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Fernweh
from Fernweh
Schauspielerin, Autorin, Social Media Artist: Yvonne Pferrer (27) ist das, was man vielseitig nennen könnte. Vor allem aber ist sie viel auf Reisen. Wo genau, ist immer wieder spannend. Ein Anruf in Nimmerland.
Weg als Ziel
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Guten Morgen, wo erwischen wir euch gerade? Beim Kaffee irgendwo am Strand?
In Neverland. Oder besser: in unserem Neverland. Wo das genau ist, verraten wir noch nicht. Auch deswegen, weil wir uns hier niederlassen möchten. Von diesem Ort aus wollen wir natürlich weiter auf Reisen gehen, aber es ist uns wichtig, uns eine Basis zu schaffen. Eine Wohlfühloase. Danach haben wir lange gesucht. Ein Ort wie eine Insel, rau und trotzdem tropisch, mit Regenbogen und fruchtbarem Grundstück. Hier werden wir uns ein Tiny-Haus bauen. Mit einem Wald hinterm Haus und dem Strand vor der Tür.
Wann habt ihr euch eigentlich entschlossen, den Teppichboden von zu Hause gegen einen wilderen Untergrund zu tauschen?
Es war schon immer ein Traum von uns, auf Reisen zu gehen. Vor gut vier Jahren haben wir diesen Traum dann tatsächlich wahr gemacht und sind einfach losgefahren. Das alles hat sich für uns mit der Zeit zum idealen Lebensmodell entwickelt. Immerhin haben wir in der gesamten Zeit rund 40 Länder bereist.
Euer eindrucksvollstes Ziel bislang?
Ganz klar: Moorea im Südpazifik. Die Insel ist der absolute Traum. Strände, Berge, Buchten – alles paradiesisch. Aber auch andere Regionen haben uns nachhaltig beeindruckt. Zum Beispiel die norwegischen Fjorde oder das Erlebnis, mal in der Sahara im Zelt zu übernachten. Wir lieben die Welt in all ihren Facetten, eben diese Vielfalt, die immer neue Eindrücke schafft. Weil es noch so viel Neues zu entdecken gibt, vermeiden wir es auch, zweimal an denselben Ort zu reisen.
Seit jetzt sieben Jahren bespielt Yvonne ihre stetig wachsende Community mit ihren kreativen Erlebnissen. Das Ganze wirkt tatsächlich authentisch und immer auch irgendwie gut gelaunt. Ihre Botschaft, die sich durch alles zieht: Menschen den Mut zu geben, die beste Version von sich selbst zu leben.
Aus welcher Region wolltet ihr eigentlich nie wieder weg?
Diese Frage hat sich uns noch nie gestellt. Wir fühlen uns grundsätzlich erst mal überall wohl. Jede Reise ist es wert, sie gemacht zu haben. Es kommt nicht auf das perfekte Ziel an, sondern darauf, einen neuen Ort zu entdecken und all seine Besonderheiten und Faszinationen auf sich wirken zu lassen.
Welche echten Tipps habt ihr? Wo sollte jeder mal hin?
Wenn wir in Europa bleiben wollen, dann auf jeden Fall Slowenien, das ist noch immer so eine Art Geheimtipp. Das Land ist noch wenig touristisch erschlossen, dafür aber umso abwechslungsreicher. Wasserfälle, Seen, Flüsse. Zum Wandern oder Kajakfahren gibt es kaum einen besseren Ort. Generell aber sollte jeder einfach dahin fahren, wo es ihn gerade hinzieht, in diesem Moment.
Wie hat euch das Reisen, Dauerunterwegssein verändert?
Das Reisen hat uns zu hundert Prozent verändert. Wir sind sehr viel offener für alles geworden, für das Leben und all seine Schönheiten und Herausforderungen. Ich bin mir sicher: Wer reist, entdeckt immer auch das Ganzheitliche und bewegt sich nicht mehr nur in seinem eigenen Kosmos. Man merkt schnell: Hey, ich bin für mein eigenes Glück verantwortlich, und hier in der Ferne hab ich das allen sonstigen Konventionen zum Trotz allein selbst in der Hand. Du fühlst dich lebendiger, aktiver. Und du weißt trotz aller Herausforderungen immer: Am Ende des Tages wird doch alles gut. Vielleicht ist es das, was man Glück nennen kann.

