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Eine taffe Frau und immer gut Achse
from 20230601_WOZ_GSAANZ
by AZ-Anzeiger
JOSEPH WEIBEL

Unser Gespräch ist zu Ende Beim Hinausgehen greift sich Sandra Huber-Müller die deutsche Zeitschrift «Burda» auf einem Möbel und tippt auf das Titelbild «Burda», muss man wissen, ist eine Modemagazin mit Tipps zum Nähen, Stricken und Häkeln Sandra Huber wird den Bikini häkeln, der auf dem Titel abgebildet ist «Das wird eine Herausforderung», schmunzelt sie Da sie aber regelmässig zum Strick-Treff im Altersheim Lengnau geht, wird sie jemanden finden, der ihr den Start erleichtert Ein gehäkelter Bikini ist nicht alltäglich Aber vielleicht kommt er nach 50 Jahren, wie so vieles andere, wieder in Mode Das «Burda»-Magazin hat Jahrgang 1974.
Das ist eine schöne Geschichte und längst nicht die einzige, mit der die vor dreieinhalb Jahren gewählte Gemeindepräsidentin von Lengnau verblüfft Sowohl als Politikerin als auch als offene und aktive Privatperson Drehen wir das Blatt auf den Anfang unserer Begegnung im schmucken Eigenheim, das sie zusammen mit ihrem Mann Sascha und Sohn Jannis bewohnt Am liebsten würde sie mit mir für das Gespräch in den Garten gehen – in ihr Reich, wo sie Kraft tankt, ob bei der Arbeit oder einfach beim Chillen. Die Fauna, insbesondere die Vogelwelt lässt sich in den einheimischen Gewächsen gerne nieder Kohlund Tannenmeisen habe sie schon gesehen, ebenso Zaunkönige und Rotkehlchen Sie ist Mitglied des Ornithologischen Vereins Grenchen. Sie kennt die Vogelwelt Ein grosses Vogelbad steht im Garten, im Winter bietet sie in einem Vogelhaus den gefiederten Tieren Nahrung Schliesslich komme sie aus der Stadt im Grünen. So habe man ihre Heimatstadt in ihrer Jugendzeit genannt «Und das strahlt sie heute noch aus», ergänzt sie
Auch wenn sie schon über zwei Jahrzehnte in Lengnau lebt, hat sie den Draht zu Grenchen nie verloren Dort leben ihre Familie und Bekannten von früher Das sind ihre Wurzeln. In Lengnau hat sie aber längst Fuss gefasst Mit ihrem Mann, gebürtiger Bettlacher, und Sohn
Jannis – er war damals eineinhalbjährig – zog sie 2002 in die bernische Nachbargemeinde in ein Eigenheim am Läusliweg Schon früh wirkte ihr empathisches Wesen positiv auf die Menschen.
Damit holte sie sich viele Sympathien und einen offenen Zugang zum aktiven Dorfleben Die gestandene Frau war schon in Grenchen Mitglied der Feuerwehr, in Lengnau bald einmal in der hiesigen Organisation LePiMe (Lengnau-Pieterlen-Meinisberg) Da ist sie heute in einer Kaderfunktion noch mit dabei.
Weiter engagierte sie sich in den Anfängen beim örtlichen Fussballclub, begeisterte sich für den Ferienpass und half aktiv mit Bei diesem Engagement war es nicht weiter verwunderlich, dass sie auch bald einmal für ein politisches Amt angefragt wurde Sie hatte sehr wohl Ambitionen. «Als Tochter einer Arbeiterfa- milie habe ich die Werte und die Politik der Sozialdemokratischen Partei favorisiert » Sie wirkte in verschiedenen Kommissionen mit und liess sich 2015 erstmals auf die Gemeinderatsliste der SP setzen In der Ära als Gemeinderätin Soziales war sie während dreieinhalb Jahren auch Vizegemeindepräsidentin und sammelte so schon viele Erfahrungen Die bestmögliche Erfüllung der Bedürfnisse der Mitmenschen, das gesunde Zusammenleben und eine hohe Lebensqualität waren für sie von Beginn weg das höchste Ziel. Einen Markstein setzte sie mit der Gründung des Seniorennetzwerks, das sie noch heute mit Akribie leitet Gemeinsam mit einer Kollegin baute sie zudem den Lengnauer
Eltern-Kind-Treff auf
Im Herbst 2019 erzielte sie ein hervorragendes Wahlresultat Für das Gemeindepräsidium kam es zum ersten Mal zu einem «Stechen». Sie setzte sich gegen zwei Kandidaten deutlich durch und war sich bewusst, dass sie im siebenköpfigen Gemeinderat die einzige Frau war und sich möglicherweise auf Gegenwind gefasst machen musste Zumal sie die erste Frau Gemeindepräsidentin überhaupt war und zudem noch die bürgerliche Vorherrschaft beendete Es kam anders: