Ernst & Sohn Sonderheft Flachdächer 2019

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Flachdächer

Ernst & Sohn Special April 2019 A 61029

–  Flachdach – Neubau und Sanierung –  Flachdächer aus Holz –  Flachdachplanung –  Abdichtungstechnik –  Gebäudebegrünung –  Flachdachentwässerung –  Tageslichtsysteme –  Brandschutz

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riluFORM FORM Bauwerksabdichtungen aus Beton Zu Ihren Projekten finden wir die richtige Planung, Konstruktion und Ausführung ... Sie erhalten Hilfe bei der Planung, z.B.:

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Umkehrdach über dem Foyer Grand Hotel & Spa Kurhaus Ahrenshoop

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Editorial

Mehr als 40 Jahre Engagement fürs Flachdach

Betrachten wir den Bereich der Dachabdichtung in Deutsch­ land, blicken wir auf einen gesättigten Markt, in dem zu oft allein der Preis bestimmend für Material und Verarbeitung ist. Dabei stehen vielfältige und unterschiedliche Systeme nebeneinander. Die Dachabdichtung ist auf einem techni­ schen Stand angelangt, der hohe Dauerhaftigkeit in puncto Funktionalität garantiert. Langfristig erfolgreiche Herstel­ ler überzeugen und punkten durch Qualität. Lange Nut­ zungsdauer, hohe Funktionalität, leichte Verarbeitung und zusätzliche Mehrwerte sind wichtige Aspekte, die ein Pro­ dukt im Bereich der Dachabdichtung mitbringen muss. Doch nicht nur die Produkte müssen stimmen. Sie müssen auch fachgerecht eingebaut werden. Hier zeigt sich im Dachdeckerhandwerk dasselbe Bild wie in den meisten Gewerken: Fachkräfte fehlen bereits heute, der Nachwuchs sowieso. Auch Industrieverbände und Hersteller stellen sich dieser Herausforderung. Sie unterstützen beispiels­ weise die „Aktion Dach“ des Dachdeckerhandwerks und bieten Fachinformationen, Schulungen und viele weitere Services für Planer und Verarbeiter an. Wer als Hersteller diese Zusatzleistung übernimmt, verabschiedet sich gleich­ zeitig vom Billigprodukt. Hochwertige Abdichtungssysteme und Preiskampf schließen einander aus. Denn gute Qualität hat nun einmal ihren Preis. Für all dies – die bestmögliche Produktqualität, den hohen Branchenstandard und die Weiterbildung der Pla­ ner und Verarbeiter – steht der DUD als Branchenverband. Seit mehr als 40 Jahren engagieren wir uns für einheitliche Normen und Standards. Bereits in den 1980er-Jahren hat der DUD dazu für Kunststoff- und Kautschukbahnen sein Qualitätsprofil herausgebracht, ergänzt durch entspre­ chende Werkstoffdatenblätter und Verlege-Richtlinien. Dieser Branchenstandard floss schließlich in die nationale und europäische Normung mit ein. Diese lange und erfolgreiche Tradition haben wir in unserem Jubiläumsjahr 2018 aufgegriffen. Mit unserer neuen „Technischen Regel für die Abdichtung genutzter und nicht genutzter Dächer mit Kunststoff- und Elastomer­

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bahnen“ machen wir den aktuellen Stand der Technik für Lernende, Lehrende, Planer und Anwender gleichermaßen praxisnah greifbar. Denn in der Weiterbildung und Qualifi­ kation sowie der herstellerübergreifenden Information se­ hen wir nach wie vor eine unserer vorrangigen Aufgaben. Neben der übergeordneten Publikation und Verbandsakti­ vität zählt dazu das jeweilige individuelle Engagement der unter unserem Dach vereinten Hersteller mit Praxisschu­ lungen und Seminaren. Und auch die enge Kooperation und der Dialog mit anderen Institutionen, z. B. dem Zent­ ralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), über die unser Know-how in die Aus-und Weiterbildung und in die Regelwerke eingebunden wird, ist eine wichtige Facette dieses Strebens. Mit der neuen „Technischen Regel“ haben wir erneut einen wichtigen Meilenstein gesetzt. Doch schon jetzt war­ ten weitere, große Aufgaben auf uns. Die Themen Ökolo­ gie und Nachhaltigkeit treiben auch unsere Branche um. Die effiziente Nutzung von Ressourcen, das Vermeiden schädigender Einflüsse auf die Umwelt und die Möglich­ keiten zum Recycling sind Fragen, mit denen sich alle Branchenteilnehmer konfrontiert sehen. Über den gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über die Nutzung bis zur Wiederverwertung können Kunst­ stoffdachbahnen heute beste Werte erzielen und sind damit ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Bauens. Bei­ spielsweise stehen Kunststoffdachbahnen für die Eigen­ schaft, keine Wurzelgifte freizusetzen. Unsere Hersteller verfügen über Umweltproduktdeklarationen (EPDs) für ihre Produkte. Und mit ROOFCOLLECT® steht dem Markt ein etabliertes Sammel- und Recyclingsystem für Kunststoff­ dach- und Dichtungsbahnen zur Verfügung. Vorreiter für und bis zur Einführung dieses Systems waren die deutschen Hersteller. All das zeigt: Gemeinsam müssen und können wir viel erreichen – bei allen großen Herausforderungen der Bran­ che. Ob Förderung von Nachwuchs und Fachkräften, Stei­ gerung der Qualität des Bauens oder das Thema Nachhal­ tigkeit und Kampf gegen den Klimawandel. Wir nehmen die Zukunftsaufgaben an und werden gemeinsam Akzente setzen.

Adrian Dobrat Geschäftsführer des Industrieverbandes der Produzenten von Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen DUD e. V.

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Inhalt

Die geometrisch-klare und offen-moderne Architektursprache mit ihren typischen Flachdachkonstruktionen ist typisch für das Bauhaus, das in diesem Jahr 100 Jahre alt wird. Um die Dachflächen sicher abzudichten, kamen damals zumeist Teerdachpappe oder teerfreie Dachbahnen auf Bitumenbasis zum Einsatz. Bei den Sanierungen seit den 1970er-Jahren wurde dieser Aufbau sukzessive durch moderne Polymerbitumenbahnen ergänzt bzw. ersetzt. Flachdächer in der Weißen Stadt und der Hufeisensiedlung in Berlin, der Meisterhäuser in Dessau und der Weißenhofsiedlung in Stuttgart belegen die Langlebigkeit dieser Abdichtung. Bitumenbahnen kommen heute auf zwei Dritteln aller Flachdächer in Deutschland zum Einsatz und haben sich damit als wichtigstes Abdichtungsmaterial etabliert. (s. Beitrag auf S. 6–8, Foto: icopal GmbH)

Special 2019 Flachdächer

EDITORIAL   3

Adrian Dobrat Mehr als 40 Jahre Engagement fürs Flachdach

FLACHDACH – NEUBAU UND SANIERUNG   6

100 Jahre Bauhaus: Aufbruch in die Moderne

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Wolfgang Ernst Volkswirtschaftliche Betrachtung und Risikobewertung von Flachdächern

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Das Flachdach wird smart – Sensoren für Dächer mit langer Lebensdauer

18 Flachdachdämmung bei Industriebauten: Schallschutz gewinnt mehr und mehr an Bedeutung 19

Thermisch getrennter Stahl-Aufsetzkranz für den Wohn- und Verwaltungsbau

FLACHDÄCHER AUS HOLZ 20

Flachdächer in Holzbauweise – dauerhafte Lösungen sind gefragt

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Aufstockungen bringen neuen Wohnraum

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Alexander Stahr, Cristoph Dijoux, Martin Dembski, Lukas Franke Zollinger – ein Flachdach der etwas anderen Art

FLACHDACHPLANUNG 29

Tipps für sicheren Dachzugang

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Bernd Nusser, Julia Bachinger Planungshilfe Flachdach – interaktives Onlinetool zur Flachdachplanung

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Innovativ gelöst: Gerüstsystem macht Dachsanierung in Koblenz möglich

ABDICHTUNGSTECHNIK Ernst & Sohn Special 2019 Flachdächer A61029 Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG Rotherstraße 21 D-10245 Berlin Telefon: (030) 4 70 31-200 Fax: (030) 4 70 31-270 info@ernst-und-sohn.de www.ernst-und-sohn.de

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WBB-Liste 2019 „Wurzelfeste Produkte“

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Neue DUD-Fachregel: dauerhafte Dachabdichtung mit Kunststoffbahnen

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Heini-Klopfer-Skiflugschanze: Auf zu neuen Weiten!

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Langzeitverhalten von RESITRIX® EPDM-Dichtungsbahnen

GEBÄUDEBEGRÜNUNG 40

Gunter Mann Mehr Lebensqualität: Lärmminderung durch Gebäudebegrünung

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Dachbegrünung: grüne Lungen für Metropolregionen

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Grünes Paradies versteckt Autos – Tiefgaragen sinnvoll nutzen

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Industriedächer dauerhaft und sicher begrünen

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Inhalt

Abdichtung leichtgemacht – für Dach, Fassade, Bauwerk

FLACHDACHENTWÄSSERUNG 56

Entwässerung: Regen auf Zeitreise

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Kommentare zu den neuen Abdichtungsnormen

62 Kaskadenentwässerung reduziert die Anzahl der Fall­ leitungen 64 Rinnen für Flachdächer, Fassaden- und Terrassen­ entwässerung 65 Robust gegen Rost: Dachrinnen setzen Flachdächer in Szene 67 Flachdachablauf für eine zeitgemäße Freispiegel­ entwässerung 68

Gründach des Jahres

TAGESLICHTSYSTEME 69 Flachdachfenster für moderne Bauprojekte: Funktionen, die auch optisch glänzen 70 Viel Tageslicht – wenig Hitze: Lichtbandsystem mit Sonnenschutz 71

Flachdachfenster – Tageslicht mit System

72 Flachdachfenster-Systemerweiterung für mehr Funktionalität und Komfort 73

Attraktive Sanierungslösung für den Lichtkuppeltausch

BRANDSCHUTZ 76 Rauch zuverlässig ableiten: Leitfaden für den Sachschutz bei Industrie- und Gewerbebauten 79 Vorbeugender Brandschutz: Durchdringungen mit Brandschutzmanschetten

CARLISLE® – WASSERDICHTE LÖSUNGEN FÜR IHRE VISIONEN.

82 Impressum

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Flachdach – Neubau und Sanierung

100 Jahre Bauhaus: Aufbruch in die Moderne

Bild 1.  Die zwischen 1929 bis 1931 auf einer Fläche von 14 ha erbaute Berliner Großsiedlung „Schillerpromenade“, besser bekannt als „Die Weiße Stadt“, wurde 2008 vom UNESCO-Welterbe als „Siedlungen der Berliner Moderne“ eingestuft

Das Bauhaus wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Und mit ihm die charakteristische Flachdacharchitektur, die seinerzeit noch als gestalterische Revolution erlebt wurde. Um die Dachflächen sicher abzudichten, kamen bauzeitlich zumeist Teerdachpappe oder teerfreie Dachbahnen auf Bitumenbasis zum Einsatz. Bei späteren Sanierungen seit den 1970er-Jahren konnte dieser Aufbau nach und nach durch moderne Polymerbitumenbahnen ergänzt bzw. ersetzt werden. Die deutlich verbesserte Qualität im Vergleich zu den Vorgängerprodukten ermöglicht dabei eine optimierte Kälteflexibilität, Wärmestandfestigkeit und Alterungsbeständigkeit der Abdichtung. Wer an das Bauhaus denkt, der hat sofort seine geome­ trisch-klare und offen-moderne Architektursprache mit ihren typischen Flachdachkonstruktionen, ihren puristi­ schen Materialkontrasten und ihren schlanken horizonta­ len Fensterbändern vor Augen. In diesem Jahr feiert die Bewegung, die auf das 1919 durch den Architekten Walter Gropius in Weimar gegründete Staatliche Bauhaus zurück­ geht, ihr 100-jähriges Bestehen. Und dabei zeigt sich: In den knapp 14 Jahren ihres Bestehens hat die später in Des­ sau und Berlin ansässige und 1933 durch die Nazis ge­ schlossene Kunstschule unsere Vorstellung von Architek­ tur und Design so nachhaltig geprägt, dass ihre Ideen bis in die Gegenwart hinein weltweit fortwirken.

zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit ihren zahlreichen Or­ namenten und Verzierungen entwickelten und propagier­ ten Architekten und Designer wie Walter Gropius, Mies van der Rohe und Hannes Meyer eine grundlegend neue Ästhetik, die nicht nur unser Alltagsdesign, sondern auch Architektur und Städtebau revolutionieren sollte. Die Grenzen zu zeitgleich verlaufenden Strömungen der mo­ dernen Architektur wie dem Neuen Bauen, dem Expressio­ nismus, dem Funktionalismus oder dem International Style waren dabei fließend. Über gestalterische Fragestellungen hinaus stand für die Architekten des Bauhauses und des Neuen Bauens vor allem die Schaffung von dringend benötigtem kostengüns­ tigen Wohnraum für die wachsende Stadtbevölkerung im Zentrum ihrer Überlegungen. Gute Beispiele für diesen sozialen Anspruch waren u. a. die von Gropius geplante Wohnsiedlung Dessau-Törten (1926–1928), die von Bruno Taut entwickelte Hufeisensiedlung Britz in Berlin-Neu­

Grundlegend neue Ästhetik Ausgangspunkt für die Gründung des Bauhauses war sei­ nerzeit die bereits durch den Deutschen Werkbund vertre­ tene Idee einer interdisziplinären und bewusst internatio­ nal ausgerichteten Zusammenführung von Kunst, Industrie und Handwerk in einer funktional-minimalistischen und universal gültigen Formensprache. Im strengen Gegensatz zum vorherrschenden Historismus und den „Neo-Stilen“

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Bild 2.  Großflächige Sanierungsarbeiten auf den Dächern der „Weißen Stadt“

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Flachdach – Neubau und Sanierung

Bild 3.  Zuverlässig dicht: Die ca. 25.000 m2 große Dachfläche der „Weißen Stadt“ wurde 2008 umfangreich mit Elastomerbitumenbahnen saniert (Fotos 1–3: icopal GmbH)

kölln (1925–1933) und das Siedlungsprogramm „Neues Frankfurt“ (1925–1930). Parallel dazu prägten Prestigepro­ jekte wie das Bauhausgebäude mit den angrenzenden Meisterhäusern in Dessau (Walter Gropius, 1925–1926) und die 1927 vom Deutschen Werkbund als Modellprojekt vorgestellte Weißenhofsiedlung in Stuttgart das Bild des Neuen Bauens. Sämtlichen Projekten gemeinsam ist, dass sie im Kon­ trast zu den engen und dunklen Mietskasernen der Groß­ stadt die Vision von „Licht, Luft und Raum“ verfolgten und sich dazu einer radikal-neuen Ästhetik bedienten, die sich ohne schmückendes Beiwerk in erster Linie aus der Funktion ergab. Die offen zur Schau gestellte Reduktion folgte dabei nicht nur ästhetischen Zielen, sondern sollte vor allem auch den Einsatz von industriell vorgefertigten und auf der Baustelle zusammengesetzten Bauteilen er­ möglichen, um so einen schnellen und rationellen Baufort­ schritt sicherzustellen.

Architektur-Ikonen des Neuen Bauens in Dessau, Stuttgart und Berlin Eine einheitliche architektonische Stilistik hatten die Ar­ chitekten des Bauhauses zunächst nicht beabsichtigt. Vor­ herrschend war dennoch die heute so bekannte Gestal­ tung mit ihren scharfen Geometrien, ihren strahlend weiß verputzten Fassaden, den klaren Materialkontrasten von Stahl, Glas und Beton sowie dem charakteristischen, sei­ nerzeit als gestalterische Revolution erlebten Flachdach. Prototypisch waren in dieser Hinsicht vor allem die von Walter Gropius gestalteten Meisterhäuser in Dessau. Das in unmittelbarer Nähe zum dortigen Bauhausgebäude ge­ legene und zeitgleich mit diesem 1926 fertiggestellte En­ semble umfasst drei Doppelwohnhäuser und ein Einzel­ wohnhaus für die Bauhauslehrer und zählt bis heute zu den wichtigsten Zeugnissen der Bauhaus-Architektur. Nach der Schließung des Bauhauses im Frühjahr 1933 und nach ihrer teilweisen Zerstörung während des Krieges waren die Bauten nach 1945 nur wenig beachtet und teil­ weise als Poliklinik genutzt worden. Dabei verwahrlosten sie immer mehr, zudem wurden wichtige Funktionszusam­ menhänge durch bauliche Eingriffe verändert. Erst seit den 1990er-Jahren wurde damit begonnen, die Häuser sukzes­ sive in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen.

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Zwischen 1998 und 2001 erfolgte die Sanierung des Meis­ terhauses von Georg Muche und Oskar Schlemmer. Bei der Neuabdichtung der vorhandenen Flachdachfläche musste dabei zunächst der vorhandene Aufbau komplett abgetragen werden. Oberhalb der bauzeitlichen ZiegelFüllkörperdecke und einer Gefälledämmung mit Polysty­ rolhartschaumplatten sorgt seitdem eine zweilagige Ab­ dichtung mit modernen kaltselbstklebenden Polymerbitu­ menbahnen für einen sicheren Schutz gegen Feuchtigkeit. Eine weitere Ikone des Neuen Bauens ist die 1927 vom Deutschen Werkbund initiierte und von führenden Architekten der Zeit umgesetzte Weißenhofsiedlung in Stuttgart. Zu den bekanntesten Projekten zählt dort der viergeschossige Wohnblock von Ludwig Mies van der Rohe. Der streng reduzierte, optisch durch langgestreckte horizontale Fensterbänder untergliederte Bau setzt sich zusammen aus vier Reihenhäusern, die insgesamt 24 Miet­ wohnungen mit Flächen zwischen 48 und 80 m2 zur Ver­ fügung stellen. Die Ausbildung des Hauses als moderne Stahlskelettkonstruktion ermöglichte die Umsetzung un­ terschiedlicher Grundrisse mit nichttragenden Trennwän­ den. Im Rahmen der letzten Sanierung erfolgte auch hier eine grundlegende Modernisierung des Dachaufbaus. Um einen langfristig sicheren Schutz der Bausubstanz zu er­ reichen, wurde der vorhandene, in den 1980er-Jahren auf­ gebrachte Aufbau vollständig zurückgebaut und neu aus­ geführt. Über einer Elastomerbitumen-Dampfsperrbahn, einer PUR-Hartschaumgefälledämmung und einer partiell eingebrachten Dämmstoffschüttung kamen dabei eine Elastomerbitumen-Kaltselbstklebebahn und eine Elasto­ merbitumenschweißbahn zum Einsatz. Die Umsetzung der Ideale des Neuen Bauens in noch größerem Maßstab zeigt die Berliner Großsiedlung „Schil­ lerpromenade“, die aufgrund ihrer strahlend-weiß verputz­ ten Häuser bis heute „Die Weiße Stadt“ genannt wird. Die in enger Zusammenarbeit der drei Architekten Bruno Ah­ rends, Wilhelm Büning und Otto Rudolf Salvisberg und unter Zuhilfenahme rationaler Fertigungsmethoden errich­ tete Anlage setzt sich zusammen aus offen gruppierten, jeweils drei- bis fünfgeschossigen Rand- und Zeilenbauten, die insgesamt ca. 1.300 Wohnungen bereitstellen. Die erste Grundsanierung der Siedlung erfolgte zwi­ schen 1949 und 1954 entsprechend dem bauzeitlichen Vor­ bild. Seit 1982 sorgt außerdem ein denkmalpflegerisches Erneuerungsprogramm für regelmäßige Instandsetzungen.

Bild 4.  Durch ihre programmatische Ausrichtung und die funktional-geometrische ­Architektur gilt die 1927 in Stuttgart errichtete Weißenhofsiedlung bis heute als ­Prototyp des Neuen Bauens (Foto: Tobias Kindtner, Architekturbüro Vix)

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Flachdach – Neubau und Sanierung

Darauf aufbauend wurde 2008 ein umfangreiches Energieund Holzschutzgutachten für die Siedlung in Auftrag gege­ ben, in dem u. a. festgestellt wurde, dass die Dachstühle der Häuser weitgehend ungedämmt und in einigen Bereichen stark beschädigt waren. Schon kurz darauf wurde deshalb mit der nachhaltigen Sanierung der Häuser begonnen. Pa­ rallel dazu wurde auch die insgesamt ca. 25.000 m2 große Dachfläche umfangreich modernisiert. Im Rahmen der Maßnahme wurden ausgehend vom bestehenden Kaltdach­ aufbau zunächst der aufgeständerte Dachstuhl saniert und eine neue Holzschalung sowie eine 200 mm dicke Mineral­ wolldämmung eingebracht. Anschließend kam ein zweila­ giger Systemdachaufbau zum Einsatz. Oberhalb der neuen Rauspundschalung wurde dabei zunächst eine kaltselbst­ klebende Elastomerbitumenbahn verlegt, als Oberlagsbahn wurde eine Elastomerbitumen-Schweißbahn mit einer hochwertigen Kombinationsträgereinlage verwendet.

