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Tour im Herbst
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Seilschaft am Ulrichshorn / Foto: Louisa Traser
Mit 82 Jahren aufs Ulrichshorn
Das Wetter war nicht zu überbieten. Unsere Stimmung war in Hochform, als mein Freund und ich im schweizerischen Saas Fee auf 1.800 Metern überm Meer gemeinsam zu unserem Hüttenzustieg aufbrachen. Mir war so sehr zum Jubeln zumute, dass ich an einer Wegkreuzung den richtigen Aufstiegspfad verpasste und wir dadurch mehr als 200 Höhenmeter zusätzlich bis zur Mischabelhütte auf 3.340 Metern zu bewältigen hatten. Wir kamen dennoch rechtzeitig zum Abendessen dort an. Da wir zur älteren Generation gehören, entschieden wir uns am nächsten Morgen für einen Erholungstag und eine Kurzadaptation an die Höhe mit kleiner Tour: Eine Felskletterei in der Nähe der Hütte tat uns gut.
Mit 82 auf dem Ulrichshorn / Foto: privat
Am darauffolgenden Tag starteten wir mit der Überwindung einer etwa 200 Meter hohen Felsformation. Bei aufgehender Sonne über den Gipfeln der umgebenden Viertausender ging es über breite Gletscherabhänge weiter zum Ulrichshorn. Zum Frühstück machten wir Rast in einer windgeschützten Schneesenke. Dort überholte uns eine Seilschaft von vier Bergsteigern, alle unter 30.
Wir unterhielten uns kurz, wobei interessant war, dass einer aus dieser Gruppe aus unserer Region, aus Kirchzarten stammt. Wir erreichten den Gipfel des Ulrichshorns (3.925 Meter) nach ihnen. Ob sie auf uns gewartet hatten? „Ja“, war die Antwort. Wir plauderten weiter, einer fragte plötzlich: „Sagt mal, wie alt seid Ihr denn eigentlich?“ Ich antwortete: „82 Jahre, beide.“ Daraufhin lachten die vier ungläubig aus vollem Hals, sie meinten, derartig seien sie selten veräppelt worden, denn „hier ist noch keiner über sechzig hochgekommen“. Als sie merkten, dass wir es ernst meinten, ließen sie sich mit uns fotografieren. Einer der Seilschaft wollte das Foto seinem 64-jährigen Vater zeigen. Der sei mittlerweile – offenbar selbst für sein Alter – „zu lahm“ und müsse aktiver werden.
Die vier Bergkameraden freuten sich mächtig, besonders über die ungeheuer lange Zeit, die sie selbst noch fürs Bergsteigen hätten.
Ulf Stein
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