Andechser Bergecho 2-2019

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2. AUSGABE 2019

K I RCH E U N D K LO S T E R   Abschied von Frater Thomas und Frater Stefan B R AU E R E I   Eröffnung der neuen Flaschenfüllerei PANORAMA Mitarbeiterehrung


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EDITORIAL

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ei einem Taufgespräch erzählte mir vor kurzem eine junge Mutter folgende Begebenheit. Ihre kleine Nicht habe sie im Blick auf den wachsenden Bauch während der Schwangerschaft gefragt: „Tante Angela, muss man das Kind eigentlich immer dabei haben?“ Als ich die kleine Begebenheit hörte, musste ich schmunzeln. Sie erinnert mich an meine Noviziatszeit, als mich ein älterer Mitbruder fragte: „Bleiben Sie jetzt bei uns und legen Sie die Profess ab?“ Ich antwortete ihm ausweichend: „Kommt Zeit, kommt Rat und erst kommt’s Noviziat.“ Worauf er mit einem Lächeln parierte: „Wissen’s, ein bisschen schwanger gibt es nicht!“ Es gibt Lebenssituationen, die eindeutige Entscheidungen und dann Entschiedenheit von uns fordern. Wie ein Kind die Eltern letztlich nicht mehr loslässt, sondern alle ihre Lebensbereiche verändert, so können auch einmal getroffene Entscheidungen unser ganzes Leben bestimmen. Sie werden Teil der eigenen Biographie. Das kann schön sein, aber auch schwer sein und uns viel Kraft abverlangen, bis die Sache – wie wir sagen – zum eigenen Kind wird. Mich tröstet in solchen Situationen die Gestalt des hl. Josef, der ja auch wie die Jungfrau zum Kind kommt. Im nächtlichen Ringen mit der Aufgabe, die ihm der Engel als himmlischer Bote stellt, wird das fremde Kind zum eigenen Kind, wird die Sache Gottes zu seiner Sache, bildet sich in seiner Lebensgeschichte die Geschichte Gottes mit uns Menschen ab. Manchmal braucht es den Mut, nicht eine schnelle Antwort zu geben bzw. den bequemsten Weg zu gehen, sondern manche Konflikte einzugehen, um zu dem zu finden, worauf es letztlich ankommt. Das mag nicht immer angenehm sein. Aber Konflikte gehören wesentlich zum Reifen einer Persönlichkeit dazu. Auch Maria und Josef hatten Konflikte mit ihrem 12-jährigen Sohn, als dieser selbstbewusst im Jerusalemer Tempel zurückblieb und sie ihn voll Sorge suchten. Auch später, als Jesus öffentlich in Galiläa auftritt, berichtet das Markusevangelium davon, dass die Verwandten Jesu diesen davon abbringen und ihn nach Nazareth zurückholen wollten. Es kann anstrengend sein, miteinander und aneinander zu reifen. Pubertierende Eltern und Kinder können davon ein Lied singen. Es kann aber ebenso im Ergebnis schön und beglückend sein, wenn wir dadurch den anderen und uns selbst ernst nehmen und immer mehr zu dem finden, was wir sind. Daher wünscht der hl. Benedikt, dass wir bei unserer Profess die Beständigkeit in der Gemeinschaft versprechen – denn, ein bisschen schwanger gibt es nicht!


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I N H A LT

K I R C H E U N D K L O S T E R 4

Abschied von Frater Thomas und Frater Stefan

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Rückblick Dreihostienfest 2019

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Frieden in der Benediktsregel – Vortrag von Abt Johannes Der große Brand von 1669

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Obdachlosenarbeit in Sankt Bonifaz

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Fuß-Wallfahrt von München nach Andechs

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100 Jahre Abtwahl Bonifaz Wöhrmüller Tage für junge Männer 2019

Silberprofess von Abt Johannes

Vortragsreihe Sakramente

K L O S T E R B R A U E R E I 30

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Erweiterung der Klosterbrauerei Zusammenarbeit mit der IWL

Abschied von Frater Thomas und Frater Stefan

G A S T L I C H K E I T 38

Andechser am Dom 25 Jahre

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Einfach bierig! – Rezepte aus dem Klostergasthof

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25 Jahre Andechser Zelt auf dem Tollwood 2020 Schifffahrt „Andechser Bierparty“

V E R A N S TA LT U N G E N 50

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Colloquium Benedictinum

Veranstaltungs-Überblick

Andechser Miniaturen

P A N O R A M A 54

Mitarbeiterehrung

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„Heil werden“ aus Sicht von Medizin und Seelsorge

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Kinder- und Familientag 2019

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66

Rückblick Kunst & Bier 2019

Führungskräfte auf dem Heiligen Berg PRESSE

Offizielle Inbetriebnahme der Erweiterung der Klosterbrauerei

Weiterentwicklung des Bergechos Das Andechser Bergecho hat in den

Wir werden diesen Weg ab 2020 noch

Wir sind gespannt auf Ihre Einschätzung

für Stück verändert. Seit Anfang 2018

ser Bergecho zu einem hochwertigen

Anregungen und Hinweise. Gerne können

einmal im Jahr erscheinen wird, erstmals

oder pr@andechs.de Kontakt aufnehmen.

vergangenen Ausgaben sein Gesicht Stück

konsequenter fortsetzen und das Andech-

hatten wir redaktionell neue Schwer-

Jahrbuch weiterentwickeln, das dann

noch mehr Hintergrundberichte, Reporta-

dann im Herbst 2020.

punkte gesetzt. Die Konzentration auf

gen, Porträts und Interviews ist bei Ihnen,

und freuen uns über Ihre Rückmeldungen,

Sie mit der Redaktion unter 08152-376-290

Wenn Sie sich für das Andechser Bergecho erkenntlich zeigen möchten, freuen wir

liebe Leserinnen und Leser, gut angekom-

Daher werden wir aktuelle Terminhinweise

und Menschen, die mit dem Heiligen Berg

unsere Homepages www.andechs.de und www.sankt-bonifaz.de und über unseren

Kloster Andechs

kloster.andechs kommunizieren.

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Andechs und unserem Kloster Sankt

Bonifaz in München verbunden sind, noch näher bringen.

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Dass Gott ihr Leben in Liebe vollende Abschied von Frater Thomas Schmidt und Frater Stefan Janker

Mit nur wenigen Wochen Abstand sind zwei Mönche aus unserer klösterlichen Gemeinschaft gestorben: Frater Thomas Schmidt am 29. Juni und Frater Stefan Janker am 13. August 2019. Beide haben das Kloster, den Garten und den Klosterladen seit Ende der 1960er Jahre über Jahrzehnte mit geprägt und viele Menschen mit ihren Gaben beschenkt. In Dankbarkeit blicken wir zurück auf all das Gute, das Frater Thomas und Frater Stefan gewirkt haben. Wir bitten um das Gebet für unsere verstorbenen Mitbrüder und dass Gott, der Vater, ihr Leben in seiner Liebe vollende.


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Frater Thomas Josef Schmidt (1941-2019)

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rater Thomas Schmidt erblickte am 19. Februar 1941 als jüngstes Kind von Stefan und Barbara Schmidt, geb. Schneider, in Sornhüll im Bistum Eichstätt das Licht der Welt und erhielt den Taufnamen Josef. Zusammen mit seinen älteren Geschwistern wuchs er in einer tieffrommen Familie auf, deren Leben vom landwirtschaftlichen Alltag geprägt war und aus deren Großfamilie viele geistliche Berufe hervorgingen. Nach dem Besuch der örtlichen Volksschule absolvierte Frater Thomas die landwirtschaftliche Berufsschule, doch schon bald regte sich in ihm der Wunsch, Ordensmann zu werden. Dabei waren ihm sein Onkel Frater Konstantin Schmidt OSB und sein Landsmann Frater Ursmar Harrer OSB wegweisende Vorbilder, die beide in unserem Andechser Konvent lebten. Da Frater Thomas aber zunächst auf dem elterlichen Hof unabkömmlich war, musste er sich noch einige Jahre gedulden, bis er im Dezember 1964 nach Andechs kommen konnte. Sein Heimatpfarrer bestätigte ihm ein sonniges und stilles Wesen und dass er sehr geeignet sei für den Ordensberuf, obwohl er gelegentlich

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gerne in seiner Jugend getanzt habe. Diese Freude am Tanz, an der Volks- und Blasmusik hat sich Frater Thomas zeit seines Lebens bewahrt, wenn er z. B. in unserem Bräustüberl an Sonntagen mit Begeisterung der Blasmusik zuhörte. Am 14. Mai 1965 wurde er in Andechs von unserem Abt Odilo als dessen erster Novize eingekleidet und erhielt bei der Zeitlichen Profess am 21. Mai 1966 den Ordensnamen Thomas, den er sehr gerne trug. Es folgte die Ausbildung zum Gärtner sowie die Feierliche Profess am 14. Mai 1969 in unserer Wallfahrtskirche. Frater Thomas war ein Andechser Urgestein und hatte große Freude an seinem erdverbundenen Beruf, da er sich in seinem Garten der Schöpfung und dem Schöpfer sehr nahe fühlte. Zur besseren Landschaftspflege übernahm Frater Thomas auch die Betreuung der klösterlichen Schafherde. Oft bedeutete dies für ihn, nachts aufzustehen und nochmals in den Garten hinunter zu gehen, wenn sich z. B. Nachwuchs einstellen sollte. Frater Thomas freute sich an seinen Tieren, die mit seiner Stimme und sogar mit seinen Schritten vertraut waren, wenn er in den Garten kam

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und sie sofort auf ihn reagierten, und seine Zuchterfolge wurden durch entsprechende Auszeichnungen honoriert. Freilich konnte sich Frater Thomas auch lautstark über seine Schafe ärgern, wenn sie nicht das taten, was er wollte oder gar ihre eigenen Wege suchten. Mit seinen Aufgaben als Gärtner und Hirte wurde für unseren Frater Thomas der Glaube an einen Gott ganz konkret begreifbar, der wie ein Gärtner alles zum Leben ruft und wie ein Hirte sich um unser Leben sorgt. Thomas sagte zu Jesus: „Mein Herr und mein Gott!“ (JOH 20, 28 – AUS DEM EVANGELIUM ZUM NAMENSTAG VON FRATER THOMAS)

In den fast 55 Jahren seines Ordenslebens war Frater Thomas immer vorbildlich in der Treue in Gebet und Arbeit, viele Menschen hat er mit seiner Anteilnahme im Gebet begleitet, gerne brachte er sich ins dörfliche Leben ein – etwa in seinem Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr. Dabei war Frater Thomas stets interessiert an allem, was es an Neuem zu

Beisetzung von Frater Thomas auf dem Friedhof an der Friedenskapelle


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erfahren gab. Er las mit großem Interesse die Tageszeitung, die Benachrichtigungen aus anderen Klöstern oder andere Informationsschriften, besuchte die Stammtische des Bräustüberls oder die Abteilungen des Betriebs, konnte neugierig und kritisch rückfragen, manchmal auch verstummen und die Kommunikation abbrechen, wenn er nicht zu hören bekam, was er hören wollte. „Ich bin wie Thomas ein Zweifler“, sagte er manchmal, was ihm bisweilen das Leben schwer machte. Dann konnte er aber auch wieder herzlich lachen und unkompliziert auf Menschen zugehen. Aufgrund seiner chronischen Erkrankungen gab er vor einigen Jahren zunächst die Verantwortung für den Garten ab, dann die Verantwortung für die Schafherde, was ihm verständlicher Weise nicht leicht fiel. In seinem Garten, in dem er über 50 Jahre so treu gewirkt hat, ist Frater Thomas am Nachmittag des 29. Juni mitten aus seinem Alltag heraus unerwartet verstorben. An seinem Namenstag, dem 3. Juli 2019, haben wir unseren lieben Mitbruder auf dem Klosterfriedhof in Andechs beigesetzt.

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Abt Johannes in seiner Predigt

beim Requiem für Frater Thomas:

„Ich bin wie Thomas ein Zweifler“, sagte Frater Thomas manchmal über sich. Das hat ihm bisweilen auch das Leben schwer gemacht. Er hat immer wieder mit sich und seinem Leben gerungen, sich und seinen Weggefährten manchmal das Leben nicht einfach gemacht, und dann konnte er wieder herzlich lachen und auf andere Menschen zugehen, das Leben mit ihnen teilen. (…) Möge nun der Auferstandene unserem Frater Thomas begegnen als der Gärtner, als der Freund des Lebens, der ihn in seinen Verwundungen heilt, der alle Zweifel, alle Zwiespältigkeit von ihm nimmt. Möge der Auferstandene ihm begegnen als der gute Hirte, der ihn mit seinem Namen ruft und sein Leben liebevoll vollendet, so dass unser Frater Thomas nun zur letzten Eindeutigkeit findet, indem er wie sein Namenspatron bekennt: „Mein Herr und mein Gott!“

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Frater Stefan Ludwig Janker (1944-2019)

rater Stefan Janker wurde am 2. September 1944 in Wörth an der Donau geboren und wuchs mit seinen beiden jüngeren Schwestern in Hausham auf. Schon als Jugendlicher hatte Ludwig – sein Taufname – Freude daran, die Ortskirche festlich zu schmücken, wie ihm sein Heimatpfarrer testierte. Nach dem Besuch der Grund- und Hauptschule machte er eine Lehre als Einzelhandelskaufmann. Im Frühjahr 1967 führte ihn sein Weg nach St. Bonifaz, wo er am Fest Maria Geburt desselben Jahres von Abt Odilo Lechner eingekleidet wurde. Ein Jahr später legte er in Andechs die Zeitliche Profess ab und erhielt den Ordensnamen Stefan. An Maria Lichtmess 1972 folgte die Feierliche Profess. Schon 1970 übernahm er von Frater Urban die Leitung des Klosterladens,

was für ihn zur Lebensaufgabe werden sollte. Er erkannte darin seine Chance, seine künstlerischen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und Neues auszuprobieren. Dabei galt seine besondere Leidenschaft der Krippenkunst und der Herstellung von Klosterarbeiten jeglicher Art. Wenn Frater Stefan mit viel Liebe fürs Detail Krippen aufstellte, wenn er mit geduldiger Handarbeit Klosterarbeiten anfertigte oder wenn er Freialtäre, Kapellen oder auch Theaterbühnen dekorieren konnte, spürte man, dass er sich das Kind im Herzen bewahrt hatte, von dem im Evangelium des Todestages die Rede war. Er hatte Freude am Spielerischen und Verspielten, hat er ja selber sehr gerne Theater gespielt. Ebenso galt sein Interesse der Volkskunst, der Brauchtums-


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Auf dem Friedhof der Friedenskapelle liegt Frater Stefan direkt neben seinem Vorgänger in der Leitung des Klosterladens, Frater Urban Koller

und Heimatpflege, so dass er für die örtlichen Vereine und viele andere mehr zum hochgeschätzten Ansprechpartner wurde, wenn es darum ging, etwa mit unserem Frater Ansgar zusammen Festwägen zu dekorieren oder fantasievoll Ideen für eine Feier zu entwickeln und umzusetzen. Dabei stellte er großzügig sein Können, seinen reichen Fundus und seine Zeit zur Verfügung. Freilich prägten auch Erkrankungen das Leben von Frater Stefan, so dass er immer wieder Arztpraxen und Kliniken aufsuchen musste. Manchmal kam es

einem vor, dass er Krankheiten geradezu anzog, und oft genug wurden wir anteilnehmend gefragt: „Wie geht es Frater Stefan?“ Gerade in den letzten Jahren der schweren Krankheit war er auf vielfältige Hilfe angewiesen und wir sind allen sehr dankbar, die unserem Frater Stefan zur Seite standen. Vor einem Jahr konnte er noch am Fest Maria Geburt zusammen mit seinen Verwandten seine Goldene Profess feiern. Wenige Wochen vor seinem 75. Geburtstag ist er nun in Herrsching verstorben und wurde am 20. August auf dem Klosterfriedhof in Andechs beerdigt.

Abt Johannes in seiner Predigt beim Requiem für Frater Stefan:

Im Evangelium sagt Jesus uns zu, dass jedem das Himmelreich offen steht, der wie ein Kind wird, und: „Wer so klein sein kann, wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte!“ Das ist unser Glaube! Auf dem Sterbebildchen von Frater Stefan haben wir das Schlafende Jesulein abgebildet, das er gestaltet hat: Gott wird ein Kind – darin zeigt er, wie sehr er uns liebt, und darin zeigt er seine wahre Größe. Mit dem Kreuz in der Hand und dem Lamm an der Seite, die beide auf sein Leiden hindeuten, liegt das schlafende Jesulein mit geschlossenen Augen in seinem Sessel und ruht friedlich aus. Das ist unser Wunsch für unseren Verstorbenen: Dass er nun ausruhen darf und zum letzten Frieden findet, befreit von allen Krankheiten und Schmerzen, dass Gott als Vater sein Leben in Liebe vollendet, auch all das, was er gefehlt hat, liebevoll vollendet, so dass er zur Ruhe kommen kann und wie ein Kind staunen darf, wie wunderbar Gottes Güte doch ist.

„Wer so klein sein kann wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.“ (MT 18, 4 – AUS DEM EVANGELIUM DES TODESTAGES VON FRATER STEFAN)

Klosterarbeiten waren die Leidenschaft von Frater Stefan.


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„Suche den Frieden und jage ihm nach“ Zur Bedeutung des Friedens in der Benediktsregel – Teil 2 Hl. Benedikt, Darstellung von Peter Burkard in Sankt Bonifaz

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n fünf von 74 Kapiteln der Benediktsregel kommt das Wort Friede vor: Der Prolog und die Kapitel 4 und 34 wurden im Bergecho 1-2019 betrachtet. Im Folgenden stehen die Kapitel 53 und 65 im Mittelpunkt. Alle Stellen verbindet ein gemeinsamer Grundtenor, den man als „pax benedictina“ – benediktinische Friedensordnung – bezeichnen könnte: Benedikt will die Gemeinschaft der Mönche vom inneren zum äußeren Frieden führen.

„Friedensbote“ – diesen Titel trägt das Apostolische Schreiben von Papst Paul VI. vom Oktober 1964, mit dem der Papst den heiligen Benedikt vor über 55 Jahren zum „Patron Europas“ erhob. Die Bedeutung seiner Regel als Friedensordnung wurde seither immer wieder betont. In der Benediktsregel findet sich das lateinische Wort pax – Frieden – an zentralen Stellen. Abt Johannes hat diese Kapitel genauer betrachtet. Sie haben es im wahrsten Sinne des Wortes in sich. In diesem zweiten Teil nimmt Abt Johannes die Kapitel 53 und 65 der Regel in den Blick.