Langlebige Flachdachabdichtung Mit der zunehmenden Verbreitung von Flachdächern seit den 1920er-Jahren erlebte auch die Abdichtung mit Teer­ dachpappe und zunehmend auch teerfreien Dachpappen einen historischen Boom. Schnell wurden dabei auch tech­ nische Probleme sichtbar. Als große Herausforderung er­ wiesen sich insbesondere temperaturbedingte Spannungen und Verformungen, die in Einzelfällen auch zu Rissbildun­ gen der Abdichtung und damit zum Eintritt von Feuchtig­ keit in die Bausubstanz führten. Beim vdd (damals Verband deutscher Dachpappen­ fabrikanten) hat man diese Kinderkrankheiten frühzeitig

Alles was bei der Abdichtung oder Sanierung von Flachdächern zu beachten ist, enthält der Band „Technische Regeln – abc der Bitumenbahnen“. Das Buch ist wahlweise auch als EBook für Smartphones und Tablet-PCs erhältlich. Auf 328 Seiten bietet das Regelwerk eine umfassende Grundlage für die Planung und Ausführung von ­Abdichtungen mit Polymerbitumen- und Bitumenbahnen. Die 6. Auflage vom November 2017 wurde vollständig überarbeitet unter Berücksichtigung der Normenreihe DIN 18531 bis DIN 18535. Bestellungen: www.derdichtebau.de/abc erkannt und schon in den 1920er-Jahren mit vielfältiger Normungsarbeit begonnen. 1928 konnten daraufhin die ersten DIN-Normen für Bitumendachpappen vorgestellt werden. Nach und nach gelang es so, die Qualitätsstan­ dards der eingesetzten Bitumenbahnen immer weiter zu verbessern, neue Verarbeitungsmöglichkeiten zu entwi­ ckeln und neue Materialien für die Herstellung nutzbar zu machen. Ein wichtiger Meilenstein aus heutiger Sicht war die Entwicklung von polymermodifizierten Bitumenmas­ sen seit Mitte der 1970er-Jahre. Die Zugabe von Polymeren (Plastomeren und Elastomeren) ermöglicht nicht nur eine deutliche Verbesserung der Kälteflexibilität und Wärme­ standfestigkeit, sondern optimiert auch die elastische Ver­ formbarkeit und das Alterungsverhalten von Bitumenbah­ nen. Nicht zuletzt aufgrund dieser vielfältigen Fortschritte bei der Qualität der Abdichtung hat sich das Flachdach heute als gängige Dachform durchgesetzt. Bitumenbahnen kommen dabei auf zwei Dritteln aller Flachdächer in Deutschland zum Einsatz und haben sich damit als wich­ tigstes Abdichtungsmaterial etabliert. Kein Wunder, denn moderne High-Tech-Bitumenbahnen verbinden eine hohe Material- und Verarbeitungsvielfalt mit einer optimierten Temperaturbeständigkeit und mechanischen Belastbarkeit und lassen sich gleichzeitig sicher in einem zweilagigen Aufbau verarbeiten und einfach sanieren. Und von diesen vielfältigen Vorteilen profitieren nicht nur Neubauten, son­ dern auch die vielfach denkmalgeschützte Architektur aus der Ära des Bauhauses und des Neuen Bauens. Weitere Informationen:

Bild 5.  Die Hufeisensiedlung Britz in Berlin-Neukölln weist viele der am Bauhaus ­vertretenen Gestaltungsprinzipien auf und steht mittlerweile unter Denkmalschutz (Foto: www.tautes-heim.de/Ben Buschfeld)

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vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen e.V. die bitumenbahn GmbH Mainzer Landstraße 55, 60329 Frankfurt/M. Tel. (069) 25 56-13 14/13 15, Fax (069) 25 56-16 02 info@derdichtebau.de, www.derdichtebau.de

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Flachdach – Neubau und Sanierung

Wolfgang Ernst

Volkswirtschaftliche Betrachtung und Risikobewertung von Flachdächern Die Gebäudehülle, vor allem das Flachdach, verzeiht keine ­Fehler und Schwachstellen, denn diese führen unweigerlich zu Bauschäden. Sie sind vermeidbar, wenn alle am Bau Beteiligten über das notwendige Fachwissen verfügen und dieses integral in das Projekt einbringen – vom Entscheidungs- über den Entwicklungs- und Planungsprozess bis hin zur Ausführung. Ein wichtiges Hilfsmittel zur Qualitätskontrolle der einzelnen Planungsund Bauphasen ist die für das Flachdach angepasste Auswirkungsanalyse der Europäischen Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V., deren konsequente Anwendung Bauschäden deutlich mindern, damit die Qualität verbessern und die Wirtschaftlichkeit erhöhen könnte. In den vergangenen zehn Jahren ist ein kontinuierlicher Anstieg der Bauschäden festzustellen. Sowohl aus der Sicht der Verbraucher als auch aus volkswirtschaftlicher Sicht zeigen die aktuellen, Ende 2018 veröffentlichten Statistiken eine bedenkliche Entwicklung auf. Hierbei zeichnet sich deutlich ab, dass Feuchtigkeit im Baukörper bzw. Abdich­ tungsundichtigkeiten ein Problem von tendenziell zuneh­ mender Bedeutung sind [1]. Daher müssen unbedingt An­ strengungen unternommen werden, die der stetigen Zu­ nahme der Bauschäden entgegenwirken. Dabei steht an erster Stelle die Schärfung des Problembewusstseins aller Baubeteiligten: Bauherr/Auftraggeber/Generalunterneh­ mer, Projektsteuerer, Architekt/Bauingenieur/Fachplaner und Ausführungsfirmen/Verleger.

Wirtschaftswachstum Das Marktforschungsinstitut BauInfoConsult hat für das Jahr 2017 Sanierungskosten für den gesamten Baubereich in Deutschland von ca. 14,9 Milliarden € ermittelt, davon entfallen ca. 10 % auf das Bauteil Dach [2]. Vordergründig kann man vielleicht damit argumentieren, dass bei Bau­ mängel das Sanierungsgewerbe belebt wird und deswegen das Bruttoinlandsprodukt (BIP) steigt. Es gibt Leute, die

halten deshalb Bauschäden für etwas Positives, denn sie „kurbeln ja das Baugeschäft an“ [3]. Erwähnen muss man in diesem Zusammenhang auch die Entstehung neuer In­ dustriezweige, die es ohne Fehler und Schwachstellen im Bauablauf nicht geben würde.

Vermögensvernichtung Vielfach wird ignoriert, dass durch Baumängel Vermögen vernichtet wird. Das heißt im Klartext, dass bei Vernichtung von Bausubstanz mindestens das 25-Fache davon umge­ setzt werden muss, um einen mangelfreien Zustand nach­ träglich herzustellen. Hätte man gleich mängelfrei gebaut, hätte man weniger arbeiten müssen und weniger Energie und Rohstoffe verbraucht, ohne deswegen ärmer zu sein. Der Wert einer Immobilie steigt nicht mit den zusätzlichen Kosten, er lässt sich – außer bei Objekten der „besonderen Vorliebe“ – lediglich am Nutzen messen, und der ist be­ kanntlich stark eingeschränkt, wenn Wasser ins Objekt läuft. Welche Lehre ist also zu ziehen? „Bauschadensverhütung ist die erste Bürgerpflicht im Bauwesen“ [3].

Verantwortlichkeit BauInfoConsult Marktforschung hat zur Frage nach der Verantwortlichkeit von mängelbedingten Sanierungskos­ ten Ansichten der jeweiligen Berufsgruppen am Bau ge­ sammelt [2]. Dabei kann man sich kaum des Eindrucks erwehren, dass jede Berufssparte gerne mit dem Finger auf die anderen Akteure zeigt. Viele der in der Studie be­ fragten 150 Bauunternehmer beispielsweise schieben den Schwarzen Peter vor allem den Architekten zu: Jeder dritte Bauunternehmer (35 %) sieht vor allem die Planer als Feh­ lerkostenverursacher. Allerdings räumen 31 % der Bau­ unternehmer ein, dass auch ihre eigenen Fachkollegen für Fehlerkosten verantwortlich sind. Jeder vierte telefonisch befragte Bauunternehmer sieht darüber hinaus auch die Behörden (25 %) sowie die öffentlichen Bauherren (23 %) als ausschlaggebende Fehlerkostenverursacher an. Das Er­ gebnis ist für die Schwarze-Peter-Haltung in der Branche bezeichnend: Die Mehrheit der Architekten schiebt ihrer­ seits die Entstehung von Fehlerkosten ausgerechnet den ausführenden Unternehmen in die Schuhe. Dies ist nicht verwunderlich, denn die „alten“ Fachkräfte, die noch in der Lage waren, nicht geplante Abdichtungsdetails einiger­ maßen fachgerecht auszuführen, gibt es (leider) nicht mehr [3] und deshalb wird immer öfter das „Nichtplanungshilfs­ mittel“ Flüssigkunststoff (Bild 1) verwendet.

Das System Flachdach

Bild 1.  Nicht fachgerechte Anwendung des „Nichtplanungshilfsmittels” Flüssigkunststoff

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Betrachtet man das Flachdach als (Abdichtungs-)System und analysiert die Ursachen der bisherigen Schäden, liegt es nahe, zur Minderung der Bauschäden und Verbesserung der Bauqualität ein langzeitbewährtes und allgemein ver­ ständliches Methodenmodell zugrunde zu legen, mit dem die einzelnen Zusammenhänge und Abhängigkeiten bild­

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Flachdach – Neubau und Sanierung

lich, allgemein verständlich, kompakt dargestellt und in wenigen Minuten erläutert werden können. Dies ergab sich einerseits aus den Erkenntnissen des ddD e. V., dass bei Planern immer öfter fehlende Grundkenntnisse in der Abdichtungstechnik festgestellt wurden, und andererseits aus den sich häufenden Mitteilungen von Architekten, dass immer mehr Auftraggeber den Vorschlag (aus Kosten­ gründen) ablehnen, Sonderfachleute für die Abdichtung hinzuzuziehen. Die Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V. hat deshalb seit Jahren in Anlehnung an die DIN EN 60 812 – Analysetechniken für die Funktions­ fähigkeit von Systemen/Verfahren für die Fehlerzustands­ art­ und ­auswirkungsanalyse (FMEA) diese Methode für den Bereich der Flachdächer modifiziert. FMEA ist die Ab­ kürzung für Failure Mode and Effects Analysis; auf Deutsch: Fehler­Möglichkeiten­Einfluss­Analyse, oder einfach: Aus­ wirkungsanalyse.

sind und über langjährige Praxiserfahrung auf dem Gebiet der Abdichtung verfügen.

Auswirkungsanalyse

– Lebenszyklusbetrachtung des Bauwerks mit eindeutiger Definition der zu erwartenden Nutzungsdauer des Bau­ teils als verbindliche Vorgabe, – Auswahl der Fachleute nach Referenzen und Hinzuzie­ hen von Experten im Einzelfall, – materialgerechte Planung und – fachqualifizierte Ausschreibung mit besonderen Anfor­ derungen an die Qualität der Abdichtung für die vorge­ sehene Nutzungsdauer, – technische Ausstattung des Unternehmers, – Mitarbeiterqualifikation, Schulungsnachweise, – materialspezifische Verarbeitungshinweise, gegebenen­ falls Verbot von Materialwechsel, – Eigenüberwachung, – Beschreibung der Abnahmekriterien.

Die Auswirkungsanalyse ist eine Methode, mit der man Fehler in Herstellungsprozessen erkennen, in ihrer Aus­ wirkung einschätzen und so die Ursachen abstellen kann – wenn man will. Das Anwendungsgebiet hat sich aufgrund der äußerst einfachen Handhabung sowie der neutralen Anwendung für viele Herstellungsprozesse bewährt. Die Auswirkungsanalyse ist eine sinnvolle Ergänzung bewähr­ ter Planungs­, Anwendungs­ und Ausführungsmethoden und deshalb für das schadensträchtige Bauteil Flachdach zur Vermeidung von Bauschäden bestens geeignet. Was bringt eine Auswirkungsanalyse? Durch das frühe Beschäftigen mit möglichen Fehlerquellen wird eine Strategie der Fehlervermeidung anstatt aufwendiger Scha­ densbeseitigung verfolgt. Durch die Risikobewertung kön­ nen kritische Komponenten gefunden und Schwerpunkte zur Verhütung von Fehlern gesetzt werden. Die mit der Auswirkungsanalyse erzielte Qualitätsstei­ gerung senkt die Gefahr, dass für den Besteller/Auftrag­ geber folgenschwere und kostenaufwendige Schäden auf­ treten. Dem verhältnismäßig marginal höheren Aufwand zu Beginn steht die Vermeidung von Spätfolgeschäden gegenüber, die meist erst nach Ende der Gewährleistungs­ zeit auftreten. Weitere Vorteile der Auswirkungsanalyse sind die Steigerung des Qualitätsbewusstseins der Beteilig­ ten und der fachübergreifende Wissensaustausch.

Risikobewertung Der Bau eines dauerhaft dichten Flachdachs ist ein jeweils objektspezifisch optimierter Herstellungsprozess. Bei einer bildlichen Darstellung der jeweiligen Funktionszusammen­ hänge können Fehler oder Fehlermöglichkeiten dargestellt und analysiert werden. Dann kann das Risiko anhand ei­ ner Risikoprioritätszahl (RPZ) ermittelt werden. Dabei spielen die Faktoren Fehlerwahrscheinlichkeit und Ent­ deckungswahrscheinlichkeit eine primäre Rolle. Daraus ergibt sich dann die Bedeutungsschwere des Schadens, die ergänzend konstruktionsbezogen gewichtet wird. Es ver­ steht sich von selbst, dass eine solche Auswirkungsanalyse nur von erfahrenen Experten durchgeführt werden kann, die mit der zu bewerteten Materie ausreichend vertraut

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Die Auswirkungsanalyse basiert auf drei Säulen: – Fehlerwahrscheinlichkeit, – Entdeckungswahrscheinlichkeit und – Schweregrad des Schadens. Die Bewertungskriterien nach dem Pflichtenheft der Euro­ päischen Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V. sind u. a.: Fehlerwahrscheinlichkeit Die Fehlerwahrscheinlichkeit ist in der Entscheidungs­, Entwicklungs­ und Planungsphase besonders groß. Dies betrifft primär den Besteller und dann die von ihm beauf­ tragten Fachleute. Die Fehlerwahrscheinlichkeit kann deut­ lich reduziert werden durch

Entdeckungswahrscheinlichkeit Mit der Entdeckungswahrscheinlichkeit können Fehler­ wahrscheinlichkeiten größtenteils kompensiert werden, wenn z. B. eine technische Abnahme (Zustandsfeststellung der Abdichtung) durch einen auf dem Gebiet der Abdich­ tung erfahrenen Experten erfolgt oder er die Ausführung baubegleitend betreut. Als Bewertungskriterien sind hier­ bei zu berücksichtigen: – Art und Umfang der Baudokumentation, – Umfang der täglichen Eigenkontrollen des Unterneh­ mers, – Leistungskontrolle und ­überwachung der Bauleitung, – Art, Umfang und Häufigkeit von Fremdkontrollen, – baubegleitende Qualitätssicherung. Die Entdeckungswahrscheinlichkeit ist äußerst gering, wenn keine, eine stillschweigende oder konkludente Ab­ nahme erfolgt. Dies betrifft auch Abnahmen durch bloße Inaugenscheinnahme durch abdichtungsunerfahrene Per­ sonen bzw. wenn besondere Fachkunde vorgetäuscht wird und nur der momentane Zustand, jedoch nicht die Man­ gelfreiheit attestiert wird. Dies erfolgt bei Flachdächern oft durch nicht aussagekräftige Dichtigkeitsprüfungen und Zertifikate von sogenannten Überwachungsvereinen, die diese auf Anweisung ausstellen, ohne die Dachfläche zu kennen.

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Flachdach – Neubau und Sanierung

Schweregrad des Schadens Der Schweregrad des Schadens ist abhängig von der Bauart des Flachdaches. Ein besonderer Schweregrad des Scha­ dens kann beispielsweise bei einem begrünten Flachdach mit aufgeständerter PV­Anlage gegeben sein. Die Einschät­ zung ist jeweils objektspezifisch durch langzeiterfahrene Sachverständige vorzunehmen, denn es kann keine allge­ meine Vorgabe geben. Berücksichtigt werden z. B. Aufbau, Schichtfolge, mit/ohne Auflast, genutzte/ungenutzte Dachfläche, Kiesschüttung, Begrünung, zusätzliche PV­Anlage, Materialqualität der Abdichtung, Art und Ausführung der Dampfsperre, Unterläufigkeit, Abschottungen, – Dachdurchdringungen, Aufbauten sowie – eventuelle Neubewertung nach erfolgter Mängelbeseiti­ gung.

Dargestellt kann ferner werden, dass bei einer fach­ qualifizierten Baubegleitung und technischer Abnahme (Zustandsfeststellung) durch einen Experten die Fehler in der Entscheidungs­, Entwicklungs­ und Planungsphase größtenteils kompensiert werden können (RPZ 30) (s. Bild 4). Eine Optimal­Lösung mit dem geringsten Risiko ist die durchgehende Bearbeitung bzw. beratende Tätigkeit eines erfahrenen Sonderfachmanns für das Flachdach (RPZ 1) (s. Bild 5). Ist eine Dachfläche einem besonders hohen Bean­ spruchungsrisiko ausgesetzt, wird in der Matrix verdeut­ licht, dass nur durch besondere Anforderungen in der Ent­ scheidungs­, Entwicklungs­ und Planungsphase eine RPZ 30 erreicht werden kann (s. Bild 6). Aus der bisherigen Erfahrung sollte eine RPZ 30 die Obergrenze darstellen, denn bei einem höheren RPZ­Wert ist das Risiko nicht mehr tolerierbar.

Bewertungen In einer Matrix (Bild 2) können die Bewertungskriterien verdeutlicht werden – hier beispielsweise ein hoher Risiko­ faktor und eingeschränkte Nutzungsdauer, wenn in der Entscheidungs­, Entwicklungs­ und Planungsphase keine Anforderungen gestellt werden, die Ausführung ohne bau­ begleitende Kontrolle durchgeführt wird und keine techni­ sche Abnahme (Zustandsfeststellung) der Abdichtung er­ folgt (RPZ 250) (s. Bild 3).

Entwicklung Schuld an der hier aufgezeigten Entwicklung sind aus­ nahmslos alle Baubeteiligten, die in der Vergangenheit zu bequem waren, Verantwortung zu übernehmen, diese im­ mer den anderen überlassen haben und der Gewohnheit „das haben wir immer schon so gemacht“, oder „dichte und dauerhaft haltbare Flachdächer müssen doch eigent­ lich selbstverständlich sein, sonst könnte man doch kein Gebäude mit Flachdach planen“ gefolgt sind. Bauherrn

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Flachdach – Neubau und Sanierung Fehlerwahrscheinlichkeit

Entdeckungswahrscheinlichkeit

Schweregrad des Schadens (vor/nach Mängebeseitigung)

Entscheidungs-, Entwicklungs-, Planungsphase

Ausführungs-, Bauleitungsphase Baubegl. Qualitätskontrolle

Bewertung aufgrund objektspezifischer Gegebenheiten

5 keine Bauleitung und Abnahme

5 hoher Risikofaktor/Schweregrad

4

4

3

3 befriedigende Materialqualität

2

2

1 qualifizierte Begleitung/Abnahme

1

Risikobewertung, Nutzungsdauerprognose Annahmewert 5 bis > 50 Jahre, Fehlerfaktor 64 %

Begründung / Kommentar

Bearbeitung

10 keine besond. Anforderungen 9

8 10

RPZ 1

6

1

3

5

4

RPZ 30

3

Reduzierung der Nutzungsdauer

7

2

max. 250

1 alle besondere Anforderungen

Bewertung Fehlerwahrscheinlichkeit Bestandsaufnahme

Bewertung Entdeckungswahrscheinlichkeit Bestandsaufnahme

Bewertung Schweregrad des Schadens Bestandsaufnahme

RPZ: _____

(1 bis 250)

Bewertung Fehlerwahrscheinlichkeit Empfehlung

Bewertung Entdeckungswahrscheinlichkeit Empfehlung

Bewertung Schweregrad des Schadens Empfehlung

RPZ: _____

( max. 30)

Auswirkungsanalyse Erfassungsmatrix mitmit Auswertung: Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes e.V. FMEA-1.2 (a) Erfassungsmatrix Auswertung:Bestand Bestandund und Empfehlung Empfehlung –- Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes DachDach – ddD- e.ddD V. FMEA-1.2 (a) Bild 2.  Auswirkungsanalyse (Grafik: Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V.)

haben oftmals den irrigen Glauben, dass Flachdachkon­ struktionen baugesetzlich geregelt sind und deshalb ewig halten müssen [4]. Der Forderung von inzwischen einigen gemeinnützi­ gen Vereinen und Instituten, dass die Besteller als Ent­ scheidungsträger selbst wieder aktiv sein müssen, wird auch durch eine „verbraucherfreundliche“ Rechtsprechung unterstützt. Der BGH (U1) stellt klar, dass primär die vom

Bild 3.  Risikodach mit eingeschränkter Nutzungsdauer (RPZ 250) – keine besonderen Anforderungen an Qualität und Ausführung, Ausschreibung nach Mindestanforderungen, Billigstpreisvergabe, Ausführung mit (ausländischen) Subunternehmern, keine Abnahme der Abdichtung vor dem Aufbringen der Begrünung: ständige Nachbesserungen infolge temporärer Undichtigkeiten, Komplettsanierung nach 16 Jahren, Schadensursache: mangelhafte Ausführung

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Besteller formulierten vertraglichen Vereinbarungen maß­ gebend sind – man muss diese besonderen Anforderungen also nur definieren und sich nicht der Meinung anschlie­ ßen, dass in den Fachregeln definierte Mindestanforderun­ gen die beste Lösung darstellen, sondern Ergebnisse einer Einigung auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner sind. Da man in keiner DIN-Norm oder Richtlinie Angaben zur wirtschaftlich angemessenen Nutzungsdauer der Abdich­ tung findet, resultiert bereits daraus die Notwendigkeit, diese bauvertraglich zu definieren. Auch sogenannte Risikodächer muss der Besteller nicht hinnehmen. Das OLG Karlsruhe (U2) hat festgestellt, dass die Leistung mangelhaft ist, wenn das Risiko eines zukünftigen Schadens besteht. Auf den Verarbeiter können dabei erhebliche Kosten zukommen. Sobald das Gericht durch ein Sachverständigengutachten überzeugt ist, dass das Risiko weiterer als der stichprobenartig festgestellten Mängel besteht und dass dadurch größere Schäden z. B. an der Bausubstanz im Laufe der Standzeit des Gebäudes auf­ treten können, wird es den Verarbeiter verpflichten, seine gesamte Leistung zumindest zu überprüfen und gegebe­ nenfalls komplett neu zu erbringen. Wenn es sich dabei um technische Mängel handelt, wird sich der Auftragnehmer auch nicht darauf berufen können, dass die Kosten der vollständigen Erneuerung der Leistung unverhältnismäßig hoch sind. Die gesicherte Rechtsprechung ist unmissverständlich und eindeutig. Dennoch gibt es (meist vom Unternehmer beauftragte) Sachverständige, die damit argumentieren, dass „die Anforderungen der technischen Regeln überzogen

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Flachdach – Neubau und Sanierung

sind und sich in der Praxis nicht umsetzen lassen“: „Würde man nach der Prämisse der vollständigen Einhaltung dieser Anforderungen vorgehen, wäre es faktisch unmöglich, Flachdächer herzustellen“. (Der Name des ö. b. u. v. Sach­ verständigen, der dieses äußerte, ist dem Verfasser bekannt.) Sachverständige, die derartige Meinungen vertreten, tole­ rieren nicht nur Baumängel, sondern setzen sich eigen­ mächtig über das bauvertraglich zu erbringende Bau-Soll hinweg. Dies ist (leider) kein Einzelfall. Zur Auswahl eines geeigneten Sachverständigen ist deshalb das ddD e. V.Merkblatt „Anforderungen an Sachverständige“ zu empfeh­ len [7]. Der Architekt muss, sofern er auf einzelnen Fachge­ bieten nicht die erforderliche Sachkunde hat, seinem Bau­ herrn vorschlagen, geeignete Sonderfachleute hinzuzuzie­ hen. Lehnt der Bauherr Sonderfachleute ab, trägt er die Folgen seiner Entscheidungen selbst, wenn er vom Archi­ tekten zuvor entsprechend beraten und auf die möglichen Folgen seines Tuns ordnungsgemäß und rechtzeitig hinge­ wiesen wurde. Unter diesen Voraussetzungen hat er eine strategische bzw. wirtschaftliche Entscheidung getroffen und das finanzielle Risiko der Entwicklung mit möglichen kostenaufwändigen Spätschäden (z. B. vorzeitige Sanie­ rung) bewusst gewählt. Ausblick Aufgrund der nahezu unüberschaubaren Materialvielfalt, der immer höheren gesetzlichen Anforderungen (Energie­ einsparverordnung EnEV, Brandschutz), sowie der ständi­

Bild 4.  Industriedach nach erfolgreicher Mängelbeseitigung (RPZ 30) – keine besonderen Anforderungen an Qualität und Ausführung, Ausschreibung nach Mindestanforderungen, Billigpreisvergabe, Undichtigkeiten noch vor der Abnahme, Verweigerung der Nachbesserung vom GU; vom Bauherrn veranlasst: technische Abnahme durch externe Flachdachexperten mit ausführlichem Mängelprotokoll/ Gutachten, gerichtliche Beweissicherung, danach umfangreiche Mängelbeseitigung gemäß richterlichem Beschluss mit technischer Abnahme (Zustandsfeststellung)

gen Fortschreibung der Fachregeln haben die Anforderun­ gen an die am Bau Beteiligten in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Komplexe Bauteile werden immer komplizierter. Im Mittelpunkt eines Bauvorhabens steht zunehmend der Besteller (Bauherr/Auftraggeber) als Veranlasser der

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Flachdach – Neubau und Sanierung

Bild 5.  Verwaltungsgebäude (RPZ 1) – durchgehende Betreuung durch Sachverständigen, nach den Qualitätsanforderungen des ddD e. V. ausgeführte Dachfläche mit „sehr gut” bewerteter Dachbahn, ausführende Firma mit ddD-Qualitätslabel – Ver­ arbeitung, prognostizierte Nutzungsdauer > 50 Jahre

Bild 6.  Flachdach mit zusätzlich hoher mechanischer Beanspruchung durch Lüftungsinstallationen und PV-Anlage (Fotos 1, 3–6: Wolfgang Ernst)

Baumaßnahme. Dieser muss zukünftig selbst aktiver wer­ den, denn er hat nicht nur das Recht, sondern auch die Verpflichtung, die Baubeteiligten zu überprüfen, den Ent­ scheidungs-, Entwicklungs- und Planungsprozess zu beglei­ ten und durchgehend regelmäßige Qualitätskontrollen zu verlangen. Er kann diese aber auch selbst vornehmen oder einen ausgewiesenen Experten zur begleitenden Qualitäts­ kontrolle beauftragen. Von den Architekten/Bauingenieu­ ren/Fachplanern kann er verlangen, dass sie über das not­ wendige Baufachwissen verfügen, um seine Anforderun­ gen fachgerecht umzusetzen. Um dies richtig einschätzen zu können, kann die Auswirkungsanalyse in der Entschei­ dungs-, Entwicklungs- und Planungsphase ein wichtiges Hilfsmittel sein. Bei entsprechender Anwendung könnten weitere An­ forderungen entstehen, die z. B. auch das Vergaberecht be­ treffen und einen Leistungswettbewerb wieder vor den „zerstörerischen“ Preiswettbewerb rücken. Die Unterneh­ mer, die dann nicht rechtzeitig in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter investiert haben, bisher nur mit (ungeschulten) Subunternehmerkolonnen arbeiten oder aufgrund des „Fachkräftemangels“ nur angelernte ausländische Hilfs­ kräfte einsetzen, werden sich Gedanken machen müssen, wie sie im Wettbewerb zukünftig bestehen können.

Bei einer Lebenszyklusbetrachtung des Bauwerks ist dies dann nicht nur für den Bauherrn/Auftraggeber letzt­ endlich die preiswerteste und wirtschaftlichste Lösung, sondern entlastet sicher auch die gesamte Volkswirtschaft.

Fazit Die einzelnen Schritte von der Entscheidung bis zur Ab­ nahme und Übergabe werden in der für das Flachdach an­ gepassten Auswirkungsanalyse der Europäischen Vereini­ gung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V. übersichtlich er­ fasst und allgemein verständlich dargestellt. Nachdem das System der Auswirkungsanalyse zur Fehler- und Schwach­ stellenvermeidung in verschiedenen Bereichen seit 1963 erfolgreich eingesetzt wird, könnte sich dies flächende­ ckend auch beim System Flachdach bewähren. Bei konse­ quenter Umsetzung ist zukünftig eine deutliche Minderung der Bauschäden und eine damit verbundene Verbesserung der Bauqualität von Flachdächern zumindest möglich.

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Literatur [1] Analyse der Entwicklung der Bauschäden und der Bauscha­ denkosten – Update 2018 Gemeinschaftsprojekt vom Bau­ herren-Schutzbund e. V., der AIA AG und dem Institut für Bauforschung e. V., Abschlussbericht: 30.09.2018, IFB Ber­ lin. [2] Marktforschung BauInfoConsult GmbH, Düsseldorf, Inter­ netbericht 2018: www.baulinks.de/webplugin/2018/1679. php4. [3] Ernst, Wolfgang: Fachbuchreihe Dachabdichtung Dachbe­ grünung, Teil V, Probleme und Lösungen. Pullach 2005 (mit Fachbeitrag von Baurat h. c. Dipl.-Ing. W. Lüftl, Wien). [4] Gammerith, H. Der Sachverständige, Heft 1/97, Wien 1997. [5] Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V., Informationsforum, Ausgabe 35. Diagnose „undichte Fehlstellen“ oder „mangelhafte Ausführung“. Pullach 2018. [6] Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V., Informationsforum, Ausgabe 36. Industrielle Flachdach­ leitdächer – Immer preiswert, nur manchmal mangelfrei und oft mit (tolerierten) Verarbeitungsfehlern. Pullach 2018. [7] Europäische Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V., Merkblatt 5.1 – Anforderungen an Sachverständige. Pullach 2017. Download unter: www.ddDach.org Gerichtsurteile: (U1) BGH, Urteil vom 7.März 2013, VII ZR 134/12, BauR 2013, 952 (U2) OLG Karlsruhe, Urteil vom 29.11.2013 (AZ: 13 U 80/12)

Weitere Informationen: Vereinigung dauerhaft dichtes Dach – ddD e. V. Dipl.-Ing. (FH) Wolfgang Ernst, Präsident Nach DIN EN ISO 17024 zertifizierter Bausachverständiger Wolfratshauser Straße 45 b, 82049 Pullach i. I. Tel. (089) 793 82 22, Fax (089) 793 86 10 ddDach@aol.com, www.ddDach.org

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Flachdach – Neubau und Sanierung

Das Flachdach wird smart – Sensoren für Dächer mit langer Lebensdauer Ein Flachdach kann auch Garten, Erholungspark, Freibad, Spielplatz, Grillecke, Rennstrecke, Sportplatz oder Produktionsstätte für Strom sein. Es wird einfach immer smarter. Aber egal, wie das Dach genutzt wird, alle Nutzungsarten haben eins gemeinsam: Die Dachabdichtung wird durch Auflasten und Aufbauten vollständig verdeckt. Eine Leckortung oder Überprüfung der Dichtheit ist stark erschwert oder wird unmöglich. So sind erhebliche Vorbereitungsarbeiten notwendig, wenn Wasser ins Gebäude eindringt und nach der Ursache gesucht werden soll. Neben den erheblichen Kosten bedeutet dies in aller Regel viel Lärm, viel Schmutz und natürlich den Nutzungsausfall für lange Zeit.

Bild 1.  Grundvoraussetzung für die Nutzung als Wohlfühloase: Die Abdichtung muss überprüfbar sicher sein

Dichtheitsüberwachung – dauerhafte Sicherheit ist ein erfüllbarer Wunsch Wer sichergehen will, dass ein Dach dicht ist und vor al­ lem, dass es auch dicht bleibt, hat nur eine Chance, das zu realisieren – mit Sensoren, die das Dach und die Funktion des Abdichtungspakets überwachen. In den letzten Jahren sind hier eine Reihe von Produkten auf den Markt gekom­ men. In der Grafik werden die unterschiedlichen Möglich­ keiten aufgezeigt. Streng genommen wird mit allen derzeit auf dem Markt bekannten Systemen nicht die Dichtheit der Ab­ dichtung überprüft, sondern es werden über eine Feuchte­ anreicherung in der Dämmung (Wasserdampf oder flüssiges Wasser) Rückschlüsse auf die Dichtheit der Abdichtung gezogen. Das hat den Vorteil, dass auch bauphysikalische Probleme (z. B. eine undichte Dampfsperre) bereits er­ kannt werden können, bevor ein tatsächlicher Schaden eintritt. Wie die Grafik zeigt, unterscheidet man bei der De­ tektion von Wasser grundsätzlich das Messen von Wasser­ dampf und das Messen von flüssigem Wasser. Dabei kann dieser Messvorgang in festgelegten Zeitabständen erfolgen (z. B. monatlich oder jährlich). Dann spricht man vom Stichpunktmonitoring. Eine Aussage zur Beschaffenheit des Daches ist nur am Messtag möglich. Oder es erfolgt eine kontinuierliche Messung (mehrere Messungen je Stunde). In der Regel werden die Sensoren, die kontinuier­

Die Sicherheit der Dachabdichtung hat bei allen oben ge­ nannten Nutzungsarten eine herausragende Stellung. Es reicht nicht, die Dachabdichtung nach den Fachregeln, Normen und den Verarbeitungsvorschriften der Hersteller ausführen zu lassen. Denn auch wenn der Abdichter alles richtig gemacht hat, sind in den meisten Fällen nachträg­ liche Beschädigungen die Ursache für Undichtheiten. Für eine lange Lebensdauer sind deshalb Systeme für die Dichtheitsprüfung und Sensoren für die Dichtheitsüberwa­ chung zwingende Voraussetzung.

Dichtheitsprüfung – Sicherheit von Anfang an Die Dichtheit der Abdichtung zur Bauabnahme kann nur exakt überprüft werden, wenn eine elektrisch leitfähige Schicht zwischen Dämmung und Abdichtung eingebaut wurde, um anschließend elektrische Prüfmethoden im Zuge der Bauabnahme zu ermöglichen. Die Dichtheitsprüfung ermöglicht die exakte und punktgenaue Ortung von Fehlstellen in der Abdichtung. Oder, wie der Name schon sagt, die Feststellung, dass die Abdichtung dicht, also ohne Fehlstellen ist. Dabei soll (die durch einen Messtechniker) durchgeführte Dichtheitsprü­ fung sicher Verarbeitungsfehler (z. B. offene Nahtstellen) bzw. nachträglich eingebrachte mechanische Beschädi­ gungen (z. B. Schnitte, Brandlöcher, etc.) detektieren. Wer­ den diese elektrisch leitfähigen Schichten nicht eingebaut, ist eine exakte Dichtheitsprüfung zur Bauabnahme nicht möglich.

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Bild 2.  Edelstahlgitter (ProtectSys B)

Bild 3.  Glasvlies (ProtectSys B)

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Flachdach – Neubau und Sanierung

Bild 4.  Messtechniker bei der Dichtheitsprüfung

Bild 5.  Bandförmige Sensoren (ProtectSys DLS)

lich messen, dann mit Funkeinheiten (LPWAN, WLAN etc.) kombiniert, um diese Daten in Echtzeit zur Auswer­ tung zur Verfügung zu stellen.

ist hier die Messung über den elektrischen Widerstand ei­ nes Sensors. Je nach Menge des Wassers, das am Sensor ankommt, verändert sich der elektrische Widerstand des Messmoduls. Je mehr Wasser am Sensor anliegt, desto kleiner wird der gemessene elektrische Widerstand. Einige Sensoren lassen dabei nur den groben Unterschied „trocken“ oder „nass“ zu. Bei anderen kann über Abstufungen sogar die Menge des Wassers am Sensor definiert werden. Allerdings lassen sowohl die Bandsensoren als auch die Einzelsen­ soren zur Messung von flüssigem Wasser auf der Dampf­ sperre nur eine grobe Orientierung zu, wo die Leckstelle zu suchen ist. Zudem wird bei der Messmethode, flüssiges Wasser auf der Dampfsperre zu messen, erst sehr spät eine mögliche Beschädigung der Dachabdichtung angezeigt. Salopp gesagt stehen wir oft schon kurz vor Schäden im Gebäude, wenn bereits Wasser auf der Dampfsperre ange­ kommen ist.

Detektion von Wasser auf der Dampfsperre Da unmittelbar unterhalb der Abdichtung ein stetiger Pro­ zess von Kondensation und Verdunstung zu verzeichnen ist, kann man flüssiges Wasser im oberen Drittel der Däm­ mung nicht zuverlässig messen. Sensoren, die flüssiges Was­ ser erfassen sollen, werden deshalb direkt auf der Dampf­ sperre positioniert. Hier gibt es bandförmige Sensoren oder punktförmige Sensoren. Bei den bandförmigen Sensoren kann man über den Abstand der einzelnen Sensorbänder zueinander die Genauigkeit der Messung (bei unterschied­ lichen Kosten) verändern. Ähnlich verhält es sich bei den punktförmigen Sensoren zur Messung von Wasser auf der Dampfsperre. Während bei den Bandsensoren eine flächige Verteilung möglich ist, sollten die punktförmigen Sensoren an den definierten Tiefpunkten platziert werden, um ein gutes Messergebnis zu erhalten. Das Messen von Wasser auf der Dampfsperre ist eine recht sichere Methode. Meist angewandte Messmethode

Messen von Wasserdampf (relative Luftfeuchte) im Dämmpaket Eine andere Möglichkeit ist, die relative Luftfeuchte im Dämmpaket zu messen. Für diese Messung werden Senso­

Bild 6.  Dichtheitsüberwachung in der Übersicht

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Flachdach – Neubau und Sanierung

ren genutzt, die sowohl die relative Luftfeuchte als auch die Temperatur messen. Denn die relative Luftfeuchte än­ dert sich in Abhängigkeit von der Temperatur. Es gibt wei­ tere Einflussfaktoren, die diesen Messwert beeinflussen können. Daher ist es nicht möglich, einen festen Grenz­ wert allgemeingültig festzulegen, bei dem man von einem Schaden im Dach ausgehen kann. Vielmehr ist es zweck­ mäßig, die relative Luftfeuchte im Dach kontinuierlich zu messen, denn nur über die Veränderungen im Dachschich­ tenpaket über einen gewissen Zeitraum kann man Aus­ sagen zu eventuellen Schäden in der Abdichtung treffen.

Bild 7.  Punktförmiger Sensor (ProtectSys LPWAN Aktiv)

Bild 8.  Sensor zur Messung der relativen Luftfeuchte (ProtectSys WM)

Auch wenn die Bewertung der Messwerte sehr schwer ist, hat diese Messmethode sehr große Vorteile. Man kann über den kontinuierlichen Anstieg der Luftfeuchte im Dämmpaket bereits Hinweise auf Schäden in der Dachab­ dichtung erhalten, bevor flüssiges (also schadensträchtiges) Wasser im Dämmpaket auftritt.

Übertragung der Messdaten Wie in der Grafik gezeigt, unterscheidet man nach Stich­ punktmonitoring und Permanentmonitoring, also der Mes­ sung in festgelegten größeren Zeitabständen (z. B. jährlich) und der kontinuierlichen Messung (z. B. 4 × je Stunde). Die älteste Art der Überwachung ist ein Stichpunktmoni­ toring durch Einbringen von Kontrollrohren in das Dach­ paket. Hier kann man von Zeit zu Zeit den Deckel abneh­ men, die Dämmung aus dem Rohr nehmen und visuell kontrollieren, ob auf der Dampfsperre Wasser steht. Man benötigt keine Sensoren oder Ähnliches. Allerdings hat diese Methode ihre Grenzen: Zum einen ist es keine lü­ ckenlose tägliche Überwachung, zum anderen muss es hier ein festgelegtes Kontrollregime geben. Wer kontrolliert, wo wird kontrolliert, wie oft wird kontrolliert? Wie wird das Ergebnis nachprüfbar erfasst? Wer wird informiert, wenn ein Schadensereignis eingetreten ist? Alle diese Fragen werden heute durch moderne Monitoringsysteme durch Einstellung der Parameter festgelegt. Dabei werden Senso­ ren mit entsprechenden Cloud-Apps verknüpft. Es entste­ hen Systeme, die unabhängig vom Menschen messen, be­ rechnen, auswerten und ggf. alarmieren. Man erhält das Smart-Roof. Wurden zu Anfang RC-Funk, LAN und WLAN für die Datenübertragung genutzt, ergeben sich heute mit den neuen IoT-Netzen (LPWAN-Netze) vollkommen neue Möglichkeiten. Es entstehen neue Sensorsysteme, die die Vorteile älterer Systeme mit den (vor allem preislichen) Möglichkeiten der neuen Übertragungstechniken verbin­ den: –– extrem einfacher Einbau –– lange Lebensdauer (bis zu 10 Jahre ohne Batteriewechsel) –– Verknüpfung von Messung der relativen Luftfeuchte und Messung von Wasser auf der Dampfsperre –– Alarmierung bei Schadensereignissen –– sehr preisgünstig (auch Mietmodelle möglich) Wer immer Freude an seinem Flachdach haben will, muss die Funktion des Dachpaketes von Anfang bis Ende durch Dichtheitsprüfung und Sensorüberwachung sichern. Weitere Informationen:

Bild 9.  LPWAN Sensor misst relative Luftfeuchte und Wasser (ProtectSys LPWAN Aktiv Plus) (Fotos/Grafiken: ProtectSys GmbH)

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Flachdach – Neubau und Sanierung

Flachdachdämmung bei Industriebauten: Schallschutz gewinnt mehr und mehr an Bedeutung Schon lange ist der Schallschutz bei öffentlichen Gebäuden eine Herausforderung für Architekten und Ingenieure. Jetzt wird auch im Industrie- und Gewerbebau der Schallschutz angesichts einer zunehmenden Sensibilisierung für das Thema Lärm immer wichtiger.

