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Laufbänder für ihr spezielles Konzept. Entsprechend den neuen Entwicklungen in den Boutique-Studios, die neben Personal Training auch Kurse auf Laufbändern anbieten, hat sich das Angebot an Laufbändern weiterentwickelt. Genutzt werden verschiedene Typen: Die einen sind elektrisch, die anderen mechanisch. Zeit, sich Gedanken darüber zu machen, worin eigentlich die Unterschiede bestehen und welches Laufband für welche Zielgruppe oder welches Konzept am besten geeignet ist.

Mit oder ohne Motor? Im Grunde geht es bei der Auswahl eines Laufbandes zwar um die Frage, ob mechanisch oder elektrisch sinnvoller ist – allerdings lässt sich das nur schwer beantworten, denn beide Arten von Laufbändern haben ihre Vor- und Nachteile. Manchmal macht es sogar Sinn, beide Laufbandtypen einzusetzen. Der klar auf der Hand liegende Unterschied zwischen diesen beiden Laufbandmodellen besteht darin, dass das eine einen Motor hat und das andere nicht. Ein mit einem Motor betriebenes Laufband verbraucht Strom, was in Zeiten der Klimakrise mittlerweile ein ernst zu nehmender Nachteil ist. „Mechanische Laufbänder kommen ohne elektrischen Antrieb aus und bestechen durch ihre niedrige CO2-Bilanz“, sagt Katharina Schick, Marketing-Manager bei Precor. „Sie werden nur durch die menschliche Körperkraft angetrieben. Bei Geräten ohne Elektromotor wird vor allem die Muskulatur der Beine trainiert.“ Was die Energieeffizienz betrifft, sind mechanische Laufbänder klar im Vorteil, denn sie sparen Energiekosten.

Trainingsintensität Der Läufer muss das leicht konkave Band Schritt für Schritt selbst antreiben. „Dies führt durch die erhöhte muskuläre Aktivität automatisch zu einem intensiveren Workout, woraus auch ein höherer Kalorienumsatz resultiert“, sagt Stefan Kauschinger, Sales Manager bei Woodway. Das Training auf einem mechanischen Band ist daher sehr viel anstrengender und intensiver als auf einem Laufband mit elektrischem Antrieb. Laut Angaben des Herstellers Technogym entsteht durch die konkave Form der Laufoberfläche die Möglichkeit, die Geschwindigkeit individuell und eigenständig durch das eigene Körpergewicht zu dosieren. Das intensivere Training sorgt für einen zusätzlichen Trainingseffekt und erhöht den Kalorienverbrauch gegenüber der motorisierten Variante um bis zu 30 Prozent. Da die Beinmuskulatur dabei sehr viel stärker beansprucht wird, sind die Trainingseinheiten auch deutlich kürzer.

Geschwindigkeit Beim Tempo haben die elektrischen Laufbänder die Nase vorn. Mit ihnen lassen sich sehr viel höhere Laufgeschwindigkeiten (bis zu 20 km/h) erreichen als mit ihrem mechanischen Pendant. Laut Technogym gibt ein elektrisches Laufband durch die gewählte Einstellung eine bestimmte Geschwindigkeit vor. Auf motorisierten Laufbändern ist das Training deshalb weniger anstrengend und der Kunde kann entsprechend länger trainieren. Das Laufband sorgt dadurch für eine gleichmäßige Laufgeschwindigkeit, an die sich der Läufer anpassen muss. So wird er angehalten, konstant weiterzulaufen. Das motiviert auf der einen Seite, kann aber auch dazu führen, sich zu überlasten. „Für die optimale Belastung kann man Tempo und Neigungswinkel sowie vorinstallierte Trainingsprogramme einstellen“, sagt die Marketing-Managerin von Precor. Die elektrischen Laufbänder verfügten über ein Belastungsregulierungssystem mit Stoßdämpfung, das intensive Stöße absorbiere, ein starkes und kontrolliertes Abstoßen der Füße ermögliche und die Belastung auf die Gelenke verringere.

Auf mechanischen Bändern ist es schwieriger, ein konstantes Tempo zu halten. Das erfordert Übung. Dennoch hat der Läufer hier die Kontrolle über die Geschwindigkeit. Die Laufbänder gelten als sehr sicher, weil das Band automatisch anhält, sobald der Läufer stoppt. Dennoch besteht durch die ungewohnte und anspruchsvolle Art des Laufens ein geringes Verletzungsrisiko. Als Überlastungsschutz haben elektrische Laufbänder zwar eine Not-Taste – dennoch sind Unfälle bei hoher Geschwindigkeit möglich, aber selten.

