6 minute read

Mein leben in der Ukraine –mein leben in Deutschland

IIm Februar vor einem Jahr wurde die Ukraine von russland angegriffen. seit einem Jahr herrscht nun Krieg in der Ukraine. Viele Menschen haben ihre heimat verlassen. Wer flüchtet, hat viele Fragen und braucht Unterstützung. Besonders für Menschen mit Behinderung oder chronischer erkrankung ist der Weg in ein anderes l and noch schwieriger.

Wir haben leonida (30 Jahre alt) im Programm AbilityAid kennengelernt. AbilityAid ist ein Programm von ArrivalAid und bietet Beratung, Computer- und Deutschübungskurse für Geflüchtete mit Behinderung an. leonida ist blind und setzte sich in der Ukraine für Barrierefreiheit und die rechte von Menschen mit Behinderung ein. sie war Abgeordnete in Kiew und ist außerdem leiterin der inklusiven organisation schule der Chancengleichheit. Mehr zu leonida und der Flucht mit einer Behinderung liest du hier im Interview.

ArrivalNews: Hallo Leonida, schön, dass wir dir ein paar Fragen stellen dürfen – möchtest du dich kurz vorstellen?

Leonida: Mein name ist leonida, ich bin 30 Jahre alt und komme aus der Ukraine. Ich wurde in Kiew geboren. Dort war ich Abgeordnete der region – also Politikerin. Als Abgeordnete der region Kiew hatte ich verschiedene Aufgaben: termine mit Wähler*innen vereinbaren, Briefe beantworten und finanzielle hilfe für Menschen organisieren.

Außerdem arbeitete ich als lehrerin und als expertin für die entwicklung von Wohnraum. es geht um den sozialen schutz der Bevölkerung in der region Kiew. Ich habe schulungen gegeben zu Barrerierefreiheit für Angestellte des öffentlichen Dienstes. Außerdem habe ich geholfen, Zivildienstleistende zu unterstützen, termine zu vereinbaren, Briefe zu schreiben und Veranstaltungen für Menschen mit Behinderungen zu organisieren.

Zudem leite ich die organisation schule der Chancengleichheit. Ich war lehrerin für das Fach Wirtschaft und recht an der Kiewer hochschule für angewandte Wissenschaften“. Dazu habe ich Interviews auf meinem persönlichen Youtube-Kanal gemacht. Ihr könnt euch die Videos gerne ansehen. sie sind auf russisch oder Ukrainisch.

ArrivalNews: Und wann bist du nach Deutschland gekommen?

Leonida: Am 16. August 2022 bin ich in Deutschland angekommen. Davor war ich in den niederlanden. Aber von meinen Freund*innen, die nach Deutschland gekommen sind, habe ich gehört, dass es hier gut ist für blinde Menschen. Deswegen sind mein Freund und ich nach Deutschland gekommen. Wir wussten nicht, ob wir in Bayern oder in München bleiben können. Denn viele ukrainische Menschen wurden in andere städte in Deutschland geschickt. Wir haben uns entschieden, wenn alles schlecht ist und die Bedingungen zum leben schrecklich sind, kehren wir nach Kiew zurück. Aber alles war gut. Wir haben von den Menschen und der regierung hier viel hilfe bekommen. Ich bin wirklich dankbar für alles, was ich in Deutschland bekommen habe.

ArrivalNews: Was sind die Probleme mit denen Geflüchtete mit Behinderung konfrontiert sind?

Leonida: Für mich ist es vor allem schwer, mit den Menschen in Deutschland zu sprechen, weil ich die deutsche sprache nicht spreche. es ist schwer, sie zu lernen. Ich warte schon lange auf einen passenden Kurs für Blinde, damit ich endlich die sprache lernen kann. natürlich hilft mir englisch, aber ich möchte mich ohne Probleme unterhalten. Auch auf ein Mobilitätstraining für Blinde warte ich immer noch. In der Ukraine bin ich überall alleine hingegangen mit meinem Blindenstock. hier bin ich auf meinen Freund angewiesen. er muss mir helfen, wenn ich rausgehe.