Bild 3.  Schalldämmmaß Rw bei Trapezprofilen (ungelocht)

Bild 1.  ROCKWOOL Flachdach-Dämmstoffe können das Schalldämmmaß Rw eines Stahlleichtdachs erheblich verbessern

Hatten Industriegebiete bei der Grundsteinlegung noch genügend Abstand zur Wohnbebauung, reichen diese In­ dustriegebiete inzwischen bis nah an die Wohnbebauung heran. Um die Wohnqualität dauerhaft zu erhalten, sollten Industriegebäude ein Höchstmaß an Schalldämmung bie­ ten, damit möglichst wenig Lärm vom Gebäudeinneren nach außen dringt. Bild 4.  Schalldämmmaß Rw bei Akustik-Trapezprofilen (gelocht) (Fotos/Grafiken: DEUTSCHE ROCKWOOL)

Gleichzeitig soll bei Gebäuden mit einem hohen In­ nenraumlärmpegel durch ein Höchstmaß an Schallabsorp­ tion eine angenehme Raumakustik geschaffen werden. Oftmals werden für die Schallabsorption bei Stahlleicht­ dächern gelochte Trapezprofile mit Schallschutzeinlagen verwendet. Dies verbessert die Raumakustik und damit den Arbeitskomfort erheblich, reduziert aber gleichzeitig das Schalldämmmaß. Vor diesem Hintergrund spielt das Flachdach als größ­ tes Außenbauteil auch in puncto Schalldämmung und Schallabsorption eine immer wichtigere Rolle. ROCK­ WOOL Steinwolle-Dämmstoffe bieten insbesondere für Flachdächer mit Stahlleichtdach-Konstruktionen neben Brand- und Wärmeschutz auch einen effektiven Schall­ schutz, sowohl bei der Schalldämmung als auch bei der Schallabsorption. Weitere Informationen:

Bild 2.  ROCKWOOL Akustik-Profilfüller werden zur Schallabsorption in den Hohlraum von gelochten Trapezprofilen eingelegt

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Thermisch getrennter Stahl-Aufsetzkranz für den Wohn- und Verwaltungsbau Kingspan Light + Air | ESSMANN Gebäude­ technik hat die Produktlinie seiner thermisch getrennten, hochisolierten StahlAufsetzkränze um eine f­ lexible Lösung aus nicht brennbarem, bandbeschichtetem Stahlblech (A1 nach EN 13501-1) mit farbbeschichteten Innenseiten (RAL 9016) erweitert. Das Besondere hieran ist die völlige thermische Trennung. Der Stahlprofil­ aufbau auf der Gebäudeinnenseite hat an keiner Stelle direkten Kontakt mit der Außenumgebung. Ein weiteres Indiz für die hohe Ener­ gieeffizienz des Bauelementes ist die 60 mm dicke, wasserabweisende und aluminiumkaschierte PIR-Dämmung. PIR gehört zur Familie der Polyure­ thane und damit zu den Duroplasten – daher schmelzen PIR-Dämmstoffe auch bei hohen Temperaturen nicht, tropfen im Brandfall nicht brennend ab, glimmen nicht und bleiben formund dimensionsstabil (Druckfestigkeit 0,15 N/mm2, gemäß EN 826). Hier­ durch werden optimalere Dämmwerte und verbesserte Isothermenverläufe erzielt. Der U-Wert des neuen ther­ misch getrennten Stahl-Aufsetzkran­ zes inkl. PIR-Dämmung wird vom Hersteller mit Uup = 0,4 (W/m2K) an­ gegeben, der UI-Wert Dämmung be­ trägt 0,544 (WK/m2K). Die Wärme­ leitfähigkeitsstufe (WLS) liegt bei 024.

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Wirtschaftliche und nachhaltige Bauweise Die gute Produktausstattung sowie langlebige und wartungsarme Ausstat­ tungsdetails machen den Stahl-Auf­ setzkranz zu einem universell einsetz­ baren Anschlusssystem im Neubau, in der Sanierung, bei Reparatureinsät­ zen und im Kingspan ESSMANN Flachdachfenster. Im Lieferprogramm sind Nenngrößen von 60 cm × 60 cm bis 150 cm × 150 cm gelistet. Für flexi­ ble Anpassungen bei Zwischengrößen steht das Flex-Aufsetzkranzsystem zur Verfügung. Wie alle in der Produktlinie der aus Stahl angefertigten Aufsetzkränze des Herstellers entspricht auch die neue Version des besonders energieef­ fizienten Kingspan ESSMANN StahlAufsetzkranzes in Verbindung mit dem Kingspan ESSMANN Sicher­ heitsrahmen der DIN 18234 (Verhin­ derung von Brandüberschlag von in­ nen nach außen). Das Brandverhalten des Aufsetzkranzes inklusive Däm­ mung ist mit B-s2, d0 nach EN 13501-1 klassifiziert. Damit erfüllt das Leicht­ bauelement die derzeit gesetzlichen und normativen Brandschutzanfor­ derungen. Darüber hinaus wird eine hervorragende Anpassung an die ver­ baute Wärmedämmung im Dachbe­ reich gewährleistet. Die Aufsetzkränze sind auch mit werkseitig vormontierten Komponen­ ten, wie beispielsweise den Kingspan ESSMANN Rauch- und Wärmeab­ zugsgeräten (RWG) oder der Kings­ pan ESSMANN Ab- und Durchsturz­ sicherung (EAD) erhältlich. Zudem garantieren die langlebigen und war­ tungsarmen Bauteile ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit und charakteri­ sieren damit eine äußerst nachhaltige Bauweise. Weitere Informationen: ESSMANN Gebäudetechnik GmbH Im Weingarten 2, 32107 Bad Salzuflen Tel. (05222) 791-0, Fax (05222) 791-236 info@essmann.de, www.essmann.de

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Flachdächer aus Holz

(Foto: Nicolaus Hermann)

Flachdächer in Holzbauweise – dauerhafte Lösungen sind gefragt Das Flachdach liegt architektonisch aufgrund der klaren Formensprache und der optimalen Raumnutzung aktuell voll im Trend. Allerdings wartet es technisch und bauphysikalisch mit besonderen Herausforderungen auf, insbesondere wenn es um den Schutz vor Tauwasser aus dem Innenraum, als auch um ­Niederschlagswasser von außen geht. Durch die kaum vorhandene Dachneigung des Flachda­ ches ist außenseitig mit stehendem oder nur langsam ab­ laufenden Niederschlags- und Schmelzwasser zu rechnen, weshalb die Außenabdichtung hier sehr viel leisten muss. Um die Sicherheit zu erhöhen, sollten folgende Punkte be­ achtet werden: –– Gefälleausbildung: mindestens 2 % – je steiler, desto si­ cherer –– Entwässerungen/Abläufe in ausreichender Anzahl, Di­ mensionierung und Anordnung – Schutzmaßnahmen und regelmäßige Wartung zur Vermeidung von Ver­ schmutzung oder Bewuchs –– zweite Abdichtungsebene unter Aufdachdämmungen als „Reserve“, idealerweise auch als Behelfsabdichtung während der Bauzeit Die dampfbremsende Dachabdichtung hat Auswirkungen auf den Tauwasserschutz, da Feuchtigkeit kaum nach au­ ßen entweichen kann. Dies betrifft insbesondere Flachdä­ cher in Holzbauweise. Die Bauweise hat zwar gegenüber dem Massivbau diverse Vorteile (leicht, mit vorgefertigten

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Elementen schnell errichtet, CO2-Bilanz, Wärmeschutz, kaum Material-/Prozessfeuchte …), ist aber andererseits anfälliger gegenüber Feuchtigkeit aufgrund der biogenen Materialien. Sichere Lösungen im Holzbau sind aber defi­ nitiv möglich.

Eine Grundsatzfrage im Holzbau: Aufdachdämmung, belüftete oder unbelüftete Zwischenbalkendämmung? Hinsichtlich der Konstruktionsweise gibt es mehrere Mög­ lichkeiten im Holzbau. Bauteile mit reiner Aufdachdäm­ mung sind zwar bauphysikalisch robust, da die Tragkon­ struktion raumseitig des Kondensatbereiches liegt, erfor­ dern jedoch große Aufbauhöhen und mitunter schwierige Anschlussdetails (Verbindung Dampfbremse auf Dach mit Luftdichtung der Außenwand). Alternativ kann eine Wärmedämmung in der Tragkon­ struktion mit oberseitiger Belüftungsebene umgesetzt wer­ den, was jedoch ebenfalls zusätzliche Aufbauhöhe ergibt. Hier ist die dauerhafte Funktion der Belüftung entschei­ dend für die Bauteilsicherheit. Aufgrund des fehlenden thermischen Auftriebes sind sehr hohe Belüftungsquer­ schnitte erforderlich (8–15 cm). Weiterhin muss langfristig sichergestellt sein, dass die Luft ungehindert strömen kann. Dazu sind gegenüberliegend angeordnete, ausreichend di­ mensionierte Zu- und Abluftöffnungen notwendig. Schlanke, effizient genutzte und damit wirtschaftliche Konstruktionen sind vollgedämmte, unbelüftete Aufbau­ ten. Hierbei muss sichergestellt sein, dass Wasserdampf

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Flachdächer aus Holz Schutz im Winter

Trocknungspotenzial im Sommer INTELLO 3,5 Liter pro m² und Jahr

Trocknungs­ potenzial PE­Folie

0,01 Liter pro m² und Jahr

Bild 1.  Je besser eine Konstruktion im Winter vor Feuchte geschützt wird und je mehr Feuchte im Sommer aus dem Bauteil trocknen kann, desto größer ist die Sicherheitsreserve und damit das Bauschadens-Freiheits-Potenzial

über die Innenoberfläche austrocknen kann. Dies findet hauptsächlich während der Sommerperiode bei der soge­ nannten Umkehrdiffusion nach innen statt. Ist hier eine Dampfsperre verbaut, kann Feuchtigkeit nicht entweichen. Die Folgen können kontinuierliche Auf­ feuchtung und Feuchteschäden sein. Daher entsprechen beidseitig stark dampfbremsende Holzbauteile auch nicht mehr dem Stand der Technik. Diese schadensanfälligen Konstruktionen werden in der Fachwelt oft abfällig als „selbstkompostierende Flachdächer“ bezeichnet.

Feuchtevariable Dampfbremse mit Zulassung + Feuchteschutznachweis = dauerhafte Sicherheit Um die Innenoberfläche zur Rücktrocknung zu aktivieren, werden feuchtevariable Dampfbremsen eingesetzt. Diese können ihre Wasserdampfdurchlässigkeit anpassen – im Winter dampfbremsend, um Feuchteeintrag zu vermeiden, im Sommer hoch diffusionsoffen, um unvorhergesehene Feuchte entweichen zu lassen. Damit diese wichtige Funk­ tion auch dauerhaft gewährleistet ist und das Bauwerk dauer­haft sicher funktioniert, sind u. a. zwei Dinge entschei­ dend: –– Tauwasserschutznachweis mit instationärem Verfahren (z. B. mittels Software WUFI) Der Nachweis ist zwar aufwendig, gibt aber das Bauteil­ verhalten sehr realitätsnah wieder. Manch Hersteller Flachdach

von Luftdichtungssystemen bietet diese Berechnungen kostenfrei als Serviceleistung an. Berücksichtigt werden sollten dabei auch Einflüsse durch Begrünung, Bekie­ sung, Terrassenaufbauten oder Verschattung. –– Feuchtevariable Dampfbremse mit allgemeiner bauauf­ sichtlicher Zulassung beim Deutschen Institut für Bau­ technik (DIBt) In DIN 68800-2 wird für einen beispielhaften Flach­ dachaufbau eine derartige Zulassung gefordert. Hinter­ grund ist, dass die europäische Produktnorm für Dampf­ bremsen (EN 13984) keine Angaben zur Prüfung eines feuchtevariablen Diffusionswiderstandes macht. Weil aber diese Eigenschaft so eminent wichtig ist für die Funktion des Flachdachaufbaus, muss diese auch unab­ hängig geprüft, überwacht und alterungsbeständig sein. All dies erfolgt im Rahmen der Zulassung. Die geprüfte Alterungsbeständigkeit lässt sich laut DIBt auf 50 Jahre Echtzeit übertragen.

Auch die Verbindungsmittel müssen dauerhaft sein Damit die Luftdichtung dauerhaft gewährleistet ist, müs­ sen neben den Flächenmaterialien natürlich auch die An­ schlussprodukte über eine entsprechende Dauerhaftigkeit verfügen. Im November 2018 ist DIN 4108-11 erschienen, die Prüfverfahren, Anforderungen an Festigkeit und Dauer­ haftigkeit von Klebebändern und -massen definiert. Planer und Verarbeiter sollten auf die Ausschreibung und Auswahl

Legende

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3

1 Luftdichtungsbahn

INTELLO 4 4

3

5

3 Schalung 4 Dachabdichtung

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5 geeigneter, druckfester Aufdachdämmstoff 1

(1) nur Bahn (2) Kies (3) Gründach

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2 Faserförmige Gefachdämmung

Bild 2.  Sicheres Flachdach im Holzbau: feuchtevariable Luftdichtung mit DIBt-Zulassung, Balkenlage voll gedämmt, hygrische Trennung als zweite Abdichtungsebene und Überdämmung

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Flachdächer aus Holz

Winterzeit wärmer, wodurch dort weniger Feuchte ent­ steht. Durch diese Bauweise sind effiziente, schlanke und dennoch robuste Konstruktionen möglich.

Luftdichtheit planen, ausführen und kontrollieren

Bild 3.  Luftdichtungs-Klebebänder müssen dauerhaft funktionieren; auf 100 Jahre Klebkraft unabhängig erfolgreich getestet wurde z. B. TESCON VANA von pro clima. (Grafiken/Foto 1–3: pro klima MOLL bauökologische Produkte GmbH)

nach dieser Norm geprüfter Produkte Wert legen, um dau­ erhaft funktionierende Verklebungen sicherzustellen. Die nach DIN 4108-11 geprüfte Alterungsbeständig­ keit entspricht einer Echtzeit von ca. 17 Jahren. Es gibt je­ doch auch Hersteller, die 100 Jahre Dauerhaftigkeit nach Norm geprüft haben und bestätigen können.

Zusätzliche Sicherheit durch zweischaligen Aufbau Um die Fehlertoleranz vollgedämmter, unbelüfteter Holz­ bau-Flachdächer zu erhöhen, hat sich in der Praxis eine zusätzliche Überdämmung etabliert und bewährt. Dies hat eine Taupunktverlagerung zur Folge. Die Dachschalung, welche als feuchtekritische Schicht gilt, liegt während der

Weil durch Leckagen in der Luftdichtung sehr große Men­ gen an Wasserdampf in die Dämmebene gelangen können, sollte die luftdichte Gebäudehülle umfassend vor Ausfüh­ rung geplant und sorgfältig umgesetzt werden. Das Prinzip: keine Qualität ohne Kontrolle. Deshalb sollte die Ausfüh­ rung der luftdichten Gebäudehülle überprüft werden z. B. mittels BlowerDoor-Test. Dabei sollte auch eine sogenannte Leckageortung durchgeführt werden – optimalerweise, wenn Fehlstellen noch nachgearbeitet werden können.

Fazit Flachdächer in Holzbauweise sind anspruchsvolle Bau­ teile. Planer und Verarbeiter müssen wichtige grundlegende Dinge beachten und sollten im Hinblick auf möglichst lang­ lebige Konstruktionen die Zukunft im Blick behalten. Je robuster und dauerhafter Materialien, Konstruktionen und Details geplant und ausgeführt sind, desto größer ist die Bauteilsicherheit – auch gegenüber unvorhergesehenen Einflüssen. Weitere Informationen: pro clima MOLL bauökologische Produkte GmbH Rheintalstraße 35–43, 68723 Schwetzingen Tel. (06202) 27 82-0, Fax (06202) 27 82-21 info@proclima.de, www.proclima.com

Aufstockungen bringen neuen Wohnraum Mit einer bundesweiten „100 Tausend Dächer Initiative“ wollen der Verband GdW Die Wohnungswirtschaft Deutsch­ land, der FMI Fachverband Mineralwolleindustrie e. V. und der Bundesverband der Gipsindustrie e. V. dazu beitragen, zusätzlichen Wohnraum durch Aufstockungen und Dach­ ausbau zu schaffen. Im Positionspapier der Ini­tiative heißt es: „Mehr als 1 Million zusätzliche Wohnungen können durch Dachaufstockung entstehen. Und zwar dort, wo der Wohnraum heute schon knapp und das Wohnen teuer ist: in Großstädten, Ballungsräumen und Universitätsstädten.“ Aufstockung ist i. d. R. Bestandteil bedeutend umfas­ senderer Investitionsvorhaben. Wann und welches Quar­ tier erneuert wird, hängt von der Portfolio-Konzeption des Wohnungsunternehmens ab, das sich über den Neubau von Wohnungen hinaus an technischer Notwendigkeit, sozia­ lem Erfordernis und wirtschaftlicher Tragbarkeit aus dem Blickwinkel des Quartiers und der dort lebenden Haus­ halte orientieren muss. Die Vorteile von Aufstockungen sind immens:

–– Das Wohnangebot im Quartier wird verbreitert, was die soziale und demografische Mischung begünstigt. –– Es wird kein zusätzliches Bauland benötigt, Grünflä­ chen bleiben unversiegelt. –– Vorhandene Infrastruktur und Verkehrsflächen können mitgenutzt werden. –– Energetisch optimierte Aufstockungen verbessern die Energieeffizienz des ganzen Hauses. –– Da keine Grundstücksfläche benötigt wird, entfällt der Anteil des Grundstücks an den Kosten. Auf angespann­ ten Märkten kann dieser Vorteil die höheren Baukosten sowie den höheren Planungsaufwand aufwiegen.

–– Zusätzlicher Wohnraum wird im Innenbereich der Städte geschaffen.

Weitere Informationen:

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Der Realisierung von Dachaufstockungen in größerem Umfang als bisher stehen Hemmnisse wie Stellplatzpflicht, Ausgleichsmaßnahmen, Abstandsflächen, Wegfall des Be­ standsschutzes und die Pflicht zum Einbau eines Aufzugs im Weg, die durch eine gemeinsame Vorgehensweise von Ländern, Kommunen und Bund beseitigt werden können.

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Flachdächer aus Holz

Alexander Stahr   Cristoph Dijoux   Martin Dembski   Lukas Franke ■

Zollinger – ein Flachdach der etwas anderen Art

Bild 1.  Denkmalgeschütztes Scheunendach mit Zollinger-Konstruktion

Können die Möglichkeiten der Digitalisierung einer (fast) in Vergessenheit geratenen Konstruktion eine neue Zukunft eröffnen? Architekten und Ingenieure der interdisziplinären Forschungsgruppe FLEX an der HTWK Leipzig haben neue Lösungen zum Bau ressourceneffizienter Holzdächer nach dem „Zollinger-Prinzip“ entwickelt. Diese zielen darauf, zwei systembedingte Schwächen der Original-Konstruktion zu eliminieren und gleichzeitig ihre Einfachheit zu bewahren. Im Ergebnis eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für die praktische Anwendung, weit über Prestigeobjekte und Sonderbauten hinaus.

der gebräuchlichsten Anwendung die einfach gekrümmte Konstruktionsform eines tonnenförmigen Gewölbes. Durch die geometrisch-konstruktive Aktivierung der Krümmung gelang es Friedrich Zollinger, mittels vergleichs­ weise kurzer Stäbe große bzw. größere Spannweiten als

Die sich abzeichnende Verknappung materieller Ressour­ cen und die starke Abfallbelastung (52 % des gesamten Abfallvolumens in Deutschland allein durch die Bauindus­ trie) beschreiben große Herausforderungen für alle am Bau Beteiligten. In Verbindung mit dem weiteren Anwachsen der Weltbevölkerung ist schon in naher Zukunft mit spür­ baren Konsequenzen für die Umwelt, die Wirtschaft und letztendlich für die Gesellschaft zu rechnen. Ein weltweit und in maßgeblichen Mengen zur Verfügung stehender Baustoff ist Holz. Im Kontext eines zunehmend spürbaren Bewusstseinswandels hin zu einer auf Nachhaltigkeit aus­ gerichteten Wirtschaft ist der verantwortungsvolle und in­ novative Umgang mit dem zwar nachwachsenden, aber ebenfalls erschöpfbaren Rohstoff von höchster Wichtig­ keit.

zum Download Leitfaden

Schlank und relativ kurz – aber nicht parallel! Friedrich Zollinger schuf um 1920 ein formal und struktu­ rell einzigartiges Konstruktionssystem, mit dem er sich über die Jahrhunderte alten Basisprinzipien von Parallelität und Orthogonalität im Holzbau hinwegsetzte. Es basiert auf der Kernidee, stabförmig-gerade Bauteile rautenförmig so anzu­ ordnen, dass an den Verbindungsstellen immer ein Bauteil „durchläuft“ und zwei Bauteile spitzwinklig anschließen. Die Verbindungen werden als Knoten und die Bauteile als Lamellen bezeichnet. Da die anstoßenden Lamellen nicht eben, sondern räumlich ausgerichtet werden, ergibt sich in

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Flachdächer aus Holz

Bild 2.  Lamelle mit Geometrieparametern

bisher vollkommen stützenfrei zu überspannen. Grundlage dafür ist ein primärer Lastabtrag über Druckkräfte in den Lamellen infolge der gekrümmten Form der Konstruktion und der beidseitig horizontal wirksamen Auflager. Über die Stichhöhe des Gewölbes lassen sich die inneren Kräfte zu­ dem sehr gut steuern, sodass für die flächig gleichmäßig strukturierte Konstruktion im Normalfall relativ geringe Stabquerschnitte erforderlich waren – also auch einfache Bretter genügten. Friedrich Zollinger stand konstruktiv vor der Aufgabe, in jedem Knotenpunkt drei stehende, rechteckige Brett­ querschnitte kraftschlüssig zu verbinden. Er löste dies, in­ dem er alle Lamellen mit einem Langloch in Stabmitte so­ wie je einer Bohrung und schiefwinkligen Schifterschnitten an den beiden Stabenden versah. Bei einer versetzten An­ ordnung der anstoßenden Lamellen am Knoten genügte so ein einfacher Schraubenbolzen, um alle drei Hölzer zu ver­ binden. Die in den Lamellen wirkenden Normalkräfte wur­ den somit in der Verbindung über Kontaktpressung am Schifterschnitt und einen indirekten Rückhängeeffekt mit­ tels des Bolzens übertragen. Friedrich Zollinger bekam für seine Konstruktionsidee im Jahr 1923 ein Patent zugesprochen. Das im Kern aus lediglich zwei spiegelsymmetrischen Brettlamellen und ei­ nem Schraubenbolzen bestehende Bausystem definiert ein Meisterstück der Standardisierung. Neben den geringen Stückkosten durch die Herstellung in großen Mengen lie­ ßen sich im Fertigungsprozess sogar kurze Restholzquer­ schnitte verwenden, was die Wirtschaftlichkeit weiter stei­ gerte. Dazu konnte die Montage auf der Baustelle von un­ gelernten Hilfskräften ausgeführt werden.

