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Die Organisatoren von Queerfeldein

Patrick Witte (Jugendreferent der Sektion GOC, der queeren Jugend im Alpenverein) und Raoul Taschinski (stellvertretender Bundesjugendleiter)

Was ist das Queerfeldein?

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Raoul: Das Queerfeldein ist eine Netzwerkveranstaltung, bei der queere junge Menschen aus ganz Deutschland in der Jugendbildungsstätte der JDAV in Bad Hindelang zusammenkommen. Die Teilnahme ist für Mitglieder aller Sektionen, aber auch für Nicht-Mitglieder möglich. Das Queerfeldein wurde dieses Jahr zum dritten Mal veranstaltet, gemeinsam von der Bundesgeschäftsstelle der JDAV mit der queeren Jugend im Alpenverein, die bei der Sektion GOC angesiedelt ist. Das Wochenende soll allen Beteiligten vor allem Spaß machen, aber auch dazu anregen, dem Thema Queerness in der eigenen Sektion Gewicht zu geben und dafür auch in der JDAV zu sensibilisieren. Beim Queerfeldein wird gemeinsam Bergsport gemacht. Von Wandern, Mountainbiken bis zum Klettern ist alles dabei. Außerdem gibt es Workshops und Diskussionsrunden zu allen möglichen queeren Themen innerhalb und außerhalb der JDAV.

Wie hat sich die Idee für das Queerfeldein, das 2019 zum ersten Mal stattfand, entwickelt?

Raoul: 2019 war für den DAV und JDAV ein Jubiläumsjahr und es wurden auch für Jugendliche mehrere Veranstaltungen angeboten. Unter anderem haben damals der GOC und das Münchner Jugendzentrum Diversity auch das erste Queerfeldein konzipiert.

Patrick Witte Raoul Taschinski Patrick: Die Idee dazu kam in einer Arbeitsgruppe auf, die sich auf der DAV-Bundesebene für Geschlechtergerechtigkeit einsetzt. In der Arbeitsgruppe waren unter anderem JDAV-Mitglieder aus verschiedenen Sektionen und Hanna Glaeser aus der Bundesjugendleitung.

Welche Entwicklung konntet Ihr da bis 2022 feststellen?

Patrick: Das Queerfeldein 2019 war ein voller Erfolg und hat allen viel Spaß gemacht. Am Ende des Wochenendes haben wir in einem gemeinsamen Workshop überlegt, wie es nach dem Queerfeldein weitergehen könnte, und wir haben entschieden, dass es auf jeden Fall eine queere Jugendgruppe in der JDAV geben soll. Diese haben wir noch im gleichen Jahr gegründet und sind damit Teil des GOC geworden. Die GOC-Jugend und die JDAV auf Bundesebene haben seitdem das Queerfeldein gemeinsam organisiert, es fand 2022 zum dritten Mal statt. Raoul: Das Queerfeldein hat sich im Lauf der Zeit immer weiterentwickelt. 2019 waren es 30 Personen und trotz der schwierigen Bedingungen wegen der Corona-Pandemie war die Zahl der Teilnehmenden auch beim zweiten und dritten Mal ähnlich groß. Dieses Jahr waren es sogar noch mehr Personen.

Gibt es Hürden oder Herausforderungen, die Ihr noch angehen wollt, wenn ja, welche und wie?

Patrick: Mir ist wichtig, dass das Queerfeldein auch in den nächsten Jahren erhalten bleibt. Dafür ist es wiederum wichtig, dass die JDAV auf Bundesebene die Veranstaltung unterstützt, aber es braucht auch junge Ehrenamtliche, die Lust haben, sich beim Queerfeldein aktiv einzubringen, indem sie zum Beispiel als Jugendleiterin oder Jugendleiter bei der Veranstaltung dabei sind und eine Bergsportaktivität anbieten oder Spiele anleiten. Raoul: Es ist klar, dass im Bundesverband das Thema Vielfalt eines der wichtigsten Themen ist, die wir behandeln. Dazu gehören sowohl kulturelle Diversität, soziale Gerechtigkeit und Inklusion als auch das Thema Queer.

