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Einleitung
»Der König hat eine Bataille verlohren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere die Einwohner Berlins dazu auf. Der König und seine Brüder leben!«1 Diese Worte, mit denen der Berliner Gouverneur Friedrich Wilhelm von der SchulenburgKehnert am 17. Oktober 1806 die Einwohner der preußischen Hauptstadt von der drei Tage zuvor erlittenen Niederlage ihrer Truppen in der Doppelschlacht von Jena und Auerstedt gegen das französische Kaiserreich unter Napoleon I. und seine Verbündeten informierte, symbolisieren beispielhaft den Untergang des sogenannten »alten Preußens«. Im Zuge des ein Jahr später geschlossenen Friedens von Tilsit wurde festgeschrieben, dass der Großteil des nunmehr verkleinerten preußischen Staatsgebietes bis Ende des Jahres 1808 von französischen Truppen besetzt bleiben sollte. Während dieser Zeit der Besetzung litt insbesondere die Zivilbevölkerung unter den dadurch hervorgerufenen Belastungen.
Die verheerende Niederlage im Vierten Koalitionskrieg 1806/07 hatte die Schwächen im preußischen Staatsaufbau offenbart, der in seiner Organisation noch den Grundzügen des Ancien Régime folgte und auf eine überdurchschnittliche Führungsperson – wie Friedrich der Große oder sein Vater Friedrich Wilhelm I. es beispielsweise gewesen waren – fokussiert war. Nun sollte der Staat der Hohenzollern durch die Preußischen Reformen an die Anforderungen der neuen Epoche angepasst werden: eine Reorganisation der Staatsverwaltung und die Umstrukturierung der Sozialverfassung läuteten für Preußen das Zeitalter der Moderne ein, in dem die Bürger nach mehr Mitspracherecht an politischen Entscheidungen strebten.
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Inwieweit die während der Besetzung erlittenen Belastungen und gemachten Erfahrungen dazu beitrugen, diesen Reformprozess voranzutreiben, soll in dieser Untersuchung genauer herausgearbeitet werden. Aus diesem Grund werden die Wechselwirkungen zwischen der Stadtverwaltung und den französischen Besat-
1 Zit. nach Demel, Walter/Puschner, Uwe (Hrsg.): Von der Französischen Revolution bis zum Wiener
Kongress 1789–1815 (= Deutsche Geschichte in Quellen und Darstellungen, Bd. 6), Stuttgart 1995,
S. 54.
Eindruck der Niederlage von Jena und Auerstedt in Berlin.
zungstruppen am Beispiel der Stadt Eberswalde, bis 1877 Neustadt-Eberswalde genannt, dargestellt und in die gesamtstaatlichen Zusammenhänge eingebettet. Darüber hinaus werden auch die Auswirkungen der Preußischen Reformen aufgezeigt, soweit diese einen direkten Einfluss auf Eberswalde hatten. Somit soll ein Beitrag zum besseren Verständnis des Übergangs Preußens und insbesondere seiner Zentralprovinz Brandenburg von der Frühen Neuzeit in die Moderne als Teil der brandenburgisch-preußischen Landes- und auch Städtegeschichte geleistet werden.
Zur besseren Nachvollziehbarkeit ist die Untersuchung chronologisch aufgebaut. Sie bewegt sich dabei in ihrem Verlauf jedoch zudem von den größeren gesamtstaatlichen Strukturen und geschichtlichen Zusammenhängen hin zu den lokalhistorischen Ereignissen, um zum Schluss wieder eine Verknüpfung zur übergeordneten Ebene herzustellen. Dabei stehen vor allem verwaltungsgeschichtliche Aspekte im Vordergrund.