Unser Weg zu Friedrich Zollinger Das Zollinger-Prinzip kam in den vergangenen Dekaden nur noch für Sonderbauten und Prestigeobjekte zur An­ wendung. Im Gegensatz dazu prägt die zweite große Inno­ vation der 1920er-Jahre, das „Leimholz“ (heute: Brettsperr­ holz) von Otto Hetzer den Holzbau bis heute nachhaltig. Wie konnte es dazu kommen und welche Alternativen bie­ ten sich dem Struktur-Holz-Leichtbau heute? Den Einstieg der Leipziger Forscher in das Thema Zollinger markierte eine Exkursion mit Studierenden nach Berlin im Herbst 2013. Ziel der Reise war eine Scheune aus dem Jahr 1923 in einer heute kulturell und gastronomisch genutzten, ehemaligen Fourage-Handlung in Berlin-Wann­ see. Das denkmalgeschützte Zollinger-Dach der Halle mit ca. 12 m freier Spannweite ist aus Brettlamellen in den Ab­ messungen ca. 2.500 mm × 23 mm × 230 mm (L × B × H) konstruiert und trotzt seit über 90 Jahren allen äußeren Einwirkungen.

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Aus der Faszination dieser ebenso einfachen wie ele­ ganten Konstruktion erwuchs ein studentisches Projekt außerhalb des regulären Studienprogramms. Darin be­ schäftigten sich angehende Architekten und Bauingenieure mit der selbst gestellten Aufgabe, ein großmaßstäbliches Modell einer Zollinger-Konstruktion zu konzipieren, zu planen und zu bauen. Die digitalen Möglichkeiten der Ge­ genwart nutzend, entstand ein parametrisches digitales Mo­ dell, bei dem sowohl die Spannweite, die Breite, der Stich als auch die Strukturdichte variable Parameter darstellen. Aus dem Digitalmodell konnte die konstruktive Geometrie aller Bauteile abgeleitet werden. Diese diente als Grundlage für die Fertigung der Lamellen in den Werkstätten der Hochschule. Anschließend wurde die Konstruktion in der Versuchshalle der HTWK Leipzig montiert und verschiede­ nen Belastungstests unterzogen. Unter dem Projekttitel ZoLinkR fanden die Realisie­ rung des Versuchsbogens, Geometriestudien, der Bau spe­ zieller Werkzeuge für die Fertigung der Lamellen, tieferer Einblick in das Tragverhalten durch Versuche sowie das Sammeln von Erfahrungen zum Aufbau der Struktur statt. Die Präsentation des Versuchsbogens auf der DENKMALMesse 2016 in Leipzig brachte der Forschungsgruppe FLEX eine Goldmedaille für „Herausragende Leistungen in der Denkmalpflege in Europa“ ein. Diese motivierte das Team zur Intensivierung der praktischen Forschungsarbeit am Thema.

Nachgiebigkeit und Montage Im Ergebnis der zuvor dargestellten, grundlegenden Aus­ einandersetzung mit der Zollinger-Konstruktion und ihren Eigenschaften konnten zwei wesentliche Schwachpunkte herausgearbeitet werden, die bisher eine breitere Anwen­ dung entscheidend verhinderten.

Bild 3.  Belastungstests am ZoLinkR.Versuchsbogen mit sandgefüllten Eimern

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Flachdächer aus Holz

Bild 4.  Prinzipdarstellung der Auswirkungen des Schwindens auf die Zollinger-­ Verbindung. An den markierten Stellen treten Spannungsspitzen auf

Zum einen markiert die von Friedrich Zollinger kon­ zipierte Knotenverbindung nach heutigen Maßstäben eine entscheidende statisch-konstruktive Schwachstelle der Dachkonstruktion. Ursächlich verantwortlich dafür sind drei Dinge: Zum einen führt das Schwinden des Holzes zu einer Lockerung der Verschraubung. Zum anderen lösen die exzentrischen Stabanschlüsse zusätzliche Beanspru­ chungen im Kontaktbereich aus. Darüber hinaus drückt sich der Verbindungsbolzen aus Stahl insbesondere bei Kraftwirkung rechtwinklig zur Faser in die Holzstruktur ein. Die unerwünschten lokalen Verformungen addieren sich im Kontext der großen Anzahl von Verbindungsstel­ len und führen zu häufig zu nicht tolerablen Deformatio­ nen der Gesamtkonstruktion. Der zweite große Nachteil der Konstruktion ist wirt­ schaftlicher Natur. Eine genauere Analyse der gesamten Prozesskette von der Planung bis zur Fertigstellung des Da­ ches offenbarte den dominanten Einfluss des Gerüstbauund Montagezeitaufwands auf der Baustelle. Das geniale Konstruktionsprinzip ist somit auf gewisse Art und Weise ein Opfer der wirtschaftlichen Randbedingungen und ihrer geschichtlichen Entwicklungen. Stark vereinfacht formu­ liert ist die Konstruktion gemäß dem Prinzip „Arbeit ist teurer als Material“ zu kostenträchtig und zu langsam – ins­ besondere aufgrund der händischen Montage.

Der Mikroversatzknoten Zumeist projektbezogene Weiterentwicklungen des Zollin­ ger-Prinzips in der jüngeren Vergangenheit zielten i. d. R. auf eine biegesteife Verbindung der Lamellen ab. Im Ergeb­ nis wurden meist sehr aufwendig herzustellende Konzepte mit hohem Stahlanteil realisiert. Diese führen zwar zu hö­ heren Tragfähigkeiten und beindruckenden Tragwerken, ziehen aber ebenfalls einen hohen Fertigungsaufwand nach sich. Die Idee der Leipziger Wissenschaftler basiert im Ge­ gensatz dazu darauf, das zimmermannsmäßige Prinzip des

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Formschlusses zur materialgerechten Kraftübertragung zu nutzen. In Überlagerung mit der Verwendung technisch getrockneter Hölzer und Nutzung numerisch gesteuerter Abbundmaschinen entstand das Verbindungskonzept des Mikroversatzknotens. Dieses eliminiert die zuvor beschrie­ benen konstruktiven Schwachstellen des traditionellen Zollinger-Prinzips. Gleichsam sichert es die Ressourcen­ effizienz, das geringe Transportvolumen und die geometri­ sche Adaptierbarkeit der Holzleichtbaukonstruktion und nutzt schlussendlich die Potenziale des NC-gesteuerten Abbunds mit seiner Präzision und großen formalen Viel­ falt. Die konstruktive Ausformulierung des Verbindungs­ konzepts basiert auf der Integration eines Stirnversatzes in die Geometrie der Brettrippen. So werden die Stabenden der Brettlamellen mit einem „gebrochenen“ Schifterschnitt nach der Art eines Stirnversatzes bearbeitet. Eine im Be­ reich der Stabmitte mit Längsversatz in beide Seitenflächen der Lamellen eingearbeitete Kerve bildet die zugehörige Negativ-Form. Aufgrund des geringen Querschnitts der Brettlamellen ist dabei ein Maßstabssprung erforderlich. Die Einschnitttiefe der Kerve beträgt im Regelfall nur einige Millimeter. Metallische Verbindungsmittel sind lediglich zur Lagesicherung und zum Querkraftabtrag notwendig. Durch die formschlüssige Fügung gelingt eine direkte Kraft­ übertragung im Holz-Holz-Kontakt. Zur konsequenten digitalen Planung wurde eine durchgängige digitale Systembeschreibung entwickelt. Sie basiert auf nur drei Eingabeparametern zur Erzeugung der

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Flachdächer aus Holz

Bild 5.  Prinzipdarstellung des Mikroversatz-Knotens im Vergleich zur traditionellen Zollinger-Verbindung

Bild 6.  Systemansatz zum Bau von Tonnendächern aus Bogendachsegmenten

Systemachsen und wenigen, wahlweise automatisierbaren Angaben zur Dimensionierung der Bauteile und Verbin­ dungsdetails. Im Ergebnis können native Daten zur An­ steuerung der Abbundmaschinen generiert werden. Diese bilden die Grundlage für einen automatisierten Fertigungs­ prozess und das effiziente sowie geometrisch präzise Her­ stellen der Lamellen. Neben den statischen Vorteilen wird die Montage der Dachkonstruktion durch den innovativen Mikroversatzknoten deutlich vereinfacht, da die Einbau­ lage der Lamellen durch den Versatz eindeutig definiert ist. Beim Einbau der hochpräzise gefertigten Bauteile stellt sich die richtige Geometrie der Konstruktion quasi „von selbst“ ein. Zwei im Rahmen des Forschungsprojekts durchge­ führte Versuchsreihen zur Überprüfung des Basiskonzepts der Knoten und zur Rotationskapazität der Verbindung zeigten zudem, dass die neuartige Knotenverbindung ein wesentlich homogeneres Verformungsverhalten bei einer signifikanten Erhöhung der Bruchlast aufweist als die Kon­

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struktion mit dem herkömmlichen Knoten. Im Versuchs­ maßstab konnte die Versagenslast immerhin fast verdop­ pelt werden!

Bild 7.  Herstellen der Segmente unter Werkstattbedingungen

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Flachdächer aus Holz

Das gekrümmte Dachelement Die Vorfertigung von Bauteilen unter Werkstattbedingun­ gen wird im Holzbau seit Jahrhunderten praktiziert. Durch die stetig wachsenden Möglichkeiten des modernen Stra­ ßentransports konnte das Prinzip auf Bauelemente ausge­ weitet werden. Die Tafelbauweise für Wand- und Decken­ elemente definiert dabei den Stand der Technik. Die Adap­ tion dieser Kompetenzen rund um Vorfertigungs- und Montageprozesse auf gekrümmte Dachelemente beschreibt die Grundüberlegung für ein weiteres Forschungsprojekt mit dem übergeordneten Ziel, die wirtschaftlichen Defizite des Zollinger-Konstruktionsprinzips signifikant zu reduzie­ ren. Die Kernidee des Projekts bestand darin, die kreisbo­ genförmige Dachkonstruktion in Segmente zu gliedern, die unter Werkstattbedingungen vorgefertigt werden können sowie gestapelt einfach zu transportieren und auf der Bau­ stelle schnell und gerüstfrei zu montieren sind. Die geome­ trischen Limitierungen des Straßentransports definieren dabei die maximale Größe der Elemente. Mit zwei gegen­ überstehenden Bogendachsegmenten sollten somit Hallen mit Spannweiten von 27 m ohne Sondertransporte reali­ sierbar sein. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und der Nachhal­ tigkeit orientiert das Konzept auf die Verwendung nicht ver­ leimter Querschnitte für die Lamellen sowie großformatiger Holzwerkstoffplatten aus Stab- oder Stäbchensperrholz (Tischlerplatte) für die Dachschalung. Das von der For­

Bild 8.  Belastungstests auf der Baustelle (Fotos/Grafiken: HTWK Leipzig, ­Forschungsgruppe FLEX)

schungsgruppe entwickelte para­metrische Konstruktions­ modell wurde dementsprechend um den Segmentierungsan­ satz erweitert. Auf der Basis der damit zur Verfügung stehen­ den vollständigen digitalen Strukturbeschreibung konnten Datensätze für die Fertigung der Lamellen und den Zu­ schnitt der Dachschalung generiert werden. In verschiede­ nen Entwicklungsschritten wurden daraufhin unterschied­ liche Varianten zum Zusammenbau der Fertigteilelemente konzipiert und in Werkstattversuchen evaluiert. Die Evaluierung und Kalibrierung eigens entwickelter statischer Rechenmodelle erfolgte im Rahmen zweier Ver­

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Flachdächer aus Holz

suchsreihen. Für die erste Serie wurde auf der Baustelle ein Belastungsversuch an einem aus drei Dachsegmenten zusammensetzten Demonstrator mit ca. 6 m × 6 m Grundfläche durchgeführt. Mit Hilfe von Sandsäcken konnten dabei unterschiedliche, auch ungleichmäßig verteilte Einwirkungen simuliert werden. Die gemessenen Vertikalverformungen bestätigten die rechnerischen Simulationen im Grundsatz und lagen erfreulicherweise alle auf der „sicheren Seite“. Um den Einfluss unterschiedlicher Dachschalungen auf die Tragfähigkeit der Zollinger-Konstruktion zu untersuchen, wurden im Anschluss unter Laborbedingungen an einem größeren Modell mit größeren Stabquerschnitten diverse Tests ausgeführt. Qualitativ konnte dabei das bedeutende Potenzial einer mittragenden Dachschale nachgewiesen werden. Erwähnenswert ist weiterhin die große Redundanz des Systems, die zu einem äußerst gutmütigen Bauteilversagen führte. Die umfänglichen Versuchsergebnisse werden derzeit detailliert ausgewertet.

Dank Das Forschungsprojekt „Entwicklung einer MikroversatzKnotenverbindung für Brettrippenkonstruktionen zur Realisierung ressourceneffizienter, verformungsarmer und vollständig recycelbarer Hallentragwerke (MVK)“ wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) im Rahmen der Förderlinie ZIM gefördert und in Zusammenarbeit mit den Praxispartnern STRAB Ingenieurholzbau Hermsdorf GmbH und Lehmann – Block & Partner Ingenieurgesellschaft mbH (LBP) aus Erfurt realisiert. Das Forschungsprojekt „Gekrümmte Hallendächer aus Holz – Ressourceneffizient, Flexibel, Recycelbar (ReFlexRoof)“ wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der Förderlinie KMU-innovativ gefördert und in Zusammenarbeit mit den Praxispartnern STRAB Ingenieurholzbau Hermsdorf GmbH und DSH Ingenieure GmbH aus Halle (Saale) realisiert. Die Forschungsgruppe FLEX der HTWK Leipzig bedankt sich bei den Fördermittelgebern und Projektträgern (AiF und PtJ) sowie bei den o. g. Praxispartnern für die inspirierende und produktive Zusammenarbeit. Literatur [1] Zollinger, Friedrich: Raumabschließende, ebene oder gekrümmte Bauteile. Patent Nr. 387469. [2] Zimmermann, Florian (Hg.): Das Dach der Zukunft: Zollinger Lamellendächer der 20er Jahre; Konstruktion, Statik, Ästhetik, Verbreitung, Nachfolge, Beispiele in Bayern. München: FH München 2003.

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[3] Winter, Klaus; Rug, Wolfgang: Innovationen im Holzbau – Die Zollinger-Bauweise. In: Bautechnik, Bd. 4, 1992. S. 190–197.   [4] Kersten, Carl: Freitragende Holzbauten: ein Lehrbuch für Schule und Praxis, 2. Aufl. Berlin 1926.   [5] Gesteschi, Theodor; Otzen, Robert: Der Holzbau: Grundlagen der Berechnung und Ausbildung von Holzkonstruktionen des Hoch- und Ingenieurbaues. Berlin 1926.   [6] Meschke, Hans-Jürgen: Baukunst und -technik der hölzernen Wölbkonstruktionen: vom Bogentragwerk zum Stabnetzwerk. Diss. Technische Hochschule Aachen 1989.  [7] Rug, Wolfgang: Teil II: 100 Jahre Holzbau und Holzbau­ forschung. In: 100 Jahre Bund Deutscher Zimmermeister: 100 Jahre Verband, Holzbau, Holzbauforschung 1903– 2003, 1. Aufl., Bund Deutscher Zimmermeister (Hg.), Karlsruhe 2003, S. 412.  [8] Krabbe, Elmar; Niemann, Hans-Jürgen: Tragverhalten eines hölzernen Zollbau-Lamellendaches am Beispiel der Halle Münsterland. Bauing. Richtungsweisende Z. Im Bauing., Nr. 58, 1983. S. 277–284.  [9] Dijoux, Cristoph; Stahr, Alexander; Franke, Lukas; Heidenreich, Christian: Parametric Engineering of a Historic Timber-Gridshell-System. In: Proceedings of the IASS Symposium 2017. Hamburg 2017. [10] Franke, Lukas; Stahr, Alexander; Dijoux, Cristoph; Heidenreich, Christian: How Does the Zollinger Node Really Work? In: Proceedings of the IASS Symposium 2017. Hamburg 2017. [11] Kloft, Harald: Aspekte nachhaltigen Bauens. Ressource Bau­werk. In: db deutsche bauzeitung, 30. Juni 2010. [Online]. Verfügbar unter: http://www.db-bauzeitung.de/db-themen/db-archiv/ressource-bauwerk/. [Zugegriffen: 28. März 2017]. [12] Schlaich, Mike; Stavenhagen, L.; Krüger, G.: Die HanseMesse in Rostock – Zollinger mit moderner Technik. In: Bautechnik, Bd. 80, Nr. 5, 2003, S. 279–284. [13] Hetzer, Otto: Gebogenes Holzbauteil. DRP. 197773, 1906. [14] Hetzer, Otto: Träger aus mehreren Lamellen. DRP. 3239912, 1920.

Weitere Informationen: Prof. Dr.-Ing. Alexander Stahr Tel. (0341) 30 76-62 63, alexander.stahr@htwk-leipzig.de Cristoph Dijoux, M.Sc. Tel. (0341) 30 76-86 70, cristoph.dijoux@htwk-leipzig.de Martin Dembski, M. Sc. Tel. (0341) 30 76-86 70, martin.dembski@htwk-leipzig.de HTWK Leipzig, Forschungsgruppe FLEX Karl-Liebknecht-Straße 132, 04277 Leipzig flex.htwk-leipzig.de Lukas Franke, M.Sc. (ehemals Forschungsgruppe FLEX) König und Heunisch Planungsgesellschaft mbH Leipzig Sebastian-Bach-Straße 4–6, 04109 Leipzig Tel. (0341) 462 39-0, www.khp-leipzig.de

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Flachdachplanung

Bild 1.  Ein ThermoTop Flachdachausstieg von Staka in Kombination mit einer Leiter oder Treppe ist eine zuverlässige und sichere Lösung zum Betreten des Dachs

Tipps für sicheren Dachzugang Ein sicherer Zugang zum Dach – für die eigenen Mitarbei­ ter oder Dritte – ist eine absolute Voraussetzung für guten Arbeitsschutz. Nachfolgend finden Sie fünf Tipps zur Schaf­ fung eines sicheren Dachzugangs.

1. Stellen Sie sicher, dass die PSA vorhanden ist Wenn zur Ausführung von Arbeiten das Dach betreten werden muss, ist das Vorhandensein aller benötigten per­ sönlichen Schutzausrüstungen (PSA) zu gewährleisten.

Kontrollieren Sie die Ausrüstung vor Gebrauch, um sicher­ zugehen, dass diese funktionstüchtig ist und ihren Zweck erfüllt.

2. Dachausstieg als Dachzugang benutzen Verwenden Sie einen Dachausstieg als Zugang zum Dach, sodass beim Besteigen des Daches nur ein Stockwerk über­ wunden werden muss. Wenn das Dach über eine Leiter an der Außenseite des Gebäudes bestiegen wird, ist der An­ stieg weitaus höher – über mehrere Stockwerke – und mit einem entsprechend größeren Sicherheitsrisiko verbun­ den.

3. Leiter am Dach­ zugang sichern

Bild 2.  Eine persönliche Schutzausrüstung sichert den Dachzugang

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Achten Sie dar­ auf, dass die zum Aufstieg auf das Dach verwen­ dete Leiter durch ein Einhaksys­ tem gesichert ist. So kann die Lei­ ter beim Bestei­ gen nicht wegrut­

Bild 3.  Die Leiter am Dachzugang muss gesichert werden

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Flachdachplanung

schen. Wenn Sie eine Leiter mit einem Dachausstieg und einer Einhänge­sprosse kombinieren, kann die Leiter ein­ fach und zuverlässig gesichert werden. Alternativ emp­ fiehlt sich ein Dachausstieg mit Scherentreppe. Bei dieser Kombination ist die Leiter „fest“ mit dem Dach verbunden, sodass sie konstruk­tionsbedingt nicht wegrutschen kann. Ein Dachausstieg mit Scherentreppe ist somit ebenfalls eine sichere Lösung.

4. Sorgen Sie für einen guten Halt beim Aufstieg Ausreichender Halt beim Aufstieg zum Dach ist äußerst wichtig. Wenn Sie Werkzeug mit auf das Dach nehmen, stecken Sie dieses in einen Rucksack, damit Sie jederzeit eine Hand frei haben, um sich an der Treppe bzw. Leiter festzuhalten. Ein Dachausstieg mit Scherentreppe ist standardmä­ ßig mit einem Geländer versehen; bei einem Dachausstieg mit Leiter bietet der Leiterbaum Halt. Die Luke des Dach­ ausstiegs arretiert sich automatisch in vollständig geöffne­ ter Position und schafft mit ihrem Handlauf ebenfalls fes­ ten Halt.

5. Auf Durchsturzgefahr achten Die Durchsturzgefahr ist ein großes Sicherheitsrisiko bei Arbeiten auf dem Dach. Bevor Sie sich auf das Dach be­ geben, prüfen Sie die Risiken z. B. anhand eines Briefings durch den Gebäudeeigentümer oder -verwalter. Ferner ist es wichtig, die Durchsturzgefahr bei Dach­ aussparungen auszuschließen. Bei einem Staka-Dachaus­ stieg können Sie die Luke nach dem Aufstieg auf das Dach zuklappen und die Aussparung damit abdecken. So ist jede Durchsturzgefahr beseitigt. Nach Beendigung der Arbeiten auf dem Dach können Sie den Dachausstieg wieder öffnen und in das darunter liegende Stockwerk absteigen.