Was im lateinischen Wort „Pax“ sprachlich steckt Mit dem Wort „Pax“ verwandt ist das Verb „pangere“, was so viel bedeutet wie „gutmachen“ oder „binden“ und das Wort „pacisci“, was man mit „ein Abkommen oder einen Vertrag schließen“ übersetzen kann. Unser Fremdwort „Pakt“ ist auch mit Pax verwandt. Diese kleine „WortGeschichte“ weist darauf hin, dass nach römischer Auffassung „Pax“ nicht nur „Nicht-Krieg“, sondern stets Ergebnis eines Vertrages war. Frieden nach Außen und Innen – die Aufnahme der Gäste (Kapitel 53) Das 53. Kapitel der Benediktsregel zeigt, wie Gastfreundschaft dem inneren und äußeren Frieden der klösterlichen Gemeinschaft dienen kann. Nicht ohne Grund liegen im Lateinischen die Worte für


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Benedikt und Scholastika, Versöhnungskapelle Andechs

Gastfreundschaft „hospitalitas“ und Feindlichkeit „hostilitas“ nah beieinander. Wer sein Haus je für einen Fremden geöffnet hat, weiß um dieses zwiespältige Gefühl. Es bleibt ein „Restrisiko“. Wer Gastfreundschaft aber übt, kann einer krampfhaften Selbstverwahrung entgehen und im Fremden sich selbst erkennen. Freilich weist das Kapitel zwischen Vers 1-15 und 16-24 Spannungen auf. Einmal geht es um eine Pastoral, die „entgegenkommt“. Die Mönche sollen „mit den Gästen sein“ und sie nicht nur versorgen (Vers 4). Zum anderen muss der Mönch Mönch bleiben, wenn er den Gast zum „Gefährten im Frieden“ gemacht hat. Wenn Benedikt in Vers 2 und 3 Obere und Mönche dazu auffordert, jedem Gast in „dienstbereiter Liebe“ entgegenzueilen, wird die besondere Wertschätzung deutlich, die der Gast erfahren soll. Friedensarbeit meint in diesem Zusammenhang daher, nicht wegzulaufen oder zu verdrängen. Gemeinsam zu beten und den Friedensgruß auszutauschen (Vers 4 und 5) öffnet Mönch und Gast hin zu einer wirklichen Gemeinschaft im Glauben. Der Friedensgruß wird angeboten, nicht aufgezwungen. Hier steht im Lateinischen das Wort „offere“ (deutsch: „anbieten, entgegenbringen“), das in der Benediktsregel immer in Verbindung mit etwas Kostbarem verwendet wird. Im Friedensgruß werden Mönch

und Gast zu Friedensgefährten, die um ihre gemeinsame Pilgerschaft zur ewigen Heimat wissen. Mit persönlicher Zuwendung sollen sich Obere und Mönche darum mühen, dass der Gast, in dem Christus aufgenommen wird (Vers 7), in Kontakt mit Gott kommen kann. Grundlage hierfür ist die „humanitas“. Sogar die Mahlgemeinschaft mit dem Gast ist für den Oberen wichtiger als das Fasten (Vers 10); dabei soll allerdings die Gemeinschaft selbst nicht gestört werden. Der zweite Teil des Kapitels lenkt den Blick darauf, wie der Friede innerhalb des Klosters bewahrt werden kann, zumal die Tatsache, dass Gäste kommen, sicher ist, eben nur nicht der Zeitpunkt, wann sie kommen (Vers 16). Gefragt ist Flexibilität, die dem Frieden des Einzelnen und der Gemeinschaft dient. So sind eigene Küchen für Abt und Gäste sowie für die Gemeinschaft eine praktische Maßnahme. Der Dienst in der Küche auf Zeit für zwei geeignete Mönche und die Zusage, dass sie – falls not-wendig – Hilfe erhalten (Vers 17-19), verdeutlichen, wie Friede nach innen gehalten werden kann: Er erfordert eine nüchterne Abwägung, damit keiner über- oder unterfordert wird. Friede lebt von der klugen Delegation von Verantwortung (Vers 21 und 22). Hier kommt dem Prior besondere Verantwortung zu. Damit

die Gäste nicht die Gemeinschaft und den Einzelnen stören, sind Grenzen notwendig (Vers 23 und Vers 24). Sie sollen helfen, Innen und Außen eines Klosters zu unterscheiden und den Anstand bewahren. Die Aufgabenverteilung innerhalb der Gemeinschaft im Blick auf die Gastfreundschaft dient damit letztlich auch dem Frieden. Über den Schatten zu springen dient dem Frieden. Resümee Frieden bedeutet, dem Fremden offen entgegenzukommen, ihm Gemeinschaft zu schenken beim Risiko eigener Verletzbarkeit. Frieden heißt, dem Gast auf Augenhöhe zu begegnen und zugleich den Anstand zu wahren. Um des Gastes willen kann Frieden heißen, über den eigenen Schatten zu springen. Er erfordert, Aufgaben klug zu verteilen, Überlastung und Unterforderung zu vermeiden und Abläufe zu schützen. Ordnung zur Wahrung des Friedens – Der Prior des Klosters (Kapitel 65) Frieden und Eintracht sind Voraussetzungen des Lebens im Kloster. Dem ist besonders der Prior als Stellvertreter des Abtes verpflichtet. Er muss mit-denken, mit-planen und mit-entscheiden, aber


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auch hinter den Abt zurücktreten und ihn unterstützen. Das Kapitel ist wohl eine spätere Ergänzung der Regel. Hier kann man einen verärgerten Benedikt gut heraushören. Viele emotionale Begriffe machen sein inneres Engagement spürbar. Nicht ohne Grund kommt das Leitwort „ordinare“ („ordnen“) elf Mal vor. Zu Beginn des Kapitels beschreibt Benedikt eindrücklich schwere Konflikte in Klöstern, die die Einsetzung eines Priors hervorgerufen hat (Vers 1-3). Solche Streitereien sind offenbar schon zu Benedikts Zeiten oft vorgekommen, sonst würde Benedikt nicht von „Klöstern“ in der Mehrzahl sprechen (Vers 1). „Neid, Streit, Verleumdung, Eifersucht, Zwietracht und Unordnung“ (Vers 6) spalten die Gemeinschaft, gefährden ihre Einheit und Ordnung und führen dazu, dass sich Abt und Prior gegenseitig hemmen. Das strukturelle Problem erkennt Benedikt darin, dass der, der dem Abt als Stellvertreter helfen soll, nicht von einem anderen eingesetzt werden kann.

Benediktsbrunnen vor St Bonifaz

benediktsregel k apitel 53 : „die aufnahme der gäste“ 1 Alle Fremden, die kommen, sollen auf-

genommen werden wie Christus: denn er wird sagen: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen.“ (Mt 25, 35) 2 Allen erweise man die angemessene Ehre, besonders den Brüdern im Glauben und den Pilgern. (Gal 6, 10) 3 Sobald ein Gast gemeldet wird, sollen ihm daher der Obere und die Brüder voll dienstbereiter Liebe entgegeneilen. 4 Zuerst sollen sie miteinander beten und dann als Zeichen der Gemeinschaft den Friedenskuss austauschen. 5 Diesen Friedenskuss darf man wegen der Täuschung des Teufels erst nach dem Gebet geben. 6 Allen Gästen begegne man bei der Begrüßung und beim Abschied in tiefer Demut: 7 man verneige sich, werfe sich ganz zu Boden und verehre so in ihnen Christus, der in Wahrheit aufgenommen wird. 8 Hat man die Gäste aufgenommen, nehme man sie mit zum Gebet; dann setze der Obere sich zu ihnen oder ein Bruder, dem er es aufträgt. 9 Man lese

dem Gast die Weisung Gottes vor, um ihn im Glauben zu erbauen; dann nehme man sich mit aller Aufmerksamkeit gastfreundlich seiner an. 10 Das Fasten breche der Obere dem Gast zu liebe, nur nicht an einem allgemein vorgeschriebenen Fasttag, der eingehalten werden muss. 11 Die Brüder aber fasten wie gewohnt. 12 Der Abt gieße den Gästen Wasser über die Hände; 13 Abt und Brüder zusammen sollen allen Gästen die Füße waschen. 14 Nach der Fußwaschung beten sie den Psalmvers: „Wir haben, o Gott, deine Barmherzigkeit aufgenommen inmitten deines Tempels.“ (Ps 48, 10) 15 Vor allem bei der Aufnahme von Armen und Fremden zeige man Eifer und Sorge, denn besonders in ihnen wird Christus aufgenommen. Das Auftreten der Reichen verschafft sich ja von selbst Beachtung. 16 Abt und Gäste sollen eine eigene Küche haben; so stören Gäste, die unvorhergesehen kommen und dem Kloster nie fehlen, die Brüder nicht. 17 Diese

Küche übernehmen für je ein Jahr zwei Brüder, die für diese Aufgabe gut geeignet sind. 18 Sooft sie es brauchen, gebe man ihnen Hilfen, damit sie ohne Murren dienen; sind sie jedoch zu wenig beschäftigt, sollen sie zu der Arbeit gehen, die man ihnen aufträgt. 19 Doch nicht nur hier, sondern für alle Aufgabenbereiche im Kloster gelte der Grundsatz: 20 Wer Hilfe braucht, soll sie erhalten; wer jedoch frei ist, übernehme gehorsam jeden Auftrag. 21 Die Unterkunft für Gäste vertraue man einem Bruder an, der von Gottesfurcht ganz durchdrungen ist. 22 Dort sollen genügend Betten bereit stehen. Das Haus Gottes soll von Weisen auch weise verwaltet werden. 23 Mit den Gästen darf niemand ohne Auftrag zusammen sein oder sprechen. 24 Wer ihnen begegnet oder sie sieht, grüße sie, wie schon gesagt, in Demut, bitte um den Segen und gehe weiter mit der Bemerkung, es sei ihm nicht gestattet, sich mit einem Gast zu unterhalten.


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benediktsregel k apitel 65 : „der prior des klosters“ 1 Zu oft schon sind durch Einsetzung

eines Priors schwere Streitigkeiten in den Klöstern entstanden. 2 Vom bösen Geist des Stolzes aufgebläht, bilden sich manche ein, zweite Äbte zu sein; sie reißen die Herrschaft über andere an sich, sie schüren Ärger und Streit, sie stiften Zwietracht in ihren Gemeinschaften. 3 Das geschieht vor allem dort, wo derselbe Bischof und dieselben Äbte, die den Abt einsetzen, auch den Prior einsetzen. 4 Wie verkehrt das ist, lässt sich leicht einsehen; denn schon vom Tage seiner Einsetzung an wird dem Prior Anlass zum Stolz gegeben. 5 Seine Gedanken flüstern ihm nämlich ein, er sei der Autorität seines Abtes entzogen, 6 weil er von denselben eingesetzt sei wie der Abt. 7 Daraus entstehen Neid, Streit, Verleumdung, Eifersucht, Zwietracht und Unordnung. 8 Wenn Abt und Prior gegeneinander stehen, bringt diese Zwietracht ihre Seelen zwangsläufig in Gefahr 9 und

Zur Wahrung von Friede und Liebe muss der Abt die Ämter in seinem Kloster also nach eigenem Ermessen bestimmen können (Vers 11). Wie sehr Benedikt diese Regelung am Herzen liegt, lässt sich daran erkennen, dass er eines seiner Lieblingsworte „expedire“ verwendet. Es beschreibt sehr bildlich, dass einer, der den Fuß (lateinisch „pes“) in der Falle hatte, ihn nun frei bekommt. Diese Ordnung hilft der Gemeinschaft zum Frieden, zum Beispiel bei der Wahl der Dekane (Mönche, die für eine Gruppe von zehn Mitbrüdern Verantwortung tragen). Ist der Dienst auf mehrere Schultern verteilt, kann das Amt nicht zu Kopf steigen. Vers 14 und Vers 15 zeigen, wie Gemeinschaft und Abt bei der Einsetzung des Priors zusammenwirken. Zuerst müssen objektive Gründe wie die Ortsverhältnisse für einen Prior sprechen, sie müssen in Demut (lateinisch: „humilitas“), also mit „Bodenhaftung“ von der Gemeinschaft vorgetragen werden. Nachdem der Abt dann den Rat der Brüder eingeholt hat, entscheidet er. „Vernunft gepaart mit Demut/ Bodenhaftung“ ist generell ein wichtiges

auch ihre Untergebenen laufen ins Verderben, wenn sie den Parteien schmeicheln. 10 Die Hauptverantwortung für diesen gefährlichen Missstand trifft jene, die eine solche Unordnung verursacht haben. 11 Daher halten wir es zur Wahrung des Friedens und der Liebe für angebracht, dass der Abt die Ämter in seinem Kloster nach eigenem Ermessen besetzt. 12 Wenn möglich sollen Dekane alle Belange des Klosters nach den Weisungen des Abtes regeln, wie wir schon früher bestimmt haben. 13 Sind mehrere beauftragt, kann ein einzelner nicht stolz werden. 14 Erfordern es aber die örtlichen Verhältnisse oder äußert die Gemeinschaft begründet und mit Demut die Bitte und hält es der Abt für gut, 15 wähle er mit dem Rat gottesfürchtiger Brüder einen aus und setze ihn selber als seinen Prior ein. 16 Der Prior führe in Ehrfurcht aus, was ihm sein Abt aufträgt;

er tue nichts gegen den Willen oder die Anordnung des Abtes. 17 Denn je höher er über die anderen gestellt ist, umso sorgfältiger muss er die Weisungen der Regel beobachten. 18 Stellt sich heraus, dass der Prior voller Fehler ist oder, vom Hochmut betört, sich stolz überhebt oder nachweislich die heilige Regel verachtet, werde er bis zu viermal mit Worten zurechtgewiesen. 19 Bessert er sich nicht, treffe ihn die von der Regel vorgesehene Strafe. 20 Ändert er sich auch so nicht, werde er seines Amtes als Prior enthoben, und ein anderer, der geeignet ist, soll an seine Stelle treten. 21 Ist er auch danach in der Gemeinschaft nicht ruhig und gehorsam, werde er sogar aus dem Kloster gestoßen. 22 Doch bedenke der Abt, dass er über alle seine Entscheidungen vor Gott Rechenschaft ablegen muss, damit nicht die Flamme des Neids oder der Eifersucht seine Seele verzehrt.

Leitmotiv der Regel, wenn es um die Bewältigung schwieriger Situationen geht. Der Prior ist Gehilfe des Abtes, d. h. seine Aufgabe ist es, dem Abt zu helfen. Es gibt – wie die Verse 16 und 17 zeigen – kein spezielles Anforderungsprofil, sondern der Prior muss den Abt in dessen Defiziten ergänzen. Wie der Abt hat der Prior die Regel umso mehr zu beachten und in Demut zu handeln, je größer seine Verantwortung ist. Dieses Prinzip von Leitung ist an mehreren Stellen der Regel anzutreffen. Die Verse 18 bis 21 listen Sanktionen auf, die der Abt ergreifen kann, wenn der Prior erkennen lässt, dass die Regel „unter seiner Würde“ ist. Dabei fällt die bis viermalige Ermahnung auf, ehe Sanktionen verhängt werden. Bei Mönchen werden Sanktionen schon nach zwei (Kap. 23), bei den Dekanen nach drei Ermahnungen ergriffen (Kap. 21). Trotz negativer Erfahrungen aus anderen Klöstern billigt Benedikt dem Abt ein besonderes Maß an Geduld im Umgang mit dem Prior zu. Umso deutlicher zieht Benedikt eine Grenze, wenn der Prior wegen Stolz abgesetzt ist und auch als Mönch die Regel

nicht mehr gegen sich gelten lässt. Der Ausschluss ist das allerletzte Mittel, um den Frieden im Kloster zu bewahren. Aber es ist bezeichnend, dass das Kapitel damit nicht endet. Vers 22 erinnert den Abt an seine Verantwortung für seine Entscheidungen, damit nicht auch seine eigene Seele durch „Neid und Eifersucht“ Schaden nimmt. Resümee: Frieden wird durch Ordnung, klare Verteilung der Kompetenzen und Klärung von Verantwortung gewahrt. Frieden wird gesichert durch Beratung mit vernünftigen Argumenten und durch Regeln, deren Einhaltung auch eingefordert wird. Wer den Frieden sichern will, braucht Sanktionen für den Fall, das der Friede vorsätzlich und dauerhaft infrage gestellt wird. Und nicht zuletzt: Frieden fängt im eigenen Herzen an. D ER A RT I K EL B A SI ERT AU F EI N EM VO RT R AG , D EN

A BT J O H A N N E S A M 9. A PR I L 2019 I M R A H M EN D E S

CO L LO Q U I U M B EN ED I C T I N U M Z U M T H EM A „FR I ED EN“ G EH A LT EN H AT. W EI T ER E I N F O R M AT I O N EN U N T ER W W W. S A N K T-B O N I FA Z.D E.


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„Nicht wir halten die Kirche zusammen, sondern Jesus Christus“ Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, beim Dreihostienfest in Andechs

Im Dreihostienfest zeigt sich die ursprüngliche Christus-Wallfahrt zum Heiligen Berg Andechs. Der in Brot und Wein gegenwärtige Herr Jesus Christus wird hier verehrt.

Beim Dreihostienfest am 29. September im Kloster Andechs hat Stephan Burger, der Erzbischof von Freiburg, Jesus Christus als „Herzmitte des Glaubens“ bezeichnet. Bei seiner Predigt im Rahmen des Festgottesdienstes sagte der Erzbischof: „Es hängt nicht von unserem Aktionismus ab, inwieweit Kirche lebt oder nicht. […] Kirche lebt durch Jesus Christus und es liegt an uns, uns zu ihm zu verhalten mit unserem Bekenntnis, mit unserer Glaubenshingabe an ihn, ja mit unserer Anbetung.“

Brückenbauer bleiben und Gelassenheit üben Zum viel diskutierten „Synodalen Weg“ von Deutscher Bischofskonferenz und Zentralkomitee der Katholiken in Deutschland sagte Erzbischof Burger: „Ich denke, es muss uns darum gehen, gemeinsam einen Weg in die Zukunft zu finden in Einheit mit der Kirche und in Gemeinschaft mit dem Papst. Manchen trauen hier den Bischöfen nichts mehr zu. Für die einen sind wir Bischöfe zu wenig mutig und schreiten nicht genug voran, die Kirche in die Zukunft zu führen, sie moderner und


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„Es muss darum gehen, Christus zu erkennen, um das tun zu können, was Christus will!“ – Erzbischof Stephan Burger bei der Predigt.

aufgeschlossener zu gestalten. Andere wittern schon allein beim Nennen und Nachdenken über gewisse Themen sofort den Verrat am katholischen Glauben und an der Kirche Jesu Christi. Vielleicht täte uns allen insgesamt eine gewisse Gelassenheit gut.“ Wer die Geschichte der Kirche kenne, so der Erzbischof weiter, wisse um das menschliche Versagen in dieser Kirche und zugleich um ihre Heiligkeit. Diese Heiligkeit sei aber nicht menschliches Verdienst, sondern komme allein von Jesus Christus her. Fliehkräfte nehmen zu Gesellschaft und Kirche seien derzeit vielen Fliehkräften ausgesetzt, so der Erzbischof: „Politische, populistische Strömungen scheinen unsere Demokratie immer mehr in eine Zerreißprobe hineinzuführen. Die Fragen nach der Integration von Menschen, die bei uns Zuflucht gesucht und gefunden haben, stellen sich unaufhörlich. Ein Gefühl von ungleicher Behandlung hat sich da und dort breitgemacht. […] Im Blick auf die Welt tun sich weitere Problemfelder auf: Handelskriege, Brexit, Übervorteilungen, kriegerische Ausein-

andersetzungen. Und nicht zuletzt am Klimawandel scheiden sich die Geister.“ Auch in der katholischen Kirche zeigten sich „innerkirchliche Spannungen zwischen Protagonistinnen und Befürwortern

Abt Johannes verkündet das Evangelium.

von Maria 2.0 und jenen, die mehr dem so genannten konservativen Lager zuzurechnen sind. Auch mit der Aufarbeitung von Skandalen verschiedenster Art haben wir noch reichlich zu tun.“


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Lebendige Tradition: Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine beim Einzug in die Wallfahrtskirche.

Jesus Christus in der Mitte halten Bei allen unterschiedlichen Auffassungen, die es auch innerhalb der Kirche geben könne, so Erzbischof Burger, dürfe man die Mitte – Jesus Christus – nicht aus den Augen verlieren: „Es muss darum gehen, Christus zu erkennen, um das tun zu können, was Christus will!“ Das schließe Vielfalt in der Einheit nicht von vorneherein aus, so der Erzbischof weiter, und verwies dabei auf die mit Rom unierten, orientalischen Kirchen mit ihren eigenen Traditionen und Riten und ihrem eigenen kirchlichen Recht.

Feierliche Prozession im Rahmen des Festgottesdienstes mit der Dreihostienmonstranz in der Mitte.