Zuerst werden die Rahmenbedingungen aufgezeigt, indem die sich im Verlauf des 17. und 18. Jahrhunderts herausbildende verfassungsrechtliche Situation der Stadt Eberswalde gegen Ende des Ancien Régime mit ihrer mangelnden Selbstverwaltung kursorisch charakterisiert wird. Anschließend folgt eine Beschreibung der Entwicklungen, die schließlich zu einer umfassenden Veränderung dieser Konstellation führten. Daher wird auf das Schicksal der Kurmark Brandenburg im Zuge der

Ansicht von Eberswalde, um 1790.
napoleonischen Machtambitionen bis 1807 als allgemeinerer Überblick zur lokalen Situation in Eberswalde eingegangen, wobei besonders die Vorgeschichte, der Verlauf und die Auswirkungen des für Preußen so verheerenden Vierten Koalitionskrieges im Fokus stehen. Daraufhin folgt auf lokaler Ebene eine Analyse der verschiedenen Interaktionsfelder zwischen der Eberswalder Stadtverwaltung und den Besatzungstruppen in den Jahren 1806 bis 1808. Dabei wird insbesondere auf die Problematiken der Einquartierung und Versorgung, sonstige durch die Einwohner zu leistenden Dienste sowie Kontributionsforderungen eingegangen. Da in diesem Abschnitt nicht die umfassende Darstellung der jeweiligen Belastungen für die einzelnen Einwohner Eberswaldes das Ziel sein kann, werden die Herausforderungen für Einwohnerschaft und Magistrat exemplarisch anhand einzelner Schicksale aufgezeigt. Um die finanzielle Dimension der Besatzungszeit besser verdeutlichen zu können, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass entsprechend den Daten der Deutschen Bundesbank die Kaufkraft eines Talers Anfang des 19. Jahrhunderts etwa 40 Euro im Durchschnitt des Jahres 2020 entsprächen.2 Anschließend werden nach
2 Vgl. Deutsche Bundesbank: »Kaufkraftäquivalente historischer Beträge in deutschen Währungen«, Stand: Januar 2021, online: https://www.bundesbank.de/resource/blob/615162/d55a20f8a4ecedd6d1b53e01b89f11c4/mL/kaufkraftaequivalente-historischer-betraege-in-deutschen-waeh-
einem Zwischenfazit die Auswirkungen einiger Reformprojekte auf die Stadt Eberswalde als Ergebnis der während der Besetzung gemachten Erfahrungen dargestellt. Dabei stehen vor allem die Reform der städtischen Verwaltung, die Durchsetzung der allgemeinen Gewerbefreiheit und die Emanzipation der jüdischen Bevölkerung im Zentrum der Betrachtungen. Zudem wird die Institution der Bürgergarde als besondere Ausdrucksform des neuen bürgerlichen Selbstverständnisses beschrieben. Daraufhin folgen Ausführungen zu den militärisch geprägten Ereignissen während der Befreiungskriege in Eberswalde und die Erinnerung an diese in der unmittelbaren Nachkriegszeit. Abschließend werden die gewonnenen Ergebnisse zusammengefasst und eingeordnet.
Die bisherige (moderne) Historiografie hat sich einer Untersuchung dieser Zeitumstände auf lokalgeschichtlicher Ebene – gerade auch in Bezug auf die Mark Brandenburg – noch kaum angenommen. Lediglich Johannes Schultze geht im fünften Band seiner Geschichte der Mark Brandenburg genauer auf diesen Zeitraum ein.3 Ansonsten überwiegt der Blick auf die preußische Hauptstadt Berlin,4 während sich in den meisten älteren Chroniken brandenburgischer Städte eher anekdotenhafte Kapitel über die sogenannte Franzosenzeit zwischen 1806 und 1815 finden.5 Moderne und quellengestützte Versuche diese Zeit aufzuarbeiten, unternehmen hingegen beispielsweise Volkhard Maaß für seine Heimatstadt Angermünde in der Uckermark6 und Wolfgang Rose, der in einem Aufsatz unter anderem die Belastungen der Franzosenzeit für Teupitz beschreibt.7 Die fehlende umfassendere Behandlung dieser Thematik in den wenigen weiteren modernen brandenburgischen
