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Im Gespräch: Flechtwerk 2+1 gGmbH: Mein Papa kommt / Meine Mama kommt
Im Gespräch: Flechtwerk 2+1 gGmbH: Mein Papa kommt / Meine Mama kommt
Mit Annette Habert, Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Flechtwerk 2+1 GmbH
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25.05.2021
Bundesforum Männer: Worum geht es bei dem Projekt „Mein Papa kommt / Meine Mama kommt“?
Annette Habert: Eltern sollen nach der Trennung für ihr Kind unabhängig von der örtlichen Distanz verlässliche Garanten für Bindungssicherheit sein können. Wir ergänzen eine Lücke im Hilfesystem, haben ein Alleinstellungsmerkmal und verhindern ganz pragmatisch Bindungsabbrüche zwischen Eltern und Kindern.
Bundesforum Männer: Wie sieht euer Angebot aus?
Annette Habert: Eltern reisen 600km, damit sie Puppengeburtstag feiern oder ihr Kind mit einer Babymassage verwöhnen können. Elternliebe kennt keine Entfernungen. Wir vermitteln am Wohnort des Kindes kostenfreie Übernachtungen bei ehrenamtlichen Gastgebern, konsumfreie Umgangsräume und bieten pädagogischen Input zu qualitätsvoller Umgangsgestaltung und kooperativer Elternschaft.
Bundesforum Männer: Was ist aktuell bei euch los? Was beschäftigt euch?
Annette Habert: Corona konfrontierte uns alle mit Beziehungsverlust. Für viele war das keine Premiere. Mindestens 22.000 anreisende Eltern sind auch künftig gefordert, über weite Entfernungen für Bindungssicherheit zu sorgen. Wir ermöglichen die Realisierung des Rechtsanspruchs von Kindern entsprechend § 18 Abs. 3 SGB VIII.
Bundesforum Männer: In welchen Bereichen gibt es besondere Herausforderungen für getrenntlebende Eltern?
Annette Habert: Als ein getrennt Erziehender über hunderte Kilometer hinweg für Bindung zu sorgen ist ein Spagat der Meisterklasse und oft eine einsame Heldenreise! Als ein weltoffenes Land sind unsere gesellschaftlichen Strukturen nicht einmal auf die Multilokalität von Familien eingestellt: Wickeln im Vorraum einer Bank, Papa- Tage bei Regen im Bushäuschen, Waschsalons als Umgangsort...Eine Ressourcenstärkung von Eltern allein reicht da nicht aus. Es braucht auch praktische Lösungen.
Bundesforum Männer: Was bedeutet für euch gleichstellungsorientierte Männerpolitik?
Annette Habert: Geht es nicht auch um gleichstellungsorientierte Elternpolitik? Die Bindungssicherheit von Kindern ist schließlich systemrelevant und der Gegner ist nicht der andere Elternteil, sondern das Drama von verlorener Bindungssicherheit der Kinder.
Bundesforum Männer: Wie tragt ihr mit eurer Arbeit zu einer gleichstellungsorientierten Männerpolitik bei?
Annette Habert: Ehrenamtliche Gastgeber machen einfach pragmatisch Politik und laden anreisende Eltern und Kinder zum Übernachten ein. Für sie gibt es dabei keine „Trennungskinder“, sondern Kinder mit zwei Elternhäusern. Es folgen Hoffnungszeichen für einen Paradigmenwechsel wie diese: Multilokale Nachtrennungsfamilien werden nun vom Bundefamilienministerium und der Stadt München auch finanziell unterstützt.
Bundesforum Männer: Gibt es Möglichkeiten eure Arbeit zu unterstützen?
Annette Habert: Großartig, wenn Ihr in Eurem Arbeitsfeld Botschafter für unser Programm Mein Papa kommt /Meine Mama kommt seid! Und wenn`s ein bisschen mehr sein darf, liebe Kirchen und Beratungsstellen: Öffnet am Wochenende Eure Flügeltüren! Für ein Kinderzimmer auf Zeit.
Bundesforum Männer: Habt ihr einen Wunsch für die Zukunft?
Annette Habert: Visionären Wagemut! Beratungsstellen öffnen nicht zu Behörden-, sondern zu Geschäftszeiten. Kindervorsorgeuntersuchungen erfragen, ob verlässlicher Umgang zu beiden Eltern besteht. Öffentlich geförderte Kindergärten öffnen am Wochenende Umgangsräume. Wäre das nicht was?
Bundesforum Männer: Wie kann man mehr über euch erfahren oder über eure Arbeit auf dem Laufenden bleiben?
Annette Habert: Erholsam: Delegiert das Schreiben des nächsten Blogartikels an uns. Nachhaltig: Ladet uns mit unserem digitalen Kurzvortrag ins Team ein. Unmittelbar: Werdet Gastgeber!
Bundesforum Männer: Vielen Dank für die Informationen.
Annette Habert, Gründerin und Geschäftsführerin der gemeinnützigen Flechtwerk2+1 GmbH
In den letzten Jahrzehnten sind für eine diskriminierungsfreie und geschlechtergerechte Sprache unterschiedliche Formen und Variantenentstanden. Das Bundesforum Männer überlässt es den Interviewpartner:innen eine Sprachform zu wählen und nimmt diesbezüglich keine redaktionellen Änderungen vor. Dadurch soll Vielstimmigkeit im Sprachgebrauch abgebildet werden. Das Bundesforum Männer selbst hat sich aus Gründen der guten Lesbarkeit und Barrierefreiheit für den Gender-Doppelpunkt entschieden.

www.bundesforum-maenner.de
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