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Neue DVDs

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Neues fürs Heimkino

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Ein richtig schlechter Tag

Was passiert, wenn der Alltag aus seiner ge- völlig über die Stränge schlagen — und vielleicht einst in einem wohnten Spur ausschert und plötzlich zu einem Atemzug mit dem legendären »Falling Down« oder Spielbergs »Das menschgemachten Horrortrip erwächst, das Duell« genannt werden. Das könnte ihm gelingen — vorausgesetzt, zeigt »Unhinged — Außer Kontrolle« auf sehr man ist bereit, Moral und Logik im Tausch für knapp anderthalb unmissverständliche, wenig subtile Weise. Denn Stunden kathartischer Entladung auszublenden. der B-Actionthriller mit einem in Rage geratenen Ach — die Story: Rachel (Caren Pistorius) steckt im morgendliRussell Crowe in der Rolle des rasenden Anta- chen Verkehrschaos fest, den Sohn auf der Rückbank, den Kopf volgonisten zeigt von Minute eins an, dass der Titel ler gewichtiger Termine — und einem Autofahrer vor ihr, der trotz tatsächlich so gemeint ist und in diesem Film, grüner Ampel keinerlei Anstalten macht weiterzufahren. Wild huder die zunehmende Verrohung unserer Gesellschaft auf die Spitze pend zieht sie an ihm vorbei — nicht ahnend, dass sie damit die Auftreibt, wirklich kein Platz ist für Umgangsformen, Zurückhaltung merksamkeit, ach was — den uferlosen, unnachgiebigen Zorn eines und normales menschliches Miteinander. Nein, dieser Film will Es- Mannes auf sich zieht, der schon längst nichts mehr zu verlieren kalation, will komplett ausrasten und bis zum finalen Showdown hat. Und schon geht er los, der Road Rage-Höllentrip. (mei)

UNHINGED — AUSSER KONTROLLE Ab 27.11.2020 auf DVD und Blu-ray

Heute schon dem Leben gestellt?

Jüngstes filmisches Erzeugnis von Judd Apatow, bekannt als Hollywood-Komödien-Macher schlechthin — der in diesem Fall allerdings gar keine Komödie, sondern vielmehr ein einfühlsames Drama vorlegt, welches sicher auch von herzerwärmenden und komischen Momenten, vor allem aber von der absolut überzeugenden Performance seiner DarstellerInnen lebt. Lose vom realen Leben des Hauptdarstellers Pete Davidson beeinflusst, erzählt »The King of Staten Island« die Geschichte des Mittzwanzigers Scott, der nach dem frühzeitigen Tod seines Vaters irgendwie den Start verpasst hat: Er lebt noch bei seiner Mutter, hängt am liebsten mit seinen Kumpels ab, die Udo macht sein Ding Man muss definitiv nicht sämtliche seiner mehr als 50 Alben kennen, man muss auch nicht Hits wie »Andrea Doria«, »Sonderzug nach Pankow« oder »Ich lieb dich überhaupt nicht mehr« textsicher mitsingen können. Aber man muss schon sehr spät geboren sein oder völlig hinterm Mond leben, um den Namen Lindenberg nicht zweifelsfrei vom Fleck weg einsortieren zu können. Udo Lindenberg — seit mehreren Jahrzehnten so ziemlich sicher Deutschlands bekanntester Rockstar — hat im vergangenen Jahr und nun auch fürs Heimkino das zugedacht bekommen, was angesichts seines Ruhms schon beinahe ›selbstverständlich‹ ist: sein eigenes Biopic. Genretypisch widmet sich auch Hermine Huntgeburths »Lindenberg! Mach dein Ding« den Anfängen des späteren Rockstars Udo Lindenberg. Schon in Jugendjahren steht er wie auch sich selbst mit halbgaren Tattoos verziert und sumpft ansonsten irgendwo zwischen Depression und Drogennebel ziellos vor sich hin. Dann kommt es jedoch, wie es kommen muss: Ein paar der bislang ›unverrückbaren‹ Konstanten in seinem Umfeld erweisen sich plötzlich gar nicht mehr so konstant und bringen Veränderungen mit sich, die auch ihn zwingen, Schritt für Schritt einen neuen Lebenskurs einzuschlagen … »The King of Staten Island« hat zwar keinen überbordenden Handlungs- geschweige denn Spannungsrahmen aufzuweisen, dafür eine solche Fülle an Nebengeschichten voller kleiner-großer Momente und noch größerer Dialoge, dass der Film ›wider Erwarten‹ ganz schnell zu einem

THE KING OF STATEN ISLAND Ab 05.11.2020 auf DVD und Blu-ray

wahrhaft reichen Seherlebnis wird. (mei) für diesen fest, dass Musik seine Bestimmung ist, der Markstein auf seinem Lebensweg schlechthin. Aus der westfälischen Provinz zieht es ihn daher in den 1960er Jahren nach Hamburg, wo er sich ziemlich schnell einen Namen macht — allerdings zunächst ›nur‹ als ziemlich talentierter Schlagzeuger. Doch Udo weiß genau, was er will: eine Solokarriere mit deutschsprachiger Rockmusik, wie sie zuvor noch keiner gemacht hat. Und so begleiten wir ihn bei seinen ersten selbstbewussten Schritten zum Rockstar, werden Zeuge diverser Rückschläge und verschiedener abenteuerlicher oder zumindest anekdotenreicher Episoden und landen zu guter Letzt beim legendären Bühnenauftritt in Hamburg 1973, der ihm den ersehnten Durchbruch beschert … Unterhaltsam, einfühlsam und Dank eines brillanten Jan Bülows in der Titelrolle kann man hier an einem rundum gelungenen filmischen Denkmal für unseren Udo teilhaben. (mei)

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