Andechser Bergecho 2022-23

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FÜR ALLE GÄSTE, FREUNDE UND MITARBEITER DES KLOSTERS ANDECHS UND DER ABTEI SANKT BONIFAZ

KIRCHE UND KLOSTER Abschluss der Generalsanierung in Sankt Bonifaz BRAUEREI Gut aufgestellt in bewegten Zeiten GASTLICHKEIT 70 Jahre Wiedereröffnung des Bräustüberls

AUSGABE 2022/2023

„E

s gibt keine Zufälle…“ resümierte oft unser verstorbener P. Coelestin. „Doch“, wagte ich ihm manchmal zu widersprechen: „Es fällt uns zu!“ Oder, wie eine ältere Dame im Gespräch feststellte: „Da hatte mal wieder der liebe Gott seine Finger mit im Spiel!“ Manches fällt uns wirklich zu. Das können wir auch über das Interreligiöse Studienkolleg sagen, das im Herbst 2022 einen Teil unseres Klostergebäudes in München bezogen hat. Wie kam es dazu? Beim Stehempfang einer Hochzeitsgesellschaft wurde ich vor gut zwei Jahren gefragt, wie es denn uns in St. Bonifaz gehe. Ich erzählte, dass wir momentan eine umfang reiche Generalsanierung des Konventgebäudes im Gang hätten und wir in Provisorien leben würden. „Was wir denn nach Abschluss mit dem großen Gebäude vorhätten?“ wurde nachgefragt. „Nun, mein Traum wäre ein interkulturelles Studentenwohnheim, das den Dialog zwi schen den Religionen fördern und jungen Menschen erschwinglichen Wohnraum bieten würde.“ Aber wir könnten ein solches Projekt nicht selbst realisieren und überhaupt wäre es nur ein Traum, den ich noch nicht mit dem Konvent besprochen hätte. Es gäbe ja auch keine konkreten Pläne dafür… Dieser Traum wurde weitererzählt. Es gab verschiedene Etappen. Nun ist es soweit, dass im Osttrakt unseres neu sanierten Klosters 12 StudentIn nen miteinander ihr Leben teilen. Manches fällt einem halt zu… Für mich ist diese Bege benheit Ermutigung, meinen Träumen mehr Raum zu geben und nicht nur auf die Wirk lichkeit zu schauen bzw. auf das, was möglich ist. Letztlich stehen wir dabei auf gutem biblischen Boden, wenn der Engel zu Maria sagt: „Bei Gott ist nichts unmöglich!“

Wir leben in schwierigen und bewegten Zeiten. Im Blick auf die weltpolitische Lage scheint vieles verfahren zu sein, ja die bedrohliche Situation spitzt sich gefährlich zu. Wie können der Krieg und die vielen Krisen ein Ende finden? Träume beginnen im Kleinen, auch der Friede. Und oft fällt uns etwas zu, mit dem wir gar nicht gerechnet hätten. Viel leicht sollten wir Gott mehr vertrauen oder gar zutrauen bzw. unsere Träume einfach ins Wort bringen. Es ist ein Anfang, wenn 12 junge Erwachsene aus unterschiedlichen Reli gionen und Kulturen unter unserem Dach miteinander leben. Dabei wird es verschiedene Meinungen, manche Auseinandersetzungen und Konflikte geben. Das gehört wesentlich zum Menschsein dazu. Aber im Leben miteinander, im Reden, Essen, Studieren, Feiern und vielem anderen mehr beginnen Wertschätzung und Toleranz, ja fängt der Friede an.

Solche Erfahrungen geglückten Miteinanders wünschen wir Ihnen

BERGECHO · 2022/2023 2 EDITORIAL
Abt Johannes Eckert

KIRCHE UND KLOSTER

KLOSTERBRAUEREI

GASTLICHKEIT

Abschluss
Gut
70 Jahre Bräustüberl-Wiedereröffnung 04 32 44
der Generalsanierung in Sankt Bonifaz
aufgestellt in bewegten Zeiten
4 Abschluss
18 OCCURSO
22 Rückblick
24 Dreihostienfest
26 Fußwallfahrt
28 Wallfahrt
30
der Generalsanierung in Sankt Bonifaz
– Interreligiöses Studienkolleg
auf die 12. Sommerakademie St. Bonifaz
2022
von München nach Andechs 2022
nach Andechs
In der Mitte statt am Rand
32 Gut
36 25
38 Bezirksmusikfest
40
42
aufgestellt in bewegten Zeiten
Jahre Andechser Zelt auf dem Tollwood
Werdenfels
KIEM – Vertriebspartner in Italien
Bierselect – Onlineshop für Andechser Biere
44 70
50
52
54 Symposium
56 Sehnsuchtsort
61 Workshop
62 Motorrad-Segnung 64 PRESSE BERGECHO · 2022/2023 3 INHALT
Jahre Wiedereröffnung des Bräustüberls
Gasthaus „Zum Hirsch“ in Megesheim
Gasthaus „Zum wilden Mann“ in Lörrach PANORAMA
Kunst und Bier 2022
Andechs eine Liebeserklärung
Führungskräfte

Wieder ein Ort für Sammlung und Gastfreundschaft

Festgottesdienst zum Abschluss der Generalsanierung

Zu Beginn des Festgottesdienstes begrüßt

Zum Abschluss der Generalsanierung der Konventgebäude fand am 11. Juli ein festlicher Dankgottesdienst mit dem Erzbischof von München und Freising Reinhard Kardinal Marx in der Basilika Sankt Bonifaz statt. Markus Eller, Abt des Klosters Scheyern und Präses der Bayerischen Benediktinerkongregation, und Abt Johannes Eckert konzelebrierten. Eine Vielzahl von benediktinischen Gemeinschaften war der Einladung nach Sankt Bonifaz gefolgt.

Mit Blick auf das Eingangslied „Alles meinem Gott zu Ehren“ hob Abt Johannes in seiner Begrüßung hervor, dass gemäß der Benediktsregel „in allem unserem Tun Gott verherrlicht werde“, wobei Benedikt dabei besonders die Handwerker im Blick habe: Für Benedikt sei ihrer Hände Arbeit Gottesdienst.

Abt Johannes: Benediktsfest –ein guter Tag zum Dank für erfolgreiche Generalsanierung Abt Johannes unterstrich: „So ist das heutige Benediktsfest nach fünfjähriger Bauzeit ein guter Tag, unseren Dank für die erfolgreiche Generalsanierung unseres Konventgebäudes zum Ausdruck zu bringen.“

Einen besonderen ökumenischen Akzent setzte Abt Johannes im Blick auf die Stifterfamilie des Hauses Wittelsbach: „Unser Stifter König Ludwig I. hat uns ja

durch seine Ehe mit seiner evangelischen Königin Therese von Hiltburghausen –beide haben hier in der Basilika ihre letzte Ruhestätte – das gute ökumenische Mit einander als Erbe und Auftrag mitgegeben und so freuen wir uns sehr, dass wir in Ver tretung seines Bruders Herzog Franz von Bayern, Sie, Herzog Max in Bayern, mit Ihrer Gemahlin herzlich begrüßen dürfen. Wir sind sehr dankbar für die freund schaftliche Verbundenheit, die Ihre Familie mit unserer Abtei pflegt, sind doch unsere beiden Klöster Stiftungen Ihrer Familie.“

Abt Johannes alle Gottesdienstbesucher und Festgäste.
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Seinen Dank an alle Spender, Zuschussgeber, Unterstützer, an die bauleiten den Architekten, beteiligten Baufirmen, befreundeten Klöster und Nachbarn schloss er mit den Worten: „Wir (...) danken Ihnen und Gott, auf dass er uns, wie einst den hl. Benedikt, ruft, vor ihm zu stehen und ihm zu dienen.“

Kardinal Marx: Kloster – ein Ort des Gott Suchens und Gott Findens Die Segnung des generalsanierten Konventgebäudes von St. Bonifaz sei für ihn eine

Mönche aus bayerischen Benediktinerklöstern feierten den Tag mit der klösterlichen Gemeinschaft von St. Bonifaz. Werner Hans Böhm (r.), Regierungspräsident a. D. und langjähriger Vorsitzender des Vereins der Freunde der Abtei St. Bonifaz, im Gespräch mit Max Emanuel Herzog in Bayern und seiner Gemahlin Elizabeth. Die am 5. Oktober verstorbene Barbara Stamm, Staatsministerin und Landtagspräsidentin a. D. und Vorsitzende der Bayerischen Landesstiftung, Heinrich Bedford-Strohm, Landes bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern – er nahm quasi als Nachbar am Festgottesdienst teil – und Herzogin Elizabeth in Bayern. Schwester M. Hildegard Dubnick OSB, Äbtissin der Abtei St. Walburg in Eichstätt.
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Barbara Stamm im Gespräch mit dem Bezirktagspräsidenten Josef Mederer.

„große Freude“, sagte Reinhard Kardinal Marx, Erzbischof von München und Freising, am Beginn des Festgottesdienstes. „Ich bin dankbar, dass das Kloster mitten in der Stadt seine Arbeit tut.“ Wie die Kirche insgesamt so hätten sich auch Klöster immer wieder eine Frage zu stellen: „Sind wir noch in Jesu Christi Spur“, so der Kardinal in seiner Predigt. „Alle Gemeinschaften der Kirche müssen immer Maß nehmen an dieser Gestalt.“ Er wün sche dem Kloster, „dass es ein Ort des Gott Suchens und Gott Findens ist, des Aufbrechens“. Es solle „aufmerksam machen, dass es Gott gibt, dass sich Himmel und Erde berühren und Gottes Existenz bezeugen: Daraus entsteht Hoffnung.“ Marx warnte: „Ohne Gebet verarmt der Mensch, deswegen ist es so wichtig, dass es ein Kloster und die Kirche gibt.“

Innenminister Herrmann würdigt herausragendes Engagement Fü r die Zuschussgeber sprach Bayerns Innenminister Joachim Herrmann direkt im Anschluss an den Gottesdienst noch in der Basilika. Er dankte den Mönchen, Mit arbeiterinnen und Mitarbeitern für ihren großartigen Einsatz im Sinne des christ lichen Glaubens, für die aufopferungsvolle seelsorgerische Tätigkeit und das heraus ragende Engagement in Wissenschaft und Kunst. „München wäre ohne die Abtei St. Bonifaz um viel Menschlichkeit und Dienst am Nächsten ärmer. Der Ordens regel des Heiligen Benedikt folgend haben die Brüder von St. Bonifaz seit der Weihe der Klosteranlage 1850 hier ein kulturelles, wirtschaftliches und soziales Zentrum geschaffen“, so der Minister, der auch ausdrücklich die „großherzige“ Obdach losenarbeit der Abtei würdigte.

Sankt Bonifaz als „karitative, kirchliche und religiöse Heimat“ Ch ristoph Hillenbrand, Vorsitzender des Vereins der Freunde der Benediktinerabtei St. Bonifaz e. V., sprach im Namen der privaten Spender und Unterstützer. Er zeichnete die lange Geschichte von Bauund Wiederaufbau von Sankt Bonifaz seit

„Ich bin dankbar, dass das Kloster mitten in der Stadt seine Arbeit tut.“ Kardinal Marx.
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„Die Kirche insgesamt wie auch ein Kloster muss sich immer wieder die Frage stellen: Sind wir noch in der Spur Jesu Christi?“ – Kardinal Marx in seiner Predigt.

1850 nach. Hillenbrand unterstrich, dass viele Freunde des Vereins, selbst in schwierigen Zeiten bewusst zur Abtei stünden, „wegen des von Äbten und Mönchen so eindrucksvoll gelebten persönlichen Beispiels“. Neben Gottes diensten, Predigten, Kirchenmusik und wissenschaftlichen Veranstaltungen sei es die Obdachlosenhilfe für „Menschen in Not in einer so reichen Stadt“, die viele als besonders wertvoll schätzen.

Gemeinsamer Segen vor der Klosterpforte

Vor der Klosterpforte sprach dann der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ein Segensgebet und im Anschluss segnete Kardinal Marx das Konventgebäude. Die beiden Freiflächen westlich und östlich des Pforteneingangs verwandelten sich dann für mehrere Stunden zu einer bunten und fröhlichen Feiermeile bei Andechser Bier und Brotzeit.

Führungen durch die generalsanierten Klostergebäude Während der Feier boten Christof Bayer, leitender Architekt von Schnabel Architekten, Georg Prantl, Bauleiter während der gesamten Generalsanierung, und Abt Johannes Führungen durch die einzelnen Gebäudeteile an. So konnten sich viele Besucherinnen und Besucher einen Eindruck von den Ergebnissen der über fünfjährigen Sanierung verschaffen.

Die Feier der Eucharistie. In der Mitte des Festgottesdienstes: Das Evangelium verkündet von Diakon Paul Hölzl. Schwester Francesca Šimuniová, Äbtissin der Abtei Venio in München trägt die Lesung vor. Fürbittgebet durch Frater Wolfgang Pürner.
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Geistliches Zentrum mit Zukunft

Grußwort des 1. Vorsitzenden des Freundeskreises der Benediktinerabtei St. Bonifaz Christoph Hillenbrand

„Eminenz, sehr geehrter Herr Landes bischof, hochwürdigste Äbtissinnen und Äbte, hohe Geistlichkeit, königliche Hoheit, sehr geehrter Staatsminister Herrmann, werte Fest- und Ehrengäste, liebe Freundinnen und Freunde!

Abschluss der Generalsanierung –ein Festtag

Der gelungene Abschluss der General sanierung des Klosters von St. Bonifaz macht den heutigen Tag zum Festtag. Ich danke dafür, dass ich dazu eingeladen bin und namens unseres Freundeskreises dieser Abtei und auch der vielen Unterstützer ein Grußwort beitragen darf.

„Wie sie gewesen, veredelter aber, ent steht auf das neue // die Basilika jetzt, danken es deinem Talent.“ So preist König Ludwig I. im Jahr 1840 Georg Friedrich Ziebland, den Architekten von Basilika und Abtei St. Bonifaz als Zwölften unter „Bayern‘s siebzehn vorzüglichsten Künst lern“. Er hatte ihn schon 1827 bis 1830 zum Studium antiker Stätten nach Italien ent sandt und dankt ihm offenbar dafür, dass er diesen Kirchenbau nach dem Vorbild frühchristlicher Basiliken gestaltet.

Tatsächlich „aufs Neue entstehen“ mussten dann Basilika wie Abtei nach der bitteren Zerstörung im 2. Weltkrieg. Trotz des seither entstandenen erheblichen Sanierungsbedarfs der Abtei dachte der Konvent daran aber bewusst zuletzt und packte ihn erst ab 2018 an.

Deutlich machen, dass es Gott gibt und dass der Himmel die Erde berührt Zuvor hatte der Konvent seit den 70er Jahren realisiert: die Renovierung der Basilika (1971-1975), dann deren Umgestal tung (1993-1996), anschließend das Seel

sorge- und Bildungszentrum (Zentrum St. Bonifaz / Sanierung 2003-2006) und schließlich den Bau des Haneberghauses für die Obdachlosen- und Jugendarbeit (eingeweiht 2001). Das war der Weg der Abtei und dieses Konvents, deutlich zu machen, dass es Gott gibt und dass der Himmel die Erde berührt.

Freilich strahlte St. Bonifaz trotz des Sanierungsstaus beim Klostergebäude über die ganzen Jahrzehnte mitten im Münch ner Zentrum. Das ist dem benediktini schen Wirken zugunsten von Seelsorge, Wissenschaft und Bildung zu verdanken.

Bewusst zur Abtei stehen In Gesprächen mit den Freundinnen und Freunden unseres Vereins, aber auch mit weiteren Spendern und Unterstützern, höre ich oft, dass sie selbst in schwierigen Zeiten

bewusst zu unserer Kirche wie zur Abtei stehen: Zu St. Bonifaz gerade wegen des von Äbten und Mönchen so eindrucksvoll gelebten persönlichen Beispiels. Wegen der hier so schön gestalteten Gottesdienste, der klugen Predigten, der Kirchenmusik und auch der wissenschaftlichen Veranstaltungen.

„St. Bonifaz ist uns und vielen anderen weit über München hinaus lieb als Ort der karitati ven, kirchlichen und religiösen Beheimatung.“

Besonders aber wegen der Obdach losenhilfe. Diesen sichtbaren Beistand für Menschen in Not in einer so reichen Stadt schätzen viele als besonders wertvoll. Kurz gesagt: St. Bonifaz ist uns und vielen ande

„St. Bonifaz ist uns und vielen anderen weit über München hinaus lieb als Ort der karitativen, kirchlichen und religiösen Beheimatung.“ Christoph Hillenbrand in seinem Grußwort.
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ren weit über München hinaus lieb als Ort der karitativen, kirchlichen und religiösen Beheimatung.

Wieder wachsender Freundeskreis Unser gemeinnütziger und aktuell wieder etwas wachsender Freundeskreis, den Altabt Odilo 1965 initiiert hatte, fühlt sich diesem segensreichen Tun herzlich verbun den. Dabei sind wir dankbar für die uns begleitende Schirmherrschaft von Herzog Franz von Bayern und Ministerpräsident Dr. Markus Söder. Entsprechend unserer Satzung unterstützten wir die Abtei in den 57 Jahren des Bestehens unseres Freundeskreises mit über 4 Millionen Euro. So trugen wir gern unser Scherflein bei, etwa zum Entstehen des Haneberghauses und jetzt auch zur Generalsanierung des Klosters.

Natürlich versuchten wir gerade in Pandemiezeiten, als Bauen unversehens auch finanziell extrem herausfordernd wurde, der enorm geforderten Abtei neben spendender Tat auch mit stärken dem Rat zur Seite zu stehen. Wo immer gewünscht, brachte unser hochkarätig besetztes Kuratorium dazu seine fachliche Expertise ein.

Außer uns wussten aber Gott sei Dank noch weitere hilfsbereite Geister, dass Bauen den Beutel schlappmacht. Viele halfen deshalb je nach Kräften. Manche mit ihrer Spende – oder zu Weihnachten auch mit Geschenktüten für Obdachlose. Und einer lieferte ganz einfach mal pro bono den gesamten Putz für die laufende Sanierung.

Allesamt freut uns heute unbandig, dass die Abtei dieses Projekt nun zu einem

guten Abschluss bringen konnte. Es wird nicht nötig werden, aber ich biete es trotz dem gerne an: Bei der gleich anstehenden Segnung des sanierten Bauwerks sind gelernte Ministrantinnen und Ministran ten unseres Freundeskreises gerne bereit, den Weihwasserkessel zu halten.

Ganz sicher reichen wir aber als Freundinnen und Freunde der Abtei immer wieder den gefüllten Spendenkorb. Das tun wir freilich stets im Wissen darum, dass es seit jeher heißt: „Si non deus aedificat domum, frustra laborant aedificantes“ („Wenn nicht der Herr das Haus baut, mühen sich umsonst, die daran bauen“; Ps 127).

Dem sanierten Bauwerk und der Abtei, diesem „geistlichen Zentrum mit Zukunft“, wünschen wir Gottes reichen Segen. Ad multos annos!

Ein gemeinsamer Segen für das Konventgebäude: Reinhard Kardinal Marx und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm zusammen mit Abt Johannes und Abt Markus.
KIRCHE UND KLOSTER
(v.l.n.r.) Abtpräses Markus Eller, Landesbischof Heinrich BedfordStrohm, Abt Johannes Eckert, Staatsminister Joachim Herrmann, Reinhard Kardinal Marx, Christoph Hillenbrand und Herzog und Herzogin Max in Bayern.

St. Bonifaz – ein Ort, der geistlich und kulturell bereichert

Grußwort des Bayerischen Staatsministers des Innern Joachim Herrmann

Hochverehrte Geistlichkeit, insbesondere Eminenz Erzbischof Dr. Reinhard Kardinal Marx, Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm und Abt Johannes Eckert, Präsident des Bayerischen Obersten Rechnungshofs Christoph Hillenbrand, Zuschussgeber, Freunde, Förderer sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abtei St. Bonifaz, liebe Gottesdienstgemeinde, Ihnen allen ein herzliches Grüß Gott!

Ich freue mich sehr, heute am Dankgottesdienst am Fest des Heiligen Benedikt anlässlich der Generalsanierung des Konventgebäudes von Sankt Bonifaz teilnehmen zu können.

Ja, Bayern ist fürwahr ein gesegnetes Land. Und heute erleben wir alle wieder, was für ein wichtiges geistliches Zentrum St. Bonifaz im Herzen Münchens ist.

Den Ordensregeln des Heiligen Bene dikt folgend haben die Brüder von St. Bonifaz seit der Weihe der Klosteranlage 1850 hier ein kulturelles, wirtschaftliches

„Möge St. Bonifaz bleiben, was es ist: ein inspirierender Ort, der München geistlich und kulturell unbändig bereichert!““

im Geiste des Evangeliums. Kurzum: München wäre ohne St. Bonifaz um viel Menschlichkeit und Dienst am Nächsten ärmer.

Für diesen großartigen Einsatz für unseren christlichen Glauben, unsere Werte sowie für Wissenschaft und Kunst sage ich allen Brüdern sowie allen Mitar beiterinnen und Mitarbeitern ein herzliches Vergelt´s Gott – im Namen der Bayerischen Staatsregierung und ganz persönlich.