rungen-data.pdf (letzter Zugriff: 24.09.2021). Dabei setzte sich ein Taler aus 24 Groschen zu je zwölf
Pfennigen zusammen. 3 Schultze, Johannes: Die Mark Brandenburg, Bd. 5: Von 1648 bis zu ihrer Auflösung und dem Ende ihrer
Institutionen, Berlin 1969, S. 137–160. 4 Als eigenständige Betrachtungen sind dabei zum Beispiel Bauer, Frank: Napoleon in Berlin. Preußens
Hauptstadt unter französischer Besatzung 1806–1808, Berlin 2006 sowie Granier, Hermann (Hrsg.):
Berichte aus der Berliner Franzosenzeit 1807–1809 (= Publikationen aus den kgl. preußischen Staatsarchiven, Bd. 88), Leipzig 1913 zu nennen. 5 Um hier nur einige Beispiele zu nennen, sei unter anderem auf Bieder, Hermann/Gurnik, Adolf: Bilder aus der Geschichte der Stadt Frankfurt a. Oder, Bd. 1, Frankfurt an der Oder 1899, S. 113–122;
Engelien, A./Henning, F.: Geschichte der Stadt Landsberg an der Warthe von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, Landsberg a. W. 1857, S. 222–242 sowie Knuth, Friedrich: Chronik von Gransee, verbunden mit den wichtigsten Ereignissen der vaterländischen Geschichte, Berlin 1840, S. 94–120 verwiesen. 6 Leider ohne Nachweise Maaß, Volkhard: Ordre du Jour – Tagesbefehl. Geschichte und Geschichten aus der Franzosenzeit – Angermünde in den Jahren 1806–1814 –, o. O. o. J. 7 Rose, Wolfgang: Zweitkleinste Stadt der Mark – Teupitz im 19. Jahrhundert, in: Krause, Heinrich/Kuhl,
Karsten (Hrsg.): Teupitz. Eine märkische Stadt im Wandel der Zeiten, Berlin 2007, S. 116–119.
Stadtgeschichten – abgesehen von Berlin8 – verhindert allerdings einen tiefergehenden Vergleich.9
Auch in neueren Überblicksdarstellungen zur Geschichte Brandenburgs im 19. Jahrhundert wird das Jahrzehnt zwischen 1806 und 1815 meist nur am Rande betrachtet.10 Eine neue Perspektive für die Erforschung dieses Zeitabschnittes bietet sich jedoch nun mit dem von Klaus Geßner bearbeiteten Inventar zur brandenburgischen Militärgeschichte zwischen 1806 und 1815 für die Bestände des Brandenburgischen Landeshauptarchives im Potsdamer Ortsteil Golm11 an. Dadurch sind erstmals die für eine (militärgeschichtliche) Untersuchung auszuwählenden Archivalien aufgelistet – ähnliche Bestrebungen für die Bestände des Geheimen Staatsarchives Preußischer Kulturbesitz in Berlin-Dahlem sind bisher nicht zu erkennen.
Eine Besonderheit bei der Betrachtung der Literaturlage bildet das Mitte des 19. Jahrhunderts erschienene mehrbändige Werk des damals in der kurbrandenburgischen Provinzialverwaltung arbeitenden Friedrich Magnus von Bassewitz, der ausführlich das Schicksal der Kurmark Brandenburg während der »Franzosenzeit« beschreibt.12
8 Vgl. Mieck, Ilja: Von der Reformzeit zur Revolution (1806–1847), in: Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Geschichte Berlins, Bd. 1: Von der Frühgeschichte bis zur Industrialisierung (= Veröffentlichungen der
Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 1), 3., erw. u. aktual. Aufl., Berlin 2002, S. 422–441. 9 Im Zusammenhang mit der Einführung der neuen Städteordnung 1808/09 in Potsdam beschreibt
Kamp, Silke: Zwischen Thron und Ballotage. Die erste Wahl der Stadtverordnetenversammlung in
Potsdam, in: Büchner, Christiane/Musil, Andreas (Hrsg.): Die Stadtverordnetenversammlung von
Potsdam im Wandel der Zeit (= KWI Schriften, Bd. 5), Potsdam 2010, S. 42–45 kurz die Belastungen der Potsdamer Einwohner durch die französische Besetzung. 10 Siehe dazu vor allem Müller, Harald/Müller, Hans-Heinrich: Brandenburg als preußische Provinz. Das 19. Jahrhundert bis 1871, in: Materna, Ingo/Ribbe, Wolfgang (Hrsg.): Brandenburgische Geschichte,