Kosten Bei den Kosten sind mechanische Laufbänder von Vorteil. „Laufbänder ohne Stromverbrauch sind in der Regel günstiger als elektrische Produkte“, weiß Schick. Da sie keinen Strom verbrauchen, spart man zusätzlich Energiekosten. Noch dazu sind mechanische Laufbänder langlebig und wartungsarm. „Regelmäßige Kosten für Strom und die Wartung der Elektronik und des Motors entfallen.“ Allerdings sei das Laufen auf einem mechanischen Laufband wesentlich härter als auf einem elektrischen Laufband. Die Modelle haben zudem eine geringere Ausstattung mit elektronischen Features.

Elektrische Laufbänder sind teurer, haben dafür aber viele Einstellungsmöglichkeiten und viele unterschiedliche Trainingsprogramme, zum Beispiel zur Gewichtsreduktion. Es können Strecken mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und unterschiedlichen Steigungen simuliert werden. Viele Modelle verfügen zudem über Internetanschluss, Motivationssysteme, Touchscreen sowie Pulsmessung und zeigen die beim Training verbrauchten Kalorien an.

Das Training auf mechanischen Laufbändern ist anspruchsvoller und anstrengender als auf einem elektrischen Laufband

Im „Mile High Run Club“ werden Kurse mit mehreren Teilnehmern auf elektrischen Laufbändern von Woodway angeboten

Welches Band für wen? „Ob und für wen verschiedene Laufbänder am besten geeignet sind, hängt vom Kurs- oder Trainingsinhalt ab“, ist der Hersteller Technogym überzeugt. Durch den eigenen Antrieb und diverse Widerstandseinstellungen seien mechanische Laufbänder ideal für jede Alters- und Zielgruppe geeignet – elektrische Laufbänder ebenfalls durch festgelegte Geschwindigkeits- sowie Steigungseinstellungen. Viele Läufer bevorzugen allerdings eine hohe Trainingsgeschwindigkeit genauso wie die Möglichkeit, längere Distanzen zu laufen. Deshalb sollte man für ein effektives Training guter Läufer darauf achten, dass das Laufband eine recht hohe Geschwindigkeit erreichen kann.

Die Vielzahl der Trainingsprogramme und Einstellungen elektrischer Laufbänder ermöglicht es zudem, einer breiteren Zielgruppe gerecht zu werden. „Elektrische Laufbänder eignen sich für Trainierende aller Levels, da Geschwindigkeit und Steigung vom Trainierenden selbst eingestellt werden können“, sagt Schick. „Mechanische Laufbänder sind hingegen ungewohnter, da diese einzig und allein von der Kraft des Trainierenden angetrieben werden. Da es auf diesem Gerät kein Geschwindigkeitslimit gibt, können Mitglieder so hart trainieren, wie sie wollen – und auch Profisportler kommen hier auf ihre Kosten.“

Zielgruppe 50+ Kontrovers wird der Einsatz mechanischer Laufbänder bei der älteren Generation gesehen. „Während sich elektrische Laufbänder eher für lange Laufeinheiten eignen, werden mechanische Laufbänder meist für Sprint- und Intervalltraining eingesetzt“, sagt Kauschinger. Auch er hält beide Produktkategorien für jedermann geeignet. „Wir empfehlen die Verwendung mechanischer Laufbänder aufgrund der Intensität jedoch eher körperlich fitten Anwendern und würden gerade älteren Personen eher zum Training auf einem motorisierten Gerät raten.“ Neben dem Sprint- und Intervalltraining sowie dem Leistungssport sieht Kauschinger mechanische Laufbänder besonders im Personal Training und Kleingruppentraining, aber auch im Bereich Walking.

Auf der einen Seite gilt das Training auf mechanischen Laufbändern als sehr sicher, aber auch als sehr anspruchsvoll und wird deshalb eher geübten Läufern und Leistungssportlern empfohlen. Auf der anderen Seite kann es im Rahmen einer Eins-zu-eins-Betreuung auch in der Rehabilitation eingesetzt werden. Das widerspricht sich aber nur scheinbar. Der Schlüssel liegt hier in der Betreuungsdichte. Auf mechanischen Laufbändern wird zwar eine geringere Laufgeschwindigkeit erreicht – dafür lässt sich die Geschwindigkeit besser durch den Läufer steuern, die Beinmuskulatur wird stärker trainiert, das Gerät ist leichter zu bedienen und sicher. Das sind auch die Gründe, weshalb diese Geräte auch für die Zielgruppe 50+, für die Rehabilitation nach Verletzungen und für Menschen, die nur ein leichtes Herz-Kreislauf-Training oder Walking bevorzugen, empfohlen werden. So sieht Technogym den Einsatz von mechanischen Laufbändern durchaus auch im medizinischen Bereich sowie in der Rehabilitation und Prävention in der Physiotherapie.