Es war für den Freistaat Bayern darum auch sofort klar und wichtig, die nötig gewordene Generalsanierung Ihres Konvent gebäudes auch umfassend finanziell zu unterstützen. Von den mehr als 20 Millio nen Euro Gesamtkosten hat der Entschädigungsfonds des Bayerischen Landesamts für Denkmalschutz über 2,5 (2,525) Millio nen Euro übernommen. Und die Bayeri sche Landesstiftung, liebe Barbara Stamm, hat mit einer weiteren Million Euro unter stützt. Bestens investiertes Geld! Denn St. Bonifaz ist weit mehr als ein bloßes Gebäude, sondern vielmehr das geistliche Herz der Münchner Maxvorstadt.

„St. Bonifaz ist weit mehr als ein bloßes Gebäude, sondern vielmehr das geistliche Herz der Münchner Maxvorstadt.“ Staatsminister Joachim Herrmann bei seinem Grußwort in Sankt Bonifaz.

und soziales Zentrum geschaffen. Zum Segen unserer Landeshauptstadt und ihrer Bewohner! Ich betone neben Ihrer seelsor gerischen Tätigkeit nur Ihr herausragendes Engagement in Bildung und Wissenschaft sowie Ihre großherzige Obdachlosenarbeit

Ich danke an dieser Stelle aber natür lich auch den vielen anderen Zuschuss gebern, der Erzdiözese München und Freising, der Landeshauptstadt München, dem Bezirk Oberbayern, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, der Bundes beauftragten für Kultur und Kunst und besonders auch den unternehmerischen und privaten Förderern wie der Stiftung Straßenkunst der Stadtsparkasse München, der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung und

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vor allem den Freunden der Benediktiner abtei St. Bonifaz.

Ihnen allen ein herzliches Vergelt´s Gott dafür, dass Sie mit Ihrer großzügigen Unterstützung die umfassende General sanierung erst möglich gemacht haben. Mein Dank geht natürlich auch an Sie beide, Herr Bayer und Herr Prantl, dass Sie als Architekt und Bauleiter die Sanierung zusammen mit Ihren Teams so hervorra gend umgesetzt haben. Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen: Sie haben die historische Bausubstanz bewahrt und das Gebäude zugleich für eine moderne Nut zung ertüchtigt. So wurde das Konvent gebäude grundlegend saniert. Klausur- und Gästebereich wurden getrennt. Und die Küche wurde für die Obdachlosenarbeit voll einsatzfähig gemacht. Auch in Sachen Energieeffizienz wurden mit einer neuen wärmesparenden Lüftungsanlage Maß stäbe gesetzt. Alles in allem haben Sie das fast 175-jähige Kloster damit fit für die Zukunft gemacht!

„München wäre ohne St. Bonifaz um viel Menschlichkeit und Dienst am Nächsten ärmer.“

Meine Damen und Herren, ich bin sicher: Mit dem generalsanierten Konvent gebäude hat die Abtei St. Bonifaz einen Ort erhalten, an dem sie ihrer christlichen Sendung bestens nachkommen kann. Ich wünsche allen Konventbrüdern sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihr segensreiches Wirken weiterhin alles Gute und Gottes Segen! Möge St. Bonifaz blei ben, was es ist: ein inspirierender Ort, der München geistlich und kulturell unbändig bereichert!

Staatsminister Joachim Herrmann im Gespräch mit Dr. Helmut Stingl, Mitglied im Kuratorium des Vereins der Freunde von St. Bonifaz Kurze Ansage zu Bierausschank, Brotzeit stand und Führungen: Frater Emmanuel Rotter. Hier ist noch ein Platz frei: Schwester Rosa Maria Dick
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Räume mit ursprünglicher Weite und Großzügigkeit

Die Generalsanierung der Abtei St. Bonifaz ist abgeschlossen

Fünf Jahre Planung und fünf Jahre Bauzeit sind zu Ende. Die Abteigebäude von St. Bonifaz erstrahlen nun wieder in neuem bzw. altem Glanz. Der Abschluss der Bau maßnahmen wurde am 11. Juli, dem Festtag des hl. Benedikt als Patron Europas, mit einem Dankgottesdienst, den der Münchener Erzbischof Reinhard Kardinal Marx zelebrierte, gefeiert. Zum Abschluss der Baumaßnahmen ist eine Festschrift erschienen, die die Baugeschichte des Klosters, seine Zerstörung im Zweiten Weltkrieg, den Wiederaufbau und die Generalsanierung der Gebäude zum Thema hat. Der folgende Beitrag trägt die wichtigsten Stationen zusammen.

1. Grundsteinlegung und Bau

Die Grundsteinlegung für das Abteigebäude von St. Bonifaz fand am 12. Oktober 1835 statt, dem Tag der Silberhochzeit von König Ludwig I. und Königin Therese –ein gemeinsamer Grundstein für Basilika, Kloster und das sich nach Norden Rich tung Königsplatz anschließende Kunst austellungsgebäude, die heutige Staatliche Antikensammlung. Damit sollte Ludwigs Vorstellung vom Dreiklang aus Religion, Wissenschaft und Kunst Rechnung getra gen werden.

Basilika und Abtei waren im Winter 1847/48 weitgehend fertig gestellt, wobei der Architekt Georg Friedrich Ziebland nicht nur für den Bau, sondern auch für die Ausstattung verantwortlich zeichnete. Im Sinne eines Gesamtkunstwerks hatte er auch die Inneneinrichtung, das Mobiliar und für die Basilika die liturgischen Geräte und Gefäße entworfen. Bis zur Weihe am 24. November 1850 ging aus verschiedenen Gründen jedoch noch einige Zeit ins Land.

Das Abteigebäude bildet in seinem Grundriss ein durch einen Mitteltrakt durchschnittenes Rechteck mit zwei sym metrisch angeordneten, ebenfalls recht eckigen Innenhöfen. Das Erdgeschoss wird Zeichnung

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des Erdgeschosses von Sankt Bonifaz (1869)

durch den Haupteingang in der Mitte des südlichen Gebäudetraktes betreten, über dem sich bis heute die Chorkapelle befin det. Links vom Eingangsfoyer liegt die Pforte, nach rechts öffnet sich das große Hauptstiegenhaus, das aus einer geraden, zweiläufigen Holztreppe besteht, deren Geländer eine schlichte durchbrochene Ornamentik aufweist. Im Mitteltrakt des Gebäudes befindet sich das ursprünglich zweigeschossige Refektorium mit der sich anschließenden Küche und der darüber liegenden Bibliothek. Das Erdgeschoss war Wirtschafts- und Verwaltungsräumen sowie den Zimmern von Pfarrer und Ökonom vorbehalten. Im ersten Stock befanden sich zunächst die Wohnräume des Abtes, Gästezimmer, die Zellen der Mönche, der Rekreationssaal, das Vor lesezimmer sowie das Refektorium. Im zweiten Stockwerk lagen neben weiteren Zellen und Gästezimmern die Zimmer von Prior und Subprior, der Kapitelsaal, das Meditationszimmer, der Krankensaal sowie die Bibliothek und ein Kabinett mit einer botanischen und mineralogischen Samm lung. Alle Etagen waren nicht nur über die Haupttreppe im Südtrakt zu erreichen, sondern ebenso durch kleinere Wendeltreppen im Südosten und Südwesten. Die Nordseite wurde nicht durch eigene Treppenhäuser erschlossen.

Nach außen wurde die Abtei im gleichen naturbelassenen Backstein aus geführt wie die Basilika. Nach Norden schließt sich das Kunstausstellungsgebäude (heute Staatliche Antikensammlung) an, Ost- und Westseite sind nach außen hin geschlossen. Lediglich die Südseite öffnet sich mit je zehn einheitlich großen und durch eine Säule unterteilten Fensteröffnungen pro Geschoss nach außen.

2. Die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg Für die Jahre von 1882 bis 1935 gibt es einen Berichterstatter aus den Reihen der Brüder mönche, Engelbert Schacherbauer (18541935), der im Auftrag seines Abtes Bonifaz Wöhrmüller sämtliche Reparaturen von seinem Eintritt ins Kloster im Jahr 1883 an aufgezeichnet hat. Selbst wenn davon aus zugehen ist, dass sich in der Erinnerung die eine oder andere Ungenauigkeit einge schlichen haben mag, sind diese Aufzeich nungen aus Schacherbauers Nachlass eine interessante Quelle, die nicht zuletzt im Kontext der Generalsanierung die eine oder andere Frage zu beantworten half. Gleichzeitig sind sie Spiegel der techni schen Entwicklungen der jeweiligen Zeit und eines durchweg pragmatischen und unprätentiösen Handelns und Investierens im Kontext der Abteigebäude. Sie geben Auskunft über Bauarbeiten und technische Verbesserungen in der Küche, über die Erweiterung der Bibliothek, über den Einzug des Telefons in die Abtei und den Einbau einer neuen Uhr im Jahr 1934 und über die Trockenlegung der Klostergebäude in den Jahren 1933 und 1934.

3. Zerstörung und Wiederaufbau

Die Basilika wurde im Wesentlichen durch zwei große Angriffe in den Jahren 1944 und 1945 dem Erdboden gleichge macht. Die Abteigebäude wurden erstmals im März 1943 schwer beschädigt – dabei wurde auch ein Großteil der Bibliothek vernichtet – und dann durch Angriffe im Sommer und im Dezember 1944 und im Januar 1945 weiter zerstört.

Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg, der sich vor allem in den ausge henden 1940er Jahren vollzog, war deshalb vor allem der Not geschuldet, wieder ein

Dach über dem Kopf zu haben. Er gestal tete sich anspruchslos und schlicht, woran sich bis zum Ende des 20. Jahrhunderts nicht viel ändern sollte. Größere bauliche Veränderungen ergaben sich vor allem im Bereich des alten Refektoriums, im Umfeld der Bibliothek, in der Verkleinerung der früheren Prälatur im ersten Obergeschoss des Westtraktes durch die Abtrennung des Kapitelsaals, im Einbau kleiner Gästezimmer im Norden des Osttraktes und in der Öffnung der östlichen und westlichen Außenwand durch kleine Fenster, um die Gänge mit mehr Tageslicht zu versorgen. Vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hatte es dafür in deren Fußboden im ersten und zweiten Obergeschoss verglaste Öffnungen gegeben.

Daneben gab es in all den Jahren nur drei größere Baumaßnahmen. Sie betrafen das Refektorium, die Chorkapelle und die Bibliothek.

Die Neugestaltung des Refektoriums war im Wesentlichen der Zerstörung dieses Gebäudeteils im Zweiten Weltkrieg geschuldet. Ursprünglich hatte sich das Refektorium ja im Mitteltrakt der Abtei über zwei Stockwerke erstreckt, an der Stirnwand das Fresko mit dem Letzten Abendmahl von Heinrich von Heß, dem Leonardo da Vincis berühmte Darstellung als Vorbild gedient hatte. Dieses Fresko hatte zwar die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges überstanden, erlitt jedoch durch die nur notdürftige Sicherung noch zu Kriegszeiten, durch das zunehmend feuchte Mauerwerk und schließlich durch die Umgestaltung des Refektoriums in einen Gemeindesaal mit Notkirche letzt lich mehr Schaden als durch die Kriegseinwirkungen. Als dann auch noch eine Zwischendecke eingezogen wurde, ver

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schwand es unter Putz, was sich schließlich aber als konservatorische Maßnahme her ausstellen sollte. Nach ersten neuerlichen Renovierungsarbeiten im Refektorium im Jahre 2006 entschied sich der Konvent deshalb für eine Freilegung, die im Wesentlichen durch den Verein der Freunde von St. Bonifaz finanziert wurde. Im Erdgeschoss befindet sich bis heute das Gästerefektorium, die beiden vorgelagerten Sprechzimmer wurden im Zuge der Generalsanierung zurückgebaut.

1998 war die Chorkapelle im Oberge schoss des Pfortenbereichs als Verbindung zwischen Abteigebäude und Basilika bzw. Zentrum St. Bonifaz umgestaltet worden. Sie erhielt ein neues Chorgestühl und ein Beleuchtungskonzept mit einer Lichtkuppel im Dach, die nun für mehr Tages licht sorgt.

Bereits in den 1980er Jahren hatte die Stiftsbibliothek eine grundlegende Verän derung bzw. Erweiterung erfahren. Grund war der stetig wachsende Buchbestand, der trotz der Verluste im Krieg mehr und mehr Raum benötigte. Im Westhof wurde deshalb ein Treppenturm eingebaut, über den der nun durch Zwischendecken erweiterte nordwestliche Klostertrakt als künftiger Magazinbereich erreicht werden konnte. Dieser wohl größte Eingriff in die

historische Bausubstanz wurde im Zuge der Generalsanierung rückgängig gemacht. Die Bibliothek erstreckt sich nun wieder wie ein ‚T‘ über die drei mittleren Säle und die nach Osten und Westen angrenzen den Kloster- bzw. Magazingänge. Dafür wurde im östlichen Bereich das Archiv mit Arbeits- und Magazinraum aufgelöst und nach Andechs ausgelagert, auch ein großer Teil der Buchbestände befindet sich nun in einem Außenlager in der alten Mälzerei in Andechs.

Die Räume in St. Bonifaz überzeugen ohne die nachträglich vorgenommene Kleinteiligkeit nun wieder mit der ursprünglichen Weite und Großzügigkeit. Aus Brandschutzgründen wurden zudem in der nordöstlichen und nordwestlichen Ecke Treppenhäuser sowie zu Beginn und am Ende eines jeden Flures Brand schutztüren eingebaut, so dass das gesamte Gebäude nun über möglichst kurze Wege erschlossen wird. Um den historischen Klostergrundriss wieder zur Geltung zu bringen, wurden alle nachträglichen Ein- und Umbauten entfernt. Neben dem Brandschutz waren außerdem die energe tische Sanierung, der Schutz vor Feuchtig keit, die Sanierung von Fenstern, Fassaden und Dächern, die Beseitigung von Schad stoffen, die Sanierung der Heizung und der

sanitären und elektrotechnischen Einrich tungen und der Kommunikationstechnik dringend erforderlich. Um vor allem die Heizung und die weitere Gebäudetechnik gut unterbringen zu können, wurde im Osthof eine Unterkellerung geschaffen, da das Kloster ursprünglich nur im Mittel trakt unterkellert war. Auch die Küche musste den heutigen Hygienevorschriften und Arbeitsabläufen angepasst werden, zumal sie ja auch für die Versorgung des Haneberghauses gebraucht wird.

Insgesamt waren an der Sanierung 63 Firmen beteiligt, die Gesamtkosten der Baumaßnahme betragen 22 Millio nen Euro, von denen 11 Millionen durch Zuschüsse und Spenden abgedeckt sind und 11 Millionen aus Eigenmitteln der Abtei finanziert werden. Kirchensteuermittel erhält St. Bonifaz nicht.

Die Generalsanierung der Abtei behebt nun nicht nur bauliche Mängel und Schäden, die zum Teil noch auf die Bombenschäden des Zweiten Weltkriegs zurückgehen. Sie trägt vor allem auch der architektonischen Bedeutung des Klosters als Baudenkmal aus der Zeit König Ludwigs I. im Kontext des sich zur Großstadt entwickelnden Münchens Rechnung – einer Stadt, die bis heute den Mönch im Wappen führt.

MARTIN GLAAB, BIRGITTA KLEMENZ, GEORG PRANTL

grosszügige unterstützer

Durch die großzügige Hilfe vieler Unterstützer wurden elf Millionen Euro der Kosten über Zuschüsse und Fördergelder abgedeckt. Elf Millionen Euro hat die Abtei selbst aufgebracht. Viele Zuschüsse, För dergelder, Sach- und Geldspenden haben die Generalsanierung mög lich gemacht. Zu den großzügigen Zuschussgebern zählen (in alphabe tischer Reihenfolge):

• Bayerische Landesstiftung

• Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst mit dem Entschädigungsfonds des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege

• Bezirk Oberbayern

• Bundesbeauftragte für Kultur und Medien

• Deutsche Stiftung Denkmalschutz

• Edith-HaberlandWagner-Stiftung

• Erzdiözese München und Freising

• Freunde der Benediktinerabtei St. Bonifaz e. V.

• Landeshauptstadt München

• Stiftung Straßenkunst der Stadtsparkasse München

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des Konventgebäudes wurde mit einem komplett neuen Tiefgeschoss versehen. Hier befinden sich nun Technik- und Lagerkeller. Die spezielle Abdichtung der Kelleroberdecke lässt auch eine Begrünung samt Baumbestand zu.

Der Hof im Zentrum vom

Der Pfortenbereich des Klosters wurde durch eine einheitliche und optisch ansprechendere Gestaltung der Fenster- und Durchgangsöffnungen aufgewertet.

Osttrakt
Das Gästerefektorium im Erdgeschoss hat durch den Rückbau zweier Sprechzimmer an Raum, Lichteinfall und durch die dezente Farb gestaltung an Atmosphäre gewonnen. 15 KIRCHE UND KLOSTER BERGECHO · 2022/2023
vor der generalsanierung nach der generalsanierung Alle Zimmer im Klausur- wie auch im Gästebereich wurden erstmals mit einer jeweils abgeschlossenen modernen Nasszelle ausgestattet, die WC, Dusche und Waschbecken umfasst. Gerade für die zahlreichen Gäste des Klosters konnte so eine zeitgemäße und funktionale sanitäre Einrichtung realisiert werden. Die alte Flurtrenntür bot keinen Brandschutz für die historische Wendeltreppe. Der Flur im 1. Obergeschoss des Klausurtraktes kommt nun ohne eine Flurtrenntür aus. Dafür sorgt ein neuartiger Brandschutzvorhang als Abschluss für die historische Wendeltreppe.
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vor der generalsanierung nach der generalsanierung

info

Die 90-seitige Festschrift zum Abschluss der Generalsanierung mit dem Titel „Fortwährendes Gedeihen wünsche ich der Abtey Sct. Bonifaz“ von Dr. Birgitta Klemenz ist zum Preis von 7,50 Euro erhältlich - im Klosterladen Andechs - im OnlineShop des Klosters

Aus den alten Lagerräumen für die Hausmeisterei entstand nun ein großer und stimmungsvoller Aufenthaltsraum, der die historische Säulen- und Gewölbekonstruktion aus der Gründungszeit von Sankt Bonifaz Mitte des 19. Jahrhunderts besonders zur Geltung bringt.
Im neuen Büchermagazin wurde die Zwischendecke, die aus Kapazitätsgründen eingezogen worden war, wieder entfernt. So kam auch die ursprüngliche Raumaufteilung wieder zur Geltung. 17 KIRCHE UND KLOSTER BERGECHO · 2022/2023
vor der generalsanierung nach der generalsanierung

Brücken bauen

Interreligiöses Studienkolleg in St. Bonifaz

Ein Abend Ende Oktober brachte die Kollegiatinnen und Kollegiaten, die Mitarbeiter des interreligiösen Studienkollegs und die Mönche von St. Bonifaz erstmals zusammen: Terese Rötting, Steffi Blum-Effenberger (OCCURSO), Yusuf Burak Çatalbaş, Prof. Dr. Martin Rötting (OCCUSO, HdKRM e. V.), Jeremijas Rötting, Micheal Al Rabadi, Leonardo Zecca, P. Lukas Essendorfer, Melanie Fersi (OCCURSO College-Leitung), Abt Johannes Eckert, Maya Tohmaz, Rayane Cataldi-Bamri, Kadir Özdemir, Laura Escobar. In der Mitte die Arbeit „Standpunkte“ von Elfriede Sonnenberg.

Als Projekt des OCCURSO Instituts für interreligiöse und interkulturelle Begegnung e. V. hat das „College of Interreligious Studies München“ in der Abtei St. Bonifaz im Oktober 2022 seine Pforten geöffnet und seine Arbeit aufgenommen.

Die neuen Bewohnerinnen und Bewohner des Klosters Sankt Bonifaz sind gleichzeitig die ers ten Kollegiatinnen und Kollegiaten des College of Interreligious Studies. Sie kom men aus unterschiedlichen Kulturen und Religionen mit ihren ganz eigenen Erwar tungen und Wünschen nach München:

„Ich bin zum Studium nach München gekommen, weil ich eine neue Herausforderung in einem fremden Land suchte, wo ich die Möglichkeit habe, Menschen aus aller Welt zu treffen und mit ihnen zu studieren. Ein Zimmer hier im Interreligiösen Studienkolleg zu finden, war noch anregender: Ich denke, dass ich eine weitere Möglichkeit haben werde, Ideen, Meinungen, Traditionen und Kulturen mit Menschen aus verschiedenen Ländern auszutauschen, die mit mir leben. In diesem Kontext zu leben und mit „den Anderen“ zu interagieren, hilft einem immer, seinen Geist zu öffnen, und der Gesellschaft, Vor urteile abzubauen. Ich möchte diesem College wirklich dafür danken, dass es mir die Möglichkeit gegeben hat, all dies zu erleben.“

„Ich bin Laura Escobar aus Kolumbien und ich liebe die Idee, zwischen verschiedenen Kulturen und Religionen mit Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt zu leben. Dies ist die Gelegenheit, die das College of Interreligious Studies bietet. Ich denke, das College ist eine wunderbare Möglichkeit, der Welt die Botschaft zu vermitteln, dass es möglich ist, mit Unterschieden zu leben, mit positiven Interaktionen, die das geistige, persönliche und berufliche Leben bereichern. Ich erwarte, dass wir aus Unterschieden lernen und in Gemeinschaft und Harmonie leben. Wo jeder Mensch einen wichtigen Wert in unserer Gemeinschaft hat und wo wir versuchen, auf der Grundlage unterschiedlicher Weltanschauungen Gutes zu tun.“ Laura Escobar

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„Um die Hindernisse zwischen uns abzubauen und uns besser kennenlernen zu können, sollte man miteinander interagieren. Und das kann man am besten in einer solchen Umgebung tun, die das College anbietet. Zu diesem Zweck sollten sich Institutionen weiter entwickeln, wo nicht nur Menschen aus verschiedenen Ländern miteinander wohnen, sondern auch untereinander stärker kommunizieren.“ Kadir Özdemir

Das interreligiöse Studienkolleg möchte explizit ein Lern-Raum des Dialogs sein, an dem junge Menschen miteinander woh nen, leben, studieren und ihre kulturellen, religiösen wie spirituellen Erfahrungen teilen.

