
9 minute read
architektur] Einfamilienhaus in Wittmund
Aber bitte mit Farbe
Fassadenplatten machen ein Einfamilienhaus aus den 1950er-Jahren zu einem Unikat
Mit steigendem Wohlstand in den 1950er-Jahren des letzten Jahrhunderts verbessert sich die Lebenssituation in Deutschland enorm. Einfamilienhäuser schießen förmlich wie Pilze aus dem Boden. Aber Baustoffe sind immer noch knapp. Entsprechend einfach ist die Bauweise: dünne Außenwände mit entsprechend schlechten Wärme- und Schallschutzeigenschaften, einfach verglaste Fenster, kleine Zimmer mit niedrigen Raumhöhen. An moderne Wohnbedürfnisse können diese Gebäude nur schwer – oft auch gar nicht – angepasst werden. In Funnix, einem Ortsteil der ostfriesischen Kreisstadt Wittmund, hat sich das ortsansässige Architekturbüro Ralph Thater den Umbau und die Erweiterung eines Einfamilienhauses aus den Wirtschaftswunderjahren vorgenommen. Der Altbau war wegen seiner energetischen Mängel, der Bauschäden sowie der Unmöglichkeit, eine moderne, familiengerechte Veränderung der Raumaufteilung zu erreichen, ursprünglich als ungeeignet zur weiteren Nutzung bewertet worden. Entstanden ist ein Bau, der durch seine moderne Formensprache einen Kontrast zu den in traditioneller ostfriesischer Bauweise errichteten Häusern der Umgebung bildet, wie er stärker kaum sein kann.

Das Haus ist in Hanglage gebaut. Es gliedert sich in insgesamt drei Baukörper auf. Dafür wurden Erd- und Dachgeschoss des eineinhalbgeschossigen Altbaus abgerissen. Erhalten blieben die Bodenplatte des alten Erdgeschosses sowie der Keller, der zum Untergeschoss ausgebaut und erweitert wurde. Dieser Gebäudeteil schiebt sich weit in das Grundstück hinein und öffnet sich mit überdachter Terrasse zum Garten. Dabei orientiert sich der trapezförmige Grundriss an den Gegebenheiten des langen, schmalen Grundstücks. Im Untergeschoss sind drei Schlafzimmer sowie ein geräumiges Bad mit Sauna untergebracht. Vorgesehen ist auch Platz für einen Lift. Die entsprechenden Deckenöffnungen bleiben vorerst verschlossen, können aber bei Bedarf jederzeit geöffnet und mit dem Aufzug nachgerüstet werden. So ist das Gebäude auch für eine alters- und behindertengerechte Nutzung vorbereitet.

Das Erdgeschoss baut auf der erhaltenen Bodenplatte des Vorgängerbaus auf. Hier befindet sich der große Wohn-Ess-Bereich mit offener Küche. In der Verlängerung dieser Ebene entstand auf dem Untergeschoss eine großflächige Dachterrasse und ein Dachgarten. Die Dachgartenbereiche erhielten eine Teilbepflanzung und eine Deckschicht aus Kies bzw. Natursteinbruchgestein. Am Ende des Dachgartens und nur über diesen erreichbar ist eine Lesebox, die als Ruhezone fungiert. Hier profitieren die Bewohner vom unverbaubaren Blick über die Felder der Umgebung.

Auf dem Dach der Erdgeschossebene hat der Architekt anstelle des sonst üblichen Dachgeschosses eine sogenannte Schlafbox mit Elternschlafzimmer, Ankleidebereich und separatem Bad angeordnet. Die umgebenden Flächen des Erdgeschossdaches wurden ebenfalls begrünt.
Energieeffizienter Neubau in Holzrahmenbauweise
Während der Vorgängerbau in Massivbauweise aus Kalksandstein erstellt wurde, wurden das neue Erdgeschoss sowie das Unter- und Dachgeschoss inklusive der Lesebox in Holzrahmenbauweise erstellt. „Das Gebäude steht auf einer Warft, einem aus Erde aufgeschütteten Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten dient und die als Bodendenkmal behandelt wird. Um größere Eingriffe in den Boden zu vermeiden, haben wir uns hier für den Holzrahmenbau entschieden“, erklärt Ralph Thater die Entscheidung. „Damit konnte eine erhebliche Reduktion des Baukörpergewichtes und somit der Lasten, die in den Untergrund einwirken, erreicht werden.“

Sämtliche Außenwände werden raumseitig mit 15 Millimeter dicken fermacell® Gipsfaserplatten beplankt. Der Wandhohlraum wird als Installationsebene genutzt. Die Dämmung erfolgt mit einer flexiblen Holzfaserdämmmatte (60 Millimeter), die aussteifende Beplankung mit Holzwerkstoffplatten (15 Millimeter). Außenseitig wird die Konstruktion mit 20 Millimeter Steinwolledämmung sowie mit 60 Millimeter Holzfaserplatte mit Unterdeckbahn und einer vorgehängten hinterlüfteten Fassade aus Faserzementplatten der James Hardie Europe GmbH geschlossen. Das Gebäude entspricht mit dem Umbau dem Effizienzhausstandard 70 EE und erfüllt mit Werten von 25,5 kWh/(m²a) Endenergie und 46 kWh/(m²a) Primärenergie die Anforderungen der Klasse A+.