Aber ich möchte in Geschäfte gehen, Kaffee trinken, verschiedene orte besuchen und öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Ich möchte die Unabhängigkeit spüren, die ich aus der Zeit in der Ukraine kenne.

ArrivalNews: In der Ukraine warst du in einem Unterstützungsprogramm für Frauen mit Behinderung tätig. Kannst du uns mehr über dieses Projekt erzählen?

Leonida: Unser team von der organisation schule der Chancengleichheit macht verschiedene Projekte in der Ukraine aber auch international. Wir unterstützen Frauen mit Behinderung, wenn sie Fragen zu rechtlichen, psychologischen oder anderen themen haben. Die spezialist*innen unterrichten unsere Frauen in Wen-do. Das ist eine selbstverteidigungstechnik für Frauen. Wir hatten Online- und Offline-Treffen. Dort haben wir über unsere erfolge und Probleme gesprochen, uns gegenseitig unterstützt, gaben uns gegenseitig ratschläge, wenn jemand sie brauchte.

Was mich betrifft, so habe ich Formulare erstellt und überprüft. Außerdem habe ich Beiträge auf unserer Facebook-seite geschrieben. Wir haben eine interessante rubrik über unsere Frauen unter dem hashtag those who inspire auf unserer Facebook-seite.

ArrivalNews: Wie arbeitet ihr jetzt zusammen?

Leonida: Jetzt ist es sehr schwierig. Jeden tag schalten sie den strom ab, es gibt kein Internet und Kommunikationsprobleme in der Ukraine. Von Zeit zu Zeit spreche ich mit dem leiter unserer organisation. Als der Krieg in der Ukraine begann, halfen unsere Partner aus Polen unseren Frauen, die Ukraine zu verlassen und einen Platz zum leben in Polen zu finden. Ich hoffe sehr, dass wir auch in Zukunft unsere Arbeit weiter machen kön- nen. einige meiner Freund*innen sind in der Ukraine. Ab und zu spreche ich mit ihnen.

ArrivalNews: Jetzt lebst du in Deutschland. Wie sieht dein Leben hier aus? Was ist gut, was ist schwierig?

Leonida: Ich möchte in einem eigenen Zimmer leben. Ich lebe in einem kleinen Zimmer, ohne Platz für mich allein. Das ist schwierig. Und ohne Küche. Das ist das größte Problem für mich momentan.

ArrivalNews: Was ist das für eine Unterkunft? Ist es eine Unterkunft, speziell für Menschen mit Behinderung und chronischer Erkrankung?

Leonida: Im registrierungszentrum bekamen wir ein Papier vom Arzt, dass wir blind sind und wir in Bayern leben können. es wäre zu schwierig, in andere städte zu gehen. Das war eine erlaubnis für uns, die uns weiter geholfen hat. Im registrierungszentrum erhielten wir dann die erlaubnis, im hotel regent zu wohnen. eigentlich ist es ein hotel. Jetzt ist es ein haus für Menschen aus der Ukraine. Meistens leben dort Menschen mit Behinderungen, senior*innen, Mütter mit Kindern.

Die organisation Diakonia arbeitet im regent hotel und hilft allen, die hier leben. Übersetzer*innen kommen zu verschiedenen terminen. Wer medizinische Unterstützung braucht, kann sie bekommen. es gibt einen speisesaal. 3-mal am tag gibt es eine Mahlzeit. Das essen ist unterschiedlich. Manchmal schmeckt es, manchmal nicht so gut. Aber wir haben Geld vom Jobcenter und etwas vom sozialamt. Damit können wir in den supermarkt gehen und einkaufen, was wir brauchen. Ich habe viele wunderbare Menschen getroffen, die Menschen aus der Ukraine helfen. Ich bin jedem und jeder dankbar.

Was wünschst du dir für die Zukunft?

Leonida: In der Zukunft möchte ich einen Job finden, die deutsche Sprache lernen, neue Freunde finden und überall selbstständig hingehen können. Aber ich bin einfach nur froh, dass ich lebe, dass ich Wärme, essen und einen Platz zum schlafen habe. Ich höre keine explosionen wie meine ukrainischen Freund*innen. Ich habe viele Bücher über den Zweiten Weltkrieg und andere Kriege gelesen und dachte immer: nie wieder. Manchmal kann ich nicht glauben, dass es bei uns wieder passiert ist. Ich weiß, dass mein leben nie wieder so sein wird, wie es vor dem 24. Februar 2022 war.

L I nk TI pp S

 Leonidas Youtube kanal: channel/ UC9v48WlHwlXDeo7ACXO5MFw

 Facebook: facebook.com/ipoSEO

 Schule der Chancengleichheit: gender-ua.org/en/mission-of-theschool-of-equal-opportunities die Behinderung, -en körperliche, seelische oder geistige Beeinträchtigung, Handicap die chronische Erkrankung Krankheit, die lange andauert und nicht vollständig geheilt werden kann die Barrierefreiheit Lebensbereiche sind so gestaltet, dass alle Menschen sie ohne Hilfe nutzen können, z. B. Wohnung, Gebäude, Verkehrsmittel, Internetseiten usw. der Abgeordnete, -n die Abgeordnete, -n Mitglied eines Parlaments, vertritt die Bevölkerung inklusiv Inklusion ist ein Konzept, in dem jeder Mensch akzeptiert wird und gleichberechtigt und selbstbestimmt an einer Gesellschaft teilhaben kann die Chancengleichheit Recht auf einen gleichen Zugang zu Lebenschancen, gleiche Ausbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten für alle der Wähler, Wähler die Wählerin, -nen Bürger*innen, die eine Person oder politische Partei wählen, die ihre Meinung vertritt die finanzielle Hilfe Hilfe durch Geld vom Staat der Experte, -n die Expertin, -nen eine Person, die sehr viel über ein Thema weiß die Schulung, -en Fortbildung, Workshop der Angestellte, Angestellte die Angestellte, Angestellte

Arbeitnehmer*in, Beschäftigte*r; eine Person, die einen Arbeitsvertrag hat und eine monatliche Gehaltszahlung bekommt der öffentliche Dienst Arbeit für den Staat, z. B. Richter*innen, Lehrer*innen, Polizist*innen die Wirtschaft Gesamtheit von Industrie, Produktion und Konsum das Recht System aus Regeln, die das Zusammenleben von Menschen bestimmen das Mobilitätstraining ein Training, das Menschen, die blind oder sehbehindert sind, hilft, sich sicher und selbständig zu orientieren die öffentlichen Verkehrsmittel ÖPNV, Bus, Zug, Straßenbahn, U-Bahn die Selbstverteidigungstechnik Vermeidung und die Abwehr von Angriffen auf eine Person die Rubrik Abschnitt, Gliederung, Ressort, verschiedene Bereiche einer Zeitung, z.B.: Politik, Wirtschaft, Kultur, Sport der Hashtag #, Schlagwort, mit dem Nachrichten mit bestimmten Inhalten oder zu bestimmten Themen in sozialen Netzwerken besser zu finden sind das Kommunikationsproblem, -e Problem sich zu verstehen, z. B.: Missverständnisse das Registrierungszentrum zentrale Einrichtung zur Registrierung von Geflüchteten die Erlaubnis Genehmigung, Berechtigung

20 Jahre schon arbeitete Kommissar Müller bei der Mordkommission. Wie so oft stand er auch diese nacht wieder im l abor. Von seinem regennassen Mantel troff das Wasser in eine kleine Pfütze vor seinen Füßen. er hasste seinen Job. Vor ihm lag die verweste leiche, an der ein junger Mann eifrig mit seinen Instrumenten arbeitete.

„Klarer Fall, schuss in den Kopf“, sagte Kommissar Müller und