„Seit ich hier in München angekommen bin, habe ich festgestellt, dass die Stadt voller internationaler Studenten aus aller Welt ist. Ich fand es eine wirklich gute Atmosphäre, um meine früheren Austauschprogramme zu wiederholen und so viele Menschen aus verschiedenen Kulturen und mit unterschiedlichem Hintergrund zu treffen. Daher riet mir mein Freund, an einem interreligiösen Studienprogramm teilzunehmen, das mir die beste Möglichkeit bietet, die Grenzen meines Wissens zu erweitern. Es gibt mir auch die Chance, meine Kultur und Traditionen mit anderen zu teilen und in Diskussionen und Austausch einzutreten, um Gemeinsamkeiten zwischen Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund zu finden, um Brücken und Freundschaften mit ihnen zu bauen.

Das ambivalente Verhältnis von Individualität und Verbundenheit als menschliche und auch interreligiöse Grunderfahrung steht im Mittelpunkt von Elfriede Sonnenbergs Interesse. „Das Bild Standpunkte stellt durch die Farbigkeit die Unter

schiedlichkeit, aber auch die Gemeinsam keit der einzelnen Menschen dar. Auch die Idee der ‚menschlichen Aura‘ findet sich hier wieder. Die Figuren auf dem Bild stehen in unterschiedlichsten Beziehungen zueinander und bilden dennoch eine sichtbare Gemeinschaft“, meint sie zu ihrer Arbeit. In ihrer eigenen spirituellen Biographie ist Elfriede Sonnenberg mit Christentum und Buddhismus in Berüh rung gekommen. So ist ihr das Mosaik als Werkform, in der das kleine Einzelteil im Spannungsverhältnis zum Gesamten steht, Ausdruck ihres eigenen Seinsver stehens geworden.

Das Programm sieht dafür Praktika vor, in denen Kollegiatinnen und Kollegiaten im Winter- und Sommersemester Stunden in Religionen absolvieren, die sie selbst nicht kennen. Muslime in Pfarreien, Buddhisten in Moscheegemeinden und Bahai in Synagogen. Neben der akademischen Bildung im interkulturellen und interreligiösen Bereich, in dem das interreli giöse Studienkolleg mit der Hochschule für Philosophie und der Ludwig-MaximiliansUniversität München kooperiert, ist vor allem auch die Anbindung an das Haus der Kulturen und Religionen in München (HdKRM) ein Lernfeld. Dabei befindet sich das Haus ja noch im Aufbau als Projekt des Vereins HdKRM e. V. (www.hdkrm.org), in dem sich neben Einzelpersonen viele große interreligiöse Institutionen in München zusammengefunden haben. Das Projekt des HdKRM wird an der bisherigen Nazarethkirche umgesetzt, die dafür umgebaut wird. Der Verein, der bereits jetzt dort ein interreligiöses Programm anbietet, koordiniert die Transformation. Dieser Prozess sowie das inhaltliche Angebot ist Teil des Lern feldes der Kollegiatinnen und Kollegiaten.

(„Standpunkte“, Elfriede Sonnenberg, 2009, Mischtechnik, Glasmosaik auf Lein wand, Acryl, 120 x 80 cm. Das Bild war Teil der Ausstellung „übertreten verbo ten“, die im Mai 2010 in den Räumen der Katholischen Hochschulgemeinde der Ludwigs-Maximilian-Universität Mün chen gezeigt wurde. Quelle: übertreten geboten. Zeitgenössische Kunst im inter religiösen Dialog; Herausgegeben von Karl-Heinz Einberger und Martin Rötting; Katalog zur gleichnamigen Ausstellung, Seite 43)

Unverwechselbare Individualität und bleibende Verbundenheit als menschliche und interreligiöse Grunderfahrung – die Kollegiatinnen und Kollegiaten im Austausch
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Am Ende des Jahres, das von der College-Leitung Frau Melanie Fersi mit wöchentlichen Treffen und persönlichen Sprechstunden begleitet wird, sollen die Kollegiatinnen und Kollegiaten ein eigenes Projekt am Haus der Kulturen und Religi onen erarbeitet und umgesetzt haben. Frau Fersi freut sich auf den ersten Jahrgang:

Über den ruhigen Osthof der Abtei führt der Weg direkt zum neuen Gästetrakt. Dort hat das interreligiöse Studienkolleg seinen Platz gefunden.

„Meine Erwartungen an das College of Interreligious Studies im Kloster St. Bonifaz sind riesig! Schließlich wollen wir hier einen Ort gestalten, in dem Menschen ver schiedener Kulturen und Religionen einander begegnen und vor allem miteinander leben und voneinander lernen – was mir eine große Herzensangelegenheit ist. Ich wünsche mir, dass wir es schaffen, dass im College Nationalität und Religion nicht wichtig sind, sondern der einzelne, individuelle Mensch im Mittelpunkt steht. Und dann wünsche ich mir, dass alle Beteiligten durch die im College gemachten Erfahrungen genau das auch hinaus in die Welt tragen.

Mit der Benediktinerabtei St. Bonifaz haben wir dafür die besten Voraussetzungen, dieses Ziel zu erreichen, weil man sich in diesem Haus, egal ob Mann oder Frau, mit oder ohne Kopftuch, einfach vom ersten Moment an herzlich willkommen fühlt. So erreichte mich nach dem Einzug eines jungen Mannes folgende E-Mail: „Thank you for everything, the college is not great, is INCREDIBLE, I could have not imagined that it was so beautiful!“

Ich selbst liebe es, Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen und religiö sen Hintergründen zu treffen, weil ich einfach zu neugierig bin, was sie im Leben antreibt. Und genau das möchte ich den Kollegiatinnen und Kollegiaten mitgeben, wieder wie ein Kind, dem „Anderen“, „Fremden“ mit Neugierde zu begegnen und einfach nachzufragen.

Als College-Leitung freue ich mich sehr, diese interkulturelle und interreligiöse Gemeinschaft zu moderieren, Neues zu erfahren und auch den Einzelnen bei der Entwicklung seiner Persönlichkeit begleiten zu dürfen.“

Zwischen dem Winter- und Sommer semester wird zudem eine „interreligiöse Spurensuche“ angeboten, an der die Bewohner des Studienkollegs ihren persön lichen Zugang zu den Themen des Dialogs und des Miteinanders reflektieren können. Vergleichbar mit dem Prozess von Exer zitien im christlichen Bereich findet hier in einem interreligiösen Setting ein spiri tueller Austausch statt. Dabei geht es nicht um Mission oder Überzeugen, sondern um ein Teilen der eigenen Perspektive und das Hören auf die oder den anderen.

Damit die Studierenden akademisch Unterstützung finden, ist Dr. Evelyn Reuter als wissenschaftliche Mitarbeiterin im College-Team tätig. Grundlegender Baustein für die Idee des Colleges waren die sehr guten Erfah rungen einer der interreligiösen Organisa tionen, OCCURSO e. V. Institut für inter kulturelle und interreligiöse Begegnung, das seit 2010 einen Dialog-Begleiter-Kurs anbietet. Seit 2018 kooperiert OCCURSO mit dem evangelischen Zentrum Josefstal, dem Münchener Forum für Islam, der

jüdischen Janosch-Kortschak-Akademie und der katholischen Domberg-Akade mie und bietet den Kurs bereits zum dritten Mal in interreligiöser Trägerschaft an. Dieses Konzept sollte, so die Idee des OCCURSO-Vorstandes, nach zehn Jahren Kurserfahrung nun auch intensiver und für Studierende im Rahmen eines interreli giösen Studienkollegs verwirklicht werden.

Ein weiterer Baustein für den Schritt, ein Studienkolleg mit dem Haus der Kulturen und Religionen zu verbinden, war die Schließung des davor von Missio betriebenen Johanneskollegs durch die Erzdiözese. Das hervorragende und weit über die Grenzen bekannte interkulturelle know-how sollte nicht verloren gehen.

Die Studierenden und ihre KollegLeitung sind noch dabei, sich einzurichten. Und wie bei jedem Neueinzug hängen auch im Studienkolleg noch nicht alle Bilder. Auch das Miteinander zwischen den Mönchen und den neuen Bewohnerinnen und Bewohnern ist noch ungewohnt, aber voller gegenseitiger Neugier.

Das Kloster Sankt Bonifaz beherbergt eines der ganz wenigen interreligiösen Col leges weltweit. Die Vorstandsvorsitzende von OCCURSO, Stefanie Blum-Effenber ger, unterstreicht deswegen: „Was für eine Freude zu erleben, dass mitten in München ein Lern- und Wohnort entsteht, an dem Studierende aus aller Welt den interreli giösen Dialog üben und einstudieren und diese Kompetenzen in ihre Lebens- und Arbeitswelten hineintragen werden.“

„Für das Haus der Kulturen und Religionen“, so Martin Rötting, einer der Vorsitzenden des Hauses der Kulturen

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Die Kollegiatinnen und Kollegiaten

und Religionen und ebenfalls im Vorstand von OCCURSO, „sind die Kollegiatinnen und Kollegiaten ein großer Schatz, die das Leben der Stadt mit dem Haus durch ihr Lernen, Suchen und Fragen in den unter schiedlichen Gemeinschaften verbinden können.“

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Wenn Sie die Arbeit des interreligiösen Studienkollegs unterstützen möchten, finden Sie alle notwendigen Informationen unter www.college-interreligious-studiesmunich.org.

Melanie Fersi leitet das interreligiöse Studienkolleg. Martin Rötting ist Direktor des interreligiösen Studienkollegs, Vor sitzender des Hauses der Kulturen und Religionen e. V. und Professor of Religious Studies in Salzburg.

Interesse für Judentum und Islam hat in St. Bonifaz Tradition

Das Interesse vor allem für Judentum und Islam hat in St. Bonifaz eine lange Tradition. Der spätere Abt Bonifaz Haneberg (1816-1876) hatte bereits 1839 einen Lehrauftrag als Privatdozent für biblisch-orientalische Sprachen an der Theologischen Fakultät der Münchner Universität erhalten und war ein Jahr später von König Ludwig I. zum außerordentlichen und 1844 zum ordentlichen Professor für alttestamentliche Exegese und biblisch-orientalische Sprachen ernannt worden. Er beherrschte neben den klassischen Sprachen Latein und Griechisch auch Hebräisch, Syrisch, Aramäisch, Arabisch und Persisch, verfügte über Kenntnisse in Chinesisch und Sanskrit und sprach Englisch, Französisch, Neugriechisch und Italienisch. 1850 trat er in St. Bonifaz ein und wurde 1854 nach der Resigna tion von Paulus Birker zu dessen zweitem Abt gewählt.

Mehr als 130 orientalische Handschriften im Bestand der Stiftsbibliothek

1861 und 1864 unternahm Abt Haneberg ausgedehnte Reisen nach Nordafrika bzw. Palästina und brachte von dort etwa 30 Hand- und Druckschriften mit nach Hause. Bereits 1852 hatte er mit finanzieller Unterstützung König Ludwigs I. vom Franzis kanerkloster auf dem Frauenberg in Fulda die Sammlung Rehm erworben. Der Franziskaner Arsenius Rehm (1738-1808) war von 1769 bis 1776 als Kaplan an der französischen Gesandtschaft in Kairo eingesetzt und hatte in diesem Zeitraum – wohl im Auf trag seiner Thüringischen Ordensprovinz – mehr als

einhundert orientalische Handschriften erworben. Sie wurden nach Rehms Rückkehr in den Bestand des Franziskanerklosters auf dem Frauenberg in Fulda aufgenommen und verblieben dort bis auf wenige Abgänge an die Fuldaer Landesbiblio thek – insgesamt 108 Einzeltitel. Seit dem Zweiten Weltkrieg, als ein Teil der Bestände der Bibliothek von St. Bonifaz nach Andechs ausgelagert wurde, befinden sie sich im dortigen Archiv.

Die Sammlung umfasst 137 Manuskripte und Druckwerke, von denen 104 dem muslimischen und 33 dem christlich-orienta lischen Schrifttum zuzurechnen sind. Die Mehrzahl der Hand schriften ist in Arabisch verfasst, in geringerer Zahl finden sich Werke in (Osmanisch-)Türkisch, Persisch, Äthiopisch und Syrisch (z. T. Garšūnī). Bei einem guten Dutzend der im 19. Jahrhundert erworbenen Objekte handelt es sich um Drucke, meist Lithografien.

Digitalisierung der Handschriften in Angriff genommen In den vergangenen Jahren wurden sie im Rahmen eines Forschungsprojekts erfasst und auf das neu geschaffene Portal Qalamos der Staatsbibliothek zu Berlin eingestellt (www.qalamos.net). Aktuell wird durch die Forschungsstelle Christlicher Orient an der Katholischen Universität EichstättIngolstadt außerdem ein ausführlicher Katalog erarbeitet. Im Zuge der Bearbeitung der Handschriften wurden bzw. werden diese auch digitalisiert. Die Digitalisate sollen eben falls online zugänglich gemacht werden.

Birgitta Klemenz

wohnen in einem Teil des neuen Gästetraktes. Hier sind auch Gemeinschaftsräume, Küche und das Büro der Kolleg-Leitung untergebracht.
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Synodalität

der Weg, den „Gott sich für die Kirche des dritten Jahrtausends erwartet“.

Rückblick auf die 12. Sommerakademie Sankt Bonifaz 2022

Papst Franziskus stellte 2015 in einer bahnbrechenden Rede, die er aus Anlass der Fünfzig-Jahr-Feier der Errichtung der Bischofssynode hielt, Synodalität als den Weg vor, den „Gott sich für die Kirche des dritten Jahrtausends erwartet.“ Seither ist das synodale Interesse in der Kirche neu erwacht. Vor diesem Hinter grund hat die 12. Sommerakademie St. Bonifaz die Thematik unter dem Titel „Synodalität Schlagwort oder Strukturprinzip von Kirche?“ aufgegriffen und vom 7. Juni bis 12. Juli 2022 in sechs Vorträgen aus unterschiedlicher Perspektive beleuchtet.

Synodalität in der orthodoxen Kirche

DR. DR. ANARGYROS ANAPLIOTIS, MÜNCHEN

Die Deutsche Bischofskonferenz hat zusammen mit dem Zentral komitee der deutschen Katholiken 2020 in Reaktion auf die Missbrauchs- und Glaubwürdigkeitskrise der RömischKatholischen Kirche den Synodalen Weg begonnen; Papst Franziskus setzt auf einen weltweiten synodalen Prozess, der alle Ebenen der Kirche erfassen soll, um „in dieser Stunde der Kirche“ (Kardinal Döpfner) der Verkündigung des Evangeliums als dem eigentlichen Daseinszweck der Kirche gerecht zu werden. Synodalität ist dabei kein Allheilmittel, um alle Blockaden in der Kirche und die Heraus forderungen, die sich ihr heute stellen, zu lösen, aber eine Praxis, die im Verlauf der Geschichte vor allem in Zeiten von Krisen immer wieder erfolgreich angewendet wurde und die auch für heutige Fragestellungen Lösungswege bereithält.

Die Vortragsreihe eröffnete der orthodoxe Theologe und Kanonist Dr. Dr. Anargyros Anapliotis, indem er Synodalität als die Basis des orthodoxen Kirchenrechts und des ökumenischen Dialogs hervorhob und deutlich machte, welcher hohe Stellen wert dem synodalen Prinzip innerhalb der orthodoxen Kirchenfamilie zukommt.

Die Synoden der Alten Kirche –ein Modell für heute?

PROF. DR. CHRISTIAN LANGE, ERLANGEN/WÜRZBURG

Prof. Lange zeigte an konkreten Beispie len, wie ausgehend vom Apostelkonzil in Jerusalem in den ersten christlichen Jahr hunderten synodale Praxis gepflegt und in der Folge Kirchengemeinschaft trotz unterschiedlicher regionaler Entwicklun gen aufrechterhalten werden konnte. Er plädierte für eine Rückbesinnung auf diese Praxis, die auch heute Vorbild sein könne, Entscheidungskompetenzen von der welt kirchlichen auf die ortskirchlich-regionale Ebene zu verlagern.

Die Reformsynode von Konstanz –Die Einheit der Kirche wahren

PROF. DR. FRANZ XAVER BISCHOF, MÜNCHEN Prof. Bischof erläuterte anstelle des kurz fristig verhinderten Dr. Stephan Mokry, wie es dem Reformkonzil von Konstanz (1414-1418) in gemeinsamem synodalen Zusammenwirken von weltlichen und geistlichen Akteuren, König, Theologen, Bischöfen, geistlichen und weltlichen Bera tern, gelang, die jahrzehntelange Spaltung der abendländischen Christenheit, in der zuletzt drei Päpste um die Vorherrschaft rivalisierten, zu überwinden.

Die Königsteiner Erklärung –ein Modell bischöflich-synodalen Handelns

PROF. DR. FRANZ XAVER BISCHOF, MÜNCHEN

In einem zweiten Vortrag erinnerte Franz Xaver Bischof an die sogenannte König steiner Erklärung von 1968 und stellte diese Verlautbarung als ein ebenso alternativloses wie gelungenes Modell bischöflichsynodalen Handelns in einer äußerst delikaten Kirchensituation vor.

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Von der Würzburger Synode zum synodalen Weg

Die Kanonistin Professorin Dr. Sabine Demel, Regensburg, erinnerte an das gleichermaßen bedeutsame wie in seiner Weise einmalige Ereignis der Würzburger Synode. Sie beschrieb diese aus kirchen rechtlicher Perspektive als Bezugsgröße für den aktuellen Synodalen Weg, hinterfragte kritisch dessen Rechtsstruktur, die es nur erlaube, Beschlüsse mit Empfehlungscharakter zu verabschieden, betonte jedoch auch den Vorrang des „Wie“ vor dem „Was“ der synodalen Verständigung als das viel leicht entscheidend Neue und alle Seiten in die Pflicht Nehmende.

Synodaler Weg der Kirche in Deutschland und weltweiter synodaler Prozess – Konkurrenz oder wechselseitiger Ansporn?

MAG. THEOL. DIETMAR KNOPP, MÜNCHEN

In die Mitte der aktuellen Debatten um den Synodalen Weg und den weltweiten synodalen Prozess führte abschließend Dietmar Knopp. Ausgehend vom Zustandekommen beider synodalen Ereignisse beleuchtete er, was Papst Franziskus unter Synodalität versteht, ging auf die Kritik am Synodalen Weg ein und hob überzeugend die Chancen der wechselseitigen Anspornund Einflussmöglichkeiten von Synodalem Weg und weltweitem synodalen Prozess hervor.

info

Vorträge nach wie vor online verfügbar

stichwort: sommerakademie sankt bonifaz

Die Sommerakademie 2023 wird in Fortsetzung der diesjährigen Thematik Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche gewidmet sein.

Seit 2011 beleuchtet die Sommerakade mie Aspekte der Beziehungen zwischen Staat, Gesellschaft und Kirche, vornehm

lich in Bayern. Die Reihe wird von Prof. Dr. Franz Xaver Bischof, Professor em. für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Katholisch-Theologi schen Fakultät der Ludwig-MaximiliansUniversität München, organisiert und geleitet. Veranstalter ist der Verein der Freunde der Abtei St. Bonifaz.

Alle Vorträge können nach wie vor auf dem YouTube-Kanal der Abtei Sankt Bonifaz unter https://www. youtube.com/c/AbteiStBonifaz/ playlists angesehen werden. 23 KIRCHE UND KLOSTER BERGECHO · 2022/2023

„Durch Jesus Hoffnung ausstrahlen“

Bischof Asztrik Várszegi, langjähriger Erzabt von Pannonhalma, beim Dreihostienfest in Andechs

Beim Dreihostienfest am 25. September im Kloster Andechs hat Bischof Asztrik Várszegi, langjähriger Erzabt von Pannonhalma (Ungarn), in sehr persönlichen Worten für „eine tiefe und lebendige Jesus-Erfahrung“ geworben. Bei seiner Predigt im Rahmen des Festgottesdienstes sagte der Bischof: „Jesus, der Herr, will uns auch heute durch seinen Leib und sein Blut ernähren, um uns stark, hoffnungsvoll und glücklich machen.“

Bischof Asztrik betonte die langjäh rige Verbundenheit zweier Berge –dem Heiligen Berg Andechs und dem Martinsberg, dem alten Namen der Erzabtei Pannonhalma. Diese Verbunden heit sei für ihn bis heute auch eine ganz persönliche Brücke.

