Ernst & Sohn Sonderheft Flachdächer 2020

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2020

Flachdächer

Ernst & Sohn Special April 2020 A 61029

–  Flachdachplanung –  Abdichtungstechnik –  Flachdachsanierung –  Dachbegrünung –  Flachdachentwässerung –  Tageslichtsysteme –  Sicherheitstechnik –  Monitoring


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Editorial

Nachhaltige Flachdächer Kaum ein Begriff hat sich in den letzten Jahren so stark entwickelt wie der Terminus „Nachhaltigkeit“. Das inzwischen „übernutzte“ Wort findet für eine Vielzahl von Konzepten und Produkten Verwendung. Hierbei stehen meist ausgemachte ökonomische Interessen im Vordergrund, weshalb an diesem Ausdruck in der Wahrnehmung mancher inzwischen ein zweifelhafter Ruf klebt. Zu Recht, denn für viele Unternehmen ist das Attribut „nachhaltig“ zur reinen PR-Strategie geworden. Dazu wurde der Nachhaltigkeitsbegriff passend ausgedehnt und vorteilsentsprechend angepasst. „Nachhaltigkeit“ wurde zum „Gummiwort“, unter dem jeder etwas anderes versteht. Man schmückt sich mit diesem Begriff, ohne ihn mit glaubwürdigen, belastbaren und nachvollziehbaren Grundlagen zu verknüpfen. Dies nennt man dann „Greenwashing“. Dabei werden nur einzelne umweltfreundliche Eigenschaften von Produkten, Leistungen oder Aktivitäten mit besonderem PR-Aufwand hervorgehoben, bis eine ideale Nachhaltigkeits-Kulisse aufgebaut ist. Was ist Nachhaltigkeit eigentlich? Das Wort stammt ursprünglich vom Verb „nachhalten“ mit der Bedeutung „längere Zeit andauern oder bleiben“ [1] und ist schon seit dem Mittelalter im deutschen Sprachgebrauch geläufig. Für gebäudeschützende Bauteile bedeutet dies eine gesamtheitliche Lebenszyklusbetrachtung unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Gesamtnutzungsdauer von Gebäuden. Dies sind nach neuesten einschlägigen Fachberichten, Veröffentlichungen und Vorträgen [2] auf Grundlage der Wirtschaftlichkeit, Finanzierungsüberlegungen, Abschreibungszeitraum und ordnungsgemäßer Instandhaltung bei Nichtwohngebäude 50 Jahre und bei Wohn- und Geschäftshäusern 60 bis 80 Jahre. Daraus resultiert die Bewertung/Einschätzung, wie oft ein Bauteil/Baustoff während dieses Betrachtungszeitraums ausgetauscht werden muss. Nachhaltigkeit bei Flachdächern ist direkt verbunden mit der Lebensdauer der Abdichtung. Diese wird bei Kunststoffabdichtungen in erster Linie bestimmt durch die Materialqualität und Materialdicke. Langzeituntersuchungen und Erfahrungswerte bestätigen darüber hinaus ein beschleunigtes Alterungsverhalten bei nicht sachgerechter Konstruktion/Planung und eine enorme Verkürzung der Lebensdauer durch mangelhafte Ausführung [3]. Solche Dächer müssen dann oft schon nach wenigen Jahren, weit vor dem Ende der üblichen Nutzungsdauer, saniert werden. Das Nutzen und Betreiben eines Gebäudes ist gewöhnlich die längste Phase in dessen Lebenszyklus und in der Regel auch die Phase mit den ökonomisch intensivsten Ein- und Auswirkungen. Deshalb müssen aus Gründen der Nachhaltigkeit neben den Herstellungskosten auch die während der Gebäudenutzungsdauer anfallenden Kosten berücksichtigt werden. Muss die Dachfläche infolge aus-

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schließlich kostenrelevanter Entscheidungen bei der Herstellung (Billigstpreisvergabe mit Risikoausführung) während der Nutzungsdauer des Gebäudes ständig nachgebessert bzw. mehrmals saniert werden, hat dies nichts mehr mit Nachhaltigkeit zu tun, da (unnötig) zusätzlich Ressourcen verbraucht werden. Billigbauweisen mit mehrmaligen Sanierungen sind im Endeffekt immer teurer als dauerhafte Qualitätsbauweisen. Schon 1974 hat der „Baupathologe“ Raimund Probst dafür den Satz geprägt „Billig ist teurer als richtig“. Aus dem traditionell-handwerklichen Weltbild zu Beginn des Industriezeitalters gibt es ein Sprichwort, das in Vergessenheit geraten ist, aber noch heute gilt: „Ich bin zu arm um mir billige Schuhe zu leisten“. Interpretiert man dies auf die aktuelle Situation, so sind manche Auftraggeber, Investoren, aber oft auch öffentliche Bauherren scheinbar zu reich, um sich qualitativ hochwertige Flachdächer zu leisten. Nachhaltige Flachdächer sind Dächer mit einer Lebensdauer von > 50 Jahren, die das Gebäude während der gesamten Nutzungsdauer (bei entsprechender Wartung) dauerhaft schützen. Dies ist mit den heute zur Verfügung stehenden Baustoffen und Ausführungsqualitäten möglich, wie zahlreiche Objekte beweisen [4]. Kriterien für die Auswahl geeigneter Produkte wurden bereits 2009 veröffentlicht [5]. Seit 2017 kann auch die Verarbeitungsqualität über ein praxisorientiertes, herstellerunabhängiges und produktneutrales Qualitätslabel nachgewiesen werden [6]. Wer nachhaltigkeitsbewusst handelt, kann somit jederzeit auf vorhandene Grundlagen zurückgreifen – man muss nur können und wollen. „Den Menschen, die wissen, dass es fachkompetente Erkenntnisquellen gibt und sich diesen aus Bequemlichkeit nicht widmen, ist nicht mehr zu helfen“ [7].

Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Ernst Präsident der Europäischen Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e.V.

[1] Duden – Die deutsche Rechtschreibung. Berlin 2017. 27., völlig neu bearb. u. erw. Aufl., Berlin 2017. [2] Hochschule Hannover, Vortrag Prof. Dr.-Ing. M. Pfeiffer, 2019. [3] Ernst, W.: Vortrag AMI Kongress: Factors contributing to the life time performance of flat roofing with polymer membranes. Köln 2017. [4] Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e.V. Pullach 2017–2019. [5] Ernst, W.: Fachbuchreihe Dachabdichtung Dachbegrünung, T. VI, Abdichtungen; mit einem Vorwort von Prof. Dr.-Ing. R. Oswald (†). 2009. [6] ddD e.V.: Informationsforum 33, Qualitätslabel Verarbeitung, Eigenverlag, Pullach 2017. [7] ddD e. V.: Flachdächer – Nachhaltiges Bauen – Leitfaden. Pullach 2019.

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Inhalt

Die ca. 1,2 Milliarden m 2 Flachdachfläche in Deutschland bieten vielfältige Gestaltungs­ freiräume – vom ökologischen Gründach über die Nutzung als Dachterrasse bis hin zur Fitnessstrecke mit Swimmingpool. Das Potenzial der flachen Dächer ist groß. Bei vielen Hochhäusern dient das Flachdach zur Unterbringung von technischen Aufbauten. Doch auch Aufstockungen vorhandener Flachdachbauten oder die Nutzung der Flachdach­ fläche für den Gemüseanbau im Sinne des „Urban Farming“ gewinnen immer mehr an Bedeutung. Welche Vorteile die verschiedenen Formen der Dachnutzung mit sich brin­ gen und was bei der Abdichtung genutzter Dachflächen beachtet werden muss, lesen Sie im Beitrag auf Seite 6–8. Auf dem Titel: die ca. 10.000 m 2 große grüne Dachland­ schaft des Verwaltungsgebäudes der EnBW in Stuttgart. (Foto: Optigrün)

Special 2020 Flachdächer

EDITORIAL  3

Wolfgang Ernst Nachhaltige Flachdächer

FLACHDACHPLANUNG  6

Das Flachdach optimal nutzen: Was für Potenziale!

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Neueinstufung von Bitumen in der aktuellen MAK-Liste

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Adrian Dobrat Dächer für den Klimaschutz

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Flachdach mit Dachbegrünung: Schichtaufbau bei gefällelosen Dächern

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Das Flachdach als Nutzdach: Wohnzimmer im Freien und Energielieferant

ABDICHTUNGSTECHNIK 16

Flachdachdämmplatte: Hagelwiderstand deutlich besser als gefordert

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Effiziente Flachdachsanierung mit EPDM-Planen

FLACHDACHSANIERUNG 20

DHL Logistikzentrum, Hannover: Sanierung am laufenden Band

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Balkonsanierung in Bonn am Rhein

DACHBEGRÜNUNG 24 Ernst & Sohn Special 2020 Flachdächer A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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Amager Ressource Center Kopenhagen/Dänemark: Skiberg statt Müllberg

FLACHDACHENTWÄSSERUNG 28

Freispiegelentwässerung flacher Dächer: mit Schwerkraft entwässern

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Nutzung von Dächern als Regenauffangflächen

34 Systeme für die zeitgemäße Flachdachentwässerung: bauliche Anforderungen und gesetzliche Vorschriften 37

Funktionalität trifft Ästhetik – Flachdachentwässerung mit optischem Anspruch

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Hochwertiges Komplettsystem aus einer Hand

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Flachdach-Entwässerung: Aus 14 mach 2

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TAGESLICHTSYSTEME

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Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) Wichtige Richtlinien: Dachoberlichter planen und positionieren

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Mehrfach preisgekröntes Flachdach Fenster FE jetzt mit 3°-Neigung

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Energetisch und funktional auf der Höhe: einfache Sanierung von Tageslichtelementen mit Aufstocksystem

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Lichtkuppelsanierung nach Hagelschlag oder Sturmschaden

SICHERHEITSTECHNIK 50

Bundesagentur für Arbeit in Gelsenkirchen: Sicherungskonzept für neuen Dachaufbau

MONITORING 52

Starkregen-Gefahr: Risiko-Karten für Städte und Gemeinden gefordert

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Echtzeitmonitoring von Flachdächern – ein smarter Ansatz für mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit

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Dichtheitsüberwachung von Flachdächern ist Stand der Technik

Flachdachsanierung – sicher und effizient HERTALAN® – ABDICHTUNG MIT SYSTEM.

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Flachdachplanung

Das Flachdach optimal nutzen: Was für Potenziale! Allein in Deutschland stehen alles in allem ca. 1,2 Milliarden m2 Flachdachfläche zur Verfügung. In der Summe ergibt das eine Fläche, die deutlich größer ist als das Stadtgebiet von Berlin. Leider wird dieses Potenzial aber noch viel zu selten genutzt. Dabei bietet der offene Gestaltungsfreiraum auf dem Dach vielfältige Möglichkeiten – vom ökologischen Gründach bis hin zur attraktiven Fitnessstrecke mit Swimmingpool. Zu beachten ist allerdings eine fachgerechte Abdichtung, die die jeweilige Nutzung optimal berücksichtigt. Das Flachdach bietet zahlreiche Vorteile gegenüber einem Steildach. Dazu zählen neben dem geringeren Eigengewicht des Dachaufbaus vor allem die deutlich größeren Nutzungsmöglichkeiten. In der Praxis haben sich insbesondere die Gestaltung als Gründach, der Einsatz von Photovoltaik und die Ausbildung als Dachterrasse durchgesetzt. Bei vielen Hochhäusern dient das Flachdach außerdem zur Unterbringung von technischen Aufbauten.

Nutzung als Gründach Beliebt ist hierzulande vor allem die Nutzung des Flachdachs als Gründach. Nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) ist Deutschland mit geschätzt 100 bis 150 Millionen m2 an ausgeführter Fläche sogar weltweit führend in dieser Hinsicht. Und das hat vor allem klimapolitische Gründe. Denn als städtebauliches Instrument werden Gründächer in Deutschland teilweise öffentlich gefördert oder sind sogar als Ausgleich für versiegelte Flächen vorgeschrieben. Schließlich sehen begrünte Dächer nicht nur gut aus, sondern sie wirken sich auch positiv auf das städtische Mikroklima aus, indem sie Staub binden und außerdem für Temperaturausgleich und Luftfeuchtigkeitsregulierung sorgen. Hinzu kommt, dass Gründächer Wasser zurückhalten und damit bei Starkregen­ ereignissen die Kanalisation entlasten und dass sie zusätzlich einen wichtigen urbanen Ersatzlebensraum für Pflanzen und Tiere darstellen. Darüber hinaus sprechen auch bauphysikalische Aspekte für den Einsatz von Gründächern. Denn die zusätz-

Bild 1.  Die Photovoltaikanlage auf dem Dach des Evangelischen Bildungswerks in Berlin (Planung: KSP Engel Architekten) bietet einen wichtigen Baustein für einen nachhaltigen und kostengünstigen Betrieb des Gebäudes (Foto: Solveig Böhl)

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Bild 2.  In Zusammenarbeit von Stefan Forster Architekten und der ausführenden Firma Liwood werden die Wohnhäuser der Platensiedlung in Frankfurt/M. um jeweils zwei Geschosse in Holzbauweise aufgestockt (Foto: Liwood/Skycamera)

liche Schutzschicht oberhalb der eigentlichen Abdichtung schirmt das Dach wirksam vor Witterungseinflüssen und UV-Strahlung ab. Durch die aufliegende Substratschicht ist die Dachabdichtung außerdem auch vor mechanischen Einwirkungen bestens geschützt. Und das sorgt nicht nur für einen ressourcenschonenden und damit umweltgerechten Materialverbrauch, sondern trägt gleichzeitig auch zur Kostenreduktion bei. Grundsätzlich stehen zwei Varianten der Dachbegrünung zur Auswahl: Eine extensive Dachbegrünung mit robusten Pflanzenarten wie Sedum schafft eine flach wachsende Vegetation, die kaum Pflege benötigt. Deutlich aufwendiger ist eine intensive Dachbegrünung mit Sträuchern, Zierpflanzen, Gemüsebeeten oder Bäumen, die das Dach regelrecht zum Garten macht.

Das Flachdach als Solarkraftwerk Große ökologische und ökonomische Vorteile bietet auch die Nutzung des Flachdachs als Standort zur Aufstellung von Photovoltaik- oder Solarthermieanlagen. Die zahlreichen staatlichen Förderungen, die hohen Energiekosten, das gestiegene Umweltbewusstsein sowie weiter verbesserte Anlagen mit optimierten Wirkungsgraden haben dabei für deutliche Zuwachsraten in den vergangenen Jahren gesorgt. Um das Flachdach als gebäudeeigenes Solarkraftwerk nutzen zu können, müssen zunächst einige Vorbedingungen erfüllt sein. Wichtig ist insbesondere, dass das Dach nicht oder nur wenig durch Bäume oder durch andere Gebäude verschattet wird, sodass sich die Anlage effektiv betreiben lässt. Darüber hinaus muss sichergestellt sein, dass der Dachaufbau statisch in der Lage ist, neben den Eigenlasten auch sämtliche Wind- und Schneelasten sicher aufzunehmen und dauerhaft in das Gebäude weiterzuleiten. Ein wichtiger Aspekt bei der Planung von dachinte­ grierten Solaranlagen betrifft außerdem die Funktionalität der Dachabdichtung. Um einen sicheren Betrieb ohne Schäden an der Bausubstanz zu ermöglichen, muss insbesondere darauf geachtet werden, dass der Wasserablauf

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Flachdachplanung

Nachverdichtung Nach einer aktuellen Studie der Technischen Universität Darmstadt könnten allein auf Wohngebäuden der 1950erbis 1990er-Jahre bundesweit bis zu 1,5 Millionen Wohneinheiten neu aufgestockt werden. Ein entscheidender Vorteil dabei: Die erforderliche Infrastruktur ist bereits vorhanden und kann einfach ausgebaut werden. Zudem müssen keine neuen Grundstücke erschlossen werden. Ein beispielhaftes Pilotprojekt für eine solche nachträgliche Aufstockung von Bestandsgebäuden ist die Platensiedlung in Frankfurt/M. Hier werden aktuell 19 Wohnhäuser aufgestockt und dadurch mehr als 26.000 m2 Wohnfläche neu geschaffen. Bild 3.  Urban Farming schafft grüne Anbauflächen für Obst und Gemüse mitten in der Stadt (Foto: istock, manonallard)

Urban Farming

nicht behindert wird, dass Gullys Tiefpunkte bleiben und dass die Solaranlage nicht zur Pfützenbildung führt. Außer als Gründach oder als Solardach lässt sich das Flachdach auch als luftige Dachterrasse nutzen. Mit überschaubarem Aufwand lässt sich so der vorhandene Wohnraum erweitern und eine attraktive Außenfläche an der frischen Luft schaffen, die gleichzeitig auch den Wert der Immobilie steigert. Vor einer entsprechenden Planung muss allerdings auch hier sichergestellt sein, dass die Dachfläche die statischen Anforderungen an eine Dachterrasse erfüllt und sich kein stehendes Wasser auf dem Dach bilden kann.

Ein weiterer wichtiger Trend zur Flachdachnutzung ist das Urban Farming, mit dem das Flachdach ganz unverhofft zur Anbaufläche für Gemüse-, Obst-, Blumen- oder Kräutergärten mitten in der Stadt wird. Die Vorteile dabei liegen auf der Hand: Zum einen werden Transportwege und damit Emissionen eingespart. Gleichzeitig verbessern die Dachgärten das Mikroklima der Stadt und sorgen dafür, dass Verbraucher von frischem Gemüse und Obst profitieren. Mittlerweile setzen auch immer mehr Unternehmen auf Urban Farming. Zu den Vorreitern zählt dabei die belgische Supermarktkette Delhaize, die 2017 erstmals eine Filiale mit Dachgarten samt Gewächshaus eröffnet hat. Entsprechend dem Prinzip „vom Dach direkt ins Supermarktregal“ landet das morgens geerntete Gemüse und Obst dort direkt in den Verkaufsflächen.

Weitere Trends

Das Flachdach als Fitnessfläche

Ausgehend von der steigenden Nachfrage nach Wohn- und Büroraum in unseren Städten haben sich in den vergangenen Jahren weitere Ideen und Konzepte zur Nutzung von Flachdächern durchgesetzt. Wichtige Trends sind insbesondere die Nachverdichtung bzw. Aufstockung vorhandener Flachdachbauten, die Umsetzung von Urban Farming oder die Nutzung des Flachdachs für Sport und Freizeit.

Ein spannendes Referenzobjekt für die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von Flachdächern bietet auch der neue Hauptsitz der weltweit größten Hotelsuchmaschine trivago. Der im Düsseldorfer Medienhafen nach Plänen von sop architekten realisierte Firmencampus überzeugt nicht nur durch seine organische Architektursprache, sondern auch durch seine abwechslungsreich begrünten Außenbereiche, Wasserflächen und Fitnessmöglichkeiten. Ein wichtiges Element ist dabei die luftige Dachterrasse, die u. a. auch eine Joggingstrecke mit weiter Aussicht über die Stadt bietet.

Statische Voraussetzungen Im Gegensatz zu nicht genutzten Flachdächern, die ausschließlich zur Wartung und Pflege und zur allgemeinen

Optimale Hilfestellung

Bild 4.  Auf dem Dach des neuen Hauptsitzes von trivago steht den MitarbeiterInnen des Unternehmens eine attraktive Laufstrecke zur Verfügung (Foto: sop architekten, Constantin Meyer)

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Für Planer, Architekten und Handwerker steht das umfassende Regelwerk „Technische Regeln – abc der Bitumenbahnen“ zur Verfügung, das alle notwendigen Informationen zur Planung und Ausführung von Flachdachabdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen übersichtlich aufbereitet. Unter dem folgenden Link können Sie das Regelwerk kostenlos bestellen oder als interaktives PDF herunterladen: www.derdichtebau. de/abc

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Flachdachplanung

Instandhaltung begangen werden, sind genutzte Flachdächer für den Aufenthalt von Personen oder als Gründach vorgesehen. Um diese erweiterte Nutzung zu ermöglichen, müssen die im Vergleich zu einem ungenutzten Dach deutlich erhöhten statischen Lasten des Dachaufbaus berücksichtigt werden. Bei einer geplanten Dachbegrünung ergibt sich dabei je nach gewählter Aufbauhöhe der Begrünung ein zusätzlich einzuplanendes Gewicht von 60 bis 400 kg/ m2. Schon bei einer vergleichsweise kleinen Dachfläche von 200 m2 muss somit eine zusätzliche Last von bis zu 80 t berücksichtigt werden.

Fazit Egal ob als grüne Dachlandschaft, als funktionale Fitnessfläche oder als Grundlage für eine spätere Nachverdichtung – die Möglichkeiten der Flachdachnutzung sind vielfältig. Unabhängig vom jeweils gewählten Nutzungskonzept

muss dabei eine fachgerechte Abdichtung berücksichtigt werden. Ganz entscheidend dafür ist die Wahl eines hochwertigen Dichtungsmaterials. In der Praxis haben sich insbesondere zweilagige Dachabdichtungen aus Bitumen- und Polymerbitumenbahnen bewährt. Die Bahnen sind nicht nur langlebig, sondern zeichnen sich zudem durch eine außerordentliche thermische und mechanische Belastbarkeit aus. Ein weiterer Vorteil von Bitumen- und Polymerbitumenbahnen ist ihre einfache Verarbeitbarkeit. Das zweilagige Verlegen der Bahnen vermindert das Risiko einer Undichtigkeit und bietet so ein sicheres und vor allem dichtes Fundament für unterschiedlichste Dachnutzungen. Weitere Informationen: die bitumenbahn GmbH Mainzer Landstraße 55, 60329 Frankfurt/M. Tel. (069) 25 56 13 14, Fax (069) 25 56 16 02 info@derdichtebau.de, www.derdichtebau.de

Neueinstufung von Bitumen in der aktuellen MAK-Liste In der MAK-Liste werden die maximal zulässigen ArbeitsplatzKonzentrationen bestimmter Stoffe in der Atemluft am Arbeitsplatz angegeben. Im Hinblick auf den Werkstoff Bitumen haben sich hier wichtige Änderungen ergeben. Ist im Zusammenhang mit der MAK-Liste von Bitumen die Rede, sind grundsätzlich die Dämpfe und Aerosole gemeint, die bei der Heißverarbeitung anfallen. Kaltes, festes Bitumen stößt hingegen keinerlei Emissionen aus, messbare Ergebnisse lassen sich erst bei Temperaturen oberhalb von 80 °C erzielen. Seit 2001 sind diese Dämpfe und Aerosole bei der Heißverarbeitung von Bitumen durchgehend in der Kategorie 2 der MAK-Liste aufgeführt. Hier aufgelistet sind „Stoffe, die als krebserzeugend für den Menschen anzusehen sind, weil durch hinreichende Ergebnisse aus LangzeitTierversuchen davon auszugehen ist, dass sie einen Beitrag zum Krebsrisiko leisten können.“ Diese Festlegung galt grundsätzlich für alle Bitumensorten. Sie basierte allerdings auf speziellen Hautpinselungs-Experimenten aus den USA, einem Verfahren also, das in Europa unbekannt ist. Mitte 2018 erfolgte eine Veränderung der bisherigen Bewertung: In der Kategorie 2 werden danach lediglich noch Dämpfe und Aerosole aus Oxidationsbitumen aufgeführt. Dämpfe und Aerosole aus Air-Rectified Bitumen oder Destillationsbitumen gelten hingegen nur noch als „Krebsverdachtstoffe“ und wurden entsprechend in die Kategorie 3B umklassifiziert, in der u. a. auch Holzstaub von Weichhölzern oder Eisenoxid angegeben sind. Die Neubewertung bedeutet eine deutliche Entschärfung der bisherigen Situation für die letztgenannten Bitumensorten. Zu beachten ist dabei allerdings, dass die angesprochenen MAK-Werte wissenschaftlich basierte Erkenntnisse sind, die keine rechtliche Relevanz haben.

Veränderter Arbeitsplatzwert Parallel dazu wurde der geltende Grenzwert beim Verschweißen von Bitumenbahnen im Freien (Arbeitsplatz-

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wert) angepasst: Bis 2005 lag dieser Wert für Dämpfe und Aerosole aus Bitumen bei 10 mg/m3. 2018 wurde er auf 1 mg/m3 für Dämpfe und Aerosole aus Air-Rectified Bitumen und Destillationsbitumen abgesenkt. Aufgrund der deutlich gesunkenen Expositionswerte moderner Bitumenbahnen in den vergangenen Jahren wird aber auch der neue Grenzwert nicht überschritten. Die Messung der betreffenden Konzentrationen erfolgt über ein personengetragenes System, das die Dämpfe und Aerosole mithilfe einer kleinen Pumpe in das Analyse­ gerät hineinsaugt. Zur Auswertung wird eine Bitumenvergleichsprobe herangezogen. Früher war dies nicht zwingend vorgegeben, deshalb muss bei der Auswertung alter Messungen der Korrekturfaktor 1,47 berücksichtigt werden. Grundsätzlich gilt, dass die Messungen am Arbeitsplatz aufgrund unterschiedlicher Witterung oder unterschiedlicher Dachgeometrie sehr inhomogen ausfallen. Um dennoch verlässliche Aussagen über die Höhe der Exposition treffen zu können, wurde jeweils eine große Anzahl an Versuchen durchgeführt. Die Auswertung der Messwerte basiert also auf einer umfangreichen Statistik, bei der die sogenannten „95-Perzentil-Werte“ eine wichtige Rolle spielen. Der durchschnittlich ermittelte Wert beim Schweißen von Bitumenbahnen beträgt danach 2,7 mg/m3. Da ein Dachdecker aber nicht acht Stunden am Stück schweißt, muss dieser Wert auf einen sogenannten Schichtmittelwert ungerechnet werden. Im Endeffekt wird damit der aktuelle MAK-Wert von 1,0 mg/m3 erreicht. Fazit: Beim Schweißen von Bitumenbahnen wird der aktuelle MAK-Wert sicher eingehalten. Die Verarbeitung von Bitumen ist somit absolut unproblematisch für den Handwerker.