Berlin 1995, S. 395–502, insb. S. 395–407; Radtke, Wolfgang: Brandenburg im 19. Jahrhundert (1815–1914/18). Die Provinz im Spannungsfeld von Peripherie und Zentrum (= Brandenburgische
Geschichte in Einzeldarstellungen, Bd. 5 | Bibliothek der brandenburgischen und preußischen Geschichte, Bd. 15), Berlin 2016, S. 61–72 sowie neben den einzelnen zeitlich passenden Unterkapiteln in nachfolgendem Band vor allem Herzfeld, Hans: Allgemeine Entwicklung und politische Geschichte, in: ders. (Hrsg. unter Mitwirkung von Gerd Heinrich): Berlin und die Provinz Brandenburg im 19. und 20. Jahrhundert (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin beim Friedrich-
Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin, Bd. 25 | Geschichte von Brandenburg und Berlin,
Bd. 3), Berlin 1968, S. 9–26. 11 Geßner, Klaus (Bearb.): Inventar zur brandenburgischen Militärgeschichte 1806–1815. Quellen des
Brandenburgischen Landeshauptarchivs über napoleonische Fremdherrschaft und Befreiungskriege (= Quellen, Findbücher und Inventare des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Bd. 36), Berlin 2018. 12 Bassewitz, Magnus Friedrich: Die Kurmark Brandenburg. Ihr Zustand und ihre Verwaltung unmittelbar vor dem Ausbruche des französischen Krieges im Oktober 1806, Leipzig 1847; ders.: Die Kurmark Brandenburg im Zusammenhang mit den Schicksalen des Gesammtstaats Preußen während der
Zeit vom 22. Oktober 1806 bis zum Ende des Jahres 1808, 2 Bde., Leipzig 1851f. sowie ders.: Die
Kurmark Brandenburg im Zusammenhange mit den Schicksalen des Gesammtstaats Preußen während der Jahre 1809 und 1810, Leipzig 1860. Bassewitz diente später sogar als Potsdamer Regierungspräsident und Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg.
Im Gegensatz zu den Darstellungen zur brandenburgischen Geschichte nimmt zwar die Phase der napoleonischen Fremdherrschaft in den klassischen (fachwissenschaftlichen) Gesamtdarstellungen zur Geschichte Preußens neben den Ausführungen zu Friedrich dem Großen und dem Wirken Otto von Bismarcks einen größeren Platz ein, jedoch fehlt hier meist der Blick auf die lokale (brandenburgische) Ebene.13 Meist werden die Belastungen der Besatzungszeit nur kurz erwähnt, um damit die unmittelbare Vorgeschichte der Preußischen Reformen zu präsentieren. Ansonsten dominieren in der modernen Forschung bislang eher unzählige Betrachtungen zur preußischen Reformzeit auf gesamtstaatlicher Ebene, vor allem in Bezug auf die unterschiedlichen Bereiche und Motive der Reformtätigkeit.14
Für die brandenburgische Stadtgeschichtsforschung kann hingegen auf einen umfassenden Literaturstand zurückgegriffen werden. Hierbei sind einerseits der Leitaufsatz von Gerd Heinrich15 und in seiner Fortführung besonders die Arbeiten von Frank Göse16 zum brandenburgischen Städtewesen in der Frühen Neuzeit hervorzuheben. Sie beschreiben die verfassungsmäßigen Grundlagen, vor denen sich die vorliegende Untersuchung vollzieht. Brigitte Meier hat sich andererseits um die Erforschung des brandenburgischen Bürgertums »als Mitgestalter der Moderne«ver-
13 Clark, Christopher (übers. von Richard Barth): Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600–1947, 13. Aufl., München 2018, S. 347–447; Heinrich, Gerd: Geschichte Preußens. Staat und Dynastie,
Berlin/Frankfurt am Main/Wien 1984, S. 278–311; Hinrichs, Ernst (hrsg. von Rüdiger Landfester):
Staat ohne Nation. Brandenburg und Preußen unter den Hohenzollern (1415–1871), Bielefeld 2014,