Verbundenheit über Jahrhunderte Geschichtlich verbinde die beiden Orte, so Bischof Asztrik, „Eure und unsere Heilige Elisabeth von Thüringen“, deren Mut ter, die ungarische Königin Gertrud von Andechs-Meranien auf der Burg Andechs geboren wurde.

In der jüngsten Vergangenheit, insbesondere vor und nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989, sei es die viel seitige und vielfache Hilfe gewesen, die ungarische Katholiken und Benediktiner von den bayerischen Benediktinern und insbesondere von der Abtei St. Bonifaz und persönlich von Altabt Odilo erhalten hätten. „Ich fühle mich immer verpflichtet, wenn ich in Bayern bin, Euch zu danken. Eure Hilfe hat uns in düsteren Zeiten zum Überleben geholfen“, berichtet der Bischof aus eigener leidvoller Erfahrung.

Andechser Geschichte zutiefst mit der Eucharistie verbunden Für Bischof Asztrik ist die Andechser Geschichte ganz eng mit der Eucharistie

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verbunden, „weil eben diese einem verborgenen Schatz gleicht, der während der Heiligen Messe immer wieder neu gefunden wird“.

Äußerlich sehe man nur die eucharis tischen Gaben von Brot und Wein, und doch „bergen diese Gaben das höchste Gut, den Leib und das Blut unseres Herrn“. Jesus selbst stifte auf diesem Wege immer wieder neu Einheit und werde zur Mitte der christlichen Gemeinde, so der Bischof. Es gelte, als Pilger immer wieder neu auf zubrechen, und darauf zu vertrauen, dass der Herr in der Eucharistie Gemeinschaft mit ihm und untereinander schenkt.

Sehnsucht nach dem Leben in Fülle wachhalten „Daran will uns die Andechser Wallfahrt zu den Drei Heiligen Hostien erinnern“, betonte Bischof Asztrik abschließend, „der Herr lebt in seiner Kirche. Er ist für seine Kirche da. Er sammelt die Gläubigen. Dazu lädt die Andechser Wallfahrtskir che immer wieder ein. Möge unser Herr in Euch die Sehnsucht nach Freude und Glück wachsen lassen, letztlich nach dem Leben in Fülle, das uns allein der Herr schenken kann.“

Eines der ältesten Kirchenfeste auf dem Heiligen Berg Mehrere hundert Menschen waren zu einem der ältesten Andechser Kirchenfeste auf den Heiligen Berg gekommen. Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine nahmen am Festgottesdienst und der anschließenden Prozession ebenso

Bischof Imre Asztrik Várszegi wurde 1946 im ungarischen Sopron geboren. Er trat in die Benediktiner-Erzabtei Pannon halma ein und legte 1965 seine Feierliche Profess ab. Nach seiner theologischen Ausbildung empfing er 1971 die Priester weihe. Von 1971 bis 1976 studierte er in Budapest Geschichte und Germanistik für das Lehramt und war bis 1988 als Lehrer tätig. 1985 wurde er in Geschichte promoviert, 1997 in Philosophie. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1988 zum Weihbischof im Erzbistum Esztergom-Budapest. Die Bischofs

teil wie Stefan Frey, Landrat des Landkreises Starnberg, und der Andechser Bürgermeister Georg Scheitz. Mit der Dreihostienmonstranz führte die Prozession nach dem Gottesdienst rund um die Wallfahrtskirche. Dies ist einer der wenigen Tage im Jahr, wo die rund zehn Kilogramm schwere Monstranz in feier-

weihe fand 1989 statt. Sein Wahlspruch ist „Deus fortitudo mea“ („Gott, meine Stärke“). Von 1989 bis 1991 war er Sekre tär der ungarischen Bischofskonferenz sowie Rektor des zentralen Priester seminars. 1991 wurde er zum Erzabt der Benediktinerabtei Pannonhalma gewählt und 2009 wiedergewählt. Imre Asztrik Várszegi hat die Benediktinerabtei Pannonhalma in dieser Zeit zu einem bedeutenden internationalen Begeg nungszentrum entwickelt. 2006 wurde er von der ungarischen Bischofskonferenz mit der Leitung der

licher Prozession die Heilige Kapelle der Wallfahrtskirche zu einer Prozession verlässt. Zwei Altäre – unterhalb des Klosterladens und in der Nähe der Alten Apotheke – waren Stationen auf dem Weg, bevor der sakramentale Segen in der Wallfahrtskirche den Abschluss bildete.

„Ödön-Lenard-Stiftung“ beauftragt, die die Erforschung von Kirche und Kom munismus in kommunistischer Zeit zur Aufgabe hat. Ende 2017 kündigte Imre Asztrik Várszegi seinen Rücktritt als Erzabt an, den Papst Franziskus am 16. Februar 2018 annahm.

Imre Asztrik Várszegi ist u. a. Ritter des Malteserordens und Mitglied der historischen Sektion der Bayerischen Bene diktinerakademie. Bis heute engagiert sich Várszegi weit über die Erzabtei hinaus. So ist er u. a. Präsident des Christlich-jüdischen Rates in Ungarn.

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Frei nach den „Blues Brothers“: Im Auftrag des Herrn unterwegs?

Fußwallfahrt von München nach Andechs im Juli 2022

Wer die über 40 Kilometer von St. Bonifaz nach Andechs an einem Tag zurücklegen will, muss früh aufstehen. Matthias Hauer ist nicht zum ersten Mal dabei und hat schon am Beginn des Tages eine erstaunliche Erfahrung gemacht.

Früh piepst der Wecker, das Aufstehen fällt dank Vorfreude auf den Tag erstaunlich leicht. Nur lauter Donner, das Rauschen des starken Regens und die Böen vor dem Fenster verheißen erst mal nichts Gutes: Laut Online-Wetterbericht soll bis 10 Uhr ein Gewitternest über dem Süden der Landeshauptstadt verharren. Na toll! Kommt nun gleich ein Anruf, die Wallfahrt könne nicht stattfinden? Nach dem sie schon in den vergangenen beiden Jahren der Pandemie zum Opfer fiel? Der Kaffee muntert aber auf und weil das Unwetter bald abflaut, ist der Rucksack schnell gepackt und ab geht es in die U-Bahn.

Treffpunkt kurz vor 5 Uhr in Sankt Bonifaz

Kurz vor 5 Uhr trifft sich der Großteil der Teilnehmer im Portikus von Sankt Bonifaz, wo sie von Abt Johannes und Frater Elija schon erwartet werden. Das Wiedersehen mit Weggefährten und -innen der vergan genen Jahre und bekannten Neulingen ist freudig und die Begrüßung herzlich. Ein kurzes Gebet und los geht es in Richtung Südwesten, durch die Halle des Haupt bahnhofs, zum Goetheplatz, über die Lindwurmstraße und Harras bis zum Partnachplatz. Dort und im Waldfriedhof –extra früh geöffnet! – komplettiert sich die 15-köpfige Gruppe.

Die Großstadt zu Fuß hinter sich lassen

Nachdem die Pilger das morgendliche Großstadtgewusel im Friedhof hinter sich gelassen haben, ist Zeit für eine Vorstel lungsrunde, ein erstes Lied und einen ersten Rosenkranz beim Weiterziehen an den Grabreihen entlang bis Fürstenried. Von Neuried aus geht es in den Forstenrieder Park. Regenschauern wird mit Regenjacken, Rucksackhüllen und Schir men begegnet. Nach sehr heißen Vortagen enttäuscht das graue und kühlere Wetter nämlich keineswegs, im Gegenteil, es ist ein angenehmes Pilgerwetter. Abt Johannes und Frater Elija – oder war es der Kreuz

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träger an der Spitze? – legen ein strammes Marschtempo vor und eine erste Brotzeit kann deshalb bald in Nähe der Buchen dorfer Keltenschanze eingenommen wer den. Gemeinsam ist der Stich hinunter zur Würm bei Mühltal schnell gefunden und auch der zugewucherte »Johannes-ElijaSchleichweg« vor Hanfeld, über den das Mittagslokal in Söcking erreicht wird. Das ab und an wartende Begleitfahrzeug mit dem fröhlichen Fahrer Archim muss nicht für schwächelnde Pilger herhalten, erfreut dafür aber mit Unmengen durststillenden Mineralwassers.

Ein Sonntagsgottesdienst in Etappen Weil die Wallfahrt im Gegensatz zu den Vorjahren nicht mit Übernachtung und Sonntagsgottesdienst in Andechs enden kann, baut Abt Johannes kurzerhand den ganzen Pilgertag zu einem »Sonntagsgot tesdienst in Etappen« aus: Die Lesung –Abraham hält hartnäckig Gott davon ab, um der Gerechten willen Sodom zu vernichten (Gen 18, 20-32) – wird jeweils zu zweit diskutiert (»Predigt«). Nach Erfrischung am oder im Maisinger See wird das Evangelium gelesen (Lk 11, 1-13), aus dem auf dem Weg nach Aschering frei improvisierte Rosenkranz-»Geheimnisse« entstehen. Die Fürbitten gestaltet und betet jede Pilgerin, jeder Pilger still für sich auf dem Anstieg in Richtung Rothenfeld.

Angekommen am Brotzeit-Ort Andechs Gegen 17 Uhr ist der Heilige Berg erreicht, ein letzter Rosenkranz verebbt im grüßen den Glockengeläut und dem Luftholen auf den Stufen hoch zur Wallfahrtskirche. Hier wird der Gottesdienst mit der Feier der Eucharistie komplettiert und gemein sam die letzten Lieder gesungen. Nach dieser geistigen Erfrischung wartet die Ostterrasse des Bräustüberls dann mit der Gehopften auf und der Tag klingt vor der späten Rückfahrt fröhlich mit Schweine braten und viel »Spezial« aus dem Holzfass aus. Nach über 40 gemeisterten Kilo metern und in einer geselligen Runde schmeckt es aber auch besonders gut…

MATTHIAS HAUER Das ersehnte Ziel der Wallfahrt und für die Weggemeinschaft: der Heilige Berg Andechs!
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Fröhlich und harmonisch – trotz Regenschauer –- sind die Münchner Wallfahrer unterwegs.

Mit dabei auf der Wallfahrt nach Andechs

Wenn um 2 Uhr in Puch und um 4 Uhr in Kottgeisering und Tür kenfeld minutenlang die Kirch turmglocken läuten, vermutet man einen Defekt im Läutwerk. Aber nicht am Himmelfahrtstag: Denn Minuten später setzen sich dort drei große Pilgerscharen betend in Bewegung.

Gegrüßet seist Du Maria voll der Gnade…“. Dem späten Oster fest und demzufolge späten Himmelfahrtstermin ist es zu verdanken, dass es um kurz nach vier Uhr früh schon hell wird. Dazu braucht es nicht einmal den Mond, der sowieso nur in Form eines schmal abgeschnittenen Fingernagels am östlichen Firmament hängt. Kurz nach 4 Uhr wird es hell. Unter dem zartroten Horizont im Osten liegt schwer eine Nebelbank auf dem Ampermoos, aus der die drei Grafrather Kirch türme von St. Rasso, Höfen und Unteralting herausstechen. „Solche Bilder siehst Du im Bett nicht“, wird Hermann Bichler später auf dem Schiff schwärmend sagen.

Vorbeterinnen am Mikrophon

„... der Herr ist mit Dir, Du bist gebenedeit unter den Frauen ...“: Ein sogenannter Fingerrosenkranz steckt an meinem Zeige finger, mit der Daumenspitze zähle ich die zehn Perlen, die für ein Gesätz stehen. Für wen oder was bete ich? Konzentration ist trotz der nachtschlafenden Zeit gefragt. Wer sich verzählt, verpasst das „Ehre sei dem Vater“. Gebetet wird in der Zweier reihe abwechselnd rechts und links. Um nicht dem Vordermann auf die Hacken zu treten, sollte man sich zügig dem einheit lichen Marschtempo anpassen. Im Eich

Am Himmelfahrtstag machen sich viele Wallfahrergruppen nach Andechs auf den Weg Schemenhaft setzen sich die Kottgeiseringer Wallfahrer und das Vortragskreuz am Rande des Ampermooses vom langsam heller werdenden Horizont ab.
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Während der Gebetspausen wird das Vortragskreuz nur einfach geschultert vertretungs weise von Pfarrer P. Flavian Michali persönlich.

bühl hallt das Mikrofon der Vorbeterinnen Franziska Baumgartner und Angelika Entholzner unter dem dichten Blätterdach. Die Vögel lassen sich davon bei ihrem Morgenkonzert nicht drausbringen.

Zwei Kilometer vor Eching treffen 94 Kottgeiseringer auf 73 Türkenfelder Wall fahrer, die auch ein paar Zankenhausener aufgesammelt haben. „Es waren schon einmal mehr als Hundert“, stellt der Polizeibeamte Klaus Meissner fest, Mit glied im Kottgeiseringer Pfarrgemeinderat. Er kommt direkt von der Nachtschicht. Seit 25 Jahren listet er jedes Jahr die Teil nehmer in einem Buch auf.

Mit dem Dampfer über den Ammersee „... und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes Jesus, der in den Himmel aufge fahren ist.“ Erst in der Ortsmitte Eching verstummt das Gebet. Ziel ist der Damp fersteg in Stegen, wo die „Herrsching“ um 6 Uhr zu einer Sonderfahrt in den gleich namigen Ort ablegt. „In früheren Jahren, auf einem kleineren Schiff, mussten wir

stehen“, erinnert sich Hermann Bichler (78). Nun bekommen alle einen Sitzplatz. Bichler pilgert dieses Jahr zum 53. Mal zum Heiligen Berg. Schon als Ministrant war er dabei. Und für Fußballspiele, bei denen er aufgestellt war, musste er früher zurückmarschieren. Jüngster Teilnehmer ist Ferdinand Entholzner. Er hat es sich in der Kraxn seines Vater Michael bequem gemacht. Kaum haben die Wallfahrer das Schiff verlassen, besteigen es die Günzlhofener und Meringer, die sich schon wieder auf dem Rückweg befinden.

Am Heiligen Berg wird besonders laut gebetet Während der „Kreuzltrager“ Rainer Heg nauer, der seit 35 Jahren dabei ist und sich freut, „dass es nach zwei Jahren Pause wieder nach Andechs geht“, seine Türken felder durch das Kiental führt, sammeln sich die Kottgeiseringer hinter „Kreuzltra ger“ Michael Swoboda auf der Straße nach Andechs. Dort treffen sie auf die Pucher, die die ganze Strecke zu Fuß zurück gelegt haben. „... Heilige Maria Mutter

Gottes, bitt für uns Sünder ...“ Die letzte halbe Stunde wird wieder gebetet, beim Endspurt den Heiligen Berg hinauf natür lich besonders laut. Abt Johannes Eckert setzt per Fernbedienung die Glocken in Schwung und empfängt alle mit einem Spritzer Weihwasser.

Bewegen, um lebendig zu bleiben „... jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.“ P. Flavian Michali, der die Kott geiseringer heuer zum ersten Mal begleitete und sich über die hohe Zahl der vielen jungen Pilger freute, zelebriert vor dem Andechser Muttergottes-Hochaltar die obligatorische Messe. „Die Kirche und wir Pilger bewegen uns, müssen uns bewe gen, um lebendig zu bleiben“, sagt der Franziskaner, der auch in seiner Freizeit immer wieder Marienwallfahrtsorte auf sucht, in seiner Predigt. Dass Wallfahren auch Begegnen heißt, wurde anschließend bei der langersehnten Schweinshaxn oder Dampfnudel im Biergarten deutlich.

TEXT WURDE ERSTMALS IM FÜRSTENFELD BRUCKER TAGBLATT 28./29. MAI 2022 ABGEDRUCKT
DER
Abt Johannes Eckert empfängt wie immer persönlich die Wallfahrer am Ziel mit Weihwasser; vor der Einkehr steht aber immer die obligatorische Wallfahrer-Messe. Gruppenfoto auf Deck: Die Überfahrt auf dem Ammersee in das Alpenpanorama ist eine willkommene Pause; nicht jedes Jahr ist das Wetter so schön wie in diesem Jahr. Endspurt auf den Heiligen Berg.

In der Mitte statt am Rand

Wie fühlt sich Obdachlosigkeit an?

Selbst eine Narbe kann ihr Gutes haben. Bei Karl zieht sie sich über Gesicht und Hals, seit er von einem Unbekannten auf der Straße mit einem Weizenglas angegriffen wurde. Immerhin ist er jetzt als „Barometer-Karl“ bekannt, als der Wetterfühlige, der jeden Umschwung früher spürt als andere. Das bringt Karl ab und zu einen Schluck Schnaps ein oder eine Zigarette. Vor allem aber ein bisschen Aufmerksamkeit, das ist das Wichtigste: „Gebraucht zu werden kann einem über den Tag helfen, jahrelang.“

Und es ist wahrlich nicht leicht für einen Obdachlosen, einigermaßen durch die Tage zu kommen. In seinem Roman „Der Sandler“ (Osburg Verlag) beschreibt Markus Ostermair den Alltag von Karl so: „Trinken, essen, schlafen. Und hoffentlich ein Stuhlgang während der Öffnungs zeiten“, also während der Essensausgabe in Sankt Bonifaz in der Münchner Innen stadt. „Es ist die ewige Wiederkehr des Gleichen“, ergänzt der Autor im Gespräch. „Jeder Tag ist gleich, es wechseln nur die Jahreszeiten. Das macht es sehr archaisch.“

Markus Ostermair kennt sich aus mit dem Thema. Seit er 1999 als Zivildienstleis tender in der Münchner Bahnhofsmission gearbeitet und anschließend ehrenamtlich Nachtschichten geschoben hat, beschäftigt ihn das Thema Obdachlosigkeit. Daran, es in einem Roman zu verarbeiten, dachte er zunächst nicht. Er sei in der Nähe von Pfaffenhofen an der Ilm in einer Familie aufgewachsen, in der Literatur keine Rolle gespielt habe, sagt der Enddreißiger. Erst nach dem Zivildienst hat er sein Abitur an einer Berufsoberschule gemacht, „Lust am Lesen“ entwickelt und dann Germanistik und Anglistik auf Lehramt studiert. An der LMU las er eines Tages einen Aufruf von „Manuskriptum“, dem Vorläufer der Baye rischen Akademie des Schreibens. Da gärte schon länger in ihm, dass Obdachlose „als Figuren in der Literatur nie vorkommen. Warum eigentlich nicht?“

Er schrieb eine Szene, wurde im Kurs angenommen und das Projekt „wuchs langsam an“. Insgesamt hat Ostermair an die acht Jahre an seinen Debütroman hin geschrieben. „Das ist schon eine relativ lange Zeit“, gibt er zu. „Es ist aber auch ein relativ dickes Debüt!“ Denn ihm war wichtig, das nun 370 Seiten zählende Buch „panoramaartig“ anzulegen. Karl ist zwar eindeutig die Hauptfigur, eingeschoben werden aber auch andere Perspektiven, zum Beispiel einer Bettlerin, einer Sozialarbei terin, eines Tankwarts. Das kann man als Stärke oder Schwäche des Romans sehen,

Ostermair war es jedenfalls wichtig, nicht Der Münchner Autor Markus Ostermair beschreibt in seinem Debütroman „Der Sandler“ die Menschen hinter den Klischees – und Orte von Sankt Bonifaz bis zur Bahnhofsmission. Antje Weber, Kulturredakteurin der SZ, berichtet darüber.
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Markus Ostermair, 1981 in Pfaffenhofen geboren, lebt in München. Als Zivildienstleisten der kam der Autor und Pädagoge erstmals mit dem Thema Obdachlosigkeit in Berührung. www.markusostermair.de

Acht Jahre hat Markus Ostermair an seinem Roman geschrieben, der den Alltag von Ob dachlosen schildert.

nur eine Figur als „Muster-Obdachlosen“ zu beschreiben. Es handele sich eben nicht um eine homogene Gruppe; jeder habe seine Eigenheiten, und sei es nur in der Art, wie er selbstbewusst oder zögerlich einen Raum betrete: „Da stecken die Geschichten drin!“

Inwiefern stecken damit auch reale Vorbilder hinter den Figuren? Es sei eine Mischung, sagt der Autor, „ich habe ein fach viel beobachtet“. Auch wenn er sich gerade bei äußerlichen Eindrücken an der Realität orientiert habe, seien die Geschich ten hinter den Menschen doch ausgedacht: „Es ist sehr viel Fiktion, wenn es in die Tiefe geht.“ Wichtig war Ostermair vor allem, dass es „wahrhaftig“ ist. Und dass Menschen wie Karl aus der Innenperspek tive geschildert werden: Floskeln wie „sie leben am Rand der Gesellschaft“ wollte der Autor umdrehen und die Obdachlosen diesmal „zum Mittelpunkt des Romans machen“.