Weitere Informationen: die bitumenbahn GmbH Mainzer Landstraße 55, 60329 Frankfurt/M. Tel. (069) 25 56 13 14, Fax (069) 25 56 16 02 info@derdichtebau.de, www.derdichtebau.de

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Flachdachplanung

Adrian Dobrat

Dächer für den Klimaschutz Die bereits heute spürbaren Folgen des Klimawandels sind wissenschaftlich unumstritten. Immer deutlicher wird in den anhaltenden Diskussionen zum Klimaschutz und zur Energiewende, dass Einzelmaßnahmen und isolierte Ansätze nicht ausreichen werden, um das schlimmste Szenario noch abwenden zu können. Daher stellt sich auch die Frage für alle am Gewerk Dach beteiligten Akteure: Welchen Beitrag können Dächer bzw. Dachbaustoffe zum Umwelt- und Klimaschutz leisten? Für Deutschland trat am 18. Dezember 2019 das BundesKlimaschutzgesetz in Kraft. Damit wurden die Klimaschutzziele und die Klimaneutralität 2050 gesetzlich verankert. Als Zwischenschritt wurde bis 2030 eine Verminderung der Treibhausgasemissionen um 55 % gegenüber dem Jahr 1990 festgeschrieben. Das Klimaschutzgesetz schreibt zum ersten Mal verbindlich vor, wie viel CO2 jeder Bereich in jedem Jahr ausstoßen darf und legt damit jährliche Minderungspflichten für die Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfall bis zum Jahr 2030 fest.

Staatliche Förderungen Energiesparen ist der einfachste und schnellste Weg, um das Klima zu schützen sowie den eigenen Geldbeutel zu schonen. Das trifft vor allem auf Gebäude zu, die in Deutschland ca. 35 % des Endenergieverbrauchs und ca. 30 % der CO2-Emissionen verursachen. Einen Großteil davon produzieren Altbauten, die nun energieeffizient saniert werden sollten. Eine Herausforderung für Bauherren, Planer und Architekten, schließlich sind dafür enorme Investitionen nötig – wenngleich sich diese im Laufe der Zeit durch Einsparungen bei den Energiekosten amortisieren. Umso wichtiger ist, bei der Planung und/oder Beratung zu

wissen, welche Maßnahmen bei einer energetischen Sanierung staatlich gefördert werden. Zur Umsetzung des Klimaschutzprogramms 2030 gilt seit 1. Januar 2020 eine steuerliche Förderung bis 40.000 € pro Projekt. Für Hauseigentümer bedeutet das Steuererleichterungen für zahlreiche Sanierungsmaßnahmen. Der Steuerbonus gilt für 10 Jahre. Eine immer beliebter werdende Alternative, die durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) unterstützt wird, ist die Dachbegrünung. Begrünte Dächer bieten nicht nur Vorteile für das Klima und die Luftqualität, sondern sind außerdem eine natürliche Form der Wärmedämmung. Der Kreditbetrag steigt laut KfW für Wohngebäude ab 24. Januar 2020 um 20.000 € auf 120.000 €. Für Nicht-Wohn­ gebäude erhöht sich der Tilgungszuschuss bei der Sanierung zum Erreichen eines KfW-Effizienzhaus-Standards um 10 %.

Gründächer planen Das typische begrünte Dach hat ein zweiprozentiges Gefälle, doch auch Flachdächer ohne Gefälle sowie Steildächer bzw. stark geneigte Dächer können begrünt werden. Bei stärkerer Neigung sind die Schubkräfte besonders zu beachten, damit der Dachschichtenaufbau nicht abrutscht. Man unterscheidet zwei Arten von Begrünungen: –– Extensivbegrünungen sind naturnah angelegte Vegetationsformen, die sich weitgehend selbst erhalten und weiterentwickeln. Es sind überwiegend flächige Begrünungen mit Moosen, Sedum-Arten, Stauden, Kräutern und Gräsern und in geringem Umfang mit kleinen Gehölzen. In der Regel sind die Pflanzen niedrig wachsend, trockenheitsver-

Bild 1.  Partner Elmich in Singapur, Projekt DUO ­Residences: Intensive Begrünung (Foto: Elmich Pte Ltd, Singapur)

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Flachdachplanung

Bild 2.  Begrüntes Dach Wildwasseranlage Markkleeberg

träglich, widerstands- und regenerationsfähig. Ein besonderes Merkmal ist die natürliche Wasserversorgung durch Niederschläge. –– Intensivbegrünungen umfassen flächige Begrünungen mit Rasen, Stauden und Gehölzen sowie punktuelle Bepflanzungen mit Sträuchern und in Einzelfällen auch mit Bäumen. Die Bepflanzung besteht vornehmlich aus anspruchsvoller Vegetation mit entsprechend hohen Anforderungen an den Bodenaufbau. Sie ist nur mit hinreichenden Entund Bewässerungseinrichtungen sowie durch regelmäßige Pflege dauerhaft zu erhalten. Je nach Begrünungsform ergeben sich z. T. erhebliche Zusatzlasten, die bei den Nachweisen der Standsicherheit und Gebrauchstauglichkeit zu berücksichtigen sind. Bereits in der frühen Planungsphase sollte die Art der Begrünung anhand der objektspezifischen Gegebenheiten, z. B. Statik, Wasserversorgung, Brandschutz, Fluchtwege, festgelegt werden. Daraus ergeben sich die Planungsvorgaben für Ausführung und Form der Begrünung. Grundsätzlich gilt, dass in allen Randbereichen (Dachränder und Anschlüsse) eine vegetationsfreie Zone durch z. B. Kies oder einen Plattenbelag einzuhalten

Bild 3.  Weingut Schneider Ellerstadt (alwitra): Wohnen in den Weinbergen unter ­extensiver Begrünung

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Bild 4.  Grünes Dach für den weltweit ersten antiken Omnibus in Deuz

ist. Diese Streifen übernehmen gleichzeitig die Funktion des vorbeugenden Brandschutzes und tragen in ­entsprechend breiter Ausführung zur Windsogsicherung bei.

Gut für die Umwelt Gründächer sind nicht nur schön anzusehen, sondern sind eine ökologische Bereicherung und zudem in ökonomischer Hinsicht nützlich. Durch die Begrünung wird abhängig von der Bepflanzungsart CO2 gebunden. Eine Begrünung von Dächern hilft damit unmittelbar dem Klima. Gerade in städtischen Regionen können Gründächer einen wichtigen Beitrag zur Flächenentsiegelung und zur Verbesserung des Mikroklimas leisten sowie Feinstäube binden. Die Stadt heizt sich im Umfeld der begrünten Dächer weniger stark auf, die Lebensqualität wird besser. Das Gleiche gilt für die Luftqualität: Eine Dachbegrünung kann pro Jahr und Quadratmeter bis zu 0,2 kg Schadstoffpartikel und Staub aus der Luft herausfiltern. Durch ihre Pflanzenvielfalt bieten Gründächer einen wertvollen Lebensraum für Vögel und Insekten. Die Bepflanzung reduziert Luftschadstoffe und hält Regenwasser zurück. Durch begrünte Dächer wird vor allem in Ballungsräumen die Belastung durch Stickoxid, Kohlenmonoxid und Feinstaub reduziert. Außerdem fördern bepflanzte Dächer die biologische Vielfalt und tragen in der zunehmend heißen Sommerzeit zur Abkühlung bei. Dachbegrünungen verbessern grundsätzlich das Mikroklima in Städten und vermindern die Entstehung von Wärmeinseln. Darüber hinaus werden durch die Begrünung die Temperaturbelastung auf die gesamte Dachkonstruktion reduziert und schädigende Witterungseinflüsse ferngehalten. Somit erhöht sich die Lebensdauer des Gesamtsystems. Dachbegrünungen halten einen großen Teil des Niederschlagswassers zurück, verzögern den Abfluss und entlasten damit das komplette Entwässerungssystem und letzten Endes die Kanalisation. Sie können in Abhängigkeit von der Aufbaudicke und den verwendeten Substraten 50 bis 90 % der jährlichen Niederschlagsmenge zurückhalten und über Verdunstung wieder in den natürlichen Kreislauf zurückführen. Überschüssiges Wasser kann zudem für die Pflanzenbewässerung genutzt werden.

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Flachdachplanung

ten, einschaligen Dachkonstruktion auf folgenden Funk­ tionsschichten: –– Unterkonstruktion/Tragschicht –– Dampfsperre: Der Sperrwert wird dabei abgestimmt auf die Begrünungsform, z. B. hoher Dampfsperrwert bei Intensivbegrünung mit Wasseranstau –– Wärmedämmung: Die Druckfestigkeit ist auf die Be­ grünungsform abzustimmen, z. B. erhöhte Druckfestigkeit bei Intensivbegrünung –– Dachabdichtung mit Wurzelschutzfunktion –– Schutzlage –– Dränschicht, ggf. Schutzschicht –– Begrünungsaufbau.

Bild 5.  Ferienhaus „Natural Retreats“ mit einfacher Intensivbegrünung, North York­ shire, GB

Ein Vorteil von Abdichtungen mit Kunststoffbahnen ist die einlagige Ausführung. Durch die einlagige Anwendung werden wertvolle Ressourcen geschont; dies gilt für die Produktion, den Transport sowie den Rückbau am Nutzungsende. EPDs dokumentieren eindeutig ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit. Kunststoffbahnen zeichnen sich durch ihre dauerhafte Wurzel- und Rhizomfestigkeit aus. Die Eignung einer Dachbahn für den Einsatz unter einer Dachbegrünung ist grundsätzlich für alle Arten von Abdichtungsbahnen nach DIN EN 13948 „Bestimmung des Widerstandes gegen Wurzelpenetration“ nachzuweisen. Darüber hinaus empfiehlt sich der Nachweis der Beständigkeit gegen Wur-

lindab | vereinfachtes B auen

Bild 6.  Kita mit Gründach in Dresden

Verwendung nachhaltiger Bauprodukte Neben der Begrünung selbst sollte selbstverständlich ebenso auf den Einsatz nachhaltiger Ressourcen beim Bau von Gebäuden geachtet werden. Geht es um nachhaltiges Bauen, werden Gebäude im Hinblick auf ihre ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekte betrachtet und bewertet. Umweltproduktdeklarationen (EPD) liefern Informationen zu Bauprodukten, die für den Bau nachhaltiger Gebäude und für Gebäudezertifizierungen relevant sind. Sie weisen die Grundstoffe, die Herkunft und den Herstellungsprozess des Produktes aus und betrachten u. a. seine Umweltverträglichkeit und Lebensdauer. Sie liefern die Basisinformationen für die ganzheitliche Betrachtung eines Produkts und bilden das Fundament für nachhaltiges Bauen nach den Vorgaben der Zertifizierung, z. B. nach BREEAM, LEED und der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB).

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Dachabdichtung Die Dachabdichtung spielt bei Gründächern eine wichtige Rolle. Das Dach muss dauerhaft dicht sein. In der Regel erfolgt der Begrünungsaufbau bei einer nicht durchlüfte-

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Flachdachplanung

beim Einsatz unter Begrünungen. Neben einer umweltfreundlichen Begrünung sollte selbstverständlich ebenfalls eine ökologisch unbedenkliche Abdichtung ausgeführt werden. Kunststoffbahnen sind grundsätzlich wurzelfest. Durch ihren Werkstoff bieten sie den Wurzeln ausreichenden mechanischen Widerstand. Diese Eigenschaft ist dauerhaft ohne chemische Zusätze gegeben. Gewässerbelastende Auswaschungen von Durchwurzelungsschutzmitteln sind daher bei Kunststoffbahnen kein Thema, weder für die Dauerhaftigkeit des Wurzelschutzes noch für die Umwelt.

Solartechnik auf dem Dach Bild 7.  Begrünung der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt BSU Hamburg aus der Vogelperspektive

Bild 8.  Förderzentrum Schmalkalden: Dachabdichtung unter Kies und Begrünung (BMI Wolfin) (Fotos 2–8: DUD und Mitgliedsunternehmen)

zeln und Rhizome (Quecken) nach dem FLL-Verfahren (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn). Die Verwendung von Kunststoffdachbahnen, die über das Prüfzeugnis „wurzel- und rhizomfest“ der FLL verfügen, bietet anerkannte Sicherheit

Der DUD vereinigt unter seinem Dach Hersteller von Kunststoff- und Elastomerbahnen nach DIN EN 13956 auf Basis von Thermoplasten, thermoplastischen Elastomeren und Elastomeren. Sie können aus folgenden Werkstoffen hergestellt sein: –  ECB Ethylencopolymerisat-Bitumen –  EPDM Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer –  EVA/EVAC Ethylen-Vinylacetat-Terpolymer/-Copolymer –  FPO Flexibles Polyolefin (auf Basis PE oder PP) –  PIB Polysobutylen –  PVC-P Polyvinylchlorid (bitumenverträglich bv oder nicht bitumenverträglich nb) –  TPE Thermoplastische Elastomere. Die Bahnen werden auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt, bei Alt- und Neubauten verlegt und können mechanisch befestigt, lose mit Auflast oder verklebt ausgeführt werden. Mit der Lagesicherung des Abdichtungssystems gegen Windkräfte wird gleichzeitig ein funktionstüchtiges Dach erstellt.

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Flachdachflächen sind ideale Standorte für solarthermische und Photovoltaik-Systeme, die durch ihre Energiegewinnung einen zusätzlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten. Dabei ist die Funktionstüchtigkeit der Dachabdichtung dauerhaft zu erhalten. Dies setzt eine entsprechend fachkundige Planung und Montage voraus. Für die Montage und vor allem zur Lagesicherung gegen Windsog sind Systeme mit Auflast, mit Durchdringungen der Dachabdichtung, aerodynamische Systeme sowie Solardachbahnen mit integrierten Solarelementen mögliche Varianten. Eine Kombination der Solartechnik mit einer Begrünung auf dem Dach kann dabei durchaus vorteilhaft sein. So sorgt die Begrünung für eine geringere Aufheizung der Photovoltaikmodule und steigert so deren Leistung. Die Begrünung muss auf die solare Nutzung abgestimmt sein. Zum Beispiel muss eine unerwünschte Verschattung der Solarmodule durch den Pflanzenwuchs der Begrünung vermieden werden.

Zusammenfassung Nahezu alle Dächer und Dachformen lassen sich begrünen und für die solare Energiegewinnung nutzen. Prädestiniert sind aber vor allem flache und flach geneigte Dächer. In urbanen Regionen verbessern Gründächer unmittelbar das Mikroklima und die Lebensqualität. Wer mit seinem Dach den maximalen Beitrag in puncto CO2-Einsparung bzw. CO2-Bindung leisten will, der kombiniert die Dachbegrünung mit einer solarthermischen und/oder einer PV-Anlage. So wird das Dach zum aktiven „Klimaschützer“. EPDs liefern Informationen zu Bauprodukten und können im Rahmen von Gebäudezertifizierungen für das nachhaltige Bauen genutzt werden. Bei der Auswahl der Bauprodukte, beispielsweise des Abdichtungssystems, sollte deren ökologisches Profil berücksichtigt werden. Denn Ressourceneinsparung und Schonung der Umwelt bei Produktion, Transport, Anwendung und Recycling von Bauprodukten ist direkter Klimaschutz.

Weitere Informationen: Industrieverband der Produzenten von Kunststoff-Dach- und ­Dichtungsbahnen DUD e. V. Dipl.-Ing. Adrian Dobrat Ahastraße 7, 64285 Darmstadt Tel. (06151) 211 80, Fax (06151) 238 56 info@dud-ev.de, www.kunststoff-bahn.de

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01.04.20 16:46


Flachdachplanung

Flachdach mit Dachbegrünung: Schichtaufbau bei gefällelosen Dächern In der Regel sollten Flachdächer ein Mindestgefälle von 2 % haben. Bei diesem Gefälle können sowohl einschichtige als auch mehrschichtige Dachbegrünungsaufbauten verwendet werden. Flachdächer mit sehr geringem bzw. ohne Gefälle, sogenannte „0-Grad-Dächer“, sind in Deutschland keine Seltenheit und dürfen unter Beachtung der entsprechenden Normen auch gebaut werden. Die Praxis hat gezeigt, dass bei einem Flachdach ohne bzw. mit sehr geringem Gefälle das Wasser an verschiedenen Stellen nicht sofort abläuft und sich Bereiche mit stehendem Wasser bilden. Bei Flachdächern und Leichtdachkonstruktionen mit großen Spannweiten und geringem Gefälle verstärkt eine Begrünung mit ihrem Eigengewicht und Wasserspeicherung mögliche Durchbiegungen. Diese führen dann zu weiteren Wasseransammlungen und stehendem Wasser. Die Problematik bei einer extensiven Dachbegrünung auf einem Flachdach mit stehendem Wasser liegt bei der Vegetationsentwicklung. Die Pflanzen vertragen keinen dauerhaften Wasseranstau und Vernässung des Substrats. Steht großflächig zu lange und zu viel Wasser, ist mit einer anderen Vegetation zu rechnen, als ursprünglich geplant war. Das Problem muss schon in der Planungsphase der Dachbegrünung erkannt und angegangen werden. Von Pflanzenausfällen und Kümmerwuchs mit Moos-Monokulturen statt der vielleicht gewünschten Sedum-Kräuter-Vegetation bis zu Gras-Dächern mit Ansiedlung von Gehölzen

ist je nach den örtlichen Gegebenheiten alles möglich. Eventuell vorgegebene Vegetationsformen können bei stehendem Wasser trotz aufwändiger Pflege nicht erreicht werden. Ziel aller vegetationstechnischen Maßnahmen ist es, einen ausreichenden Abstand zwischen stehendem Wasser auf dem Flachdach und der Vegetationstragschicht zu schaffen, damit die Pflanzenwurzeln aus dem Wasser herausgehalten werden und das Substrat nicht vernässt. Die in der Praxis am besten bewährte Lösung ist die Verwendung eines klassischen Mehrschichtaufbaus mit separater Dränschicht. Kleinere Mulden und Unebenheiten mit stehendem Wasser können noch mit Schüttgüterdränage ausgeglichen werden. Die bessere Lösung, vor allem, wenn das Wasser großflächig längere Zeit über einen Zentimeter auf dem Dach steht, ist der Einsatz eines Dränelements. Es wird direkt ins Wasser verlegt und mit einem Filtervlies überdeckt und schafft damit einen kapillarbrechenden Abstand zur Vegetationstragschicht. Die Höhe des verwendeten Dränelements richtet sich nach der Höhe des maximalen Wasserstands und sollte ca. 2 cm höher sein. Ihre Hauptfunktionen sind Wasserableitung und Abstandshalter zwischen Wasser und Substrat. Weitere Informationen:

Optigrün international AG Am Birkenstock 15–19, 72505 Krauchenwies-Göggingen Tel. (07576) 772-0, Fax (07576) 772-299 info@optigruen.de, www.optigruen.de

DACH UND BEGRÜNUNG EINE VORTEILHAFTE KOMBINATION Gründach-Lösungen mit System: Natürlich von Optigrün! Begrünte Flachdächer haben nicht nur optische, sondern vor allem auch klimatische, ökologische, ökonomische, städtebauliche und abwassertechnische Positivwirkungen. Unsere Gründächer entlasten die Kanalisation bei Starkregenereignissen, bieten Schutz gegen urbane Hitzeinseln und sind eingriffsmindernde Maßnahmen im Sinne der Eingriffs-Ausgleichsregelung.

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Flachdachplanung

Das Flachdach als Nutzdach: Wohnzimmer im Freien und Energielieferant Die verstärkte Nutzung der Flachdächer von Gewerbe- und Verwaltungsgebäuden sowie von Wohnanlagen und Sporteinrichtungen könnte vor allem in Ballungsgebieten eine sinnvolle und ertragreiche Herausforderung werden. Denn Flachdächer lassen sich vielfältig nutzen. Ob intensiv oder extensiv begrünt, vom Freiluftwohnbereich bis hin zu Biotopen oder als Energielieferant. Das sollte bei der Planung nicht vernachlässigt werden – auch aus der Verpflichtung heraus gegenüber Natur und Energiewende. Ob Dachgarten oder pflegearmer Sedumteppich ist eine Sache der Statik, der Pflege und der Zielsetzung. Im Neubau kann eine Zusatzbelastung eingeplant werden, bei Bestandsbauten müssen die nutzbaren Reserven der Trag­ fähigkeit geprüft werden. Auf der durchwurzelungsfesten Abdichtungsoberlage lassen sich mit entsprechenden Gründachsystemen, Dachentwässerung und Vegetation attraktive Dachbegrünungen für Massiv- und Leichtdächer, für große und kleine Flächen dauerhaft sicher umsetzen.

Grüne Dachlandschaften für mehr Lebensqualität und Immobilienwert Die negativen Auswirkungen der Flächenversiegelung lassen sich mit einer Dachbegrünung als Ausgleichsmaßnahme deutlich mindern. Sie schafft zusätzlichen Lebensraum für Mensch und Tier, entlastet als Wasserspeicher die Entwässerungssysteme, bindet Staub, heizt sich auch bei extremen Temperaturen kaum auf, verbraucht CO2 und sorgt als Sauerstoffproduzent für ein besseres Klima. Doch trotz der positiven Eigenschaften werden immer noch viele Dachflächen verschenkt. Hier bestehen ein großer Nachholbedarf und viele Chancen in der Stadtplanung. Gebiete mit begrünten Dachflächen ergäben beachtliche Regenwasserspeicher, die Planung der Oberflächenentwässerung könnte angepasst, Versickerungseinrichtungen entsprechend kleiner ausgeführt oder mehr Flächen an die vorhandene Kanalisation angeschlossen werden. Bauder als führender Hersteller von Dachsystemen bietet zahlreiche Varianten von Begrünungsmöglichkeiten – extensiv oder intensiv.

von Photovoltaik und Dachbegrünung. Da ein begrüntes Dach für wesentlich niedrigere Umgebungstemperaturen sorgt als vergleichbare Kies- oder Nacktdächer, bleibt auch die Temperatur der Photovoltaikmodule geringer, was zu einem Mehrertrag führt. Für beste Stromausbeute sind Modulneigungen von 10° und 15° möglich.

Objektbeispiele für Nutzdächer Viele Dachflächen werden heute leider noch viel zu oft „verschenkt“. Die folgenden Projekte zeigen beispielhaft, wie Dachflächen sinnvoll bei entsprechender Gestaltung genutzt werden können: Stadtwohnung mit Dachgarten Ein Schritt aus der Terrassentür und man steht mitten im Grünen. Der Garten auf der Dachterrasse ist ein wesentlicher Bestandteil des gehobenen Lebensgefühls von zwei exklusiven Wohnungen im obersten Geschoss eines Wohnund Geschäftshauses. Eine vielseitige Bepflanzung in Kombination mit natürlichen Materialien wie Holz und Stein steigert den Erholungs- und Erlebniswert auf dem Dach. Ein Dachgarten schafft nicht nur Lebensraum für Tiere und Pflanzen, sondern bietet in Form eines zusätzlichen „WohnZimmers“ Erholungsraum mitten in der Stadt.

Ertragreiche Photovoltaikanlagen Bild 1.  Stadtwohnung mit Dachgarten

Millionen Quadratmeter Flachdachflächen könnten viele Millionen Kilowattstunden Strom produzieren. Die Flachdächer von Gewerbe- und Wohngebäuden, aber auch Sport- und Gemeindehallen sind geradezu prädestiniert für die Energiegewinnung mit Photovoltaikanlagen. Dabei ist nicht nur der Eigenverbrauch interessant, sondern auch die Überlassung der Dachflächen an einen Betreiber kann ein lohnendes Modell sein. Ein wichtiger Beitrag zur Energiewende ist es in jedem Fall.

