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Auf ein Wort mit... Steffi Kopp

| SERIE: AUF EIN WORT MIT... |

Die Serie »Auf ein Wort mit...« stellt in jeder Ausgabe eine Person der Zeitgeschichte vor. Eine persönliche Begegnung mit Menschen, die diese Region prägen. Wir setzen diese Reihe mit Steffi Kopp, Pressesprecherin der Polizeidirektion Jena i.R./Gästeführerin in Gera, fort...

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»Ich habe fast 30 Jahre das gemacht, was mir am meisten lag.«

Menschen zu interviewen und das dann niederzuschreiben, das ist keine große Kunst. Doch über einen vertrauten Menschen zu schreiben – das ist schon eine kleine Herausforderung. Steffi Kopp kenne ich seit vielen Jahren durch meine Arbeit als Journalistin. Inzwischen duzen wir uns selbstverständlich; Steffi mag es unkompliziert. Dennoch habe ich bei jedem Treffen mit ihr dieses Gefühl, von dem ich lange überlegt habe, wie ich es nenne. Ehrfurcht. Man hört ihrer ruhigen Stimme gern zu, lacht mit ihr herzhaft über Anekdoten und ist fasziniert von der angenehmen Souveränität, die sie ganz selbstverständlich ausstrahlt. Sie ist die große Schwester, zu der man gern aufschaut. Steffi Kopp wiegelt ab: »Ach komm. Ich hatte das Riesenglück, zur Wende meine Chance genutzt zu haben. Ich konnte Fähigkeiten nutzen, von denen ich vorher gar nicht wusste, dass ich sie habe.« Die Wirtschaftswissenschaftlerin arbeitet in der Textima in Gera, kommt später zum Passund Meldewesen. Dann: Die Wende. Bei der Polizeidirektion Gera wurden Mitarbeiter in der Öffentlichkeitsarbeit gebraucht. Es war der Wendepunkt im Leben von Steffi Kopp. »Am Anfang musste ich viel vermitteln – zwischen Kollegen und Journalisten. Vor allem bei den Boulevardreportern, da mussten wir alle viel Geduld aufbringen«, erinnert sich Steffi Kopp. Das hat sie wohl ganz gut gemacht, denn sie wird eine gefragte Interviewpartnerin. Deutschlandweit bekannt wird Steffi Kopp durch das MDR Magazin »Kripo live«. 1994 hat sie ihren ersten Auftritt, berichtet von Lederjackenbetrügern in Gera. Als Heike Lebe die Sendung verließ und eine neue Urlaubsvertretung gebraucht wurde, fragt Redakteur Guntram Groß bei Steffi Kopp an. »Du hast diese Gabe. Als ob Du Dir das gerade erst überlegst, was Du in die Kamera erzählst, sagte er damals zu mir. Wenn

der wüsste«, lacht Steffi Kopp. »Ich habe die Nacht vorher nicht geschlafen, meinen Text auswendig gelernt und gehofft, dass die Sendung nicht noch kurzfristig umgestellt wird!« Irgendwann aber wird ihr die Moderationsvertretung zu viel. »Ich musste das ja in meiner Freizeit machen. Und ich wollte meinen Urlaub lieber mit meiner Familie verbringen.« Nun, acht Jahre später, hat Steffi Kopp sehr viel Zeit für ihre Familie. Denn Thüringens bekannteste Polizistin wurde Ende Juli verabschiedet. »Es war ein Empfang wie für einen Minister – nur viel schöner«, schwärmt Steffi Kopp und hat einen leichten Tränenglanz in den Augen. »Meine Kollegen haben mir einen wunderschönen Tag organisiert mit so vielen Überraschungen und Wegbegleitern. Das zu verarbeiten, wird noch eine Weile dauern.«

Es war ein schöner Beruf, sagt sie. Aber auch einer, der viel Leid gezeigt hat. »Man kann nicht mit weinen. Ja, man leidet. Aber man will das Beste daraus machen«, sagt Steffi Kopp mit leiser Stimme. Sie erzählt vom Unfalltod zweier Polizisten auf der Autobahn. »Wir haben eine Trauerfeier organisiert mit hunderten Besuchern.« Ein paar Wochen zuvor hatte Steffi Kopp Kontakt zu Geras Partnerstadt Fort Wayne in den USA aufgenommen. »Also hab ich auch den Polizisten dort von diesem tragischen Unfall berichtet. Kurze Zeit später kamen zehn Kondolenzschreiben – zum Teil lange Briefe«. Beim ersten Besuch der Amerikaner in Gera zwei Monate später, brachten sie zwei Ehrenmedaillen mit, die den Witwen posthum überreicht wurden. »Das ging uns allen furchtbar unter die Haut. Und doch ist aus diesem schrecklichen Leid etwas Außergewöhnliches entstanden, ich habe enge Freunde in Fort Wayne gefunden. Dafür bin ich so dankbar!«. Steffi Kopp ist ein wichtiger Baustein der Städtepartnerschaft Gera-Fort Wayne – und will es weiter bleiben. Nun also der Ruhestand. »Mein Mann hat mich gefragt, wie wir jetzt die Hausarbeit aufteilen«, erzählt sie lachend. »Wir machen´s so wie immer. Du machst das, hab ich ihm gesagt!« Viel Zeit hat Steffi Kopp eh nicht. Als Gästeführerin ist sie nun in Gera unterwegs, hofft auf viele Besucher. Denen bringt sie die Kunst der Stadt näher; das Haus Schulenburg, Otto Dix, das Bauhaus. Da ist es schon hilfreich, dass sie selbst kunstinteressiert ist, viele Ausstellungen besucht und: Auch selbst malt. »Das Schöne ist, immer weiter zu lernen, nicht auszuruhen und fit zu bleiben«. Steffi Kopp will sich nun noch mehr um die beiden Enkel kümmern, vielleicht Französisch lernen und natürlich weiter die Welt entdecken: »Ich hab da gerade so ein wunderschönes kleines Gasthaus in der Gascogne entdeckt…« Ich sag mal so: Ich werde weiter ehrfurchtsvoll bleiben. Und jedem Menschen ein Stück ihrer Lebensfreude, Leidenschaft und neugierigen Weltoffenheit wünschen.

Offenes Atelier

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