Jesu Gegenwart macht heil und stärkt zum Engagement für andere In der Feier der Eucharistie könne man mit Christus selbst in Berührung kommen, so der Freiburger Erzbischof. Mit seiner Liebe „will er uns von innen heraus heilen, gesundmachen, stärken für unser alltägliches Leben“. Diese Liebe habe Konsequenzen. Christus wolle, dass die Gläubigen an seinem Heilswerk mitwirkten: „Auch durch unsere Hilfe, durch unser Tun will sich sein Dienst an den Menschen fortsetzen. So werden wir zu Werkzeugen seines Heilsdienstes. Und unter seinen Augen und in seiner Gegenwart werden Unzählige satt, ja gerettet. Brotvermehrung, die bis heute andauert. Brotvermehrung, die sich in der Eucharistie wiederfindet. Brotvermehrung, die uns stärkt, damit wir anderen helfen können, damit diese nicht hungern müssen.“

Bindekraft von Jesus Christus stärker als alle irdischen Fliehkräfte Seine engagierte Predigt schloss der Erzbischof mit dem Aufruf: „Wenn wir für uns die Mitte unseres Lebens gefunden haben, wenn wir Christus in unseren Herzen tragen, wenn wir selbst aus der Eucharistie leben und uns immer tiefer in dieses Geheimnis des Glaubens hineinbegeben, dann können uns die verschiedenen Fliehkräfte unserer Gesellschaft und auch innerhalb der Kirche nicht ins Chaos stürzen. Denn nicht wir halten die Kirche, nicht

Nur an wenigen Tage im Jahr verlässt die rund 10 kg schwere Monstranz die Heilige Kapelle.


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wir halten die Welt zusammen, sondern Christus. Mit seinen ausgespannten Armen am Kreuz hält er bis in die Gegenwart und Zukunft hinein die Kirche zusammen.“ Eines der ältesten Kirchenfeste auf dem Heiligen Berg Über 300 Menschen waren zu einem der ältesten Andechser Kirchenfeste auf den Heiligen Berg gekommen. Fahnenabordnungen der örtlichen Vereine nahmen am Festgottesdienst und der anschließenden Prozession ebenso teil wie die Bürgermeis-

Sakramentaler Segen durch Erzbischof Burger.

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terin von Andechs, Anna Elisabeth Neppel. Mit der Dreihostienmonstranz führte die Prozession nach dem Gottesdienst rund um die Wallfahrtskirche. Dies ist einer der wenigen Tage im Jahr, wo die rund 10 kg schwere Monstranz in feierlicher Prozession die Heilige Kapelle der Wallfahrtskirche zu einer Prozession verlässt. Zwei Altäre – unterhalb des Klosterladens und in der Nähe der Alten Apotheke – waren Stationen auf dem Weg, bevor der sakramentale Segen in der Wallfahrtskirche den Abschluss bildete.

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„Das Kloster das wild Feuer verzehrt“ Der große Brand auf dem Heiligen Berg von 1669

Emporenbild aus der Andechser Wallfahrtskirche.

Wer die Andechser Wallfahrtskirche betritt und sich in Richtung Hochaltar wendet, zu dem schauen zwei grandiose Heiligengestalten von der Empore herab: der hl. Florian und der hl. Johannes Nepomuk. Der eine Fürsprecher und Patron in Feuersgefahr, der andere zuständig für alles, was mit Wasser zu tun hat. Die beiden Heiligen befinden sich nicht von ungefähr an einer derart exponierten Stelle. Mit ihnen reihen sich die Mönche von Andechs ein in die Schar der Hilfe suchenden Pilger – Hilfe, die sie in manchen Gefahren über die Jahrhunderte bitter nötig hatten.

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uf dem Heiligen Berg war Feuer durch viele Jahrhunderte hindurch immer wieder eine besondere Gefahrenquelle, zumal die Wasserversorgung bis ins 17. Jahrhundert hinein mehr als dürftig war. Und im Zusammenhang mit dem Feuer war auch das Wasser, sprich der nahe gelegene Ammersee, nicht zu unterschätzen – und ist es bis heute nicht. Die schweren Gewitter, die vom See heraufziehen, haben es in sich. Meist gehen solche Unwetter glimpflich ab, das Wetterläuten vom Andechser Kirchturm wird da wohl das Seine dazu tun. Es kann aber auch anders ausgehen.


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Ansicht vor 1669, Kupferstich aus Matthäus Merians Topographia Bavariae von 1644

Eines der folgenschwersten Gewitter suchte den Heiligen Berg am Freitag, den 3. Mai 1669, heim. Das letzte Emporenbild in der Andechser Kirche berichtet davon: „Das Kloster das wild Feuer verzehrt, / Doch bleibt das Heiligthum unversehrt.“ Was war geschehen? „Am 3. Mai 1669 zündete der Blitz in dem Thurm und legte Kirche und Kloster in Asche. P. Ildefons Gerstl, Subprior, beschreibt dieses traurige Ereigniß in folgender Weise…“ – so P. Magnus Sattler in seiner Chronik von Andechs. Was nun folgt, ist in deutscher Übersetzung der lateinische Text aus den zweibändigen Ephemerides, den so genannten Jahresaufzeichnungen, die im Andechser Archiv verwahrt sind. Die beiden Bände mit handschriftlichen Aufzeichnungen umfassen die Jahre 1451 bis 1692 und 1700 bis 1803. Sie wurden in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zusammengestellt – mit wenigen Ausnahmen ist der 1. Band von einer Hand – und dann fortgeführt. Hier der Bericht zum 3. Mai 1669 und damit gleichzeitig auch ein Beispiel für die Überlieferung wichtiger Quellen im Andechser Archiv: Die Verhältnisse des Klosters waren unter Abt Maurus II., P. Vitus, Prior, P. Ildefons, Subprior, P. Ignatius, Oekonom, P. Michael, Kellerer, sowohl in geistlicher, als in zeitlicher Beziehung in bestem Stande, da berührte uns die Hand des Herrn. [manus Domini tetigit

nos…] Am 3. Mai, dem heiligen Kreuzerfindungsfeste – es war ein Freitag – um ½ 7 Uhr Abends, wälzte sich eine schwarze, dichte Wolke von Westen gegen uns. – Hagel verwüstete die Ufer des Ammersee’s, heftige Donnerstreiche und Blizstrahlen folgten sich Schlag auf Schlag. Das drohende Gewitter blieb bis über 9 Uhr gerade über dem Kloster stehen. Indessen ließ man es nicht am fleißigen Wetterläuten und Wettersegnen fehlen. Bemerkenswerth! Zwei Jahre zuvor hatten wir an Se. Durchlaucht den Kurfürsten die Bitte gestellt, das sogenannte Siegeskreuz, von „In größter Eile wurden wir geweckt, eilen herbei, zittern und jammern.“ erprobter Kraft gegen Gewitter und gegen die Schrecken der Luft während des Sommers zu unserem Gebrauche zu überlassen, die uns auch gewährt wurde. Wenn an Lätare der Schlüssel zur heiligen Reliquienkapelle überbracht wurde, durfte er bis zum Kirchweihfeste in Andechs bleiben; an diesem musste er wieder zurückgestellt werden. – Dies unterblieb, ich weiß nicht durch wessen Unachtsamkeit, in diesem unglückseligen Jahre, so daß uns dieser kräftige Schild gegen die verhängnißvolle Gewitterwolke und gegen den zündenden Blitz nicht zur Hand war. Um ½ 10 Uhr Nachts ergoß sich ein hef-

tiger Plazregen und erhob sich unter furchtbarem Krachen ein ebenso unerwarteter Blizstrahl. Rauch und Gestank erfüllte die Kirche und uns alle große Furcht. Wir eilten herzu, um zu erforschen, wo es eingeschlagen habe. Leicht gewahrten wir, daß der Bliz von der Thurmspitze durch das Uhrgehäuse in den Chor gefahren und in dem Gestühle von Eichenholz abgeprallt, ein Stück stark angebrannt, und von da in die kleine untere Sacristei gedrungen sei. Da sonst nirgends eine Feuerspur sich zeigte, legten wir uns voll des Dankes gegen Gott, daß wir nach unserer Meinung nichts Schlimmeres erlitten hatten, zu Bette. – Dem Konventdiener Kaspar Wildenrother und dem Portner Johann Klausner wurde der Auftrag gegeben, zu wachen, und genau acht zu geben, ob nirgends Feier sich zeige. Indem sie ihre Blicke sorgfältig hin und herrichteten, sahen sie in etwa einer Viertelstunde an der Thurmspitze eine kleine Flamme glänzen, bald weiter um sich und das hölzerne Dach ergreifen. In größter Eile wurden wir geweckt, eilen herbei, zittern und jammern. – Da niemand Rath und Mittel wusste, das Feuer zu löschen, brachten wir auf die Aufforderung des Abtes das Inventar aus den Zellen und Zimmern und schleppten dasselbe in die Keller. – Vor allem wurde das Sacristeigeräth und die Reliquien der unteren Kapelle in Sicherheit gebracht, sowie die beiden Statuen der seligsten Jungfrau, indessen wir die obere Reliquienkapelle, welche


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Trotz des verheerenden Feuers, das einen Großteil des Klosters vernichtete, blieb der Reliquienschatz in der Heiligen Kapelle unversehrt.

verschlossen, und weder mit Gewalt, noch auf eine andere Weise zugänglich gemacht werden konnte, dem göttlichen Willen und Schuze anheimstellten. Die Bücher der Bibliothek wurden durch die Fenster in den kleineren Hof und von da in den großen Conventgarten hinabgeworfen, wobei uns, sowie bei der Rettung der Mobilien überhaupt die Erlinger und Herrschinger unermüdet Hilfe leisteten. Unterdessen hatte das gefräßige und tobende Feuer den ganzen Thurm und durch das herabgefallene Gebälke, das sogenannte neue Dormitorium, welches ganz von Holz war, die Vöhlin’sche Kapelle, den alten Capitelsaal u. s. w. erfaßt, so daß in kurzer Zeit die ganze Kirche mit den 13 Altären, 6 Glocken, 2 Orgeln, dem ganzen Chor, die Kapelle des Herrn Abtes, das Dormitorium, die Abtei, das Bräuhaus und das naheliegende Brunnhaus, ja das ganze Kloster nichts als Feuer, nichts als Jammer war. Ach, ihr lieben Nachkommen! Seid nicht lieblose Richter und Beurtheiler, die ihr etwa glaubet, man hätte wenigstens einen Theil des Klosters erhalten können. Alles war von Holz, ziemlich neu, und eine Gewitternacht! Bevor die Nachbarn aufgeweckt waren und zu Hilfe kamen, hatte das gefräßige und wilde Feuer

schon die Oberhand erhalten. Wasser, außer dem, welches mühsam aus dem Brunnen geschöpft wurde, stand nicht zu Gebote. Wünschet euch vielmehr Glück, die Wohnungen, welche bei uns von Holz waren, nun mit Stein aufgeführt zu besizen! Im ganzen Kloster blieb nichts unverlezt, als der sogenannte „Langbau“, untere Bau, der vollständig von solidem Mauerwerk aufgeführt war und mit großem Fleiße und großer Anstrengung erhalten werden konnte. – Dieser musste uns fortan als Convent, Dormitorium, Refectorium und sogar dem Abte als Abtei dienen. In der Kirche hat die heilige Sacramentskapelle, die Kapelle des heiligen Benedictus und das untere Reliquiarium außer der Schwärzung keinen Schaden erlitten. Im obern Reliquiarium fand man, nachdem P. Edmund von München die Schlüssel geholt hatte, alles unbeschädigt, mit Ausnahme der ersten hölzernen, obgleich mit Blech beschlagenen Thüre, die ganz verkohlt war, wofür Gott ewig gepriesen sei…“ Der Heilige Schatz war demnach wie durch ein Wunder unversehrt geblieben. Da zum Öffnen der großen Türe drei Schlüssel vonnöten waren, von denen sich einer in München beim Kurfürsten befand (zumindest außerhalb der Wallfahrtszeit

und in diesem Jahr 1669 Anfang Mai noch nicht in Andechs), war die Gefahr groß gewesen, dass auch die Reliquien ein Opfer der Flammen würden. Der Balken, an dem sich der Überlieferung nach das Feuer gebrochen hat, ist heute noch unmittelbar neben der großen Eingangstüre zur Heiligen Kapelle zu sehen. Der Heilige Schatz war wie durch ein Wunder unversehrt geblieben. Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau des abgebrannten Klosters, der unverzüglich in die Wege geleitet wurde, verlangte die Hofkammer im Februar 1676 übrigens auch Auskunft, „ob auch auf ietzgedachtem Berg ein lauffendes Wasser … zu bringen [ist], nit weniger, was hieryber für ein Spesa ergehen möchte“ (BayHStA Kl Fasz. 51 Nr. 11). „Bau- und Wasserverständige“ wurden daraufhin zu Rate gezogen, sogar ein Quellenforscher – doch ohne konkretes Ergebnis. Erst ab 1676 entstand dann nach Vorgaben des Münchner Hofbaumeisters Marx (Markus) Schinnagl (1612-1681), der auch für den Wiederaufbau


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von Kirche und Kloster zuständig war, eine kilometerlange Leitung aus Bleirohren, durch die das Wasser aus einer Quelle in der Nähe des Andechser Gutes Kerschlach bei Pähl bis an den Fuß des Berges geführt und von dort mit Hilfe eines Pumpwerkes auf die Höhe gefördert wurde. Auf diese Weise gelangte am 3. Oktober 1687 zum ersten Mal Wasser auf den Heiligen Berg, das in einem Brunnenhaus südlich der Kirche gesammelt wurde. Dass Blitzschlag jedoch weiterhin ein Gefahrenmoment geblieben ist, zeigt ein Blick auf die Westempore der Andechser Kirche, wo Musik- und Mönchschor in ursprünglicher Bedeutung wieder vereint sind. Über den seitlichen Wandgemälden von Johann Baptist Zimmermann über dem Chorgestühl – sie zeigen den Ordensvater St. Benedikt im Chorgebet und in einer visionären Schau als Vorbild für Konzentration und Inbrunst im Gebet – fügte Johann Baptist Bader, genannt der Lechhansl (1717-1780), anstelle von zwei Uhren, die für einen am 16. Juni 1760 erfolgten Blitzschlag in den Turm verantwortlich gemacht worden waren, zwei Rundbilder ein, die Maria als Schutzherrin der Kirche bzw. den Wetterpatron St. Donatus zeigen. Als folgenreichstes Erlebnis blieb jedoch der Brand von 1669 im Gedächtnis. Er findet auch in den Publikationen von 1754 und 1755, also in unmittelbarem Zusammenhang mit dem 300-jährigen Jubiläum der Klostergründung, Erwähnung. Doch hier schon nicht mehr nur als geschichtliches Faktum, sondern in der Überhöhung verbunden mit der Frage: Was wollte uns Gott damit sagen? Vom „Schein der Fromm- und Gelehrtheit“ ist da die Rede,

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mit dem der Heilige Berg weit hinaus ins Land und in die Welt leuchtet. Eine solche Deutung mag uns im Zusammenhang mit einer solch verheerenden Brandkatastrophe fatalistisch und beschönigend erscheinen. Der Wiederaufbau, den man unmittelbar nach dem Brand in Angriff genommen hat, die Selbstverständlichkeit, mit der das, was nicht mehr zu ändern war, hingenommen wurde, die Energie, die das nahezu Unmögliche in kürzester Zeit möglich machte, die Tatsache, dass hier alle zusammen halfen, vom Kurfürsten bis zu den

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Erlingern und den Bewohnern des Umlandes, sind Phänomene, die sich auch nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau der schwer zerstörten Abtei St. Bonifaz in München zeigen sollten. Brände und Feuer blieben übrigens in Andechs stets Thema: 300 Jahre nach dem großen Klosterbrand gingen 1969 der Stall, der schon einmal zerstört worden war, mitsamt dem Bauernhof in Flammen auf. Und bereits fünf Jahre zuvor hatte der Klosterladentrakt gebrannt.

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Arme habt ihr immer bei euch Herausforderungen und Perspektiven für Christen heute Fundamentalismus, Extremismus und Terror breiten sich immer mehr aus. Mehr denn je ist aber deutlich, dass wir nur eine Erde haben, auf der alle gemeinsam leben und überleben können. Die Flüchtlingsproblematik spült uns extreme menschliche Schicksale vor die eigene Haustür: Wie reagieren wir auf diese Not? Wie kann ein friedlicheres Miteinander gelingen? Wie lernen wir einen besseren Umgang mit den Konflikten in der Welt, in der Kirche, in den eigenen vier Wänden? Diese Fragen beschäftigen Frater Emmanuel im Blick auf die Obdachlosenarbeit der Abtei in München. Der hier leicht bearbeitete Beitrag ist im Buch „Die Anderen – meine Zukunft“ des Vier-Türme-Verlags erschienen.

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ls ich mit 23 Jahren in die Abtei Sankt Bonifaz in München und Andechs eintrat, war ich ein ausgebildeter Schreinergeselle und staatlich geprüfter Krankenpfleger, aufgewachsen in einem kleinen Dorf bei Wasserburg am Inn im Landkreis Rosenheim, der von obdachlosen Frauen und Männern keine Ahnung hatte, sogar Vorurteile pflegte gegenüber diesen Menschen. Und nun können meine Mitbrüder und ich in diesem Jahr zwei Jubiläen begehen: Vor 25 Jahren begann ich die Arbeit mit obdachlosen Menschen in unserer Stadt München und vor 15 Jahren konnten wir unser Haneberghaus der Obdachlosenhilfe Sankt Bonifaz eröffnen. Damit wurde unser Konzept verwirklicht, bedürftigen Menschen, die auf der Straße leben, alles was sie zum „Überleben“ benötigen oder brauchen, unter einem Dach anbieten zu können. Dies ist kein Selbstzweck, auch kein Betriebsunfall, sondern Ausdruck unserer tiefsten, christlich und benediktinisch geprägten Überzeugung und unseres niederschwelligen Konzeptes. Sie werden fragen, wo ich denn meine Vorurteile gegenüber diesen Menschen gelassen habe – nun: Nach meinem Klostereintritt im Jahr 1990 musste ich mich bei der Klosterpfortenarbeit mit obdachlosen Menschen auseinandersetzen. Nun hatte ich sie vor Augen, musste ich mich mit ihnen unterhalten – und sie zeigten mir

Mit freundlicher Genehmigung von Süddeutsche Zeitung Photo.

dabei, dass sie auch nur Menschen sind wie Du und ich. Wenn ich zurückblicke, musste ich, mussten wir in viele Gesichter der Armut sehen, mit der wir uns wohl so, wie unsere Gesellschaft beschaffen ist, leider abfinden müssen. Des Öfteren werde ich gefragt, was ich mir wünschen würde für unser Haneberghaus. Meine stete Antwort ist, dass ich gerne arbeitslos wäre – das heißt, dass es keine Armen und keine Armut mehr geben sollte. Dies bleibt wohl leider ein auf immer unerfüllbarer Wunsch, was uns auch der obige Vers aus dem Markusevangelium mitteilen will.

Armut ist etwas sehr Vielschichtiges: Die Einsicht in unsere Arbeit zeigt mir Armut, die aus verschiedenen Ursachen herrührt: Alkoholsucht, Verlust des Arbeitsplatzes, Gefängnisaufenthalte, Scheidung, Trennung vom Partner bzw. der Partnerin, Flucht wegen Krieg, Terror und Verfolgung, eine erfolglose Arbeitsimmigration, der Verlust nahestehender Personen, Rentnerin und Rentner mit viel zu wenig Einkommen oder psychische Erkrankung. Armut hat also vielerlei Gründe, entstanden durch materielle, existenzielle und körperlich-gesundheitliche Notsituationen.