Photovoltaik auf Gründächern – eine ideale Kombination Wer eine Photovoltaikanlage haben möchte, muss auf die Dachbegrünung mit ihren vielen Vorteilen nicht verzichten. BauderSOLAR UK Gründach ist die ideale Kombination

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Bank mit Japandachgarten Auf dem Zwischendach eines Sparkassenneubaus wurde auf nur 170 m2 ein künstlerisch und technisch anspruchsvoller Japangarten angelegt. Leitgedanke für die Planung dieses Themengartens war „Der Pfad des Lebens“. Er wird durch einen Fußweg auf dem Dach symbolisiert, der teils ruhig und eben, teils unruhig und beschwerlich verläuft – Breite, Struktur und Material wechseln ständig. Im Zentrum des Gartens steht das Yin-und-Yang-Symbol (chinesische Philosophie: Yang = Sonne, Yin = Schatten. Der Übergang ist fließend) aus schwarzem und weißem Marmorkies. Das Gegensatzpaar wird durch einen Steg verbunden, über den der Weg hinweg läuft. Die Einbeziehung von Pflanzen

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Flachdachplanung

Sonnenhut, Lavendel, Schmuckgräser und einige Sommerflieder bilden als Grünfläche in einem Hochbeet einen attraktiven Rahmen für den Terrassenbereich. Sonnenstrom vom grünen Schuldach Die Nürnberger Johann-Pachelbel-Realschule ist ein Musterbeispiel einer öffentlich-privaten Partnerschaft: eine Schulanlage im Passivhausstandard, auf deren Dach eine durchdringungsfrei montierte Photovoltaikanlage mit einer Begrünung natürlich Strom erzeugt. Darunter sorgt eine hochwertige FPO-Kunststoffabdichtungsbahn für dauerhaften und sicheren Schutz – ein vorbildlich ökologisches Projekt, das zudem besonders wirtschaftlich ist. Bild 2.  Bank mit Japandachgarten

und symbolischen Motiven macht den Pfad zu einem ab­ strakten und doch natürlichen Gesamtkunstwerk. Bildungszentrum unter grünen Dächern Das Haus Sennfeld präsentiert sich als Komplex aus mit­ einander verbundenen Gebäudeteilen, der sich in seiner Kleinräumigkeit wie ein Dorf harmonisch in die Landschaft fügt. Die begrünten Dachflächen waren von Anfang an fester Bestandteil der Planung und unterstreichen diesen Eindruck. Extensiv- und Intensivbegrünungen ergeben eine abwechslungsreiche Dachlandschaft. Ein besonders beliebter Aufenthaltsort ist die Dachterrasse der Cafeteria. Bild 4.  Johann-Pachelbel-Realschule in Nürnberg: Sonnenstrom vom grünen Schul­ dach (Fotos: Paul Bauder GmbH & Co. KG)

Fazit: Grenzenloser Ideenreichtum Ungenutzte Dachflächen sind zumindest in dicht bebauten innerstädtischen Bereichen nicht mehr zeitgemäß. Dachbegrünungssysteme auch in Kombination mit Photovol­ taikanlagen eröffnen zahlreiche Möglichkeiten einer sinnvollen Nutzung der Flachdachflächen. Bei rechtzeitiger Planung sind dem Ideenreichtum kaum Grenzen gesetzt. Und die Kosten werden in vielen Fällen durch den zusätzlichen Nutzen ausgeglichen.

Weitere Informationen:

Bild 3.  Haus Sennfeld: Bildungszentrum unter grünen Dächern

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Paul Bauder GmbH & Co. KG Korntaler Landstraße 63, 70499 Stuttgart Tel. (0711) 88 07-0, Fax (0711) 88 07-300 info@bauder.de, www.bauder.de

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Abdichtungstechnik

Flachdachdämmplatte: Hagelwiderstand deutlich besser als gefordert Wind und Wetter haben großen Einfluss auf die Lebensdauer ­eines Flachdachs. Und: Starkwettereignisse mit Hagel kommen immer häufiger fast überall in Europa vor. Deshalb hat die DEUTSCHE ROCKWOOL ihre meist verkaufte Flachdachdämmplatte, die Durock 040, einer Prüfung unterzogen, durch die ermittelt werden sollte, wie ein mit ROCKWOOL gedämmtes Flachdach auf einen besonders heftigen Hagelschlag reagiert. Nicht nur die Hagelereignisse nehmen zu – auch die Hagelkörner werden immer größer und verursachen große Schäden. Hagelschlag gilt deshalb in der Versicherungsbranche bereits als die am meisten unterschätzte Elementarschadensgefahr. Ein Hagelkorn mit einem Durchmesser von 4 cm, also in der Größe eines Tischtennisballs, ist längst keine Seltenheit mehr. Flachdächer sollten also mindestens die Hagelwiderstandsklasse HW 4 erfüllen. Mit dem unkaschierten Dämmstoff Durock 040 von ROCKWOOL wird sogar die höchste durch Prüfungen belegbare Hagelwiderstandsklasse HW 5 erreicht, wie die Untersuchungen des Instituts für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung ibs in Linz ergaben.

Kräftiger Beschuss mit Eiskugeln Geprüft wurde ein Dachaufbau mit der Durock 040 in einer Dicke von 100 mm und einer FPO-Kunststoffbahn Sarnafil (TS77-15) in der Dicke 1,5 mm. Dabei wurde im Prüflabor ein Hagelschlag durch den Beschuss einer 1,1 m2 großen Dachfläche mittels Eiskugeln im Durchmesser von

Bild 2.  Mit der Flachdachdämmplatte Durock 040 von ROCKWOOL wird die höchste durch Prüfungen belegbare Hagelwiderstandsklasse HW 5 erreicht. Im Test wider­ stand der Aufbau sogar einem Beschuss mit 6 cm dicken Eiskugeln. (Foto/Grafik: DEUTSCHE ROCKWOOL GmbH & Co. KG)

5 und zusätzlich von 6 cm simuliert. Durch Druckluft wurden diese im Einzelschussverfahren auf die in den Prüfbestimmungen festgelegten Geschwindigkeiten beschleunigt. Die Testfläche war zuvor so mit Dämmplatten belegt worden, dass auch T-Stöße und entsprechende Lagerfugen zwischen den Dämmplatten einem Beschuss ausgesetzt waren.

Wasserdicht und schadensfrei Wie sich nach dem Beschuss mit Eiskugeln beider Größen zeigte, blieb der Dachaufbau schadensfrei und wasserdicht. Im Prüfbericht wurde entsprechend die höchste Hagel­ widerstandsklasse HW 5 attestiert. Selbst nach Beschuss mit den 6 cm dicken Eiskugeln waren nur leichte Dellen mit einer maximalen Tiefe von 1 cm zu sehen. Alle Dellen formten sich nach einer Erwärmung, wie sie auf dem Flachdach durch Sonneneinstrahlung entsteht, fast vollständig zurück. Die Kunststoff-Dachabdichtung wies keine Überstreckung oder durchgehende Risse an den Aufprallstellen auf. Weitere Flachdachdämmstoffe von ROCKWOOL sollen in Kürze dem Hageltest des ibs ausgesetzt werden. „Unsere Kunden sollen Klarheit darüber haben, ob oder wann sie sich möglicher Weise Sorgen um ihr Flachdach machen müssen, wenn es hagelt“, erklärt dazu der verantwortliche Produktmanager Andreas Gebing. „Mit Blick auf die jüngst abgeschlossenen Prüfungen rechnen wir aber damit, dass sämtliche mit ROCKWOOL Produkten getätigten Flachdachdämmungen auch schwerem Hagelschlag zuverlässig widerstehen.“ Weitere Informationen:

Bild 1.  Vom Institut für Brandschutztechnik und Sicherheitsforschung ibs attestiert: Ein mit Durock 040 gedämmter und einer 1,5 mm dicken FPO-Dachabdichtung abge­ dichteter Dachaufbau bleibt trotz schwerem Hagelschlag schadensfrei und wasser­ dicht

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DEUTSCHE ROCKWOOL GmbH & Co. KG Rockwool Straße 37–41, 45966 Gladbeck Tel. (02043) 408-0, Fax (02043) 408-570 info@rockwool.de, www.rockwool.de/hagelsicherheit

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Abdichtungstechnik

Effiziente Flachdachsanierung mit EPDM-Planen Jährlich werden in Deutschland ca. 90 Millionen m2 Flachdachfläche mit einer neuen Abdichtung belegt, wovon der Anteil der Sanierungsfälle ca. 60 Millionen m2 beträgt. Im Rahmen der Sanierung ist zunächst eine Entscheidung über den Verbleib des vorhandenen Schichtenaufbaus oder dessen Erneuerung zu treffen. Die Bewertung des Ist-Zustandes umfasst dabei vordergründig Aspekte des Wärme- und Feuchteschutzes, des Brandschutzes, der Windsog- und Standsicherheit und der Entwässerung. Fällt die Bewertung des Ist-Zustandes positiv aus, kann der Altdachaufbau in aller Regel verbleiben. Die Dachfläche ist dann lediglich mit einer geeigneten Neuabdichtung zu versehen. Gegebenenfalls muss aus energetischen Gründen noch eine zusätzliche Dämmschicht oberhalb der Altabdichtung angeordnet werden. Abhängig von der Gesamtkonstellation kann die Neuabdichtung lose mit Auflast, verklebt oder mechanisch befestigt werden.

Dachabdichtungen aus großflächigen EPDM-Planen Dachabdichtungen werden vorrangig aus bahnenförmigen Stoffen ausgebildet, sowohl im Neubau als auch im Sanierungsbereich. Möglich sind auch Abdichtungen aus flüssig zu verarbeitenden Werkstoffen. Eine spezielle und vorteilhafte Alternative stellt die Verlegung von Werkstoffen auf Basis des Synthesekautschuks EPDM dar. Die spezifischen stofflichen Vorzüge dieses Werkstofftyps sind hinlänglich bekannt. Sie besitzen ein dauerelastisches Verhalten in einem sehr breiten Temperaturbereich und sind gleichzeitig äußerst alterungs- bzw. witterungsbeständig. Hohe Nutzungsdauern von mehreren Jahrzehnten sind bei fachgerechtem Einbau also sichergestellt. Eine großflächige Planenverlegung, wie sie nur bei diesem Materialtyp möglich ist, bietet darüber hinaus in vielen Fällen zusätzlich verlege­ technische Vorteile. Die Planen werden beim Hersteller aus Bahnenmaterial durch Heißvulkanisation unter definierten Temperatur- und Druckbedingungen vorgefertigt. Je nach Dachgröße und dem entsprechenden Aufmaß werden eine Gesamtplane oder mehrere Teilplanen gefertigt und nach der Verlegung abschließend auf der Baustelle miteinander wasserdicht verbunden. Die Anzahl der auf der Baustelle herzustellenden Nahtverbindungen wird gegenüber einer

Bild 1.  Die vormontierten Befestigungselemente bestehen aus einer Edelstahlschraube, einer Kunststofftülle mit patentierter, integrierter Schmelzsicherung und einem für die Induktionsver­ schweißung speziell beschichteten Halteteller

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Bild 2.  Die patentierte Schmelzsicherung am unteren Ende der Kunststofftülle wird beim Eindrehen der Schraube plastisch ver­ formt und bildet so eine Unterlagsscheibe

Abdichtung mit Bahnenware um bis zu 90 % gesenkt. Da die EPDM-Planen an fast allen An- und Abschlussbereichen, vornehmlich im Dachrandbereich und an aufgehenden Wänden, ohne Unterbrechung aus der Regelfläche hochgeführt und dort standfest verklebt werden, verringert sich der Anteil von verschweiß- oder verklebbaren Fügenähten zusätzlich. Im Idealfall, z. B. bei kleinflächigen Dächern mit rechteckigem Grundriss, sind sogar gar keine Nahtfügungen mehr erforderlich. Insgesamt entsteht eine maßgeschneiderte Lösung, angepasst an die jeweilige Dachgeometrie. Die notwendige Verlegezeit sinkt im Vergleich zur herkömmlichen Bahnenverlegung entscheidend. Die Verlegung kommt insgesamt ohne Bitumenkocher oder Einsatz einer offenen Flamme aus.

Mechanische Befestigung auf PVC-Altabdichtungen Nachfolgend soll eine besondere Verlegevariante derartiger großflächiger, vorkonfektionierter EPDM-Planen mit der Bezeichnung Hertalan Easy Cover näher beschrieben wer-

Bild 3.  Für die Befestigung in Betonuntergründen kommt eine zusätzliche Kunststofftülle zum Einsatz

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Abdichtungstechnik

Hierdurch wird die asymmetrische Krafteinwirkung auf Teller und Naht verhindert und damit das unerwünschte Flattern der Abdichtung vermieden. Diese Anwendung beschränkt sich nicht nur auf den Neubau, sondern kann auch im Sanierungsbereich bei Belassung des vorhandenen Schichtenaufbaus zum Einsatz kommen. Hierbei ist hervorzuheben, dass Altabdichtungen und Dämmstoffe mit jeglicher stofflicher Beschaffenheit im direkten Kontakt mit Hertalan Easy Cover belegt werden können. Das schließt die unmittelbare Sanierung von Altabdichtungen aus weichmacherhaltigem PVC-P ein. Eine weitere Besonderheit bei der Sanierung stellen die Anforderungen des allgemeinen technischen Regelwerkes an die Beschaffenheit geeigneter Schrauben dar. Es dürfen nur korrosionsbeständige Schrauben verwendet werden, um deren Funktionssicherheit dauerhaft zu gewährleisten. Bei Belassung der vorhandenen Dachschichten ist immer von eingeschlossener Restfeuchte auszugehen. Nach DIN 18531 müssen derartige Schrauben sogar im Bereich Neubau eingesetzt werden, wenn die Anforderungen an die Anwendungsklasse K2 für höherwertige Abdichtungen erfüllt werden sollen. Das Carlisle Befestigungssystem sieht hierfür Schrauben aus Edelstahl vor. Bei direkter Befestigung auf harten Untergründen ohne zusätzliche Wärmedämmung, wie Beton, Porenbeton oder Holz, besteht das Befestigungssystem aus der passenden Schraube und dem speziellen, für das Induktionsverfahren zugelassenen Halteteller. Enthält der Schichtenaufbau eine Wärmedämmung, wird zusätzlich eine Tülle aus Kunststoff integriert. Dadurch wird die Schraubenlänge reduziert und es wird auch die Durchtrittsicherheit gewähr-

Bild 4.  Die Verarbeitung der Schraubensysteme erfolgt mit Handsetzgeräten (oben) oder einem Setzautomaten (unten), der mit bis zu 75 Befestigern gefüllt werden kann (Fotos 1–4: Harald Zahn GmbH)

den. Der Hersteller Carlisle CM Europe fertigt diese Planen seit ca. 50 Jahren. Das homogene Material enthält keine Einlagen, Kaschierungen oder innenliegende Verstärkungen. Hertalan Easy Cover kann lose verlegt oder teil- bzw. vollflächig auf zahlreichen Untergründen mit speziellen Klebstoffen verklebt werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, derartige Planen im Induktionsverfahren auch mechanisch in der Tragschicht zu befestigen, ohne dass die Dachhaut durchdrungen wird. Hierbei werden zunächst die speziellen Einzelbefestiger gemäß Windsogberechnung über die gesamte Dachfläche verteilt in die Tragschale geschraubt und nach dem Auslegen der Plane mit deren Unterseite mit einem speziellen Schweißgerät windsogsicher verbunden. Diese spezielle Art der Feldbefestigung ist bei Untergründen aus Stahltrapezprofilen, wie sie vorrangig auf großflächigen Industriedächern vorkommen, nicht an den Obergurtabstand der Profile gebunden. Das Verfahren kann aber auch auf allen anderen infrage kommenden Tragschichten mit oder ohne Wärmedämmschichten angewendet werden. Im Gegensatz zur traditionellen Saumbefestigung wird die Windlast gleichmäßig auf die Plane verteilt.

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Bild 5.  In Kombination mit dem RhinoBond® System wird die HERTALAN® Plane per Induktionsverschweißung mit den Halte­ tellern verbunden – windsogsicher und ohne Durchdringung der Dachhaut (Foto 5: CARLISLE® Construction Materials GmbH)

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Abdichtungstechnik

leistet, sodass die Dachbahn nicht zerstört werden kann. Je nach Dämmschichtdicke besitzen die Tüllen Längen von 30 bis 150 mm. Eine patentrechtlich geschützte Besonderheit bildet eine Schmelzsicherung am unteren Ende der Kunststofftülle. Beim Eindrehen der Schraube wird die Schmelzsicherung plastisch verformt und bildet dadurch eine Unterlagsscheibe. Die auftretende Reibungswärme wird somit absorbiert. Bestimmte Untergründe garantieren keine ausreichende Festigkeit. Hier sind durch Auszugsversuche die Bemessungslasten der Befestiger zu bestimmen. Im Einzelnen handelt es sich um folgende Fälle:

Die Verarbeitung der Schraubensysteme erfolgt mit Setzautomaten sowie Handsetzgeräten. Ein weiterer, unschätzbarer Vorteil des Induktionsverfahrens besteht in der späteren, schadensfreien Trennung der EPDM-Plane von den Haltetellern. So kann z. B. bei einer nachträglich geplanten Flachdachaufstockung die Plane für eine erneute Induktionsverschweißung wiederverwendet werden. Es sind lediglich neue, speziell beschichtete Halteteller einzusetzen. Dipl.-Ing. Roland Fritsch

–– Trapezblech: bei Blechdicken unter 0,75 mm –– Porenbeton: bei Altdächern oder wenn Feuchteschäden bekannt sind –– Bims- und Bimshohlkammerdielen: immer –– Beton-Hohlkammerdielen: abhängig von der Betondeckung über den Hohlkammern –– Holz und Holzwerkstoffe: generell bei Holzdicken unter 21 mm oder wenn Durchfeuchtungen bekannt sind –– sonstige Problemuntergründe (z. B. Aluminiumdächer, Sandwichelemente oder KalZip): immer

Weitere Informationen:

CARLISLE® Construction Materials GmbH Schellerdamm 16, 21079 Hamburg Tel. (040) 78 89 33-0 info@ccm-europe.com, www.ccm.europe.com

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Flachdachsanierung

DHL Logistikzentrum, Hannover: Sanierung am laufenden Band Betriebsunterbrechungen undenkbar: In den Hallenschiffen des DHL-Logistikzentrums Hannover laufen die Sortieranlagen und Förderbänder 24 Stunden täglich, also rund um die Uhr. Undichtigkeiten der U-förmigen Flachdachfläche erforderten schnelles Handeln. Die Sanierungsgullys der SitaSani® DSS-Serie lieferten eine praktikable Lösung. Die Zeit lief. An vielen Stellen der weitläufigen Dächer der Verlade- und Packhallen war bereits die Wärmedämmung beeinträchtigt. Feuchtigkeit wurde von innen sichtbar und an manchen Stellen tropfte es schon. Die Herausforderung war, die Sanierung von insgesamt 22.000 m2 Flachdachfläche während des laufenden Betriebes zu bewältigen, also ausschließlich von oben, vom Dach aus.

Ursachenforschung und Patentlösung

Bild 2. In Schieflage: losgelöster Altgully als Quelle von Undichtigkeiten im Hallen­ inneren

Eine Überprüfung der bestehenden Entwässerung ergab: Die Anschlüsse an das druckbeaufschlagte Rohrsystem waren noch in Ordnung. Ursache der Undichtigkeiten waren alte Dachgullys, die teilweise in Schieflage geraten waren. Da es sich hier um ein Druckströmungssystem handelt, galt es eine Lösung zu finden, die die Ablaufleistung der DSS-Bestandsanlage nicht minderte. Die Problemlösung kam in Form einer Topfsanierung mit Sanierungsgullys der SitaSani® DSS-Serie. Der Vorteil war, dass die Bestandsgullys im Dach verbleiben konnten und direkt in den alten Topf hinein saniert wurde – eine kostengünstige Sanierungsvariante, die den Bauherrn, die DHL Delivery Hannover GmbH, und den Generalbauunternehmer überzeugte. Entscheidend für den Zuschlag war zudem, dass die Abmessungen der Sanierungsgullys der DSS-Serie perfekt zum Durchmesser der Altgullys passten.

erfuhr nun ein Upgrade mit den SitaSani® 160 DSS Sanierungsgullys, die speziell für die Sanierung bestehender DSS-Anlagen entwickelt wurden. Insgesamt 90 dieser Sanierungsgullys wurden auf dem weitläufigen Flachdach eingesetzt. Da die Rohranschlüsse noch funktionstüchtig waren, kam in Hannover das System zur Topfsanierung zum Einsatz. Mit einer Stutzenlänge von 200 mm ragen die Sita Sanierungsgullys tief genug in den Bestandsaufbau, um kritische Anschlussstellen sicher zu überbrücken. Multikompatibel für fast jedes Dachgully-Fabrikat, passten sie mit einem Stutzendurchmesser von 160 mm lückenlos in den alten Gullytopf.

Miteinander von alt und neu Dort, wo die 120 mm hohe Mineralfaserdämmung durchfeuchtet war, wurde sie ausgetauscht. Auch die Töpfe der schadhaften Altgullys wurden ausgebaut. Gully für Gully

Dichtung erfolgsentscheidend Eins der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste Element in der Leistungskette, sind die Dichtungen. Um eine dichte Gesamtkonstruktion zu garantieren, ist die Überprüfung der Bestandsdichtungen von größter Wichtigkeit. Bei herausnehmbaren Dichtungen empfiehlt sich generell, die alten Dichtungen durch neue zu ersetzen. Einerlei ob vorhandene oder mitgelieferte Dichtung – die Funktionstüchtigkeit muss bauseits anhand der vorgefundenen Situation eigenverantwortlich auf Dichtigkeit überprüft werden. Auch in Hannover wurden die vorhandenen Dichtringe durch neue ersetzt. Sita Sanierungsgullys sind standardmäßig mit einem Dichtring ausgestattet, der die Dichtigkeit der Anschlüsse sichert. Die mehrlippige Konstruktion der Sita Dichtungen gewährleistet eine Rückstausicherung bis zu einer Wassersäule von 2 m. Dadurch ist die Dichtigkeit des Gesamtsystems garantiert, sollte es doch mal zu einem Rückstau im Leitungssystem kommen.

Volle Ablaufleistung

Bild 1. 22.000 m 2 frisch saniert: das Flachdach über dem U­förmig angelegten DHL­ Logistikzentrum

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Wird der Gully-Querschnitt verkleinert, vermindert sich normalerweise auch die Ablaufleistung. Die hohe Leistungsfähigkeit des Sanierungsgullys mit dem SitaAirstop macht den minimalen Querschnittverlust aber wieder wett.

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Flachdachsanierung

Bild 3. „Alte Schätzchen“ haben ausgedient: Die alten Gullys werden kreisförmig aus der Dachhaut ausgeschnitten und ausgebaut

Der Airstop verhindert die durch die „Coriolis-Kraft“ (Wirbelbildung) verursachte Lufteinführung und unterstützt die Vollfüllung der Rohre. Mit dem Wirbel würde Luft in der Mitte des Ablaufs eingesogen werden, sodass dadurch die Ablaufleistung verringert wird. So leistet dieses kleine Funktionsteil einen wesentlichen Beitrag, den Unterdruck und die hohe Fließgeschwindigkeit sicherzustellen, die DSS-Anlagen so effizient machen. Die Corioliskraft ist eine Schein- oder Trägheitskraft, die auch dafür verantwortlich ist, wie herum sich Tief- und Hochdruckgebiete auf der jeweiligen Erdhalbkugel drehen. Damit hat sie bei-

spielsweise auch einen maßgeblichen Einfluss auf unser Wetter.

Anschluss nach Wunsch Während die Wärmedämmung nur in den durchnässten Bereichen erneuert wurde, erhielt das gesamte Dach eine Neueindeckung mit der PVC-Dachbahn Sika Plan 15 G. Um absolute Materialkompatibilität sicherzustellen, wurden die Sanierungsgullys mit einer angeschäumten Wunschanschlussmanschette aus Sika Plan 15 G ausgestattet.

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Flachdachsanierung

Bild 4.  Über Kreuz mit Tellerbefestigern fixiert: Der Sanierungsgully SitaSani® DSS mit der Wunschanschlussmanschette aus Sika Plan 15 G

Bild 6.  Der neue Druckströmungsgully, gut 30 cm von der Attika entfernt, ist einsatzbereit (Fotos: Sita Bauelemente GmbH)

Bild 5.  Der SitaAirstop mit dem Kiesfang, der Laub- und Fremd­ körpereintrag verhindert, schützt DSS-Anlagen vor dem Eintrag von Luft

Nachdem der Gullykragen kreuzweise mit Tellerbefestigern im Untergrund fixiert war, folgte die Verlegung der Dachbahn, die mit der Wunschanschlussmanschette homogen verklebt wurde. Getoppt mit dem SitaAirstop und geschützt mit einem Kiesfang, sorgen jetzt 90 SitaSani® DSS Sanierungsgullys dafür, dass in den weitläufigen Logistikhallen alles ohne störenden Wassereinbruch laufen kann.

Fazit: Just in time Lösung gefunden Arbeitsunterbrechungen sind in einem Logistikzentrum undenkbar. Deshalb wurde die Sanierung des undichten

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Flachdaches immer wieder verschoben – so lange, bis es wirklich nicht mehr tragbar war. Durch die Topf-in-TopfSanierung ergab sich die Möglichkeit, in die alten Gullys hinein zu sanieren, ohne den Betriebsablauf zu tangieren. Das sparte Zeit, Kosten und Schmutzanfall in den Logistikhallen. Während die Dachdecker auf dem Dach tätig waren, liefen die Transportbänder in den Hallen ungestört weiter.

