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Industrieproduktion auch nach zwei Jahren immer noch unter Vorjahresniveau

Allzeithoch vom Oktober 2021 (5,7 Monate). Damit haben die Investitionsgüterproduzenten für 2,7 Produktionsmonate mehr Aufträge in ihren Büchern stehen als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern verharrte der Auftragsbestand auf dem bisherigen Allzeithoch. Diese Unternehmen haben noch Aufträge im Umfang von 3,7 Produktionsmonaten abzuarbeiten. Auch den Konsumgüterproduzenten gelang es, den Auftragszulauf zu bewältigen. Die Reichweite der Auftragsbestände verharrte bei 2,2 Monaten und lag damit nur leicht über dem langjährigen Mittel.

Die seit dem Jahr 2015 vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten zum Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe weisen für den Monat Dezember 2021 einen saison- und kalenderbereinigten Anstieg um 1,5 Prozent gegenüber November aus. Der Auftragsbestand ist damit seit Juni 2020 kontinuierlich gestiegen und erreichte zum Jahresende 2021 seinen höchsten Stand seit Wiedereinführung der Statistik. Im Vergleich zum Februar 2020, dem Monat vor Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie war der Auftragsbestand saison- und kalenderbereinigt sogar 29,3 Prozent höher. Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im Dezember um drei Prozent. Dies waren gleichzeitig 36,6 Prozent mehr als im Februar 2020. Der Bestand an Auslandsaufträgen stieg um 0,8 Prozent und übertraf das Vorkrisenniveau um 25,9 Prozent.

Industrieproduktion auch nach zwei Jahren immer noch unter Vorjahresniveau

Im Januar 2022 stieg nach vorläufigen Berechnungen die saison- und kalenderbereinigte Produktion in der Industrie gegenüber dem Vormonat um 1,3 Prozent. Darüber hinaus wurde der Produktionsentwicklung im Dezember 2021 auf plus 2,1 Prozent nach oben korrigiert (bisher: plus 1,2 Prozent). Dank des milden Januars gab es einen kräftigen Produktionsanstieg im Baugewerbe. Hier nahmen die Aktivitäten im Vergleich zum Vorjahresmonat um 12,5 Prozent zu. Bauhauptgewerbe und Ausbaugewerbe entwickelten sich ähnlich. Im Gegensatz dazu reduzierte die Energiewirtschaft die Produktion im Vormonatsvergleich leicht um 0,1 Prozent. In der Summe stieg die Produktion des Produzierenden Gewerbes im Vergleich zu Dezember 2021 um 2,7 Prozent und weist im Vergleich zum Vorjahresmonat ein Plus von 1,8 Prozent aus.

Für das vierte Quartal 2021 ergibt sich hieraus für die Industrie ein saison- und kalenderbereinigter Anstieg der Produktion gegenüber dem Vorquartal von 2,2 Prozent. Damit endete der seit Jahresbeginn anhaltenden Abwärtstrend. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Produktion allerdings um minus 1,6 Prozent gesunken. Die Energieerzeugung erhöhte sich saison- und kalenderbereinigt gegenüber dem vorherigen Quartal um 2,5 Prozent. Der Vergleich zum Vorjahr weist ein Produktionsplus von zwei Prozent aus. Im Baugewerbe sank die Produktion sowohl im Vorquartalsvergleich (minus ein Prozent) als auch im Vorjahresvergleich (minus 4,6 Prozent). Ursache für den Rückgang war die schwache Entwicklung im Ausbaugewerbe. Das Bauhauptgewerbe konnte seine Aktivitäten sowohl im Vergleich zum Vorquartal (plus 0,9 Prozent) als auch im Vergleich zum Vorjahr (plus 1,7 Prozent) ausweiten. In den einzelnen industriellen Hauptgruppen verfehlten die Hersteller von Vorleistungsgütern das saison- und kalenderbereinigte Ergebnis aus dem dritten Quartal 2021 mit minus 0,1 Prozent, konnten aber das Ergebnis des Vorjahres halten. Die Investitionsgüterproduzenten steigerten zwar die Produktion im Vergleich zum Vorquartal um fünf Prozent, verfehlten aber das Vorjahresergebnis mit minus 5,1 Prozent deutlich. Die Konsumgüterproduktion stagnierte gegenüber dem dritten Quartal (minus 0,1 Prozent). Im Vorjahresvergleich war ein Produktionsplus von drei Prozent zu verzeichnen.

Produktionsentwicklung im Produzierenden Gewerbe

Vergleich zum Vorjahr in Prozent Vergleich zum Vorzeitraum in Prozent 2020 2021 2021 2021 2022

Jahr Q2 Q3 Q4 Q2 Q3 Q4 Nov Dez Jan Ursprungswerte kalenderbereinigt saison- und kalenderbereinigt

Produzierendes Gewerbe - 7,3 3,2 15,9 2,2 - 2,0 - 0,5 - 2,3 1,5 0,3 1,1 2,7

Industrie - 9,6 4,3 19,7 2,5 - 1,6 - 1,2 - 2,3 2,2 0,5 2,1 1,3

Vorleistungsgüter - 6,1 7,7 22,4 7,9 0,2 0,8 - 2,3 - 0,1 0,8 1,3 0,3

Investitionsgüter - 14,6 1,8 22,8 - 2,7 - 5,1 - 4,0 - 4,0 5,0 - 0,1 4,4 1,2

Konsumgüter - 3,7 2,7 7,6 3,6 3,0 1,1 1,6 - 0,1 1,4 - 0,7 4,0

Energie - 6,1 2,7 11,9 2,2 2,0 2,5 - 1,1 2,5 - 0,8 0,5 - 0,1

Baugewerbe 4,2 - 1,2 2,0 0,8 - 4,6 2,6 - 2,5 - 1,0 - 0,3 - 4,0 10,1

Bauhauptgewerbe 5,4 0,9 2,5 1,1 1,7 2,7 - 1,6 0,9 0,2 - 3,0 6,3

Ausbaugewerbe 3,1 - 3,3 1,5 0,4 - 9,2 2,6 - 3,4 - 2,9 - 0,7 - 5,0 14,2

Quellen: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Die Erholung in der Industrie dürfte auch im Jahr zwei nach Ausbruch der Pandemie nicht abgeschlossen sein. Verglichen mit dem Vor-Krisenjahr 2019 verzeichnet das Verarbeitende Gewerbe noch immer eine Produktionslücke von mehr als sechs Prozent, im Fahrzeugbau sind es sogar knapp 30 Prozent. Es gibt aber auch Branchen, die sich bereits gänzlich vom Corona-Schock erholen konnten, wie etwa die Elektroindustrie und die Bereiche Chemie und Pharmazie.

Produktion, Verarbeitendes Gewerbe

110 40

100

90

80

2,2 3,0

-1,2 -2,3

70

2018 2019 2020 2021 2022 Veränderung zum Vorjahr, 2-Monats-Vergleich in Prozent (rechte Achse) Index des Verarbeitenden Gewerbes, 2-Monatsdurchschnitt, saisonbereinigt (linke Achse) Veränderung im Vergleich zum Vorquartal (q-o-q), in Prozent Quelle: Statistisches Bundesamt 30

20

10

0

-10

-20

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