Bild 4.  Bei einem Staka-Dachausstieg kann die Luke nach dem Aufstieg auf das Dach zugeklappt werden, um einen Durchsturz auszuschließen (Fotos: Staka Bau­ produkte GmbH & Co. KG)

Staka ThermoTop: Sicher auf Ihr Dach Staka bietet Ihnen einen sicheren Zugang auf Ihr Dach. Ein ThermoTop Flachdachausstieg in Kombination mit einer Leiter oder Treppe ist eine zuverlässige und sichere Lösung zum Betreten des Dachs. Beim Aufstieg bietet Ihnen ein Flachdachausstieg immer Halt an einem Handlauf oder den Leiterholmen. Der TÜV-zertifizierte ThermoTop ist auf Durchbie­ gung und Durchsturzsicherheit getestet. Durch diese hohe Stabilität funktioniert der Flachdachausstieg über Jahr­ zehnte einwandfrei. Mit nur 0,21 W/m2K für die gesamte Konstruktion erreicht der Flachdachausstieg einen bisher unübertroffenen U-Wert entsprechend EN-ISO 10077-2. Der energieeffiziente ThermoTop Flachdachausstieg wird vormontiert und mit Montageöffnungen für die Anbrin­ gung auf der Rohdecke geliefert. Weitere Informationen: Staka Bauprodukte GmbH & Co. KG 40549 Düsseldorf, Tel. (0211) 63 55 32 18 flachdachausstiege@staka.com, www.staka-flachdachausstiege.de

Bernd Nusser   Julia Bachinger ■

Planungshilfe Flachdach – interaktives Onlinetool zur Flachdachplanung Das Thema Flachdächer im Holzbau kann als Dauerbrenner bezeichnet werden. In der Fachwelt wurde schon viel darüber berichtet. Im Oktober 2018 hat die Holzforschung Austria auf Grundlage ihrer Forschungsprojekte ein interaktives online Planungstool freigeschaltet, welches nach Eingabe der wesentlichen bauphysikalischen Parameter eine Auswahl tauglicher Flachdachkonstruktionen inklusive feuchtetechnischem Nachweis liefert. Die baupysikalischen Herausforderungen, welche beim Bau von Flachdächern in Holzbauweise zu bewältigen sind, sind in der Fachwelt im Allgemeinen bekannt. Zur hygrothermisch sicheren Planung von zwischensparrenge­ dämmten Flachdächern sind die folgenden maßgeblichen Einflussfaktoren zu berücksichtigen: 1. Dachaufbau 2. Innenklima

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3. Standort bzw. Außenklima 4. Beschattungssituation der Dachfläche 5. Luftdichtheit des Daches 6. Farbe der Dachbahn (bei Dächern ohne Grün-/Kies­ dach) Sind all diese Punkte bekannt, kann die Tauglichkeit des Dachaufbaus mittels hygrothermischer Simulationen, z. B. mit WUFI® oder DELPHIN, beurteilt werden. Zur Durch­ führung der Simulationen sowie für die Ergebnisinter­ pretation ist jedoch ein ausreichendes Fachwissen notwen­ dig. Nun können nicht alle Planer und Ausführenden von Flachdächern zu Simulationsexperten werden. Aus diesem Grund wurden in den vergangenen Jahren einige Merk­ blätter und Broschüren mit Empfehlungen zum Bau von hölzernen Flachdächern in Österreich, Deutschland und der Schweiz publiziert.

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Flachdachplanung

Von der Fachbroschüre zum Onlinetool Während in den ersten Planungshilfen der konvektive Ein­ trag in die Konstruktion und die Beschattung der Dachflä­ chen noch nicht berücksichtigt wurden, änderte sich dies 2010 mit der „Planungsbroschüre – Flachgeneigte Dächer aus Holz“ der Holzforschung Austria. Seither hat sich hin­ sichtlich der simulationsbasierten Bewertung von Holzkon­ struktionen und auch bezüglich der eingesetzten Baumate­ rialien (Wärmedämmstoffe, Dampfbremsen) jedoch einiges getan. Außerdem hat sich gezeigt, dass ein gedrucktes Werk aufgrund der vielen Einflussfaktoren auf die Tauglichkeit der Flachdächer nur schwer anzuwenden ist, vor allem wenn die Einflüsse möglichst differenziert betrachtet wer­ den und nicht immer nur der „worst case“ behandelt wird. Aufgrund dessen hat sich die Holzforschung Austria entschlossen, die „Planungsbroschüre – Flachgeneigte Dä­ cher aus Holz“ zu überarbeiten und als interaktives On­ linetool über www.dataholz.eu → Anwendungen → Pla­ nungshilfe Flachdach kostenfrei zugänglich zu machen. Trotz interaktivem Planungstool bleibt das Thema Flachdächer in Holzbauweise aus bauphysikalischer Sicht natürlich komplex. Um den Anwendern das nötige Hinter­ grundwissen zur fehlerfreien Anwendung der Planungshilfe zu vermitteln, wird im Tool auf einen „Leitfaden“ zur An­ wendung des Onlinetools verwiesen. Der „Leitfaden“ ist eine Hilfestellung für bauphysikalisch unerfahrene Nutzer. Hier werden in Form eines praxisorientierten Nutzungs­ handbuches die notwendigen Informationen zur richtigen Verwendung der Planungshilfe Flachdach zur Verfügung gestellt. Die detaillierten Grundlagen der durchgeführten Si­ mulationen für die Datenbank der Planungshilfe Flachdach werden in der „Dokumentation der Simulationen“ aufge­ führt. Der „Leitfaden“ sollte vor der Anwendung der Pla­ nungshilfe Flachdach auf jeden Fall aufmerksam gelesen werden. Danach können die Anwender mit gutem Gewis­ sen ihre Kompetenz durch einen Klick bestätigen und das Tool barrierefrei verwenden. Ist diese Hürde genommen, werden die Anwender Schritt für Schritt durch den Pla­ nungsprozess geführt.

Einflussparameter Eine sorgfältige und richtige Auswahl der Parameter in der Schritt-für-Schritt-Auswahl entscheidet über Tauglichkeit oder Versagen des Flachdachaufbaues. Das Tool ist nach aktuellem Stand nur für zwischen­ sparrengedämmte Flachdächer ohne Auflast, d. h. ohne Grün-/Kiesdach oder Terrassenbeläge anwendbar. Den­ noch sind die Grün- und Kiesdächer in der Auswahl in hell­ grau und nicht anwählbar aufgeführt. Dies dient dazu, expli­ zit darauf hinzuweisen, dass es gegebenenfalls noch andere Optionen gibt, welche zutreffen können. Dieses „Hinweis­ konzept“ wird bei allen Einflussfaktoren beibehalten. Beim Innenklima ist das Bemessungsklima nach WTAMerkblatt 6-2 fest angewählt, das einer Nutzung von Wohn­ räumen oder ähnlichen Räumen entspricht (d. h. relative Luftfeuchte 35 % – 45 % bei Außentemperaturen ≤ 0 °C). Bei niedrigeren Feuchtelasten verhält sich das Bauteil günstiger – es kann also das vorliegende Klima zum Nach­

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Bild 1.  Von der Fachbroschüre zum Onlinetool: Der Einstieg in die Planungshilfe Flachdach erfolgt über die Webseite www.dataholz.eu

weis genutzt werden. Bei höheren Feuchtelasten ist ein individueller Nachweis erforderlich. Achtung Baufeuchte: Während der Bauphase kann es zu erhöhten Raumluftfeuchten kommen (z. B. durch Est­ rich). Dies ist in der Planungshilfe nicht berücksichtigt und sollte vermieden werden. Beim Standort ist derzeit die Auswahl zwischen drei Außenklimaten möglich. Der Standort „Zwettl“ repräsen­ tiert einen für Flachdächer kritischen Standort und ist gleichzeitig das zu wählende Bemessungsklima für Flach­ dachkonstruktionen in Österreich. Wien stellt im Gegen­ satz dazu einen sonnenreichen und warmen Standort dar. Zusätzlich ist auch Holzkirchen als sonnenreicher, aber kalter Standort anwählbar. Die Anwender müssen nun entscheiden, für welchen Standort sie ihr Flachdach auslegen möchten. Das Klima am tatsächlichen Standort des Flachdaches muss zumindest die Jahresmitteltemperatur und Globalstrahlung des im Tool gewählten Standortes aufweisen. Sollten die Anwen­ der unsicher sein, ob der reale Standort über einen der drei möglichen Standorte abgedeckt wird, können die Standort­ klimadaten u. a. bei nationalen Wetterdiensten angefragt werden. Für österreichische Standorte wäre dies die Zen­ tralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), für Standorte in Deutschland der Deutsche Wetterdienst (DWD) und für Schweizer Standorte das Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz). Alterna­ tiv kann die Tauglichkeit eines Dachaufbaus auch generell von der Holzforschung Austria überprüft werden. Als vierter Einflussfaktor wird die Beschattungssitua­ tion der Dachfläche abgefragt. Zur Auswahl steht eine un­ beschattete Situation, eine Beschattung durch vertikale Beschattungselemente (z. B. aufragende benachbarte Ge­ bäude oder Lüftungsanlagen), eine Beschattung durch PVModule ohne rückseitiges Windleitblech und eine Beschat­ tung durch PV-Module mit rückseitigem Windleitblech. Bis auf den neuen Ansatz für eine Beschattung durch PV-Mo­ dule mit rückseitigem Windleitblech, welcher im HFA-Pro­ jekt „RooFit4PV“ erarbeitet wurde, werden die Beschat­ tungssituationen entsprechend den Vorgaben im WTAMerkblatt 6-8 berücksichtigt. Die Luftdichtheit spielt gerade bei außen stark dampf­ bremsend abgedichteten Bauteilen eine große Rolle. Als fünfter Einflussfaktor wird in der Planungshilfe deshalb die Luftdichtheitsklasse abgefragt. Diese reicht von LDK A+

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Flachdachplanung

wahlparametern finden sich im „Leit­ faden“, welcher im Onlinetool zum download bereitsteht.

Bauteilempfehlungen Nachdem die Anwender alle notwendi­ gen Angaben gewählt haben, werden hierfür taugliche zwischensparren­ gedämmte Flachdächer ausgegeben. Bei eher unkritisch gewählten Rand­ bedingungen ist ein zwischensparren­ gedämmtes Flachdach ohne Zusatz­ dämmung häufig mit allen zur Ver­ fügung stehenden Dampfbremsen (Bauteilvarianten) möglich. Bild 2.  Nachdem die Anwender durch einen Klick bestätigt haben, dass sie über ausreichendes bauphysikalisches Bei kritischeren Randbedingun­ Fachwissen verfügen, um die Planungshilfe fehlerfrei anwenden zu können (oben), werden sie Schritt für Schritt gen ist dies nicht immer der Fall. durch die Auswahl geführt Sollte es beispielsweise mit den vor­ handenen Dampfbremsen im gegebe­ (Dach vorgefertigt in einem fremdüberachten Betrieb) über nen Fall nicht möglich sein, ein Flachdachelement ohne LDK A (n50-Wert des Gebäudes ≤ 1,5 1/h und Leckage­ Zusatzdämmung auszuführen, wird dies vom Tool deutlich ortung) bis zu LDK B (n50-Wert des Gebäudes ≤ 3 1/h und angezeigt. Bauteile mit Zusatzdämmung sind hingegen Leckageortung). Dächer der Luftdichtheitsklasse LDK C prinzipiell bei allen auszuwählenden Randbedingungen (für Gebäude ohne Blower-Door-Messung und Leckage­ und Dampfbremsen möglich. Hierbei unterscheiden sich je ortung) können im Tool nicht berücksichtigt werden. nach gewünschter Dampfbremse jedoch die notwendigen Als abschließender Einflussfaktor wird die Farbe der Mindestdicken der Zusatzdämmung. Dachbahn abgefragt. Aus bauphysikalischer Sicht interes­ Haben die Anwender einen für sie passenden Dach­ siert im Grunde der solare Absorptionsgrad der Dachbahn, aufbau gefunden, werden die gewählten Randbedingun­ dieser korreliert bei nicht metallenen Oberflächen oder gen, der exakte Bauteilaufbau sowie die konkreten hygro­ Spezialbeschichtungen jedoch stark mit der Farbe. Zur thermischen Simulationsauswertungen zusammenfassend Auswahl stehen eine schwarze Dachbahn ohne Verschmut­ ausgegeben. Bild 3 zeigt beispielhaft einen Ausschnitt aus zung (d. h. hier ist eine regelmäßige Reinigung der Dach­ der Ergebniszusammenfassung. Unter dem Bauteilaufbau bahn notwendig) oder graue bis dunkle Dachbahnen. Vor­ werden zwei Grafiken zur simulationsbasierten Bewertung zugsweise sollte „grau bis dunkel“ gewählt und eine gezeigt: die Abschätzung des Risikopotenzials der Gefahr schwarze Dachbahn ausgeführt werden. Damit sind auch von holzzerstörenden Pilzen und die Tragfähigkeit der au­ Aufhellungen der Dachbahn durch Ablagerungen kein Pro­ ßenseitigen OSB. blem. Sollten hellere Dachbahnen verwendet werden, so Zusammenfassung als PDF muss der Aufbau gesondert simuliert werden. Abschließend haben die Anwender die Möglichkeit, nach einem präferierten Dampfbremsenhersteller zu fil­ Den Anwendern von dataholz.eu ist bekannt, dass zu je­ tern. Derzeit stehen sechs feuchteadaptive Dampfbremsen dem Bauteil ein Datenblatt als PDF erzeugt werden kann. von vier Herstellern zur Auswahl. Erfolgt keine Wahl des In gleicher Weise ist es bei der Planungshilfe Flachdach Dampfbremsenherstellers, werden alle tauglichen Kon­ möglich, die Zusammenfassung des hygrothermischen struktionen angezeigt. Nähere Informationen zu den Aus­ Nachweises als PDF abzuspeichern oder auszudrucken. Im PDF sind nochmals alle notwendigen Angaben vom ge­ wählten Standort bis zu den Auswertegrafiken aufgeführt. Mit der Planungshilfe Flachdach stehen den Planern von zwischensparrengedämmten Flachdächern nun kos­ tenfrei hygrothermische Nachweise zur Verfügung. Die Ver­ antwortung zur richtigen Auswahl der Randbedingungen liegt jedoch bei den Anwendern. Sollte die real vorhandene Situation nicht durch die Planungshilfe abgedeckt werden, können sich Planer direkt an die Holzforschung Austria wenden. Speziell hierfür wurde die E-Mail-Adresse flach­ dach@holzforschung.at eingerichtet. Weitere Informationen:

Bild 3.  Die Zusammenfassung über den tauglichen Flachdachaufbau inkl. Bauteilaufbau kann als PDF abgespeichert werden (Fotos/Grafiken: © Holzforschung Austria)

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Holzforschung Austria – Österreichische Gesellschaft für Holzforschung Dr. Julia Bachinger, Franz-Grill-Straße 7, A-1030 Wien/Österreich Tel. +43 (0)1/798 26 23-63, Fax +43 (0)1/798 26 23-50 j.bachinger@holzforschung.at, www.holzforschung.at

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Flachdachplanung

Innovativ gelöst: Gerüstsystem macht Dachsanierung in Koblenz möglich Alters- und witterungsbedingte Schäden am Dach eines Gebäudekomplexes in der Koblenzer Innenstadt erforderten eine umfassende Sanierung. Eine erste Herausforderung galt es für die ausführende Firma noch vor den eigentlichen Baumaßnahmen zu meistern: Die Eigentümer hatten die Holl Flachdachbau GmbH & Co. KG mit der Instandsetzung der Dachflächen beauftragt. Um den Schutz der Arbeiter umfänglich zu gewährleisten, war eine indi­ viduelle Lösung gefragt. Mit dem temporären Gerüstsystem von Sifatec konnte die Sicherung der Dachränder unkompliziert umgesetzt werden. Die tonnenförmige Ausgestaltung des Dachs machte die Sicherung mittels eines Flächengerüsts unmöglich. Durch Mitarbeiter der eigenen Niederlassung in Hamburg wurde Bauleiter Gerd Graser von der Fa. Holl Flachdachbau auf das innovative temporäre Gerüstsystem von Sifatec auf­ merksam. Besonders überzeugten ihn dabei die hohe Wirt­ schaftlichkeit sowie die Möglichkeit des freien Arbeitens auf der Dachfläche, ohne das Umstellen von Gerüsten. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Flachdach-Absturz­ sicherungssystemen besetzen die Seitenschutz-Gerüste von Sifatec nicht die Dachfläche selbst. Über den patentierten Einhängemechanismus lassen sich die Gerüstteile an einer Halteplatte am Dachrand mühelos und dauerhaft sicher befestigen. Während die Platten für zukünftige Arbeiten am Dach verbleiben, lassen sich verbaute Geländer mithilfe einer Schwenkbewegung von der Halterung demontieren.

Bild 1.  Bei der Sanierung einer tonnenförmigen Dachfläche in der Koblenzer Innenstadt kamen temporäre Gerüstsysteme von Sifatec zum Einsatz

Umfangreicher Service Um die Dachränder des Koblenzer Gebäudes mit seinen insgesamt 48 Bögen optimal zu sichern, erfolgte der Auf­ bau der Absturzsicherung in überaus kurzer Zeit. Dafür sorgte zum einen das durchdachte System an sich, doch auch die vorausgehende Planung gewährleistete einen rei­ bungslosen Ablauf. Der Experte für Flachdach-Absturz­ sicherung versteht sich selbst auch als Dienstleister und bietet seinen Kunden ein breites Service-Paket. Dazu gehö­ ren neben der eigentlichen Montage auch die projektbezo­ gene Lösungsentwicklung und Angebotserstellung. Von den Vorteilen des Sifatec-Systems und der Zu­ sammenarbeit mit dem Unternehmen zeigt sich Bauleiter Gerd Graser überzeugt: „Die Dachsanierung war für uns zunächst mit vielen Schwierigkeiten verbunden, die eine außergewöhnliche Lösung erforderten und von unserem Partner hervorragend umgesetzt wurde. Ohne die Firma Sifatec mit ihrem innovativen Produkt wäre eine Realisie­ rung des Bauvorhabens nicht möglich gewesen.“

Bild 2.  Aufgrund der besonderen Architektur war die Anbringung eines gewöhnlichen Flächengerüsts nicht möglich, es bedurfte einer speziellen Lösung, um die Arbeiter sicher vor Absturz zu schützen

Weitere Informationen: Sifatec GmbH & Co. KG Neidhof 1, 54538 Bengel Tel. (06532) 93 29-9 info@sifatec.de, www.sifatec.de

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Bild 3.  Das innovative Seitenschutzsystem von Sifatec passt sich optimal dem Verlauf der Dachränder an und bietet einen dauerhaften Schutz, ohne die Dachfläche zu besetzen (Fotos: Simon GmbH & Co. KG)

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Abdichtungstechnik

WBB-Liste 2019 „Wurzelfeste Produkte“ Zur 2. Ordentlichen Mitgliederversammlung des Bundesverbands GebäudeGrün e. V. (BuGG) Anfang des Jahres 2019 hat die BuGG-Projektgruppe „WBB“ unter der Leitung von Dieter Schenk ihre Arbeit abgeschlossen und die Ergebnisse in Form der neuen Liste „Wurzelfeste Produkte 2019 (WBB)“ präsentiert. Die Verwendung einer wur­ zelfesten Abdichtung bei be­ grünten Dächern ist ein abso­ lutes Muss. Mit der „WBB-Liste“ liegt dazu das aktuelle Nachschlagewerk geprüfter Produkte vor. Es sind nun 75 Abdichtungsbahnen und 18 sonstige wurzelfeste Pro­ dukte von insgesamt 31 Unternehmen in der neuen WBBListe verzeichnet. Die Bezeichnung „WBB“ stand dabei früher für „Wurzelfeste Bahnen und Beschichtungen“. Mittlerweile lautet der korrekte Titel der Liste „Wurzelfeste Produkte – Bahnen, Abdichtungen u. a. mit Prüfungen nach dem FLL-Verfahren und nach der DIN EN 13948“. Die bekannte Kurzform „WBB-Liste“ wird jedoch beibe­ halten. Die WBB-Liste 2019 zeigt wurzelfeste Produkte, die die Prüfung nach FLL bzw. nach DIN EN 13948 be­

standen haben. Bei der FLL-Prüfung wird zudem unter­ schieden nach „mit oder ohne Rhizomfestigkeit gegen Quecke“ und in der neuen WBB-Liste auch so dokumen­ tiert. Die Antragsteller werden in alphabetischer Reihen­ folge aufgelistet, zuerst die Hersteller von wurzelfesten Bahnen, danach die Hersteller von sonstigen wurzelfesten Produkten. Der Eintrag in die Liste WBB ist für alle Firmen kos­ tenfrei und auch für Nicht-Mitglieder vorgesehen. Über die Aufnahme in die Liste entscheidet die BuGG-Projektgruppe „WBB“, die allen BuGG-Mitgliedern zur Mitarbeit offen steht. Der Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) ruft alle Hersteller und Anbieter von Dachabdichtungen und Wurzelschutzbahnen auf, die aktuellen Prüfzeugnisse ihrer Produkte bis zum 01.10.2019 an die Geschäftsstelle des BuGG zu senden. Dann können die Einreichungen nach erfolgreicher Prüfung der Projektgruppe in die „WBBListe 2020“ genommen werden. Download unter: www.gebaeudegruen.info/service/downloads/bugg-fachin­ fos/wurzelfeste-produkte-wbb/ Weitere Informationen: BuGG BundesverbandGebäudeGrün e. V. Albrechtstraße 13, 10117 Berlin Tel. (030) 40 05 41 02 Tel. (0681) 98 80 570, Fax (0681) 98 80 572 info@bugg.de, www.gebaeudegruen.info

Neue DUD-Fachregel: dauerhafte Dachabdichtung mit Kunststoffbahnen

Die „Technische Regel für die Abdichtung genutzter und nicht genutzter Dächer mit Kunststoff- und Elastomerbahnen“ ist im Januar 2019 beim Beuth Verlag erschienen oder über den DUD erhältlich (Foto: DUD)

Kunststoffbahnen bieten für die zuverlässige Abdichtung von Dachflächen aufgrund ihrer Produkteigenschaften zahlreiche Vorteile. In einer neuen Fachregel hat der Industrieverband der Produzenten von Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen DUD e. V. den aktuellen Stand der Technik beim Einsatz der hoch­ wertigen Produkte zusammengefasst.