Bautafel DHL Logistikzentrum, 30559 Hannover ■■  Bauherr: DHL Delivery Hannover GmbH ■■  Dachdecker: Hetland GmbH, 326602 Vlotho ■■  Materialien: SitaSani® 160 DSS ■■  Hersteller: Sita Bauelemente GmbH, 33378 Rheda-Wiedenbrück

Weitere Informationen: Sita Bauelemente GmbH Ferdinand-Braun-Straße 1, 33378 Rheda-Wiedenbrück Tel. (02522) 83 40-0, Fax (02522) 83 40-100 info@sita-bauelemente.de, www.sita-bauelemente.de

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Flachdachsanierung

Balkonsanierung in Bonn am Rhein In einer nahe am Rhein gelegenen Wohnanlage in Bonn nahm sich das Architekturbüro Nordhorn Architekten der Planung einer Balkonsanierung an. Ein besonderer Fokus lag dabei auf der Zusammenarbeit zwischen dem Planungsbüro und dem Verarbeiter. Eine besondere Schwierigkeit bei der Planung stellte dabei der Erhalt der Geländer dar, denn es galt zu vermeiden, diese nachträglich zu erhöhen. Für den unteren Teil der Stützen ist eine maximale Einbauhöhe von 12 cm zugelassen, um z. B. das Durchrutschen von kleinen Kindern zu verhindern. Zudem ist auf Balkonen eine Brüstungshöhe vorgeschrieben, diese galt es einzuhalten. Eine Sanierung mit Flüssigkunststoffen machte dies möglich. Die Fa. Markus Wegner Dachdeckermeister verarbeitete auf den trockenen Untergrund die Produkte von Widopan. Es kam das WIDOCRYL-SV-Balkonsystem zum Einsatz. Dieses zeichnet sich durch die schnell reagierenden PMMA Harze aus. Auf den Untergrund wurde zunächst die WIDOCRYL-Betongrundierung PM aufgetragen und mit Quarzsand, Körnung 0,3–0,8 mm, eingestreut. Dadurch entstand eine gute Haftvermittlung für die Abdichtung. Im nächsten Schritt folgte eine Abdichtung gemäß ETA, hergestellt aus dem Flüssigkunststoff WIDOCRYLDetail. Als Armierung diente das WIDOPAN-Polyestergittervlies 165 g/m2. WIDOCRYL-Detail zeichnet sich durch seine flexiblen Eigenschaften aus und ist somit bestens für die unterschiedlichsten Formen der Anwendung geeignet. Auf die Abdichtung kam der Verlaufmörtel WIDOCRYLSV. Dieser sorgte für eine glatte Oberfläche, indem er Vliesüberdeckungen und leichte Unebenheiten ausglich. Auf die glatte Oberfläche wurde im ersten Schritt WIDOCRYL-Topsiegel SV in Grau vollflächig aufgetragen. Für die Fliesenoptik mussten auf die trockene Schicht Konturenbänder aufgebracht werden. Die Fläche wurde erneut mit dem gewünschten WIDOCRYL-Topsiegel SV Anthrazit überarbeitet und mit Granitgranulat grau, Körnung 0,2– 0,6 mm, abgestreut. Anschließend folgte eine Schutzschicht für das Granitgranulat aus WIDOCRYL-Versiegelung PM. Als besonderer Blickfang stellte sich hier die Gestaltung der Sockel und Aufkantungen heraus, denn diese bestehen aus dem WIDOPAN-Steinteppich. Dieser setzt sich aus einem Marmorkies 2,0–4,0 mm und einem Bindemittel auf PU-Basis zusammen. Die Komponenten wurden verAnzeige.181x63._20.03.02.qxp_Layout 1 02.03.20 15:19 Seite 1

Flachdachsanierung gehen oft einher mit der Sanierung der Balkone – bei dieser Bal­ konsanierung kamen WIDOPAN­Produkte zum Einsatz (Foto: Widopan Produkte GmbH)

mengt und an Edelstahlschienen angearbeitet. Durch das Zusammenspiel des Steinteppichs an den Kanten und der Granit-Granulat Gestaltung in der Fläche ergab sich eine moderne Ästhetik auf dem Balkon. Bautafel Balkonsanierung in Bonn ■■ ■Bauherr: MEAG MUNICH ERGO Asset Management, Düsseldor ■■ ■Architekt: Nordhorn Architekten, Köln ■■ ■Ausführende Firma: Markus Wegner Dachdeckermeister, Bergisch Gladbach ■■ ■Hersteller: Widopan Produkte GmbH Verwendete Produkte: WIDOCRYL-Betongrundierung PM ■■ ■WIDOCRYL-Detail ■■ ■WIDOPAN-Polyestergittervlies 165 g/m2 ■■ ■WIDOCRYL-SV Verlaufmörtel ■■ ■WIDOCRYL-Topsiegel SV + Granit-Granulat 0,2–0,6 mm ■■ ■WIDOCRYL-Versiegelung PM ■■ ■WIDOPAN Marmorkies/Steinteppich 2,0–4,0 mm ■■ ■

Weitere Informationen: Widopan Produkte GmbH Ostereichen 3, 21714 Hammah Tel. (04144) 698 21-0, Fax (04144) 698 21-20 kontakt@widopan.de, www.widopan.de

Balkonsanierung: Abdichtung auf feuchten Untergründen

Seit über 30 Jahren erfolgreich bei Neubau und Sanierung

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Dachbegrünung

Amager Ressource Center Kopenhagen/Dänemark: Skiberg statt Müllberg In Kopenhagen ist eine kühne Vision für die Gestaltung einer Müllverbrennungsanlage höchst beeindruckende Wirklichkeit geworden. Seit der Eröffnung Anfang Oktober 2019 bietet das imposante Amager Ressource Center auf ca 16.000 m2 Dachfläche jede Menge Skispaß mit vier Liftanlagen, unterschiedlichen Trails für Wanderer sowie Treppenwege für Spaziergänger, die den Amager Bakke oder Copenhill, wie der 87 m hohe „neue Hausberg“ von Amager genannt wird, zu Fuß erklimmen. Die ZinCo-Bautenschutz- und Dränageelemente Elastodrain sowie Protectodrain bieten die sichere Basis für diese einzigartige Dachnutzung sowie für alles, was auf dem Dach wächst – vom kleinsten Grashalm bis zu den größten Bäumen. Kopenhagen, Dänemarks Hauptstadt und bedeutende Metropole Nordeuropas, gilt als einer der Städte mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Das Stadtgebiet von Kopen­ hagen verteilt sich über mehrere Inseln – so auch auf den nördlichen Teil der rund 96 km2 großen Insel Amager im sogenannten Öresund, der Meerenge zwischen Dänemark und Schweden. Dort stehen städtebaulich insbesondere Renaturierung, neue Erholungsräume und Wohnbebauung im Vordergrund. Nun war es für die notwendig gewordene neue Müllverbrennungsanlage Kopenhagens wichtig, einen zentrumsnahen Standort zu finden, um ca. 100.000 Haushalte mit Elektrizität und Wärme zu versorgen. Wer aber möchte eine solche Anlage in seiner Nachbarschaft haben? Kopenhagen gelingt es mit Copenhill sogar, ein grünes ex­ travagantes Wahrzeichen zu erschaffen.

Umfeld bereits viele Sportmöglichkeiten wie Wasserski, Segeln, Go-Kart und Freeclimbing bietet. Angesichts der geplanten Gebäudehöhe von fast 90 m war schnell die Idee einer Skipiste geboren, die sich auf dem 60 m breiten und 200 m langen Gebäude erstreckt. 450 m Piste von steil bis flach sind jetzt ganzjährig nutzbar, für Anfänger und Profis auf Ski oder Board. Sogenannte Dry Slopes, wie die Pisten aus Kunststoffmaterial heißen, gibt es mancherorts, auf dem Dach aber sind sie weltweit einzigartig.

Eine phantastische Vision

Ein Gemeinschaftswerk

Die visionären Architekten der Bjarke Ingels Group stellten sich das Amager Ressource Center in Gedanken als nutzbare Freizeiteinrichtung vor – ihre Leitidee ist Nachhaltigkeit, die allen Spaß macht. Mutig drehen sie damit das Tabu einer Müllverbrennungsanlage ins Positive um. Die Anlage ist kein unliebsames isoliertes Objekt, sondern steht im direkten sozialen Kontext. Auserwählter Standort ist der industriell geprägte alte Nordhafen von Amager, der im

Planung und Umsetzung dieser phantastischen Vision der Architekten vollzogen sich innerhalb der letzten neun Jahre Schritt für Schritt. Dank enger Zusammenarbeit der Projektbeteiligten von Anbeginn gelang es, die anspruchsvollen Herausforderungen einer in dieser Form noch nie dagewesenen multifunktionalen Anlage zu meistern. In Bezug auf die Dachgestaltung waren es vor allem die Landschaftsarchitekten von SLA, der Garten- und Landschaftsbaubetrieb Malmos A/S sowie der Dachbegrünungsspezialist ZinCo, für dessen Ingenieure ein Projekt dieser Extraklasse genauso neu war. Und ihr Credo „Alles ist möglich auf Dächern“ verwirklichte sich.

Bild 2.  Kopenhagener können jetzt ganzjährig vor ihrer Haustür Ski fahren – ohne weite Anreise und vor allem ökologischer als beim energieintensiven Indoor-Skifahren

Sicher vor Wind und Wetter

Bild 1.  Das riesige Dach der hochmodernen Müllverbrennungsanlage Amager Res­ source Center in Kopenhagen bietet wertvolle Freizeit- und Erholungsfläche – bis zu 22 Geschosse reicht das Gebäude in eine Höhe von fast 90 m und gewährt einen grandiosen Ausblick auf Kopenhagen und Richtung Meer.

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Wichtige Grundfrage bei einem bis zu 30° geneigten Dach ist das Thema Stabilität bzw. Erosionschutz, denn starke Regenfälle und zudem Meereswind in dieser Gebäudehöhe sind ein wesentlicher Faktor. Die 16.000 m2 große und bituminös abgedichtete Betondachfläche beinhaltet daher miteingedichtete schräge Schwellen, die Hangwasser zu den seitlichen Dachgullys ableiten. Des Weiteren sind im Verlauf zahlreiche Widerlager über Schraubanker obenauf betoniert worden, speziell im Bereich der späteren Gehölzpflanzungen. Auf dieser Grundlage kamen die rutschhemmenden ZinCo-Dränagematten Elastodrain und Protectodrain zum Einsatz, und zwar abhängig vom gewünschten Nutzungsbereich.

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Dachbegrünung

Bild 4. Das Skifahren auf Kunststoffmatten fühlt sich tatsächlich ein bisschen wie harter Schnee an (Fotos 1, 2 und 4: Ehrhorn Hummerston)

Bild 3. Gras wächst durch die Kunststoffmatten der Skipiste hindurch

Auf Gebirgswegen Auf einer Fläche von ca. 3.000 m2 sind beidseitig der Piste Treppenaufgänge mit unterschiedlichen Schrittlängen gestaltet sowie ein vielfach geschwungenes Wegenetz für Wanderer. Genau hier wurde die extrem hoch belastbare Dränage- und Bautenschutzmatte Elastodrain EL 200 aus vollvulkanisiertem Kautschuk verlegt. Darüber folgten Systemfilter PV sowie verzinkte Armierungsgitter auf entsprechenden Abstandhaltern, die auf diese Weise mittig einbetoniert werden konnten. Beton verblieb sogar als Sichtbelag und zwar in sehr hügeliger Ausprägung, um den Wanderern einen Gebirgspfad zu simulieren.

Grüne Bergwelt Ganze 3.000 m2 wurden auf dem „Berg“ als robuste Naturlandschaft bepflanzt. Dazu dienen die hoch belastbaren ZinCo-Dränageplatten Protectodrain PD 250 aus ABSKunststoff, die aufgrund ihrer unterseitig aufkaschierten Gummischutzmatte ebenfalls rutschhemmend sind. Auf das Systemfilter folgten sodann 5.000 t ZinCo-Systemerde auf der Basis von recycelten Tonziegeln, teilweise aufgeblasen und teilweise über Förderbänder auf das Dach verteilt oder auch per Kran im Big Bag angeflogen. Die Substrathöhe variiert von ca. 20 bis über 100 cm im Bereich der Gehölze mit größeren Wurzelballen. Ausgewählt wurden für Dänemark typische Pflanzenarten – robust genug, um in dem besonderen Mikroklima auf dem Dach zu gedeihen. In sehr steilen und damit erosionsgefährdeten Bereichen setzte man gezielt Vegetationsmatten ein, die eigens dafür über ein Jahr lang vorkultiviert wurden. Das ist gerade unterhalb der Baumpflanzungen der Fall, welche einer besonderen Verankerung bedurften. Über die betonierten Widerlager legte man aufgekantete Gitter und schuf somit stabile Befestigungsmöglichkeiten für das Festzurren der Wurzelballen. Die wind- und erosionssichere Anpflanzung der insgesamt 300 Bäume stellte tatsächlich eine ganz besondere Herausforderung dar, wenn man bedenkt, dass der größte

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Baum 2,5 t wog. Natürlich erforderten diese Ausführungsarbeiten auch eine ruhige Wetterlage. Eine Tropfschlauchbewässerung sorgt dafür, dass die grüne Bergwelt auch dauerhaft gedeiht. So kann und soll diese artenreiche Begrünung mit Gräsern, Kräutern, Stauden, Sträuchern und Bäumen auch als „grüne Wiege“ dienen für die Aussamung in die Umgebung von Copenhill.

Präparierung der Skipiste Einmal präpariert, hält die Kunststoffpiste genau, was sie verspricht. Es muss lediglich das hindurch wachsende Gras re-

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Notentwässerung

Hauptentwässerung

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Dachbegrünung

Bild 5.  Kopenhagen bekommt mit dem futuristischen Amager Ressource Center tat­ sächlich ein grünes Wahrzeichen (Foto 5: BIG)

Bild 8.  Neben den hügeligen Gebirgswegen wurden die Dränageelemente Protecto­ drain PD 250 um die betonierten Widerlager herum verlegt

miteinander verbunden sind. Ebenfalls integriert in dieses Schichtpaket sind ca. 70.000 Metallplatten, an denen der eigentliche Pistenbelag aus 30 cm × 30 cm großen Kunststoffmatten des italienischen Herstellers Neveplast verschraubt ist. Die fünf verschiedenen Mattenfärbungen von hell- bis dunkelgrün und ebenso die unterschiedlichen Gefälle lassen die Piste als natürlichen Hang erscheinen, auf der ja auch echtes Gras durchwächst. Vollkommen echt sind auch Tellerlift und die drei Förderbänder als Aufstiegshilfe. Alternativ bringt ein Aufzug alle Freizeitbegeisterten und Besucher direkt zum Aussichtsplateau samt Café in fast 90 m Höhe. Von dort überblickt man nicht nur Copenhill, sondern ganz Kopenhagen und den Öresund bis nach Malmö.

Weltweit wegweisend

gelmäßig gemäht werden, um die Abfahrtsläufer nicht zu bremsen. Dafür sind auf 8.000 m2 ebenfalls die Dränageelemente Protectodrain PD 250 samt Systemfilter verlegt. Die dann folgende Substratschicht liegt eingebettet in zwei Kunststoffnetze, die über eine halbe Million Kabelbinder fest

Die Müllverbrennungsanlage Amager Ressource Center ist ein Projekt, das Technologie, Ökologie und Sport auf futuristische Weise verbindet. Es sieht aus wie ein Berg. Innen die neueste und umweltfreundlichste Generation eines Kraftwerks, außen die aus Aluminium-Kassetten zusammengesetzte Fassade, welche sogar eine imposante Kletterwand bietet, und obenauf die abwechslungsreiche Naturlandschaft für sämtliche sportliche Aktivitäten. Die Besucher können auf Führungen auch Einblick erhalten in die hochmoderne Arbeitsweise der Anlage – ein Impuls, über das Thema Müll und das eigene Konsumver-

Bild 7.  In das Betonfundament können diverse Aufbauten ver­ ankert werden – wie diese originelle und fast endlose Holzbank

Bild 9.  Die Vegetationsmatten liegen in besonders steilen Bereichen

Bild 6.  Stabile Basis für die späteren Wege sind die hoch belastbaren Bautenschutzund Dränageelmente Elastodrain EL 200 – darauf werden Armierungsgitter einbetoniert

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ACO-2


Dachbegrünung

Bild 10.  Teilabschnitt um Teilabschnitt wird das Kunststoffnetz fixiert und im ­Anschluss werden die grünen Kunststoffmatten auf den Metallplatten verschraubt

Bild 11.  Das durchwachsende Gras lässt den fertigen Skihang naturnah erscheinen. (Fotos 3, 6–11: Malmos A/S/ZinCo)

halten nachzudenken. Die Anlage verarbeitet Abfall von rund 550.000 Bewohnern und 45.000 Unternehmen und versorgt die Stadt mit recycelten Materialien, mit Strom

und Fernwärme. Diese Energiegewinnung aus Abfall und damit unabhängig von fossilen Brennstoffen trägt dazu bei, die Klimaziele zu erreichen. Denn bis 2025 will Kopenhagen die erste klimaneutrale Stadt der Welt werden. Die ehrgeizige Idee, eine Müllverbrennungsanlage in die Stadt zu integrieren und ihr echten Mehrwert zu verleihen, ist hervorragend gelungen und erfüllt alle Beteiligten mit Stolz und Freude. „Alles ist möglich auf Dächern“ – gemäß diesem Credo ist in Kopenhagen ein grüner Stadtraum entstanden, der zukunftsweisendes Vorbild ist.

Bautafel Amager Ressource Center, 2300 Kopenhagen/Dänemark ■■  Architekt: BIG Bjarke Ingels Group, 2500 Kopenhagen/Dänemark ■■  Landschaftsarchitekt: SLA, 2300 Kopenhagen, Dänemark ■■  Ingenieurgesellschaft: MOE and Rambøll ■■  Projektbeteiligte: Copenhill A/S, Jesper Kongshaug, BIG Ideas, AKT, Topotek 1, Lüchinger+Mayer, Man Made Land, Realities: United ■■  Begrünungsaufbau: ZinCo-Gründach Sonderlösung mit ­Elastodrain EL 200 und Protectdrain PD 250 ■■  Ausführung Dachbegrünung: Malmos A/S, 4000 Roskilde/­ Dänemark ■■  Systemlieferant: ZinCo Danmark A/S, 4000 Roskilde/Dänemark ■■  Systemhersteller: ZinCo GmbH, 72622 Nürtingen Dank an: A.P. Møller Fonden, Lokale og Anlægsfonden, Nordea Fonden, Fonden R98, Københavns Kommune, Frederiksberg Kommune, Tårnby Kommune, Dragør Kommune og Hvidovre Kommune

Weitere Informationen: ZinCo GmbH Lise-Meitner-Straße 2, 72622 Nürtingen Tel. (07022) 60 03-0, Fax (07022) 60 03-100 info@zinco-greenroof.com, www.zinco.de, www.zinco-greenroof.com ZinCo Denmark A/S Gl. Marbjergvej 11, 4000 Roskilde/Dänemark Tel. +45 86 28 04 66 salg@zinco.dk, www.zinco.dk

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Flachdachentwässerung

Freispiegelentwässerung flacher Dächer: mit Schwerkraft entwässern Entwässerung im Gefälle

Bild 1.  Freispiegelentwässerung – die klassische Entwässerungsart flacher Dächer und immer noch die am häufigsten eingesetzte Technik

Die Freispiegelentwässerung gilt als Klassiker. Im Gefälle verlegt ist sie das herkömmliche und seit Jahrzehnten bewährte System zur innenliegenden Entwässerung von Flachdächern. Aber worauf ist besonders zu achten? Und wie vermeidet man Fehlerquellen, die zu Reklamationen führen? Auf dem überwiegenden Teil der deutschen Flachdächer schafft eine Freispiegelentwässerung den Regen vom Dach. Geregelt wird sie durch die DIN EN 12056, Teil 3 und die DIN 1986 Teil 100. Eine Freispiegelanlage entwässert über viele Gullys und ein im Gefälle verlegtes Rohrleitungssystem. Die erforderliche Notentwässerung führt auch hier auf schadlos überflutbare Flächen.

Was besagt der Begriff Freispiegel? Unter einer Freispiegelleitung versteht man eine Rohrleitung, die nur teilweise mit Wasser gefüllt ist. Im Vergleich zu einer Druckströmungsentwässerung, die mit einer Vollfüllung der Rohre und Unterdruck arbeitet, gibt es einen freien Wasserspiegel. Das Wasser in einer Freispiegelleitung wird durch die Schwerkraft befördert, benötigt also ein Rohrsohlengefälle.

Ein Kennzeichen der innenliegenden Hauptentwässerung ist, dass die angeschlossenen Rohrleitungen im Gefälle verlegt sind. Die Anlage arbeitet nach dem Schwerkraftprinzip mit einer Teilfüllung der Rohre, d. h. das Rohrleitungssystem weist stets einen Wasserspiegel, also eine Teilfüllung mit Wasser auf. Ein maximaler Füllungsgrad der Sammel- und Grundleitungen von h/d = 0,7 und bei den Fallleitungen f = 0,33 darf nicht überschritten werden. Zum Wassertransport dient ein Gefälle in der Rohrleitung. Neben der Ablaufleistung der einzelnen i. d. R. trichterförmigen Dachgullys wird die Ablaufleistung dieser Anlage maßgeblich durch das sogenannte „Rohrsohlengefälle“ bestimmt. Somit ist ein Gefälle bei diesem schwerkraftbetriebenen System unverzichtbar. Da eine Freispiegelentwässerung mit einer Teilfüllung der Rohre arbeitet, benötigt sie im Vergleich zu einer Druckströmungsentwässerung größere Rohrnennweiten und Raumhöhen für das Gefälle der Rohrleitungen. Wie viele Gullys erforderlich sind, wird durch die Dachgröße und die Niederschlagsdaten (Berechnungs- und Jahrhundertregen) je nach Gebäudestandort bestimmt. Alle Fallleitungen des Systems werden an die Grundleitung angeschlossen, die die Regenspende der Hauptentwässerung in die Kanalisation leitet. Inspektionsschächte an den Grundleitungen ebenen den Weg für Inspektions- und Wartungsarbeiten. Die Freispiegelentwässerung stellt auch bei größeren und höheren Gebäuden ein sicheres und zuverlässiges System dar. Die Sicherheit kann durch entsprechende Sicherungsschellen an den Rohrmuffen noch deutlich erhöht werden. Denn sollte es z. B. aufgrund eines Versagens der Grundleitung zu einem Rückstau bis auf das Dach kommen, kann durch die Sicherungsschelle ein Auseinandergleiten der Rohre aus den Muffen verhindert werden. Es entsteht mit einem minimalen finanziellen und zeitlichen Aufwand eine große Reserve im Gesamtsystem.

Notentwässerung im Notfall Auch bei der Freispiegelentwässerung ist eine Notentwässerung unverzichtbar bzw. Vorschrift. Sie greift u. a. dann,

Bild 2.  Das Prinzip der Freispiegelentwässerung: Die Gullys der Hauptentwässerung führen in die Grundleitung, während die Notentwässerung frei auf schadlos überflutbare Flächen entwässert

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wenn die Hauptentwässerung, die in das öffentliche Netz führt, überlastet ist. Rückstau aus der Fallleitung oder Wasseranstau auf dem Dach kann die Folge sein – mit der Zunahme der Extrem- und Starkregenereignisse ist dies heute keine Seltenheit mehr. Kommt ein Jahrhundertregen, entlastet die Notentwässerung Statik und Flachdach. Bereits seit Dezember 2016 gilt die neue DIN 1986 Teil 100 mit zusätzlichen nationalen Bestimmungen zur DIN EN 12056 und DIN EN 752. Die Regenentwässerungsanlage wird als Ganzes gesehen – vom Dachgully über die Rohrleitung bis hin zur Übergabe an den öffentlichen Kanal. Neben der standortbezogenen Berechnung des Bemessungs- und Jahrhundertregens ist ein frei auf das Grundstück entwässerndes Notablaufsystem vorgeschrieben. Dieses Notablaufsystem muss so geplant werden, dass es mindestens die Differenz zwischen der Bemessungs- und der Jahrhundertregenspende sicher entwässert. Ob das überschüssige Regenwasser über die Fassade oder über zusätzliche Leitungssysteme abgeführt wird, entscheidet sich anhand der konstruktiven Merkmale des einzelnen Gebäudes. Zusammengefasst: Keinesfalls darf die Notentwässerung an die Leitungen der Hauptentwässerung angeschlossen werden, die im Falle eines Starkregens u. U. schon überlastet sind. Nur so können ein unkontrollierter Rückstau und eine übermä-

ßige statische Belastung verhindert werden.

Normen in der Regel Eine wichtige Norm für die Auslegungen von Frei­spiegelanlagen ist die DIN EN 12056, die Schwer­kraft­ entwässerungsanlagen innerhalb von Gebäuden regelt. Sie enthält den für Flachdächer entscheidenden Teil 3 (Dachentwässerung, Planung und Bemessung) und die nationale Ergänzungsnorm DIN 1986-100. Letztere enthält u. a. Informationen zur Bemessung sowie Berechnung von Dachgullys und Notentwässerungseinrichtungen. Die maßgeblichen Regelwerke für die Abdichtungen von Flachdächern sind die DIN 18531, Teil 1–5, und die aktuelle Flachdachrichtlinie. Beide geben darüber hinaus Anforderungen an die Ausführung von Anund Abschlüssen, Türanschlüssen und Entwässerungsbauteilen vor.

Welche Normen und Regelwerke sind zu beachten? –– DIN EN 12056-3 Entwässerungssysteme innerhalb von Gebäuden –– DIN 1986-100 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke –– DIN 18531, Teil 1–5, Abdichtung von Dächern sowie Balkonen, Loggien und Laubengängen –– Fachregeln für Abdichtungen – Flachdachrichtlinie

LAMILUX EXTREM – WETTER – FEST Stürmische Zeiten nahen? Unsere Produkte sind auf ihre Funktionalität bei Extremwetterereignissen geprüft. Erfahren Sie hier mehr über Einsatzbereiche und Sanierungsmöglichkeiten.