Das ist ihm wirklich gut gelungen, wie auch bereits ein Literaturstipendium der Stadt München 2015 und ein Residenzstipendium auf Schloss Wiepersdorf bekräftigten. Ostermair hat einen schönen, passend wirkenden Tonfall gefunden, um insbesondere Karls Wanderungen durch München zu schildern: unsentimental und empathisch zugleich, mit Mut zum unangenehmen, auch mal ekelhaften Detail. Dazu gehören die Ausdünstungen von vielen ungewaschenen Menschen in einem Saal, dazu gehört so manche Gewalt

erfahrung auf der Straße. „Das geht noch krasser“, sagt Ostermair, er habe sich noch zurückgehalten. Doch der Roman lebt ohnehin eher von den vermeintlich unspektakulären Momenten eines Alltags auf der Straße: Wenn im Schaufenster eines Ladens plötzlich das Licht aus- und angeht, um den störenden Penner wegzu scheuchen. Wenn in der U-Bahn alle sehr viel Platz machen: „Schau, man drängt sich für dich bis in den Gang hinein.“

Es ist ein Alltag, der manchmal viele Jahre so andauert und nicht nur im Winter anstrengend ist. Ostermair lässt seinen Roman im Sommer spielen; auch hoch sommerliche Temperaturen seien ja „kein Zuckerschlecken“ für die Menschen, sagt er, Dehydrierung und Hitzschlag nicht selten. Eine der größten Überraschungen aber war für Ostermair die Stille. Denn am meisten hat ihn in seiner Zeit in der Bahnhofsmis sion beschäftigt, dass die Obdachlosen oft „stundenlang nebeneinander saßen, ohne miteinander zu reden“. Wenn man darüber nachdenke, sei das nicht so verwunder lich: „Wie würde es uns gehen, wenn die Gesprächseröffnung ‚und was machst du so?‘ wegfällt?“

Die Frage, wie man selbst reagieren würde, stellt Ostermair immer wieder, sie ist ein Antrieb seines Projekts. Er kann sich gut in die Lage von Menschen hineinver setzen, die nicht abgesichert leben. Er selbst hat mehrere kleine Jobs, arbeitet als Lehrer für Englisch und Deutsch als Fremdspra che in der Erwachsenenbildung, übersetzt,

schreibt Auftragstexte. Außerdem ist er ehrenamtlich im Kafe Kult in Oberföhring tätig, wo corona-bedingt derzeit jedoch nichts laufe. Und er macht deutlich: Er selbst könnte „nicht mehr in München wohnen“, wenn seine Frau nicht den Hauptteil des Geldes verdienen würde.

Abstiegsängste sind dem Autor wie vie len freiberuflichen Kulturschaffenden also nicht fremd. Und man merkt, dass er in den Jahren des Schreibens viel über unsere Gesellschaft nachgedacht hat, in der ein andauernder Konkurrenzkampf herrsche. „Eine Gesellschaft, die auf Konkurrenz auf gebaut ist, erzeugt aber notwendigerweise Verlierer.“ Deren Scheitern werde zum Beispiel mit Faulheit erklärt, also indivi dualisiert: „Es wird nicht gesehen, dass das auch systembedingt ist.“ Allein schon den Kampf um bezahlbaren Wohnraum zu verlieren, könne Mietern jederzeit pas sieren. Wenn dann noch ein Problem dazu komme, eine gescheiterte Beziehung etwa, könne jemand schon abrutschen. Auch wenn sein Roman mit einem Traum endet, ist Markus Ostermair illusionslos: „Das Thema wird nicht an Aktualität verlieren.“

) SÜDDEUTSCHE ZEITUNG

( C GMBH, MÜNCHEN. MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG DER SÜDDEUTSCHE ZEITUNG CONTENT ( WWW.SZ CONTENT.DE )
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Bewegte Zeiten

Wie die Klosterbrauerei mit extremen Verwerfungen auf dem Biermarkt umgeht

„Wir konnten die Effizienz der Klosterbrauerei insgesamt so steigern, dass der Gesamt-Energiebedarf

2012 liegt – trotz vieler energieintensiver Investitionen.“

Stark gestiegene Preise nicht nur für Gas und Strom, Diesel und Logistik sondern auch für Malze, Flaschen, Gläser und Bierkisten stellen die Klosterbrauerei vor besondere Herausforderungen. Damit aber nicht genug: Lieferketten sind nicht mehr so stabil wie über Jahre gewohnt; die Inflation ist spürbar und Niedrigpreis-Angebote von Großbrauereien prägen die Getränke märkte. Im Gespräch sieht Alexander Reiss, Betriebs- und Vertriebsleiter, die Klosterbrauerei am Fuß des Heiligen Berges dennoch gut aufgestellt für bewegte Zeiten.

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sehr deutlich unter dem Niveau von

Wie ist die Situation in der Klosterbrauerei?

Alexander Reiss: „Wir sind mit der Klos terbrauerei verhältnismäßig gut durch die Beschränkungen der Pandemie 2020/21 gekommen. Einen großen Teil der Verluste im Fassbier-Bereich konnten wir durch einen verstärkten Absatz im Flaschenbier auffangen. Das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ein gutes und konstruktives Miteinander haben hier wirklich viel bewegt. Bei allen Einschränkungen haben wir erlebt, was möglich ist und gelingen kann, wenn wir –die Klosterbrauerei Andechs – zusammen stehen und uns unterhaken.“

Nun ist aber die Lage 2022 noch einmal eine ganz andere geworden… A.R.: „Das stimmt sicherlich. So eine Krise habe ich in den 32 Jahren, in denen ich in der Braubranche arbeite, noch nicht erlebt. Wir dachten, Corona sei schon das schlimmste aller möglichen Szenarien, aber das stimmt nicht. Nicht nur die Preise für Gas, Strom, Diesel, Flaschen, Gläser, Bier kisten und Logistik sind im Jahresvergleich deutlich gestiegen, sondern auch für unsere Rohstoffe, besonders für Malze. Aber es geht hier nicht nur um Preise, sondern auch generell darum, die Rohstoffe über haupt zu bekommen. Die Lieferketten sind aufgrund vieler Faktoren einfach nicht mehr so stabil, wie wir das fast über Jahr zehnte gewohnt waren. Auch hier zahlt es sich für uns aus, dass wir mit Lieferanten

wichtiger Rohstoffe wie zum Beispiel Malz und Hopfen zum Teil seit vielen Jahren eng zusammenarbeiten. Langfristig geschlossene Vereinbarungen helfen uns sehr, die Verfügbarkeit unserer Rohstoffe zu sichern. Und zudem können wir so die Kosten zumindest zu einem Teil kompen sieren. Fakt ist also: Wir können uns bisher in einem unvorhersehbaren und extrem schwierigen Marktumfeld gut behaupten. Wir haben im Laufe der letzten Jahre einige Voraussetzungen geschaffen, um solchen Krisen begegnen zu können.“

Welche Voraussetzungen sind das?

A.R.: „Gerade unter den jetzt sehr harten äußeren Bedingungen zahlen sich einfach viele Investitionen der vergangenen Jahre aus. Besonders gut dokumentiert das unser EMAS-Umweltmanagement-System. Mit diesem System, einem der schärfsten Umweltmanagement-Systeme in ganz Europa, konnten wir allein in den letzten zehn Jah ren unseren Verbrauch v. a. an Gas, Strom und Wasser um 20 Prozent senken.

Das zahlt sich doppelt aus. Zum einen war die Brauerei vor zehn Jahren noch auf einem ganz anderen technischen Stand. Viele Investitionen, neue Biersorten wie das alkoholfreie Weißbier und Erweiterungen wie zum Beispiel die CO2-Rückgewin nungsanlage 2014, die Entalkoholisierungs anlage 2016, sind sogar hinzugekommen, die zum Teil zusätzlich Energie brauchen. Allerdings konnten wir die Effizienz der Brauerei insgesamt soweit steigern, dass nun der Gesamt-Energiebedarf sogar deut lich niedriger ist als vor zehn Jahren. Wir gehen also konsequent den Weg weiter, um die Abhängigkeit der Brauerei von fossilen Energieträgern zu verringern.“

Stichwort: fossile Energieträger. Was ist, wenn das Gas wirklich knapp werden sollte? A.R.: „Derzeit decken wir tatsächlich unseren ganzen Energiebedarf beim Brau prozess durch Gas. Bierbrauen braucht Energie. Wir müssen Kochen, Kühlen, Flaschen reinigen. Damit all dies mit „sauberer Energie“ geht, sind wir schon

Dank der schon 2014 errichteten CO₂Rückgewinnungsanlage ist die Kloster brauerei voll lieferfähig mit allen Sorten unserer Klosterbiere und unserer alkohol freien Getränke. Die Anlage fängt CO₂ aus dem Gärungsprozess auf, bereitet es bis zu einer Reinheit von über 99% auf, so dass es wiederverwendet werden kann.

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vor einiger Zeit auf Erdgas umgestiegen. Wir haben aber 2020 auch durch den Ein bau eines Zwei-Komponenten-Brenners in unserem zentralen Heizwerk dafür gesorgt, dass wir die nötige Energie für den Brauprozess auch durch die Verbrennung von Erdöl erzeugen können. Mittelfristig planen wir aber, die Brauerei noch weiter von fossilen Energieträgern unabhängig zu machen.“

Das macht neugierig. Was meinen Sie damit?

A.R.: „Es geht zum Beispiel beim Thema Gas ganz grundsätzlich darum, sich alter native Wege zu erschließen, damit wir weiter Klosterbiere nach unseren hohen Qualitätsstandards im Mehrfach-Maisch verfahren und im Zwei-Tank-Verfahren brauen können.

Das ist im einen Fall zunächst einmal ganz konventionell das Erdöl. Aber wir schauen auch auf andere alternative For men der Energieerzeugung. So schwierig die Zeiten sind: es sind auch genau die Zeiten, in denen technologisch enorm viel passiert und sich Entwicklungen aufgrund des äußeren Drucks beschleunigen und zu Ergebnissen führen, die vor Jahren noch undenkbar waren. Hier werden wir an der Spitze der Branchenentwicklung dabei sein.

Dass dieses Rezept erfolgreich sein kann, haben wir zum Beispiel schon 2016 gezeigt, als wir als eine der ersten mittelständischen Brauereien in Deutschland eine Pilotanlage zur Entalkoholisierung gebaut haben. Gerade im Jahr 2022 haben wir aber auch die gute Erfahrung gemacht, in einigen Fällen wirklich unabhängiger von äußeren Einflüssen zu sein.“

Nennen Sie uns ein Beispiel?

A.R.: Im Spätsommer 2022 war eine zunehmende Knappheit von CO2 in der Braubranche ein großes Thema. Wir sind davon nicht betroffen gewesen und waren und sind voll lieferfähig – über alle Sorten unserer Klosterbiere und unserer alkohol freien Getränke. Grund ist unsere schon 2014 errichtete CO2-Rückgewinnungs anlage, die uns an diesem Punkt völlig autark macht. Wir gehören zu den wenigen Brauereien in Bayern, die CO2 aus dem Gärungsprozess durch eine Rückgewin nungs-Anlage auffangen, mit einer hoch modernen Anlage bis zu einer Reinheit von über 99 Prozent aufbereiten und dann wiederverwenden.

Warum ist C0₂ beim Brauen so wichtig?

A.R.: CO2 wird im gesamten Brauprozess benötigt. Grundsätzlich darf das Bier nach

der Gärung nicht mit Sauerstoff in Berüh rung kommen. Daher wird CO2 verwen det, um z. B. Tanks und Leitungen im Gärund Lagerkeller „leerzudrücken“. Tanks, Flaschen und Fässer werden vor ihrer Befüllung mit Bier mit CO2 gespült, um den Sauerstoff zu verdrängen. Anschlie ßend werden Fässer und Flaschen auch mit CO2 „vorgespannt“, damit das Bier beim Befüllen nicht überschäumt. CO2 wirkt dabei wie eine „Schutzatmosphäre“ für das Bier. Darüber hinaus liefert uns die Rück gewinnungsanlage CO2 in einem Rein heitsgrad, mit dem wir unsere alkoholfreien Getränke wie Tafelwasser, Zitronenlimo und Colamix selbst karbonisieren können, ohne CO2 zukaufen zu müssen.

Wenn man auf die Kostensteigerungen in allen Bereich schaut, sind steigende BierPreise sicher auch ein Thema, oder?

A.R.: „Sicher. Um auch in Zukunft kosten deckend arbeiten zu können, müssen wir die Preise auf dem Bier-, Rohstoff- und Energiemarkt ganz genau beobachten und unsere Preise in Zukunft anpassen. Fakt ist aber auch, dass wir alle unsere Kostenstei gerungen gar nicht an unsere Kunden wei tergeben können. Das würde jeden Kasten Bier um bis zu zwei Euro teurer machen. Auch das können wir uns nicht leisten.“

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Dank auch der Flaschenfüllerei konnte der Gesamtwasserverbrauch weiter reduziert werden, da die 2019 in Betrieb genommene Flaschenwaschmaschine mit fast 50 % weniger Wasser auskommt.

„Seit 32 Jahren arbeite ich in der Braubranche. Eine solche Krise habe ich zwar noch nicht erlebt, aber ich bin überzeugt, dass wir sie als Kloster brauerei Andechs meistern und gestärkt daraus hervorgehen werden.“ – Alexander Reiss, Be triebs- und Vertriebsleiter.

Was dann tun? Viele Brauereien verstehen sich sozusagen als „Preis-Sprinter“ und versuchen über ganz verschiedene PreisAktionen mehr Bier zu verkaufen. A.R.: „Das kommt für uns definitiv nicht in Frage. Die Klosterbrauerei Andechs ist – um im Bild zu bleiben – kein Sprinter, sondern ein Langstreckenläufer. Kurzfris tige Preis-Aktionen mit langfristig sicher negativer Auswirkung auf unsere Erträge können wir uns als mittelständische Klos terbrauerei zum einen schlicht nicht leisten. Es ist zum anderen aber auch überhaupt nicht die klösterlich-unternehmerische Philosophie unserer Eigentümer.

Als authentische Klosterbrauerei im 100 %igen Eigentum einer bestehenden Ordensgemeinschaft denken wir im Blick auf die Erträge weniger in Quartalen, sondern eher in Jahrzehnten. Unser Ziel ist und bleibt es, mit stabilen Absätzen, an denen wir etwas verdienen, unsere Brauerei und unsere Bierspezialitäten organisch, langfristig und nachhaltig zu entwickeln. Das heißt konkret, dass wir Wege finden werden, kreativ mit dem steigenden Kostendruck umzugehen. Dass das mög lich ist, haben wir in der Vergangenheit bewiesen und das wird uns auch diesmal gelingen.“

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Ein Tollwood-Liebling

Anfang der 1990er Jahre hat die Klosterbrauerei Andechs eine Sponsorenschaft für das Tollwood Festival spontan in die Hand versprochen. Diese Hand gehörte Viktoria Raith, die seit einem Ausflug mit ihrer Allgäuer Klosterschule schöne Erinnerungen an den Heiligen Berg Bayerns und sein Bier hat und sich bei ihrer Akquise davon leiten ließ. Bis heute ist die Idee von Viktoria Raith quicklebendig, „Andechser Gefühl“ auf dem Tollwood zu verbreiten.

Damals noch mit Pressearbeit und Sponsoring bei Tollwood betraut, entstand bei Viktoria Raith die Idee, doch aus dem sogenannten Gastrozelt ein „Andechser Zelt“ zu kreieren, einfach mal so für ein Jahr. Was so blauäugig und schaumgeboren begann, wurde ein Lieb ling der Besucherinnen und Besucher.

Zeltausstattung und Dekoration handgemacht

Bis zum heutigen Tag sind Zeltausstattung und Dekoration handgemacht von einem vielseitigen und humorbetonten Team. Dass die Aufbauten, Amphitheater und Pyramiden in Zelt und Garten, auf hun derten von Paletten ruhen, sieht man nicht auf den ersten Blick. Die Segnungen der Palette sind heute gang und gäbe. Vor 25 Jahren war sie als stilgebendes Bau-Element eine „Entdeckung“ von Patrick Brennan.

Wie sonst baut man ein Amphitheater in einem Tag. Viktoria Raiths australischer Lebenspartner, Patrick Brennan, stieg 1996 als Multitalent und bildender Künstler mit ein. Der Akrobat entschloss sich nach gefeierten Circus Oz-Auftritten beim WinterTollwood für ein Leben in Deutschland.

Fünf Säulen des Erfolgs

Viktoria Raith sieht den Erfolg ihres Zel tes auf fünf Säulen ruhend: dem Team, dem göttlichen Bier, den unbestechlichen musikliebenden Besuchern und den her vorragenden Bands, deren Wichtigkeit sie immer wieder unterstreicht. Guten Ton in einem Zelt zu mischen, ist eine Wissen schaft für sich, die Stefan Karpati, Ton mann und Musiker, von Anbeginn mit kritischen und kompetenten Ohren ent wickelt und zur Meisterschaft gebracht hat. Er ist die barocke fünfte Säule des Zelts.

Bands, Chöre, Kabarettisten aus ganz Deutschland und Europa Unterschiedlichste musikalische Stile werden dargeboten. Waren es zu Beginn hauptsächlich Musikgruppen aus Bayern und Umgebung, so sehen hier inzwischen Bands, Chöre, Kabarettisten aus ganz Deutschland und dem europäischen Ausland ein Forum für einen Auftritt. Musikerinnen und Musiker aus der Au bis Australien bauen das Andechser Zelt in ihren Tourneeplan ein. Geflügelte Worte des Zeltes sind unter vielen ande ren: Bei uns werden Sie nicht reich, aber berühmt. Leuchtende Beispiele dafür sind Hubert von Goisern, Claudia Koreck, Martina Schwarzmann, Norbert Schneider. Nicht zu vergessen Pogo in Togo, die sich noch einmal wiedervereinigt hatten, um hier ein unvergessliches letztes Konzert zu spielen.

Das Andechser Zelt eine 25-jährige Erfolgsgeschichte auf dem Tollwood Festival
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Mehr als fünfeinhalb Tage durchgehend Musik

Mit mehr als 8.000 Minuten oder fünfein halb Tagen durchgehend Musik hat das Andechser Zelt sein 25-Jähriges mit vielen hochklassigen Bands bei bester Stimmung gefeiert, weiß das Online-Magazin musix.de zu berichten. Im Vergleich dazu hätten in der Fassbar die Musikerinnen und Musiker knapp 2.900 Minuten aufgespielt und im Hacker-Pschorr Brettl rund 4.660 Minuten. 850.000 Besucher auf dem SommerTollwood

Eckert, der zusammen mit Alexander Reiss, Betriebs- und Verkaufsleiter der Klosterbrauerei Andechs, und Martin Glaab, Leiter Öffentlichkeitsarbeit des Klosters, einen Abend im Andechser Zelt mit Viktoria Raith und Patrick Brennan verbrachte.

Live haben sie erlebt, was TollwoodSprecherin Stefanie Kneer als „fröhliche Begeisterung und entspannte Atmosphäre“ beschreibt. Bei bestem Sommerwetter hätten Künstlerinnen und Künstler eine „Wahnsinnsstimmung“ auf den Bühnen verbreitet. Aus vielen Gesprächen mit den Menschen auf Tollwood habe sie gehört, dass sie das Glücksgefühl mit nach Hause und in den Alltag nehmen.

Einer der rund 850.000 Besucher auf dem Sommer-Tollwood war auch Abt Johannes
Entspannt auf dem Tollwood: Patrick Brennan, Abt Johannes, Viktoria Raith, Alexander Reiss und Martin Glaab (v.r.n.l.)
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Gemeinsam hatten Viktoria Raith, Patrick Brennan und die Klosterbrauerei ein extra T-Shirt für das Jubiläum entworfen ganz im Andechser Zelt-Stil.

Do spuid d´Musi –jetzt erst recht

Die Musikkapelle Groß- und Kleinweil und die Kloster brauerei Andechs feiern gemeinsam im Mai 2022.

Und wie die Musik spielte beim 24. Bezirksmusikfest des Bezirks Werdenfels. Mit zweijähriger Verspätung richtete die Musikkapelle Groß- und Kleinweil das 24. Bezirksmusikfest des Bezirks Werdenfels im Musikbund von Ober und Niederbayern aus. Wie sich im Nachhin ein herausstellte, war es eine weise Entscheidung, das Bezirksmusik fest im Zusammenhang mit dem Gründungfest um zwei Jahre zu ver schieben. Mit der Klosterbrauerei Andechs als Getränkepartner. Ein kurzweiliger Rückblick von Simon Bierling.

Von der sauber eingerichteten Logistik, Zapf technik bis zum perfekt temperierten Bier aus Fass und Flasche steht unser Team ein.

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Unter dem Motto „100 + 2 Jahre: Do spuid d´Musi – jetzt erst recht!“ starteten die Festtage am 12. Mai mit dem Tag der Nachbarschaft und dem offiziellen Bieranstich. Das lange Warten hatte sich gelohnt, denn schon am ersten Festtag war das Zelt für rund 3.000 Gäste fast voll. So sollte es auch am zweiten Tag weitergehen. Der Kartenvorverkauf lief hervorragend. Alle verfügbaren Karten wurden verkauft. Aufgrund dessen wurde im Vorfeld beschlossen, dass das Bierzelt kurzfristig noch vergrößert wird.

