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Stimmt's?

„Den perfekten Laufschuh finden”

Viele Hobbyläufer sind auf der Suche nach dem perfekten Laufschuh. Die einen schwören auf minimalistische (Barfuß-)Schuhe, während andere auf gut gepolsterte Schuhe vertrauen. Das Ziel ist stets, das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Dabei werden oftmals bestimmte Faktoren wie der individuelle Laufstil, die Form des Fußes, das Ausmaß der Fersenerhöhung (Sprengung) u.v.m. herangezogen. Aber spielt das überhaupt eine Rolle? Was sagt die moderne Wissenschaft dazu?

Im Rahmen einer Untersuchung der University von Nevada ließ man zehn Probanden zunächst mit minimalistischen Schuhen und anschließend mit gepolsterten Schuhen laufen. Dabei zeigte sich, dass gepolsterte Schuhe zu einer größeren Knieflexion führten, für den unteren Rücken aber keinen Unterschied machten (Mcclellan 2012). Eine weitere Untersuchung an der Universität von Innsbruck zeigte, dass Stoßkräfte im unteren Rücken durch gepolsterte Schuhe reduziert werden können (Ogon et al. 2001).

Bedeutet das, dass sich durch gepolsterte Schuhe Verletzungen vorbeugen lassen? Leider nein. In einer Untersuchung am Sports Medicine Research Laboratory in Luxemburg bekamen die Probanden per Zufall entweder gepolsterte Schuhe oder Schuhe mit harter Sohle zugeteilt. Nach fünf Monaten wurde überprüft, in welcher Gruppe mehr Verletzungen vorgekommen waren. Das Ergebnis: kein Unterschied (Theisen et al. 2014). Es wird vermutet, dass dieser Effekt zustande kommt, weil die Läufer unbewusst ihren Laufstil anpassen, um möglichst effizient und gelenkschonend zu laufen (Kong et al. 2009).

Die größte Rolle scheint der Faktor Komfort zu spielen. Es gibt zwar vereinzelte Hinweise darauf, dass Läufer mit stark pronierten Füßen von bestimmten Schuhen profitieren – diese Hinweise sind in der Wissenschaft aber nicht konsistent. Daher empfehlen führende Forscher vor allem eins: einen Schuh zu wählen, der bequem ist (Malisoux et al. 2020). Wie so oft spielen bei Verletzungen eher Faktoren in der Trainingsplanung eine Rolle. Ein gutes Verhältnis aus Belastung und Entlastung scheint der Schlüssel zu sein, um typischen Läuferverletzungen vorzubeugen. W

FELIX KADE

Der Autor ist Personal Trainer mit dem Schwerpunkt Rückenschmerzen. Seit 2016 gibt er modernes und evidenzbasiertes Wissen in seinem Blog weiter. Weiterhin hilft er gemeinsam mit Sebastian Schäfer, Trainern und Therapeuten beim „Assess & Correct“-Seminar selbstbewusster an den Eingangscheck heranzugehen. www.felixkade.de

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