Bild 3.  Die Hauptentwässerung: Jeder Gully, hier mit Aufstockelementen, wird an ein eigenes Fallrohr angeschlossen

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Flachdachentwässerung

Bild 4.  Die Notentwässerung führt frei auf schadlos überflutbare Flächen – keinesfalls darf sie an die Rohre der Hauptentwässerung angeschlossen werden

Der Berechnungsregen r5,5 ist ein 5-minütiges Regenereignis, das einmal in 5 Jahren zu erwarten ist. Der Jahrhundertregen r5,100 ist ein 5-minütiges Starkregenereig­ nis, das statistisch gesehen alle 100 Jahre zu erwarten ist.

Sorgenfreiheit in der Planung Die Faustformel: 300 Liter Regenspende pro Sekunde ist schon lange nicht mehr haltbar. Heute ist u. a. der Berechnungs- und Jahrhundertregen am Standort zu beachten. Auch Gebäudeeigenheiten, Abflussbeiwerte etc. fließen in die Auslegung der Entwässerungsanlage ein. Immer mehr Planer und Ausführende greifen daher auf den kostenlosen Berechnungsservice der Sita Bauelemente GmbH zurück, der nicht nur Arbeitserleichterung bringt, sondern auch planerische Rückendeckung gibt. Gut geplant und ausgeführt hat eine Freispiegelanlage alle Eigenschaften eines Sorgenfreisystems. Einige Aspekte, die Selbstverständlichkeiten auf jeder Baustelle darstellen sollten, sind zu beachten. Am Beginn steht die Wahl

des richtig dimensionierten Gullys, der präzise auf die örtlichen Regenspenden abgestimmt sein muss. Bei der Auswahl von Flachdachgullys ist darauf zu achten, dass die Bauteile den Anforderungen der DIN EN 1253-2 entsprechen – erkennbar am Ü-Zeichen. Bei der Montage muss der Gully im Tiefpunkt des Daches platziert werden. Dabei ist sicherzustellen, dass Gullykörper und Aufstockelement fest mit dem Baukörper verbunden werden. Rohrleitungen werden idealerweise mit Sicherungsschellen verbunden. Der Fließweg zwischen zwei Gullys oder zwei Notgullys sollte in einem linearen Tiefpunkt ohne nennenswerte Höhenunterschiede nicht mehr als 20 m betragen. Alle Gullys müssen zu Wartungszwecken frei zugänglich sein. Denn die Wartung ist ein Aspekt, der in der Praxis oft viel zu kurz kommt. Nach DIN 1986-3 sind Wartungen alle sechs Monate vorgeschrieben. Auch Brancheninsider empfehlen zwei Inspektionen pro Jahr, wobei exponierte Lagen mit vermehrten Laubansammlungen ggf. auch öfter zu kontrollieren sind. Bei dieser Gelegenheit können alle Schraubverbindungen geprüft und fehlende Teile, wie z. B. vom Sturm verwehte Kiesfänge nachgerüstet werden. War-

Bild 5.  Vorher und nachher: Vor der Wartung war der Gully unsichtbar unter dem Laub begraben (Grafiken/Fotos: Sita Bauelemente)

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Flachdachentwässerung

tung ist eine ideale Gelegenheit, kleine Mängel zu entdecken, ehe sie sich zu größeren Wasserschäden ausweiten. Hier empfiehlt es sich, sowohl für Immobilieneigentümer als auch für Fachbetriebe, einen entsprechenden Wartungsvertrag abzuschließen.

Was kennzeichnet eine Freispiegelentwässerung? –– Rohrleistungssystem teilgefüllt –– Rohrleitungssystem im Gefälle verlegt –– hohe Ablaufleistung der Gullys durch trichterförmigen Ablaufkörper –– Anordnung eines Notentwässerungssystems –– ausgedehntes Grundleitungsnetz –– ausgebildete Tiefpunktentwässerung

Fazit: Alles im Fluss Eine Freispiegelanlage hat viele Vorteile und treue Anhänger. Bei Sita ist sie seit über 40 Jahren das meist verbaute System, auf das noch heute ein Großteil der Anwender vertraut. Das Planungsprinzip ist überschaubar und einfach, da die Anlage nicht unter Druck arbeitet, was Auslegung, Betrieb und Wartung erleichtert. Alles fließt – reibungslos – im Gefälle. Weitere Informationen: Sita Bauelemente GmbH Ferdinand-Braun-Straße 1, 33378 Rheda-Wiedenbrück Tel. (02522) 83 40-0, Fax (02522) 83 40-100 info@sita-bauelemente.de, www.sita-bauelemente.de

Nutzung von Dächern als Regenauffangflächen Der Klimawandel ist ein globales Problem und bringt vor allem für die Städte zwei wesentliche Effekte mit sich: Die Durchschnittstemperatur steigt und die Intensität der fallenden Niederschläge nimmt deutlich zu. Mit zunehmenden Niederschlagsstärken steigt auch die Belastung der Entwässerungssysteme und somit deren Überlaufhäufigkeit, denn die bestehenden Systeme sind für geringere Regenwasserintensitäten dimensioniert und müssten, um anfallendes Regenwasser ohne Rückstau ableiten und so Schäden vermeiden zu können, deutlich größere Kapazitäten aufweisen. Doch das können sie nicht und der Ausbau der Infrastruktur für ein rückstaufreies Ableiten dieser Wassermengen ist oft aus Kostengründen und mangels Platzbedarfs nicht umsetzbar.

dass kaum Fläche für die Ausbildung solcher Regenwasserrückhalteanlagen vorhanden ist. Besonders im Tiefbau wären entsprechende Maßnahmen nur mit erheblichem Aufwand möglich, denn die unterirdischen Räume in Stadtgebieten sind belegt mit Leitungen und Kanälen oder durch Tiefgaragen unter den Gebäuden. Oberirdisch befinden sich in städtischen Arealen fast ausschließlich Gebäude und öffentliche Flächen, wie z. B. Straßen. Da besonders Letztere nur bedingt als Regenwasserrückhalteraum dienen können, bleiben schließlich nur die Gebäudeflächen als möglicher Nutzungsraum.

Gründächer als Wasserspeicher Um ein sicheres Ableiten bzw. Speichern des Regenwassers gewährleisten zu können, müssen Regenwasserrückhalteräume geschaffen werden. Betrachtet man die baulichen Ebenen in urbanen Räumen, stellt man jedoch schnell fest,

Einfach verfügbar sind hierbei vor allem die Dachflächen: Sie stellen einen nennenswerten Flächenanteil im Stadt­ bereich dar und sind zudem oft durch ihre bauliche Be-

Bild 1.  Dachflächen sind einfach verfügbar und stellen einen nennenswerten Flächenanteil im Stadtbereich dar – durch ihre bauliche Beschaffenheit sind sie zur Nutzung als Wasserspeicher prädestiniert

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Flachdachentwässerung

Bild 2. Bei Retentionsdach­Systemen wird auf dem Dach ein Wasserspeicher (Stau­ raum) geschaffen, über dem zusätzlich entweder eine Dachbegrünung oder eine Ver­ kehrsfläche eingebaut wird

So kann beispielsweise auf 0°-Dächern im Tiefgaragenbereich ohne größere Aufwendungen ein 100-jähriges Regenereignis (d. h. ein Regenereignis, das von der Intensität her statistisch nur alle 100 Jahre vorkommt) inklusive möglicher umliegender Dachflächen zurückgehalten werden. In die Praxis übertragen bedeutet das, Wasser-Retentionsboxen (WRB) wie z. B. die von Optigrün auf den Dachflächen einzusetzen. Die WRB speichern das Regenwasser und befördern es über Kapillarsäulen nach oben. Ein kapillarwirksames Vlies, das darüber liegt, verteilt das Wasser auf der gesamten WRB-Oberfläche. So hält es auch die darauf ausgebrachte Substratschicht feucht, die den Pflanzen als Wurzelbereich dient. Auf diesem Weg steht den Pflanzen das ursprünglich in den WRB gesammelte Regenwasser wieder zur Verfügung. Bemerkenswert ist, je mehr Regenwasser den Pflanzen zur Verfügung steht, desto höher ist ihr Stoffwechsel, der wiederum mehr CO2 bindet und das Pflanzenwachstum üppiger ausfallen lässt.

Positiver Nebeneffekt

Bild 3. Die Wasserretentionsbox WRB von Optigrün kann bis zu 140 l Niederschlags­ wasser/m2 anstauen. Die WRB enthält ein integriertes Kapillarsystem, welches das gespeicherte Wasser in den Begrünungsaufbau zieht und für eine permanente, er­ höhte Bodenfeuchte sorgt. Je höher die Bodenfeuchte, umso höher ist auch die Ver­ dunstungsleistung der Pflanzen. (Fotos/Grafik: Optigrün international AG)

schaffenheit zur Nutzung als Retentionsfläche prädestiniert. Durch den dezentralen Rückhalt von Regenwasser über Retentionsdächer, also Gründächer mit einer speziellen Systematik zur Regenwasserbewirtschaftung, wird die Belastung der städtischen Infrastruktur und damit die Häufigkeit von Überflutungsereignissen deutlich reduziert.

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Die Art und Weise, wie das Transpirieren von Pflanzen mit deren Stoffwechsel verknüpft ist, bringt einen weiteren positiven Effekt mit sich: die Kühlung der Städte durch die Verdunstung des gespeicherten Regenwassers. Für den Verdunstungsvorgang wird eine hohe Energiemenge benötigt: ca. 2.650 Joule pro Gramm Wasser bei 20 °C. (Das entspricht in etwa der Bewegungsenergie einer Gewehrkugel). Diese Energie wird der Umgebung während des Verdunstungsprozesses entzogen, wodurch sie sich abkühlt. Dieser Vorgang ist einzigartig, denn es gibt nach aktuellem Forschungsstand tatsächlich keine andere Möglichkeit der aktiven Energieabfuhr und damit der Temperaturverminderung in unserem Lebensraum. Maßnahmen dieser Art, angewendet auf ganze Baugebiete, würden die Resilienz des gesamten urbanen Bereiches gegenüber Starkregenereignissen deutlich erhöhen.

Weitere Informationen: Optigrün international AG Am Birkenstock 15–19, 72505 Krauchenwies-Göggingen Tel. (07576) 772-0, Fax (07576) 772-299 info@optigruen.de, www.optigruen.de

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Flachdachentwässerung

Systeme für die zeitgemäße Flachdachentwässerung: bauliche Anforderungen und gesetzliche Vorschriften Den unbestreitbaren Vorteilen von Flachdächern steht ein statisches Problem gegenüber: Die Wassermengen, die sich bei Regen auf den Dächern von Einkaufszentren, Fertigungshallen oder Parkdecks sammeln, summieren sich schnell zu großen Volumina und damit zu immensem Gewicht. Doch nicht nur Niederschläge, sondern auch unterschiedlich intensive Nutzung und andere klimatische Einflüsse belasten das Dach. Das Thema Sicherheit und damit die Frage der Dachentwässerung haben daher höchste Priorität bei der normgerechten Planung und Auslegung von Anlagen zur Dachentwässerung. Bei der Planung und Ausführung von Dachentwässerungssystemen gelten die hohen Sicherheitsanforderungen der Normen DIN EN 12056-3 und DIN 1986-100. Dabei be­ inhaltet die DIN EN 12056-3 die Entwässerung innerhalb von Gebäuden, die DIN 1986-100 regelt darüber hinaus die Entwässerung auf Grundstücken.

Dachentwässerung: Normen und Bemessungsgrundlagen Um sowohl hohe Wirtschaftlichkeit und gute Selbstreinigungsfähigkeit zu gewährleisten, wird zur Berechnung von Regenentwässerungsanlagen ein mittleres Regenereignis rD,T zugrunde gelegt, wobei D die Regendauer in Minuten angibt und T die Jährlichkeit des Berechnungsregens. Gemäß DIN 1986-100 muss ein Regenentwässerungssystem für Dachflächen mindestens das am Gebäudestandort über eine Dauer von fünf Minuten zu erwartende FünfjahresRegenereignis – die sogenannte örtliche Berechnungsregenspende r5,5 – entwässern können. Zusammen mit dem Notentwässerungssystem muss sogar das Jahrhundert-Regenereignis über die Dauer von fünf Minuten abgeleitet werden können. Die Berechnungsregenspende r5,100 wird auf der Basis statistischer Erhebungen ermittelt. Die entsprechenden Werte finden sich in der KOSTRA-DWD 2010R (Stand 2017), d. h. der aktuellen Ausgabe des KOSTRA-Atlas. KOSTRA steht für Koordinierte Starkniederschlags-Regionalisierungs-Auswertung.

Arten der Flachdachentwässerung Fachleute im Bereich der Dachentwässerung unterscheiden grundsätzlich zwischen zwei Regenentwässerungssystemen: Freispiegelentwässerung und Unterdruckentwässerung. Die Freispiegelentwässerung funktioniert nach dem Prinzip der Schwerkraftentwässerung und eignet sich vor allem zur wirkungsvollen Entwässerung kleinerer Flächen wie Parkdecks, Gründächer und Terrassen. Unterdruck­ entwässerung, d. h. hydraulische Druckströmungssysteme, eignen sich besonders für die großen Dächer von Einkaufszentren, Industrie- und Produktionshallen. Freispiegelentwässerung Grundsätzlich kann jede Dachfläche mittels Freispiegelentwässerung entwässert werden. Das Regenwasser wird dabei auf Grundlage des Schwerkraftprinzips über die Flachdachabläufe und die nachfolgende Rohrleitung ent-

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Bild 1.  Flachdachhaus: Bei der Planung und Ausführung der Flachdachentwässerung gelten die Normen DIN EN 12056-3 und DIN 1986-100

wässert. Allerdings kommt die Freispiegelentwässerung vorwiegend bei kleineren Dachflächen zum Einsatz. Bei der Planung von Freispiegelentwässerungen sind folgende Punkte besonders zu berücksichtigen: Eine große Anzahl an Dachabläufen und Grundleitungsanschlüssen ist notwendig. Die benötigte Anzahl von Flachdachabläufen sowie deren Nennweite sind von der Berechnung des Regenwasserabflusses (Q) in l/s abhängig. Folgende Werte sind dazu nötig: –– (A) = Größe der wirksamen Dachfläche in m2 –– (CS) = Abflussbeiwert auf Grundlage der Art der angeschlossenen Dachfläche –– (rD,T) = örtliche Berechnungsregenspende in l/(s*ha) Für die Berechnung des Regenwasserabflusses bei einer Regendauer von 5 Minuten und einer Jährlichkeit von 5 Jahren ergibt sich die Formel Q = (r5,5 × Cs × A) : 10000

(1)

Für die Berechnung der Anzahl der Abläufe muss das Abflussvermögen des gewählten Dachablaufs (QDA) in l/s bekannt sein. Hierfür gilt, wobei die Anzahl der Dachabläufe ist immer auf volle Stückzahl aufzurunden ist, die Formel nDA = Q : QDA

(2)

Gemäß DIN EN 12056-3 darf der Füllungsgrad von Einzel-, Sammel- und Grundleitungen innerhalb von Gebäuden (h/d) maximal 0,7 betragen. Nur bis zu diesem Wert ist eine ausreichende Be- und Entlüftung der Rohrleitungen und somit ein sicheres Ableiten des Regenwassers gewährleistet. Die Rohre müssen gemäß der DIN 1986-100 mit einem Mindestgefälle von 0,5 cm/m verlegt werden, was einen bestimmten Platzbedarf mit sich bringt. Die Be-

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Flachdachentwässerung

–– wenn liegende Rohrleitungen über lange Strecken verzogen werden müssen und kein Gefälle möglich ist.

Bild 2.  Freispiegelentwässerung eignet sich vorwiegend für kleine Dachflächen (< 150 m2 pro Ablauf), z. B. Parkdecks, Gründächer und Terrassen

Bild 3.  Unterdruckentwässerung eignet sich vor allem für große Dachflächen, z. B. bei Einkaufszentren und Industriehallen

rechnungen der Leitungsdurchmesser von Einzel- und Sammelleitungen sind gemäß den gültigen Normen durchzuführen. Gemäß DIN 1986-100 muss der Mindestdurchmesser von Regenwasser-Grundleitungen DN 100 betragen. Bei der Auslegung von Grundleitungen außerhalb des Gebäudes ist eine Mindestgeschwindigkeit (v) von 0,7 m/s und eine Maximalgeschwindigkeit (v) von 2,5 m/s bei einem Mindestgefälle von 1 : DN zu berücksichtigen. Auch hier beträgt der zulässige Füllungsgrad (h/d) maximal 0,7.

Um den nötigen Unterdruck zu erreichen, muss Lufteintrag in das Rohrsystem verhindert werden. Zu diesem Zweck verfügen Dachabläufe zur Unterdruckentwässerung über Luftschleusen, durch die lediglich Wasser, aber keine Luft von oben in die Rohrleitung eindringen kann. Durch die geringen Rohrdurchmesser kommt es bei Regenwasseranfall schnell zu einer Vollfüllung der Rohrleitung. Ist der Füllungsgrad von h/d = 1,0 (Vollfüllung) erreicht, bildet sich eine geschlossene Wassersäule, die sich durch den geodätischen Druck in der Regenwasserleitung bewegt und Regenwasser über die Dachabläufe absaugt. Um eine durchgängig geschlossene Strömung zu erreichen, müssen die Querschnitte aller Flachdachabläufe und Rohrstränge exakt aufeinander abgestimmt sein. Durch den hydraulischen Abgleich wird die notwendige Querschnittsreduktion der Einzelanschlussleitung ermittelt, wodurch eine entsprechende Volumenstromreduktion erreicht wird. Das ist z. B. der Fall, wenn der Dachablauf sehr nahe an der Fallleitung liegt. Ziel des hydraulischen Abgleichens ist es, die Ablaufleistung der Dachabläufe so aufeinander abzustimmen, dass sie möglichst in allen Teilstrecken, die an eine Fallleitung angeschlossen sind, die gleiche Leistung erbringen. Die Funktion der Druckentwässerung ist nur oberhalb der Rückstauebene gegeben. Darunter liegende Regenwasserleitungen sind als Freispiegelleitungen zu bemessen. Für die Entwässerung von befahr- und begehbaren Flächen (beispielsweise Parkdecks oder Terrassen mit Publikumsverkehr) ist ein Freispiegelsystem vorteilhafter, da die Unterdruckentwässerung mit einer geringen Anstauhöhe des Wassers auf der zu entwässernden Fläche arbeitet. Für die sichere Funktion des Gesamtsystems ist immer eine Druckströmungsberechnung erforderlich. Die Berechnungsgrundlage ist dabei der Volumenstrom, der auf der Basis des Bemessungsregens über das Rohrleitungssystem abgeleitet werden muss. Die entsprechende hydraulische Berechnung wird mit Hilfe von Computerprogrammen erstellt. Die normgerechte Auslegung eines Unterdrucksystems – einschließlich einer isometrischen Darstellung der Rohrnetze, der hydraulischen Berechnungsnachweise, der

Tabelle 1.  Abflussbeiwerte C zur Ermittlung des Regenwasserabflusses

Unterdruckentwässerung Dachentwässerungen mit Druckströmung werden bevorzugt eingesetzt, –– wenn große Dachflächen entwässert werden müssen, dabei darf eine Abflussleistung von 1,0 l/s nicht unterschritten werden –– wenn die einzelnen Abläufe, die an eine Fallleitung angeschlossen sind, hydraulisch aufeinander abzustimmen sind –– wenn ein Höhenunterschied von mindestens vier Metern zwischen Dach und Grundleitung vorhanden ist; –– sofern eine Anlaufhöhe (Abstand zwischen Einlaufebene bis Mitte der Verzugsleitung) von mindestens 0,3–0,4 m vorhanden ist und

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Flachdachentwässerung Tabelle 2.  ACO Spin: moderne und normgerechte Dachabläufe zur Freispiegel­ entwässerung

Tabelle 3.  ACO JET: moderne und normgerechte Dachabläufe zur Unterdruck­ entwässerung (Foto/Grafiken/Tabellen: ACO Haustechnik)

Materialaufstellungen und der Leistungsverzeichnisse – bietet ACO Haustechnik als Service an.

serung großer Fabrikhallendächer in Leichtbauweise. Als Rohrsystem haben sich Abflussrohre und Formstücke aus verzinktem Stahl und Edelstahl bewährt. Modulare Baukastensysteme – wie z. B. Beispiel Passavant Spin und Passavant Jet des Systemherstellers ACO Haustechnik – bietet für die Flachdachabläufe ein lückenloses Sortiment an Aufsatzrahmen, Rosten, Kiesfängen, Flanschen, Aufsatz-, Anstau-, Abdicht- und Isolierringen, Ablaufkörpern, Ausgleichselementen sowie GMX-Rohre und Verbundrohre. Diese Systeme können damit nahezu jede architektonische bzw. bautechnische Anforderung erfüllen und garantieren auch bei sehr hohen Niederschlagsmengen die sichere Entwässerung der Dachfläche.

Dauerhafte Produktlösungen Wirkungsvolle Entwässerungslösungen verlangen robuste, stabile Bauteile sowie eine durchdachte und ausgereifte Technologie, um das Wasser schnell, sicher und effizient abzuleiten. In der Regel kommen speziell konstruierte Flachdachabläufe für die Dachentwässerung zum Einsatz. Sie nehmen das anfallende Regenwasser auf und führen es über innen liegende Rohrleitungen ab. Flachdachabläufe aus Gusseisen und Edelstahl mit Pressdichtungsflansch haben sich dabei als besonders geeignet erwiesen. Guss­ eisen besteht aus einer Eisen-Kohlenstoff-Legierung, wobei der Kohlenstoff lammellenartig in der metallischen Grundmasse eingelagert ist. Durch dieses sogenannte Grafitgitter erhält Gusseisen seine hervorragende Korrosionsbeständigkeit und ist dadurch für die Nutzung in der Entwässerung von Regenwasser prädestiniert. Der am häufigsten verwendete Edelstahl für Dachabläufe und Rohrleitungen ist der Werkstoff 1.4301. Edelstahl ist gegen Wasser und Umwelteinflüsse sehr beständig und vielseitig einsetzbar. Ein typisches Anwendungsgebiet ist z. B. die Dachentwäs-

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Dipl.-Ing. (FH) Thomas Johner, Produktmanager Dach bei ACO Haustechnik

Weitere Informationen: ACO Passavant GmbH Im Gewerbepark 11c, 36466 Dermbach Tel. (036965) 819-0, Fax (036965) 819-361 haustechnik@aco.com, www.aco-haustechnik.de fb.com/aco.haustechnik

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Flachdachentwässerung

Funktionalität trifft Ästhetik – Flachdachentwässerung mit optischem Anspruch Flachdächer liegen wieder im Trend, obgleich ihre fachgerechte Entwässerung mitunter eine Herausforderung darstellt. Eine Lösung, die einerseits funktional ist, andererseits die gehobenen Designansprüche dieser Architektur erfüllt, sind die Dachrinnen der Lindab Rainline. Geschosswohnbau wird zunehmend gefördert, vor allem bei Mehrfamilienhäusern wird modernes Wohnen häufig mit einem Flachdach umgesetzt. Schließlich gewinnt man so in der obersten Etage an Wohnraum. Gleichzeitig lässt sich die Dachfläche nutzen, um z. B. eine Gemeinschaftsterrasse zu realisieren. Damit ein Flachdach dauerhaft funktionstüchtig bleibt, ist die Entwässerung sicherzustellen. Eine Option ist hier eine innengeführte Entwässerung, welche aufgrund der notwendigen Rohrleitungen einen großen Platzbedarf hat. Außerdem muss ihre Zugänglichkeit für Wartungen gewährleistet sein. Diese Problematik entfällt dagegen bei der Verwendung von Dachrinnen und Fallrohren, wie sie auch im Steildach zur Entwässerung eingesetzt werden.

Design-Optionen für jeden Geschmack Mit der Lindab Rainline bietet der skandinavische Hersteller Lindab ein System, das dank seiner großen Farbaus-

Bild 1.  Die Fallrohre und Dachrinnen der Lindab Rainline sind in 13 Farbtönen erhält­ lich – eine Beschichtung sorgt dafür, dass der Stahl dauerhaft korrosionsbeständig ist

wahl vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten erlaubt. „Unsere Produkte leiten nicht nur zuverlässig das Regenwasser ab, sie sehen dabei sehr ansprechend aus. Ton in Ton mit der Fassade, tritt die Entwässerungslösung dezent in den Hintergrund“, so Ralf Rexin, Verlaufsleiter Baukomponenten bei Lindab in Deutschland. „Alternativ lassen sich mit den farbigen Rinnen und Rohren auch gekonnt Akzente an der Fassade setzen.“ Erhältlich sind 13 modische Nuancen, die

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Professionelle Beratung, Montage und Wartung

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Flachdachentwässerung

sowohl Klassiker wie Weiß und Schwarz als auch Trendtöne wie Anthrazitgrau (ähnlich RAL 7016) umfassen.