Kleingruppentraining Einigkeit herrscht darüber, dass der Einsatz besonders in Boutique-Studios, im Personal Training und bei kleinen Gruppen von Vorteil ist. Katharina Schick von Precor findet: „Mechanische Laufbänder benötigen eine sehr kleine Stellfläche und können deshalb auch dort platziert werden, wo Kleingruppentraining stattfindet. Dies hat den Vorteil, dass Läufer nicht in separate Cardiobereiche verbannt werden müssen, sondern in stetigem Kontakt mit dem Trainer bleiben können.“ Mechanische Laufbänder eigneten sich generell hervorragend für Kurse und insbesondere für Workouts von Kleingruppen. „Sie werden besonders gerne für HIIT-Einheiten im Functional-Training-Bereich oder im Crossfit eingesetzt und in Workouts integriert“, weiß Schick.

Auch Technogym hält mechanische Laufbänder besonders geeignet für den Einsatz in Bootcamps und Kursen in Boutique-Studios. „Für Kurse mit geringeren Teilnehmerzahlen eignet sich durchaus ein mechanisches Laufband, da das Trainingserlebnis intensiver ist und das Produkt vielseitiger eingesetzt werden kann“, sagt Kauschinger. „Da es bei mechanischen Laufbändern aufgrund der Notwendigkeit, die Geschwindigkeit über Körperschwerpunktverlagerung zu regeln, deutlich schwieriger ist, die Vorgaben eines Trainers zu befolgen, eignen sich motorbetriebene Laufbänder besser für einheitliches Gruppentrai-

Für den medizinischen Bereich empfiehlt Woodway eher elektrische statt mechanische Laufbänder

ning. Je nach Konzept können aber natürlich auch nicht motorisierte Geräte eingesetzt werden, wobei das Training jedes Einzelnen deutlich genauer beobachtet werden muss, da mechanische Laufbänder weniger bis keine Sicherheitsfeatures bieten und es im schlimmsten Fall schneller zur Überanstrengung und/oder zu einem Sturz kommen kann. Ein intensiveres Trainingserlebnis bieten mechanische Laufbänder auf jeden Fall – was natürlich gerade in Kursen von Vorteil ist; der Betreiber muss hier je nach Trainingsmodell die jeweiligen Vor- und Nachteile abwägen und für sich selbst entscheiden.“

Vor- und Nachteile Ob mit oder ohne Motor, generelle Empfehlungen sind also schwierig, denn beide Typen haben sowohl Vor- als auch Nachteile. Bei der Entscheidung, welches Laufband man anschaffen möchte, sind deshalb die Wünsche der Zielgruppe und das jeweilige Konzept entscheidend. „Es kommt immer auf die Ausrichtung bzw. das Konzept der jeweiligen Einrichtung an“, erklärt Kauschinger. „In jedem Fall eignen sich motorisierte Geräte aufgrund der werksseitigen Sicherheitsfeatures deutlich besser für medizinische Anwendungen und lassen ein kontrolliertes Training zu, was gerade auch im Training mit größeren Gruppen wichtig ist. In Boutique-Studios unseres Kundenkreises sehen wir daher nahezu ausschließlich motorisierte Geräte, z. B. in Barry’s Bootcamp, Urban Heroes, Classy Fitness, Atomix etc.“

Technogym empfiehlt: „Elektrische Laufbänder sind sehr gut auf der Trainingsfläche einzusetzen, da hier nicht zwingend eine Aufsichtsperson notwendig ist. Die Bedienung und die Einstellung erklären sich meist von selbst.“ Auch Precor und Woodway finden, dass elektrische Laufbänder besonders für große Trainingsflächen gut geeignet sind. Woodway empfiehlt „für die Trainingsfläche einen Mix aus beidem, idealerweise 75–80 Prozent motorisiert – für jedermann – und 20–25 Prozent mechanisch – für die Mitglieder, die mit dem Fokus auf Leistung trainieren möchten.

Rita Hoogestraat