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KOMPOST STREUEN GEGEN NICHT SICHTBARE VERWEHUNGSSCHÄDEN AUF KLEIBÖDEN

ZWIEBELANBAUER IM NORDEN DER NIEDERLANDE SEHEN GUTE ERGEBNISSE

ZWIEBELANBAUER AUF KLEIBÖDEN KÖNNEN SICH DURCH DAS STREUEN VON KOMPOST GEGEN RISIKEN FÜR NICHT SICHTBARE VERWEHUNGSSCHÄDEN UND VERKRUSTUNG AUF KLEIBÖDEN ABSICHERN. ANBAUER IM NORDEN DER NIEDERLANDE, IN FRIESLAND UND GRONINGEN HABEN HIERMIT BEREITS GUTE ERFAHRUNGEN GEMACHT. NICHT SICHTBARE VERWEHUNGSSCHÄDEN KÖNNEN ENORME WACHSTUMSHEMMUNGEN VERURSACHEN, SAGT WILKO VAN DER VELDE VON DER FIRMA TTW. „BETRACHTEN SIE ES ALS EIN STÜCKCHEN RISIKOMANAGEMENT.”

TTW hilft Anbauern anders auf ihre Kulturen zu schauen, mit Hilfe der durch das Beratungsbüro gesammelten Daten. Daten- und Analyseberater Van der Velde hat bereits seit einigen Jahren die Vermutung, dass auf Kleiböden nicht sichtbare Verwehungsschäden vom Bügelstadium bis zum dritten Laubblatt auftreten. „TTW misst auf allen Feldern das Wachstum und die Entwicklung. Wenn Verwehungsschaden auftritt entsteht eine Wachstumshemmung. Ein Nebeneffekt ist, dass Kontaktherbizide viel härter auf dem Zwiebelbestand reagieren, nachdem es drei Tage Ostwind gegeben hat. Der Bestand ist theoretisch abgehärtet, aber die Gefahr ist groß, dass er auch sandgestrahlt ist.”

Gute Resultate

Die ersten Erfahrungen mit Kompost gegen Abwehen auf Kleiböden wurden 2018 in Nord-Holland gemacht. „Wir wissen von Sandböden, dass Kompost gegen Abwehen wirkt,”, erklärt Van der Velde. „Meine Idee war: lasst es uns auch auf Kleiböden probieren. Im Anfangsstadium ist die Zwiebel sehr empfindlich für Verwehungsschäden. Man sieht nach dem Abwehen nicht direkt, dass ein Schaden entstanden ist, aber zwei Wochen später wird sichtbar, dass die Zwiebeln nicht gewachsen sind. Durch das Streuen von Kompost bekommt der Wind viel weniger Zugriff auf das betreffende Feld. Wir sahen 2019, 2020 und 2021, dass Felder mit Kompost die am besten aussehenden Felder in Nord-Holland waren.”

Der Kompost kann am besten nach der Aussaat mit einem Breitstreuwerk oder einem Seitenstreuwerk ausgebracht werden. Grünkompost (GFT) ist die am besten geeignete Kompostart, obwohl darin etwas mehr Natrium enthalten sein kann als zum Beispiel in Grünkompost. Grünkompost geht auch, aber der scheint etwas schlechter gegen Verschlämmung zu wirken, so Van der Velde. „Der Vorteil von GFT-Kompost gegenüber Champost ist wiederum, dass er oben darauf gestreut werden kann. Champignonmist funktioniert auch, aber der fällt unter die Düngeverordnung und muss in den Boden eingearbeitet werden.” Er rät, durchschnittlich 30 Kubikmeter ‘fetten’ Kompost pro Hektar zu streuen, für den besten Effekt gegen Abwehen und Verschlämmen. „Mehr geht, aber viel mehr als 35-40 Kubikmeter pro Hektar ist nicht machbar.”

„Durch das Streuen von Kompost bekommt der Wind viel weniger Zugriff auf das betreffende Feld.”

Wilko van der Velde

Foto: Pfänder GbR, Schwabmünchen

Andere Vorteile von Kompost

Kompost hat, außer dass er Verwehungs- und Herbizidschäden begrenzt, auch andere Vorteile. TTW misst nach der Ausbringung von Kompost in Bodenproben 15 bis 20 kg Stickstoff, 70 kg Kali und 100 kg Calcium. Damit kann man Kunstdünger einsparen, sagt Wilko van der Velde. „Kali ist sehr nützlich. Kali aus Kompost bleibt in der Regel länger verfügbar und wäscht sich weniger aus. Daneben sehen wir weniger Verschlämmung, dadurch einen einheitlicheren Bestand der Zwiebeln, ein gutes (meist besseres) Laubwachstum und weniger Austrocknung des Bodens, weil die Feuchtigkeit festgehalten wird.”

Die Idee ist auch, dass der Boden nachts weniger abkühlt, weil der Kompost eine Pufferschicht darstellt. Die Bodentemperatur steigt tagsüber jedoch nicht an. „Wir haben die Bodentemperatur an verschiedenen Stellen gemessen und wir konnten keine Temperaturerhöhung feststellen“, erläutert der Datenberater. Außerdem scheinen die Zwiebelpflanzen am Anfang schneller zu wachsen, aber es gibt keine schnellere Keimung.