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Es scheint für manchen schwer nachvollziehbar, warum wir uns im Haneberghaus auch um die Menschen kümmern, die als Fremde nach Deutschland kommen und in Not leben. Daher möchte ich nachdrücklich und aus vollem Herzen betonen, dass wir, auch wenn sich die Struktur unserer Besucher im Haneberghaus verändert hat, weiterhin unser Augenmerk darauf richten werden, dass unsere einheimischen und ortsansässigen Obdachlosen nicht „unter den Tisch fallen“. Das hat sich in den vielen Jahren unseres Wirkens noch nie geändert. Keiner, der kommt, wird bevorzugt behandelt, keiner bekommt mehr oder weniger, auch wenn sich manche unserer Besucher permanent benachteiligt fühlen. Wir müssen darauf achten, dass wir das, was wir geben können, möglichst gerecht verteilen – was leider dazu führt, dass nicht jeder jederzeit alles bekommt, was er will. Eine weitere Sichtweise der Armut zeigt das 53. Kapitel der Benediktsregel, das die Überschrift „Die Aufnahme von Gästen“ trägt. Deshalb bezeichnen wir die Besucher unseres Haneberghauses nicht als Klienten, sondern als unsere Gäste: „Vor allem bei der Aufnahme von Armen und Fremden zeige man Eifer und Sorge, denn besonders in ihnen wird Christus aufgenommen.“ (RB 53,15). Indem wir Arme und Fremde aufnehmen, nehmen wir auch Christus auf, der für uns Mensch wurde in allen Höhen und Tiefen menschlichen Lebens. Er wurde in Armut geboren, weil kein Platz

Schafkopfen für eine gute Sache Bei ihrem Turnier aus Anlass des 15-jährigen Bestehens der Schafkopfschule e.V. haben Stefan Aldenhoven und Reiner Hartl einen Scheck über 1.100 Euro an Frater Emmanuel von der Obdachlosenhilfe Sankt Bonifaz übergeben. Bei einem Besuch in Sankt Bonifaz zeigten sich die beiden beeindruckt vom unermüdlichen Einsatz der zahlreichen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter für Menschen ohne Obdach.

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in der Herberge war. Als Fremder, der arm kam und arm wurde, nackt und bloß in der Krippe. Weiter heißt es im selben Vers: „Das Auftreten der Reichen verschafft sich ja von selbst Beachtung.“ Aber auch Reichtum kann Armut bedeuten – arm, weil man sich als überheblich erweist; arm, weil man ungerecht ist; arm, weil man immer mehr besitzen will; arm, weil man verlernt hat loszulassen oder genügsam zu sein. Reichtum kann Armut schaffen – durch Isolierung oder Solidaritätsverlust. In der Verkündigungsbulle von Papst Franziskus zum Jahr der Barmherzigkeit 2016 heißt es: „Entdecken wir erneut die leiblichen Werke der Barmherzigkeit: Hungrige speisen, Durstigen zu trinken geben, Nackte bekleiden, Fremde aufnehmen, Kranke pflegen, Gefangene besuchen und die Toten begraben. Und vergessen wir nicht die geistigen Werke der Barmherzigkeit: den Zweifelnden recht raten, die Unwissenden lehren, die Sünder zurechtweisen, die Betrübten trösten, Beleidigungen verzeihen, die Lästigen geduldig ertragen und für die Lebenden und die Verstorbenen zu Gott beten.“ Eine weitere Erkenntnis aus unserer Arbeit mit und für obdachlose Frauen und Männer ist mir wichtig: Wer arm ist, ist nicht automatisch unglücklich oder glücklich oder sogar faul und nutzlos. Auch der Reiche ist nicht automatisch glücklicher oder unglücklicher oder geizig und selbstsüchtig. Alle Menschen haben

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buch-tipp Linus Eibicht, Jakobus Kaffanke, Cyrill Schäfer (Hg.)

Die Anderen – meine Zukunft –

Herausforderungen und Perspektiven für Christen heute

17,00 €; 159 Seiten; gebunden Vier-Türme-Verlag der Benediktinerabtei Münsterschwarzach ISBN: 978-3-7365-0138-6

immer Anteil an dem, was sie aus ihrer Situation machen. So gibt es arme und reiche Menschen, die sich ehrenamtlich in unser Haneberghaus einbringen. Und es gibt arme und reiche Menschen, die unsere Obdachlosenhilfe finanziell unterstützen. Was schließlich alle Spender vereint, ist die Erkenntnis, etwas tun zu wollen, damit unsere Gesellschaft – wenn auch nur einen Hauch – gerechter und menschlicher wird.


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Ambulemus in lumine – lasst uns wandeln im Licht 100 Jahre Abtwahl von Bonifaz Wöhrmüller Die Zeit vor 100 Jahren war in München eine sehr turbulente, mitunter auch durchaus lebensgefährliche Zeit. In den ersten Monaten des Jahres 1919 war Ausnahmezustand. Das galt auch für St. Bonifaz, das durch Krankheit und Tod seines Abtes Gregor Danner und die dadurch notwendige Wahl eines Nachfolgers belastet wurde. Dieser Wahl kam auch deshalb eine besondere Bedeutung zu, weil sie die erste nach dem Ende der Monarchie war – mit allen damit verbundenen Fragen und Problemen.

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ach der Ermordung des Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD = Unabhängige Sozialdemokratische Partei, im April 1917 gegründet) am 21. Februar 1919 war es erst einen guten Monat später, am 17. März, zur Neubildung einer Regierung unter Johannes Hoffmann von der MSPD (Mehrheitssozialdemokraten) gekommen. Am 23. März wandte sich Abt Sigisbert Liebert von Schäftlarn als Präses der Bayerischen Benediktinerkongregation an den päpstlichen Nuntius Erzbischof Eugenio Pacelli: Bis jetzt wurde der Tod eines Abtes der Regierung mitgeteilt und ebenso die Resignation eines Abtes von der Regierung angenommen. Der Zeitpunkt der

Wahl eines neuen Abtes wurde der Regierung angezeigt, der Gewählte wurde ihr genannt, die Wahl vom König approbiert. Was ist nun bei der gegenwärtigen Form der Regierung zu tun? Da der Abt von St. Bonifaz schwer erkrankt ist, frage ich untertänigst, was in oben genannten Fällen von uns gegenüber der neuen bayerischen Regierung zu beachten ist. Drei Tage später entstand ein handschriftliches Konzept Pacellis in italienischer Sprache, indem er die Fragen Abt Sigisberts zu beantworten suchte. Im Hinblick auf die politische Situation (del tutto oscura ed incerta) und die zukünftigen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Bayern plädierte er beim Tod des Abtes, nur eine einfache Benachrichtigung an das Kultusministerium zu senden, um dieses von dessen Ableben in einem reinen Akt der Höflichkeit (puro atto di cortesia) zu unterrichten. Ansonsten griffen die Statuten der Kongregation: Der Prior übernimmt die Stelle des Abtes, wenn derselbe verhindert oder abwesend ist, im Fall seines Todes meldet er diesen an den Präses. Dann wird ein Administrator durch den Konvent bestimmt. In der derzeitigen unsicheren politischen Situation sei es somit ratsam, dem Kultusminister den Tod mitzuteilen und im Falle einer schweren Krankheit einen vorübergehenden Ersatz für den Abt einzusetzen. Sollte der Tod eintreten, solle man, um die Bestätigung

von Neuwahlen durch die Regierung zu umgehen, einen provisorischen Administrator einsetzen und die Wahlen gemäß den Statuten der Kongregation durchführen. Die provisorische Verwaltung solle solange eingesetzt bleiben, bis man in der Frage der Trennung von Kirche und Staat Klarheit habe. Soweit Pacelli. Als Abt Gregor Danner am 11. April 1919 starb, am Freitag vor dem Palmsonntag, herrschten in Bayern und vor allem in München bürgerkriegsähnliche Zustände. Am 7. April war unter Ernst Toller durch die USPD die bayerische Räterepublik ausgerufen worden, die Regierung Hoffmann nach Bamberg geflohen. Am 13. April folgte die kommunistische Räterepublik unter Ernst Leviné und Max Levien. Als Abt Danner am 14. April, dem Montag in der Karwoche, in der Gruft von St. Bonifaz beigesetzt wurde, konnte Kardinal Faulhaber als Erzbischof nicht teilnehmen, weil er sich am Palmsonntag in Freising zur Priesterweihe aufgehalten hatte und kein Zug nach München ging. Er schreibt in seinem Tagebuch: Der 19.30-Uhr-Zug mit dem ich noch zur Beisetzung in Sankt Bonifaz hätte kommen können, fällt ganz aus, Verkehr überhaupt eingestellt. In den Lebenserinnerungen von Pater Romuald Bauerreiß aus St. Bonifaz heißt es dazu: Dramatisch und eigenartig war die Beerdigung des Abtes Gregor am <14.4.1919> in der Gruft


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von St. Bonifaz. Noch herrschten die Kommunisten, Spartakisten genannt, in München. Trotz aller Hindernisse war die Bestattung ungemein feierlich. In der Sakristei tätig, kam auf mich ein Mann zu mit Vollbart, langen Stiefeln und Jägerhut und bat mich, ihn anzuziehen. Zunächst überrascht, erfuhr ich, daß es der Erzabt von St. Ottilien, Norbert Weber, war, der mit Abt Gregor aufs engste befreundet war und den Weg von St. Ottilien großenteils zu Fuß gemacht hatte. Die gefährliche Lage unter der Kommunistenherrschaft machte die Verkleidung notwendig. Eine Ablegung des Ordenskleides galt damals in der Hochschätzung des Ordensberufs als fast unmöglich, während es heute allzuoft geschieht. Der Spuk der Kommunistenherrschaft war in München bald zu Ende… Dieses blutige Ende kam am 1./2. Mai durch Regierungstruppen und Freikorps, die sog. Weißen Garden. Was die Lage in St. Bonifaz anbelangt, so ist erst wieder am 10. Juni darüber etwas zu erfahren. Der Abtprimas der Benediktiner, Fidelis von Stotzingen, hatte unter diesem Datum mit Nuntius Pacelli, der sich damals in Rorschach aufhielt, ein Gespräch bez. der Wahl des Abtes von St. Bonifaz geführt. Die Abtei sei ja seit Mitte April vakant und werde von einem Administrator verwaltet, dem die Autorität gegenüber der Regierung fehlt. Deshalb sei eine Neuwahl nun dringend erforder-

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lich. Pacelli hatte keine Einwände, meinte aber, man solle den Abt zwar wählen, ihn aber gegenüber der Regierung weiter als Administrator darstellen. Daraufhin fand die Wahl am 12. Juni statt und der bisherige Prior Bonifaz Wöhrmüller wurde zum Nachfolger von Abt Gregor Danner gewählt. Entgegen der Vereinbarung mit dem Nuntius wurde die Wahl jedoch öffentlich in den Tageszeitungen bekannt gegeben, was in den folgenden Wochen noch einiges an Korrespondenz zwischen der Nuntiatur, dem Abtpräses und dem Abtprimas zur Folge haben sollte. Der Nuntius erkundigte sich nach eventuellen Direktiven aus Rom bez. der Bekanntgabe der Wahl in den Zeitungen, der Abtpräses fühlte sich ungerecht behandelt, weil er auf seine Anfrage vom März keine Antwort bekommen hatte und die Regierung auch nur in Kenntnis gesetzt, aber nicht um Bestätigung gebeten habe, und der Abtprimas konstatierte dazu: Wenn nun das Ministerium sich mit der blosen Anzeige der geschehenen Wahl wirklich zufrieden gibt, so ist sachlich nichts dagegen einzuwenden. Es kann aber sein, dass die Sache für die Kirche in Bayern noch sehr schlimme Folgen hat… Da sich jedoch alle Befürchtungen bez. diplomatischer und politischer Verwicklungen als unbegründet erwiesen, weil die neue Regierung wohl zu dieser Zeit ganz andere Sorgen und Interessen hatte, glätteten sich die Wogen wieder und Abt Bonifaz Wöhrmüller wurde am 20. Juli 1919 von Kardinal Faulhaber geweiht. In den Tageszeitungen erschien ein salbungsvoller Bericht und Faulhaber notierte in sein Tagebuch: 9.00 – 12.00 Uhr: Benediktion des Abtes Bonifaz Wöhrmüller in Sankt Bonifaz mit acht Äbten, danach zu Tisch, heim 14.15 Uhr. Mit einem Schreiben des päpstlichen Staatssekretariats vom 27. Juli, das den entsprechenden Bericht des Nuntius über

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Wahl und Weihe des neuen Abtes von St. Bonifaz bestätigte, fand die Angelegenheit schließlich ihren formalen Abschluss und das Leben in St. Bonifaz kam wieder in ruhigeres Fahrwasser – ebenso wie in der ‚großen‘ Politik. Am 31. Juli wurde die „Weimarer Verfassung“ als Verfassung des Reiches angenommen, am 12. August die Bayerische Verfassung, die als sog. Bamberger Verfassung in die Geschichte eingegangen ist. Am 17. August kehrten Regierung und Landtag nach München zurück und am 15. September wurde die Bayerische Verfassung schließlich veröffentlicht und damit rechtskräftig.

B I RG I T TA K L EM EN Z

Q U EL L EN:

WA H L A K T VO N A BT B O N I FA Z WÖ H R M Ü L L ER ;

K R I T I S CH E O N L I N E-ED I T I O N D ER N U N T I AT U RB ER I CH T E EU G EN I O PACEL L I S (1917-1929): W W W.PACEL L I-ED I T I O N.D E; FAU L H A B ER-TAG EB Ü CH ER :

W W W.FAU L H A B ER-ED I T I O N.D E.


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Gemeinsam unterwegs – gemeinsam ankommen Fuß-Wallfahrt von München nach Andechs Samstagmorgen gegen 6 Uhr. Auf dem Münchner Marienplatz sammeln sich unter einem Kreuz rund 40 Menschen und machen sich mit Abt Johannes Eckert auf den Weg. Zu Fuß 42 Kilometer nach Andechs. Darunter Matthias Hauer. In der erwachenden Großstadt begegnet er letzten Nachtschwärmern und ersten auf dem Weg zur Arbeit. In den kommenden Stunden erlebt er, wie eine besondere Weggemeinschaft entsteht.

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or der Andechser Wallfahrtskirche an einem Sonntag im Juni: Fesch gekleidete Spaziergänger und Biergartenausflügler, Touristen mit Selfiestangen und Smartphones bewaffnet auf der Suche nach den möglichst Instagramgeeigneten Motiven ihres Urlaubs und ein paar bereits vom Frühschoppen leicht beschwipste junge Männer auf dem Abstieg über das Kopfsteinpflaster. Also nur die üblichen Szenen? Nein, denn eine etwa 40-köpfige Gruppe mischt sich ins Bild und stellt sich in einem großen Kreis auf der Wiese vor dem Hauptportal auf, mittendrin Mönch und Nonne im Habit. Nach einem kurzen, gemeinsam gelesenen Text und einem Vaterunser verabschieden sich alle voneinander, teils mit Umarmungen, teils mit kräftigem Händedruck, alle aber mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht und Worten des Dankes für den Begleiter und Organisator.

Die Münchner Wallfahrer unterwegs in den Wiesen der harmonisch gewellten Endmoränenlandschaft bei Rothenfeld…

Herausforderung und Denkanstöße Mit Abt Johannes an der Spitze – Schwester Rosa-Maria stößt diesmal erst sonntags dazu – bricht die Gruppe am Vortag in aller Herrgotts Früh gemeinsam am Marienplatz zur alljährlichen Wallfahrt von München nach Andechs auf. Die Teilnehmer stammen nur vereinzelt aus der Gemeinde von Sankt Bonifaz, sie kommen aus ganz München und seinem Umland und sind sogar über die Grenzen Bayerns hinaus beheimatet. Es sind „Wiederholungstäter“ darunter, die sich schon einige Male mit auf den Weg machten,


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… und auf den letzten Metern mit Blick auf das ersehnte Ziel: Der Heilige Berg Andechs von der Friedenskapelle aus.

und auch einige, die sich zum ersten Mal anschließen. Alle vereint die Freude an der körperlichen Herausforderung (42 km zu Fuß an einem Tag sind schließlich kein Pappenstiel), das sich Einbringen in die bunt zusammengewürfelte Gruppe und – denn sonst wäre es ja keine Wallfahrt – das Interesse an religiösen Denkanstößen, gemeinsamem Beten und Singen. Mit dem Kreuz voran durch die erwachende Großstadt Der Weg der Pilgerschar mit dem Kreuz voran führt durch die erwachende Großstadt, man begegnet letzten Nachtschwärmern und den ersten samstags Werktätigen und ruft hier in den Gesichtern statt Ablehnung eher Verwunderung oder gar Anerkennung hervor. Nach einem ersten Zwischenhalt am Eingang des Waldfriedhofs geht es an den Gräbern vorbei weiter durch Fürstenried in den Wald des Forstenrieder Parks. Als Erster unter Gleichen und mit einer gesunden Mischung aus Ernst und Humor gibt Abt Johannes Wegpunkte und Zeitplan vor, sagt Lieder und Texte an und zeigt aktuelle Bezüge zu den „Rosenkranzgeheimnissen“ als möglichen Denkanstoß auf: Mit „Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist“ beispielsweise könnten Kollegen und Freunde bedacht werden, die von Mobbing betroffen seien. Ein paar Stunden später unter der Nachmittagssonne dann animiert er die Teilnehmer zu frei interpretierten Geheimnissen: „Jesus, der uns die Füße leicht macht“ oder ein spontanes „der uns die Erfrischung schenkt“ sind bei über 30 Grad im Schatten nicht zu verdenken und kommen aus tiefem Herzen! Aktuelle „Rosenkranzgeheimnisse“ Ziele dieser Wallfahrt sind weder Rekorde beim Rosenkranzbeten noch die Anbetung von Reliquien oder Madonnen- und

Heiligenfiguren. Das Ziel hier stellt das gemeinsame Unterwegssein und das gemeinsame Ankommen dar, was die Unternehmung besonders für moderne und liberale Christen sympathisch macht, aber auch die Hemmschwelle für Neulinge senkt. Es wird viel miteinander geredet, man teilt sich Beweggründe, Blasenpflaster und Antimückensprays, es wird erzählt, gescherzt und mit Handtüchern am See ausgeholfen. Dann wieder genießt man schweigende Minuten, nur mit sich selbst in Gedanken, im Rhythmus der Beine, seinem Atem lauschend oder den über den Äckern rüttelnden Falken nachsehend. Angenehm ist der immer wieder auf die Wallfahrer wartende Kleinbus mit endlosen Mineralwasservorräten und für so manchen auch eine willkommene Möglichkeit, ein paar Kilometer mitzufahren und auszuruhen. Ankommen und Innehalten Ein frühes Mittagessen beim Wirt in Buchendorf stärkt die Gruppe für die anstehenden Etappen über die Würm ins Mühltal, nach Hanfeld, Söcking und Maising. Nach einem erfrischenden Bad im oder einem aufputschenden Kaffee am dortigen See gilt es, die letzten Kilometer über Aschering und Rothenfeld auf den Heiligen Berg zu bezwingen. Sie fallen leichter, als die stechfreudigen Mückenschwärme von tieffliegenden Schwalben dezimiert und aufkommenden Böen eines nahenden

Gewitters vertrieben werden. Um halb sieben erklimmt die Gruppe die letzten Stufen zur Wallfahrtskirche, wo sie von vollem Geläut und dem weihwasserspendenden Pater Valentin empfangen wird. Ein paar stille Momente des Ankommens und Innehaltens im abendlich beleuchteten und ansonsten verwaisten Kirchenschiff münden in ein gemeinsam a cappella gesungenes „Großer Gott, wir loben Dich“, bevor die Zimmer und Pilgerlager im Kloster verteilt werden. Große Mengen an Spaghetti Bolognese und kühle und süffige Getränke des Hauses runden den Tag bei guten Gesprächen ab, bis der letzte Pilger mit schweren Beinen und Lidern das Licht ausdreht und in die Kissen sinkt. Gemeinschaft auf Augenhöhe Der folgende Morgen startet mit einer Laudes vor dem Frühstück, anschließend feiern die Wallfahrer den von Abt Johannes gehaltenen Sonntagsgottesdienst mit. In seiner Predigt zum Dreifaltigkeitssonntag legt er diesen spröden Begriff sowohl mit „lieber dreifältig als einfältig“, als auch als Gemeinschaft zwischen den Menschen mit Gott, Sohn und Geist aus, die keine autoritäre sei, sondern eine auf Augenhöhe und von Angesicht zu Angesicht. Eine Gemeinschaft, wie sie in Freundschaft, Partnerschaft, Familie, im Team mit Kollegen und natürlich besonders auch in der gemeinsamen Wallfahrt des Vortages spannend und lebendig wird und wurde! M AT T H I A S H AU ER


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„Mir tat der klösterliche Rhythmus sehr gut“ Wie vier junge Männer die Tage im Kloster erlebt haben

Ganz anders verbracht haben vier junge Männer zwischen 17 und 27 Jahren eine Woche ihrer Sommerferien. Von Ende Juli bis Anfang August 2019 waren sie zu Gast in unserem Kloster und haben mit den Mönchen Gebet, Arbeit und Alltag geteilt. Pater Lukas hat die jungen Männer zusammen mit seinen Mitbrüdern begleitet. Überrascht haben ihn seine Gäste immer wieder.