Pamukale, Türkei
Hand aufs Herz: Wann wart ihr das letzte Mal auf einem Campingplatz?
Zugegeben: vergangenes Jahr in Deutschland. Es gibt ohne Frage tolle Campingplätze, aber ehrlich gesagt fühlen wir uns da nicht so wohl. Man wird von den Nachbarn sehr beäugt und irgendwie immer auch bewertet. Da fehlt uns ein wenig die Freiheit und Unabhängigkeit.
Mit welcher Touristen-Sorte könnt ihr euch gar nicht identifizieren?
Fiese Frage, wir sind ja letztlich selbst Touristen. Aber was ich nie verstehen werde, wie Reisende an den schönsten Orten sind und dabei dennoch immer nur stur auf ihr Handy starren. Weiß der Teufel, was die da machen: Spiele daddeln, Mails checken? Wenn ich irgendwo bin, will ich diesen Ort doch auch mit allen Sinnen entdecken und erfahren. Und mich dabei nicht durch Stupides und Alltägliches ablenken lassen.

Lofoten, Norwegen
Schönstes, schlimmstes Erlebnis in all den Jahren?
Vielleicht hatten wir bislang Glück. Aber das Schlimmste war gar nicht so schlimm, sondern eher ein Klassiker: In Thailand wollten sie uns mal so richtig nach Touristenstandard übers Ohr hauen. Aber sonst haben wir nur positive Erfahrungen gemacht. Zu den schönsten Erlebnissen zählt ganz sicher diese Nacht in Norwegen: Ganz allein an der Küste, kilometerweit
kein Mensch und über uns die Polarlichter.
Zurück in den Alltag: Was vermisst ihr auf euren vier Reifen?
Einerseits: gute Freunde. Andererseits: Wir lernen ja auch ständig neue, wertvolle Menschen kennen. Wir nennen sie Wegbegleiter, was vielleicht ein bisschen sachlich klingt, aber ganz sicher nicht so gemeint ist. Wegbegleiter können in kurzer Zeit auch zu sehr engen und nahen Gefährten werden. Auch das ist auf eine wunderbare Weise wegweisend.
Was ratet ihr Leuten, die Ähnliches planen?
Ganz klar: einfach losfahren. Auch wir haben mal mit kurzen Touren angefangen, haben im Zelt übernachtet und uns dann immer weiter vorgetastet. Land um Land, Kontinent um Kontinent. Mit der Zeit sammelt man immer mehr Erfahrungen, schöpft Selbstvertrauen und den Mut, noch einen Reise- Schritt weiterzugehen. Die Faszination kommt dann von ganz alleine.
Ihr verdient euer Budget mit drei Millionen Followern und liebevoll aufgemachtem Content. Ist euer Dauerurlaub in Wirklichkeit nicht auch harte Arbeit?
Im Grunde genommen ja, aber wir machen schließlich auch keinen Urlaub. Wir reisen. Und da besteht ein großer Unterschied. Wir sind nicht auf einem Erholungstrip mit Liegestuhl am Pool und all-inclusive. Unser Leben ist eine Reise. Und um dieses Leben – mit all seinen Annehmlichkeiten – bestreiten zu können, leisten wir etwas und lassen unsere Follower sehr eng daran teilhaben. Unser Tag hat sich mit der Zeit strukturiert: Morgens sitzen wir, egal, wo wir gerade sind, meist vorm Rechner und kümmern uns um Mails und die anfallende Büroarbeit. Nachmittags ziehen wir dann los, entdecken die Gegend und machen bei der Gelegenheit immer auch Fotos, die wir dann ins Netz stellen.
Und zum Schluss: Jetzt verratet mal euren echten Reise-Geheimtipp in Europa. Das Ganze bleibt auch ganz sicher unter uns …
Im ganz Geheimen flüstern wir nur: Osteuropa. Fahrt nach Albanien, reist nach Mazedonien! Alles Länder, die wirklich überraschende Schönheiten sind und die noch kaum jemand so richtig auf dem Reise-Radar hat. Also lieber demnächst mal hin, bevor es womöglich noch alle entdecken und mit ihrem Handtuch schon morgens um fünf die Liege besetzen.