Ein kräftiger Regenguss konnte der Stimmung keinen Abbruch tun. Feucht fröhlich wurde bis in den frühen Morgen gefeiert. Nicht nur das Wasser vom Him mel, sondern auch das Andechser Kloster bier floss in Strömen.

Am Samstag gingen die Festtage unter dem Motto „Bayrisch-Böhmisch-Fetzig“ schon am Nachmittag um 16 Uhr weiter. Auch hier ließen die Gäste nicht lang auf sich warten. Das Bierzelt füllte sich rasch. Während die Blechböhmischen, die Hall grafen und die Blaskapelle Gehörsturz auf spielten, ließen sich die Gäste die eine oder andere Mass gut gekühltes Andechser Bier schmecken.

Der Sonntag übertraf alle Erwartungen. Unter strahlend blauem Himmel wurde die Feldmesse von Herrn Pfarrer Simon Tyrolt zelebriert. Während die Musikkapelle Farchant zur Mittagszeit im Festzelt unter hielt, fand in der Nähe die Marschmusik wertung statt. Um 13 Uhr versammelten sich die Musiker zum Gemeinschaftschor. Anschließend startete der Festzug. Über 70 Musikkapellen zogen mit klingendem Spiel durch den Ort. Danach wurde im Festzelt kräftig weiter gefeiert.

Dank der guten Versorgung durch die Andechser Brauerei brauchte am Sonntag niemand durstig nach Hause zu gehen. Auch am blauen Montag war noch genug Bier vorhanden, um den letzten Tag gebührend zu feiern. Durch die gute Betreu ung durch das Team der Klosterbrauerei Andechs konnten wir eine Menge Bier ausschenken. Im Nachhinein kann man nur sagen: „100 + 2 Jahre: Do spuid d´Musi – jetzt erst recht!“ Und wie die Musik spielte!

Zum Frühsschoppen, tagsüber, am Abend und in der Nacht: perfekte Stimmung im großen Festzelt des Bezirksmusikfestes in Großweil im Mai 2022. In der Spitze fand jeder der 3.000 Besucherinnen und Besu cher einen Platz.

Unentbehrlich aber oft vernachlässigt. Bei uns nicht: in Maßen ein frisches Bier zu Auf- und Abbau.

BERGECHO · 2022/2023
Gehört zu jedem Bezirksmusikfest, vor allem im bayerischen Oberland: ein Umzug mit stattlichen Festwagen, den Blaskapellen aus Nah und Fern, ein großer unüberhörbarer Gemeinschaftschor aller Kapellen und ein Festgottesdienst unter weißblauem Himmel und Alpenpanorama.

Botschafter unserer Klosterbiere

Der Name Kiem stand über 250 Jahre lang für die Produktion und Vermarktung von Äpfeln und Wein. 1961 hatte die Familie Kiem die geniale Idee, den Blick in Richtung Europa zu richten, um die besten Biere aus der damaligen Tschechoslowakei und Deutschland in einem von nationalen Produkten dominier ten Markt zu vertreiben und den Verbrauchern dadurch neue Horizonte zu eröffnen.

So entstand das Unternehmen K. Kiem. Heute wird das Familienunter nehmen in der 3. Generation geführt, zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bildet es eine große Familie und lebt leidenschaftlich seine Passion: die besondere Liebe zum authentischen Bier. Das Unternehmen mit Sitz in Lana (Südtirol) ist spezialisiert auf den Import hochwertiger Biermarken aus Ländern mit einer langen Biertradition. Aus Deutschland und der Tschechischen Republik importiert es Spezialitäten für den gesamten italienischen Markt. Unter den Partnern befindet sich seit mittlerweile fast 30 Jahren auch die Klosterbrauerei Andechs. 2021 wurde das 60jährige Firmenbestehen gefeiert und man kann mit Stolz und Genugtuung auf erfolgreiche Jahr zehnte zurückblicken.

Über 60 Jahre KIEM unser Vertriebs-Partner in Italien feiert Jubiläum
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Wenige gekonnte Schläge von Alexander Reiss, Betriebs- und Vertriebsleiter der Kloster brauerei, und das unfiltrierte Andechser Hell fließt.

„Philosophie des Bieres”

Unter dem Slogan „Philosphy of Beer” wer den authentische Biermarken mit Sorgfalt ausgewählt und vertrieben. Alle diese Biere können auf eine lange Geschichte und eine prägende Biertradition zurückblicken und überzeugen durch ehrliche Geschmacks erlebnisse. Das ist die ganz persönliche Philosophie von KIEM.

Vorsichtiger Beginn der Partner schaft mit der Klosterbrauerei Andechs

Anfang der 1990er Jahre gab es den ersten Kontakt zur Klosterbrauerei Andechs. KIEM war auf der Suche nach einem

besonderen Bockbier und hatte es in seinen Augen auf dem Hl. Berg Bayerns gefun den. Verständlicherweise wählte nicht nur KIEM seine Partner mit besonderer Sorgfalt, auch für die Mönche des Klosters Andechs war es ein heikler Schritt, den es sorgfältig zu prüfen galt. Anfangs befürch tete man, durch die Marktausweitung das Image der Klosterbrauerei nicht aufrecht erhalten zu können, und so war man nicht sofort daran interessiert, ins Ausland zu exportieren. Zudem gab es Bedenken, die Kontrolle über die Wertschöpfungskette zu verlieren. Nach und nach wuchs aber gegenseitiges Verständnis und die Sicher heit, dass KIEM die klösterliche Werte

struktur teilt. Am Ende jedoch waren die Andechser Benediktiner überzeugt, dass sie KIEM aufgrund der geografischen und kulturellen Nähe und aufgrund des guten Rufes von KIEM in der Bierbranche ver trauen können. Nach intensiven Beratun gen entschieden sie sich, die Partnerschaft mit KIEM einzugehen. So überquerten die Andechser Klosterbiere 1993 erstmals die Landesgrenzen und KIEM hatte die Ehre, der weltweit erste Importeur von Andechser Klosterbieren zu sein.

Eine gute Wahl

Die Wahl erweist sich als sehr gut. Die von KIEM vorgestellte Neuheit erfreute sich schnell großer Beliebtheit bei Kennern von Spezialbieren und die Andechser Mönche können sich bei der Vermittlung der spiri tuellen Werte, für die die Biere stehen, voll und ganz auf KIEM verlassen. Der Impor teur fungiert als Botschafter authentischer Klosterbiere und vermittelt den Wert eines echten Klosterbieres. Nicht nur ein Etikett, sondern eine echte Lebens- und Arbeits philosophie.

Gemeinsame Feier in Lana

Aufgrund von Corona hat die gemeinsame Feier mit der Klosterbrauerei Andechs erst 2022 stattfinden können. So reisten Abt Johannes, P. Valentin und Vertriebsleiter Alexander Reiss Anfang Oktober eigens nach Lana, um gemeinsam mit der Familie Kiem und deren Mitarbeitern anzustoßen. Zu diesem Anlass überreichten Sie der Firma KIEM ein gewidmetes Partyfass aus Holz, gefüllt mit unfiltriertem Andechser Hell direkt aus dem Lagertank – dieses wurde mit großer Freude entgegengenom men und anschließend zusammen ange zapft.

Diese gemeinsame Feier hat sowohl für die Firma Kiem als auch für die Kloster brauerei Andechs eine besondere Bedeu tung. Bald wird 30 Jahre Partnerschaft gefeiert und zu einer langjährigen persön lichen und partnerschaftlichen Geschäfts beziehung gehört auch, Erfolge gemeinsam zu feiern.

wurde.

Fast ein Andechser Salettl, wo im Oktober 2022 die Partnerschaft zwischen der Klos terbrauerei und Birre Kiem gefeiert
41 BERGECHO · 2022/2023 KLOSTERBRAUEREI
Langjährige Verbundenheit gemeinsam feiern: Alexander Reiss, Mirjam Kiem, Abt Johannes Eckert, Jasmin Kiem, Kaspar und Ulrike Kiem, P. Valentin Ziegler, Kilian Kiem.

Alle Andechser Klosterbiere nun auch online verfügbar

Andechser Online-Shop für Bier verbindet Tradition und Moderne

Die Klosterbrauerei Andechs, eine der wenigen Klosterbrauereien, die komplett konzernunabhängig einer lebendigen Ordensgemeinschaft gehört, hat mit der BierSelect GmbH als jungem spezialisierten Anbieter für Shop-Lösungen in der Brauwirtschaft ihren Onlineshop der Brauerei entwickelt und gestartet. Lisa Böhm von Bierselect stellt ihn vor.

Online-Shops erleben in der deut schen Handelsbranche seit Jahren einen dauerhaften Aufschwung. Durch die Corona Pandemie ist der Anteil des Online-Handels am gesamten Einzel handelsumsatz von 16 % auf 19 % gestiegen. Die Pandemie hat bewirkt, dass 43 % der Käufer dem Online-Shopping nun positiver gegenüberstehen.

Wie viele andere Bereiche ist auch der Online-Handel in der Lebensmittel branche stark gewachsen. Seit der Corona Pandemie hat sich dieser Trend noch weiter verstärkt, so dass Lebensmittel mit einem Zuwachs von 60 Prozent das Wachstum im Online-Handel mittlerweile antreiben.

Online-Shops für Brauereien als Zukunftstrend Diesen Trend haben mittlerweile auch Brauereien erkannt. So setzen auch regio nale mittelständische Brauereien wie die Klosterbrauerei Andechs inzwischen auf einen eigenen Online-Shop, um ihre Bier spezialitäten der breiten Masse zugänglich zu machen. Für den Onlinekunden bietet sich hier die Möglichkeit jenseits des Mainstreams, den gerade die Produkte nationaler Brauereianbieter durch ihre allseitige Verfügbarkeit in Lebensmittelund Getränkemärkten, Tankstellen oder Kiosken abbilden, wirkliche Produkt- und Geschmacksvielfalt zu erleben und die

Umsatz mit Lebensmitteln im Online-Handel in Deutschland von 2014 bis 2021

Quelle: Statista 2022, Umsatz mit Lebensmitteln im Online-Handel in Deutschland von 2014 bis 2021 (in Millionen Euro)

Angebotspalette der vielen Brauereien in der Region kennenzulernen.

Ausdruck lebendiger und jahrhundertealter Brautradition Durch wegfallende Events und Gastronomie schließungen während der Corona Pande mie hatten viele Brauereien, die oft in ihrer Region seit Jahrzehnten integriert sind, mit Rückgängen, vor allem im Fassbierabsatz, zu kämpfen. Ein eigener Online-Shop ist gerade für diese Unternehmen die perfekte Möglichkeit, Kunden, die die Brauerei nicht kennen, nur im Besuchs- oder Urlaubsfall überhaupt wahrnehmen oder nach Bierspezialitäten suchen, außerhalb der eigenen Kernregion zu bedienen.

Allerdings ist der Aufbau und Betrieb eines Shops sehr zeit- und kostenintensiv, überfordert vielfach gerade mittelständi sche Unternehmen auch bei ihren perso nellen Ressourcen. Als Lösung bietet es sich an, einen erfahrenen Partner dafür an der Seite zu haben. Die BierSelect GmbH (www.bierselect.de) übernimmt als Partner alle relevanten Punkte von der unkomplizierten technischen Einrichtung bis zur Erstellung aller im Internet relevan ten und für den suchenden Kunden opti mierten Produktinformationen. Weiterhin profitiert die Brauerei von dem bereits vor handenen Kundensupport und den ange bundenen Zahlungsdienstleistungen.

Über die All-in-One Lösung von Bier Select, die von der Angebotsdarstellung

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über die Bestellung des Kunden bis zur Versendung und laufenden Kundenbetreu ung im Orderprozess alles übernimmt, ist es für Brauereien unkompliziert möglich, einen eigenen Online-Shop aufzubauen und sich weiterhin auf ihr angestammtes Kerngeschäft in der Region zu fokussie ren. Dadurch können sie die Chancen des E-Commerce nutzen, ohne große finan zielle Risiken einzugehen, neue Kunden erreichen und gleichzeitig die Bekanntheit ihrer Marke außerhalb der Kernregion steigern.

Der Andechser Online-Shop

Die Klosterbrauerei Andechs ist ein exzel lentes Beispiel, wie sich die oben genannten Überlegungen für eine Brauerei, deren Kundenstamm und auch für interessierte Neukunden umsetzen lässt. Das Kloster und seine Brauerei haben eine jahrhunder tealte Tradition, erleben mit dem Kloster jährlich eine beeindruckende Zahl von Besuchern aus vielen Ländern, die das Kloster kennen, kennenlernen und die besondere Atmosphäre des Orts aufneh men wollen. Es liegt nahe, den Besuchern

auch in ihrer Heimatregion die besonde ren Biere der Klosterbrauerei anzubieten. Der Aufbau des Andechser Online-Shops ist dabei sowohl intuitiv als auch nutzer freundlich.

Der Kunde hat die Möglichkeit, aus den verschiedenen Bierspezialitäten sein eigenes Bierpaket zusammenzustellen oder aus vorgefertigten Bierpaketen wie z. B. dem Andechser Probierpaket zu wählen. Die Bestellung ist einfach und es macht Spaß, sich durch die Webseite zu navigie ren. Die Ware wird dabei in 6er, 12er oder

18er DHL-zertifizierten Kartons versendet. Mit einer Lieferzeit von ein bis maximal zwei Werktagen erhält der Kunde die Bestellung nicht nur überaus schnell, es ist auch eine perfekte Last Minute-Geschenk idee für jeden Fan guter und besonderer Biere. So haben nun alle Liebhaber der Andechser Kloster biere die Möglichkeit, die leckeren Bier spezialitäten auch zu Hause zu genießen. Direkt zum Shop

Ihr zuverlässiger Partner am Bau

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Ungewöhnliche Foto-Aktion mit großer Resonanz

70 Jahre BräustüberlWiedereröffnung

Nirgendwo ist man der Andechser Brautradition näher als im Bräustüberl. Im Laufe der letzten 120 Jahre ist das Bräustüberl förmlich in die alte Brauerei „hineingewachsen“. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es 1952 – vor 70 Jahren – wiedereröffnet. Zeit für einen Rückblick zusammen mit den Leserinnen und Lesern des Starnberger Merkur.

Die Hoheiten soll‘n sie halt aufs Gras hi ‘haun wia di andern a.

A Prinz und a Prinzessin is a nix andres wiara andrer Mensch.“ So überlie fert unsere Chronik eine Begebenheit, als Prinz Ludwig, der spätere König Ludwig III. (1845-1921), mit seiner Gattin Therese im Bräustüberl des Klosters partout keinen Sitzplatz fand und deswegen nach dem Braumeister, Frater Jakob Neubauer, schicken ließ. Der reagierte wie geschildert – und hat damit beschrieben, was das Bräustüberl bis heute ausmacht: Auf dem Heiligen Berg sind alle gleich, Standesdünkel haben im Wirtshaus keinen Platz.

Aufruf an Leserinnen und Leser des Starnberger Merkur Der Josefitag, der 19. März 2022, war nun für Wirt Josef Eckl und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein besonde res Datum. Zusammen mit dem Starnber ger Merkur hat das Kloster dieses Jubiläum zum Anlass genommen für einen Aufruf an die Leserinnen und Leser des Starnber ger Merkur zu einer nicht ganz alltäglichen Foto-Aktion. Eine ganze Fülle von alten Aufnahmen, besonderen Impressionen und stimmungsvollen Fotografien aus dem Andechser Bräustüberl wurden der Redaktion zugesandt. Die historischen Aufnahmen zeigen das Bräustüberl in seiner ganzen Bandbreite, ob Stammtisch, gemütlicher Ausklang einer Wallfahrt, Familienfeier oder Betriebsfeste.

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Die drei Gewinner stehen fest. Peter Schiebel, Redaktionsleiter des Starnberger Merkur, und Bräustüberl-Wirt Josef Eckl haben die glücklichen Gewinner quasi „in der Hand“: Die Brotzeit-Gutscheine im Wert von 200, 150 und 100 Euro fürs Bräustüberl erhielten Maria Gabriele Buchwald aus Seefeld, Franz Kleber aus Fürstenfeldbruck und Elisabeth und Josef Plabst aus Steinebach.

„verschickt“ worden waren. In Erling lernte Pelz seine Frau kennen, seit 1964 lebt der heute 92-Jährige am Fuße des Heiligen Bergs. Dort, wo sein Schwiegervater Ambros Öttl Schankkellner und Kassierer oben im Bräustüberl war. Alte Fotos erinnern an diese Zeit – an Öttl (rechts auf dem Bild, er war erst 1954 aus dem Krieg zurückgekehrt), an den Braumeister Bruder Oswald Eser (links im Bild). Denn es sind Bilder wie diese, die Erinnerungen wach rufen. Heinz Pelz zum Beispiel wurde selbst zum regelmäßigen Stammtischbesucher oben im Bräustüberl. „Am Öttl-Stammtisch“, sagt er stolz, benannt nach seinem Schwager Gerhard Öttl, einst Schreiner in Herrsching. Bis heute ist dieser Tisch als solcher ausgewiesen. Auch wenn die Besuche weit weniger wurden, „Corona hat uns viel weggenommen“, sagt Heinz Pelz und nimmt den steilen Weg hinauf hin und wieder in Angriff. Dann trifft er sich dort mit den alten Stammtischfreunden, zu denen zum Beispiel auch Steinmetz Rudolf Schreiber gehört. „Wir waren schon ein lustiger, bunt zusammengewürfelter Haufen“, sagt Pelz.

Für viele junge Leute aus Herrsching gehörte ein Besuch im Bräu stüberl zum Fasching Anfang der 1960er Jahre dazu. Peter Stum baum (78) kann sich noch gut daran erinnern. Am Faschingsdiens tag zog es sie auf den Heiligen Berg: Peter Stumbaum (3.v.r.) mit Regina Welte (hinten 2.v.l.), Helmut (Sam) Kellner, Nikolaus Welte (2.v.r) und Leonhard Sigl (vorn im Bild ohne Hut). Aus dem Faschingsvergnügen hat sich im Laufe der Jahre ein Stammtischtreffen entwickelt immer mittwochs. „Früher hatte noch nicht jeder ein Auto. Wir sind immer zu Fuß durchs Kiental hinauf“, erzählt Stumbaum. Als die Ersten ein Auto hatten, habe man noch dort parken können, wo heute die Skulpturen stehen. Und die Mass Bier habe 1,20 Mark gekostet. Das Eckerl, das die Herrschinger sich damals ausgesucht hatten, das gibt es nicht mehr. Genau dort, so Stumbaum, gehen heute die Stufen zur Brot zeittheke hoch. „Früher fand der Verkauf außerhalb in einem An bau statt.“

Zu diesem Anlass ließ sich Elisabeth Plabst gerne entführen oder besser „verziehen“. Das in Bayern übliche Brautverziehen endete für sie nämlich zur Hochzeit im Oktober 1999 im Bräustüberl in Andechs.

Damals wurde ihr gesagt, dass es so etwas im Gewölbe noch nicht gegeben hatte. Weil’s ein Montag war, sei es auch kein Problem gewesen. Immerhin hatten die Plabsts 150 Gäste. Auf dem Bild ist die Steinebacherin mit ihrem frisch angetrauten Josef zu sehen und mit Anton Speer (r.) als Hochzeitslader. Dieser ist im Landkreis Garmisch-Partenkirchen heute besser be kannt als amtierender Landrat. Deshalb hat auch dieses Foto einen Seltenheitswert und lässt besondere Erinnerungen wach werden.

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Das Klosterdorf Erling und das Bräustüberl auf dem Heiligen Berg sind für Heinz Pelz untrennbar miteinander verbunden. Der Westfale war 1953 das erste Mal in Andechs, als er mit einem Freund dessen Schwestern besuchte, die damals nach dem Krieg zur Erholung nach Erling

Ein Prosit auf den Bräustüberl-Wirt

Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre hieß der BräustüberlWirt Karl Schott (vorne Mitte). Wie schon 1970 auf den 50., stießen auch auf Schotts 60. Geburtstag im Februar 1980 nicht nur alle Mitarbeiter im Bräustüberl an, sondern auch P. Daniel Gerritzen, der die Wirtschaftsbetriebe des Klosters auf Kurs gebracht hat. Hermann Grötsch (73), 40 Jahre Brauer in Andechs, erinnert sich noch an die Namen (v.l.): Sepp Wittmann, Jakob Brehm, Walter Springfeld, Gerd Schweiger, Franz Kellermair, Ante Stanic, Ivan Schatruc, Franz Schermer, Hans Ketterl und Josef Brunner.

Elsa Plötz aus Erling hat viele Erinnerungen an das Bräustüberl, ihr Schwiegervater Felix (im Bild oben, links) hatte dort in den 1960er, 1970er Jahren als Schankkellner gearbeitet. Ein Kenner, der auch noch im Ruhestand hinter die Kulissen blicken konnte. So ließ sich der Erlinger von seinem Sohn Detlef zwei mal die Woche auf den Heiligen Berg hinauf bis vors Bräustüberl chauffieren Abt Odilo hatte es erlaubt. Im Bräustüberl durfte er am Mitarbeitertisch Platz nehmen und blieb so auch weiter auf dem Laufenden. Abends holten ihn Sohn oder Schwiegertoch ter wieder ab. Das Bild links stammt von Felix Plötz, der auch als Rentner gern den alten Kollegen wie dem „Stops“ zuschaute. 1982 wurde das Bier noch aus dem Holzfass gezapft.