Die Entwicklungen im Zwiebelanbau mit Kompost auf Kleiböden sind in Nord-Holland am weitesten, weiß Van der Velde. Auch in Friesland und Groningen sind Anbauer dazu übergegangen, Kompost auf Klei zu streuen, um dem Abwehen entgegenzuwirken. Anbauer in Nord-Holland arbeiten mit einem Lohnunternehmen zusammen, das nun zwei Streuer hat, die auf 2,25 und 3 Meter Spurbreite auf den ziemlich kurzen Feldern fahren können. In Friesland gibt es ein Lohnunternehmen mit einem Streuer mit 3 Meter Spurbreite. Anbauer im südlichen Flevoland haben Kompost probiert, aber da hat sich gezeigt, dass das Frühjahr zu nass ist, um mit Maschinen mit schmalen Reifen zu streuen, erklärt der Berater. Im Südwesten der Niederlande liegt die Begrenzung vor allem an einem Mangel an geeigneter Mechanisierung. Van der Velde: „Anbauer dort haben in der Regel längere Felder. Das gibt Probleme mit der Kapazität/Arbeitsbreite.”

Risikomanagement

Ohne Daten bist Du nur jemand mit einer Meinung – das ist der Slogan von TTW. Die Firma hilft Anbauern, mit Hilfe von gesammelten Daten anders auf ihr Ausgangsmaterial, ihre Felder, Bestände und (End-)Produkte zu schauen.

Indem man Bedingungen verändert, kann der Wachstumsprozess beeinflusst werden, mit einem qualitativ höheren Ertrag als Endziel. Daneben spricht TTW mit dem Anbauer über die Betriebsführung und denkt mit dem Betrieb hinsichtlich der Langzeitplanung mit. Die Organisation arbeitet unabhängig, auf der Basis von Wissen und Daten, sagt Wilko van der Velde. „Wir machen aus Messungen eine Risikoanalyse und Feldbeurteilung. Wir weisen die Anbauer auf die Risiken hin, so dass diese darauf reagieren können.” >>

Für die Beurteilungen verwenden wir die Bodenanalysen von Eurofins. Dabei wird nach Kennzahlen wie Vorfrucht, Gründüngung und organische Substanz geschaut. Der Betrieb hat dem System auch eigene Parameter hinzugefügt: Ertrag, Anfangswachstum, Wuchsgeschwindigkeit, Krankheitsdruck, Trockenheitsstress, Produktionskapazität, Wasserschaden und Ernterisiko. „Wenn ein Feld bei vier von diesen Parametern ein ungenügend erhält, dann muss man sich als Anbauer fragen, ob man dort Zwiebeln anbauen will”, sagt Van der Velde. „Man muss das schwächste Glied eliminieren. Das kann in diesem Fall durch Kompost streuen erfolgen.”

Grunddüngungsempfehlung

Auf Basis der Kennzahlen wird auch eine Grunddüngungsempfehlung erstellt. Während der Anbausaison wird zwei Mal eine Bodenprobe und einmal ein Blattmuster genommen. Es wird auf der Basis des Potenzials des Bestandes gedüngt. So hat man minimale Verluste und hält die Kosten im Griff, so Van der Velde. „100 Zwiebelpflanzen pro m² brauchen mehr Kunstdünger als 85 Zwiebelpflanzen pro m². Wenn es im Boden bereits ausreichende Mineralisierung gibt, dann muss weniger gestreut werden. Man kann mit Hilfe der Analysen gezielte Entscheidungen treffen und eventuell früher eingreifen. Durch das Sammeln der Daten kann man fünf Jahre später immer noch auf die Kennzahlen eines Feldes zurückschauen.”

KOOS MEEUWES

Zwiebelanbauer aus Uithuizermeeden

Anbauer Koos Meeuwes in Uithuizermeeden in der niederländischen Provinz Groningen hat 2022 zusammen mit dem Anbauer und Lohnunternehmer Rick van Regteren Säzwiebeln angebaut. Dabei hat er zum ersten Mal Kompost verwendet. Die Zwiebeln der Sorte Hyroad F1 wuchsen auf leichtem, im Frühjahr gepflügtem, Boden mit einem Anteil von 14 % abschwämmbaren Teilchen. Die Zwiebeln wurden am 21. März gesät. Eine Woche danach wurden 25 Tonnen/ha Grünkompost über die 2,25 Meter breiten Beete ausgebracht. Die vielen Schauer, die danach folgten, sorgten auf dem Feld für Verschlämmung, aber letztendlich gab es wenig Verkrustung dort, wo Kompost ausgebracht worden war. Eggen erschien nicht nötig zu sein, aufgrund der lockeren Auflage. Der Kompost hat seinen Teil dazu beigetragen, sagt Meeuwes. „Das war gut sichtbar auf einem Stückchen, wo kein Kompost gestreut worden war. Den Unterschied konnte man schon an den eigenen Knien bemerken. Wo Kompost lag, war der Boden deutlich weicher und die Pflanzen kamen einfacher durch.” Daneben ist er begeistert von der stabilen Wirkung des Komposts, der auch zu den von den Pflanzen aufnehmbaren Nährstoffen beiträgt. Der Anbauer erntete ungefähr 50 Tonnen Zwiebeln pro Hektar mit einem hohen Prozentsatz großer Sortierung.

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