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Schaudepot in Rotterdam
Kunst. Voll. Verspiegelt
Schaudepot Boijmans van Beuningen
„De pot“, wie die Niederländer salopp sagen, ist schon seit Monaten DER Selfie-Hotspot von Rotterdam; ganz einfach deshalb, weil man sich vor der komplett verspiegelten Fassade mit der Silhouette der Stadt verewigen kann.
Das Schaudepot Boijmans van Beuningen ist ein Gebäude, das seiner Umgebung den Spiegel vorhält: Indem diese sich in seiner Fassade spiegelt, nimmt es sich selbst weitgehend zurück. Zur Montage der zweifach, teils dreifach gewölbten Spiegelpaneele entschieden MVRDV Architekten sich für die Systemlösung Jansen VISS SG Fassade in der Anforderung RC4. Auch die nahtlos integrierten automatischen Schiebetüren der Eingangsbereiche sind eine Sonderlösung auf der Basis eines Stahlprofilsystems von Jansen.




Am 6. November 2021 war es so weit: Das Schaudepot Boijmans van Beuningen in Rotterdam wurde eröffnet. Mit dem aufsehenerregenden Bauwerk haben MVRDV Architekten ein öffentlich zugängliches Kunstlager geschaffen, in dem sämtliche Werke einsehbar sind. Die umfangreiche Sammlung, immerhin über 151.000 Werke aus sieben Jahrhunderten, wird hier nicht nur aufbewahrt und gepflegt, sondern auch ausgestellt. Mit Blick auf die unterschiedlichen konservatorischen Anforderungen verfügt das Depot über fünf Klimazonen. Sie entwickeln sich in verschiedenen Raumsequenzen, die über sich kreuzende Treppen und Stege vom zentralen Atrium aus erschlossen werden. Sein raffiniertes Inneres sieht man dem Gebäude von außen nicht an – „De Pot“, wie die Niederländer salopp sagen, ist rundum und von oben bis unten verspiegelt. Für seine einzigartige Gestaltung wurde das Schaudepot Boijmans van Beuningen bereits Anfang 2021 mit dem niederländischen Glas Award ausgezeichnet. Im November 2021 konnte es auch den Public Building of the Year Award der Internetplattform Architectenweb.nl für sich gewinnen. Unter anderem, weil die verspiegelte, konvexe Form ganz unerwartet dazu führt, dass man ebenerdig die Silhouette von Rotterdam überblicken kann.


Zur Montage der 1.664 Spiegelpaneele, die sich auf 26 umlaufende Reihen à 64 Spiegel verteilen, entschieden MVRDV Architekten sich für die Systemlösung Jansen VISS SG Fassade mit der Anforderung der Einbruchhemmung in der Klasse RC4. Die Befestigung der zweifach, teils dreifach gewölbten Paneele mithilfe speziell berechneter Anker erforderte umfangreiches Engineering sowohl vonseiten des Systemgebers Jansen bzw. dessen niederländischen Vertriebspartners ODS als auch vonseiten des Fassadenbauers Intal Producties Zuid, Horst. Die größte Herausforderung aber bestand in den Eingangsbereichen, wo automatisch öffnende Schiebetüren nahtlos in die Fassadenkonstruktion integriert wurden. Sorba Projects bv, Winterswijk, entwickelte diese Schiebetüren in Zusammenarbeit mit Intal. Weil diese Türen ebenfalls verspiegelt sind, teilt sich das Spiegelbild des Besuchers, sobald er sich der Tür nähert. Die 1.664 Spiegel sind übrigens eine „memorial wall“: Sie tragen jeweils den Namen ihrer Spender: 35 private Investoren haben zusammen 92 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, damit der Traum von einem öffentlich zugänglichen Kunstdepot Wirklichkeit werden konnte. Entstanden ist ein Gebäude, das auch selbst ein Kunstwerk ist.
Architekten: MVRDV, Rotterdam, Niederlande
office@mvrdv.com | www.mvrdv.nl