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ntensiv und ereignisreich – diese Worte fallen immer wieder, wenn man mit Pater Lukas über die Tage für junge Männer ins Gespräch kommt. Man merkt gleich, dass die eine Woche mit Simon Reich, David Bükki, Quirin Hanschmann und Nikita Braun für ihn herausfordernd, aber auch sehr bereichernd war. „Ich war echt beeindruckt, wie ernsthaft, ausdauernd und bisweilen kritisch wir Fragen zum persönlichen Glauben, zur Heiligen Schrift und benediktinischer Lebensform und Spiritualität diskutiert haben.“ Lange, intensive und sehr offene


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Gespräche seien das gewesen, so Pater Lukas. „Scheinbare „Selbstverständlichkeiten“ im Blick auf das klösterliche, kirchliche und spirituelle Leben gibt es einfach immer weniger, aber das ist für uns als klösterliche Gemeinschaft die Chance, uns in Frage stellen zu lassen und uns selbst neu zu vergewissern. Natürlich braucht es dafür viel Zeit und Geduld.“ Auch Quirin Hanschmann blickt positiv auf die intensiven Gespräche mit den Mönchen zurück. Das habe einiges angestoßen: „Ich hatte hier endlich mal die Zeit, über mich nachzudenken, meine Ansichten zu hinterfragen und zu neuen Erkenntnissen zu kommen.“ Simon Reich lernte vor allem den klösterlichen Rahmen schätzen: „Ich hatte eine gute Zeit mit den anderen Teilnehmern und den Mönchen und habe den strukturierten Tagesablauf sehr genossen.“ Auch die verschiedenen Ausflüge sorgten nicht nur für Abwechslung, sondern öffneten auch die Perspektive auf das geistliche und kirchliche Leben rund um München. Ein Besuch der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe und unseres Münchner Klosters Sankt Bonifaz zeigte den weiten Aufgaben-Horizont der Benediktiner von München und Andechs. Bruder Lazarus Bartl, der aus Andechs stammt, führte die Gruppe an einem Nachmittag durch die benachbarte Erzabtei Sankt Ottilien. Ein

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tage für junge männer vom 1 . bis 8 . august 2020 Die Benediktiner der Abtei Sankt Bonifaz in München und Andechs laden auch 2020 wieder junge Männer ein, gemeinsam im Kloster Andechs für eine Woche im Wechsel von Gebet, Arbeit und täglichen Impulsen zur Heiligen Schrift und benediktinischen Spiritualität zu leben. Ganz gleich ob Katholik oder Protestant, ob jemand einem anderen religiösen Bekenntnis angehört, als Agnostiker oder Atheist seinen Weg geht – jeder ist bei den Mönchen willkommen. Die einzige Voraussetzung ist, dass er sich auf den klösterlichen Rhythmus einlässt. Sicherlich erfordert dies auch etwas Disziplin und Bereitschaft zum Ungewöhnlichen.

Besuch der Ausstellung „Heimat – gesucht, geliebt, verloren“ des Diözesanmuseums München und Freising im Kloster Beuerberg rundete das Programm ab. Er sei zudem überrascht gewesen, so Pater Lukas, wie schnell die Vier untereinander schon weit vor der Hälfte der Zeit ein sehr positives und freundschaftliches Verhältnis zueinander entwickelt hätten. Die Woche wurden von allen Teilnehmern sehr positiv gesehen. Einfach mal „runterzukommen“ war ein häufig genanntes Stichwort. David Bükki gefiel besonders

Der Tag beginnt mit dem klösterlichen Morgenlob. Nach dem Frühstück und einer kurzen Morgenmeditation gehen die Teilnehmer bis Mittag in die Arbeitseinsätze im Kloster oder in seinen Betrieben. Nach Mittagslob und Mittagessen mit den Mönchen unternimmt die Gruppe Ausflüge in die Umgebung. Nach dem Abendlob, der gemeinsamen Eucharistiefeier und dem Abendessen bietet der Tag noch Impulse zur benediktinischen Spiritualität, zum Lesen der Heiligen Schrift, zu Liturgie und christlicher Praxis. Je nach Wetter und Stimmung klingt der Abend hin und wieder bei einem kühlen Getränk gemütlich aus.

die Mischung aus inhaltlichen Elementen und entspannten Gesprächen: „Ich habe neue Impulse für mein Leben bekommen, hatte eine gute gemeinsame Zeit mit den anderen. Auch dass wir am Abend ganz entspannt einmal auf ein Bier auf der Terrasse sitzen konnten. Das alles hat sich wirklich gelohnt.“ So sieht es auch Nikita Braun und ergänzt: „Es war einfach sehr entspannt, vor allem um aus dem stressigen Alltag einmal rauszukommen. Das ist die Reise auf jeden Fall wert gewesen.“

MARTIN GLAAB

25 Jahre DRK-Wallfahrt

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in Vierteljahrhundert bereits pilgern die Frauen und Männer der Ortsgruppe Reichenbach des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) auf den Heiligen Berg Bayerns. Ein echter Grund zum Feiern. So machten sich am 29. Mai die

„DRKler“ sehr früh am Morgen auf den Weg. Verstärkt wurde die Gruppe in diesem Jahr von Pfarrer Torsten Ret und Bürgermeister Franz Masino. Beide reisten mit dem Motorrad an. Im Gepäck hatte die 14-köpfige Gruppe des DRK eine

Überraschung für die Mönche des Klosters: eine riesige Fruchttorte. Der Gottesdienst in der Wallfahrtskirche an Christi Himmelfahrt, den Pfarrer Torsten Ret gemeinsam mit Abt Johannes feierte, berührte viele Wallfahrer besonders, konnten doch die DRKler im Laufe der 25 Jahre viele Freundschaften schließen. So trafen sie am Abend noch Familie Tafertshofer, die die Wallfahrer über die Zeit hinweg immer wieder gut beraten hatte, so dass jede Wallfahrt zu einem einzigartigen Erlebnis wurde. Am Samstag hieß es Abschied nehmen, verbunden mit dem Versprechen, im nächsten Jahr wieder zu kommen.


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Abt Johannes Eckert bei der Profess-Erneuerung

„Meine Seele hängt an Dir“ Silberprofess von Abt Johannes Eckert Am 23. November 2019 hat Abt Johannes Eckert im Rahmen des Gottesdienstes zum Kirchweihfest in Sankt Bonifaz sein silbernes Profess-Jubiläum gefeiert.

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abei gelobte er erneut Beständigkeit, Gehorsam und klösterlichen Lebenswandel. Seine von Hand geschriebene Profess-Erneuerung verlas Abt Johannes und stimmte dann das „Suscipe, me domine“ an. Dieser Abschnitt aus dem Psalm 119 bringt die Hingabe an Gott und das Vertrauen auf seine Nähe und Führung auf dem eingeschlagenen Weg zum Ausdruck.

Bis heute begleiten Abt Johannes zwei Worte aus Bibel und Benediktsregel auf seinem klösterlichen Weg: Sein ProfessSpruch aus Psalm 63: „Meine Seele hängt an Dir. Deine rechte Hand hält mich fest“ und der kurze Absatz aus dem Vorwort der Benediktsregel, den ihm Abt Odilo vor 25 Jahren in sein persönliches RegelExemplar geschrieben hat: „In seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg zum Leben“.

1994 legte Claudius Eckert – so sein bürgerlicher Name – seine erste Profess vor Abt Odilo Lechner und der klösterlichen Gemeinschaft ab und erhielt von Abt Odilo seinen Ordensnamen Johannes. Im Juli 1998 legte Frater Johannes die feierliche Profess in Andechs ab und wurde knapp zwei Jahre später am 10. Juni 2000 in der Andechser Wallfahrtskirche zusammen mit Pater Korbinian zum Priester geweiht. Bis 2003 wirkte er als Seelsorger in den Pfarreien Erling-Andechs und Machtlfing, bis seine Mitbrüder ihn am 23. Juli 2003 für zwölf Jahre zum Abt wählten. Als Leitwort für seinen Dienst als Abt entschied sich Johannes Eckert für einen kurzen Abschnitt aus dem vierten Kapitel der Benediktsregel: „Diligere ex toto corde“, zu deutsch: „Aus ganzem Herzen lieben“. Am 10. Februar 2015 wählten die Mönche von Sankt Bonifaz und Andechs Abt Johannes für weitere zwölf Jahre zum Abt.


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Liebeserklärungen Gottes Gesprächsreihe über die Sakramente mit Pater Valentin Ziegler

Die Katholische Kirche kennt sieben Zeichen, durch die Gott den Menschen seine Gegenwart besonders erfahren lässt: die Sakramente. Pater Valentin lädt in einer Gesprächsreihe in München und Andechs ein, die Bedeutung von Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Buße, Priesterweihe und Krankensalbung für sich persönlich wieder neu zu entdecken.

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rsprünglich kommt das Wort Sakrament aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Eid“, „feierliche Verpflichtung“ und im religiösen Kontext auch „Geheimnis“. So lässt sich schon erkennen, warum die sieben Sakramente die wichtigsten Feiern der Kirche sind. Sie lassen durch ein Wort der Heiligen Schrift und ein Zeichen sichtbar erfahren, dass Gott den Menschen nahe sein möchte; ja, sich an jeden einzelnen Menschen bindet. Dabei hat jedes Sakrament seinen ganz eigenen Charakter. In einem gewissen Sinn sind Sakramente also sichtbare Liebeserklärungen Gottes an seine Geschöpfe. Sakramente möchten für alle menschlichen Sinne zeigen, dass es Gottes Sehnsucht ist, unser ganzes Leben zu begleiten – von der Geburt zum Erwachsenwerden, bei Heirat oder Priesterweihe, bei Krankheit und Tod.

termine 2020 Andechs

Die Taufe 11.März 2020 Die Beichte 18. März 2020 Die Eucharistie 25. März 2020 Die Firmung 1. April 2020 Beginn jeweils 20.00 Uhr; Graf Berthold Zimmer im Fürstentrakt des Klosters Sankt Bonifaz

Die Taufe 20.April 2020 Die Beichte 27. April 2020 Die Eucharistie 4. Mai 2020 Die Firmung 11.Mai 2020 Beginn jeweils 20.00 Uhr; Zentrum Sankt Bonifaz; Gruppenraum 1 im 1. Stock Zu den Sakramenten Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung setzt sich die Gesprächsreihe im Herbst 2020 fort.


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Mehr Platz für Qualität Erweiterung der Klosterbrauerei Andechs offiziell in Betrieb genommen

Ein Blick in den rund zehn Tennisplätze großen Erweiterungsbau der Klosterbrauerei von der neuen Besuchergalerie aus.

Am späten Vormittag des 7. Oktober hat die neue Füllerei in der neuen Halle der Klosterbrauerei ihren Betrieb aufgenommen. Gemeinsam mit dem Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Staatsminister Dr. Florian Herrmann, gaben Abt Dr. Johannes Eckert, Betriebsleiter Alexander Reiss und der kaufmännische Leiter Christian Rieger das Startsignal für die Abfüllung der Klosterbiere. Neben der Füllerei stehen in der neu gebauten Halle neue Lagerflächen für über eine Million Flaschen Andechser Klosterbier zur Verfügung. Mit Kosten von rund 12 Millionen Euro ist es die größte Einzel-Investition des Klosters in die eigene Brauerei seit dem Neubau der Klosterbrauerei 1973/84.

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uf einer Fläche von fast zehn Tennisplätzen sind in der rund 2.500 Quadratmeter großen Halle die Flaschen-Füllerei und die Palettier-Anlage untergebracht. Der Ende August 2018 begonnene Neubau schließt sich im Osten an den 1973 fertig gestellten Flachbau an und fügt sich in den Abmessungen harmonisch an den bisherigen Baukörper an.

„Andechser Lebensfreude in unseren Bieren genießen“ Abt Johannes Eckert sagte anlässlich der Eröffnung: „In den letzten 14 Jahren haben wir unsere Brauerei immer wieder erneuert, auch um die strengen EMAS-Umweltstandards einzuhalten. Mit dieser Erweiterung ist ein weiterer wichtiger Schritt getan, den wir gemeinsam mit unseren Mitarbeiterin-


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Offizieller Start für die neue Füllerei: Alexander Reiss, Betriebsleiter der Klosterbrauerei, Abt Dr. Johannes Eckert, Veronika Ettstaller, bayerische Bierkönigin, Christian Rieger, kfm. Leiter der Wirtschaftsbetriebe, und Staatsminister Dr. Florian Herrmann

„Kloster Andechs ist Bayern pur.“ – Staatsminister Dr. Florian Herrmann

nen und Mitarbeitern und den beteiligten Firmen gehen konnten. Dafür sind wir sehr dankbar. Es ist die größte Investition seit dem Neubau der Brauerei 1973/84 unter der Verantwortung unseres damaligen Cellerars Pater Daniel Gerritzen. So können sich unsere Kunden und Gäste weiter auf unsere hohe Produktsicherheit und -qualität verlassen und auch künftig ein Stück Andechser Lebensfreude in unseren Bieren genießen.“ „Kloster Andechs ist Bayern pur“ Staatsminister Dr. Florian Herrmann betonte in seinem Grußwort: „Kloster Andechs ist Bayern pur. Hundertausende Besucher aus Bayern und aller Welt pilgern jedes Jahr auf den „Heiligen Berg“. Das Kloster mit seiner Brauerei steht für Tradition und Werte und gleichzeitig für Innovation und Fortschritt. Christliches, soziales Engagement und höchst erfolgreiches Unternehmertum gehen hier vorbildlich Hand in Hand. Die 12 Millionen Euro schwere Investition in die Brauereierweiterung zeigt: Hier wird in die Zukunft investiert, damit Kloster und Brauerei noch lange so ein einzigartiges Aushängeschild unserer Heimat bleiben“.

„Herzlichen Dank an Sie, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für Ihren Einsatz. Ich weiß: Die letzten Monate haben uns allen viel abverlangt. Aber viele haben gezeigt, dass die Klosterbrauerei für sie mehr ist als ein Arbeitsplatz. Ihre Verbundenheit ist ein gutes Zeichen für die Zukunft.“ – Betriebsleiter Alexander Reiss

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Krones-Vertriebsvorstand Thomas Ricker gratuliert zur Fertigstellung des klösterlichen Bauprojektes.

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„Für uns ein ganz besonderes Bauprojekt, das die langjährige Verbundenheit unserer Firma mit dem Kloster unterstreicht“ – Wolfgang Dorn, Vorsitzender der Geschäftsführung der Firma Josef Hebel.

Ein Prosit am neuen Füller auf die Erweiterung unserer Klosterbrauerei: Betriebsleiter Alexander Reiss, Staatsminister Dr. Florian Herrmann, Dr. Ute Eiling-Hütig MdL, Michael Kießling MdB, Bayerns Bierkönigin Veronika Ettstaller, stv. Landrat Tim Weidner, Christian Rieger, kfm. Leiter der klösterlichen Wirtschaftsbetriebe, und Abt Johannes Eckert (v.l.n.r.).

„Ein beliebtes Ziel vieler Menschen aus Nah und Fern“ – stellvertr. Landrat Tim Weidner.

Meilenstein für Ökologie und Nachhaltigkeit Tim Weidner, Vertreter von Landrat Karl Roth, unterstrich die Verwurzelung des Klosters und seiner Brauerei im Landkreis: „Sie stehen für gelebte Gastfreundschaft und machen den Landkreis Starnberg seit langer Zeit zu einem sehr beliebten Ziel vieler Menschen aus Nah und Fern.“ Bürgermeisterin Anna Elisabeth Neppel sprach von einem wichtigen Meilenstein für Ökologie und Nachhaltigkeit in der Gemeinde Andechs: „Das Bier der Klosterbrauerei Andechs wird in privilegierter Lage, geprägt von langer Tradition mit modernster Technologie erfinderisch und erstklassig gebraut.“ Vertreter der beteiligten Firmen, darunter die Firmen Josef Hebel in Memmingen, Krones in Neutraubling und BMS Maschinenfabrik in Pfatter, betonten die konstruktive Zusammenarbeit bei diesem für sie besonderen Projekt.


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Wie Strom, Wasser und Wärme-Einsparung in der neuen Füllerei mit Lärm- und Mitarbeiterschutz einhergehen, erläutert Alexander Reiss den Mitgliedern des Konventes und den Ehrengästen.

Abt Johannes begrüßt über 60 geladene Gäste und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Klosterbrauerei in der neuen Lagerhalle.

Thomas Lehmann, Geschäftsführer der BMS Maschinenfabrik GmbH, unterstreicht die konstruktive Zusammenarbeit.

Neue Flaschen Füllerei Bis zu 24.000 Flaschen in der Stunde füllt die neue Flaschen-Füllerei. Dies stellt keine Erweiterung der bisherigen Füll-Kapazitäten dar. Der Vorteil der neuen Füllerei liegt zum einem darin, dass der vollautomatische Füller direkt mit dem Produktionssystem Proleit kommuniziert. Zum anderen konnte die Umweltverträglichkeit der Füllerei wesentlich verbessert werden. Der Gesamtstromverbrauch sinkt von der-

weniger aufwändig. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Arbeitnehmerschutz. Durch spezielle Dämmstoffe ist der Lärmpegel in der neuen Füllerei deutlich reduziert. Lüftungsanlagen und Filter sorgen für bessere Luftzirkulation und -reinheit.

zeit 0,046 kWh pro produziertem Liter Bier auf 0,034 kWh. Durch eine effizientere Wasser-Nutzung wird der Wasserverbrauch in der Flaschen-Füllerei von derzeit 0,66 Liter pro produziertem Liter Bier auf etwa 0,36 Liter zurückgehen. Ein noch besser dosierbarer Einsatz von Reinigungsmitteln minimiert die Umweltbelastung zusätzlich. Durch die getrennte Aufstellung von Flaschen-Füller und Etikettierer sind zudem Wartung und Instandhaltung weit

Erweiterte Lagerkapazitäten In der neuen Lagerhalle für das Leergut finden rund 1.500 Paletten mit jeweils 40 Bierträgern, also insgesamt 1,2 Millionen


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Über ein Drittel weniger Strom- und Wasser verbraucht die neue Füllerei gegenüber der bisherigen Anlage.