Nachhaltiges Bauen
Mit Material- und Verarbeitungseigenschaften, die dem Holz sehr ähnlich sind, sind Gipsfaserplatten eine gute Ergänzung zu Holzkonstruktionen. „fermacell® Gipsfaserplatten“, erklärt Architekt Ralph Thater die Baustoffwahl, „passen gut zur Holzbauweise, weil sie in einem umweltfreundlichen Verfahren ausschließlich auf Basis von natürlichen Materialien wie recycelte Papierfasern, Gips und Wasser ohne Leimzusätze hergestellt werden. Daher enthalten sie praktisch keine gesundheitsgefährdenden Stoffe und sind nachgewiesenermaßen praktisch emissionsfrei.“ Zertifizierungen des Instituts für Baubiologie sowie des Kölner eco-INSTITUTS dokumentieren dies. Aktuell wurde mit der Umwelt-Produktdeklaration (EPD) durch das Institut Bauen und Umwelt e.V. (IBU) bestätigt, dass fermacell® Gipsfaserplatten keine klimaschädlichen Emissionen verursachen und sogar CO₂ einspeichern. Damit erfüllen sie höchste Ansprüche für nachhaltiges Bauen. Hinzu kommt eine hohe Stabilität und Belastbarkeit der Gipsfaserplatten. Leichte oder mittelschwere Gegenstände lassen sich in vielen Fällen mit Hohlraum- und Hintergreifdübeln oder vergleichbaren Befestigungsmitteln direkt an den Platten befestigen. Je nach Befestigungsmittel sind Konsollasten bis 60 Kilogramm direkt an der Platte möglich – für die Mieter ebenfalls sehr komfortabel beim Anbringen von Schränken und Bildern.

Ausgefallene Fassadenoptik
Das Einfamilienhaus bezieht seine Wirkung aus der unterschiedlichen farbigen Akzentuierung der einzelnen Gebäudeteile. Passend zur modernen Architektursprache des Gebäudes entschied sich Architekt Ralph Thater auch bei der Fassadengestaltung gegen die regionaltypische Klinkerbekleidung und für einen modernen Fassadenbaustoff. Zum Einsatz kommen Hardie® Plank Fassadenplatten in Zedernholzoptik. Diese kombinieren durch ihre innovative Technologie und Zusammensetzung einen authentischen Holz-Look mit der Haltbarkeit von Faserzement. Anders als echtes Holz aber verwittern die Platten nicht, sind wartungsarm und langlebig. James Hardie bestätigt dies mit einer Garantie von 15 Jahren. Hergestellt werden die Fassadenbekleidungen aus hochwertigem Portlandzement, Sand und Zellulosefasern. Die Fassadenplatten erfüllen die Anforderungen der Baustoffklasse A2-s1, d0 und sind somit gemäß internationaler Klassifizierung nicht brennbar.

Für den Hauptbaukörper wählt der Planer aus der 21 Farben umfassenden Farbpalette den Farbton Schwarz aus. Das dunkle Material steht in strengem Kontrast zu den weißen Fenstern und Fensterlaibungen. Die Schlafbox der Eltern wird in Zartgrün ausgeführt. „Durch diese Farbauswahl dominiert der Baukörper nicht, erhält aber eine eigene Identität und optische Zuordnung die ihn ganz klar zum Erdgeschoss hin abgrenzt,“ sagt der Planer dazu. Im spannenden Kontrast dazu steht die tiefrote Putzfassade der Lesebox.