Auch die inneren Werte zählen

Bild 2.  Das patentierte Klick-System macht die Montage der Lindab Rainline einfach und Spezialwerkzeug überflüssig

Neben dem Designanspruch muss das Entwässerungssystem auch funktionalen Ansprüchen gerecht werden: Die Dachrinnen und Fallrohre der Lindab Rainline werden aus feuerverzinktem, kalt gewalztem Stahl hergestellt. Dank des 0,6 mm dicken Stahlkerns ist die temperaturbedingte Ausdehnung geringer als bei anderen Materialien wie Kupfer, Aluminium oder Zink. Dadurch sind die Rinnen auch beständiger gegenüber Bitumensäuren, Gerbsäuren sowie Säuren aus Kunststoff, die am Flachdach häufig im Abdichtungsmaterial enthalten sind. Zudem wird der Stahl mit einer Oberflächen­ beschichtung versehen. Sie wird in einem 3-schichtigen beidseitigen Aufbau mit einer Passivierungsschicht, einem Primer und einer HBP Topcoat Beschichtung aufgetragen. Damit ist die Lindab Rainline mit der Flachdachrichtlinie konform. „Die Beschichtung sorgt letztlich nicht nur dafür, dass Rost keine Chance hat, sondern verleiht der Farbe mehr Strahlkraft und Langlebigkeit“, ergänzt Ralf Rexin.

Montiert im Handumdrehen Ein weiterer Vorteil des Systems von Lindab gegenüber ­einer innengeführten Entwässerung ist die zeitsparende Montage. Die Dachrinnen und Fallrohre werden mittels eines patentierten Klick-Systems verbunden, ganz ohne Spezialwerkzeug oder Löten. Ergänzend dazu erleichtern die flexiblen und verstellbaren Konsolrinneneisen die In­ stallation. Sie eignen sich besonders gut bei Renovierungsprojekten, da sie, um bis zu 45 Grad verstellbar, direkt ans Traufbrett geschraubt werden können. Die robusten Rinnenhalter können mit einem großzügigen Abstand von 60 bis 80 cm montiert werden, was zusätzlich Material spart. „Mit unserem Klick-System kann die Montagezeit um bis zu 40 Prozent reduziert werden“, verspricht Ralf Rexin. Auf die Lindab Rainline gibt der Hersteller 20 Jahre Garantie. Weitere Informationen: Bild 3.  Die geradlinige Flachdacharchitektur in Anlehnung an das Bauhaus erlebt derzeit eine Renaissance – die Lindab Rainline fügt sich in diese Gestaltung nahtlos ein (Fotos: Lindab A/S)

Lindab A/S Langkær 20, 6100 Haderslev/Dänemark Tel. +45 73 23 23 10 info@lindab.com, www.lindab.com

Hochwertiges Komplettsystem aus einer Hand alwitra ist deutschlandweit der einzige Anbieter von kompletten Systemen, die neben der Abdichtung auch die Bereiche Dachrand, Belichtung und Entwässerung abdecken. Basis und Kernprodukte dieses Systemangebotes sind die Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahn EVALON® sowie die einzige homogen verschweißbare EPDM-Bahn EVALASTIC®. Das große Angebot an Zubehör und Formteilen macht das gesamte Abdichtungssystem auch für Details ­praxisgerecht. Zum weiteren Angebot der Flachdachspe­ zialisten gehört ein umfangreiches Sortiment kunststoffbeschichteter Dachrandabschlussprofile, -abdeckungen und Wandanschlussprofile aus Aluminium. Für die ausreichende Belichtung von Flachdächern gehören Lichtkup-

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peln schon seit Jahrzehnten zum bewährten alwitra-Programm. Ein umfangreiches Sortiment an Dach- und Not­ abläufen sowie Lüftern rundet das Komplettsystem von alwitra ab. Egal ob Neubau oder Sanierung, das in Art und Umfang einmalige alwitra-Programm steht für dauerhaft funktionsfähige Systemlösungen für alle Flachdachanwendungen. Weitere Informationen: alwitra GmbH Am Forst 1, 54296 Trier Tel. (0651) 91 02-0, Fax (0651) 91 02-500 alwitra@alwitra.de, https://alwitra.de

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Flachdachentwässerung

Flachdach-Entwässerung: Aus 14 mach 2 Wirtschaftlichkeit gelegt. In einer ausführlichen Beratung mit dem Loro-Außendienst ging es um die Optimierung der Flachdach-Entwässerung. Im Zuge der Umplanung kamen leistungsstärkere Loro-X Komplettsysteme aus verzinktem Stahl in den Blick. Unter dem Strich führte das nicht nur zu geringeren Kosten, auch der Innenraum des Gebäudes lässt sich so besser nutzen.

Die Projekt-Story: Umplanen, verbessern, realisieren

Bild 1.  Das Objekt in Berlin. Nach der Umplanung der Entwässerung mit Loro erfolgt die Flachdachentwässerung jetzt über nur zwei statt über 14 Abläufe

Ursprünglich 14 Abläufe sah der Plan für eine 1.780 m2 große Dachfläche vor. Durch die frühzeitige Rücksprache mit LORO konnte die Anzahl auf nur einen Haupt- und einen Notablauf reduziert werden. Die neue Lösung ist wesentlich wirtschaftlicher, da sich durch die Reduzierung der Anzahl auch der Aufwand für die Verlegung deutlich reduziert hat. Die Planung der Entwässerung von Flachdächern ist eng an die Gefälleplanung gebunden. Ideal ist es, wenn hier Planer, Verarbeiter und Systemhersteller frühzeitig zusammenarbeiten. Ein Beispiel aus Berlin zeigt, dass durch den Service des Techniker-Teams eines Herstellers wesentlich wirtschaftlichere Lösungen gefunden wurden als ursprünglich geplant. Dies gelang durch mehrere Ansätze: Einsatz hochwertiger, leistungsstarker Komplettsysteme bei geringerer Anzahl an Abläufen und optimiertes Dachgefälle, über das die Entwässerung auch mit der geringeren Zahl an Abläufen sichergestellt ist.

Eine Schule macht Schule: Kooperation mit Hersteller führt zur optimalen Lösung Bei einem Neubauprojekt in Berlin-Weißensee wurde von Anfang an Wert auf Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und

Bestandsaufnahme Der ursprüngliche Plan sah vor, das Dach in zwei Teilflächen zu gliedern mit jeweils einer eigenen Tiefpunktlinie für die Entwässerung. Entlang dieser Linien waren fünf Haupt- und neun Notabläufe vorgesehen, z. T. verbunden über eine horizontale Sammelleitung im Gebäudeinneren. Diese Variante hätte zu hohem Arbeitsaufwand geführt – inklusive Kernbohrungen durch das Dach, Abdichtungen und Rohrverläufen innerhalb der Schule. Neuplanung Gemeinsam mit dem verantwortlichen Planer wurde als Ziel gesetzt, die Zahl der Abläufe und Dachdurchführungen zu verringern, die Verlegung der Rohre zu vereinfachen und die Rohre – wenn möglich – nach außen zu verlegen. Die Herausforderung lag insbesondere darin, die beiden Teilflächen zu einer gemeinsamen Tiefpunktlinie für das gesamte Dach zusammenzubringen, um so die Anzahl der notwendigen Entwässerungspunkte zu minimieren. Bei diesen Planungen ist die Zusammenarbeit mit dem Hersteller der Gefälledämmung anzuraten. 1. Berechnung der notwendigen Abflussleistung Diese erfolgte für die gesamte Dachfläche. Die Berechnung für die 1.780 m2 Fläche (erfolgte online über loro.de) ergab unter Berücksichtigung der örtlichen Regenspende (hier: 371/668 l/s × ha), dass die Abflussleistung der Hauptentwässerung mindestens 66 l/sec, die Leistung der Notentwässerung mindestens 53 l/sec nach Norm betragen muss. 2. Eckdaten des Dachaufbaus Die Auswahl des passenden Systems führte daraufhin recht schnell zu einem verblüffenden Ergebnis: Für die ge-

Bild 2.  Durch den optimierten Gefälleverlauf und den Einsatz hochwertiger Entwässerungssysteme ist die sichere Haupt- und Notentwässerung der 1.780 m2 großen Dachfläche mit je einem Loro-Ablauf sichergestellt

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Flachdachentwässerung

3. Einfache Planung über Datenblätter Anhand des online verfügbaren LX-Datenblattes ließen sich Systemform und -leistung der Lösung direkt mit den baulichen Gegebenheiten abgleichen. Auf einen Blick sind die Merkmale des Dachentwässerungssystems in der praktischen Merkmalleiste im Datenblatt zu erkennen. Zusammen mit der gemessenen Abflusskurve und der CAD-genauen Systemzeichnung erhielt der Planer den optimalen Leistungsnachweis für seinen Auftraggeber und Versicherer und zugleich eine anschauliche Darstellung der Dachentwässerung für die Verarbeiter auf der Baustelle.

Verlegung

Bild 3.  Online-Tool zur Berechnung der notwendigen Flachdachabläufe

samte Fläche reicht jeweils eine Haupt- und eine Notentwässerung. Damit die Entwässerung mit einem Loro-XDrainjet-Schnellablaufsystem für die Hauptentwässerung und einem Schnellablaufsystem für die Notentwässerung funktioniert, war zunächst das Dachgefälle neu zu planen, damit das Regenwasser auf der Dachfläche auch sicher zu den Hochleistungs-Entwässerungssystemen fließt. Dabei hat die Loro-Lösung sogar noch eine Redundanz: Das vorgeschlagene Notentwässerungssystem LX961 bietet einen Abfluss bis 94,4 l/s bei 75 mm Wasserhöhe auf dem Dach. Damit ist auch eine erhöhte Sicherheit bei Starkregenereignissen berücksichtigt. Mit der neuen Gefälleplanung und einer einzigen Uförmigen Tiefpunktlinie wurden gleich mehrere Wünsche erfüllt: Der Arbeitsaufwand ging erheblich zurück – statt 14 waren nur noch zwei Abläufe einzubauen. Diese Abläufe liegen jetzt direkt über der Fallleitung, damit entfallen auch die horizontalen Sammelleitungen im Gebäude. Die ursprüngliche Position des Anschlusses der Fallleitung an die Regenwassersammelbehälter im Erdreich wurde dennoch beibehalten. Weil jetzt die witterungsbeständige, bruchfeste, rückstausichere und optisch ansprechende Fallleitung aus verzinktem Stahl zudem außen (am Vorbau) liegt, ist auch der Wunsch erfüllt, dass keine Leitung durch das Gebäude führt. Dadurch ist es in der Schule ruhiger. Weil keine Durchbrüche durch das Dach mehr vorhanden sind, ist zudem der Brandschutz einfacher.

Die Verlegung der beiden Dachentwässerungssysteme erfolgte komplett außen durch den freiliegenden, überdachten Gang. Entsprechend einfach verlief die Montage der Fallleitungen – witterungsbeständige, bruchfeste Loro-X Stahlabflussrohre. Damit die Loro-X-Drainjet-Dachabläufe mit dem praktischen Klemmflansch als Los- und Festflanschkonstruktion optimal mit Wasser versorgt werden können, wurde die Tiefpunktlinie an den Ablaufstellen verbreitert. Das ergab einen umlaufenden Zufluss. Durch die neue Tiefpunktlinie reduziert sich zudem die notwendige „Höhe“ der Gefälledämmung, da jetzt die Tief- und Hochpunkte näher beieinander liegen.

Fazit Durch die Zusammenarbeit von Planer und dem LoroService-Team ging der Aufwand für die Dachentwässerung in der Summe deutlich zurück. Durch Hochleistungssysteme von Loro wurde eine neue Gefälleplanung möglich – mit besseren Positionen der Abläufe und der Rohrführung für die rechteckige Dachfläche. Da in dieser Version auch kein Durchbruch vom Dach in den Brandschutzbereich im Inneren des Gebäudes notwendig ist, sind keine speziellen Brandschutzmaßnahmen zu ergreifen – ebenso entstanden keine Wärmebrücken. Kurz: Hochwertige Komplettsysteme aus verzinktem Stahl bieten langfristige Sicherheit, tragen zur Nachhaltigkeit des Gebäudes bei und sind bei einer ganzheitlichen Betrachtung die ökonomische Lösung. Weitere Informationen: LOROWERK K.H.Vahlbrauk GmbH & Co.KG Kriegerweg 1, 37581 Bad Gandersheim Tel. (05382) 71-0, Fax (05382) 71-203 infocenter@lorowerk.de, www-loro.de

Bild 4.  Mit dem leistungsfähigen Loro-Drainjet ist die Flachdachentwässerung auch bei Starkregen kein Problem (Fotos/Grafiken: Loro)

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Tageslichtsysteme

Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR)

Wichtige Richtlinien: Dachoberlichter planen und positionieren Die Beleuchtung für industriell und gewerblich genutzte Bauten stellt Unternehmen und Planer vor Herausforderungen, denn sie soll nicht nur für bestmögliches Sehvermögen sorgen, sondern auch wirtschaftlich sein. Die Beleuchtung mit Tageslicht zu den Nutzungszeiten zu gewährleisten, ist der sicherste Weg, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Dachoberlichter wie Lichtkuppeln und Lichtbänder sind dafür die ideale Lösung. Zusätzlich können sie der Raumlüftung dienen und als natürlich wirkendende Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRA) ausgeführt werden. Um ihr Potenzial auszuschöpfen, sind bei der Planung einige Regeln und Richtlinien zu beachten. An 85 % aller Tage steht während der Kernarbeitszeit ­ausreichend natürliches Licht zur Verfügung. Dabei erzielt die Sonne Außenbeleuchtungsstärken von 3.000 bis 100.000 Lux: Das sind weit höhere Beleuchtungsstärken als übliche Arbeitsplatzleuchten erreichen. Besonders lassen sich diese Stärken über Dachoberlichter nutzen. Durch Lichtkuppeln und Lichtbänder ist der Lichteinfall um ein Fünffaches höher als über seitliche Fensterflächen, da sie den Raum mit dem Zenitlicht beleuchten. Dieses hat eine dreimal so große Leuchtdichte wie das Horizontlicht und steht auch bei bewölktem Himmel ganztägig zur Verfügung. So kann Kunstlichtbeleuchtung auf eine reine Ergänzungsbeleuchtung reduziert werden.

Natürliche Beleuchtung und Sichtverbindung nach außen Von einer natürlichen Beleuchtung profitieren Unternehmen gleich mehrfach. Tageslicht ist kostenlos und tagsüber stets verfügbar, gleichzeitig dient es dem Wohlbefinden der Mitarbeiter. Sie sind fitter und motivierter, wodurch auch die Fehler- und Unfallrate sinkt. Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) schreibt eine natürliche Beleuchtung des Arbeitsplatzes über Fensterflächen und eine Sichtverbindung nach außen vor, um den sogenannten „Bunkereffekt“ für Beschäftigte zu vermeiden. Genauer werden die Anforderungen an die Beleuchtung in der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A3.4 Beleuchtung definiert. So ist die

Tageslichtversorgung in einem Industriegebäude ausreichend, wenn in den Arbeitsräumen mit Dachoberlichtern ein Tageslichtquotient erreicht wird, der größer als 4 % ist oder wenn mindestens ein Verhältnis von lichtdurchlässiger Fläche bzw. Oberlichtfläche zur Raumgrundfläche von 1 : 10 eingehalten wird. Um die Vorgabe der ASR A3.4 auch in großflächigen Industriebauten zu erfüllen, sollten mindestens 8 % der Dachfläche mit Öffnungen wie Lichtkuppeln oder Lichtbändern ausgestattet werden. Da es sich hier um die Mindestanforderungen handelt, können je nach Tätigkeit oder Mitarbeiterstruktur (z. B. ältere Mitarbeiter) auch höhere Beleuchtungsstärken erforderlich sein.

Lichtkuppeln optimal dimensionieren Welches Dachoberlicht am besten geeignet ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Lichtbänder dienen vor allem in hohen Hallen und bei langgestreckten Arbeitsplätzen zur natürlichen Beleuchtung, da sich ihre gewölbten oder satteldachförmigen Elemente über weite Teile des Daches erstrecken. Für eine optimale Lichtverteilung im Raum sorgen Lichtkuppeln. Werden diese gleichmäßig über die gesamte Dachfläche eingebaut, sorgen sie für eine ebenmäßige und blendfreie Ausleuchtung ohne Schattenwurf. Idealerweise befindet sich pro 100 m2 Gebäudefläche mindestens eine Lichtkuppel. Zwischen den einzelnen Dachoberlichtern muss ein Mindestabstand von 1 m eingehalten werden. Werden die Lichtkuppeln auch als Rauch- und Wärme­ abzugsgeräte verwendet, sind zwischen ihnen größere Abstände notwendig. Beim Einbau muss der Dachrand aus­ gespart werden, um die Dachoberlichter nicht erhöhten Windlasten auszusetzen. Am häufigsten wird heute eine dreischalige Lichtkuppel aus Acryl- oder PolycarbonatKunststoffglas eingesetzt. Sie wird in vielen Standardgrößen mit Aufsetzkränzen vorproduziert. Sind erhöhte Anforderungen an den Wärmeschutz zu stellen, kommen z. B. Lichtkuppeln mit zusätzlichen Verglasungselementen zum Einsatz. Der Einbau von Lichtkuppeln erfolgt direkt auf

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Ernst & Sohn Special 2020 · Flachdächer

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Tageslichtsysteme

Bild 3. Eine regelmäßige Wartung ist wichtig, um die Funktionssicherheit zu gewähr­ leisten. Bild 1. Lichtbänder sind vor allem bei hohen Hallen und langge­ streckten Arbeitsplätzen von Vorteil.

der tragenden Auswechselung. Dafür werden die Aufsetzkränze zunächst fixiert und an die Flächenabdichtung angeschlossen. Der Grundsatz, dass Dachdeckungen regensicher und Dachdichtungen wasserdicht sein müssen, gilt auch beim Einbau von Dachoberlichtern. Diese und weitere Regeln sind in den „Flachdachrichtlinien“ des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) repräsentiert.

Die Energieeffizienz hängt vom U-Wert ab Vor der Auswahl der Dachoberlichter muss der erforderliche Wärmedurchgangskoeffizient (U-Wert) ermittelt werden. Schließlich sollen im Sommer ein Aufheizen der Räume vermieden und im Winter Wärmeverluste minimiert werden. Der U-Wert gibt an, wie viel Wärme pro m2 Oberfläche verloren geht, wenn es draußen kälter ist als im Gebäudeinneren. Je höher der U-Wert, umso schlechter ist die

Dämmwirkung eines Bauteils und damit umso größer der Verlust von Wärmeenergie. Die Prüfung des Wärmedurchgangskoeffizienten erfolgt nach der DIN EN 1873:2014 „Vorgefertigte Zubehörteile für Dachdeckungen – Lichtkuppeln aus Kunststoff – Produktspezifikation und Prüfverfahren“. Hierbei wird ein flächenbezogener U-Wert für jedes einzelne zum System gehörende Bauteil (Aufsetzkranz, Rahmen, Verglasung und zusätzlichen Fugenbeiwert) ermittelt. Diese Werte fließen dann in einen URC-Wert, den Mittelwert des U-Werts, für die gesamte Konstruktion ein. Erhältlich sind Lichtkuppeln mit URC-Werten bis 0,9 W/ m2K. In der Regel werden mehrschalig aufgebaute Lichtkuppeln verwendet, da sie einen geringeren U-Wert haben. Viele Jahre gehörten zweischalige Lichtkuppeln mit einem U-Wert von 3,5 W/m2K zum Standard. Nach den Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) 2014 gilt für Neubauprojekte ein Höchstwert von 2,5 W/m2K.

Energielabel und Reduzierung von Blendungen beachten Wie energieeffizient Dachoberlichter sind, lässt sich besonders einfach anhand des FVLR-Energielabels erkennen. Das Fraunhofer Institut für Bauphysik (FHG-IBP) Stuttgart hat zusammen mit dem Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) ein Label entwickelt, das mit seinen Abstufungen in Energieeffizienzklassen dem für Haushaltsgeräte ähnelt. Für die energetische Bewertung von Dachoberlichtern werden der Wärmeertrag und der Wärmedurchgang berücksichtigt. Der Wärmeertrag beschreibt, wie viel der Strahlungsenergie der Sonne nach innen gelangt und somit im Winter zur Entlastung der Heizung beiträgt. Der Wärmedurchgang gibt ein Indiz, wie viel Wärme pro m2 des Bauteils je Grad Temperaturdifferenz vom beheizten Innenraum nach außen fließt. Neben der Energieeffizienz sollte auch auf die Blendwirkung eines Dachoberlichts geachtet werden. Sonnenstrahlen auf Bildschirmen oder Displays können die Beschäftigten blenden und bei der Arbeit behindern. Die Gefahr einer Blendung

Bild 2. Lichtkuppeln verteilen das Licht optimal im Raum.

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Tageslichtsysteme

Bild 4. Besonders hohe Beleuchtungsstärke: Dachoberlichter nutzen das helle Zenitlicht.

lässt sich durch eine lichtstreuende Einfärbung der Lichtplatten minimieren. Ein grüner Button auf dem Energielabel kennzeichnet eine geringe Blendgefahr und ein roter, dass eine Blendung nicht auszuschließen ist und je nach Nutzung des Gebäudes eventuell ergänzende Maßnahmen für den Blendschutz erforderlich sind.

Lüftung durch thermischen Auftrieb Neben optimalem Sehvermögen und großer, gesundheitsfördernder Tageslichtzufuhr tragen Dachoberlichter mit entsprechenden Öffnungsmechanismen auch zur natürlichen Lüftung bei. Dafür nutzen sie infolge ihrer hohen Einbaulage im Dachbereich das Prinzip des thermischen Auftriebs und leiten die verbrauchte Luft oder überschüs-

Bild 5. Ausgeführt als NRA dienen Dachoberlichter im Brand­ fall der Entrauchung.

sige Wärme ins Freie. Über Nachströmöffnungen, Türen und Tore im unteren Drittel der Gebäudefassade strömt frische Luft nach. Der Luftwechsel sorgt für ein angenehmes Raumklima. Der thermische Auftrieb dient auch der Funktion der natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG). Im Brandfall öffnen sich diese automatisch und werden im geöffneten Zustand arretiert. Durch die Brandhitze steigen die entstehenden Zersetzungsprodukte nach oben und gelangen durch die NRWG nach außen. Im un-


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Bild 6.  Entlüftung: Der thermische Auftrieb leitet die verbrauchte Luft nach außen. Bild 8.  Dank Mehrfachnutzen sind Dachoberlichter eine wirtschaftliche Lösung ­(Fotos/Grafik: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR))

Bild 7.  Dachoberlichter in Kombination mit NRWG: Im Brandfall werden Lagerbestände und Maschinen durch eine raucharme Schicht geschützt.

teren Hallenbereich entsteht eine raucharme Schicht, sodass sich die Personen aus der Halle retten können und die Feuerwehr bei ihrem Löscheinsatz unterstützt wird. Zudem fällt der Schaden an in der Halle lagernden Waren und Maschinen möglichst gering aus. Zusätzlich wird die tragende Konstruktion entlastet und der Einsturz der Halle vermieden.

Funktionssicherheit bei regelmäßiger Wartung Über die Muster-Industriebaurichtlinie (M-IndBauRL) ist die Entrauchung z. B. für Industriegebäude gesetzlich geregelt. Ab einer Grundfläche von 200 m2 muss der Planer bei einem Hallenneubau eine Rauchableitung nachweisen, um

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die Brandbekämpfung zu unterstützen. Die MIndBauRL informiert auch darüber, wie NRWG anzuordnen sind. Pro maximal 400 m2 Grundfläche muss mindestens ein NRWG installiert sein und eine aerodynamisch wirksame Rauchabzugsfläche von mindestens 1,5 m2 gewährleistet sein. Um die Funktionssicherheit der Dachoberlichter und NRWG zu bewahren, müssen diese regelmäßig gewartet werden. Bei der Wartung und bei weiteren Dacharbeiten kommt es immer wieder zu Abstürzen von Dächern und Durchstürzen durch nicht begehbare Flächen. Um diese gefährlichen Unfälle zu vermeiden, müssen alle Arbeitsplätze auf Dächern mit mehr als 2 m Absturzhöhe nach der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A 2.1 mit Einrichtungen zur Absturzsicherung von Personen ausgestattet sein. Wo dies aus technischen Gründen nicht möglich ist, müssen Auffangvorrichtungen vorhanden sein. Für Lichtkuppeln und Lichtbänder stehen Lösungen als dauerhaft durchsturz­ sicheres Lichtelement oder mit innerhalb oder unterhalb der Lichtöffnung angeordneten Absturz- und Durchsturz­ sicherungen als Kollektivschutz zur Verfügung. Entsprechende Lösungen lassen sich auch nachträglich einbauen. Nur wenn solche kollektiven technischen Schutzmaßnahmen aus technischen Gründen nicht möglich sind, darf auf persönliche Schutzausrüstung wie Anseilschutz zurückgegriffen werden. Der FVLR empfiehlt, nur Dachoberlichter zu verwenden, die mit einer dauerhaften Durchsturzsicherheit ausgeführt werden und gekennzeichnet sind. Werden Sicherheitsmaßnahmen beachtet und die Richtlinien bei der Anordnung der Dachoberlichter befolgt, bieten Lichtkuppeln und Lichtbänder eine langfristige, wirtschaftliche Lösung mit Mehrfachnutzen für jegliche Industrie- und Gewerbebauten, Sportstätten und andere große Bauten, z. B. im Gesundheits- und Bildungswesen.

