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Buchtipps

Herberge für alle

Gregor Gog war Anarchist, Bürgerschreck, Chefredakteur des Vorläufers aller Straßenzeitungen und Organisator des »Ersten internationalen Vagabundenkongresses« 1929 – eine Reminiszenz an letzteren findet in diesem Monat in Berlin statt. Anfang dieses Jahres ist ein aufwendig gestalteter Band erschienen, der »Texte, Bilder und Dokumente einer Alternativkultur der Zwanziger Jahre« – der Vagabundenbewegung um Gregor Gog und den Dortmunder Maler Hans Tombrock, um Jo Mihàly, Artur Streiter und Rudolf Geist versammelt. Herausgegeben haben ihn Hanneliese Palm, die ehemalige Leiterin des Dortmunder Fritz-Hüser-Instituts, das auch die Nachlässe Gogs und Tombrocks sowie unzählige Materialien der Vagabundenbewegung bewahrt und Christoph Steker, Programmleiter im C. W. Leske Verlag. Der Band ist gleichzeitig Einführung, Quellensammlung und »Bilderbuch« einer eigensinnigen Bewegung zwischen Kunst, Lebensreform und Revolte: »Wo der Bürger aufhört, beginnt das Paradies.« BP Hanneliese Palm, Christoph Steker (Hg.) | Künstler, Kunden, Vagabunden. Texte, Bilder und Dokumente einer Alternativkultur der zwanziger Jahre | C.W. Leske | 240 S. | 28 Euro

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Nichts gelernt?

Der spezifische Rassismus gegenüber Sinti und Roma ist ein historisch erstaunlich stabiles Konstrukt von Stereotypen. Wie jede Form von Rassismus kommt er gut ohne sein Objekt aus: Man muss »die« nicht kennen, um zu wissen, wie »die« sind. Die EU-Neuzuwanderung vor allem aus Rumänien und Bulgarien hat die uralten Vorurteilsstrukturen aktualisiert. Das Duisburger Institut für Sprach- und Sozialforschung, das unter anderem intensiv zur sogenannten Armutsmigration und ihrer medialen Bearbeitung forscht, nähert sich interdisziplinär und mit Texten aus Theorie und Praxis der »Konstruktion und Kontinuität des Antiziganismus«. »Nichts gelernt?!« bietet ein Kaleidoskop von Zugriffsebenen: Vom Praxisfeld sozialer und Bildungsarbeit mit EU-NeubürgerInnen über aktivistische Positionen, medien- und diskursanalytische Texte bis zu Theorietexten wie der Agamben-Kritik des Herausgebers oder einer Nutzbarmachung von Adorno/Horkheimer für eine kritische Theorie des Antiziganismus durch Markus End. Der liebevoll gestaltete Band ist ein spannender Blick auf die Facetten eines so wirkmächtigen wie verdrängten Ressentiments. BP Katharina Peters, Stefan Vennmann (Hg.) | Nichts gelernt?! Konstruktion und Kontinuität des Antiziganismus | Situationspresse | 211 S. | 18 Euro

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