Wartungsarme Fassade
Die Möglichkeit, die außergewöhnliche Architektur des Einfamilienhauses in Funnix mit einer ebenso ausgefallenen Fassadenoptik zu unterstreichen, waren für Architekt Ralph Thater bei der Auswahl der Fassadenbekleidung ausschlaggebend: „Die Hardie® Plank Fassadenplatten bieten eine beinahe grenzenlose Gestaltungsvielfalt für höchste Wohnansprüche.“ Ebenso wichtig wie die Vielfältigkeit aber war für ihn die Widerstandsfähigkeit der Faserzementplatten: „Die Bauherren haben damit eine Gebäudehülle in authentischer Holzoptik erhalten, ohne dass sie die Nachteile einer Holzverkleidung fürchten müssen.“ Das gewählte Material sei wetterfest und damit langfristig pflegeleicht, betont Thater: „Im Gegensatz zu Paneelen aus Echtholz müssen diese Fassadenplatten nicht regelmäßig abgeschliffen, geölt oder lasiert werden. Bei Verschmutzung ist kein Nachstreichen erforderlich. Verunreinigungen lassen sich bei Bedarf mit Wasser und einem milden, lösungsmittelfreien Haushaltsreiniger ganz einfach säubern.“ Zudem können die Hardie® Plank Fassadenplatten unkompliziert und schnell verarbeitet werden.

Klimaspezifische Faserzementtechnologie
Die Produkteigenschaften der robusten Fassadenplatten werden durch eine klimaspezifische Faserzementtechnologie erreicht. Diese sogenannte Hardie® Zone Technologie sorgt dafür, dass die Faserzementplatten jedem Wetter standhalten. Basis ist dabei die Kombination von individuellen klimatischen Variablen, mit denen die langfristige Leistung der Außenwandbekleidungen an die verschiedenen Klimazonen der Welt angepasst werden kann. So sind etwa die Platten für den deutschen und europäischen Markt mit der HZ5TM-Technologie ausgestattet, die speziell auf das europäische Klima mit seinen Frost-Tau-Zyklen, extremen jahreszeitlichen Temperaturschwankungen sowie dem Regen-Sonne-Wechsel im Sommer abgestimmt wurde. Hinzu kommt eine speziell entwickelte Beschichtungs- und Auftragsmethode, die sogenannte ColorPlus™-Technologie. Diese ist die Grundlage für die hohe Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit der Farbbeschichtung und schützt vor Verblassen durch starke UV-Strahlung.

Einfache Montage
Montiert werden die Fassadenbekleidungen auf einer Unterkonstruktion aus Holz mit einer Mindestdicke von 40 Millimetern und einem Abstand von rund 625 Millimetern. Dabei muss ein Belüftungsabstand von mindestens 20 Millimetern zwischen der Fassade und dem tragenden Untergrund berücksichtigt werden. James Hardie Europe empfiehlt die Verwendung des EPDM-Bandes, um die Holzunterkonstruktion vor eindringender Feuchte zu schützen. Die Verarbeitung erfolgt von unten nach oben. Demgemäß bringen die Handwerker zunächst das kombinierte Starter-Lüftungsprofil am Fuße der Konstruktion als Grundlage für die erste Reihe an. Die zweite sowie alle folgenden Reihen der Fassadenbekleidung werden anschließend mit 30 Millimeter Überlappung zur darunterliegenden Reihe im Fugenversatz montiert. Stöße hinterlegen die Verarbeiter jeweils mit EPDM-Band. Bewährt hat sich bei der Montage die Gecko Gauge Justierhilfe, die sowohl die Verarbeitungsgeschwindigkeit als auch die präzise Installation unterstützt. Sie ist für eine Materialstärke von 8 Millimetern und auf die Standardlaibung von 150 Millimetern für die 180 Millimeter hohe Hardie® Plank Fassadenbekleidungen voreingestellt. Daher wird praktisch keine Zeit zum Anzeichnen benötigt. Dabei funktioniert das Werkzeug wie ein zusätzliches Paar Hände, sodass die Befestigung der Fassadenbekleidung auch von einer Person allein ausgeführt werden kann.
Hardie® Plank Fassadenbekleidungen sind dünner (Dicke 8 Millimeter, Länge 3.600 Millimeter, Breite 180 Millimeter) und leichter (7,4 kg pro Brett), gleichzeitig jedoch fester als die meisten alternativen Baumaterialien. Dies sorgt für eine einfache Montage. Im vorliegenden Fall werden die Elemente von den Handwerkern im Fugenversatz einfach mit einem Nagelschussgerät angebracht. Alternativ können sie jedoch auch aufgeschraubt werden. Ein Vorbohren ist in jedem Fall nicht erforderlich.
Fazit
Beim Umbau eines Einfamilienhauses aus den 1950er-Jahren ließ sich der Architekt von den vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten der Hardie® Plank Fassadenplatten inspirieren und schuf ein Unikat. Die Wetterfestigkeit und die besondere Farbbeständigkeit sorgen dafür, dass die strahlende Wirkung der farbigen Oberflächen mit täuschend echter Holzoptik viele Jahre erhalten bleibt.