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Tod oder Freiheit?
darauf fest. Der junge Muslim wurde vor einem Scharia-Gericht angeklagt und von den Richtern für seine angebliche „Blasphemie“ verurteilt.
Während des Prozesses hatte der Angeklagte keinen Rechtsbeistand, was sowohl ausländische Beobachter als auch Experten in Nigeria für verfassungswidrig hielten. Allerdings verstieß schon der Anklagegrund „Blaphemie“ gegen die nigerianische Verfassung, die eigentlich Religionsfreiheit garantiert.
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Nach seiner Verurteilung zum Tode hatte Sharif-Aminu nur noch eine Option: die Flucht nach vorne, durch Anfechtung des Todesurteils.
Der Wortführer des Mobs sagte nach dem Urteil der BBC, dies solle als „Warnung für andere dienen, die erwägen, Yahayas Weg zu beschreiten.“
Wegen einer Sprachnachricht seit Jahren im Gefängnis
Nach seiner Verurteilung zum Tode hatte Sharif-Aminu nur noch eine Option: die Flucht nach vorne, durch Anfechtung des Todesurteils. Wieder und wieder ging er in Berufung, bis der Fall jetzt am Obersten Gerichtshof von Nigeria entschieden wird. Und doch sitzt er seit zweieinhalb Jahren im Gefängnis. Selbst sein Anwalt konnte kaum zu ihm vordringen, geschweige denn sonstige Unterstützer.
Als Kelsey Zorzi (Titelbild) von Yahayas Schicksal hörte, wusste sie, dass sie etwas unternehmen musste. Die Expertin für weltweite Religionsfreiheit leitet bei ADF International die gleichnamige Abteilung. Zorzi kennt die Probleme in Nigeria gut. In den letzten Jahren unterstützten sie und ihr Team die juristische Verteidigung von mehreren nigerianischen Bürgern.
„Der Fall hat ein noch nie dagewesenes Potential“
„Unser Ziel ist es, weltweit Blasphemie-Gesetze abzuschaffen. Yahayas Fall ist jetzt der Höhepunkt jahrelanger Arbeit dafür, denn er hat ein noch nie dagewesenes Potential für Religionsfreiheit. Vielleicht ist es der Katalysator, den Nigeria noch braucht,“ sagte Zorzi.
Inzwischen ist Sharif-Aminu weltweit kein Unbekannter mehr. ADF International unterstützt seine Verteidigung vor Gericht und steht an der Seite des jungen Musikers. Bereits seit zwei Jahren berichten CNN, die Süddeutsche Zeitung und die britische BBC.
Im April 2023 nahm sich dann das EU-Parlament des wichtigen Falls an. In einer sogenannten Dringlichkeitsentschließung verurteilten die Abgeordneten die nigerianischen BlasphemieGesetze und forderten die Freilassung von Yahaya. In seltener Einigkeit stimmte das Parlament abseits von parteipolitischen Differenzen für die Religionsfreiheit des Mandanten von ADF International.
Steinigung für Christen
Insbesondere im muslimisch geprägten Norden Nigerias gibt es kaum Religionsfreiheit. Konvertiten und religiöse Minderheiten sind regelmäßig Zielscheibe von Attacken. Für internationale Aufmerksamkeit sorgte im Mai 2022 die Steinigung einer jungen christlichen Studentin. Die Nigerianerin Deborah Samuel hatte in einem Chat Jesus für eine erfolgreiche Prüfung gedankt, was zu ihrem Tod führte.
Ihre Landsfrau Rhoda Jatau leitete – ebenfalls auf WhatsApp – ein
Video weiter, das die grauenhafte Ermordung von Deborah Samuel verurteilt. Daraufhin wäre ihr fast dasselbe Schicksal widerfahren. Ein Mob erhob sich, stürmte ihr Haus und wollte sie töten. Anstatt die Rädelsführer des Mobs zu verhaften, wurde Rhoda inhaftiert. Von Mai bis Dezember 2022 saß sie ohne Anklage und ohne Kommunikationsmöglichkeit nach außen im Gefängnis.
Kurz vor Weihnachten 2022 klagte die Staatsanwaltschaft sie dann für „Aufwiegelung“ und „Verachtung der Religion“ an. Auch in diesen Fall ist Zorzi involviert. Gemeinsam mit ihrem Team und einem Anwalt vor Ort entwickelt sie die rechtliche Verteidigungsstrategie. Das Ziel: Rhoda befreien und in Sicherheit bringen.
Jeden Tag sterben
14 Christen aufgrund ihres Glaubens
„Blasphemie-Gesetze sind eine Katastrophe für die Region,“ sagt Kelsey Zorzi. Tatsächlich sterben in Nigeria durchschnittlich jeden Tag 14 Christen aufgrund ihres Glaubens. Auch deswegen ist der Fall, den jetzt der Sufi-Muslim Yahaya Sharif-Aminu vor den höchsten Gerichtshof bringt, umso wichtiger für das Land. Denn der Musiker klagt konkret auch gegen die Blasphemiegesetze und die drohende Todesstrafe. Sollte das Gericht die Blasphemiegesetze verurteilen, würde das eine substanzielle Verbesserung der Menschenrechtslage bedeuten.
Bald entscheidet jetzt also der Oberste Gerichtshof über Leben und Tod des ehemaligen Musikstudio-Assistenten. Politische Unterstützung aus seinem Heimatstaat bekommt Sharif-Aminu nicht. Im Bundesstaat Kano sind sie auf zynische Weise vorbereitet. „Sobald der Oberste Gerichtshof das Urteil bestätigt, werde ich das Todesurteil unterzeichnen“,