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Gemeindeverwaltung mit integrierter Post
Das ist doch einzigartig: In Selzach befindet sich die Post im selben Raum wie der Schalter der Gemeindeverwaltung. Praktisch, aber aussergewöhnlich. Für die beiden Mitarbeitenden Lukas Neff und Jacqueline Zuber jedoch eine unglaubliche Bereicherung im Alltagsgeschäft.
DANIEL MARTINY
Wenn man in Selzach das Gemeindehaus aufsucht, so kann das verschiedene Gründe haben Einerseits bietet die Gemeinde natürlich die üblichen Dienstleistungen an: «Wir helfen bei der Adressänderung, mit dem Heimatausweis, der An- und Abmeldung von Hunden, dem Zuzug und dem Wegzug aus Selzach, mit der Wohnsitzbestätigung und noch bei vielem mehr » Der Schalterbeamte Lukas Neff könnte sich eine Gemeindeverwal- tung ohne Poststelle gar nicht mehr vorstellen «Ich arbeite seit Januar 2021 in Selzach und mir ist noch keine Minute langweilig geworden » Dies kauft man dem Schalterbeamten sofort ab, muss er doch auch während unseres Gesprächs immer wieder mal an den Postschalter wechseln Der gelernte Verwaltungsangestellte, der nach seiner KV-Lehre im Treuhandsektor eine Weiterbildung im Gemeindewesen genoss, hat alles im Griff Neff ist, wie die Frontoffice-Mitarbeitende Jacqueline Zuber und der Lehr- ling Arbnor Tmava, von der Post für diesen zusätzlichen Tätigkeitsbereich ausgebildet worden Bei Bedarf könnten jedoch sogar Gemeindepräsidentin Silvia Spycher oder Mario Caspar die Kundschaft bedienen
Die Bevölkerung schätzt den Service Gut möglich also, dass sich in Selzach «zwei Fliegen auf einen Streich» erledigen lassen «Kommt es zu einer Neuanmeldung oder zu einem Adresswechsel, kann gleich beides an Ort und Stelle
Jacqueline Zuber und Lukas Neff bedienen ihre Kundschaft sowohl am Gemeinde- als auch am Postschalter kompetent.
Bild: Daniel Martiny erledigt werden Früher musste man diese Arbeit doppelt ausführen», sagt Jacqueline Zuber Sie ist eher per Zufall zu diesem Job gekommen. «Ich arbeite sehr gerne mit Menschen Früher war ich 20 Jahre lang in der Gemeinde Mümliswil beschäftigt, heute geniesse ich einen 45%-Job Sozusagen als Abwechslung und Ergänzung zu meinen Aufgaben als Hausfrau » Man kennt sich in der Gemeinde Selzach mit ihren rund 3500 Einwohnern Fast jeder Einwohner ist schon mal in der Gemeindeverwaltung aufgetaucht, sei es eben, um nur einen eingeschriebenen Brief abzuholen oder ein Paket aufzugeben «Dieser Job ist derart vielfältig und interessant, dass ich ihn nicht mehr missen möchte Diese Arbeit hält fit und jung», schmunzelt die Schalterangestellte Der Bevölkerung scheint es recht zu sein, habe man doch bisher nur gute Erfahrungen gemacht «Natürlich gibt es allerlei Feedback und unsere Dienstleistungen können noch verfeinert oder ausgebaut werden», ergänzt Lukas Neff Etwa 800 bis 900 Kundinnen und Kunden betreten monatlich das Gemeindehaus in Selzach Die Bevölkerung schätzt es, im Gegensatz zu anderen Gemeinden wenigstens noch eine eigene Poststelle zu besitzen.
Synergien langfristig nutzen Dienstleistungen der Gemeinde Selzach können auch per Onlineschalter erledigt werden. Heute würden viele diese Möglichkeit vorziehen, andere Kundschaft wiederum schätze das persönliche Ambiente im geschmackvoll und gemütlich eingerichteten Neubau der Gemeinde Es sei 2017 gewesen, als die Post die Gemeinde Selzach erstmals informierte, dass die Poststelle im Dorf geschlossen würde «Eine schnelle Lösung für einen Ersatz wurde nicht sofort gefunden», berichtet Gemeindeverwalter Mario Caspar Eine Gemeinde in dieser Grössenordnung ohne Poststelle war für den Gemeinderat jedoch keine Option und so entschied man sich damals recht unkompliziert, in Zukunft die wichtigsten Postdienstleistungen am Gemeindeschalter abwickeln zu lassen «Die Gemeindeversammlung stimmte einer Pensenerhöhung um 30 Stellenprozente zu», erklärt Mario Caspar Mitarbeiter Lukas Neff glaubt, dass der Postschalter nicht nur ein valabler Ersatz für die vormalige Post, sondern auch eine Chance für das Gemeindepersonal ist: «Wir können damit im Umfeld der stetig fortschreitenden Digitalisierung den Kontakt mit der Bevölkerung trotzdem pflegen und sogar ausbauen.» Er sei sich sicher, dass dieses Beispiel Schule machen kann und bald einmal weitere Gemeinden aus der Region denselben Schritt ins Auge fassen werden Sicher ist zudem: So nutzt man Synergien und stärkt langfristig auch den Standort Selzach