0,5l-Flaschen Platz. Die neue Halle bringt deutliche Verbesserungen für die logistische Abwicklung auf dem Betriebsgelände. Zum einen lagert das Leergut ohne Witterungseinflüsse. Zum anderen rückt es räumlich näher an die Füllerei heran, was die Transportwege auf dem Betriebsgelände verkürzt und Arbeitsabläufe effizienter macht.

Die kurzweilige Feier zur Eröffnung des Erweiterungsbau wurde im Bräustüberl bei Weißwurst, Brezn und Andechser Klosterbier fortgesetzt.

Bis zu 24.000 Mal in der Stunde bringt die neue Füllerei der Klosterbrauerei ein Stück „Andechser Gefühl“ in die Flasche.

3.000 Meter Edelstahlverrohrung Rund drei Kilometer Edelstahlverrohrung wurden verbaut. Jede Schweißnaht musste perfekt ausgeführt werden, denn die Verrohrung bildet die Grundlage für eine moderne Füllereitechnik, die mit einer weiterentwickelten Inspektionstechnik, besserer Bedienbarkeit und effizienteren Reinigungsmechanismen die Produktsicherheit der Andechser Klosterbiere noch weiter verbessert. LED-Beleuchtung, die mitdenkt Bei der Beleuchtung der neuen Halle ist die Wahl auf ein hochmodernes LED-Beleuchtungssystem gefallen. Die Beleuchtung wird durch den Einsatz von Bewegungsmeldern nur in den Teilen der Lagerhalle eingeschaltet, wo Mitarbeiter tatsächlich aktiv sind. Im Außenbereich wird dieses besonders energiesparende System ebenfalls verwendet, um die Lichtverschmutzung in der Nacht einzudämmen.


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Mit bayerisch-böhmischer Blasmusik begeisterten zur Eröffnung die „Achtaler Musikanten“.

Fußbodenheizung Die neue Halle verfügt über eine spezielle Fußbodenheizung mit sehr niedriger Vorlauftemperatur. Sie ermöglicht es, dass auch die Abwärme von Kompressoren und Kühlaggregaten für die Fußbodenheizung verwendet werden kann. Ein Teil des

Bodens ist nicht isoliert, sodass zur Winterzeit Erdwärme von unten in die Halle aufsteigen kann. So können die Andechser Klosterbiere in Zukunft noch umweltschonender hergestellt werden – ein wichtiger Beitrag für einen verantwortungsvollen Umgang mit begrenzten Umweltressourcen. information In den letzten 15 Jahren rund

30 Millionen in die Brauerei investiert

Einer von rund 60.000 Bierträgern, die in der neuen Lagerhalle Platz finden.

Mit der Erweiterung der Klosterbrauerei sichert die klösterliche Gemeinschaft die ökonomische Grundlage des Klosters und setzt weiter auf eine eigene konzernunabhängige Brauerei. Sie sichert langfristig Arbeitsplätze und trägt damit unter anderem die Obdachlosen- und Bildungsarbeit in Sankt Bonifaz. Die Klosterbrauerei Andechs ist heute in Deutschland die größte von nur noch wenigen authentischen Klosterbrauereien, die von einer Ordensgemeinschaft völlig konzernunabhängig geführt wird. Gebraut und abgefüllt wird nur in Andechs. Ihr Ausstoß liegt bei über 100.000 Hektoliter pro Jahr. Seit 2003 hat die klösterliche Gemeinschaft rund 30 Millionen Euro in die eigene Brauerei investiert.


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Inklusion ganz praktisch Menschen mit Behinderung arbeiten in der Klosterbrauerei

IWL-Unterstützung: hinten von links: Werner Grams, Dirk Neumann; vorne von links: Franz Niemeier, Larissa Bräcker, Antonia Werner.

Schon seit über zehn Jahren arbeiten Menschen mit Behinderung in unserer Klosterbrauerei. Ein bis zu sechsköpfiges Team aus den ISAR-WÜRM-LECH (IWL)-Werkstätten für Menschen mit Behinderung in Machtlfing ist eine wichtige Stütze bei der Abwicklung des Exportgeschäfts unserer klösterlichen Brauerei.

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hne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der IWL in Machtlfing, sieben Autominuten von Andechs entfernt, wäre mancher Exportauftrag nicht so einfach umzusetzen. Je nach Auftragslage können wechselnde Teams von bis zu sechs Menschen mit Behinderung aus der IWL in Machtlfing angefragt werden, die dann kurzfristig zur Verfügung stehen. Denn für die Ausfuhr der Andechser Klosterbiere müssen die Flaschen oft in eigene Kartons verpackt werden. Ob für die USA oder Russland, Schweden oder Finnland, Dänemark, Spanien, Tschechien, die Niederlande, Slowenien, Slowakei oder Italien – für jedes Exportland gelten eigene


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weitere information zur iwl ISAR-WÜRM-LECH

IWL Werkstätten für

behinderte Menschen gGmbH

Traubinger Straße 23 82346 Andechs-Machtlfing www.iwl-ggmbh.de

Vorschriften. So müssen die Kartons zunächst mit den gewünschten Biersorten bestückt und den jeweiligen Aufklebern mit den gesetzlichen Pflichtangaben für das Exportland versehen werden. Danach werden die Kartons auf Paletten aufgestapelt und mit Folien gesichert. Selbstständiges Arbeiten in einem professionellen Umfeld Alexander Härtl, Betriebsleiter der IWL in Machtlfing, schätzt die langjährige und verlässliche Zusammenarbeit mit der Klosterbrauerei: „Selbstständiges Arbeiten außerhalb der Werkstatt in einem professionellen Umfeld, das ist für Menschen mit Behinderung ganz besonders wichtig. Dass dies in der Klosterbrauerei möglich ist, schätzen wir sehr.“ Eine gute lokale Vernetzung ihrer Arbeit ist für die Verantwortlichen der IWL von großer Bedeutung: „Wir sind schnell vor Ort, kennen uns aus und können so mit flexiblen Teams in der Brauerei arbeiten, so dass viele unserer Beschäftigten die Arbeit auch einmal ausprobieren können“, so Härtl. Da für die Klosterbrauerei in erster Linie das Ergebnis und nicht unbedingt der Weg dahin zählt, können auch leistungsschwächere Beschäftigte der IWL in die Teams eingebunden werden. Das schafft Freiräume und Flexibilität, so dass viele Menschen mit Behinderung dieses Arbeitsangebot wahrnehmen können.

„Zuverlässig und freundlich – einfach gute Kollegen“ Thomas Witjes, Logistikleiter der Klosterbrauerei, und Peter Späth, Mitarbeiter in der Expedition, arbeiten seit Jahren in verschiedenen Funktionen mit den IWLTeams zusammen. „Wir sind rundherum zufrieden mit den Kolleginnen und Kollegen von der IWL“, so Thomas Witjes. „Wir können uns auf sie zu hundert Prozent verlassen. Sie sind da, wenn wir sie brauchen, und sie liefern mit ihrer Arbeit einwandfreie Qualität. Was will man mehr?“ Peter Späth ergänzt: „Es passt einfach mit der IWL. Ihr Arbeitsbereich ist nach getaner Arbeit einfach blitzsauber. Da liegt kein einziger Karton und kein Stück Folie herum.“ An solchen Kleinigkeiten zeigt sich, wie die Teams der IWL ihre Arbeit verstehen, und dass sie auch Spaß macht. Zum einen zeigt die Zusammenarbeit zwischen Klosterbrauerei und IWL das ganz praktische Engagement des klösterlichen Wirtschaftsbetriebs im Blick auf Inklusion. Zum anderen ist die Brauerei überzeugt vom Leistungspaket der IWL. Darüber hinaus sind in den vergangenen Jahren ganz natürlich Verbindungen zwischen den Teams von IWL und den Mitarbeitern der Brauerei gewachsen. Und zur guten Atmosphäre trägt natürlich auch das leckere Mittagessen im Mitarbeitercasino des Klosters bei.

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Ein herzlicher Dank an Familie Krätz und ihre engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die langjährige Verbundenheit (v.l.n.r.: Konrad Muck, Wolfgang Schäff, Sepp Krätz, Martin Glaab, Abt Johannes Eckert).

25 Jahre Andechser am Dom Doppelter Grund zum Feiern für Wirtsfamilie Krätz Seit einem Vierteljahrhundert hat das „Andechser Gefühl“ in München mit dem Andechser am Dom tiefe Wurzeln geschlagen. Abt Johannes Eckert überbrachte daher am 17. Oktober mit Vertriebsleiter Wolfgang Schäff und Regionalverkaufsleiter Konrad Muck im Form einer Ehrenurkunde ganz herzliche Glückwünsche des Klosters und der Brauerei. Doch gab es noch einen weiteren Grund zum Feiern in der unmittelbaren Nachbarschaft der Frauenkirche.

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enn auf den gleichen Tag fiel auch der Geburtstag von Sepp Krätz, den er zusammen mit seiner Familie und seinen Gästen ebenfalls im Andechser am Dom feiern konnte. Aus diesem Anlass schenkte Abt Johannes Sepp Krätz eine kleine Statue seines Namenspatrons, des Heiligen Josefs, und verband damit herzliche Glückwünsche, Gottes Segen und Gesundheit für die kommenden Jahre. Sepp Krätz freute sich sichtlich über das persönliche Geschenk und versprach: „Er bekommt bei mir zu Hause einen Ehrenplatz“.

Ein Jahr nach der Wiedereröffnung am neuen Standort angekommen Auf den Tag genau ein Jahr nach der Wiedereröffnung im Oktober 2018 ist der Andechser am Dom nun endgültig an seinen neuen Standort angekommen. Langjährige Gäste schätzen die vielen Elemente aus dem alten Andechser wie die Guss-Putte im Obergeschoss, die – ergänzt um einen leuchtenden Heiligenschein – noch besser zur Geltung kommt oder das eindrucksvolle Deckengemälde von Rainer Maria Latzke im Erdgeschoss. So hat die neue „himmlische Wirtschaft“ lieb gewonnene Eigenheiten des alten Andechser integriert und mit frischen Designideen weiter aufgewertet.


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Bewährtes gastronomisches Konzept und viel Platz für Andechser Gastlichkeit Das gastronomische Konzept hat der Andechser am Dom weitgehend beibehalten. Bayerische Schmankerl von Würstel über Fleischpflanzerl und Schweinsbraten bis zur reschen Ente mit Knödel und Blaukraut sowie köstliche Spezialitäten vom Wagyu-Rind aus hauseigener Zucht und die Biere der Klosterbrauerei Andechs stehen weiter im Mittelpunkt. Insgesamt rund 50 Plätze mehr hat der neue Andechser am Dom als sein Vorgänger in der Weinstraße. 120 Plätze bietet der Gastraum, ebenso viele Gäste finden im Freien gegenüber dem Brautportal der Frauenkirche Platz. Auch die Arkaden rechts vom Eingang an der Mazaristraße haben die Stammgäste inzwischen für sich entdeckt. Als besonders gesuchter Ort hat sich der „Herrgottswinkel“ unterhalb der Treppe erwiesen. Bei der Neugestaltung der bei Einheimischen wie Touristen gleichermaßen beliebten Traditionsgaststätte hat die

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Klosterbrauerei Andechs die Wirtsfamilie Krätz mit einem erheblichen Investitionskostenzuschuss unterstützt und zur Inneneinrichtung unter anderem eine handgeschmiedete Messingschanksäule sowie alte Aufnahmen vom Heiligen Berg Bayerns, historische Holzfässer, Krüge und Werbematerialien zur Verfügung gestellt. Bekanntes verbunden mit neuen Stilelementen Dass Familie Krätz auf die Gestaltung des Obergeschosses besonders viel Mühe verwendet hat, zahlt sich inzwischen aus. Der Treppenaufgang mit der edlen Holzverkleidung und der Linienbeleuchtung zieht den Besucher förmlich in das großzügige Obergeschoss. Als Highlight hat sich auch die von Werner Memmel entworfene Sonnenuhr erwiesen, die in den Abendstunden dank dreier Spots recht genau die aktuelle Uhrzeit anzeigt. Die Wandgestaltung wechselt zwischen warmen Farbtönen aus Blutrot und Cremeweiß und dunklen Holzvertäfelungen mit gotischem Muster und Lisenen-Einteilung.

Seit 25 Jahren wichtige Botschafter für die Gastfreundschaft des Heiligen Berges: Familie Krätz und der Andechser am Dom (v.l.n.r.: Wolfgang Schäff, Stefanie Krätz, Sepp Krätz, Abt Johannes und Julia Krätz).

information Andechser am Dom

Frauenplatz 7 80331 München Sonntag bis Mittwoch von 10 bis 24 Uhr Donnerstag bis Samstag von 10 bis 1 Uhr Tel. +49 89 24292920 www.andechser-am-dom.de


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Die Tollwood-Institution 25 Jahre Andechser Zelt – augenzwinkernder Rückblick mit Viktoria Raith Einen Schatz voller Erinnerungen, Fotos und Zeitungsausschnitte hat Viktoria Raith für das Gespräch ins Andechser Bräustüberl mitgebracht. Entspannt sitzt die Allgäuerin aus Niedersonthofen mit einem Glas Wasser („das Bier trink ich hinterher“) in einer Ecke des Bräustüberls, blättert flink durch unzählige Fotos, erzählt Tollwood-Anekdoten und bahnt dem Zuhörer lachend, sprudelnd und mit viel Wortwitz einen Weg durch ein Vierteljahrhundert lebendige Andechser-Zelt-Geschichte – „Spinnereien” inklusive.

Martin Glaab: 25 Jahre Andechser Zelt auf dem Tollwood. Das muss man sich

auf der Zunge zergehen lassen Was geht

Ihnen beim Blick auf so eine lange Zeit durch den Kopf?

Viktoria Raith: Wenn ich die Fotos so sehe, merke ich, dass es wirklich eine lange Zeit ist. Ich bin irgendwie stolz drauf, dass ich etwas angefangen habe, das sich im Laufe der Jahre so entfalten konnte. Gastronomie war ja am Anfang nicht meine Welt. Ich hatte viele Jahre im internationalen Künstlermanagement und Tourneegeschäft für klassische Musik gearbeitet. Aber dann

hat dieses Team zusammengefunden, das im Kern seit 25 Jahren beisammen ist. Ein Konglomerat aus intelligenten und kreativen Menschen mit einem starken Hang zum Humor. Es sind wertvolle und sehr wichtige Wegbegleiter, ohne die das Andechser Zelt nicht das wäre, was es ist. Viele nehmen sich von ihrer Arbeit frei, um jedes Jahr im Sommer dabei zu sein. Gemeinsam und mit Andechs haben wir es geschafft, dem Zelt und der Lounge Rang und Namen zu geben, so dass heute Bands aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland bei uns auftreten wollen.

Gibt es einen besonderen „Tollwood-

Moment“, der Sie auch nach so langer

Zeit noch bewegt?

Das ist ganz schwierig, weil es über die Jahre viele großartige Momente gab. Ziemlich einmalig war, dass ich vor Jahren über dem Festival mit dem Fallschirm abspringen durfte. Mein Mann meinte dazu nur: „Sie ist nur kurz auf dem Sprung“. Was mich stark beeindruckt hat, waren bestimmte Konzerte. Es gab Bands, denen es gelungen ist, eine unbeschreibliche Energie ins Zelt zu bringen und die ihren Auftritt als „das beste Konzert unseres Lebens“


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GASTLICHKEIT

Veronika Raith und Patrick Brennan in einer Aufbaupause 2016.

bezeichnet haben. Wenn deren Dank an uns von der Bühne kommt, berührt uns das sehr und macht uns stolz. Da hat man das Gefühl, dass ein ganz großer Ballon von Emotionen im Raum schwebt. Das war zum Beispiel auch der Fall bei einem Auftritt von Benediktinerabt Notker Wolf mit Band und Chor: Es war Andacht und Konzert zugleich, morgens um 11 Uhr im übervollen Biergarten. Da ist es ja zu den

Benediktinern nicht weit …

… ja, ich war immer stolz auf die Zusammenarbeit mit Andechs. Diese Verbindung hat ja auch eine Geschichte. Ich war Schülerin in einem klösterlichen Internat in Immenstadt, und wir haben einen Schulausflug nach Kloster Andechs gemacht. Da durften wir sogar ein Bier trinken. An diesen Ausflug habe ich unglaublich gute Erinnerungen. Und der Schwips hat dem Ganzen keinen Abbruch getan. Jedenfalls war Andechs seitdem für mich äußerst positiv besetzt. Daher habe ich auch die Kooperation mit der Klosterbrauerei gesucht, die ja seinerzeit die Möglichkeit beim Schopf ergriffen und schnell zugesagt hat.

zu uns aufs Gelände‘. Das hab ich gemacht. Da war ein Zelt und da ist der Ringsgwandl aufgetreten. Das war das ganze Tollwood damals. Rita Rottenwallner [die heutige Chefin des Tollwood Festivals; Anm. d. Red.] hat mich dann für PresseArbeit und Sponsorensuche engagiert. Ich weiß noch genau: Gegenüber von unserem Pressewagen stand ein Gastronomie-Zelt. Die Musik laut und das Bier warm. Ich dachte mir: „Da ist mehr drin, das will ich mal eine Saison versuchen“, und das war der Beginn des „Andechser Zeltes“.

Wie sind Sie eigentlich aufs Tollwood

„geraten“? Planen kann man einen solchen Schritt doch nicht, oder?

Nein, aber ich kannte aus meiner frühen Münchner Zeit Uwe Kleinschmidt, den späteren Gründer von Tollwood. Wir hatten uns über die Jahre aus den Augen verloren. Irgendwann hab ich ihn wieder getroffen und er meinte: ‚Komm halt mal

Kreativpause auf der Kuh

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Veronika Raith 2001.

Ein Start ganz allein?

Nein. Ein Freund von mir war Kühl- und Schanktechniker, der hat mich in der ersten Zeit beraten und mit Material unterstützt. Viele Leute haben mir geholfen und zwar für umsonst oder wenig mehr. Es ging ja immer darum, günstig, gut und zugleich möglichst originell zu sein. Das hat uns alle miteinander angespornt, auch wenn es hin und wieder nicht einfach war. Außerdem sind uns von Anfang an bis heute die Andechser Bierfahrer eine enorme Stütze, das Bindeglied zwischen Zelt und Klosterbrauerei.


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GASTLICHKEIT

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Zeltaufbau, ca. 1995.

Das Andechser Zelt hat ja ein ganz eigenes

Gesicht. Wie hat sich das entwickelt?

Von der Einrichtung her war ich immer der Meinung, man darf nicht auf dem flachen Boden bleiben, sondern muss Landschaften bauen. Podeste bauen, ist meine Leidenschaft geworden. Für diese Leidenschaft hat Andechs inzwischen viele, viele Tausend Paletten in den Olympiapark gefahren. Und dann lernte ich den Australier Patrick Brennan kennen, meinen späteren Mann. Als Akrobat und Künstler trat er 1996 mit Circus Oz erstmals auf dem Tollwood auf.

Die Holzhunde Linx und Rex, 1996.

Wir haben uns perfekt ergänzt. Er ist ein Multitalent und hat ganz entscheidend zu diesem speziellen Erscheinungsbild des Andechser Zeltes beigetragen. Das geht ja dann bis ins Detail, oder?

Ja, es heißt zum Beispiel nicht: „Mach ein Preisschild“ sondern „Mal mir bitte ein Gemälde und schreibe die Preise dazu“. Wir schauen immer, dass etwas Künstlerisches oder Fröhliches entsteht. Es darf auch „hart am Kitsch“ sein. Wenn die Leute drüber schmunzeln, freut es uns.

Sie haben einmal gesagt: „Wenn etwas

Neues, das Sie ausprobieren, Kindern

gefällt, dann ist es richtig.“ Wie sind Sie darauf gekommen?

