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Hochschule Kempten bringt Pflege, Technik und Digitalisierung in Einklang

DIE HOCHSCHULE KEMPTEN BRINT PFLEGE, TECHNIK UND DIGITALISIERUNG ZUSAMMEN

DREI PRAXISNAHE FORSCHUNGSPROJEKTE ZEIGEN, WIE ES GELINGT

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Von Dominik Baum

Den besonders aufmerksamen Leser:innen unter euch ist vielleicht schon aufgefallen, dass wir in unserer noch jungen Rubrik „Beruf, Bildung, Business“ auffällig oft Themen rund um das Älterwerden veröffentlicht haben. In der letzten Ausgabe habt ihr von Aline erfahren, wie ein Bundesfreiwilligendienst im Altstadthaus abläuft und dass „Pflege“ auch an der Hochschule Kempten studiert werden kann. In dieser Ausgabe stellen wir euch den Ausbildungsberuf „Sozialbetreuer:in“ und innovative Pflegeprojekte der Hochschule Kempten näher vor. Und warum das alles? Erstens, weil das Thema Älterwerden – in all seinen Facetten – oft zu kurz kommt. Und zweitens ist es ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt: In der September-/Oktoberausgabe widmen wir unsere Titelstory ausführlich dem Thema „Älterwerden in Kempten“.

Zurück zum Hier und Jetzt: Wir haben mit Prof. Dr.-Ing. Petra Friedrich von der Hochschule Kempten über drei aktuelle Forschungsprojekte im Bereich der Pflege gesprochen und verschiedene Studierende zu ihren jeweiligen Forschungstätigkeiten befragt.

ASSIST MOBIL

„Sich von A nach B bewegen zu können, ist die Grundvoraussetzung für soziales Leben. Auch ältere Menschen wollen möglichst uneingeschränkt Freunde besuchen, einkaufen gehen oder den Arzttermin wahrnehmen können. Mit Gehstock oder Rollator stößt man im Alltag oft an seine Grenzen“, antwortet Prof. Dr.-Ing. Petra Friedrich auf die Frage, wie die Idee zu Assist Mobil, einem treppensteigenden Rollstuhl, entstanden ist. Die Ingenieurin der Elektrotechnik ist seit 2011 Professorin an der Hochschule Kempten. Ihr Steckenpferd? „Assistenzsysteme für die älter werdende Bevölkerung“, wie sie selbst sagt.

Im Assist Mobil Projekt bin ich als Projektleiterin tätig und schreibe hier auch meine Masterarbeit. Ich koordiniere das Team und arbeite heraus, welche Strategie das Assist Mobil in Zukunft verfolgen soll. Die größte Herausforderung ist hierbei die Zusammenführung der unterschiedlichen Fachbereiche. Ich habe mich für das Projekt entschieden, da ich mit dem treppensteigenden Rollstuhl Menschen helfen möchte im Alltag mobil zu bleiben. Dabei begeistert mich besonders, dass das Produkt in Zukunft auch real angewendet werden kann und in der Gesellschaft etwas verändern könnte.

Verena Mattes (25) studiert im 4. Semester Technisches Innovations- und Produktmanagement

Auch in Kempten gibt es bauliche Barrieren, wie Treppen oder die Abstände an Bahnsteigen, die die Mobilität mit gewöhnlichen Hilfsmitteln erschweren. Der treppensteigende Rollstuhl, den die Hochschule Kempten in Kooperation mit der TU München als Demonstrator entwickelt hat, kann diese alltäglichen Hindernisse überwinden. Nächster Schritt des studentischen Forschungsprojekts: einen Prototypen kreieren, der der Größe eines normalen Rollstuhls entspricht. Und das große Ziel? „Assist Mobil in Kooperation mit der Industrie zu einem serienreifen Produkt zu bringen, das wäre toll!“

Wir durften uns im Rahmen des Projektseminars mit gesundheitsspezifischen Fragestellungen für das Assist Mobil auseinandersetzen. Besonders interessant fanden wir die Analyse der Patientenwünsche und -bedürfnisse. Hierfür haben wir am Rollstuhlsport teilgenommen, waren dabei direkt in Kontakt mit Rollstuhlfahrer:innen sowie deren Angehörigen und konnten dadurch wertvolle Erkenntnisse sammeln.

Anna Jäger (22) und Magdalena Brzoska (22) studieren im 6. Semester Gesundheitswirtschaft Mach‘ das Leben zum Beruf!

AB WINTERSEMESTER:

die Nähe zu Menschen mit wissenschaftlicher Kompetenz verbinden staatliche Berufszulassung für die Arbeit mit Kindern, Erwachsenen und älteren Menschen Dauer 8 Semester 5 Wochen Auslandspraktikum keine Studiengebühren Bewerbung bis 15. Juli möglich

Pflege

BACHELOR OF SCIENCE

KONTAKT: Alina Peukert Fakultät Soziales und Gesundheit pflege@hs-kempten.de

Ebenfalls an der Hochschule Kempten:

Gerontologische Pflege und Therapie (berufsbegleitend) Soziale Arbeit Sozialwirtschaft Gesundheitswirtschaft

Mehr Infos unter:

www.hs-kempten.de/ soziales-gesundheit

Mehr Infos unter:

www.hs-kempten.de/pflege

AAL LIVING LAB

Vielleicht noch wichtiger als unterwegs: das selbständige Leben in den eigenen vier Wänden. Wie dieses möglichst lange aufrechterhalten werden kann, wird im AAL (Active and Assisted Living) Living Lab erforscht. Das „Reallabor“, wie es Petra Friedrich nennt, ist eine echte Zwei-Zimmer-Wohnung in St. Mang. Seit 2018 wird dort untersucht, wie ein Umzug ins Seniorenheim mithilfe technischer Anwendungen lange hinausgezögert werden kann. „Vom Projekt profitieren aber nicht nur Ältere. Auch jungen Menschen mit einer chronischen Erkrankung oder einer Behinderung kann dank technischer Features mehr Lebensqualität im eigenen Zuhause ermöglicht werden.“

