
4 minute read
Mit KI-Tools neue Arbeitswelten entdecken
Die erstmals durchgeführte Berufsorientierungsrallye „SmartRoute“ gewährte Hamburger Schülerinnen und Schülern Einblicke in IT-Berufe und die praktische Nutzung künstlicher Intelligenz in verschiedenen Unternehmen.
Welcher Jugendliche kann von sich sagen, schon mal eine einsatztaugliche Flugzeugkabine entworfen zu haben – und das in gerade einmal zehn Minuten? Rund 60 Schülerinnen und Schüler, die an Hamburgs erster „SmartRoute“ teilgenommen haben, können das. Gelernt haben sie dabei einiges: „Wir hätten nie gedacht, dass man mit der Hilfe von KI bereits so vieles so schnell erstellen kann“, sagten Laura Lenschow und Lilly Schmidt, beide 17 Jahre alt. Von Beginn an brannten die Jugendlichen darauf, die vielfältige Arbeitswelt der Informatik und der künstlichen Intelligenz (KI) kennenzulernen. Noch sind direkte Kontakte zwischen Schulen und Unternehmen selten, insbesondere auf diesem Feld. Um das zu ändern und mögliche Barrieren abzubauen, haben die NORDMETALL-Stiftung und die Joachim Herz Stiftung eine Berufsorientierungsrallye entwickelt, die „SmartRoute“. Die Idee zu dieser Entdeckertour hatte der Lehrer Klass Wiggers vom Gymnasium an der Willmsstraße in Delmenhorst – die Schule initiierte auch das MINT-EC-Themencluster „Künstliche Intelligenz“, das von der NORDMETALL-Stiftung gefördert wird. Die Berufsorientierungsrallye führte die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrkräften am 19. September auf individuellen Routen durch das gesamte Hamburger Stadtgebiet. Anlaufpunkte waren Unternehmen wie Airbus, Evaco, Microsoft oder StarFinanz.

In ihrer Keynote zum Auftakt in der Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen ermunterte Marina Tcharnetsky, Chief Business Development Officer beim „Artificial Intelligence Center Hamburg“ (ARIC), die Schülerinnen und Schüler, technologische Entwicklungen interessiert zu begleiten. Wer neue KI-Tools einfach ausprobiere, sammele wertvolle praktische Erfahrungen. Denn die KI sorge für Innovationen in so gut wie jeder Branche, verändere viele Berufe und schaffe ganz neue Berufsbilder. Damit war die Neugierde auf den praktischen Teil der „SmartRoute“ endgültig geweckt: „Ich erwarte, heute viele neue Einblicke in künftige Arbeitswelten zu bekommen“, sagte Henri Schock. Der 16-jährige Schüler des bilingualen Phorms-Gymnasiums in Hamburgs City Süd fügte hinzu, was ihn besonders zur Teilnahme an dieser Veranstaltung bewogen hat: „Wir besuchen ja nun Unternehmen, die auch international tätig sind.“
Mit KI zur „Airbus Dream Cabin“
Beim Flugzeughersteller Airbus, der Teile seiner Büros in die Hamburger City Nord verlagert hat, erhielten die Jugendlichen zunächst Einblicke in die tägliche Arbeit von IT-Expertinnen und -Experten. Den Mehrwert, den die KI dem Unternehmen durch verschiedene Anwendungen bereits bietet, konnten die Schülerinnen und Schüler vor Ort selbst in einem Workshop erproben. Dem auf einem Konferenztisch stehenden Flugzeugmodell eines A321 XLR kam dabei eine besondere Bedeutung zu. Aufgeteilt in drei Gruppen hatten die Jugendlichen zehn Minuten Zeit, ihre Vorstellungen einer idealen „Airbus Dream Cabin“ zu diskutieren und eine gemeinsame Idee zu entwickeln – aus der Perspektive des Herstellers, der Fluggesellschaft oder der Flugbegleitung. Stolz konnte jede der drei Gruppen ihr eigenes von einer KI erzeugtes Kabinenbild als Ergebnis präsentieren. Dieses wurde dann mit der AirbusVersion der „Flugzeugkabine der Zukunft“ verglichen.

Airbus stellte zudem seine zahlreichen Ausbildungsberufe und dualen Studiengänge in den Fachrichtungen Technik, IT und Wirtschaft vor, ehe es zu einem der nächsten Workshops in den anderen teilnehmenden Unternehmen ging. Nach diesen vielen spannenden Eindrücken der „SmartRoute“ trafen sich alle Jugendlichen und Lehrkräfte am Abend wieder in der Zentralbibliothek. Hier fand abschließend die feierliche Rezertifizierung für die Hamburger MINT-Schulen statt (siehe Kasten) – inklusive köstlicher Burritos und alkoholfreier Cocktails. Zum Schluss waren sich die beiden Schülerinnen Laura Lenschow und Lilly Schmidt einig: „Dieser Tag mit den Workshops war inspirierend und aufregend zugleich.“
Nach dem erfolgreichen Start ist die „SmartRoute“ bereits am 24. Oktober in Bremen in die zweite Runde gegangen. Dort konnten Schülerinnen und Schüler während der Berufsorientierungsrallye in fünf Bremischen Unternehmen hinter die Kulissen gucken.
Helmut Reich
MINT-Schule Hamburg
Mit der Gretel Bergmann Schule und der Stadtteilschule Öjendorf wurden im Rahmen der „SmartRoute Hamburg“ zwei Schulen feierlich rezertifiziert und wirken weitere vier Jahre im Exzellenznetzwerk „MINT-Schule“ mit. Für die Auszeichnung können sich alle Schulen, ausgenommen Gymnasien, bewerben, die über eine vollständige Sekundarstufe I verfügen. Gemeinsam mit der Joachim Herz Stiftung fördert die NORDMETALL-Stiftung Schulen darin, guten praxisorientierten Unterricht in den Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik anzubieten. Das Projekt steht unter der Schirmherrschaft der Senatorin für Bildung Ksenija Bekeris Außer den beiden Schulen dürfen sich aktuell nur drei weitere Hamburger Schulen „MINT-Schule“ nennen: die Erich Kästner Schule, die Stadtteilschule Lohbrügge und die Stadtteilschule Wilhelmsburg.