Das Fenster zum Kiosk

Die Brotzeitausgabe ist vielen noch heute als „Kiosk“ ein Begriff, denn so hieß die Ausgabe zu Beginn – damals noch gegenüber der Schenke in einem Anbau. Das ließ sich auch Steffi Leibold erzählen, deren Oma Franziska (auf dem Bild mit Anton Konoday) ab März 1955 dort arbeitete und hier ihren Mann, den Bierfahrer Michael Albrecht, kennenlernte. Die Oma starb 1992, Michael Albrecht wird sich über dieses Erinnerungsfoto noch freuen; er ist heute 92 Jahre alt. Das große Holzfenster erinnert bis heute an den alten Kiosk.

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In den 1950er Jahren hatte die Arbeitswoche noch 48 Stunden. Umso mehr freuten sich Burschen wie der damals knapp 20 Jahre alte Rudolf Pfänder auf die Sonntage. Dann ging es nach Andechs ins Bräustüberl. „Entweder sind wir marschiert oder wir sind mit dem Mo torrad gefahren“, erinnert sich der heute 86-Jährige. Damals habe man sich noch rausgeputzt mit Hemd und Krawatte. Sein Sohn Michael habe ihn jetzt an Fotos aus dieser Zeit erinnert. Und als Pfänder danach suchte, fiel ihm just eines in die Hand, das vor 67 Jahren, am 13. März 1955, aufgenommen wurde.

Bis heute hängt an der Wand, wo sich Pfänder mit seinen Freunden am Stammtisch traf, ein Schild mit der Aufschrift „Singen und Lärmen nicht erlaubt!“ „Wir haben es nicht beachtet“, sagt der Machtlfinger lachend. Von den neun Burschen auf dem Bild seien fünf schon tot, erzählt Pfänder. Und ins Bräustüberl gehen die anderen schon lange nicht mehr, „man trifft sich im Dorf“. Am Sonntag, den 13. März 2022 haben sie eine Ausnahme gemacht, denn 67 Jahre nach dieser Aufnahme wollen sich die Burschen von einst oben auf dem Heiligen Berg treffen und Erinnerungen wach werden lassen.

Das Bräustüberl-Team und seine Chefs Karl Schott (oben 4.v.l.) war es, der das Bräustüberl seit der Wiedereröffnung nach dem Krieg führte, seit dem 19. März 1952. Mehr als 30 Jahre war er Wirt auf dem Heiligen Berg und feierte dort mit den Mitarbeitern seine runden Geburtstage – auf diesem Bild vom Februar 1970 seinen 50. Immer dabei P. Daniel Gerritzen (Cellerar 1968-1986; Prior 1976-1982) und auch die Damen vom „Kiosk“. Mechthild Schermer stellte uns dieses Foto zur Verfügung.

Schankkellner in Reih und Glied Brigitte Nitsche hat gesucht und ein schönes Erinnerungsfoto von ihrem Mann und anderen Schankkellnern gefunden, die An fang bis Mitte der 1990er Jahre hinter der Theke im Bräustüberl standen (v.l.): Sale Özoy, Hans Nitsche, Ante Stanic, Franz Schermer, Luca Gaura und Franz Kellermair. Brigitte Nitsche selbst arbeitete damals am „Kiosk“.

Andechser Gefühl in die Wiege gelegt – Karl Strauß ist Erlinger durch und durch. Dem 69-Jährigen wurde das Andechser Gefühl kaum ein halbes Jahr alt – im August 1953 von seinen Eltern auf der Bräustüberl-Terrasse quasi schon mit der Muttermilch ver abreicht. Als Vorsitzender des Heimatvereins Erling-Andechs ist Strauß zudem mit der Geschichte des Heiligen Berges sehr gut vertraut.

Das erste Mal war Maria Gabriele Buchwald, die ihre Freunde Elli nennen, vor 70 Jahren im Bräustüberl vom Kloster Andechs. In Meringen geboren, pilgerte sie zu Fuß 47 Kilometer und hinauf auf den Heiligen Berg. „Mit den Älteren durften wir dann auch ins Bräustüberl. Das war ganz was Besonderes. Jedes Jahr war ich einmal auf dem Heiligen Berg“, erzählt Elli Buchwald. Längst ist ihr Seefeld zur Heimat geworden, und der Weg von Oberalting ist auch nicht mehr so weit. Wie es Brauch war, kehrte man damals nach der Kirche im Bräustüberl ein, Freundschaften entwickelten sich. Frauen durften mittlerweile auch mal alleine ausgehen – so fanden sich die Freundinnen Inge, Renate, Gerti, Zenta, Loni und Elli zum Hausfrauenstammtisch in Andechs zusammen, fast jeden Dienstag um 17 Uhr. Bald waren sie bekannt: „Aha, der Weiber stammtisch.“ Sie brachten die erste selbst genähte Rautentischde cke mit. „Die wollte uns ein Amerikaner unbedingt zu einem hohen DM-Preis abkaufen“, erinnert sich Elli Buchwald und lacht. Die Decke hat sie noch und dazu passend einen weiß-blauen Rauten pullover. Geburtstage haben die Freundinnen auch im Bräustüberl gefeiert. „Jede von uns. Die ganzen Jahre. Da ging es hoch her ... bis Corona kam. Das waren immer so schöne Stunden, man vergaß manchen Kummer. Wir müssen so dankbar sein, Andechs und das Bräustüberl vor der Haustüre zu haben (...).“

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www.andechs.de 020 Anz. Bergecho 19x24_neu.qxd 13.04.2006 15:24 Uhr Seite 1 49 BERGECHO · 2021/2022

Bayerisch –schwäbisch

köstlich

Die Megesheimer Traditionswirtschaft mit Andechser Klosterbieren

Schwieriger Start im März 2020

Für die Vereine in Megesheim spielt das Tra ditionsgasthaus als Treffpunkt oder Veran staltungsort schon von jeher eine besonders wichtige Rolle, vor allem wegen des großen Veranstaltungssaales. Die Ge-schichte des Hauses, frü her eine „Bauernwirtschaft“, reicht bis Ende des 19. Jahrhunderts zur ück. Nach großem Umbau, Renovierung und Erweiterungen um 1990 lief das Geschäft mit Tagesessen, Familien- und Firmenfeier lichkeiten, Partyservice sehr gut, bis es das Ehepaar Trollmann vor drei Jahren ruhiger angehen wollte.

Nur ein paar Autominuten östlich von Öttingen im bayerischen Schwaben liegt in Megesheim ein Gasthaus, von dem manch einer wohl am liebsten nur hinter vorgehaltener Hand spricht, damit der Geheim-Tipp auch Geheim-Tipp bleibt. Die Rede ist vom Gasthaus „Zum Hirsch“, das Benjamin Raddatz und sein Team seit zwei Jahren wieder mit Leben gefüllt haben. Und mehr als das.

Benjamin Raddatz, heute Pächter des Traditionsgasthauses „Zum Hirsch“, ist mit dem über 125 Jahre alten Gasthof, keine sechs Kilometer östlich von Öttingen im schwäbischen Landkreis Donau-Ries, eng verbunden. Raddatz und der Hirsch haben eine gemeinsame Geschichte: „Ich habe schon als Koch hier gearbeitet, kenne den Eigentümer schon sehr lange. Wir verstehen uns. Er arbeitet jetzt sogar wieder bei mir in der Küche mit. Eigentlich haben wir nur getauscht“, meint er und lacht.

„Eigentlich gab es keinen ungünstigeren Zeitpunkt, um ein Wirthaus zu überneh men, als den März 2020“, meint Benjamin Raddatz. Seine Vorgänger, die Besitzer des Gasthofes, Carmen und Martin Trollmann, wollten den Gasthof mit einem neuen Pächter aber weiter offenhalten. Der gelernte Koch Benjamin Raddatz brachte gut 15 Jahre Erfahrung mit und war in der Region als Koch gastronomisch schon länger unterwegs. Statt einem Auftakt nach Maß kam Corona, aber Raddatz und Trollmann entschieden sich, mit „Essen to go“ zu star ten. Der Service mit Speisen zum Abholen am Samstag, Sonntag und Dienstag entwi ckelte sich gut und schließlich konnten sie auch wieder Gäste im Haus begrüßen.

Bodenständige und ehrliche Gastronomie mit Charme „Gutbürgerlich und dennoch mit viel Stil“, so könnte man das gastronomische Kon zept beschreiben, das Benjamin Raddatz und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbei ter nun seit über zweieinhalb Jahren unter nicht einfachen Bedingungen mit Leben füllen. Erstklassige deutsche Küche mit ausgewählten Zutaten und Weinen und Bieren aus der Region ist das, womit sie ihre Gäste verwöhnen.

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Freunden bayerisch-fränkischer Küche wird beim Blick auf die Speisekarte das Herz aufgehen. Wer sich also nach echtem Schäufele sehnt, wer Lust auf deftig hat, ist hier genau richtig. Selbstverständlich sind auch hausgemachte Lieblings-Schmankerl wie ofenfrischer Schweinebraten, schwäbischer Rostbraten mit Kässpatzen oder goldbraun gebackene Schnitzel zu finden. Ein Blick auf die tagesaktuelle Karte lohnt immer. Dort finden sich dann dienstags auch Spezialitäten wie echte „saure Kutteln“, ein Innereien-Gericht der schwäbischen Küche, die im Hirsch direkt vom Küchenchef selbst gekocht werden und weit über die Landesgrenzen bekannt sind. „Dafür brau chen wir keine Werbung zu machen. Das hat sich herumgesprochen“, meint Benja min Raddatz nicht ohne Stolz.

Feiern im Hirsch –ein unvergesslicher Moment Einerlei ob Hochzeit, Jubiläum, Geburts tag, Firmen- oder Weihnachtsfeier. Beson dere Tage macht das Team um Benjamin Raddatz unvergessen. Angebote gibt es nicht von der Stange. Er legt großen Wert auf die persönliche Beratung seiner Gäste. Seine Palette an Möglichkeiten ist groß: „Ob Fünf-Gang Menü oder Buffet, mit Fotograf oder ohne, Livemusik oder DJ. Wir sorgen in allen Bereichen dafür, das der besondere Tag für unsere Gäste perfekt wird.“

Einhelliges Lob der Gäste „Man muss nicht viel um den heißen Brei reden“, meint auf Facebook Michael Haußer. „Alles in allem ist das ein hervor ragendes Gasthaus, egal ob man drinnen im wirklich tollen Gastraum sitzt oder draußen im Biergarten. (…) Das Personal ist wirklich aufmerksam, aber nicht auf dringlich, schnell und herzlich nett! Beson ders empfehlenswert ist der Haxen-Freitag!

Für Radler liegt das Gasthaus zum Hirsch besonders günstig: Radl abstellen, einkehren und genießen.

Selten so eine gute Schweinshaxe gegessen, gewaltige Knödel und ein äußerst leckeres Bayerisch Kraut, nicht zu vergessen eine fachmännisch extrem gut zubereitete Soße, zum Niederknien!“ Und Petra Quaiser ergänzt auf derselben Plattform: „Wech selnde Speisekarte, ein sehr gutes Tagesge richt, ausgefallene Spezialitäten, schmack hafte, gutbürgerliche und deftige Speisen, grandiose Fisch- und Wild-Gerichte. Es gibt alles, was das Herz begehrt. Dazu (…) freundlicher Service, keine langen Warte zeiten und ein Preis-Leistungsverhältnis, das sich sehen lassen kann.“

Montag bis Dienstag 11.00-14.00 und 17.00-00.00 Uhr Mittwoch geschlossen Donnerstag 11.00-14.00 Freitag bis Sonntag 11.00-14.00 und 17.00-00.00 Uhr

Klosterbiere

vom Heiligen Berg Bayerns

Den Kontakt zur Klosterbrauerei Andechs stellten einige Bekannte aus Nördlingen her. Schnell kam man dann zusammen. Heute schenkt das „Gasthaus zum Hirsch“ das Andechser Hell, das Weißbier Hell und das Export Dunkel aus. „Zu besonderen Anlässen in der Saison haben wir auch immer einmal wieder den Bergbock oder den Weizenbock im Angebot. Da ist Konrad Muck, unser Ansprechpartner im Vertrieb der Brauerei, immer zur Stelle“, meint Benjamin Raddatz zufrieden.

Gasthaus Zum Hirsch

Hauptstraße 16, 86750 Megesheim

Tel: 0 90 82/905 33 oder 01 51/14 13 21 09 zumhirschmegesheim@gmail.com https://gasthaus-zum-hirschmegesheim.eatbu.com www.facebook.com/ Gasthauszumhirschmegesheim

öffnungszeiten kontakt
BERGECHO · 2021/2022

Eine Wirtschaft –ein Lebensgefühl

30 Jahre „Zum Wilden Mann“ in Lörrach

Im Juli 2022 feierte das Gasthaus „Zum Wilden Mann“ mit seinem Wirt Hanspeter Gerber 30- jähriges Jubiläum, ganz groß mit Bands und DJ. Was 1992 begann, hat mit einem ganz eigenen Charme bis heute Bestand. Der „Wilde“, wie ihn die Stammgäste bis heute liebevoll nennen, ist im Herzen der Altstadt von Lörrach zu einer Institution geworden, die weit über die Gastronomie hinausreicht.

Nein im „Wilden“ gibt es keine wil den Männer. Auch Hanspeter Gerber und seine Mitarbeiterin nen und Mitarbeiter gehören nicht zu ihnen. Aber so wie der mythische „Wilde Mann“ naturverbunden ist, so sind Hanspeter Gerber und sein Team verwurzelt in der Region. Den Charme des historischen Gemäuers haben Sie in den letzten 30 Jah ren immer wieder dankbar aufgenommen und weiterentwickelt. In dieser besonderen Atmosphäre verwöhnt Hanspeter Gerber seine Gäste mit einfachen, aber feinen Spei sen und ausgesuchten Weinen und Bieren. Seit 2006 sind darunter auch das Export Dunkel, das Weißbier Hell und das alkohol freie Weißbier unserer Klosterbrauerei.

Verbundenheit mit der Region

Das Gasthaus Zum Wilden Mann liegt direkt am alten Markplatz in Lörrach und ist nicht nur wegen seiner zentralen Lage zu einem lebendigen Treffpunkt geworden. Schon als es das Wort „Eventkultur“ noch nicht gab, „lebten“ es Wirt und Team. Als eine der ersten sorgten sie dafür, dass man die Spiele der Fußball-Welt- und Europa meisterschaften gemeinsam auf einer gro ßen Leinwand sehen konnte. Später hieß das dann „Public Viewing“. Noch heute ist der „Wilde“ der Treffpunkt an Weihnach ten und Silvester, wo „Lörrach-Heimkehrer“ und „Daheimgebliebene“ ihr Wiedersehen feiern, auf frohe Festtage und ein gutes neues Jahr anstoßen. So ist das Gasthaus weit mehr als ein Aushänge-Schild für den Alten Markt, sondern darüber hinaus für ganz Lörrach und die Region.

Jahren ein eingespieltes Team: der stellvertretende Geschäftsführer Martin Hacker (Mitte); Christine Winzer, Chefin des Service (links) und Hena Comic, Mit arbeiterin im Service (rechts).

Der Charme hat Geschichte Viele Ecken und Enden des heute denkmal geschützten Gasthauses wie zum Beispiel die Boulevard-Terrasse, der Innenhof oder die Bar laden zum Verweilen ein. Der Charme hat Geschichte: Bereits 1682 ist das Gasthaus „Zum Wilden Mann“ als seiner

Seit
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Hanspeter Gerber mit einem Teil seines Teams hinter der Wilden-Mann-Theke

zeit dritter Gastronomiebetrieb in Lörrach belegt. Berühmte Gäste hatte das Gasthaus schon immer, wohl nicht nur Johann Peter Hebel. Der deutsche Schriftsteller, evangelische Geistliche und Lehrer ist durch seinen Mundart-Gedichtband „Allemannische Gedichte“ bekannt geworden und gilt als Pionier der aleman nischen Mundartliteratur. Vielleicht hat er sich auch im Gasthaus „Zum Wilden Mann“ inspirieren lassen.

Wenn Küche, Bar und Keller den Funken überspringen lassen. Ob Frühstück, Mittagessen, die berühmte Kleinigkeit zwischendurch oder ein ein faches Abendessen. Für all das hat der „Wilde“ etwas zu bieten. Zwar fehlt eine Speisekarte, aber von marktfrischen Mit tagsgerichten bis hin zum abendlichen Flammkuchen, finden die Gäste mit jeder Art von Hunger das Richtige.

Neben vorzüglichem Kaffee hat der Wilde Mann in seinem Weinkeller eine stattliche Auswahl an offenen Weinen aus

der Region, aber auch aus Italien. Wer beim Wilden Mann einen guten Tropfen gefunden hat, kann ihn auch direkt bestel len. Der Weinkeller bietet darüber hinaus noch mehr: hier lagern ausgesuchte Weine aus dem Markgräflerland, Südtirol, dem Piemont und der Toskana. Allesamt von kleinen Winzern und Weingütern, für die traditioneller Weinbau noch ein Qualitäts siegel ist und die Hanspeter Gerber persön lich kennt. So hat er auch immer wieder eine überraschende Wein-Empfehlung zur Hand.

An guten Spirituosen fehlt es ebenso wenig – allen voran die charakterstarken Kern- und Steinobstbrände aus der Region. Aber natürlich findet der Italien-Fan auch verschiedene Sorten Grappe.

Lebensgefühl im Herzen von Lörrach Dieses besondere Lebensgefühl im Herzen von Lörrach ist bis heute lebendig. Dafür steht Hanspeter Gerber ein engagiertes Team aus jungen und auch langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in

Küche, Service und Organisation zur Seite.

In den 30 Jahren sind viele gekommen und gegangen, aber auch geblieben. Nicht ohne Grund ist der „Wilde“ bei jungen Leute ein beliebter Arbeitgeber. Getragen wird dieses besondere Gasthaus aber von vielen Stammgästen, die auch über die Pandemie hinweg die Treue gehalten haben und hal ten.

Gasthaus Zum Wilden Mann

Basler Strasse 172 79539 Lörrach Tel. 0 76 21/37 39 info@zum-wilden-mann.com www.zum-wilden-mann.com

Öffnungszeiten:

täglich von 8.30 bis 24.00 Uhr Freitag/Samstag von 8.30 bis 1.00 Uhr Sonntag von 15.00 bis 23.00 Uhr

53 GASTLICHKEIT BERGECHO · 2022/2023
kontakt

20 Jahre Symposium Kunst und Bier

Das Symposium „Kunst und Bier 2022“ war ein voller Erfolg. Vom 17. bis 24. August konnten Besucher täglich den Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen. In dieser Zeit realisierten Gabriele Köbler aus Haßloch, Markéta Váradiová aus Želenice in Tschechien und Tim Weigelt aus Jena ihre Entwürfe auf der Skulpturenwiese unterhalb des Bräustüberls.

Hubert Huber, der Leiter des Sym posiums, ist rundherum zufrieden. „Ich habe sehr schöne und inten sive Tage mit der Künstlergruppe erleben dürfen. Andechs ist für uns Künstler wirk lich ein Geschenk. Viele Gespräche –gerade auch am Abend nach getaner Arbeit – mit Abt Johannes, P. Anno und P. Valen tin haben bei uns einen bleibenden Ein druck hinterlassen. Und auch die vielen Besucherinnen und Besucher, die bis aus der Pfalz zu uns kamen, haben uns bestärkt, dieses Symposium weiterzuführen.“

Gabriele Köbler und die „Bierkönigin“ Mit der „Bierkönigin“ hat Gabriele Köbler eine beeindruckende Portrait-Büste in Form einer Feinbetonplastik geschaffen. Die Bierkönigin trägt ein traditionelles Dirndl- Oberteil. Die Haare sind hochge steckt und ihr Diadem besteht aus Hopfen blüten und -blättern sowie Gerstenkorn. Die Figur ist mit ihrer farbigen Gestaltung

ein echter Blickfang auf der SkulpturenWiese. Der Sockel greift seinerseits noch einmal Elemente des Haarschmucks auf.

Gabriele Köbler hat das nicht ganz all tägliche Verfahren so erklärt: „Ich model liere die Büste innerhalb von ca. drei Tagen zunächst komplett in Ton, um davon vor Ort eine zweiteilige Gipsform anzufertigen. Diese wird bereits nach einer Stunde hart genug, um sie dem Modell zu entneh

men. Noch feucht und von den Tonresten befreit, wird sie von innen beschichtet mit der Feinbetonmasse. Die Formteile werden dann zusammengefügt, die feine Beton mischung härtet über Nacht und schon am Tag drauf wird die Gipsform zerschla gen. Die so entstandene Betonplastik wird nach einigen Feinarbeiten geschliffen und lasierend bemalt. Anschließend auf einem wetterfesten Sockel montiert.“

54 BERGECHO · 2022/2023 PANORAMA

Markéta Váradiová und der „Schaum“ „Was ist ein Bier ohne eine gute Schaum krone?“ Eine Antwort auf diese oft gestellte Frage hat die tschechische Künstlerin Mar kéta Váradiová auf ihre ganz eigene und unübersehbare Weise gegeben: mit einer großen, über einen Meter hohen abstrakten Holzplastik. Aus Eiche gearbeitet und etwa einen halben Meter stark, trägt sie den Titel „Schaum“.