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Die Abdichtung genutzter und ungenutzter Flachdächer wird über die geltenden harmonisierten europäischen und nationalen Normen wie die DIN EN 13956, DIN 18531, DIN 18195 und DIN SPEC 20000-201 geregelt. Der Tech­ nische Ausschuss des DUD hat mit der „Technischen Regel für die Abdichtung genutzter und nicht genutzter Dächer mit Kunststoff- und Elastomerbahnen“ nun im Zuge des vierzigjährigen Bestehens des Industrieverbands ein neues Nachschlagewerk entwickelt, das auf der Basis der lang­ jährigen Erfahrung der Hersteller die Werkstoffgruppen PVC, PIB, ECB, EPDM, EVA, TPE und FPO in den Fokus nimmt. Die Dachbahnen aus diesen Kunststoffen erfreuen sich in der Praxis bei der Dachabdichtung großer Beliebt­ heit. Denn sie sind nicht nur robust und dauerhaft, son­ dern lassen sich auch schnell und sicher verarbeiten. Selbst bei hoher Beanspruchung – beispielsweise unter begrünten Dächern – kann die Abdichtung mit diesen Produkten ein­ lagig ausgeführt werden. Kunststoffbahnen müssen nicht mit Wurzelschutzmitteln versetzt werden, um wurzel- bzw. rhizomfest zu sein. Hinzu kommt der ästhetische Aspekt einer sehr großen farblichen Bandbreite und Gestaltungs­ freiheit in der Formgebung durch die Flexibilität der Bah­ nen sowie konstruktive Vorteile durch ein geringes Ge­ wicht und niedrige Brandlast.

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Abdichtungstechnik

Planungs- und Arbeitshilfe Bereits seit vier Jahrzehnten wird die Fachkompetenz des DUD von Planern und Verarbeitern geschätzt. Der Fach­ verband hatte bis Ende der 1990er-Jahre vielfältige Regel­ werke wie Werkstoffblätter, Qualitätsprofile, Verlegericht­ linien und Prinzipienskizzen entwickelt, veröffentlicht und damit Branchenstandards gesetzt, die sukzessive in die Normungen aufgenommen wurden. Bis heute werden diese alten Veröffentlichungen nachgefragt. Das vierzig­ jährige Bestehen des DUD wurde zum Anlass genommen, wieder eine aktuelle technische Information aufzusetzen. Das neue 76-seitige Regelwerk soll Orientierung in der heutigen Normungs- und Regelwelt bieten. Es liefert die Grundlagen widerspruchsfrei zur europäischen Normung und der DIN 18531 für die Abdichtung von Dächern mit Kunststoff- und Elastomerbahnen. Es bündelt die umfang­ reichen und langjährigen Erfahrungen von Flachdachexper­ ten und ist als Arbeitserleichterung für Planer und Ver­ arbeiter und fachliche Basis für Lehrende und Lernende gedacht. Für eine hohe Praxistauglichkeit sorgen beispiels­ weise Hinweisboxen mit Erläuterungen der Normen, auf die im Text Bezug genommen wird. So begegnet die Fach­ regel den komplexer werdenden Anforderungen bei Aus­ wahl, Planung und Ausführung von Abdichtungen sowie den dabei zu berücksichtigenden Normen.

der Abdichtung zu beachten gilt. Sie lenkt den Fokus auf Fragen der Abdichtung mit Kunststoff- und Elastomerbah­ nen und will damit dem interessierten Anwender die Arbeit erleichtern und ergänzende Hinweise liefern. Sie verdeut­ licht die Vorteile von Abdichtungen aus Kunststoffbahnen in Bezug auf unkomplizierte Verarbeitung, geringes Brand­ risiko, hohe Flexibilität, Gestaltungsmöglichkeiten, Ökolo­ gie und Nachhaltigkeit. Die neue DUD-Fachregel ist als kompaktes Kompendium damit eine wichtige Planungsund Anwendungsgrundlage für die dauerhaft zuverlässige Abdichtung von Flachdächern. Weitere Informationen: Anke Röhrig Industrieverband der Produzenten von Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen DUD e. V. Ahastraße 7, 64285 Darmstadt Tel. (06151) 211 80, Fax (06151) 238 56 info@die-kunststoffdachbahn.de, adrian.dobrat@dud-ev.de www.die-kunststoffdachbahn.de

Von den Grundlagen über den Werkstoff bis zur Verarbeitung

Die Vorteile von Kunststoffabdichtungen entdecken

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Tel: 07022 9060-600

Die neue Fachregel beginnt mit der Vorstellung der Anwen­ dungsbereiche nicht genutzter und genutzter Dächer sowie der gesetzlichen Vorschriften für Abdichtungen. Die Kapi­ tel „Planung“ und „Einwirkungen auf die Abdichtung von Dächern“ legen den Fokus auf die wichtigsten Planungs­ grundlagen, beispielsweise die Bereiche Dachkon­struktion sowie Dachneigung und Gefälle. Weitere Themen sind u. a. Luftdichtheit, Wärmeschutz und Dachentwässerung. An­ schließend werden die zu erwartenden mechanischen und thermischen Einwirkungen beschrieben sowie die Einwir­ kungsklassen erläutert. Auf dieser Basis gibt die Fachregel einen umfassenden Überblick über die wichtigsten marktüblichen Werkstoff­ gruppen, die bei der Herstellung von Elastomer- und Kunst­ stoffbahnen zum Einsatz kommen. Die Charakterisierung ihrer Beschaffenheit und ihrer Eigenschaften erlaubt es dem Planer, Schritt für Schritt die passende Abdichtung für den jeweiligen Einsatzbereich zu wählen. Im Kapitel Ausführung und Verarbeitung erhalten Praktiker einen umfassenden Überblick über den Einsatz der Kunststoffbahnen. Beschrieben werden die verschiede­ nen Fügetechniken ebenso wie die Lagesicherung und der Dachaufbau bei einer Dachbegrünung. Zahlreiche Skizzen verdeutlichen die Ausführung von Details wie An- und Ab­ schlüssen sowie Durchdringungen. Ein Kapitel zum Thema Instandhaltung schließt die neue DUD-Fachregel ab.

Wasserrückhalt via Retentions-Gründach als wirkungsvolle Maßnahme gegen zunehmende Starkregenereignisse. Überflutungen und die Reduzierung des Grundwasserspiegels

Die „Technische Regel für die Abdichtung genutzter und nicht genutzter Dächer mit Kunststoff- und Elastomerbah­ nen“ tritt ergänzend an die Seite der Vielzahl von Normen und Regelwerken sowie Verordnungen, die es im Bereich

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verdeutlichen, dass die Ökologie des Wasserkreislaufes empfindlich gestört ist. Mit diesem Systemaufbau bieten wir Ihnen ein Instrument, das Wasser trotzdem in den Griff zu bekommen. www.zinco.de

hier gibt es mehr Details zum Thema

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Abdichtungstechnik

Heini-Klopfer-Skiflugschanze: Auf zu neuen Weiten! Die Heini-Klopfer-Skiflugschanze im Stillachtal bei Oberstdorf ist die einzige Skiflugschanze in Deutschland und eine von fünf Anlagen vergleichbarer Größe weltweit. Durch die Weiterentwicklung des Skisprungsports in den letzten Jahren und durch veränderte FIS-Regularien wurde eine Generalsanierung der über 40 Jahre alten Schanze notwendig. Schon im Jahr 1950 entstand hier eine erste Skisprung­ schanze – eine Holzkonstruktion nach einem Entwurf des Architekten und Skispringers Heini Klopfer. Die frei aus­ kragende Spannbeton-Konstruktion des heutigen Sprung­ turms stammt aus dem Jahr 1973 und wird von den Oberstdorfern liebevoll als „schiefer Turm von Oberstdorf“ bezeichnet. Im Turm befinden sich Wärme- und Wachs­ räume, WC-Anlagen, ein Kioskbetrieb und ein Schrägauf­ zug, der bis zu elf Personen mit Sprungskiern transportie­ ren kann. Eine Plattform am Turm bietet Platz für einhun­ dert Personen. Bis heute gilt die architektonisch einmalige Schanze, die ausschließlich in Höhe des Absprungtisches mit Fels­ankern im Berg gehalten wird, als statische Meis­ terleistung. Architekt war der Oberstdorfer Claus-Peter Horle. Die Gesamtanlage soll künftig auch außerhalb der Wettkampfzeiten für den Tourismus genutzt werden. Dazu wird der ehemalige Sessellift entlang des Aufsprunghanges durch einen neuen barrierefreien Personenschrägaufzug ersetzt. Der Aufzug führt vom Stadionbereich am Auf­ sprunghang entlang bis zum Zugang des Anlaufbauwerks.

Umbau der Skiflugschanze Der bestehende Schanzentisch wurde auf einer Länge von 45 m abgebrochen. Der neue Schanzentisch wurde 7,50 m zurück und 5 m höher gesetzt und als Stahlkonstruktion auf dem bestehenden Spannbetonbauwerk des Anlauftur­ mes aufgesetzt. Am Schanzenkopf wurden die Räumlich­ keiten erweitert und auch das Profil des Aufsprunghanges wurde neu modelliert und an die Anforderungen einer hangnahen Flugkurve angepasst.

Den Umbau der Skiflugschanze und die neuen Neben­ gebäude plante das Architekturbüro Renn Architekten aus Fischen im Allgäu. Bei der Umsetzung der Umbaupläne sollte der Charakter der Anlage aber nicht beeinträchtigt werden. Die Stahlbetonkonstruktion der Schanze sollte nun mit einer Abdichtung gegen eindringende Feuchtigkeit geschützt werden. Zuvor hatte der Beton keine Abdich­ tung, sondern es war die gesamte Fläche mit Trapezblechen abgedeckt – ein Gefälle von ca. 3 % führte das Wasser zu den Seiten ab.

Flüssigkunststoff als Abdichtung Zunächst war eine bituminöse Abdichtung geplant, die aber bereits in der Planungsphase verworfen wurde. Die Schwierigkeiten der Verarbeitung in den Steilbereichen wie auch die Standsicherheit der fertigen Abdichtung bei Sonneneinstrahlung führten zu anderen Abdichtungsvari­ anten. Letztendlich fiel die Entscheidung, die Rampe mit Flüssigkunststoff abzudichten. Das sparte Zeit und verur­ sachte gegenüber der ursprünglichen Lösung keine zusätz­ lichen Kosten. Der Bauherr entschied sich für einen Flüssigkunststoff auf Basis eines Polyesterharzes. Das Abdichtungsmaterial WIDOPAN-FD besteht aus der Harzkomponente, einem Härter und einem Beschleuniger. Der Beschleuniger wird dem Harz in Abhängigkeit von der Temperatur beige­ mischt. So ist auch eine Verarbeitung bei niedrigen Tempe­ raturen möglich, was bei der Ausführung im November bis Dezember 2016 entscheidend war. Als Armierung wird ein Polyestergittervlies mit einem Flächengewicht von mind. 165 g/m2 verwendet. Das Sys­ tem besitzt eine ETA nach ETAG 005. Aber bevor die Ab­ dichtung erfolgte, wurden mit einer Spachtelmasse, beste­ hend aus einem Reaktionsharz und Quarzsand, vorhan­ dene Unebenheiten und die bestehenden Vertiefungen der Montageschienen flächenbündig verspachtelt. Durch die schnelle Reaktion der Spachtelung konnte die Flächenab­ dichtung direkt danach erfolgen.

Bild 1.  Die Heini-Klopfer-Skiflugschanze bei Oberstdorf soll künftig auch außerhalb der Wettkampfzeiten für den Tourismus genutzt werden (Foto: Eren Karaman)

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Abdichtungstechnik

kann die benötigte Menge dem Gebinde entnommen wer­ den und der Beschleuniger wird aus einer Dosierflasche dazugegeben und gut vermischt. Die Beschleunigermenge richtet sich nach der Temperatur, die Dosierung ist auf dem Gebindedeckel angegeben. Zur Bemessung des Be­ schleunigers sollte die Untergrundtemperatur herangezo­ gen werden. Klaffen Umgebungstemperatur (also Lufttem­ peratur) und Untergrundtemperatur weit auseinander, sollte zunächst der Mittelwert genommen und mit kleinen Materialansätzen der Härtungsverlauf getestet werden.

Weltcup-tauglich

Bild 2. Die Abdichtung erfolgte mit WIDOPAN-FD, einem Flüssigkunststoff auf Basis eines Polyesterharzes (Fotos: Widopan)

Bis zu 39° Neigung Die Verlegung der Abdichtung erfolgte in Längsrichtung und es wurden Längen von jeweils ca. 5 m hergestellt. Be­ gonnen wurde am Schanzentisch und so wurde die Ab­ dichtung die Schanze hinauf hergestellt. Das Material und auch das Werkzeug wurden auf einem „Schlitten“, der von oben abgeseilt wurde, gelagert. Die Verleger bewegten sich auf Leitern, die ebenfalls von oben gesichert waren. Im­ merhin hat die Schanze im oberen Teil eine Steigung von 39°, der Schanzenkopf als höchster Punkt liegt mehr als 70 m über dem umgebenden Gelände.

Vorbereitung Das Material WIDOPAN­FD ist ein Polyester­Elastomer, es wird auch als ungesättigtes oder modifiziertes Polyester­ harz bezeichnet. Es besteht aus drei Komponenten, dem Basisharz, dem Katalysator oder Härter in Pulverform und dem Beschleuniger. Der Härter wird immer in einer fest­ geschriebenen Menge dem Harzgebinde beigemischt. Bei 20 kg Harz sind das 600 g Härter. Nach einer Lösezeit von ca. 20 Minuten (abhängig von der Umgebungstemperatur)

Nach dem Umbau der Heini­Klopfer­Skiflugschanze fand im Februar 2017 der erste Weltcup auf der modernisierten Skiflugschanze statt. Gleichzeitig war dieser Weltcup auch die Generalprobe für die FIS­Skiflug­Weltmeisterschaft im Januar 2018 in Oberstdorf. Den neuen Schanzenrekord stellte Andreas Wellinger mit 238 m auf. Bei der Qualifika­ tion der Skiflug­WM 2018 schraubte Daniel­André Tande aus Norwegen den Schanzenrekord auf 238,5 m. Tande gewann auch das anschließende Springen vor Kamil Stoch und Richard Freitag. 2019 fand vom 1. bis zum 3. Februar mit dem FIS­Weltcup im Skifliegen bereits der dritte Wett­ bewerb auf der erneuerten Schanze statt.

Bautafel Heini-Klopfer-Skiflugschanze bei Oberstdorf ■■ ■Bauherr: Sportstätten Oberstdorf, 87561 Oberstdorf ■■ ■Planung: Renn Architekten, Hans-Martin Renn, 87538 Fischen im Allgäu ■■ ■Ausführung: Müller + Duscher GmbH, 84180 Loiching ■■ ■Hersteller: Widopan Produkte GmbH, 21714 Hammah ■■ ■Eingesetzte Produkte: – WIDOPAN-FD – WIDOCRYL-Betongrundierung PM – WIDOCRYL-Reparaturmörtel

Weitere Informationen: Widopan Produkte GmbH Ostereichen 3, 21714 Hammah Tel. (04144) 698 21-0, Fax (04144) 698 21-20 kontakt@widopan.de, www.widopan.de

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Fugendichtung Flachdach Balkon Terrasse Laubengang Parkdeck Detail-Anschlüsse

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Abdichtungstechnik RESITRIX SK W

Langzeitverhalten von RESITRIX® EPDM-Dichtungsbahnen Dacheindeckungen von Steildächern und flach geneigten Dächern müssen lediglich regensicher sein, Flachdachabdichtungen hingegen dauerhaft wasserdicht. Die Flachdachabdichtung muss daher besonders genau geplant und ausgeführt werden. Alle Einzelkomponenten des gesamten Dachaufbaus müssen sorgfältig ausgewählt werden. Bereits kleine Mängel oder Nachlässigkeiten können die Funktionssicherheit gefährden oder zu gravierenden Schäden führen.

EPDM MIT DESSINIERTER OBERFLÄCHE – RUTSCHFEST

Einordnung in das technische Regelwerk Nach dem technischen Regelwerk für Dachabdichtungen kann die Abdichtung aus bahnenförmigen oder flüssig zu verarbeitenden Stoffen hergestellt werden. Alle in DIN 18531-2 aufgeführten Kunststoff- und Elastomerbahnen werden bei einlagiger Ausführung der höchsten Eigen­ schaftsklasse E1 zugeordnet. Die Zertifizierung nach DIN EN 13956 schafft die Grundlage für das Inverkehrbringen der Bahnen. In DIN SPEC 20000-201 sind die anwen­ dungstechnischen Anforderungen formuliert. Die spezifi­ schen Einbaubedingungen innerhalb des Gesamtdachauf­ baus werden über zusätzliche Konstruktionsvorschriften geregelt. Nicht genutzte und genutzte Dächer können ent­ weder nach DIN 18531 oder nach der Fachregel für Dach­ abdichtungen (Flachdachrichtlinie) geplant und ausgeführt werden. Neben konstruktiven Anforderungen sind im ge­ samten Regelwerk eine Reihe physikalischer und stoffli­ cher Anforderungen enthalten. Allerdings sind nicht alle relevanten Kennwerte für den Nutzungszustand, sondern lediglich für den frischen Einbauzustand nachzuweisen. Gleiche Einbaubedingungen vorausgesetzt, können sich jedoch bestimmte Eigenschaften in Abhängigkeit vom Bah­ nentyp im Verlauf von Jahren oder Jahrzehnten gravierend verändern und so zu teils erheblichen Unterschieden be­ züglich der zu erwartenden Nutzungsdauer von Abdich­ tungen führen.

Besondere Eigenschaften von EPDM-Dichtungsbahnen Während bei plastischen Werkstoffen die notwendigen Zugkräfte von der Trägerlage aufgenommen werden, bildet bei Elastomerbahnen die Reißdehnung den entscheiden­ den Kennwert zur Charakterisierung des Alterungsverhal­ tens. Hierbei ist ihre Wechselwirkung mit anderen thermi­ schen und mechanischen Einflüssen zu berücksichtigen. Die Molekülketten von Elastomeren sind hochgradig miteinander vernetzt. Diese stoffliche Besonderheit bildet die Grundlage für das über mehrere Jahrzehnte auf hohem Niveau nahezu gleichbleibende gummielastische Verhal­ ten. Es muss also nicht erst durch die Zugabe von Weich­ machern erzeugt werden. Somit besteht auch nicht die Gefahr, dass nach allmählichem Entweichen von Weich­ machern unter Wärmeeinwirkung ein Masseverlust und damit eine Längenänderung der Dichtungsbahnen (Mate­ rialschrumpf) eintreten kann. Zusätzliche Belastungen für frei bewitterte Dachab­ dichtungen entstehen vor allem durch hohe mechanische und thermische Einwirkungen. Ein Extremereignis stellt z. B. ein plötzlich auftretender, starker Temperatursturz

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GLASGELEGE EPDM POLYMERMODIFIZIERTES BITUMEN (SELBSTKLEBEND) TRENNFOLIE

Bild 1.  Schichtenaufbau der vollflächig selbstklebenden EPDM-Bahn RESITRIX® SK W Full Bond

oder ein Hagelschlag dar. Infolge von Materialschrumpf spannungsgeladene Dichtungsbahnen können nach plötz­ lichem Temperatursturz und eingeschränkter Kälteflexibi­ lität diesen einwirkenden Kräften oft nicht widerstehen. Eine solche Extremsituation kann Rissbildungen verschie­ denen Ausmaßes hervorrufen.

