42
GASTLICHKEIT
B E R G E C H O · 2020
Einen Blick ins damalige Ur-Bräustüberl, dem heutigen Grütznerstüberl, gewährt das über 150 Jahre alte Aquarell von Karl Oswald Rostosky. Handschriftlich hat er seinen Besuch für den 21. April 1867 vermerkt. Wer der abgebildete Mönch ist, ist bis dato unklar. Möglich, aber schwer nachzuweisen, dass es sich um Frater Jakob Neubauer handelt. Er war 1858 mit 35 Jahren in die Abtei St. Bonifaz in München und Andechs eingetreten, hatte 1859 seine Profess abgelegt und war von da an in der Brauerei tätig. Auszuschließen ist jedoch ebenso wenig, dass es sich um einen Gehilfen des Brauers aus den Reihen der Mönche handelt, beispielsweise Frater Kilian Kohl.
Ein 150 Jahre alter Blick ins Ur-Bräustüberl Karl Oswald Rostosky – ein Maler aus Leipzig in Andechs Vor einiger Zeit wurden uns von einem Sammler aus Grimma die Abbildungen von vier Aquarellen mit Motiven rund um Andechs des Malers Karl Oswald Rostosky (1839-1868) zugesandt. Sie stammen aus einem Skizzenbuch vom April 1867, das sich im Nachlass dieses Tier- und Landschaftsmalers befindet.
I
nformationen zum Leben und Werk von Karl Oswald Rostosky sind spärlich. Der einzige Hinweis, auf den sich auch wenige andere beziehen, findet sich in der Allgemeinen Deutschen Biographie. Verfasst hat ihn Hyacinth Holland (1827-1918), ein deutscher Kunst- und Literaturhistoriker, auf den viele Beiträge in diesem Nachschlagewerk zurückgehen. Hyacinth Hollands Onkel war übrigens Benedict von Holland (1775-1853), geadelter Priester und Pädagoge, Leiter der Königlichen Erziehungsanstalt in München, die als Hollandeum nach der Gründung von St. Bonifaz auf Wunsch des Königs von 1855 an in die
Verantwortung der Benediktiner überging, aus der diese sich 1893 wegen Personalmangels jedoch zurückziehen mussten. So klein ist die Welt! Laut Holland wurde Rostosky um 1839 in Leipzig geboren. Im so genannten ThiemeBecker wird als Geburtstag der 20. Juni 1839 genannt (Allgemeines Lexikon der Bildenden Künste von der Antike bis zur Gegenwart, begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, erschienen 1935 und 1936 in Leipzig, hier Band 29). Rostosky war zunächst in der Xylographie tätig, d. h. er arbeitete also mit hölzernen Druckstöcken im Holzschnitt oder Holzdruck.