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DAS HERZBLUT PROJEKT
Zu Besuch im Maison Davidoff in Basel. Ein Gespräch über Genuss, Passion und die Herausforderungen in der Zigarrenwelt mit CEO Oettiger Davidoff, Beat Hauenstein.
Text: Anke Fischer
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Dieses Mal sind wir zu Besuch im Maison Davidoff in Basel, um mit Beat Hauenstein, CEO Oettinger Davidoff, ein Gespräch über Genuss, Passion und Herausforderungen in der Zigarrenwelt zu führen. Die Oettinger Davidoff AG mit einem Umsatz von über einer halben Milliarde Schweizer Franken und 3600 Beschäftigten auf der ganzen Welt kann ihre Wurzeln bis in das Jahr 1875 zurückführen und ist bis heute ein Familienbetrieb.
Schon von weitem fällt der expressive Neubau ins Auge mit seinen 210 tragenden Aussenstützen im «Torpedo»-Format, die sich ganz harmonisch an die weichen Rundungen der Gebäudeform anpassen. Der Neubau und Hauptsitz des Basler Familienunternehmens Oettinger Davidoff AG wurde Ende Oktober 2017 eröffnet und ersetzt das alte Firmengebäude von 1930. Ein echtes «Herzblut-Projekt» sowohl der Inhaberfamilie als auch der Architekten Diener & Diener, die gemeinsam dieses moderne und kommunikativ-offene Ambiente für die 160 Mitarbeiter entworfen haben. Innendrin spiegelt sich die Leichtigkeit der grossen Räume, eben wie von aussen getragen, wider und wird durch die Kombination von warmen Beigetönen und vielfältigen Materialien unterstrichen. So sitzen wir auch schon mit Beat Hauenstein in einer der beiden attraktiven Zigarrenlounges zusammen – die ersten Zigarren werden fachmännisch entzündet und es entsteht direkt eine ganz besondere Atmosphäre. Um ehrlich zu sein, es ist gerade 9 Uhr am Vormittag und die Zigarren schaffen es augenblicklich, die Zeit langsamer und bewusster wahrnehmen zu lassen. «ZINO WAR DER CHARAKTERKOPF, DIE INSPIRATION UND DR. SCHNEIDER DAS UNTERNEHMERISCHE GENIE.» Beat Hauenstein ist seit 16 Jahren bei Oettinger Davidoff in verschiedenen Positionen tätig, als CIO, COO und nun seit August 2017 als CEO. Er arbeitete noch mit dem langjährigen und bekannten Eigentümer Dr. Ernst Schneider zusammen. Der, wie Beat Hauenstein erklärt, ein brillanter Unternehmer und Visionär war und der besonders nach dem Kauf des Genfer Geschäfts von Zino Davidoff 1970 diesen legendären und globalen Aufbau der Marke Davidoff bis zu seinem Tode 2009 sehr strategisch vorantrieb. «Er war eine prägende Persönlichkeit, die das Potential und die Reputation des Genfer Tabakgeschäftes von Zino Davidoff früh erkannte. Zino war der Charakterkopf, die Inspiration und Dr. Schneider das unternehmerische Genie.» Beat Hauenstein wurde im Jahr 2002 von Dr. Schneider persönlich eingestellt – und lernte vom ihm, Werte vorzulegen und zu verteidigen sowie Stärken auszubauen.
«Heute sind wir ein globales Team, das mit Innovation und Leidenschaft und Integrität auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet: unsere Kunden mit einzigartigen Produkten und unvergesslichen Marken- und Kundenerlebnissen zu begeistern.»
Im Gespräch zwischen Beat Hauenstein und Beat Imwinkelried dreht sich viel um die Gemeinsamkeiten der beiden Luxusunternehmen Davidoff und Ferrari. In beiden Fällen werden Produkte vermarktet, die Leidenschaften
«Heute sind wir ein globales Team, das mit Innovation und Leidenschaft und Integrität auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet: unsere Kunden mit einzigartigen Marken und einem unvergleichlichen Einkaufserlebnis zu begeistern.»
ansprechen, die zum Geniessen da sind und die auch gleichermassen vom regulatorischen Umfeld sehr eingeengt werden. So baut Ferrari Hochleistungsautos mit 1000 PS und gleichzeitig versucht der Gesetzgeber das freie Autofahren zunehmend einzuschränken, sei es durch Vorgaben in Verkehr oder Emissionsabgaben. Beat Hauenstein kennt diese regulatorische Situation sehr gut aus der Tabakbranche und erkennt Parallelitäten zwischen Ferraris Businessmodell und Davidoffs Handwerkskunst: «Wie auch Ferrari legen wir bei unseren Produkten grossen Wert auf Innovation und Qualität. Um die Qualitäts-, Innovations, und Beständigkeitsversprechen unserer Produkte gegenüber unseren Kunden gewährleisten zu können, helfen vor allem unsere langjährige Expertise und Passion und ein über die Jahre spezialisiertes Savoir-faire in der Herstellung und der Vermarktung von Premium-Zigarren.»