In der 55 Quadratmeter großen Hightech-Wohnung sind Sensoren im Boden verbaut, die Stürze erkennen; besondere Beleuchtungssysteme simulieren Tageslicht, um den Tag-/Nachtrhythmus aufrechtzuerhalten; über Telemedizinsysteme kann Gewicht und Blutdruck gemessen oder ein EKG erstellt werden und Einrichtungsgegenstände wie der Waschtisch und Schränke sind höhenverstellbar. „Über einen Urinsensor ist sogar eine Urinanalyse zu Hause möglich, die als Frühwarnsystem für Krankheiten dienen kann“, nennt die Professorin ein weiteres praxisnahes Anwendungsbeispiel.

Als AAL 2011 startete, nahm die Hochschule Kempten mit der Forschung auf diesem Gebiet eine echte Vorreiterrolle ein – bundesweit gab es kaum vergleichbare Projekte. In Schwaben ist AAL mit seinem 2018 eingerichteten Reallabor bis heute einzigartig. Bürger:innen, die die smarten Anwendungen einmal selbst hautnah miterleben wollen, haben die Möglichkeit an einer Führung teilzunehmen. Interessierte können sich an Chantalle Schubert (chantalle.schubert@hs-kempten.de) wenden.

Der demografische Wandel stellt uns vor neue Herausforderungen. Wir werden immer älter und Pflegeheimplätze sind knapp. Am AAL Living Lab finde ich daher den Fokus auf die häusliche Unterstützung durch Assistenzsysteme spannend. Es ist wichtig, die Zielgruppe mit in den Prozess einzubeziehen und Lösungen anhand der Bedürfnisse zu entwickeln. Nur so kann ein Mehrwert für die Zielgruppe geschaffen werden. Im Rahmen meines Praxissemesters konnte ich ein Teil des Teams werden. Ich habe Recherchen zu neuen Produkten durchgeführt, ein Raumklimakonzept entwickelt und konnte bei der Planung eines smarten Spiegels unterstützen.

Katharina van de Sand (28) studiert im 6. Semester Mensch-Technik-Interaktion

Im Studienmodul „Wohnen und technische Unterstützungssysteme“ testete ich in der AAL Wohnung in Kempten das System „meinPaul“. Es handelt sich hierbei um ein Assistenzsystem, das ein längeres, selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen soll. Es war spannend, auszuprobieren, welche Möglichkeiten „meinPaul“ eröffnet, aber auch Grenzen zu erkennen und Verbesserungsvorschläge einbringen zu können.

Annette Rinke (54) studiert im 6. Semester Geriatrische Therapie, Rehabilitation und Pflege

CARE REGIO

Bayerisch Schwaben soll zur Leitregion für digitale Pflege werden. Hierfür wurde CARE REGIO ins Leben gerufen – das mit Abstand größte Forschungsprojekt der Hochschule Kempten im sozialen Bereich. Denn die Hochschule leitet das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit 6,1 Millionen Euro geförderte Verbundprojekt, an dem viele andere Hochschulen und Universitäten der Region mitwirken. Die Führung hat auch hier Prof. Dr.-Ing. Petra Friedrich inne. „CARE REGIO besteht aus vielen Teilprojekten. Es soll beispielsweise ein praxisnahes PflegeWiki als Lehr- und Schulungsplattform für Azubis, Studierende, pflegende Angehörige und Pflegefachpersonen entstehen. Wir in Kempten befassen uns intensiv mit dem Thema Sturzprävention. Im Alter ist ein Oberschenkelhalsbruch nicht selten der Anfang in die Pflegebedürftigkeit. Mit bestimmten Trainingsmaßnahmen lassen sich jedoch Stürze reduzieren.“ CARE REGIO forscht nah an der Praxis und kooperiert hierzu mit verschiedenen regionalen Pflegeeinrichtungen aus dem ambulanten und stationären Bereich. „In Kempten sind wir noch auf der Suche nach weiteren Partnern. Interessierte Unternehmen können sich gerne an mich wenden“, sagt die Professorin.

SAVE THE DATE

Ihr könnt euch vorstellen, an innovativen Forschungsprojekten wie diesen mitzuwirken? Dann ist vielleicht ein Studium an der Fakultät Soziales und Gesundheit genau das Richtige für euch. Beim nächsten Infoabend der Fakultät erfahrt ihr mehr über die verschiedenen Studienmöglichkeiten, darunter auch das neue Pflegestudium.

Datum: Dienstag, 12. Juli Uhrzeit: 17:00 Uhr

DIE NÄCHSTE 0831 AUSGABE ERSCHEINT AM 23. AUGUST 2022. REDAKTIONSSCHLUSS: 12. AUGUST 2022 ANZEIGENSCHLUSS: 17. AUGUST 2022

In der kommenden Titelstory dreht sich alles rund um das „Älter werden in Kempten“ – von der richtigen Altersvorsorge über moderne Wohn- und Pflegekonzepte bis hin zur Arbeit in einem sozialen Beruf. Ihr zählt euch zu Kemptens Senior:innen und wollt uns von euren Erfahrungen berichten? Oder ihr habt tolle Angebote, die sich an Kemptens ältere Mitbürger:innen richten? Dann freuen wir uns darauf, von euch zu hören. Schreibt uns einfach eine E-Mail an 0831@liveinverlag.de oder klingelt unter der 0831 960 990-0 kurz durch.

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