Das hat viel mit den Schnitzereien von Patrick zu tun. Wir waren zum Beispiel anfangs auf der Suche nach einem Wahrzeichen für das Andechser Zelt, so wie der Löwe Bayerns Wappentier ist. Gekommen sind wir auf den Dackel. Dackel sind sehr bayerisch. Also hat Patrick zwei Dackel geschnitzt, die wir rechts und links vom Eingang als Hüter des Zeltes platziert haben: „Rex“ und „Linx“ haben wir sie genannt. An der Reaktion auf diese beiden Hunde haben wir gemerkt, dass nicht nur Kinder, sondern auch Eltern auf diese großen Schnitzereien abfahren.


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GASTLICHKEIT

Fußball Europameisterschaft 2006.

Liegt ein Stück des Erfolgsgeheimnisses darin, dass das Andechser Zelt so etwas

wie ein Gesamtkunstwerk ist?

Man könnte vielleicht auch sagen, dass es ein gesammeltes Werk ist, mit Kunst. Alles zusammengenommen ist es eine Plattform für Menschen jeden Alters und für Musik vieler Stile, wo man ein bisschen spinnen darf, Motto: Gedanken und Eintritt frei! Aber es ist noch mehr. Unser Tonmeister Stefan Karpati, auch eine Säule des Zeltes von Anfang an, sagt immer: Die Leute kommen, weil sie merken, dass die Musik und die Musiker, die sie spielen, authentisch sind. Da ist nichts aufgesetzt, und viele Bands bauen eine ganz eigene Verbindung zum Publikum auf. Zudem erkennen wir unser Stammpublikum.

Wir überraschen unsere Stammgäste zum Beispiel gerne mit dem Getränk ihrer Wahl, weil wir das vom letzten Jahr her noch wissen. Und ganz wichtig: Wir sind nicht abgehoben, warum auch. Der Erfolg hat uns Flügel verliehen und zugleich Bodenhaftung bewahrt. Warum passt das Andechser Bier so gut zu diesem Zelt?

Erstens, weil das Bier hervorragend ist und einen unglaublich guten Ruf hat. Das heißt, wenn man in München plötzlich ein ganzes Zelt hat, das Andechser Bier anbietet, dann ist es bis heute etwas Besonderes. Unser Slogan der ersten Jahre war ja nicht umsonst: ‚Wenn Du nicht zum Berg kommst, kommt der Berg zu Dir – in den Olympiapark‘.

Beim Blättern in 25 Jahren Tollwoodgeschichte.

information Das Tollwood-Sommerfestival findet vom 24. Juni bis 19. Juli 2020 wieder im Olympiapark Süd statt. Alle Infos unter www.tollwood.de

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GASTLICHKEIT

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Einfach bierig Genuss-Ideen aus dem Klostergasthof Als Getränk sind sie schon ein Genuss, doch eignen sich unsere Klosterbiere auch hervorragend zum Kochen. Manfred Heissig, zusammen mit Ralf Sanktjohannser seit Anfang 2018 Pächter des Klostergasthofes, hat besonders unsere Bockbiere für sich entdeckt. Aus über 35 Jahren Erfahrung als Koch und Gastronom weiß er, wie Biere beim Kochen ganz außergewöhnliche Geschmackserlebnisse kreieren. Besonders unsere Bockbiere, so charakterstark sie sind, heben das Aroma der einzelnen Zutaten dezent hervor. Sie überdecken nicht, sondern unterstreichen raffiniert den Geschmack und den Charakter der Produkte, mit denen er seine Gerichte zubereitet. Lassen Sie sich überraschen.

D

er gebürtige Münchner Manfred Heissig hat über 35 Jahre Gastronomie-Erfahrung. Mehrere Stationen führten ihn durch Deutschland und darüber hinaus, darunter als Chef Restaurateur im Hotel Carlton in St. Moritz (Schweiz), als Sous Chef im Hotel Mandarin Oriental in München sowie als Küchendirektor im Restaurant Borchardt in Berlin. Vor etwas mehr als vier Jahren hat er sich mit einem eigenen CateringUnternehmen (Good&Good) selbstständig gemacht. Gemeinsam mit seinem Partner Ralf Sanktjohanser hat er in den zurückliegenden Jahren einige spannende GastronomieProjekte realisiert. Vor über sieben Jahren haben sie das Seerestaurant im Münchner Olympiapark neu konzipiert und umgebaut. Im Rahmen der Fußball-WM 2006 in Deutschland haben sie in sechs Stadien für mehrere zehntausend Gäste die Bewirtung verantwortet. Der Erfolg und der Zuspruch der Gäste führten zu einer Wiederholung während der Fußball-WM 2010 in Südafrika, wo Manfred Heissig und Ralf Sanktjohanser die Bewirtung in den Stadien in Johannesburg und Pretoria organisiert haben.


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GASTLICHKEIT

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Bier-Risotto mit Speck, Pilzen und Parmesanchips mit Andechser Doppelbock Dunkel

Zutaten für sechs Portionen

250 g Carnarolireis 100 g Schalotten gewürfelt 150 g Karotten und Sellerie gewürfelt 150 g Egerlinge in Scheiben 30 g Olivenöl 80 g Speck durchwachsen in Scheiben (Frühstücksspeck) 50 g Butter 300 ml Andechser Doppelbock Dunkel 500 ml Gemüsebrühe 100 ml passierte Tomaten 200 g Parmesan fein gerieben 4 cl Sojasoße hell Kikkoman 50 g Ruccola Gemahlener Pfeffer Außerdem: 50 g Parmesan fein gerieben (frisch)

Zubereitung: 1. Reis kurz abwaschen, Schalotten schälen und fein würfeln. Sellerie und Karotten schälen und in mundgerechte Würfel schneiden. Den Speck auf einem Backblech mit Backpapier bei 180°C 12 Minuten backen. Die Pilze in Scheiben schneiden und beidseitig scharf anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen. Den zusätzlichen Parmesan kreisförmig auf Backpapier streuen und bei Oberhitze zu Chips backen. 2. Die Schalotten in Öl in einem großen Topf glasig dünsten. Reis dazu geben und kurz mit anschwitzen. Gemüse-

würfel dazugeben und mit 200 ml Gemüsebrühe und 200 ml Bier ablöschen, kurz aufkochen und bei milder Hitze unter ständigem Rühren köcheln lassen. Sobald die Flüssigkeit verkocht ist, so lange weitere Gemüsebrühe und Bier dazugeben, bis alles sämig ist. Anschließend 4 EL Butter, passierte Tomate und den Parmesan dazugeben und kurz verrühren. 3. Nun alles mit Pfeffer und Sojasauce abschmecken. Bier-Risotto mit gewaschenen Ruccolablättern, Speckscheiben, Pilzen und Parmesanchips servieren.


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GASTLICHKEIT

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Andechser „Bieramisu“ mit dem Andechser Bergbock Hell

Rezept für sechs Gläser à 250 ml Zutaten:

Für die Creme: 2 Eier 60 g Puderzucker 500 g Mascarpone 6 cl Kaffeelikör 80 g Sahne Außerdem: 50 g Zucker 50 g Kastanienhonig 50 ml Apfelsaft naturtrüb ¼ l Andechser Bergbock hell je 1 Streifen Bio-Orangen- und Bio-Zitronenschale 1 TL Lebkuchengewürz 6 cl Kaffeelikör 300 g Löffelbiskuits 2 EL Kakaopulver

Zubereitung: 1. Für die Creme die Eier trennen. Die Eigelbe mit der Hälfte des Puderzuckers in einer Metallschüssel im heißen Wasserbad schaumig aufschlagen. Die Creme vom Wasserbad nehmen, den Mascarpone mit dem Kaffeelikör unterrühren.

2. Die Sahne halb steif schlagen. Die Eiweiße mit dem restlichen Puderzucker zu Eischnee schlagen und unter die Sahne heben. Beides unter die Mascarponemasse ziehen und die Creme bis zur Verwendung kühl stellen. 3. Den Zucker in einem Topf bei mittlerer Hitze hell karamellisieren, mit dem Apfelsaft ablöschen und mit dem Bier aufgießen. Die Gewürze dazugeben und alles 5 Minuten ziehen lassen, bis sich der Karamell gelöst hat. Den Likör dazugeben und den Sud abkühlen lassen.

4. Die Löffelbiskuits auf die Breite der Gläser zuschneiden, kurz in den Biersud tauchen und dicht nebeneinander in Gläser schichten. Die Mascarponecreme darauf mittels eines Spritzbeutels dressieren und den Vorgang mit Löffelbiskuits und Creme sooft wiederholen, bis die Gläser befüllt sind. 5. Das Tiramisu zugedeckt im Kühlschrank mehrere Stunden ziehen lassen. Das Kakaopulver dünn über das Tiramisu sieben. Nach Belieben mit Quitten- oder Apfelragout garniert servieren.


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GENUSS & NATÜRLICHKEIT Eine bayerische Brotzeit beginnt mit einem Andechser dunkel aus der Hofpfisterei

www.hofpfisterei.de


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GASTLICHKEIT

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Andechser Bierparty auf der „Loreley“

A information Weitere Informationen zur nächsten

„Andechser Bierparty auf der Loreley“ Loreley-Linie Weinand

Personenschifffahrt GmbH

Rheinuferstr. 55-56 56341 Kamp-Bornhofen Tel: +49 6773 341 Email: info@loreley-linie.de www.loreley-linie.de

m 12. Oktober 2019 lud die LoreleyLinie Weinand Personenschifffahrt zur ersten Andechser Bierparty auf der MS LoreleyElegance ein. Pünktlich um 19.00 Uhr stürmten die zünftig gekleideten Gäste das Schiff und es hieß „Leinen los“. Der traditionelle Fassbieranstich ließ nicht lange auf sich warten. Der Bürgermeister der Gemeinde Kamp-Bornhofen, Frank Kalkofen, flankiert von Sonja und Verena, schlug nach einer kurzen Begrüßung den Zapfhahn beherzt in das Fass. Anschließend startete die Party mit von Rainer Weinand spendiertem Freibier. Die „Festzeltbuam“ sorgten musikalisch für Stimmung, so dass die Gäste es nicht lange auf ihren Stühlen aushielten. Vom

Paartanz zur Polonaise – das Tanzbein wurde bis tief in die Nacht geschwungen. Zur Stärkung reichte Chefkoch Giuseppe bayrische Schmankerl wie Obatzda, Weißwürste und Wurstsalat mit knusprigen Laugenbrezeln. Für jeden Geschmack war das passende Gericht dabei. Als besonderes Highlight wurde eine Fotobox aufgestellt, in der sich die Feiernden einzeln oder auch in Gruppen mit lustigen Accessoires ablichten konnten. Die Fotos wurden sofort ausgedruckt und sorgten für schallendes Gelächter in allen Reihen. Alles in allem wurde die Veranstaltung hervorragend angenommen. Die Planungen für das kommende Jahr laufen bereits auf Hochtouren.


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■■ Reisen in Kunst und Kultur – die Auvergne Mittwoch, 22. Januar, 19. Februar,

18. März, 22. April, 6. Mai 2020, 20 Uhr

R eferent: Richard K. Blasy, Fotopublizist für Architektur und Kunstgeschichte ■■ Reisen in Kunst und Kultur – das Piemont Mittwoch, 17. Juni, 8. Juli,

ab September 2020, 20 Uhr

R eferent: Richard K. Blasy, Fotopublizist für Architektur und Kunstgeschichte ■■ Qi-Gong „Ruhe in der Bewegung – Bewegungen in der Ruhe“

Es sind Übungen zur Entfaltung der Selbstheilungskräfte, zur Gesunderhaltung und Kräftigung, zur Pflege der jedem Menschen innewohnenden Lebensenergie. Es sind leichte Übungen, die von jedermann ausgeführt werden können. Bitte bequeme Kleidung mitbringen. Der Kurs findet einmal wöchentlich statt. Montag, 6. Januar, bis

Montag, 30. März (12mal) Montag, 20. April, bis Montag, 20. Juli (12mal)

Colloquium Benedictinum Auszug aus dem aktuellen Programm von Januar bis Juni 2020

COLLOQUIUM BENEDICTINUM

■■ Klimagerechtigkeit im Anspruch von

Du Dich auch? Unsere Verantwortung

Kirchen leisten?

Thema: Das Klima kann sich wandeln – für die Schöpfung

■■ „… und blies in seine Nase den Lebensatem.“ (Gen 2,7) – das Menschenbild

der Bibel

Dienstag, 10. März, 20 Uhr Dr. Josef Steiner

Laudato si: Welchen Beitrag können die Dienstag, 24. März, 20 Uhr Prof. Dr. Markus Vogt (LMU München)

■■ „Alle Geschöpfe nannte er Schwester

und Bruder“ – franziskanische Schöpfungsspiritualität

Dienstag, 31. März, 20 Uhr P. Dr. Cornelius Bohl OFM

■■ „Leben aus dem Ursprung“ – wie die

ökologische Wirtschaftsweise unser Leben in der Benediktinerabtei Plankstetten verändert hat.

Dienstag, 17. März, 20 Uhr

Abt Dr. Beda Maria Sonnenberg OSB

Leitung: Oskar Brandner Telefon 089 3243120 Gebühr: 104 € für jeden Kurs ■■ Meditationstag – „Das Herz ist von Natur aus ruhig“

Samstag, 22. Februar und 23. Mai 2020,

9 bis 17 Uhr

Leitung: Oskar Brandner Telefon 089 3243120 Gebühr: 25 €

information Alle Veranstaltungen, wenn nicht anders angegeben, finden im Zentrum Sankt Bonifaz, Karlstr. 34, statt. Der Eintritt ist frei, sofern keine Angaben gemacht werden. Anmeldung Benediktinerabtei Sankt Bonifaz Karlstr. 34, 80333 München Tel. 089 55171-112 Fax 089 55171-103 colloquium@sankt-bonifaz.de www.sankt-bonifaz.de


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Termine im Überblick Ver anstaltungen auf dem Hl. Berg 24. Januar bis 26. Januar 2020 Vater-Sohn-Wochenende Mit den Mönchen ein Wochenende zusammen leben und miteinander das Kloster Andechs entdecken. Eingeladen sind Jungs der 6. Klasse mit ihren Vätern; Unkostenbeitrag: 50 Euro Anmeldung: Pater Anno Bönsch unter Telefon 08152-376-0 oder unter anno@andechs.de 18. März bis 21. März 2020 Tage für Männer im Kloster Infos + Kontakt: ranz@andechs.de Samstag, 8. Februar 2020; Samstag, 28. März 2020; Auszeiten für Trauernde 2020; mit Pater Valentin Ziegler, Renate und Josef Ilg Infos: www.andechs.de 1. August bis 8. August 2020 Tage für junge Männer Infos: www.andechs.de 3. Oktober 2020 Kinder- und Familientag Infos: www.andechs.de

Gespr ächsreihe über die Sakr amente Andechs – Fürstentrakt Die Taufe 11. März 2020; 20 Uhr Die Beichte 18. März 2020; 20 Uhr Die Eucharistie 25. März 2020; 20 Uhr Die Firmung 1. April 2020; 20 Uhr Zentrum Sankt Bonifaz Die Taufe 20.April 2020; 20 Uhr Die Beichte 27. April 2020; 20 Uhr Die Eucharistie 4. Mai 2020; 20 Uhr Die Firmung 11. Mai 2020; 20 Uhr Zu den Sakramenten Ehe, Priesterweihe und Krankensalbung setzt sich die Gesprächsreihe im Herbst 2020 fort. Infos: www.andechs.de und www.sankt-bonifaz.de

Ver anstaltungen im Florian-Stadl 20. bis 22. März 2020 Ostereiermarkt Infos: www.gertrud-weiss.de 27. März 2020, 20 Uhr Christian Springer: „Alle machen, keiner tut was!“ www.bee-veranstaltung.de/tickets 18. April 2020, 20 Uhr LaBrassBanda: „Danzn Tour 2020“ www.bee-veranstaltung.de/tickets 9. Mai 2020 Kreis-Feuerwehrtag https://kreisfeuerwehrverbandstarnberg.feuerwehren.bayern/ 17. Oktober 2020, 20 Uhr Claudia Koreck: Tour 2020 www.bee-veranstaltung.de/tickets

Orff Festival Andechs Ammersee 18. Juli bis 09. August 2020 Infos: www.carl-orff-fest.de

30. Oktober 2020, 20 Uhr Ganes: „Or brüm – blaues Gold“ www.bee-veranstaltung.de/tickets

12. Andechser Nachtflohmarkt im Florian-Stadl 4. April 2020 Infos: www.andechs.de

Andechs Tr ail

25. April 2020, ab 10 Uhr www.andechs-trail.de

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Andechser Miniaturen 2020 Vier Mal „Andechser Geschichte(n)“ an spannenden Orten am Heiligen Berg 2020 gehen die Andechser Miniaturen in ihr viertes Jahr. Nach der Beschäftigung mit dem Thema Glauben in den unterschiedlichsten Formaten laden wir unter dem Titel „Andechser Geschichte(n)“ ein, Geschichte und Geschichten rund um Andechs zu erleben. Schließlich birgt der Andechser Berg eine Vielzahl an Geschichten, aus den Zeiten des Klosters, aus den Zeiten der Andechs-Meranier – und natürlich nicht zu vergessen die Geschichten, die tagtäglich von den vielen Besuchern des Heiligen Bergs geschrieben werden.