«DAS REGULATORISCHE UMFELD BEDINGT AUCH IMMER, DASS MAN INNOVATIV BLEIBT.» Im Falle von Ferrari beispielsweise mit neuen Produktentwicklungen wie dem Ferrari SP 90 Hybrid mit 1000 PS. Auch bei Davidoff spielen Produkteinnovationen eine ganz besonders wichtige Rolle. Neue innovative Produkte wie beispielweise die «Davidoff Robusto Especiales 7»-Zigarre, die sieben verschiedene und über Jahre fermentierte Tabake vereint. Es wurde anfänglich kaum für möglich gehalten, aus so vielen Komponenten eine geschmackvolle Zigarre zu entwickeln, erklärt Beat Hauenstein. Allerdings sei ein deutlicher Unterschied zu der Automobilherstellung, dass es sich bei der Zigarrenherstellung um ein absolutes Naturprodukt handle, wo technische Aspekte nicht einfliessen könnten. «Es ist die Kraft der Natur kombiniert mit unserer Handwerkskunst, welche unsere Produkt ausmachen.» Wohingegen die Qualität der beiden Produkte gleichbedeutend sei. «Qualität und Konsistenz unserer Zigarren müssen während des gesamten Prozesses von der Pflanze bis in den Laden sichergestellt werden. Dieses Premium-Versprechen geben wir gleichermassen unseren Kunden.»
Ferrari verstehe sich ja nicht als Automobilhersteller, sondern als Luxushersteller – letztendlich sei ein FerrariHändler aber in erster Linie ein gewerblicher Betrieb. Beat Imwinkelried möchte wissen, ob dies auch ein Spagat für Davidoff sei, quasi zwischen Agrarhersteller und gleichzeitig Luxuslabel zu balancieren. In der Tat sei man bei Davidoff Bauer, Produzent und Händler von Produkten und das zähle genauso wie die Disziplin, Zigarren bei den, Kunden zu vermarkten und Luxus nach aussen zu leben. Das Durchschnittsalter der Davidoff-Kunden liege bei 40 bis 50 Jahren, das Eintrittsalter bei 30 bis 35 Jahren – doch dürfe man in vielen Ländern aufgrund der Gesetzgebung kaum noch mit Kunden kommunizieren – kein Sampling und keine Werbung. Da fiele schon ein wichtiger Teil vom Luxus-Branding weg. «Allerdings kann man bei uns mit 20 bis 30 Franken schon ein Produkt erwerben, im Gegensatz zu einem Ferrari», schmunzelt Herr Hauenstein.
EINE FRAGE DER PERSÖNLICHKEIT Wie sieht es in Ihrer Branche aus mit dem «zur Schau stellen» bei Zigarren, möchte Beat Imwinkelried wissen. Beim Ferrari-Kauf oder -Fahren, sei es ja oftmals die Überlegung, was die Leute denken könnten. Beat Hauenstein erklärt, dies sei für Davidoff weniger ein Thema, zwar gäbe es die Zigarrenkäufer, denen der Ring sehr wichtig sei, oder solche, die eine der limitierten Modelle suchten. «Unsere Davidoff Oro Blanco – eine Sonderedition, die für 500 Franken erhältlich ist, ist beispielsweise sehr beliebt in Regionen, wo man Luxus gut zeigen kann – im arabischen und asiatischen Raum und Cities wie LA, New York und Hongkong.» Aber auch im Schweizer Markt gehe man sehr offen damit um. Letztendlich sei es ja immer eine Frage der Persönlichkeit, die Freude zu leben und zu geniessen – sei es beim ZigarrenRauchen oder beim Ferrari- Fahren.
IM RAUSCH DER GESCHWINDIGKEIT AUF DER PISTE ODER IN DER LUFT Die Automobil-technische Passion von Beat Hauenstein dreht sich klar um die Faszination der Geschwindigkeit. «Ich bin gerne bei Events rund um tolle Fahrzeuge und konnte schon selber ein paar Runden auf der Rennstrecke fahren. Schon mein Vater arbeitete 1960 als Techniker für den bekannten Rennfahrer Phil Hill bei der Scuderia Ferrari.» (Infobox Phil Hill). Das seien noch andere Zeiten gewesen – dennoch, die Begeisterung für die Symbiose von Mensch und Maschine und der Respekt vor den Fahrern,


«Das regulatorische Umfeld bedingt auch immer, dass man innovativ bleibt, ansonsten geht man unter.»
bzw. vor den Menschen, die diese Fahrtechnik entwickelten, bliebe immer gleich. Er selber kenne sich mit Geschwindigkeit sehr gut aus, da er bereits mehr als 2800 Freifall-Absprünge beim Fallschirmtraining absolviert habe. «Bei Geschwindigkeiten von 280–330 km/h reicht schon eine falsche Fingerbewegung und dann ist man weg.» Aber auch klassische Fahrzeuge gefielen Beat Hauenstein sehr, da sie einerseits Nostalgie – wie beim 250 GTO – und andererseits Kindheitserinnerungen – wie beim Testarossa – weckten.
«WENN ICH ES GENIESSE, DANN MUSS ES DAS RICHTIGE SEIN!» Beat Imwinkelried ergänzt, dass das Auto heutzutage neben all der emotionalen Passion zusätzlich ein Eintritts-Ticket zu einer besonders erlebnisreichen Kundenunterhaltungswelt geworden sei. Es finde eine enorme Transformation in unserer Branche statt, um den Kunden immer vollständiger kennen zu lernen und dessen knappes Gut «Zeit» sinn- und stilvoll für ihn gestalten zu können. Diese Analogie sieht Beat Hauenstein ebenso, sprich durch das Lifecycle-Management die Erlebnisse mit dem Produkt für die Kunden individuell zu verbinden. Der Kauf sei anschliessend die Konsequenz daraus. «Was bei Ferrari die Rennstecke ist bei uns ein genussvoller Anlass (z.B. an einem Davidoff Gourmet-Event oder hier in der Schweiz auf dem Davidoff Schiff) – oder was bei Ferrari der Werksbesuch ist, entspricht bei uns einer Besichtigung unserer Fabrikation in der Dominikanischen Republik oder Honduras.» Bei all diesen Kundenerlebnissen stehe natürlich der Genuss im Vordergrund.
Alle Events unter smokeonthewater.ch