S. 288–381 sowie Schoeps, Hans-Joachim: Preußen. Geschichte eines Staates, Neuaufl., Hamburg 2012 [Erstveröffl.: Berlin 1966], S. 103–135. 14 Um auch hier nur einige Beispiele zu nennen, sei unter anderem auf Ibbeken, Rudolf: Preußen 1807–1813. Staat und Volk als Idee und in Wirklichkeit (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Bd. 5), Köln/Berlin 1970; Koselleck, Reinhart: Preußen zwischen Reform und
Revolution. Allgemeines Landrecht, Verwaltung und soziale Bewegung von 1791 bis 1848 (= Industrielle Welt, Bd. 7), Stuttgart 1987; Sösemann, Bernd (Hrsg.): Gemeingeist und Bürgersinn. Die preußischen Reformen (= Forschungen zur Brandenburgischen und Preussischen Geschichte, N.F.,
Beih. 2), Berlin 1993 mit der darin erhaltenen Bibliographie sowie Vogel, Barbara (Hrsg.): Preußische
Reformen 1807–1820 (= Neue Wissenschaftliche Bibliothek, Bd. 96), Königstein/Ts. 1980 verwiesen. Etwas ausführlicher sind die Ausführungen bei Münchow-Pohl, Bernd von: Zwischen Reform und Krieg. Untersuchungen zur Bewußtseinslage in Preußen 1809–1812, Göttingen 1987, der sich jedoch hauptsächlich auf die öffentliche Meinung konzentriert. 15 Heinrich, Gerd: Staatsaufsicht und Stadtfreiheit in Brandenburg-Preußen unter dem Absolutismus (1660–1800), in: Rausch, Wilhelm (Hrsg.): Die Städte Mitteleuropas im 17. und 18. Jahrhundert (= Beiträge zur Geschichte der Städte Mitteleuropas, Bd. 5), Linz 1981, S. 155–172. 16 Vor allem Göse, Frank: Zwischen beanspruchter Selbstverwaltung und landesherrlicher Reglementierung: Die brandenburgischen Städte um 1700, in: ders. (Hrsg.): Die Mark Brandenburg um 1700 (= Brandenburgische Historische Studien, Bd. 11), Potsdam 2002, S. 99–142 sowie ders.: Die Städtepolitik Friedrich Wilhelms I., in: Kraus, Hans-Christof/Kroll, Frank-Lothar (Hrsg.): Historiker und
Archivar im Dienste Preußens. Festschrift für Jürgen Kloosterhuis, Berlin 2015, S. 63–101.
dient gemacht,17 währenddie neueste zusammenfassende Publikation zur Steinschen Städteordnung von Ilja Mieck stammt.18
Die Stadt Eberswalde bietet sich aufgrund mehrerer Faktoren für eine solche Untersuchung an. Zum einen sind die Ereignisse aus der sogenannten Franzosenzeit bereits in Teilen durch den Regionalhistoriker Rudolf Schmidt in seiner 1939 und 1941 erschienenen zweibändigen Stadtchronik von Eberswalde19 dargestellt worden. Diese Erkenntnisse sollen nun in einen größeren historischen Zusammenhang eingeordnet werden. Zum anderen wird im Kreisarchiv Barnim ein umfangreicherer Bestand vorwiegend handschriftlicher Akten des historischen Stadtarchivs von Eberswalde zu dieser Thematik verwahrt, der für diese Untersuchung ausgewertet und durch Rechercheergebnisse aus den Beständen des Brandenburgischen Landeshauptarchives und der Stadt- und Landesbibliothek in Potsdam ergänzt wurde. Bei diesen Akten des Kreisarchivs Barnim handelt es sich um die zeitgenössischen Unterlagen des Eberswalder Magistrates, die Rudolf Schmidt teilweise bereits untersucht und neu zusammengefügt hat. Jedoch wurden sie durch die Lagerungsbedingungen während des Zweiten Weltkriegs und in der Nachkriegszeit stellenweise beschädigt und haben außerdem im Zuge des Aufbaus des Kreisarchivs Barnim neue Titel und Signaturen erhalten. Dadurch ist ein exaktes Auffinden der von Schmidt benutzten Quellen heute nicht mehr problemlos möglich.20
17 Meier, Brigitte: Das brandenburgische Stadtbürgertum als Mitgestalter der Moderne. Die kommunale Selbstverwaltung und die politische Kultur des Gemeindeliberalismus (= Veröffentlichungen des
Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Bd. 44), Berlin 2001 sowie dies.: Politisierung des Bürgers auf dem Wege der städtischen Selbstregierung, in: dies./Schultz, Helga (Hrsg.): Die Wiederkehr des