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o Historie und Realität aufhören und die Fiktion anfängt, darüber kann man sich nie sicher sein. Wunderlich sind sie alle irgendwie und deshalb lohnt es auch, diese Geschichten zu erzählen. Und welches Format eignet sich durch seine Vielfalt dafür besser als die Andechser Miniaturen. 2020 wird eine Reise durch die Zeit, eine Reise in die Historie von Andechs, aber auch eine Reise ins Heute.

information Karten für die Andechser Miniaturen: An der Klosterpforte, unter Telefon 08152 376 0 oder online unter www.freundeskreis-Andechs.de

Musikalische und andere Reisen durch die Andechser Geschichte Wir starten mit einer Geschichtsstunde. Vermutlich kennen viele die Informationstafeln hoch zur Wallfahrtskirche und haben einen grundsätzlichen Überblick

über die Geschichte des Klosters am Heiligen Berg. Nein? Dann lassen Sie es sich erzählen mit der ersten Andechser Miniatur 2020, aber keine Angst, wir sind kein Fan von langweiligen Fakten, wir werden Sie mitnehmen auf eine musikalische Reise durch die Zeit. Biergartenkultur anders erleben Andechser Miniaturen, das bedeutet vier Mal im Jahr ein ganz besonderes Kulturangebot. Und bei der Reise durch die Andechser Geschichte führt uns die Sommerminiatur direkt in die Gegenwart und in den Andechser Biergarten. Doch was ist das Geheimnis der bayerischen Biergartenkultur, wo fängt die Kultur an und wo sind die Grenzen? Was kann sich


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auch tarnen unter dem Deckmantel der Kultur des gemeinsamen Zusammensitzens und Feierns? Wo beginnt der Genuss und wo hört er auf? Wenn Sie jetzt sagen, um das herauszufinden, brauch ich nur am Wochenende ins Bräustüberl zu gehen, gut, so lassen Sie uns genau das machen. Und dann lassen Sie sich überraschen von Künstlern, die man dort wohl eher nicht erwartet. Till Eulenspiegel, Andechs und der Dreißigjährige Krieg Die Herbstminiatur führt uns zurück in bewegte und auch schmerzhafte Zeiten der Andechser Geschichte, in den Dreißigjährigen Krieg. Weil Andechs in dem Zusammenhang auch literarisch eine Rolle spielt, machen wir uns auf den Weg in die Vergangenheit und begegnen dabei auch dem berühmten Till Eulenspiegel. Das Publikum laden wir zu einem Live-Hörspiel entlang eines Romans ein und wollen die Zeit des Dreißigjährigen Krieges wieder zum Leben erwecken, aber vor allem die Nöte

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der Zeit sichtbar, vor allem aber hörbar werden lassen. Wie viel davon Fiktion und wie viel Realität ist, werden wir vielleicht ahnen, aber wohl nie ganz erfahren. Wie alles begann – auf den Spuren der Grafen von Andechs-Meranien Zum Ausklang des Jahres tauchen wir mit der Winterminiatur in den „Prolog“ zum Kloster Andechs ein. Wir blicken auf den geschickt eingefädelten Königsmord, der in Bamberg begangen und dem Grafengeschlecht der Andechs-Meranier in die Schuhe geschoben wurde. Wie sich später herausstellte, war es eine Intrige, ein geschicktes politisches Manöver, aber letztlich erfolgreich. Die Andechs-Meranier verloren ihren Einfluss, und auf dem Andechser Burgberg entstand in der Folge ein Kloster. Wir gestalten diese spannende Geschichte um den Königsmord als Ausstellung zum Anfassen und zum Eintauchen. Mit Klängen, Stimmen und Kostümen kann das Publikum in eine Zeitkapsel längst vergangener Tage steigen.

alle termine auf einen blick 4. April 2020;

19 Uhr im Klostergasthof Zeitreise – mit Akkordeonklängen durch die Geschichte des Klosters (Musik) 4. Juli 2020;

15 Uhr auf der Bräustüberl-Terrasse Auszeit – Clownerie trifft Biergartenkultur (Straßentheater)

13. September 2020;

17 Uhr Zeitgeist – Till Eulenspiegel, Andechs & der Dreißigjährige Krieg (Live-Hörspiel) 20./21. November 2020;

jeweils 12-16 Uhr auf der Hinterbühne des Florian-Stadls Zeitkapsel – Königsmord, den AndechsMeraniern in die Schuhe geschoben (Ausstellung)


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(v.l.n.r.: Johann Barth, Abt Johannes Eckert, Rosina Wunderlich, Annemarie Resch, Frater Leonhard Winkle, Irene Pilgram und Christian Rieger)

Ehrung und Verabschiedung langjähriger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

B

esonders groß war in diesem Jahr die Vorfreude auf das Fest für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klosters in München und Andechs Anfang Juli, fand es doch im erst kürzlich wiedereröffneten Klostergasthof statt. Die Feier begann mit einem Gottesdienst in der Wallfahrtskirche, bei dem Abt Johannes auch der Verstorbenen des vergangenen Jahres gedachte. Bei schönstem Wetter und frisch gezapftem Klosterbier wurde im Anschluss im Klostergasthof gefeiert. Die neuen Wirte Ralf Sanktjohanser und Manfred Heissig und ihr Team verwöhnten alle mit kühlen Getränken und einem abwechslungsreichen kulinarischen Büfett. Bei seiner Ansprache bedankte sich Abt Johannes – auch im Namen seiner Mitbrüder – bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihr Engagement. Mit herzlichen Worten ehrte er langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und verabschiedete einige auch in ihren wohlverdienten Ruhestand.

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“Heimat” “Heimat”

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ie S r ü Wir f rt. vor O

Wir kennen unsere Region und ihre Stärken. Daher übernehmen wir Verantwortung und engagieren uns regional. Damit sichern wir aktiv die Entwicklung und Zukunft unserer Region und das schon seit über 120 Jahren.

VR Bank

Starnberg-Herrsching-Landsberg eG


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„Heil werden“ aus Sicht von Medizin und Seelsorge Dialogabend mit Bayern-Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Abt Johannes Eckert Laut Benediktsregel muss der Abt eines Klosters wie ein guter Arzt agieren. Was beiden Berufen gemeinsam ist, darüber diskutierten Abt Johannes Eckert und Bayern-Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt am Abend des 8. November 2019 in unserer Münchner Abtei Sankt Bonifaz. Barbara Just, Redakteurin der Katholischen Nachrichtenagentur KNA, erlebte, wie zwei ganz unterschiedliche Gesprächspartner viele Gemeinsamkeiten entdeckt haben.

Stefan Eß (Direktor des Sankt Michaelsbundes) moderierte das Gespräch zwischen Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt und Abt Johannes Eckert (v.l.n.r.)

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inen guten Arzt zu finden dürfte ebenso schwierig sein wie einen guten Seelsorger. Umso spannender, wenn zwei bekannte Vertreter dieser Berufsgruppen zu einem Dialog zwischen Glaube und Medizin zusammenkommen. Am Freitagabend trafen in München Bayern-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (77) und der Benediktiner-Abt von Sankt Bonifaz und Andechs, Johannes Eckert (50), aufeinander. Eingeladen hatte das Bildungswerk der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung und das katholische Medienhaus Sankt Michaelsbund aus Anlass des „Monats der Spiritualität“.

Aufgewachsen als Sohn eines Pastors in Ostfriesland Der „Mull“, wie Müller-Wohlfahrt seit Jugendtagen genannt wird, wuchs als Sohn eines Pastors in einem 300-SeelenDorf in Ostfriesland auf. Eine „strenge Erziehung“ im Glauben prägte ihn, wie er erzählt. Die regelmäßige Teilnahme an den Gottesdiensten gehörte dazu. Um diese musikalisch zu begleiten, erlernte MüllerWohlfahrt auch das Orgelspiel. Ein guter Schüler sei er im Gymnasium nicht gewesen, räumt er ein. Musik und Sport hätten ihn am meisten interessiert; Erfolge feierte er denn auch als Leichtathlet.

Sein Vater hätte ihn gern als Pastor gesehen, doch Medizin musste es sein. Beinahe wäre er am Numerus Clausus gescheitert. Doch Müller-Wohlfahrt traf auf einen Professor, der an dieses Auswahlsystem nicht glaubte und lieber drei Tage mögliche Kandidaten prüfte. Dass er fürs Studium in Kiel, später in Innsbruck und Berlin, genommen worden sei, und in seiner Laufbahn als Facharzt für Orthopädie bald Vereinsarzt von Herta BSC und ab 1977 vom FC Bayern München wurde, auch von der Deutschen Fußballnationalmannschaft – das sieht der Mediziner als Fügung. Alles sei vorherbestimmt, ist er


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überzeugt. Wobei sein Blick immer nach vorne gehe. Schulsport war ein „Schrecken“ Zurückhaltender gibt sich Eckert, groß geworden in einer gut katholischen Familie in Mosbach/Baden-Württemberg. Für ihn sei der Schulsport eher ein „Schrecken“ gewesen. Dafür glänzte er mit einer guten Abiturnote. Dass er bei einer solchen Ausgangslage damals Theologie habe studieren wollten, hätten manche Freunde nicht verstanden, erinnert sich Eckert. Das wiederum kann Müller-Wohlfahrt nicht verstehen: Er habe vor diesem Fach viel Respekt gehabt, allein wegen Griechisch, Hebräisch und Latein. Eckert ging seinen Weg. Dankbar sei er besonders seinen Münchner TheologieProfessoren wie Johannes Gründel oder Wilhelm Korff, die den Studenten einen „geistige und geistliche Beweglichkeit“ beigebracht und sie in den „weiten Raum der Gottsucher“ geführt hätten. Bei den Benediktinern und ihrem damaligen Abt Odilo Lechner hätten ihn dann Tradition und Offenheit angezogen. „Ich verlasse mich lieber auf meine Hände“ Heute sind der Arzt und der Abt gefragte Persönlichkeiten, zu denen die Menschen mit großen Erwartungen kommen. MüllerWohlfahrt behandelt in seiner Münchner Praxis nicht nur prominente Sportler und Künstler. Die Auswahl überlässt er bei Anfragen seinen „Mädchen“, wie er sagt. Diese hätten über die Jahre ein gutes Gespür entwickelt. Jede Untersuchung sei eine neue Herausforderung für ihn. Routine gebe es nicht, Vertrauen müsse er sich jedes Mal neu erarbeiten. Dafür hört er dem Patienten lange und gut zu. Von einer reinen MRT-Gläubigkeit hält er nichts: „Ich verlasse mich lieber auf meine Hände.“ Wenn der Doc dann mit seinen „heilenden Händen“ ans Werk geht, muss absolute Stille herrschen. Was er in den Muskeln und an der Wirbelsäule erfühlt, daran ori-

Abt Johannes Eckert und Bayern-Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt.

entiert er sich für die Diagnose. Wenn vom Patienten die Erlaubnis für die Behandlung kommt, verharrt Müller-Wohlfahrt nach eigenen Worten jedes Mal mit seinen Hände im Schultergürtelbereich und hält inne. Manche mögen dies als Konzentrationsphase deuten. Tatsächlich aber spreche er dann ein kurzes Gebet, dass die Behandlung gelingen möge, verrät er erstmals. Wie anstrengend Gespräche sein können, weiß auch Abt Johannes. Eine Stunde

nimmt er sich meist Zeit, wenn jemand seine seelsorgliche Hilfe in Anspruch nehmen will. Wie der Arzt setzt er auf Gottvertrauen, aber gepaart mit dem Bewusstsein, nicht alles zu können. Die Gefahr der Eitelkeit sei gegeben, sagt er. Deshalb sei er froh, sich regelmäßig mit seinem geistlichen Begleiter austauschen zu können. Und dankbar sei er auch für einen guten Hausarzt.

M I T FR EU N D L I CH ER G EN EH M I G U N G D ER K N A

Weit über hundert Gäste verfolgten den Dialog von Abt und Arzt rund um die Frage, was beiden Berufen gemeinsam ist.


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Künstler, Kettensägen und Kühlkommoden Ein Rückblick auf das Symposium Kunst und Bier 2019

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ie Attraktivität des Symposiums ist auch nach über 15 Jahren ganz offensichtlich ungebrochen. Davon zeugen Bewerbungen, die die Jury bis aus Mexiko erreichten. Neue Sitzgelegenheiten auf der Skulpturenwiese unterhalb des Bräustüberls schuf Daniel Züsli mit seinen sehr individuellen „Bar-Bier-Hockern“ . Uwe Schwarz kam während der Woche im August dank seiner Arbeit an der „emissionsfreien Kühlkommode“ mit vielen Menschen über den Klimawandel ins Gespräch. Aus gleich 4.300 Kronkorken vorwiegend bayrischer Biere schuf Henning Leuschner seine besondere Andechser „Kronkorken-Kunst“, die nach einigen anfänglichen Schwierigkeiten nun witterungssicher in der Nachbarschaft des Skulpturenparks verankert werden konnte.

Vom 20. bis 27. August haben Daniel Züsli aus Cham in der Schweiz, Uwe Schwarz aus Bremen und Henning Leuschner aus Köln im Rahmen des Symposiums „Kunst und Bier“ ihren Entwürfe auf der Skulpturenwiese unterhalb des Bräustüberls Leben eingehaucht.


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Familien-Zeit am Heiligen Berg Viele Besucher beim Kinder- und Familientag

Der angekündigte Regen blieb aus und später wagte sich sogar die Sonne hervor: So war eine der wichtigsten Voraussetzungen für einen gelungenen Kinder- und Familientag am Heiligen Berg gegeben. Auch heuer machten sich mehrere tausend Besucher am 3. Oktober auf zum inzwischen traditionsreichen Tag für Familien rund um das Kloster.

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eit 2005 stehen Familien für die Mönche und Mitarbeiter des Klosters am 3. Oktober im Mittelpunkt. Daher lädt das Kloster an diesem Tag immer wieder ein, und so sind die Stände für Spaß und Spiel kostenfrei. So können Familien – unabhängig von ihren finanziellen Möglichkeiten – miteinander eine gute und unbeschwerte Zeit verbringen. Abt Johannes ging mit Familien in

der Wallfahrtskirche auf Entdeckungstour. Moritz Unger, Kirchenmusiker an der Wallfahrtskirche, ließ Kindern und Erwachsenen bei der Vorstellung der JannOrgel die Ohren klingen. Auf der Maibaumwiese drehte die Dampflok gemütlich ihre Runden. Direkt vor dem Klostergasthof hatte ein Kasperltheater seine umjubelten Auftritte. Am Josefihaus war die Hüpfburg wieder einer der Besuchermagnete.


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„Gartln“, diesmal an einem neuen Standort direkt vor der Wallfahrtskirche, war sehr gefragt. Im Florian-Stadl begeisterten Kinder-Trachtengruppen aus der Nachbarschaft des Klosters mit ihren Auftritten. Jeder konnte sehen: Singen und Tanzen in Tracht bereitet eine Menge Freude. Großen Beifall zollten die Zuschauer den Tänzern und Musikanten, und Pater Valentin hatte sichtlich Freude bei seiner Moderation. An der mobilen Seilbahn warteten geduldig Jungs und Mädchen darauf, mit Schwung und gut geschützt durch Gurt und Helm den Heiligen Berg hinabzuflitzen. Das Warten lohnte sich und schon bald landeten sie sicher auf großen

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aufgeschichteten Heuballen, wo sie von Mitarbeitern des Hochseilgarten Ammersee in Utting erwartet wurden. Für diese hieß es über Stunden, die richtigen Sicherheitsgurte und Helme für die Kopf- und Körpergröße zu finden, anzupassen und festzuzurren, den jungen Seilbahnfahrern den Weg zum Startpunkt zu zeigen und die Ankommenden wieder sicher in Empfang zu nehmen. Über den ganzen Berg schob sich eine gut gelaunte Schar von Eltern, Kindern, Großeltern samt Freunden und Bekannten. Am kleinen Weiher übten sich Jungen und Mädchen unter Anleitung von Jakob Schetterer und seinem Team im Angeln.


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Richtig austoben konnten sich die Mutigen wie immer beim Traglklettern unterhalb des Klosterladens. Schon seit 2005 stellt Paul Schilcher dazu jedes Jahr einen historischen Feuerwehrleiterwagen zur Verfügung. Die Machtlfinger Feuerwehrjugend hatte heuer zum wiederholten Mal das Kübelspritzen perfekt im Griff. Geschicklichkeit und Konzentration war bei den Machtlfinger Bogenschützen gefragt. Mit großer Ruhe brachten die Schützen aus dem Andechser Nachbardorf Kindern die Grundbegriffe des Bogenschießens bei. Die Klostermetzgerei sorgte mit GrillSpezialitäten ebenso wie das Brotzeit-Eckl für das leibliche Wohl. Zugunsten der Obdachlosenarbeit der Abtei Sankt Bonifaz wurden wieder Pommes frites verkauft. Damit wurde gleichzeitig über das Engagement des Klosters für Menschen ohne Obdach in Sankt Bonifaz informiert. Kaffee und Kuchen bei den Andechser Landfrauen waren besonders gesucht. Den Erlös aus dem Verkauf von Kaffee und Kuchen spendeten die Landfrauen auch heuer wieder der Obdachlosenarbeit. Seinen Abschluss fand der Familientag wie in jedem Jahr mit einem stimmungsvollen Gottesdienst mit Abt Johannes in der Wallfahrtskirche.

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„Seeblick – Weitblick – Ausblick“ 220 landwirtschaftliche Unternehmer in Andechs

Ein Unternehmerfest führte mehr als 220 landwirtschaftliche Unternehmer aus ganz Deutschland an den Ammersee ins Haus der bayerischen Landwirtschaft und auch auf den Heiligen Berg.

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ogar aus der Schweiz, Österreich, Luxemburg und Dänemark waren die „Busler“ angereist. Unter dem Motto „Seeblick – Weitblick – Ausblick“ bot das Haus der bayerischen Landwirtschaft vom 20. bis 23. Juni 2019 Fachexkursionen, hochkarätige Redner, einen inspirierenden Ideenaustausch und ein kulturelles Freizeitprogramm um die wunderschöne Region am Ammersee an.

Fachexkursionen Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind alle ehemalige oder aktuelle Absolventen der b|u|s Trainings, die zukunftsorientierte Landwirte auf ihrem individuellen Weg zum Unternehmer begleiten. Fachexkursionen in acht Gruppen führten sie ins Allgäu, nach Augsburg, in den Chiemgau, nach Dachau, Landsberg, Rosenheim und Starnberg oder mit dem Fahrrad ins Fünfseenland. Programm mit landwirtschaftlichen, unternehmerischen und kulturellen Aspekten Mit viel Liebe und Engagement hatte das Organisationskomitée ein bunt gemischtes Programm mit landwirtschaftlichen, unternehmerischen und kulturellen Aspekten zusammengestellt. Besichtigt wurden beispielsweise der Betrieb von Caroline

und Josef Müller (Gewinner des Ceres Awards-Milchviehhalter 2018), das Stadtgut Karlshof (Mast der Oktoberfestochsen), die Fischzucht Birzle und der Bergtierpark Blindham. Aber auch ein Besuch der KZGedenkstätte Dachau, eine Stadtführung durch Augsburg und eine Schifffahrt auf dem Starnberger See waren Teil des umfangreichen Programms. Einen Abend ließ man dann musikalisch umrahmt von den Högl Buam auf dem Heiligen Berg in Andechs ausklingen, wo Pater Valentin die Besucher begrüßte. Höhepunkt des festlichen Gala-Abends mit Ansprachen, Festbuffet, Tanz und Musik war die Verleihung der Unternehmerbriefe an die diesjährigen b|u|sAbsolventen. Nach einer kurzen Andacht mit anschließendem Weißwurstfrühstück ging es dann am Sonntag mit vielen neuen Ideen wieder nach Hause.


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PRESSE

Bayerisches Sonntagsblatt, 16. September 2019

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Abendzeitung, 14. September 2019

Katholische Sonntagszeitung Augsburg, 27. Juli 2019

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PRESSE

Schongauer Nachrichten, 7. Juni 2018

Die Rheinpfalz, 14. September 2019

Neue Deister-Zeitung, 21. September 2019

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Mindelheimer Zeitung, 12. Juli 2019

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Der Pilger, 14. Juli 2019


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IMPRESSUM

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V. I. S. D. P.   Benediktinerabtei St. Bonifaz

in München und Andechs KdöR P. Valentin Ziegler Bergstraße 2 · 82346 Andechs Telefon 08152 376-0 · Fax 08152 376-267 www.andechs.de R EDAK TION   Christian Bolley, Martin Glaab, Birgitta Klemenz VER ANT WORTLICH FÜR ANZEIGEN

Martin Glaab GES TALTUNG   Sankt Michaelsbund BILDNACHWEIS

Titelbild: Monika Reduhn Alle Fotoaufnahmen Benediktinerabtei Sankt Bonifaz in München und Andechs KdöR, außer: Anker, Alois (S. 27); Aldenhoven, Stefan (S. 21); Brennan, Patrick (S. 40, 41, 42, 43); Haas, Robert (S. 20); Hauer, Matthias (S. 24, 25); Huber, Hubert (S. 58, 59); IWL Werkstätten für behinderte Menschen Machtlfing; Ruhdorfer, Silvia (S. 36, 37); Kiderle, Robert (S. 56, 57); Kunstverlag Fink; Wameser, Siegfried (S. 8); Laser, Ulla (S. 44, 45, 46); Loreley-Linie Weinand Personenschifffahrt GmbH, Weinand, Rainer (S. 48); Schuhbauervon Jena, Stefan (S. 3, 30, 31, 32, 33, 34, 35); Schmid, Thomas (S. 7, 16); Spindler, Jakob (S. 19); Thiel, Nila (S. 60, 61, 62); Westermann, Michael (S. 29)

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Schlesien in Kirche und Welt, Februar 2019 Das nächste Andechser Bergecho erscheint voraussichtlich im September 2020

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„A m Ende der Suche und der Fr age nach Gott steht keine Ant wort, sondern eine Umar mung.“ D O R OT H E E S Ö L L E

Krippe von Frater Stefan Janker


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