Weitere Informationen: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) Dipl.-Ing. Thomas Hegger, Geschäftsführer Ernst-Hilker-Straße 2, 32758 Detmold Tel. (05231) 309 59-0, Fax (05231) 309 59-29 info@fvlr.de, www.fvlr.de

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Tageslichtsysteme

Mehrfach preisgekröntes Flachdach Fenster FE jetzt mit 3°-Neigung

Stets maximalen Tageslichteinfall und einen klaren Blick in den Himmel ermöglicht das neue LAMILUX Flachdach Fenster FE 3° mit seiner Neigung, der Structural-Gla­ zing-Bauweise und dem planebenen Wasserablauf (Foto: LAMILUX)

Das neue LAMILUX Flachdach Fenster FE 3° sorgt mit seiner Neigung sowie der Structural-Glazing-Bauweise für einen planebenen Wasserablauf. Das Ergebnis: ein klarer Blick in den Himmel und stets maximaler Tageslichteinfall.

punkten ohne sichtbare Verschraubungen oder Schweißnähte zusammengefügt werden. Zudem setzt LAMILUX auf die Structural-Glazing-Technologie, wodurch Glasscheiben und Rahmen ohne sichtbare Halterungen ver­ bunden werden. Dies ermöglicht, dass Regenwasser und Schmutz schon beim ungeneigten Oberlicht auf der plan­ ebenen Oberfläche an allen vier Seiten ablaufen können. Bei der um drei Grad geneigten Variante wird ein zusätzliches Gefälle geschaffen, wodurch das Wasser noch schneller zu einer Seite hin abläuft. Unsichtbar ist ebenso die Integration von Antrieben, Netzteilen und Kabel in den Rahmen des Oberlichts. Blickt man im Gebäudeinneren auf das Element, sind keinerlei Motor oder Verblendung zu erkennen. Gestaltungsspielraum im Design bieten u. a. die Vielzahl von individuellen Sonderformen sowie eine breite Verglasungs- und Größenvielfalt bis zu 2,5 m bei zudem frei wählbaren Außen- und Innenfarben des Oberlichts. Weitere Informationen: LAMILUX Heinrich Strunz GmbH Zehstraße 2, 95111 Rehau Tel. (09283) 595-0, Fax (09283) 595-290 information@lamilux.de, www.lamilux.de

Bereits vor einem Jahr kam das neuentwickelte LAMILUX Flachdach Fenster FE auf den Markt. Schon diese nicht geneigte Variante gewann zahlreiche Designpreise wie den German Design Award, den Red Dot Award oder zwei Plus X-Awards. Nun verbessert die um drei Grad geneigte Variante des Oberlichts zusätzlich die Funktionalität des Flachdach Fensters. Das Erscheinungsbild des neuen Oberlichts ist durchweg homogen – ohne störende Verbindungselemente. Denn bei der Herstellung des Oberlichts wird eine neue Fügetechnologie angewandt, wodurch die Rahmenteile an den Eck-

Seit rund 70 Jahren produziert LAMILUX qualitativ hochwertige Tageslichtsysteme aus Kunststoff, Glas und Aluminium. Architekten, Bauingenieure, Bauplaner und Dachdecker setzen die LAMILUX CI-Systeme sowohl beim Bau von Industrie-, Verwaltungs- und Hallenkomplexen als auch im privaten Wohnungsbau ein. Ihre bauliche Funktion besteht vor allem in der optimalen Lenkung natürlichen Lichts in das Innere von Gebäuden. Mit steuerbaren Klappensystemen ausgestattet dienen sie auch als Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (RWA) und energieeffiziente Einrichtung für die natürliche Be- und Entlüftung von Gebäuden. Die Bandbreite reicht von Lichtkuppeln über Lichtbänder bis hin zu ästhetisch formgebenden Glasdachkonstruktionen. Große Kompetenzen besitzt das Unternehmen in der Entwicklung und Herstellung von Gebäudesteuerungen für die Ansteuerung und Automation von Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sowie Lüftungs- und Sonnenschutzeinrichtungen. Mit ca. 1.200 Beschäftigten hat LAMILUX in seinen beiden Unternehmensbereichen – LAMILUX Tageslichtsysteme und LAMILUX Composites – 2019 einen Umsatz von 305 Millionen € erwirtschaftet.

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Tageslichtsysteme

Energetisch und funktional auf der Höhe: einfache Sanierung von Tageslicht­ elementen mit Aufstocksystem

Bild 1.  Mit dem Aufstocksystem können vorhandene Tageslichtelemente im Wohnund Verwaltungsbau sowie auf industriellen Flachdächern effizient und unkompliziert saniert, repariert und nachgerüstet werden

Die Sanierung von Flachdächern und deren Aufbauten stellt für Architekten und Dachdecker gleichermaßen eine komplexe Bauaufgabe dar. Mit der Zeit beanspruchte Lichtkuppeln oder Flachdachfenster müssen regelmäßig auf ihre ordnungsgemäße Funktionstüchtigkeit überprüft und bei Beschädigungen saniert werden. Dabei spielt auch die umliegende Dachbahn eine Rolle, die zugunsten besserer Dämmwerte ggf. erhöht werden muss und im Zuge dessen die Aufbauhöhe der vorhandenen Tageslichtelemente verringert. Diese entsprechen unter Umständen dann nicht mehr den geltenden Bestimmungen. Für solche Herausforderungen hat Kingspan Light + Air | ESSMANN die passende Lösung parat. Mit dem Aufstock-

system ASM haben die Tageslichtexperten ein Produkt im Programm, mit dem die Sanierung, Reparatur und Nachrüstung von Oberlichtern schnell, einfach und den individuellen Anforderungen entsprechend gelingt – und das sogar mit einem energetischen und funktionalen Mehrwert. Mit dem Aufstocksystem können vorhandene Tageslichtelemente im Wohn- und Verwaltungsbau sowie auf ­industriellen Flachdächern effizient und unkompliziert saniert, repariert und nachgerüstet werden. Dies gilt im Speziellen für die Lichtkuppeln classic und plus inklusive derer Durchsturzsicherungen und Antriebe, die Aufsetzkränze sowie die Flachdachfenster aus dem Hause Kingspan Light + Air | ESSMANN. Das Aufstocksystem ASM kann auch für Fremdfabrikate eingesetzt werden. In der Flex-Variante ermöglicht das System darüber hinaus eine individuelle Anpassung an die Geometrie der vorhandenen Aufsetzkränze. Das ASM zeichnet sich dabei besonders durch seine überzeugenden Produkteigenschaften aus. Es ist 2-schalig isoliert sowie thermisch getrennt und verfügt über system­ seitige Aufbauten für Kingspan ESSMANN Lichtkuppeln und Flachdachfenster mit oder ohne Lüftungsantrieb und NRWG. Mittels des im Lieferumfang enthaltenen Montagerahmens und Dichtungssets erfolgt eine sichere, dampfdichte und passgenaue Verbindung an bestehende Aufsetzkränze aller gängigen Fabrikate. Das Flex-Aufstocksystem steht zur individuellen Größen- und Geometrieanpassung an Bestands-Aufsetzkränze zur Verfügung.

Bild 2.  Mittels des im Lieferumfang enthaltenen Montagerahmens und Dichtungssets erfolgt eine sichere, dampfdichte und passgenaue Verbin­ dung an bestehende Aufsetzkränze aller gängigen Fabrikate; das Flex-Aufstocksystem ermöglicht eine individuelle Größen-und Geometrieanpas­ sung an Bestands-Aufsetzkränze (Fotos: King­span Light + Air | ESSMANN)

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Tageslichtsysteme

Sichere Montage und hohe Flexibilität Für die Sanierung und Nachrüstung eignet sich das komplett vormontierte Aufstocksystem vor allem aufgrund seiner einfachen Montage. Diese erfolgt ohne Eingriff in die Dachbahn. Dadurch gelingt eine schnelle und funktionssichere Montage ohne großen Aufwand. Das Aufstocksystem ASM ist in den Varianten 15 cm und 30 cm sowie in der Variante Flex ASM 30 cm erhältlich und darüber hinaus optional mit der Kingspan ESSMANN Ab- und Durchsturzsicherung (EAD) kombinierbar. Die Nachrüstung des Oberlichtes mit natürlichen Rauch- und Wärmeabzugsgeräten (NRWG) oder Lüftungsantrieben kann mit dem System ebenfalls schnell und einfach erfolgen. Durch seine hervorragenden Materialeigenschaften und die thermische Trennung eignet sich das ASM zur wirksamen energetischen Sanierung. Die durch das Aufstocksystem neu dazugewonnene Aufbauhöhe der Aufsetz-

kränze sorgt dafür, dass auf die Dachfläche eine höhere und effektivere Dämmung aufgebracht werden kann. Die bestehenden Lichtkuppel- und Aufsetzkranzsysteme können durch den Einsatz des ASM effektiv auf neue Anforderungen, wie z. B. durch die Verschärfung der Energieeffizienz gemäß Energieeinsparverordnung (EnEV) und der Flachdachrichtlinie, modernisiert werden. So gewinnt das Gebäude durch den Einsatz des ASM einen überzeugenden energetischen sowie funktionalen Mehrwert.

Weitere Informationen: ESSMANN Gebäudetechnik GmbH Im Weingarten 2, 32107 Bad Salzuflen Tel. (05222) 791-0, Fax (05222) 791-236 info@essmann.de, www.kingspanlightandair.de

BIM – Building Information Modeling 2019 Angewandte Digitalisierung für 2020 Das 2019er Heft erscheint wenige Wochen vor Beginn des Jahres 2020, in dem gemäß „Stufenplan Digitales Planen und Bauen“ des BMVI für alle neu zu planenden Projekte des infrastrukturbezogenen Hochbaus BIM als verpflichtend erklärt wird. Es wird also ernst mit der Digitalisierung und mit BIM und es braucht verlässliche Informationen und nachvollziehbare Sichtweisen auf das Thema. Die bietet das Ernst & Sohn Special BIM. Das Heft wirft einen genaueren Blick auf die Themen rund um die Digitalisierung und BIM. Auch Kritisches und Visionäres hat seinen Platz. Die Frage, was „the next big thing“ ist, überlässt das Heft dabei der drolligen Zunft der Futurologen und geht die für Ingenieure und Planer interessanten Themen lieber direkt und praxisbezogen an. Dauerbrenner wie IFC, sonstige Datenformate und Schnittstellenproblematik kommen ebenso zur Sprache wie zukunftsbezogenere Themen, die durchgängig digitalisierte Prozessketten, Robotik, 3D-Druck, blockchain, smart und circular bulding etc. betreffen.

November 2019 · 152 Seiten Bestell-Nr.: 2134 1901

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Auch als E-Journal erhältlich.

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* Der €-Preis gilt ausschließlich für Deutschland. Inkl. MwSt.

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Tageslichtsysteme

Lichtkuppelsanierung nach Hagelschlag oder Sturmschaden

Bild 1. QR­Code auf Lichtkuppel­Aufkleber verlinkt auf Montagevideo bzw. ­anlei­ tung sowie Leistungserklärung auf der ESSERTEC­Homepage

Bild 3. Neue Lichtkuppel fertig montiert (Fotos 1 bis 3: ESSERTEC)

Der eingetretene Klimawandel macht sich auch in unseren Breiten bemerkbar. Die zunehmende Erderwärmung führt hierzulande zu häufigeren und stärkeren Stürmen als noch vor zehn Jahren. Wind und Niederschläge, hier vor allem der Hagel, setzen dabei den Dachflächen von Gebäuden stark zu. Auch die in die Dachflächen integrierten Dachoberlichter in Form von Lichtkuppeln und Lichtbändern können beschädigt werden. Wenn Lichtkuppeln oder Lichtbänder z. B. nach einem Hagelschlag oder schweren Sturm beschädigt sind, ist zu prüfen, ob irgendwelche Undichtigkeiten vorhanden sind. In einem solchen Fall sind zunächst Maßnahmen z. B. durch Abdecken zu ergreifen, um das weitere Eindringen von Oberflächenwasser zu verhindern. Diese vorübergehenden Abdeckungen sind sorgfältig zu fixieren, damit sie einem erneuten Niederschlagsereignis standhalten können. Für eine einfache und schnelle Sanierung nahezu aller am Markt gängigen Lichtkuppeln empfiehlt sich das ESSERTEC Reparatur-Set essertop®, bestehend aus einer Lichtkuppel essertop® und einem Sanierungsrahmen inkl. Befestigungsset. Der große Anwendungsbereich des Sanierungsrahmens ermöglicht eine Montage auf nahezu allen bauseitig vorhandenen Aufsetzkränzen (Eternit-, Essertecoder Fremdfabrikate). Zudem deckt er den oberen Anschlusspunkt der Dachbahn wirkungsvoll ab. Zunächst wird die beschädigte Kuppel samt alter Scharniere und Verriegelung demontiert. Die Schraublöcher werden mit den im Befestigungsset beiliegenden Abdeckstopfen verschlossen. Dann wird das vorkomprimierte Dichtband in den Sanierungsrahmen geklebt. Es

Bild 4. Auch für die Sanierung von Lichtbändern stehen mit dem esserlux® Reparatur­ bzw. Sanierungs­Set passgenaue Sanierungslösungen bereit (Foto 4: Jean Schwarz)

schützt vor Wärmeverlusten zwischen Sanierungsrahmen und Altkranz. Anschließend wird der Rahmen auf den Altkranz aufgesetzt und ausgerichtet. Dabei sollte auf einen 90°-Winkel in allen Ecken geachtet werden. Der Rahmen wird nun mit den beiliegenden Bohrschrauben umlaufend auf dem Altkranz befestigt. Vormontierte Beschläge ermöglichen ein einfaches und schnelles Verbinden von Lichtkuppel und Sanierungsrahmen. Die Verriegelung der Lichtkuppel von außen erfolgt einfach und sicher mit dem beiliegenden Vierkantschlüssel. Die esserprotect® Mehrpunkt-Verriegelung und hochwertige EPDM-Rahmendichtungen garantieren eine dauerhaft hohe Luftdichtigkeit zwischen Lichtkuppel und Sanierungsrahmen. Abschließend werden die Öffnungen im Lichtkuppelrahmen mit einer selbstklebenden Abdeckkappe verschlossen. Durch 2-, 3- und 4-schalige Verglasungsvarianten bzw. Ausführung thermoplan sowie praxisorientiertem Zubehör kann die Lichtkuppel an eine eventuell geänderte Gebäudenutzung und damit verbundener Anpassung von Wärmeund Schalldämmung wie auch Personenschutz angepasst werden. Weitere Informationen:

Bild 2. Schnelles und sicheres Verriegeln der Kuppel mit Vierkantschlüssel

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ESSERTEC GmbH PF 10 04 65, 41404 Neuss Tel. (02131) 183-0, Fax (02131) 183-300 info@essertec.de, www.essertec.de

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Gerhard Hanswille, Markus Schäfer, Marco Bergmann

Eurocode 4 – DIN EN 1994-1-1 Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton Teil 1-1: Allgemeine Bemessungs- und Anwendungsregeln für den Hochbau. Kommentar und Beispiele

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Normungsauslegung durch Normenmacher lesbare und fehlerbereinigte konsolidierte Fassung des für Deutschland relevanten Normtextes Gerhard Hanswille | Markus Schäfer | Marco Bergmann

Rückenzeile | Band ##

Der Normentext des Eurocode 4 Teil 1-1 und sein Nationaler Anhang werden praxisgerecht bearbeitet und zu einem durchgängig lesbaren Text zusammengefasst (konsolidierte Fassung). Die Regelungen und Hintergründe der Norm werden erläutert und durch zahlreiche Beispiele komplettiert.

Eurocode 4 DIN EN 1994-1-1 Bemessung und Konstruktion von Verbundtragwerken aus Stahl und Beton Teil 1-1: Allgemeine Bemessungs- und Anwendungsregeln für den Hochbau Kommentar und Beispiele

2 / 2020 · ca. 320 Seiten Softcover ISBN 978-3-433-03162-9

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Sicherheitstechnik

Bundesagentur für Arbeit in Gelsenkirchen: Sicherungskonzept für neuen Dachaufbau

Bild 1.  Dachgeschossflächen vom Bürogebäude der Agentur für Arbeit in der Vattmannstraße in Gelsenkirchen mit Treppenturm und der Sifatec Dachrandsicherung

Gebäude sanieren, Einzelhandel stärken, Straßen und Plätze aufwerten, so lautet die Strategie des Stadtumbaus West der Stadt Gelsenkirchen. Die Planungen konzentrieren sich auf die Innenstadt. Betroffen sind komplette Straßenzüge der Altstadt, so z. B. auch Hochbauten entlang der Vattmannstraße. Hier befindet sich traditionell der Hauptsitz der Bundesagentur für Arbeit in Gelsenkirchen, der Anlaufstelle für Arbeitssuchende des Agenturbezirks. Im Jahre 2017 wurde eine Sanierung beschlossen. Im Mai 2019 stand die Dachsanierung des Gebäudes an. Doch bevor die Baustelle eingerichtet wurde, musste im Vorfeld der Sanierungsmaßnahme das Gefährdungspoten­ zial für Menschen und Materialien während der Projektab­ wicklung abgeklärt und ausgeräumt werden. Gründe hier­ für gab es genug: Einerseits forderte die verkehrsmäßig stark frequentierte Lage in direkter Nachbarschaft zum laufenden städtebaulichen Umgestaltungsprozess eine Ab­ sicherung. Andererseits befinden sich in direkter Objekt­ nähe zur Bundesagentur für Arbeit das Evangelische Kran­ kenhaus, u. a. das Versorgungsamt und kommunale Dienst­ stellen, die regelmäßig Publikumsverkehr mit sich bringen.

Es musste gewährleistet werden, dass die Besucher hier ungehindert passieren können. Darüber hinaus galt es, die Flachdachflächen rundherum abzusichern, damit niemand vom Dach stürzt. Aus diesem Grund forderten die Projektverantwort­ lichen ein ganzheitliches, gewissenhaftes Sicherungskon­ zept für die gesamte Zeit der Projektabwicklung. Auf der Suche nach einem Konzept für die Durchsetzung eines so umfangreichen Leistungspaketes fanden die Planer in dem bundesweit tätigen Spezialisten für temporäre Absturz­ sicherungslösungen Sifatec aus Bengel/Bernkastel-Wittlich in Rheinland-Pfalz den geeigneten Partner, der die Dach­ sanierung sicherheitstechnisch, einschließlich der Gefähr­ dungsanalyse, des Arbeitsablaufplanes und des Rettungs­ konzeptes, von Anfang an mit seinem Team begleitete.

Die Bauaufgabe Die Herausforderungen bestanden in der Absicherung der Baustelle in Bezug auf Material und Logistik, denn die Platzverhältnisse an der Vattmannstraße waren äußerst be­ engt, des Weiteren in der Beschaffung von geeigneten Bau­ stelleneinrichtungen (Aufzug, Krane, Lifte), in der Höhen­ zugangssicherung, im Abtragen alter Baumaterialien und der Zwischenlagerung von wiederverwendbaren Dach- und Fassadenmaterialien sowie zusätzlicher umlaufender Dach­ randsicherungen, darüber hinaus in der Transportdienst­ leistung sowie in der Verantwortung und Ausführung di­ verser fachlich korrekt ausgeführter Montagen und De­ montagen und als letzte Position in der Übertunnelung des Fußgängerbereiches der Arbeitsagentur. Diesen anspruchs­ vollen Leistungsumfang verankerte Sifatec in einem auf das Sanierungsprojekt zugeschnittenen ganzheitlichen Sicher­ heitskonzept, mit der die erforderlichen Arbeiten von Be­ ginn an rundherum geschützt und ohne Behinderung zügig ablaufen können. Die Umsetzung erfolgte mit eigenen Fachmonteuren und unter Verwendung persönlicher Ab­ sturzsicherungsausrüstung (PSAgA).

Das Sifatec-Lösungskonzept

Bild 2.  Dachrandsicherung mit Sifatec Seitenschutz, der vor der Fassade montiert wurde und einem zusätzlichen engmaschigen Sicherheitsnetz

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Im Januar 2019 fand der erste Ortstermin mit allen an der Sanierung beteiligten Planern und Ausführenden statt. Es stellte sich schnell heraus, dass nicht nur eine Absturzsiche­ rung, sondern auch eine entsprechende Höhenzugangstech­ nik bzw. ein Beförderungssystem für die Materialtransporte auf und von den Dächern erforderlich waren. Schnelles Handeln und die gute Kooperation mit den Behörden führ­ ten dazu, dass auf der Baustelle bereits im Mai 2019 mit den Gerüstbauarbeiten begonnen werden konnte. Als Zugang zur Dachfläche fungiert ein Treppenturm von Layher. Der Materialtransport erfolgt über einen mit Zahnstangen be­ triebenen Aufzug Geda ZZP500. Für den Aufbau des Trep­ penturms sowie des Materialaufzugs setzten die Fachmon­ teure eigene Montagekrane ein, die mit Spezialhaltern und Schwerlastankern am Beton der Geschossdecken befestigt wurden. Daran angekuppelt wurde ein Streichrohr. So

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Sicherheitstechnik

Bild 3.  Blick durch den Treppenturm vom Dach auf den Bürgersteig der Vattmann­ straße in Gelsenkirchen (Fotos: Sifatec, Bengel)

konnten Treppenturm und Aufzug gemäß geltender TRBS 2121 regelkonform aufgebaut und sicher verankert werden. Die großflächigen Metalltafeln aus eloxiertem Aluminium oberhalb der Fassade wurden fachmännisch mittels selbstfahrender Hubarbeitsbühne demontiert, sorgfältig verpackt, in Stapelboxen verfrachtet und bei Sifatec in Bengel zwischengelagert. Die freigelegten Fassadenflächen wurden mit einer Schutzfolie abgedeckt.

Sifatec: stabiler Seitenschutz Als nächsten Schritt folgte die Einrüstung der ersten Dachfläche mit einem Sifatec Gerüst. Seine Besonderheit liegt darin, dass es komplett vor der Außenfassade hängt. In Gelsenkirchen verwendeten die Fachmonteure spezielle Halte­ platten, die i. d. R. am Dachrand verbleiben. Sie bestehen aus rostfreiem Edelstahl der Güte V2A. Die Dachränder wurden zusätzlich mit einem engmaschigen, horizontal gespannten Schutznetz (mit nur 2 cm Maschenweite) und mit einem in Randmaschen eingezogenen Randseil gegen Absturz gesichert.

Aus dem Kaltdach wird nun ein Warmdach

legten die Fachmonteure zunächst längs und quer auf die Bimsdielen einen lastverteilenden Bohlenbelag. Darauf bauten sie einen Treppenturm (Layher und Geda Zahnstangenlift) auf, um den Zugang zum zweiten Dach des 9 m höher liegenden Dachstockwerks zu schaffen. Aus Gewichtsgründen kam hier der Geda Lift 2002 zum Einsatz, der eigens für diese Bauaufgabe von Sifatec angeschafft und aus Zeitgründen direkt zur Baustelle geliefert wurde. Die neu geplanten Dächer entsprechen denen von Warmdachaufbauten mit den dafür erforderlichen Aufbauten. Die Fassadentafeln des Dachstockwerks wurden ebenfalls sorgfältig in Stapelboxen verpackt und am Standort bei Sifatec in Bengel zwischengelagert. Auch diese freien Fassadenflächen wurden zum Schutz vor Beschädigungen und Wassereintritt vorsorglich eingehüllt. Die geforderte Tunnelkonstruktion auf der Vattmannstraße für die Passanten besteht aus einem Stahlboden­ belag und einer Gerüstkonstruktion, die oberhalb mit einem Schutznetz verspannt wurde, das zum Gebäude hin schräg abfällt. Die vorausgehende Planung gewährleistete einen reibungslosen Arbeitsablauf. Mit den Dachsanierungen wurde bereits begonnen.

Projektbezogene Lösungen aus einer Hand Sifatec versteht sich nicht nur als Experte für die temporäre Flachdach-Absturzsicherung. Als Dienstleister bietet das Unternehmen seinen Kunden mit geprüften und patentierten Systemen ein breites Service-Paket, inklusive eines Maximums an Arbeitssicherheit. Dazu gehören neben der eigentlichen Montage auch die projektbezogene Lösungsentwicklung und Angebotserstellung. Über 33.000 laufende Meter montierte Absturzsicherungen beim Kunden bestätigen sein Know-how und seine Leistungsfähigkeit. Dabei lassen sich je nach Bauaufgabe und Aufwand bis zu 90 % der Gerüstkosten einsparen. Schließlich arbeiten Handwerker, die sich bei der Arbeit sicher fühlen können, sorgfältiger und schneller als jene, die während ihres Arbeitseinsatzes die Angst im Nacken haben. Weitere Informationen:

Die alten Decken der zu sanierenden Dachflächen bestanden aus Bimsdielen, die auf einer Betonklotzunterkon­ struktion auflagen. Diese Kaltdachkonstruktionen mussten komplett abgetragen werden. Auf dem unteren Dach ver-

Sifatec GmbH & Co. KG Gerüst- und Befestigungsmodule Zur Scheif 6, 54538 Bengel Tel. (06532) 93 29-9, Fax (06532) 93 29-7 info@sifatec.de, www.sifatec.de

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Monitoring

Starkregen-Gefahr: Risiko-Karten für Städte und Gemeinden gefordert Immer häufiger werden nach einem Starkregen Sturzfluten über Deutschland hereinbrechen. Ein entscheidender Grund dafür ist der Klimawandel. Die Folgen sind fatal: milliardenschwere Schäden und sogar der Verlust von Menschenleben. Überschwemmungen, in Minutenschnelle geflutete Straßen, Unterführungen, Keller, Tiefgaragen und U-Bahnschächte – kaum eine Stadt oder Gemeinde ist darauf wirklich vorbereitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine Starkregen-Studie, in der Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert vom Institut für Wasserwesen der Universität der Bundeswehr in München die Risiken und Gefahren von urbanen Sturzfluten untersucht hat. „Starkregen ist enorm gefährlich. Es gibt keine tagelange Vorwarnung wie etwa beim Hochwasser von Flüssen. Die Flut kommt quasi von oben – ohne Deich, ohne Schutz“, sagt Günthert und führt weiter aus: „Allerdings blenden die meisten Kommunen die Gefahren, die hinter dem wachsenden Starkregen-Risiko stecken, einfach aus. Das ist fahrlässig.“ Der Studienautor geht noch weiter: „Die Kommunen müssen zu mehr Prävention gezwungen werden.“ Bund und Länder sollten die Städte und Gemeinden bei ihrem Kampf gegen den Starkregenschutz zwar unterstützen, sie gleichzeitig aber auch in die Pflicht nehmen.

