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Present

Das ArtAsyl e.V. Magazin

Liebe Leser*innen,

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ArtAsyl e.V. geht nun ins sechste Jahr seines Bestehens, in das sechste Jahr der Überzeugung, dass Kunst Kulturen miteinander verbindet. An die 100 kleinere und größere Projekte wurden auf die Beine gestellt – von der Präsenz auf Märkten, über die alljährliche Werkschau Semi-Cologne zu der Vermittlung von Ehrenamtlichen, die sich in Unterkünften für geflüchtete Menschen in der Vermittlung von Kunst eingebracht haben.

Das Jahr 2020 markiert einen Bruch in dieser Arbeit – durch die Pandemie und ihre Folgen konnte Begegnung als hehres Ziel des Vereins nicht mehr als persönliche Begegnung umgesetzt werden. Wir für das aktuelle Kernteam von ArtAsyl – Abhilash Arackal, Antonia Extra, Hannah Dörstel, Natascha Geis, Dorsa Javaherian, Julia Vogel und ich standen vor der großen Herausforderung, digitale Antworten für diese Lage zu finden: Wie bringen wir Leute weiterhin zusammen, wie kann Kunst von zu Hause aus ein Zeichen setzen, wie können wir Menschen beim Vorankommen in dieser Stadt und in diesem Land unterstützen, wie können wir Sichtbarkeit anbieten, wenn wir uns nicht persönlich begegnen können?

Wie unzählige andere Kulturinstitutionen auch, hat die Stille im letzten Jahr auch bei uns zu einer inneren Einkehr und Reflektion geführt. Neben dem Wunsch, Menschen mit diversen Hintergründen und Geschichten weiterhin durch die Produktion und Sichtbarmachung ihrer Kunst und das Öffnen von Türen zu unterstützen, fiel dabei auch eines auf – der Verein hatte bisher nicht die Möglichkeit, all das angesammelte Wissen, dass sich bei all den Menschen, die ArtAsyl geprägt haben in der gemeinsamen Arbeit, zu dokumentieren und es damit auch anderen, letztlich der Gesellschaft, zur Verfügung zu stellen.

Das letzte Jahr war zudem stark geprägt von weltweiten Diskussionen über Diskriminierung und Ungleichheit. Diesen Missständen zugrundeliegt häufig ungleich verteilte Macht und Privilegien, Unwissen, Desinteresse und Voreingenommenheit.

Bei ArtAsyl hat sich in den letzten 5,5 Jahren ein solcher Reichtum an Wissen angehäuft: Wissen, das im Miteinander entstanden ist, Kenntnisse, die geteilt wurden, zahllose Möglichkeiten, voneinander zu lernen.

Wir sind überzeugt, dass dieses Wissen der einzelnen Akteur*innen dazu beitragen kann, Themen wie Migration, Flucht, Integration|Inklusion, usw. wesentlich komplexer zu diskutieren, als dies bisher häufig der Fall ist.

So dachten wir, dies könnte unser Ansatz sein – es wird Zeit für das digitale ArtAsyl e.V. Magazin!

Dieses Magazin liegt nun in seiner vorläufigen Form vor – vorläufig deshalb, weil wir es als work in progress Projekt behandeln wollen. Über das Jahr hinweg wird es ergänzt mit weiteren Artikeln und mit weiteren Inhalten, die andere beisteuern werden. Dazu noch ein paar Handreichungen und Gedanken:

-Ein Online-Magazin biete viele Vorteile – einer, der heraussticht, ist die Möglichkeit unterschiedliche Medien einzubinden – neben Texten und Bildern, die sich auch in klassischen Publikationen finden, zum Beispiel Audio- und Videomaterial. Wenn Sie auf den folgenden Seiten also einen PlayButton sehen oder den Hinweis „bitte klicken“ verbirgt sich dahinter die Möglichkeit, unsere Protagonist*innen im Video oder Audio zu erleben.

-Ein weiterer großer Vorteil ist, dass Online-Medien theoretisch unbegrenzt wachsen können. Das bestehende Team kümmert sich um die Edition 2021, ein nächstes um die Edition 2022, usw. So kann das Magazin Zeugnis und Ressource der Vereinsgeschichte von ArtAsyl werden – und so gleichzeitig in diesem Mikrokosmos gesellschaftliche Fragestellungen und deren Dynamiken verhandeln.

- Mehrere Sprachen zu sprechen, in

ihnen zu denken, zwischen ihnen zu wechseln, in ihnen zuhören zu können bedeutet, sich ganze Welten zu erschließen, Denkweisen und Werte zu transportieren, Humor zu entwickeln, usw. Deshalb haben wir uns entschieden, Beiträge von Menschen, deren erste Sprache nicht Deutsch ist, in der jeweiligen Sprache, in der sie zuerst denken, fühlen, träumen und handeln gelernt haben, zu übernehmen und diese Versionen dann stets ins Deutsche zu übersetzen. So bietet unser Magazin ganz nebenbei Zugänge für Menschen, die diese erste Sprache teilen und noch dabei sind, sich mit der Deutschen vertraut zu machen. Und diejenigen unserer Leser*innen, deren 1. Sprache Deutsch ist, können Schreibweisen und Ausdrücke aus anderen Sprachwelten entdecken, sie mit- oder überlesen.

-Present arbeitet mit unterschiedlichen Ressorts, diese sind im Inhaltsverzeichnis angegeben. Wenn Sie das Symbol für Unendlichkeit entdecken bedeutet dies, dass dieser Bereich noch wachsen wird, weil wir z.B. weitere Instrumente vorstellen werden.

Die Arbeit von ArtAsyl berührt zahllose Bereiche unseres gesellschaftlichen und individuellen Miteinanders. Wir haben Kulturelle Bildung und Vermittlung auf der einen Seite, Musik, Kunst und das Schreiben über Kunst hier deshalb bewusst nicht getrennt. Present ist ein interdisziplinäres Magazin, die Grenzen zwischen Produzieren, Lernen, sich Ausprobieren, das eigene Handeln reflektieren, usw. sind in unserer Arbeit häufig sehr verschwommen. Kultur ist überall – Kunst braucht ihre Räume. Beiden Umständen hoffen wir so, gerecht zu werden.

Zuletzt – es gibt kein richtig und falsch in der Handhabung des Magazins – wo immer Sie anfangen zu lesen, zu sehen oder zu hören – sie sind immer an der richtigen Stelle.

Viel Freude beim Entdecken wünscht Ihnen

Katharina Klapdor–Ben Salem

Projektleitung ArtAsyl e.V. Present Magazin

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