zu mindern. Dazu sind ihre Ursachen zu vielfältig. Mit den vorgestellten Therapieansätzen haben wir nun die Möglichkeit,

„MIRROR BOX“-APP

Schalte die „Mirror Box“-App ein und bewege das schmerzfreie Sprunggelenk. Die spiegelverkehrte Ansicht auf dem Bildschirm erzeugt den Eindruck, du würdest dein schmerzendes Sprunggelenk bewegen.

vom Rezeptor bis zu höheren Ebenen der Bewegungssteuerung die Rehabilitation von Sprunggelenkverletzungen zu optimieren. Uns ist es wichtig, die „Landkarte“ des Sprunggelenks wiederherzustellen, sei es durch sensorisches Training, durch Neuromechanik, durch eine gesteigerte Bewegungskontrolle mithilfe von Kleinhirnarbeit oder durch eine präzise Kortexaktivierung. Überprüfe dabei nach jedem Stimulus, ob sich das Schmerzlevel verändert hat, und nutze nur die Maßnahmen, die deine Beschwerden wirklich lindern. Führe also nach jeder dieser Maßnahmen ein Test-Retest-Verfahren durch, um einen Vergleichswert zu schaffen. Eine Einteilung von Tools und Werkzeugen im Allgemeinen in Gut und Schlecht ist dabei unmöglich. Kein Werkzeug ist die finale Antwort auf deine Sprunggelenkproblematik. Wir sollten nur neben dem uns alle bekannten propriozeptiven Training weitere Möglichkeiten zur Rehabilitation von Verletzungen in Erwägung ziehen. Vor der langfristigen Anwendung eines Tools muss Klarheit darüber herrschen, ob du den spezifischen Stimulus benötigst oder eben nicht; das kann von Werkzeug zu Werkzeug ganz unterschiedlich sein. W

Seminar

Das dreitägige Seminar Grundlagen der Neuroathletik etabliert die Grundlagen der Neuroathletik zur unmittelbaren und nachhaltigen Optimierung von Bewegung, Trainingserfolgen und Leistungsfähigkeit. Für dieses Seminar sind keine Teilnahmevoraussetzungen erforderlich.

Probiotische Limo

Das probiotische Limonadenpulver „Belly Lemonade“ enthält 3 Milliarden Bakterienkulturen und kommt ohne Zucker und mit wenig Kalorien aus. Damit verbessert das Getränk laut Hersteller die Darmgesundheit, sorgt für ein gutes Bauchgefühl und bekämpft nachhaltig Heißhungerattacken. Hierfür sollen sechs verschiedene Bakterienstämme sorgen. Außerdem ist die Limo vegan sowie frei von Gluten und Laktose. Das Limonadenpulver ist in der Geschmacksrichtung „Wildberry Acai“ erhältlich und reicht für 30 Drinks - So sollen 18 Plastikflaschen eingespart werden können. Eine Packung kostet 29,90 Euro. ➜ www.ahead-nutrition.com

Pflanzliches Bio-Protein

No Whey! Das rein pflanzliche Proteinpulver von Nurafit besitzt ein optimal vom Körper verwertbares Aminosäureprofil und hat einen Proteinanteil von 84 Prozent. Der Mix besteht aus 70 Prozent Reispro tein- und 30 Prozent Erbsenproteinpulver in bester Bio-Rohkostqualität. Der Protein-Mix ist geschmacksneutral und eignet sich daher optimal für Protein-Shakes und als Grundlage zum Kochen und Backen. Eine 1-kg-Packung ist für 25,99 Euro im Online-Shop erhältlich.

➜ www.nurfit.de

Kollagensupplement

Anti-StressKapseln

Körperliche und psychische Anspannungen sind oft die Ursachen für oxidativen Stress. Die „Anti-Stress-Kapseln“ sollen die Zellen bei oxidativem Stress mit Vitamin E unterstützen. Die Supplemente beinhalten zusätzlich natürlichen Hanfaromaextrakt, der in Hanfsamenöl gelöst wurde. Eine Packung mit 60 Softgelkapseln kostet – ja nach Vitamin-E-Konzentration – ab 29,95 Euro.

➜ www.hempamed.de

Das „Daily Glow Pulver“ soll für strahlende Haut und kräftige Haare sorgen. Der Drink mit der Geschmacksrichtung „Himbeerig-fruchtig“ besteht aus Kollagen, Hyaluronsäure, Biotin und Thiamin. Insbesondere das Kollagen aus Weidehaltung soll der Haut Festigkeit verleihen und für Straffheit sorgen. Kollagen ist ein Protein, das ein wesentlicher Bestandteil des Bindegewebes und der Haut ist. Das Nahrungsergänzungsmittel beinhaltet außerdem Antioxidantien aus Tomaten (Lycopene) und Acerola (Vitamin C). Die Box soll für 30 Portionen reichen und kostet 39,90 Euro.

➜ www.brain-effect.com

This article is from: