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Gastkommentar: Dr. Volker Treier

"Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise werden uns weit längerbeschäftigen als die Corona-Pandemie selbst"

2020 wird ein historisch schwieriges Jahr für die deutschen Exporte. Das liegt an den Auswirkungen des Coronavirus, aber auch an weltweit zunehmenden Handelshemmnissen. Die Corona-Krise hat die Nachfrage und Lieferungen bei allen wichtigen Handelspartnern Deutschlands wie der USA, China, aber auch Italien, Frankreich oder Großbritannien eingeschränkt. Aktuell sorgen stillgelegte Produktionen, Grenzschließungen und Exportverbote für einen dramatischen Rückgang des deutschen Außenhandels. Hinzu kommt: Die globale Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen sinkt und Investitionen werden gestrichen. Wir rutschen damit in eine Weltwirtschaftskrise. 80 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland rechnen bereits jetzt mit starken Umsatzverlusten wegen der Corona-Krise; 15 Prozent gehen sogar davon aus, dass sich ihre Umsätze mehr als halbieren werden. Dementsprechend brechen die Geschäftslage und Geschäftserwartungen der deutschen Auslandsunternehmen dramatisch ein. Als direkte Folgen der Corona-Krise nennen 69 Prozent der Befragten in der weltweiten AHK-Umfrage Einschränkungen im Personenverkehr, während 45 Prozent Probleme bei Lieferketten und Logistik sehen. 58 Prozent berichten von weniger Nachfrage nach ihren Produkten und Dienstleistungen; 47 Prozent müssen Investitionen streichen oder zurückfahren. Infolge der Umsatzeinbrüche wegen der Corona-Krise sieht außerdem ein Drittel der deutschen Auslandsunternehmen Finanzierungs- und Liquiditätsprobleme auf sich zurollen. Hieran zeigt sich, dass uns die wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Krise weit länger beschäftigen werden als die Corona-Pandemie selbst. Für ein langes Nachwirken der Pandemie sprechen auch die Konjunkturerwartungen: Zwei Drittel der deutschen Unternehmen im Ausland erwarten laut des AHK World Business Outlooks eine deutliche Verschlechterung der Wirtschaft in den Ländern. Nur noch zehn Prozent erwarten vor Ort eine verbesserte konjunkturelle Entwicklung. Die Corona-Pandemie erfasst Wirtschaftsleben auf dem ganzen Globus. Die Folge ist eine geringere weltweite Nachfrage auch nach deutschen Produkten und weniger Investitionen in Maschinen und Fahrzeuge, die vor allem die deutsche Exportwirtschaft hart treffen werden. Angesichts immer neuer Exportverbote zum Beispiel auf Medizinprodukte besteht aber auch die Sorge bei vielen Unternehmen, dass die Corona-Krise zu einer neuen Welle des Protektionismus führen könnte. Ganze Bereiche des freien Welthandels werden so unter Vorbehalt gestellt. Dabei können viele Länder Produkte wie Schutzkleidung und Beatmungsgeräte gar nicht selbst herstellen und benötigten die Importe dringend zur Bekämpfung des Virus. Bereits bevor die Pandemie den ganzen Globus erfasste, klagten 50 Prozent der deutschen Betriebe im Ausland über Handelshemmnisse durch Zölle, Sanktionen oder andere Barrieren – ein neuer Rekordwert. Klar ist: Eine weitere Spirale des Protektionismus wegen der Corona-Pandemie werden die Weltwirtschaft und insbesondere die exportorientierten deutschen Unternehmen nur schwer verkraften können.

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