Markéta Váradiová ist seit Anfang der 2000er Jahre mit ihren Arbeiten auf vielen Symposien und Ausstellungen präsent, nicht nur in Tschechien, sondern auch in Estland, Rumänien, Österreich, Kroatien, der Schweiz, Bulgarien, Italien und sogar in Kanada.

Ihre Plastik beschreibt sie in einer besonderen Prosa: „So wie sich die goldene Flüssigkeit des Bieres mit der Luft verbin det, um eine reichhaltige und flauschige Schaumkrone zu bilden, lasse ich die Luft in die Holzmasse eindringen, damit sie atmen kann. Die Luftblasen beleben das Holz, schaffen eine visuell und haptisch ansprechende Textur auf seiner Oberflä che, fließen ineinander und verbinden den äußeren und inneren Raum. Das Immate rielle wird materiell und umgekehrt.“

Tim Weigelt und der „Zapfhahn“

Der seit über 15 Jahren als freischaffender Holzbildhauer tätige Tim Weigelt hat mit seiner rund 180 cm großen Holzplastik „Zapfhahn“ nicht nur Wortwitz gezeigt, sondern auch sein erstaunliches handwerk lich-künstlerisches Können.

Zwar kommt Tim Weigelt bei der Beschreibung des „Zapfhahnes“ bewusst zurückhaltend und technisch daher. Aber das allein macht schon neugierig und Lust darauf, den „Zapfhahn“ in seiner vollen Größe zu betrachten: „Mein Hahn ist aus einem senkrechten und einem waa gerechten Stamm zusammengefügt. Die Schwanzfedern sind ebenfalls, aus Bohlen geschnitten, angefügt. Diese Verbindungen sind formschlüssig erfolgt und daher an der fertigen Plastik kaum sichtbar.“

In den letzten Jahren waren seine aus drucksstarken Arbeiten auf vielen natio nalen und internationalen Bildhauersym posien zu sehen, darunter in Zinnowitz, Hohenfelden, Görlitz, Kriebstein, im Ost seebad Prerow, in Reinbek bei Hamburg und Steinach.

Viele Unterstützer

Das Symposium „Kunst und Bier“ wird unterstützt von der Gemeinde Andechs, dem Landkreis Starnberg, dem Bezirk Oberbayern, der Forstverwaltung Graf zu Toerring-Jettenbach, Zerhoch Transporte und der Klosterbrauerei Andechs.

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20 Jahre Symposium

Den Wettbewerb für Künstlerinnen und Künstler gibt es seit 2002. Initiiert hatte ihn seinerzeit die Georg-Zent graf-Stiftung. Georg Zentgraf, der heuer zusammen mit seiner Frau seinen 90. Geburtstag begehen konnte, war es immer ein großes Anliegen, Braukunst und bildende Kunst zusam menzubringen. Eingeladen werden zum Symposium Künstler, die sich am öffentlichen Wettbewerb beteiligen und von der Jury ausgewählt werden. Die Gewinner werden nach Andechs eingeladen und fertigen auf der Wiese unterhalb des Klosters ihre Kunstwerke. Die entstandenen Kunstwerke sind Eigentum der Künstler. Diese stellen die Kunstwerke für einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren für die Aus stellung im Kloster- und Gemeindege biet zur Verfügung. Seit vielen Jahren veranstalten die Künstler an einem Tag ein Ferienprogramm mit Kindern im Alter zwischen 7 und 11 Jahren. Die Besucherinnen und Besucher können dann im August den Künstlern bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen und die Entstehung der Kunstwerke ver folgen.

55 BERGECHO · 2022/2023 PANORAMA

Ich muss da wieder hin

Eine Liebeserklärung an den Pilger- und Sehnsuchtsort Andechs

Nicht alle, aber sehr viele Wege führen nach Andechs. Aus allen Himmelsrichtungen und in allen Jahres zeiten kann man zum „Heiligen Berg“ des Fünfseenlands hinaufziehen – auf breiten Straßen, versteck ten Pfaden und ausgeschilderten Wanderwegen; vom Ammersee steil hinauf, vom Starnberger See her über oder von viel weiter her. Ebenso vielfältig sind auch die Gefühlslagen, die einen manchmal auf den letzten Schritten zur Wallfahrtskirche begleiten: triumphal oder demütig, euphorisch oder abgekämpft, neugierig oder in Gedanken versunken, dankbar oder zweifelnd.

Wer Andechs kennt und schon ausgiebig auf dieser Klaviatur der Emotionen gespielt hat, weiß: Das ist nicht nur ein Ausflugsziel, das ist nicht nur ein Kloster, und – auch diesem Irrglauben sei hier widersprochen –das ist nicht nur ein Bräustüberl. Andechs ist ein ganzer kleiner Kosmos; ein Ort, der über sich selbst hinaus ausgreift, ausstrahlt. Wirklich zu verstehen ist das wohl nur, wenn man sich behutsam „eigenfüßig“ annähert und hinwandert, anstatt zu fah ren. Dann kann die Seele Schritt halten, und schon unterwegs eröffnen sich so man che Geheimnisse und Schönheiten – oft sind es wichtigere als am Ende der Tour!

Eine bayerisch-barocke Symphonie der Sinne

Dazu kommt, dass der weithin bekannte Hügel mit dem Benediktinerkloster für sich genommen auch ein Ort der ent täuschten Erwartungen sein kann. Schon

manch ein suchender, sensibler Geist ging dort oben im internationalen Biergarten trubel eines Feiertags-Massenansturms unter, und nicht wenige fühlen sich von der bayerisch-barocken Symphonie aus Rokoko-Stuck, Marienfrömmigkeit, Bock bier und riesigen Schweinshaxen überfor dert. Daher sei Neulingen neben dem Rat zu wandern ein Zweites mit auf den Weg gegeben: Vielleicht ist es gut, den Gang nach Andechs lieber doch nicht mit allzu hehren Vorstellungen und vergeistigter Attitüde anzutreten, sondern zunächst ein mal tatsächlich nur ein Ausflugsziel, ein Kloster, ein Bräustüberl zu erwarten. Insge heim darf man ja offen sein für mehr...

Andechs – ein Gesamtkunstwerk Trotzdem: Andechs ist ein Gesamtkunst werk. Ein Panoptikum der Lebensfreude. Ein ganzheitliches Kaleidoskop körper licher und geistiger, kulinarischer und spi ritueller Momente. Aber eines, das immer

nur Ausschnitte von sich preisgibt. Bei jedem Besuch fügt man seinem inneren Bild wieder zwei, drei Mosaiksteinchen hinzu, schreibt seine persönliche Pilger landkarte ein Stück fort, webt eine weitere Linie ins bayerische Oberland und hält neue Erinnerungen fest. Man kommt dabei immer wieder ans Ziel, aber nie an ein Ende. Und bricht immer wieder gern auf...

Ein Familien-Abenteuer

Zum Beispiel mit meiner Frau und mei ner Tochter, die im zarten Alter von neun Monaten im Kinderwagen mitfuhr. Es war mein erstes Andechs-Abenteuer. Nicht im Ausflüglerpulk auf kürzester Route, son dern auf selbst gewählten stillen Wegen durchs offene Land ziehen – so lautete die Devise. Von Tutzing aus schob ich den Kinderwagen hinauf zum Aussichts punkt der Ilkahöhe, wo wir über den herrlichen Blick zum Starnberger See und ins Karwendelgebirge staunten. Danach

lagen keine touristischen Sehenswürdig keiten mehr vor uns, aber noch viele Kilometer Wegstrecke. Das ist Wandern: kein Springen von Punkt zu Punkt, worin ja unsere ganze motorisierte Mobilität besteht, sondern die Erfahrung (oder besser „Ergehung“) des ganzen, echten, oft zähen Zwischenraums. Wir kamen ans Ziel und feierten im Klosterbräustüberl mit inniger Freude diese außergewöhnliche Familien unternehmung – ganz im Einklang mit dem dort an der Wand hängenden Schild, auf dem steht: „Singen und Lärmen nicht gestattet“. Gemütliche Genießer sind hier willkommen, keine Schreihälse. Bei Dun kelheit tauchten wir dann ins Kiental ab und wanderten nach Herrsching hinaus, ein großer Tag ging zu Ende.

Mit derselben Tochter, nur zehn Jahre später, erkundete ich an einem Apriltag geheime Wurzelpfade – einen von Herr sching nach Andechs hinauf, einen ande ren auf dem Rückweg. Wir unterhielten uns beim Gehen ohne Pause, sangen Lieder, tanzten Hand in Hand durch den Wald. Warum nur ist das Leben nicht immer so einfach und so schön?

Die Winterwanderung

Etwas fordernder geht es zur Sache, wenn ich immer wieder im Winterhalbjahr mit einem guten Freund von weit her dem Heiligen Berg entgegenziehe. Nicht selten gehen wir noch bei Dunkelheit los und enden auch wieder in der Dunkelheit. So wie an jenem eisigen November-Tag, als wir in München frühmorgens an der Isar starteten und uns Stunde um Stunde nach Süden vorarbeiteten: zuerst durch die Stadt,

dann durch die endlosen verschneiten Waldgebiete des Forstenrieder Parks. In Starnberg wollten wir an der Seeprome nade rasten, brachen aber nach wenigen Minuten wieder auf, weil es uns so fröstelte.

Und es war noch weit: Durch die Mai singer Schlucht ging es mit den einzigen Sonnenstrahlen des Tages zum Maisinger See, in den Wäldern hinter Aschering wur den die Beine schwer, und auf den letzten Kilometern zeigte der Winter mit seiner alles durchdringenden Kälte noch einmal seine Zähne. Dann endlich, gerade noch aus dem abendlichen Nebel ragend, der Turm der Wallfahrtskirche – eine Land marke, ein Fixpunkt, ein Lebenszeichen! Wie immer folgte eine dankbare Einkehr erst hier, dann dort: in stiller Andacht ganz ohne andere Besucher in der Kirche, her nach die wohltuende Stärkung im Bräu stüberl, wo wir beim Gedanken an den morgendlichen Aufbruch in der fernen Stadt grinsend den Kopf schüttelten und uns noch zwei Mass Winterbier holten.

Ausschauhalten und Sich-Verorten unter weitem Himmel

Ein andermal wollten wir wieder eine win terliche November-Wanderung machen, doch es blies warmer Föhn von den Bergen. Die zwei heiligen Berge Hohenpeißenberg und Andechs verbanden wir an diesem Tag zu Fuß, und das bedeutete viel Auf und Ab. Von der Gipfelkuppe des Hohen peißenbergs, den wir in morgendlicher Stille erlebten, sahen wir aus 23 Kilometer Entfernung schon das Weiß des Andechser Kirchturms aus dem dunklen Tann her überleuchten. Es sind immer wieder auch

diese sphärischen Blicke, diese Sichtachsen über ganze Landschaften hinweg, es ist dieses Ausschauhalten und Sich-Verorten unter einem weiten Himmel, was den Reiz des Wanderns ausmacht. Das Ziel ist schon sichtbar, man könnte in wenigen Minuten hinfliegen … aber man krebst in schier unfassbarer Langsamkeit, gehend näm lich, auf Umwegen voran und ist dabei zu Geduld, Demut und zum ausführlichen Nachdenken verdammt.

Tief hinab ins Ammertal, jenseits wie der steil bergauf zum Hochufer dieser vom Gletscher ausgeschürften Riesenmulde, dann näherten wir uns durch wunder schöne, aber nicht enden wollende Buchen wälder dem ersehnten Ziel. Bis zuletzt wird einem nichts geschenkt, noch einmal jäh hinab und auf vielen Treppen zur Wall fahrtskirche hinauf – da heißt es lächelnd, schnaufend, schwitzend alle seine Sünden abbüßen!

Im Herbst, im Frühling, im Sommer: unzählige Erinnerungsperlen

Im goldenen Licht eines warmen Som merabends bin ich mit meiner Frau der unsichtbaren Linie des Jakobswegs nach Andechs gefolgt, westwärts, der Ferne ent gegen. An einem herrlichen Herbsttag sind wir im Blättergeraschel mit den Kindern hinaufspaziert – und nach der Brotzeit bei Dunkelheit mit Stirnlampe zurück, was für ein Abenteuer für die Kleinen! Mit mei nem Vater ging ich im hellen Vorfrühling hin, als die Bäume noch kahl waren. –Unzählige Erinnerungsperlen leuchten beim Wort „Andechs“ in mir auf, biografi sche Momente, gelebte Tage.

57 BERGECHO · 2022/2023 PANORAMA

Die schwierigste

Gang nach

Andechs: neun Stunden und allein Einmal bin ich auch allein hingewandert, es war mein weitester und schwierigster Gang. Denn ich hatte zwar nur einen klei nen Rucksack, aber auch ein paar unsicht bare Lasten und Sorgen dabei. Dieser Bittgang führte mich von meiner Haustür in Dachau geradlinig bis nach Andechs, während linker Hand die Millionenstadt in Schrittgeschwindigkeit vorbeiglitt. Auf die sem Weg war nicht viel Genuss, nicht viel Idylle, und das Bräustüberl habe ich dies mal bewusst nur von außen gesehen. Aber als ich nach neun Stunden Marsch vor der Wallfahrtskirche stand, wusste ich: Es war gut. Ich ging hinein, setzte mich, betrach tete lächelnd das Gnadenbild der Gottes mutter und flüsterte: „Ich bin wieder da.“

JOACHIM BURGHARDT
58 BERGECHO · 2022/2023 PANORAMA
DER ARTIKEL WURDE ZUERST VERÖFFENTLICHT IN AUSGABE 20/2022 DER MÜNCHNER KIRCHENZEITUNG WWW.MK ONLINE.DE
59 BERGECHO · 2022/2023

Stark in der Region.

Eine Bank, bei der Sie nicht nur Kunde, sondern Mitglied werden und mit entscheiden können. Eine Bank, bei der es um den Menschen geht. Und um die Region, in der sie tätig ist. Kurz: eine Bank, die Verantwortung übernimmt und verantwortlich handelt. Ihre VR Bank.

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60 BERGECHO · 2022/2023

Workshop Führungskräfte

In diesem Jahr fand im Haus der Bayerischen Landwirtschaft in Herrsching wieder der internationale Workshop für Führungs kräfte der Landjugendarbeit statt Mittlerweile ist es eine kleine Tradition, dass die Teilnehmer einen Abend in Andechs verbringen. So begrüßte P. Valentin am 26. August 2022 die Gruppe zusammen mit den Organisatoren und Dolmetschern aus vielen Ländern der Welt vor der Wallfahrts kirche. Er gab ein paar Einblicke in die Geschichte des Heiligen Berges und in die Bedeutung des benediktinischen Lebens für die sen Ort. Im Bräustüberl wurden dann die gemeinsame Begegnung und die bayerische Lebensart gepflegt bei Schmankerl und Bier.

61 BERGECHO · 2022/2023 PANORAMA

Segen für Saison

Harley-Davidson-Segnung am Kloster Andechs

Nach zwei Jahren Corona-bedingter Pause konnten sich Robert Holy und seine Harley-Davidson-Biker endlich wieder im größeren Kreis physisch treffen, gemeinsam für eine sichere Saison beten und vor allem gemeinsam Motorrad fahren. Am Sonntag, 22. Mai 2022 empfing Abt Johannes Eckert über 140 Motorräder und weit mehr Teilnehmer am Fuß des Klosters Andechs für eine Segnung der Motorradsaison 2022.

Nach einem wie immer imposanten und störungsfreien Korso vom Autobahn-Parkplatz Pippinger Forst bis zum Kloster Andechs erreichten ca. 140 Harley-Davidson-Bikes aber auch Motorräder anderer Marken den Parkplatz zwischen der Metzgerei und dem Alten Pferdestall am Fuß des Heiligen Berges.

Diese Segnung hatte Robert Holy gemeinsam mit Abt Johannes Eckert im Jahr 2016 ins Leben gerufen. Inzwischen hat sich diese Segnung zu einer wichtigen Tradition der Harley-Davidson-Motorrad fahrer im Großraum München etabliert. „Wir wollten unsere Gemeinschaft stärken, Schutz für die bevorstehende Saison erbit ten, aber auch Biker und ihre Partner mit Familien und Freunden zusammenbrin gen“, so Robert Holy. „Mit Unterstützung von Abt Johannes, dem Kloster Sankt Bonifaz sowie Josef Eckl und seinem Bräustüberl-Team, aber auch der Auto bahnpolizei und dem Roten Kreuz konnten wir diesen Tag wieder einmal mühelos vor bereiten und durchführen.“

Nach der Segnung trafen sich die meisten der Teilnehmer wieder oben im Bräustüberl und vertieften sich in wichtige Biker-Gespräche zum Saisonbeginn bei Leberkäs, Schweinshaxn und alkoholfreiem Andechser Weißbier. Kurz nach Mittag löste sich alles wieder in Ruhe auf und viele kleine Gruppen nutzten gleich den schö nen Tag für eine gemütliche Tour durchs Alpenvorland.

Zusammen mit seinen Biker-Freunden freut sich Robert Holy schon riesig auf die nächste Harley-Davidson-Segnung am 7. Mai 2023.

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Andechser Brot

mit Biertreber aus der Klosterbrauerei Andechs

herb & deftig

63 BERGECHO · 2022/2023
64 BERGECHO · 2022/2023 PRESSE
Schongauer Nachrichten, 28. Mai 2022
65 BERGECHO · 2022/2023 PRESSE
Starnberger Merkur, 20. Juni 2022

Fürstenfeldbrucker Tagblatt, 24. Mai 2022

Aichacher Nachrichten, 4. Juni 2022
66 BERGECHO · 2022/2023 PRESSE

Der Bote für Nürnberg-Land, 2. Juli 2022

67 BERGECHO · 2022/2023 PRESSE
68 BERGECHO · 2022/2023 PRESSE
Fürstenfeldbrucker Tagblatt, 30. Mai 2022 Kreisbote Weilheim-Schongau, 1. Juni 2022
69 BERGECHO · 2022/2023 PRESSE
Starnberger Merkur 11. Oktober 2022
70 BERGECHO · 2022/2023 PRESSE
Neuhauser Anzeiger, 8. Dezember 2021

Wochenblatt Ludwighafen, 16. September 2022

V. I. S. D. P. Benediktinerabtei St. Bonifaz in München und Andechs KdöR P. Valentin Ziegler Bergstraße 2 82346 Andechs Telefon 08152 376-0 Fax 08152 376-267 www.andechs.de

REDAKTION Martin Glaab, Birgitta Klemenz

VERANTWORTLICH FÜR ANZEIGEN Martin Glaab

GESTALTUNG St. Michaelsbund

DRUCK Agentur Beckenbauer Weidmannstraße 5, 80997 München Gedruckt auf umweltfreundlichem Papier

Das nächste Andechser Bergecho erscheint voraussichtlich Ende 2023

BILDNACHWEIS

Titelbild: Joachim Burghardt.

Alle Fotos: Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs, außer ARGUM Falk Heller, Thomas Einberger (Seite 3, 32, 33); Burghardt, Joachim (Seite 56-58); Frinzel, Fabian (Seite 30); Gerber, Hanspeter (Seite 52); Goschala (Seite 39); Hauer, Matthias (Seite 26-27); Haus der Bayerischen Landwirtschaft (Seite 61); Heckl, Josef (Seite 50-51); Holy, Robert (Seite 62); Huber, Hubert (Seite 54-55); Jaksch, Andrea (Seite 44); Kiderle, Robert (Seite 2-3; 4-11); Kronenbitter, Max-Joseph (Seite 28-29); Osburg Verlag (Seite 31); Rötting, Martin (Seite 20-21); Rötting, Orinta (Seite 18-19); Ruda, Barbara (Seite 52); Schnabel Architekten GmbH (Seite 15-17); Thiel, Nila (Seite 35); Unterholzner, Philip (Seite 40-41).

Trotz intensiver Recherchen und großer Sorgfalt haben wir nicht alle Rechteinhaber der publizierten Aufnahmen ausfindig machen können. Wir bitten diese, sich bei Bedarf mit uns unter pr@andechs.de in Verbindung zu setzen, um auftretende Rechte-Fragen unkompliziert und einvernehmlich klären zu können.

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71 BERGECHO · 2022/2023 IMPRESSUM

Alle Fremden, die kommen, sollen aufgenommen werden wie Christus: denn er wird sagen: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ Allen erweise man die angemessene Ehre, besonders den Brüdern im Glauben und den Pilgern. (...) Vor allem bei der Aufnahme von Armen und Fremden zeige man Eifer und Sorge, denn besonders in ihnen wird Christus aufgenommen. Das Auftreten der Reichen verschafft sich ja von selbst Beachtung.

(Benediktsregel Kapitel 53)

Wenn Sie sich für das Andechser Bergecho erkenntlich zeigen möchten, freuen wir uns sehr über Ihre Unterstützung.

Kloster Andechs

IBAN: DE72 7025 0150 0438 9820 50

BIC: BYLADEM1KMS

Verwendungszweck: Bergecho

BERGECHO · 2022/2023
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