Mit Risikokarten digital simulieren Konkret fordert Günthert, dass Städte und Gemeinden dazu verpflichtet werden, künftig Gefahren- und Risikokarten zu erstellen. Die Topografie mit lokalen Grünflächen und dem Gefälle, die Meteorologie, die Kapazität von Kanalsystemen usw. – Warnkarten entstehen aus einer Fülle von Daten, erklärt F. Wolfgang Günthert. „Auf diesen Risikokarten muss Straße für Straße – bis aufs einzelne Haus genau – die Überschwemmungsgefahr eingetragen werden. Es geht darum, mit der Starkregen-Risikokarte die Wirkung von Sturzfluten digital zu simulieren“, so F. Wolfgang Günthert bei der Vorstellung der Studie „Starkregen – Urbane Sturzfluten 4.0“. Warnkarten bieten, so der Studienautor, die Chance für ein effektives Regenwasser-Management, das bundesweit dringend notwendig sei. Städte könnten so „wassersensibel entwickelt“ werden. Dazu gehöre insbesondere das Transportieren, Reinigen, Speichern und Ableiten von Regenwasser. Die „Entwässerung der Zukunft“ für Wohnsiedlungen und Verkehrswege vermeide Engpässe im Kanalnetz. Sie schütze damit wesentlich besser vor Überschwemmungen.

Geschützte Bauvarianten planen Aber auch Hausbesitzer würden von Starkregen-Risikokarten profitieren. Sie könnten damit ganz individuell mehr Vorsorge und damit Gebäudeschutz betreiben – von der Dachbegrünung (zur Zurückhaltung und Verdunstung von Wasser) über Regenbecken und oberirdische Sammelflächen bis zur geschützten Bauvariante für Kellereingänge, Lichtschächte und Tiefgarageneinfahrten.

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Gründach einer Garage im urbanen Bereich (Foto: F. Wolfgang Günthert)

„Es kommt darauf an, gezielt die Schwachstellen beim Haus zu ermitteln und diese umzubauen. Das bietet sich übrigens nicht nur für die Starkregen-Hotspots an. Heftige Gewitter mit anschließenden Überschwemmungen werden zunehmen – und sie werden auch immer mehr Kommunen treffen“, so F. Wolfgang Günthert.

Bundesweit volkswirtschaftlichen Schaden abwenden Auch ein bundesweit funktionierendes Frühwarn- und Informationssystem sei notwendig. „Es bringt nichts, viele Menschen weiter im Ungewissen zu lassen. Dafür ist die Gefahr, die vom Starkregen mittlerweile ausgeht, viel zu hoch. Und sie wird Jahr für Jahr größer“, sagt F. Wolfgang Günthert. Die Studie „Starkregen – Urbane Sturzfluten 4.0“ wurde von der Initiative „Verantwortung Wasser und Umwelt“ in Auftrag gegeben. Auf der IFAT sprach sich der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) angesichts der Studienergebnisse dafür aus, Hauseigentümer und Bauherren stärker beim individuellen Starkregenschutz ihrer Gebäude zu unterstützen. In Frage käme beispielsweise – neben steuerlichen Anreizen – die Einführung eines „Starkregen-Bauschutzprogrammes“ bei der staat­lichen KfW-Bank. Hier seien direkte Zuschüsse und zinsgünstige Kredite möglich. Dies sei auf Dauer günstiger als der enorme volkswirtschaftliche Schaden durch die vielen Überschwemmungen. – Die Studie „Starkregen – Urbane Sturzfluten 4.0“ ist abrufbar unter www.bdb-bfh.de/unsere-studien.html. Weitere Informationen: Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert Institut für Wasserwesen an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Umweltwissenschaften der Universität der Bundeswehr München Tel. (089) 60 04-21 56, (0176) 264 88 213 wolfgang.guenthert@unibw.de Michael Hölker Hauptgeschäftsführer Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) Am Weidendamm 1A, 10117 Berlin, Tel. (030) 59 00 99 576 info@bdb-bfh.de, www.dbd-bfh.de

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Monitoring

Echtzeitmonitoring von Flachdächern – ein smarter Ansatz für mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit Als Teil der Gebäudehülle sind Flachdächer zentrales Element des baulichen Feuchteschutzes. So müssen Flachdächer auftreffendes Niederschlagswasser sicher vom Gebäude abführen und gleichzeitig ein Eindringen von Wasser in die Konstruktion dauerhaft sicher verhindern. Ist eine dieser Funktionen durch welche Umstände auch immer gestört, kommt es unausweichlich zu Folgeschäden, die in ihren Auswirkungen meist umso gravierender sind, je später die Schadensursachen erkannt und beseitigt werden. Eine Lösung des Problems ist das Echtzeitmonitoring von Flachdächern.

Regelmäßige Begehungen der Dächer können hier zwar Risiken vermindern, schlechte Zugänglichkeit, nicht gegebene Sichtbarkeit der Abdichtungsebene sowie die schiere Größe und der dadurch bedingte Zeitaufwand für derartige Begehungen führen in der Praxis jedoch dazu, dass der Informationsstand über den Zustand der Flachdächer in der Praxis häufig unvollständig und veraltet und damit für eine zeitnah an Schadensereignissen ansetzende, bedarfsrechte Reparatur und Instandhaltung ungeeignet ist.

RFID-Sensoren schaffen keine ausreichende Sicherheit

Bild 1. s m a r t e x® dm Sensorbänder auf der Dampfsperre unterhalb der Wärme­ dämmung beim Flachdach eines Industriegebäudes

RFID-Feuchtesensoren sind eine relative neue Möglichkeit, Nässe in einem Bauteil mittels eines handgeführten Lesegerätes über eine Funkschnittstelle zu detektieren. Vorteil dieser Systeme ist es, dass die z. B. in der Wärmedämmung eines Flachdaches verbauten Sensoren keine Verkabelung und auch keine Batterie benötigen, um im Zuge einer Messung den Zustand an den Messkontakten auszulesen, sofern ein funkwellendurchdringender Dachaufbau gegeben ist. RFID-Feuchtesensoren sind damit im Prinzip eine einfache Möglichkeit, um festzustellen, ob es zum Zeitpunkt des Auslesens innerhalb der Baukonstruktion an der Stelle der verbauten Sensoren (und nur da) nass oder trocken ist.

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Monitoring

Da das Auslesen der Sensoren (wegen des zeitlichen Aufwands für eine Begehung) nur in größeren zeitlichen Abständen erfolgt, fehlt den Daten i. d. R. aber die erforderliche zeitliche Aktualität, um Schadensereignisse auch tatsächlich zeitnah und damit ausreichend frühzeitig erkennen zu können. Als Instrument zur Steuerung zeitnah an Schadensereignissen ansetzender Reparatur- und Instandhaltungsmaßnahmen sind RFID-Feuchtesensoren damit anders als die schon lange verfügbaren Echtzeitmonitoringsysteme nicht geeignet.

Echtzeitmonitoring muss auch bei großen Flächen nicht teuer sein Echtzeitmonitoringsysteme sind fest in der Baukonstruktion verbaute, sensorbasierte Messsysteme, mit denen z. B. der Dichtheitszustand von Abdichtungen oder das Auftreten von Nässe in der Konstruktion, ebenso aber auch ein etwaiges Austrocknen nach einem Schaden in einem engen zeitlichen Raster erfasst und hinsichtlich kritischer Fehlzustände und deren zeitlicher Entwicklung bewertet wird. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie den Gebäudeverantwortlichen, anders als dies bei RFID-Sensoren möglich ist, unmittelbar nach Eintritt eines Fehlzustands automatisch alarmieren, sodass unmittelbar nach Auftreten des Primärschadens an der Abdichtung zielgerichtete Maßnahmen zur Schadensabwehr eingeleitet werden können, insbesondere dann, wenn sie auch die Schadensposition automatisch ermitteln. Echtzeitmonitoringsysteme unterbrechen damit als einzige Vorsorgelösung wirksam die Phase des „unwissenden Untägigseins“ und damit die wesentliche Ursache dafür, dass bagatellartige Abdichtungsschäden zu kardinalen Bauwerksschäden führen. Ein kostengünstiges System für die Echtzeitüberwachung von Warmdachaufbauten hat nunmehr die ProGeo Monitoring Systeme und Services GmbH und Co. KG unter dem Namen s m a r t e x® dm im Programm. Das System stellt eine Erweiterung des im Laufe von mehr als 25 Jahren laufend erweiterten Portfolios von Monitoring-

Bild 3.  Das fertige Dach mit Begrünung und PV-Anlage (Fotos: ProGEO)

systemen für die Echtzeitüberwachung von Bauwerksabdichtungen dar. s m a r t e x® dm basiert auf speziellen Sensorbändern zur Verlegung z. B. auf der Dampfsperre unterhalb der Wärmedämmung, die über eine Mess- und Auswerteeinheit an das Monitoringportal von ProGeo angebunden werden. Über die Segmentierung und den seitlichen Abstand der Bänder wird dabei die Flächenbelegung und damit die Auflösung, aber auch der Preis des Systems nach Objekterfordernissen und Sicherheitsanforderungen und Budget konfiguriert. Die Messtechnik kann dabei sowohl inhouse als auch mit energieautarker Solarstromversorgung auf dem Dach installiert werden, sodass sich die Leitungsführung sehr vereinfacht. Das System wird als einbaufertiges Set geliefert. Im laufenden Betrieb werden die Sensoren permanent auf Nässekontakt überwacht. Hierzu werden die Daten über eine Internetverbindung auf das ProGeo Monitoringportal übertragen, ausgewertet und als Zeitreihen sowie als örtliche Verteilungen gespeichert. Die Entwicklung von Nässeereignissen kann damit sowohl im zeitlichen Verlauf als auch in der räumlichen Ausbreitung über jeden Web­ browser beobachtet werden. Im Falle von Alarm und Störungen werden automatische Meldungen per Email oder SMS an vorgebbare Nutzer unter Angabe der von Nässe betroffenen Sensoren versendet. s m a r t e x® dm ist damit die ideale Lösung für die kostengünstige Echtzeitüberwachung von Abdichtungen auch bei großen und größten Flachdächern als Teil von zeitnah an Schadenereignissen ansetzenden Instandhaltungsstrategien. Auf Wunsch kann das System um Rück­ stausensoren ergänzt werden, die es ermöglichen, ungewollten Wasseranstau auf der Dachabdichtung z. B. wegen verstopfter Abläufe, ebenfalls automatisiert in Echtzeit zu erkennen. Weitere Informationen:

Bild 2.  Messeinheit für das ca. 2.000 m2 große Flachdach mit Solarstromversorgung und Mobilfunkdatenübertragung

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ProGeo Monitoring Systeme und Services GmbH & Co. KG Hauptstraße 2, 14979 Großbeeren Tel. (033701) 22-0 progeo@progeo.com, www.progeo.com

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Monitoring

Dichtheitsüberwachung von Flachdächern ist Stand der Technik Die Klimatisierung von Gebäuden erfordert technische Aufbauten auf dem Flachdach. Mit den Anforderungen an das Flachdach (Klimatisierung, Energiegewinnung, Nutzung als Lebensraum) steigen auch die Kosten für dessen Erstellung kontinuierlich an. Eine lange Nutzungsdauer ist deshalb essentiell, um Kosten und Nutzen in Balance zu bringen. Die lange Nutzung von Gebäuden bedarf einer gut funktionierenden Gebäudehülle. Ein besonders beanspruchter Teil dieser Hülle ist das Flachdach. Seine Funktion zu überwachen ist heute normal und Stand der Technik. Die Dichtheit der Dachabdichtung hat eine herausragende Stellung. Es reicht nicht, die Dachabdichtung nach den Fachregeln, den Normen und den Verarbeitungsvorschriften der Hersteller ausführen zu lassen. Denn selbst wenn der Verarbeiter alles richtig gemacht hat, können nachträgliche Beschädigungen die Ursache für Undichtheiten sein. Um eine lange Lebensdauer zu sichern, werden heute Systeme für die Dichtheitsprüfung und Sensoren für die Dichtheitsüberwachung eingebaut.

Dichtheitsprüfung – Sicherheit von Anfang an Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Monitoring ist die Überprüfung des Anfangszustandes – die Dichtheitsprüfung nach Fertigstellung der Abdichtung. Die Dichtheit der Abdichtung zur Bauabnahme kann nur exakt überprüft werden, wenn man eine elektrisch leitfähige Schicht zwischen Dämmung und Abdichtung einbaut, um anschließend elektrische Prüfmethoden im Zuge der Bauabnahme zu ermöglichen. Die Dichtheitsprüfung ermöglicht die exakte und punktgenaue Ortung von Fehlstellen in der Abdichtung – oder, wie der Name schon sagt, die Feststellung, dass die Abdichtung dicht, also ohne Fehlstellen ist. Dabei soll die durch einen Messtechniker durchgeführte Dichtheitsprüfung sicher Verarbeitungsfehler (z. B. offene Nahtstellen)

bzw. nachträglich eingebrachte mechanische Beschädigungen (z. B. Schnitte, Brandlöcher, etc.) detektieren. Werden diese elektrisch leitfähigen Schichten nicht eingebaut, ist eine exakte Dichtheitsprüfung zur Bauabnahme nicht möglich!

Dichtheitsüberwachung – dauerhafte Sicherheit mit Ereignismeldung in Echtzeit Für die Überwachung der Dachabdichtung gibt es eine Reihe von bewährten Systemen auf dem deutschen Markt. Dabei gibt es unterschiedliche Ansätze, was und wie die Systeme überwachen. Generell gilt: Das System muss auf die jeweilige Dachsituation abgestimmt sein und folgende Grundforderungen erfüllen: –– –– –– –– ––

das System ist preiswert es ist einfach zu montieren es überwacht rund um die Uhr (24/7) es liefert relevante Daten für die Überwachung es funktioniert autark (der Mensch muss nicht aktiv eingreifen).

Praxisbeispiel – Dichtheitsüberwachung mit Funk-Sensoren: Alarm in Echtzeit In einem Gebäudedach wurde im Zuge der Abdichtung ein Dichtheitsüberwachungssystem eingebaut. Genutzt wurden Sensoren, die die relative Luftfeuchte im Dachpaket überwachen sowie das Auftreten von flüssigem Wasser auf der Dampfsperre messen. Im Dachpaket wurden entsprechend der Größe und Geometrie des Daches vier Sensoren eingesetzt. Die Energieversorgung der Sensoren wird über handelsübliche Batterien sichergestellt. Die theoretische Batterielebensdauer solcher Sensoren kann heute bereits 6–10 Jahre betragen. Um eine einfache Montage zu ermöglichen, wird der Funk-

Bild 1.  Edelstahlgitter (Protectsys B) (links) und Glasvlies (Protectsys B) (rechts)

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Monitoring

Bild 2.  Messtechniker bei der Dichtheitsprüfung

Bild 5.  Dach mit defekter Lichtkuppel (im Hintergrund – blaue Folie)

Bild 3.  NBIoT-Sensor (Protectsys LPWAN Aktiv Plus)

In der Nacht vom 6. zum 7. Oktober 2019 gab es ein schweres Unwetter, von dem auch dieses Gebäude betroffen war. Vom Sensor 4 wurde eine Alarm-Mail an die zu benachrichtigenden Personen ausgelöst. Ruft man das Objekt in der App auf, erscheint die Grafik des Gebäudes mit den Sensoren. Grüne Sensoren zeigen, dass in diesen Bereichen alles in Ordnung ist. Die rote Einfärbung eines Sensors zeigt, dass an diesem Sensor ein gemessener Wert im Alarmbereich liegt. Klickt man den Sensor an, erscheinen die zuletzt gemessenen Daten. Der Alarmwert wird ebenfalls rot dargestellt. In diesem Fall wurde flüssiges Wasser am Sensor festgestellt. Flüssiges Wasser wird über eine Widerstandsmessung am Fußpunkt des Sensors ermittelt. Je mehr Wasser am Sensorfuß anliegt, desto kleiner ist der gemessene Widerstandswert. Unterschreitet der Widerstand einen festgelegten Wert, wird ein Alarm ausgelöst. Nach der Alarmierung ging man umgehend der Ursache auf den Grund. Es stellte sich heraus, dass oberhalb des Sensors 4 eine defekte Lichtkuppel mit Folie behelfsmäßig abgedeckt war. An dieser Folie gab es eine undichte Stelle,

standard NBIoT verwendet. NBIoT-Netze sind spezielle Netze für die Übertragung von Sensordaten (Internet der Dinge). Die Nutzung dieser allgemein zugänglichen Netze ermöglicht, dass die Sensoren ohne Verkabelung oder eigene Funk-Zentralen auskommen. Man baut den Sensor in ein Kontrollrohr und dieser sendet seine Daten direkt in die Cloud-App.

Bild 4.  Beispieldach in der App – Werte am Sensor

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Bild 6. Dach mit Abschottungen und Sensorüberwachung (Grafiken/Fotos: ILD Deutschland)

die zum Wassereintritt führte. Der Fehler wurde behoben, dass Dach kann seine Funktion weiter erfüllen. Hätte man bei diesem Dach auf die Überwachung verzichtet, wäre bei jedem Regen mehr und mehr Wasser unbemerkt in die Dämmschicht eingedrungen. Die Folge wären nasse Dämmung und stehendes Wasser im Dämmschichtpaket gewesen.

Dichtheitsüberwachung – Planungsidee Im Folgenden werden die Planungsschritte zu einer sinnvollen Überwachung des Daches aufgezeigt: 1. Schritt: Abschottungen einbauen In der Flachdachnorm DIN 18531 Teil 1 wird zur Begrenzung der Wasserunterläufigkeit (dies dient auch dem Eingrenzen von Schäden) die Planung von Abschottungen empfohlen: 6.15 Maßnahmen zur Begrenzung der Wasserunterläufigkeit Maßnahmen, die die Unterläufig­ keit der Abdichtung begrenzen, können z.B. in folgender Weise aus­ geführt werden … – Aufteilung der Dachfläche in ein­ zelne Felder mit regelmäßigen Abschottungen des Dämmstoff­ querschnitts, wobei die Auftei­

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lung unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten zu erfol­ gen hat; die Lage der Abschottun­ gen ist zu planen und zu doku­ mentieren. Dadurch wird erreicht, dass im Falle von eindringendem Wasser nur ein Teil des Daches zu Schaden kommt. Tropft es im Gebäude, kann man den darüber befindlichen abgeschotteten Bereich kontrollieren und muss (wenn notwendig) auch nur in diesem Bereich die Dämmung und Dachabdichtung erneuern. Allerdings gibt es vorab keine Information über den Zustand des Daches, die eine rechtzeitige Instandsetzung, bevor ein teurer Schaden entsteht, ermöglichen würde. 2. Schritt: Kontrollrohre zur visuellen Überprüfung In das Dachpaket werden Kontrollrohre eingebaut. Die Dämmung wird im Bereich des Rohres ausgeschnitten, verbleibt aber im Rohr. Hier kann von Zeit zu Zeit der Deckel abgenommen, die Dämmung aus dem Rohr gehoben und visuell kontrolliert werden, ob auf der Dampfsperre Wasser steht. Die Abschottungsbereiche sind überprüfbar und können mehrmals im Jahr in Augenschein genommen werden. Eine rechtzeitige Instandsetzung wird möglich.

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Monitoring

Allerdings hat diese Methode Ihre Grenzen. Zum einen ist es keine lückenlose, tägliche Überwachung. Zum anderen muss hier ein genaues Kontrollregime festgelegt und umgesetzt werden. Die Festlegungen zur visuellen Kontrolle werden von folgenden Fragen bestimmt. Wer kontrolliert? Wo wird kontrolliert? Wie oft wird kontrolliert? Wie wird das Ergebnis nachprüfbar erfasst? Wer informiert über das Ergebnis? Wer wird informiert, wenn Wasser im Dämmpaket festgestellt wird? 3. S chritt: Einsetzen von aktiven Sensoren in die Kon­ trollrohre Alle diese Fragen werden durch den Einsatz von aktiven Sensoren automatisch beantwortet. Die Anzahl der Messungen pro Tag, die Alarmwerte und die zu benachrichtigenden Personen werden in der App erfasst. Das System misst, berechnet, wertet aus und alarmiert – und das ganz unabhängig vom Zutun des Menschen. Man erhält eine lückenlose Überwachung.

Fazit Es ist Stand der Technik, die Dichtheit von Flachdächern zu überwachen. Die Systeme sind ausgereift und funktionieren dauerhaft. Sie werden regelmäßig eingesetzt. Auch die Preise solcher Systeme sind in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Es ist möglich, eine sinnvolle Überwachung bereits für 3–7 Euro/m2 zu erhalten. Ullrich Kämmer, Geschäftsführer Protectsys GmbH, Vorstandsmitglied Deutscher Fachverband für Leck­ ortung und Monitoring von Abdichtungssystemen e. V.

Weitere Informationen: Protectsys GmbH Am Steinbuckel 1, 63768 Hösbach Tel. (06021) 59 95 14, mobil 0176 23 19 10 18 info@protectsys.de, www.protectsys.de

Impressum Ernst & Sohn Special: Flachdächer

Weitere Sonderhefte online bestellen auf: www.ernst-und-sohn.de/sonderhefte Gesamtanzeigenleitung Fred Doischer

Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21, 10245 Berlin, Tel. (030) 470 31-200, Fax (030) 470 31-270 www.ernst-und-sohn.de Redaktion Iris Kopf, Neuruppin Rainer Bratfisch, Berlin Dr. Burkhard Talebitari (verantw.) Tel. (030) 470 31-273, Fax (030) 470 31-229 btalebitar@wiley.com Kunden-/Leserservice Abonnementbetreuung, Einzelheft-Verkauf, Probehefte, Adressänderungen WILEY-VCH Kundenservice für Verlag Ernst & Sohn, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, Tel. (06201) 606-400, Fax (06201) 606-184, service@wiley-vch.de Einzelheft 25,– € inkl. MwSt. und Versand/Porto Bestellnummer 2134-2009 Beilagenhinweis: Diese Ausgabe enthält folgende Beilagen: Verlag Ernst & Sohn GmbH & Co. KG, 10245 Berlin

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Anzeigenverkauf Sylvie Krüger Tel. +49 (0) 30 470 31-260, Fax +49 (0) 30 470 31-230 sylvie.krueger@wiley.com Es gilt die Anzeigenpreisliste 2020. Bankverbindung J.P. Morgan AG Frankfurt IBAN DE55 5011 0800 6161 5174 43 BIC/S.W.I.F.T.: CHAS DE FX Gestaltung/Satz LVD GmbH, Berlin Druck Meiling Druck, Haldensleben © 2020 Wilhelm Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische ­ issenschaften GmbH & Co. KG, Berlin W Die in dem Special veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich ­geschützt. Alle Rechte, insbesondere das des Nachdrucks und der ­Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Specials darf ohne vorherige Zustimmung des Verlages gewerblich als Kopie vervielfältigt, in elektronische Datenbanken aufgenommen oder auf CD-ROM vervielfältigt werden. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen in erster Linie die persönliche Meinung der Verfasserin oder des Verfassers dar. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotografien übernimmt der Verlag keine Haftung.

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Dichtheitsüberwachung von Flachdächern ist Stand der Technik

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Impressum

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Echtzeitmonitoring von Flachdächern – ein smarter Ansatz für mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit

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Starkregen-Gefahr: Risiko-Karten für Städte und Gemeinden gefordert

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Nutzung von Dächern als Regenauffangflächen

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Balkonsanierung in Bonn am Rhein

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DHL Logistikzentrum, Hannover: Sanierung am laufenden Band

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Flachdachdämmplatte: Hagelwiderstand deutlich besser als gefordert

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Adrian Dobrat

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Das Flachdach als Nutzdach: Wohnzimmer im Freien und Energielieferant

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Neueinstufung von Bitumen in der aktuellen MAK-Liste

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Flachdach mit Dachbegrünung: Schichtaufbau bei gefällelosen Dächern

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Das Flachdach optimal nutzen: Was für Potenziale

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Effiziente Flachdachsanierung mit EPDM-Planen

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