Was waren Eure Highlights beim Queerfeldein 2022?

Patrick: Mein Highlight war das erlebnispädagogische Spiel „The Wall“, bei dem alle Teilnehmenden ohne Hilfsmittel gemeinsam eine glatte Wand hochkommen mussten. Für mich war es schön zu sehen, dass – obwohl wir uns erst seit zwei Tagen kannten – wir uns gegenseitig vertraut haben und uns den Händen der anderen anvertrauen konnten. Mit Erfolg. Alle sind gemeinsam oben angekommen! Raoul: Eigentlich habe ich vor allem ein Gefühl mitgenommen: Alle gingen gestärkt aus dem Wochenende hervor.

Welche nachhaltige Wirkung hat das Queerfeldein auf das Thema Queer in der JDAV?

Raoul: Es macht Spaß, beim Queerfeldein dabei zu sein, weil man sehen kann, dass junge Menschen von der Veranstaltung gestärkt in ihre Sektion zurückgehen. Das brauchen wir mehr. An vielen Stellen, sowohl im DAV als auch im JDAV ist noch viel zu tun, was die Toleranz und Akzeptanz von queeren Menschen angeht. Patrick: Ich glaube, dass das Queerfeldein die bislang wichtigste Aktion im Bereich Queer in der JDAV ist. Man kann sehen, dass daraus viele Ideen und Initiativen hervorgehen, z. B. queere Jugendgruppen in verschiedenen Sektionen. Da diese aber nur auf regionaler und Sektionsebene wirken, schafft das Queerfeldein die Möglichkeit der Vernetzung und der Inspiration über alle Sektionen hinweg, um letzten Endes Diversität in der JDAV zu schaffen. Für eine nachhaltige, diskriminierungskritische Vereinsentwicklung sind langfristige Veranstaltungsformate wie das Queerfeldein der einzige wirksame Weg.

Wird es 2023 wieder ein Queerfeldein geben?

Patrick: Es wird wieder ein Queerfeldein geben, ob das schon 2023 ist, ist noch nicht ganz klar. Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen, da das Queerfeldein eine tolle Möglichkeit ist, dass sich queere junge Menschen in der JDAV kennenlernen und auch einen Platz finden können, um sich einzubringen. Raoul: Ich drücke uns ganz fest die Daumen. Interview: Helia Schneider

Zeitraum: An einem Wochenende im Sommer, von Freitagmittag bis Sonntagmittag Ort: Jugendbildungsstätte Bad Hindelang Zielgruppe: Anmelden können sich alle zwischen 16 und 26 Jahren. Website: Auf dieser Seite könnt Ihr euch auf dem Laufenden halten, ob es ein Queerfeldein 2023 geben wird: https://kurse.jdav.de/

Falls Ihr regelmäßig per E-Mail über das Queerfeldein und Veranstaltungen der queeren Jugend im Alpenverein informiert werden möchtet, schreibt einfach eine kurze Nachricht an jugendreferat@dav-goc.de.

Doku über non-binäre/trans Kletter*in und Bergführer*in Lor Sabourin

Authentisch und mutig steht Lor Sabourin in dem Film „They/Them“ vor der Kamera, sei es kletternd, bouldernd, Routen planend oder auch einfach erzählend. Lor schildert einen langen Weg der Identifikation als non-binäre Person mit allen Höhen und Tiefen. Lor bevorzugt im englischen beide Personalpronomen they und them und identifiziert sich als trans*. Das Klettern hat Lor dabei Halt gegeben und war hilfreich, diesen Weg zu gehen. Lor kann ein Vorbild sein für alle Menschen, die sich in diesem herausfordernden Prozess befinden.

Zu sehen kostenlos bei Youtube (Patagonia-Kanal): https://www.youtube.com/watch?v=ahuiQT4xMdw mit deutschen Untertiteln

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