Stadtbürgers. Städtereformen im europäischen Vergleich 1750 bis 1850, Berlin 1994, S. 21–67. 18 Mieck, Ilja: Die verschlungenen Wege der Städtereform in Preußen (1806–1856), in: Sösemann (Hrsg.), Gemeingeist und Bürgersinn, S. 53–83. 19 Schmidt, Rudolf: Geschichte der Stadt Eberswalde, Bd. 1: Bis zum Jahre 1740, Eberswalde 1939,
S. 323–327 sowie ders.: Geschichte der Stadt Eberswalde, Bd. 2: Von 1740 bis 1940, Eberswalde 1941, S. 107–125. Trotz der Verstrickungen Rudolf Schmidts ins System des Nationalsozialismus, wodurch er der Stadtverordnetenversammlung im zweiten Band seiner Stadtgeschichte, S. 92 aufgrund ihrer Diskussionskultur beispielsweise attestierte, »daß dieses Instrument der Selbstverwaltung versagt hat und durch die Reform Adolf Hitlers mit Recht ausgeschaltet wurde«, bildet eben diese in Bezug auf ereignisgeschichtliche Aspekte dennoch ein bis heute unverzichtbares Standartwerk. Zur Rolle Rudolf Schmidts im Nationalsozialismus siehe Neitmann, Klaus: Rudolf Schmidt und der Nationalsozialismus: Beobachtungen und Schlussfolgerungen (Rudolf-Schmidt-Kolloquium), in:
Eberswalder Jahrbuch für Heimat-, Kultur- und Naturgeschichte 20 (2012), S. 40–43 sowie Rohlfien, Klaus: Rudolf Schmidt als Kreishistoriker, in: Eberswalder Jahrbuch für Heimat-, Kultur- und
Naturgeschichte 18 (2010), S. 20–33. Erste Auswertungen der Jahre zwischen 1806 und 1815 in
Eberswalde sind auch schon bei Loreck: Aus der Franzosenzeit Eberswaldes (1806–1808), in: Aus der
Heimat. Halbmonatsschrift zur Pflege heimatlicher Interessen, 1. Juni 1912, Nr. 108, S. 859–861 zu finden. 20 Siehe dazu auch Heine, Brigitta: Das Stadtarchiv Eberswalde – Geschichte einer Institution, in: Eberswalder Jahrbuch für Heimat-, Kultur- und Naturgeschichte 15 (2007/2008), S. 194–199. Zur Lokalisierung der historischen Straßennamen und Ortsangaben konnte das vom Verein für Heimatkunde zu Eberswalde e.V. erarbeitete Straßennamenbuch genutzt werden. Vgl. Rohlfien, Klaus u.a.:
Dabei muss allerdings angemerkt werden, dass die Arbeit mit Quellen bei der Erstellung dieser Untersuchung eine Herausforderung darstellte. Insbesondere die Entzifferung der handschriftlichen Akten gestaltete sich anfänglich außerordentlich schwierig. Dennoch war die Erschließung der historischen Bestände eine enorme Bereicherung, da sie einerseits einen tieferen Einblick in die lokalen Gegebenheiten ermöglichten und andererseits mit ihrer Hilfe Fehler und Ungenauigkeiten in der älteren Forschungsliteratur bereinigt werden konnten.
Als unverzichtbar stellte sich bei der Auswertung der betreffenden Akten und der Auswahl passender Abbildungen die umfassende Hilfsbereitschaft der Mitarbeiterinnen des Kreisarchives Barnim in Eberswalde dar, denen daher ganz herzlich gedankt sei. Darüber hinaus sei dem Kreisarchiv Barnim und seiner Leiterin, Frau Brigitta Heine, für die Aufnahme dieses Buches in seine Schriftenreihe »Barnimer Historische Forschungen« ein großes Dankschön ausgesprochen. Des Weiteren sei auch dem Museum Eberswalde mit seiner Leiterin, Frau Birgit Klitzke, für die tatkräftige Unterstützung bei der Bebilderung vielmals gedankt. Am Ende des Arbeitsprozesses standen zudem Herr apl. Prof. Dr. Frank Göse und Frau Dr. Kristina Hübener mit hilfreichen Ratschlägen zur Verfügung, wodurch diese Untersuchung zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht werden konnte.
Eberswalder Straßennamen in den Stadtbezirken Stadtmitte (mit Leibnizviertel und Südend), Ostend, Nordend, Westend (mit Kupferhammer), Brandenburgisches Viertel, Finow, Clara-Zetkin-Siedlung, Sommerfelde, Tornow und Spechthausen, Eberswalde 2020.