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Nachruf zum Hinschied von Ruth Brack

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Nachruf zum Hinschied von Ruth Brack, 1933−2020

Am 3. Dezember 2020 ist Ruth Brack nach langer Krankheit in Thun gestorben. Sie war eine der Pionierinnen der modernen Sozialen Arbeit in der Schweiz und eine wichtige Figur für die BFH, bei der sie bis zur Pensionierung 1993 arbeitete. Ruth Brack absolvierte in Zürich die Schule für Soziale Arbeit und besuchte in den 1960ern während zweier Jahre an einer Universität in Denver (USA) Weiterbildungen. 1965 war sie Mitbegründerin der ersten Schule für Sozialarbeit, die im Kanton Bern eine Vollausbildung anbot, der Reformierten Heimstätte Gwatt am Thunersee. Sie bildete unter Ruth Brack in sozialer Gruppen- und Gemeinwesenarbeit aus. 1975 wurde die Schule mit der Berner Abendschule für Soziale Arbeit zusammengelegt. Ruth Brack spielte auch in der neuen Schule, der Vorgängerin des heutigen Departements Soziale Arbeit der BFH, eine wichtige Rolle und baute die Abteilung Weiterbildung auf.

Sie konzipierte und leitete in Bern den Lehrgang für Dozent*innen, der von 1981 bis 1983 im Au rag der Schweizerischen Arbeitsgemeinscha der Schulen für Soziale Arbeit (SASSA) stattfand. Zu den Absol vent*innen gehört auch der Autor dieses Nachrufs. Federführend war Ruth Brack, Silvia Staub-Bernasconi, Werner Obrecht und Walter Amsler realisierten als Mitverantwortliche das anspruchsvolle Konzept. Der Lehrgang leistete einen Beitrag zur wissenscha lichen Begründung der Praxis. Das Anliegen war, quali zierten Nachwuchs als Dozent*innen für die Ausbildungen an Hochschulen zu gewinnen. Die meisten Absolvent*innen fanden eine Anstellung in der Lehre. Ruth Brack konzipierte Au aulehrgänge für Praktiker*innen. Ihr Fokus lag auf der Vermittlung von Handlungstheorien und ihrer praxisnahen Umsetzung. Ihr roter Faden war die fachlich-ethisch begründete Steuerung der Interaktionen zwischen Sozial arbei ter*in nen und Klient*innen.

Das Informatikzeitalter weckte ihr Interesse, sie brachte 1984 aus den USA einen Macintosh-Computer nach Hause und widmete sich fortan der informatikgestützten Aktenführung, über die sie auch Fachbücher schrieb. Sie publizierte unter anderem 1994 «Das Arbeitspensum in der Sozialarbeit», ein Beitrag, der die Arbeitsbelastung im Beruf thematisierte. 2003 folgte das Buch «Minimalstandards für die Aktenführung in der Sozialarbeit». Gemeinsam mit dem Autor dieses Nachrufs brachte sie 2009 die 4. und letzte Au age des Buches «Aktenführung in der Sozialarbeit» heraus. Während vieler Jahre war Ruth Brack für das ökumenische Frauenbildungszentrum in Morogoro in Tansania aktiv. Mehrmals war sie vor Ort und half bei Instandhaltung und Renovation der Infrastruktur. Auch organisierte sie das Fundraising des Unterstützungsvereins in der Schweiz. Ihr Engagement gründete auf der Feststellung: «Nur mit wissenscha lichen Grundlagen kann sich die Soziale Arbeit weiterentwickeln». Am Schluss ihres Beitrags für das Buch «Wir haben die Soziale Arbeit geprägt» schrieb sie: «Dass man heute sogar einen Master in Sozialer Arbeit machen kann, stimmt mich ho nungsvoll. Aber nun müssen andere dafür sorgen, dass es in der richtigen Richtung weitergeht. Ich nde, ich habe meinen Teil geleistet.» All jene, die mit ihr zusammenarbeiteten, haben dies versucht, wohl bis heute wissend, was sie ihr und ihrem Pionierinnengeist zu verdanken haben.

Autor: Kaspar Geiser, Prof. FH em. ZHAW, dipl. Sozialarbeiter

Literatur mit einer Auswahl von Ruth Bracks Publikationen –Avenir Social (2011).«Wir haben die Soziale Arbeit geprägt».

Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen von ihrem Wirken seit 1950.

Bern: Haupt, S. 147–159. –Brack, Ruth & Geiser, Kaspar (2009).Akten hrung in der Sozialarbeit. Bern: Haupt. –Brack, Ruth (2002).Minimalstandards r die Akten hrung in der

Sozialarbeit – Vorschlag zur Vereinheitlichung der Erfassung von

Merkmalen zu Klient- bzw. Beratungsdaten. Luzern: interact. –Brack, Ruth (1991).Das Arbeitspensum in der Sozialarbeit. Ein

Beitrag zur Klärung der Arbeitsbelastung. Bern: Haupt. –Brack, Ruth (1998). Die Erschliessung von externen Ressourcen.

In:Sozialarbeit, Die Fachzeitschri r Sozialarbeit, Sozialpädgogik, Soziokulturelle Animation. He Nr. 5, März. Bern: Schweiz.

Berufsverband Soziale Arbeit SBS (Hg.), S. 12–24. –Brack, Ruth (1996). «Re ektieren» (Nachdenken über …) – die wissenscha liche Begründung einer alten sozialarbeitsspezi schen Methode. In Beat Schmocker, (Hg.). (1996).Liebe, Macht und Erkenntnis. Silvia Staub-Bernasconi und das Spannungsfeld

Soziale Arbeit. Luzern: Interact; Freiburg i.Br.: Lambertus, S. 174–198. –Brack, Ruth (1997, 4.Au age). Methoden der Sozialarbeit. In

Fachlexikon der sozialen Arbeit. Deutscher Verein für ö entliche und private Fürsorge (Hg.). Frankfurt a.M.: Eigenverlag, S. 642–645.