Alterungsverhalten von RESITRIX® Dichtungsbahnen RESITRIX® Dichtungsbahnen von CARLISLE® CM Eu­ rope stellen eine spezielle Elastomerbahnvariante mit ei­ nem ­spezifischen Langzeitverhalten dar. Im Unterschied zu ­herkömmlichen EPDM-Bahnen sind sie unterseitig mit ­Polymerbitumen oder selbstklebendem Polymerbitumen beschichtet und besitzen eine Verstärkung aus Glasgelege. Ihre Bezeichnung nach DIN SPEC 20000-201 lautet DE/ E1 EPDM-BV-V-GG-1,6-PBS/SK. In Tabelle 1 werden einige für das Nutzungsverhalten von Dachabdichtungen relevante Kennwerte dargestellt. Dabei ist zu erkennen, dass nach Freibewitterung von 20 Jahren keine signifikante Verschlechterung dieser Kenn­ werte eintritt. Für RESITRIX® Dichtungsbahnen mit einer EPDM-Dicke von 1,6 mm liegen noch keine Praxisdaten vor, da eine Erhöhung der EPDM-Dicke erst 2017 vorge­ nommen wurde. Die Prüfbedingungen nach künstlicher Alterung bestätigen jedoch, dass auch hierfür die Eigen­

Bild 2.  Die 32.000 m2 große Dachfläche des Hamburger Hauptbahnhofs ist seit 1993 sicher mit RESITRIX® CL EPDM-Dichtungsbahnen abgedichtet, die auf einer Stahlkonstruktion mit Holzschalung mechanisch befestigt wurden

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Abdichtungstechnik Tabelle 1. RESITRIX® Kennwerte im Neuzustand und nach Freibewitterung bzw. künstlicher Alterung

RESITRIX® mit EPDM-Dicke 1,6 mm

RESITRIX® mit EPDM-Dicke 1,3 mm

Istwert im Neuzustand

Wert nach künstlicher A ­ lterung (80  °C, 150 Tage)

Istwert im Neuzustand

Wert nach Frei­ bewitterung (Einbauzustand) von 20 Jahren)1)

Wert nach künstlicher A ­ lterung (80  °C, 150 Tage)

keine Anforderung im Normenwerk nach Zertifizierungsver­ einbarung für CE-Kenn­ zeichnung ≥ 300 %

620 %

450 %

600 %

400 %

430 %

Maßhaltigkeit (Schrumpfver­ halten)

DIN SPEC 20000-201 ≤ 1,0 %

≤ 0,1 %

≤ 0,1 %

≤ 0,1 %

≤ 0,1 %

≤ 0,1 %

Falzen in der Kälte

DIN SPEC 20000-201 mind. –25 °C

–30 °C

–25 °C

–30 °C

–25 °C

–25 °C

Alterungskrite­ rium / Kennwert

Reißdehnung

Anforderung

1)  EPDM-Dichtungsbahn

RESITRIX® MB, lose verlegt und mechanisch befestigt, frei bewittert

Bild 3.  Die RESITRIX® Prüfkörper werden zur Prüfung des Langzeitverhaltens bei künst­licher Alterung im Wärmeschrank gelagert

Bild 4.  Ermittlung der Reißdehnung an der Universal-Zugprüfmaschine (Fotos: CARLISLE® Construction Materials GmbH)

schaften nahezu unverändert bleiben. Untersuchungen ha­ ben ergeben, dass die thermisch bedingten Veränderungen der Kennwerte ein entscheidender Gradmesser für die Be­ urteilung des Alterungsverhaltens sind. Nach DIN 18531 werden für Dachabdichtungen zwei Anwendungsklassen unterschieden: die Standardausfüh­ rung K1 und die höherwertige Anwendungsklasse K2. Diese stellt erhöhte Anforderungen an die Konstruktion (Dachgefälle, Untergrundbeschaffenheit, Detailgestaltung) und gibt für einlagig verlegte Kunststoff- und Elastomer­ bahnen höhere Bahnendicken vor. So müssen Abdichtun­ gen von nicht genutzten Dächern mit verstärkten EPDMDichtungsbahnen, zu denen auch RESITRIX® gehört, bei Ausbildung nach K1 eine Mindestbahnendicke von 1,3 mm besitzen, bei Ausbildung nach K2 von 1,6 mm. Die in der Tabelle dargestellten Untersuchungsergebnisse belegen je­ doch, dass eine Erhöhung der Bahnendicke die Prüfergeb­ nisse der nutzungsrelevanten Eigenschaften unwesentlich beeinflusst. Diese stoffliche Anforderung stellt also eine pauschale Vereinfachung dar, die den tatsächlich auftre­ tenden Beanspruchungen der Dachabdichtung nicht ge­ recht wird.

Auch im Alter gut gehalten

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Die Gegenüberstellung der nach dem Regelwerk geltenden Kennwerte für RESITRIX® zeigt, dass die einlagig verlegte EPDM-Bahn den Praxisanforderungen in vollem Umfang gerecht wird und sich bewährt hat. Die Funktionstauglich­ keit sowohl der frei bewitterten als auch der künstlich ge­ alterten RESITRIX® Dichtungsbahnen ist noch in vollem Umfang gesichert. Die Prüfergebnisse spiegeln zudem die Aussagen einer Langzeitstudie zur Abschätzung der Ge­ brauchsdauer von EPDM-Dichtungsbahnen wider, die vom SKZ Würzburg im Jahr 2003 durchgeführt wurde. Sie be­ ziffert die Gebrauchsdauer von RESITRIX® auf mehr als 50 Jahre. Dipl.-Ing. Roland Fritsch

Weitere Informationen: Carlisle Construction Materials GmbH Schellerdamm 16, 21079 Hamburg Tel. (040) 78 89 33-0 info@ccm-europe.com, www.ccm-europe.com

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Gebäudebegrünung

Gunter Mann

Mehr Lebensqualität: Lärmminderung durch Gebäudebegrünung

Bild 1.  Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünungen mit vielen Möglichkeiten und vielen positiven Wirkungen

Dach- und Fassadenbegrünungen sind eine der effektivsten Maßnahmen, dem Klimawandel und seinen Folgen, beispielsweise Überhitzung der Städte und Extremniederschläge, ent­gegen zu wirken. Begrünte Dächer, Fassaden und Wände ver­einen viele positive Eigenschaften, u. a. Schallschutz und Lärmminderung. Diese unterschätzten Funktionen gehören zwar meist nicht zu den Top-Argumenten, jedoch gewinnen sie aufgrund der immer stärker wachsenden Städte und der damit einhergehenden Zunahme des Straßen- und Flugverkehrs an Bedeutung. Mittlerweile sieht sich sogar die Politik in der Pflicht und hat im Koali­ tionsvertrag vereinbart, den Lärmschutz zu verbessern und aus­ zuweiten und sieht dies als ein wichtiges Aufgabenfeld der Umweltpolitik. Die Weltgesundheitsorganisation WHO veröffentlichte be­ reits 2011 eine Studie zur Abschätzung der Krankheitslast durch Umgebungslärm [1]. Die wichtigste Schlussfolgerung des Berichts ist, dass Lärm nach der Luftverschmutzung als zweitgrößter Umweltfaktor gilt, der die Krankheitslast erhöht. Verkehrslärm führte nach Schätzungen der WHO in Westeuropa pro Jahr zum Verlust von über einer Million gesunden Lebensjahren durch Erkrankung, Behinderung oder vorzeitigen Tod. Lärm verursacht nicht nur Belästi­ gung und Unterbrechung des Schlafs, sondern auch Herz­ infarkte, Lernstörungen und Tinnitus.

Gesetzliche Rahmenbedingungen Im Baugesetzbuch (BauGB) wird unter § 1 (Aufgabe, Be­ griff und Grundsätze der Bauleitplanung) gefordert, dass Flächennutzungspläne und Bebauungspläne dazu beitra­ gen sollen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen und zu ent­ wickeln. Dazu sind gemäß § 1 Abs. 6 BauGB insbesondere auch die allgemeinen Anforderungen an gesunde Wohnund Arbeitsverhältnisse sowie die Belange des Umwelt­ schutzes zu berücksichtigen. Für die Lärmbekämpfung ist das Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Luftverunrei­ nigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Vor­ gänge – Bundes-Immissionsschutzgesetz (BImSchG) – von zentraler Bedeutung, denn es verfolgt den Zweck, „... Men­ schen, Tiere und Pflanzen ... vor schädlichen Umweltein­ wirkungen ... zu schützen und dem Entstehen schädlicher

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Umwelteinwirkungen vorzubeugen“. In diesem Gesetz ist sowohl das wichtige Verursacherprinzip als auch das Vor­ sorgeprinzip verankert. Die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) ist die Sechste Allgemeine Verwaltungsvor­ schrift zum Bundes-Immissionsschutzgesetz. Diese Techni­ sche Anleitung dient dem Schutz der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche sowie der Vorsorge gegen schädliche Umwelteinwirkungen durch Geräusche.

Maßnahmen zur Lärmminderung Vereinfacht beschrieben gibt es drei Möglichkeiten des Lärmschutzes: 1. Lärm am Entstehungsort begrenzen. 2. Abschirmen und Mindern der Schallausbreitung, bei­ spielsweise durch Lärmschutzwände. Hier können be­ grünte Wände, Fassaden und Dächer zugeordnet wer­ den. 3. Passiver Schallschutz, beispielsweise durch Schall­ schutzfenster. Eine effektive Lärmminderung lässt sich am besten im Rah­ men von Planungsprozessen gewährleisten. Bei der städte­ baulichen Planung ist die Berücksichtigung des Schall­ schutzes Pflicht. Wird der Lärmschutz dabei nicht ausrei­ chend beachtet, kann er nachträglich meist nur mit hohen Folgekosten erreicht werden.

Dachbegrünungen Dachbegrünungen wirken grundsätzlich lärmmindernd über ihre Schallabsorption und die Minderung der Schall­ reflexion. Die Höhe der Schallabsorption ist abhängig vom Gründachaufbau (Materialeigenschaften und Masse vor allem von Vegetationstragschicht und Dränschicht). Die Schallreflexion wird beeinflusst durch die Vegetationstrag­ schicht und vor allem durch die Vegetationsstruktur und ihren Deckungsgrad. Eine Internetrecherche zu „Lärmminderung und Schallschutz Dachbegrünung“ hat zwar viele Treffer, je­ doch fast nur einfache Aussagen ohne Quellenangaben er­

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Gebäudebegrünung

geben. Oftmals wurden wie beispielsweise auf der Interseite der Stadt Oftersheim [2] die sinngemäß vielerorts gleich­ lautente Information vorgefunden: „Erhöhter Schallschutz. Gründächer mindern die Schallreflexion der Dachoberflä­ che um bis zu 3 dB und verbessern die Schalldämmung des Daches im Inneren des Gebäudes um bis zu 8 dB.“ Kolb [3] gibt für die Minderung des Reflexionsschalls Werte von 2 bis 12 dB(A) an. Für die Schallabsorption nennt er die Größenordnung von 3 bis 46 dB(A). Interes­ sant ist sein Kommentar: „… dass eine Verminderung von 3 dB(A) eine Reduktion der Schallenergie um 50 % bedeu­ tet. Bei einer Minderung um 10 dB(A) reduziert sich die Schallenergie um 90 %, was etwa als Hälfte der Lautstärke empfunden wird.“ Linke [4] hat in seiner Masterarbeit „Gebäudebegrü­ nung als Lärmschutzmaßnahme im innerstädtischen Raum – Welchen Beitrag können Dach- und Fassadenbegrünun­ gen zum Lärmschutz leisten?“ verschiedene Untersuchun­ gen zusammengetragen. So stellte Lagström [5] eine Redu­ zierung durch ein Gründach gegenüber einem unbegrünten Dach von 8 dB und mehr fest. Dächer in feuchtem Zustand hatten dabei eine höhere Lärmminderung. Connelly und Hodgson [6] untersuchten 17 verschiedene Dachbegrü­ nungssysteme mit unterschiedlichen Eigenschaften (Sub­ stratdicke, Substratmaterial und Deckungsgrad) hinsicht­ lich ihres Absorptionsgrades und stellten dabei eine Band­ breite von 0,2 bis 0,63 fest. Schrägdächer haben im Vergleich zu Flachdächern zumeist eine höhere Lärmminderung. Untersuchungen im

Rahmen des HOSANNA Projektes (Holistic and Sustaina­ ble Abatement of Noise by Optimized Combination of Natural and Artificial Means) [7] haben gezeigt, dass be­ grünte Schrägdächer um einen Innenhof herum angeord­ net und mit einer 10 cm dicken Substratschicht zu einer Lärmminderung von 8 dB(A) bezogen auf den Lärmpegel des Innenhofes führen können. Demgegenüber führten begrünte Flachdächer nur zu einer Pegelminderung von 2 dB(A). Dagegen beschrieben Van Renterghem & Botteldoo­ ren [8], dass der Straßenlärm einer Nachbarstraße durch das begrünte Dach um bis zu 6 dB gemindert wurde. Im „Leitfaden zur Dachbegrünung“ der Behörde für Umwelt und Energie (BUE) der Freien und Hansestadt Hamburg [9] werden Werte für die Minderung des Umge­ bungslärms durch die Dachbegrünung von bis zu 6 dB(A) angegeben. Die Werte für die Reduktion des Lärmdurch­ gangs durch Schallabsorption und Schalldiffusion der Dachbegrünung liegen zwischen 5 und 46 dB(A), abhängig von Frequenz (Hz), Verkehrsgeschwindigkeit, Begrünungs­ aufbau, Belaubungszustand, Substratfeuchte, Schichten­ höhe, Dachneigung und Lage [5, 8, 10, 11, 12, 13]. Einige Dachbegrünungssystemanbieter haben Pro­ dukt- und Systemlösungen im Programm, die trittschall­ dämmende Eigenschaften aufweisen und den Körperschall bei Nutzung von Dachterrassen bis zu 35 dB(A) mindern. Kernstück der Aufbauten sind in der Regel Vliese – bei den Schalldämmmessungen werden allerdings Gesamtaufbau­ ten für Dachterrassen geprüft.

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Gebäudebegrünung

Bild 2.  Intensivbegrünungen mit ihrem hohen Substrataufbau bieten höheren Schallschutz als Extensivbegrünungen

Bild 4.  Bei genutzten Dachterrassen ist eine gute Trittschalldämmung im Verkehrsflächenaufbau notwendig

Fassadenbegrünungen und begrünte Lärmschutzwände

Fassadengrün einen Beitrag zum Lärmschutz leistet. Dabei soll der Lärmpegel durch Schallreflexion und -absorption des Blattwerks gedämpft werden. […] Der Schallminde­ rung durch Fassadengrün werden Werte von 2 bis 6 dB(A) zugeschrieben.“ Köhler und Milbrandt [17] führten an der Hochschule Neubrandenburg vergleichende Untersuchungen und Schallmessungen verschiedener wandgebundener Fassa­ denbegrünungssysteme und unbegrünter Holz-, Klinkerund Glasfassaden durch. Die Ergebnisse zeigten, dass die begrünten Fassaden im Durchschnitt eine Lärmminderung von etwa 5 dB(A) bewirkten. Dettmar, Pfoser und Sieber [18] haben im „Gutachten Fassadenbegrünung. Vorschlag für Zweck, Umfang und Gebietskulisse einer finanziellen Förderung von quartiers­ orientierten Unterstützungsansätzen von Fassadenbegrü­ nungen“ Untersuchungen zur Lärmminderung angeführt: Bodengebundener Wilder Wein bewirkte eine Lärmminde­ rung von 1,7 bis 4,0 dB(A) [19] und eine wandgebunden Fassadenbegrünung von 2,7 dB(A). Interessant ist auch der Vergleich der wandgebundenen Begrünung am Museé Quai Branly in Paris mit der schallharten Natursteinfas­ sade des Nachbargebäudes, mit dem Ergebnis, dass die Lautstärke durch Schallabsorption und Schalldiffusion um 5 dB(A) gemindert wurde [12]. In der Studie HOSANNA [7] kommen die Forscher zu dem Ergebnis, dass Fassadenbegrünungen vor allem in den mittleren und hohen Frequenzen zu einer Schallab­ sorption beitragen. Zur Veranschaulichung des Effektes der Vegetation wurde eine Berechnung für einen Straßen­ zug mit jeweils 19 m hohen Fassaden durchgeführt und eine straßenseitige Geräuschreduzierung von 2 bis 3 dB (A) in einer Höhe von 1,5 bis 4,0 m erzielt. Bei einer Teil­ begrünung der Fassaden im unteren Bereich konnte eine Reduzierung um 2 dB(A) erreicht werden. Der Vergleich eines Innenhofes mit vollständig begrünten gegenüber ­unbegrünten Fassaden ergab eine Pegelreduzierung von 4 dB(A) innerhalb des Hofes. Nyuk Hien Wong [20] untersuchte unterschiedliche Arten von Fassadenbegrünungen. Dabei stellte er große Unterschiede zwischen den verschiedenen Systemen fest. Im unteren Frequenzbereich (125 bis 1250 Hz) schwank­ ten die Ergebnisse der Pegelminderungen zwischen 2,2 dB und 9,9 dB, im hohen Frequenzbereich (4 bis 10 kHz) zwi­

Im Vergleich zur Dachbegrünung gibt es deutlich mehr Be­ richte zu „Lärmminderung bei Fassadenbegrünungen“, allerdings wurden wie beim Dach fast alle (neueren) Un­ tersuchungen im Ausland durchgeführt. Ähnlich wie bei der Dachbegrünung sieht auch die Internetrecherche bei der Fassadenbegrünung bezüglich Lärmminderung und Schallschutz aus – oftmals ähnliche Aussagen ohne konkrete Werte. Auf der Internetseite der Stadt Pforzheim [14] ist beispielsweise zu finden: „Lärm­ schutz. Durch den Wandbewuchs wird der auftreffende Schall gedämpft, die Schallreflexion an der Wand wird ge­ mindert. Ein Lärmschutzeffekt um das Gebäude und im Innern wird damit wirksam.“ Und unter www.oekologischbauen.info [15] steht: „Lärmschutz: das Blattwerk einer Fassadenbegrünung ist ein effektiver Lärmschutz, da Schallwellen geschluckt und in einem deutlich geringeren Maße reflektiert werden als durch die glatte Hauswand. Dadurch ist eine Lärmminderung von bis zu 10 Dezibel erreichbar.“ In der Regel beziehen sich die Aussagen auf boden­ gebundene Fassadenbegrünungen, zu denen schon in frü­ heren Jahren Untersuchungen durchgeführt wurden. Schlößer [16] beschreibt u. a. bei ihrer Bevölkerungsum­ frage die Wirkungen bodengebundener Fassadenbegrü­ nungen: „In vielen Veröffentlichungen wird betont, dass

Bild 3.  Aber auch extensiv begrünte Dächer tragen zum Lärmschutz bei

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Gebäudebegrünung

schen 2,0 und 8,8. Ursache dieser Bandbreite ist die unter­ schiedliche Beschaffenheit der verschiedenen Systeme, vor allem bei den Substraten. Eine vielfach praktizierte Maßnahme, um Straßen­ lärm zu mindern, ist der Einsatz von Vertikalbegrünungen bei Lärmschutzwänden. Neben den klassischen Lärm­ schutzwänden in unterschiedlichen Bauweisen, Befüllun­ gen und Bepflanzungen gibt es auch spezielle Systemlösun­ gen. Diese sind flexibler, benötigen weniger Platz, sehen optisch ansprechend aus und werden schon begrünt einge­ baut. Je nach Hersteller und Bauart werden für die Schall­ dämmung Werte von 24 bis 31 dB(A) und für die Schallab­ sorption von 9 dB(A) erreicht.

Innenraumbegrünungen Zur Lärmminderung durch Innenraumbegrünungen konn­ ten keine konkreten Werte gefunden werden. In der Bro­ schüre „Wohlbefinden im Büro. Arbeits- und Gesundheits­ schutz bei der Büroarbeit“ [21] gibt es zwar keine gemesse­ nen Daten zur Schallreduktion, doch immerhin nimmt das Thema im Vergleich zu anderen wahrgenommenen Wir­ kungen von Innenraumbegrünungen wie Wohlfühlen, raumklimatische Wirkungen, Staubreduktion, Schadstoff­ abbau „gefühlt“ 6 % ein. In den „Congena Texten“ [22] ist immerhin beschrie­ ben, dass sich neben den klimatischen Eigenschaften vor allem in offenen Büros der schallabsorbierende Effekt eini­ ger Pflanzen positiv auswirken kann. So erbrachte in einem

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Bild 5.  Großflächige und leicht geneigte Dachbegrünungen sind ideal zur Lärmminderung bis zu 8 dB(A)

300 m2 großen Versuchsbüro die Bepflanzung auf einer Fläche von 30 m2 denselben Effekt wie 90 m2 Absorptions­ fläche.

Weitere Bauwerksbegrünungen Straßenbahngleise gehören oft in das Stadtbild größerer Städte. Hier können mit Gleisbettbegrünungen schon am Entstehungsort entsprechende Maßnahmen ergriffen wer­ den, mit denen eine Lärmminderung von bis zu 3 dB(A) erreicht werden kann.

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Gebäudebegrünung

Bild 6.  Begrünte Dächer verbessern das Mikroklima

Bild 7.  Wandgebundene Fassadenbegrünung mindert den Lärm bis zu 5 dB(A) (Grafik 1/Fotos 2–7: BuGG)

Fazit

[11] Mann, G.: Nutzen begrünter Dächer – eine Frage des Blick­ winkels. Ditzingen 2000. [12] Pfoser, N.; Jenner, N. et al.: Gebäude, Begrünung und Ener­ gie. Potenziale und Wechselwirkungen. Bonn 2013. [13] Weber, M.: Positive Wirkungen begrünter Dächer – Zusam­ menstellung positiver Fakten aus aller Welt. Diplomarbeit im Studiengang Landschaftsarchitektur. FH Erfurt 2011. [14] www.pforzheim.de [15] www.oekologisch-bauen.info/baustoffe/dach/fassadenbe­ gruenung [16] Schlößer, S. A.: Zur Akzeptanz von Fassadenbegrünung: Meinungsbilder Kölner Bürger – eine Bevölkerungsbefra­ gung. Köln 2003. [17] Köhler, M.; Milbrandt, F.: Mit Living Walls zur Lämreduk­ tion. – Dach + Grün 1-2012. [18] Dettmar, J.; Pfoser, N.; Sieber, S.: Gutachten Fassadenbe­ grünung. Vorschlag für Zweck, Umfang und Gebietskulisse einer finanziellen Förderung von quartiersorientierten Un­ terstützungsansätzen von Fassadenbegrünungen. 2016. [19] Feldmann, J.; Möser, M.; Volz, R.: Umweltbelastung durch Verkehrsgeräusche sowie Aspekte der Schallausbreitung und Schallabsorption in Straßenschluchten. o.J. [20] Wong, N. H. et al.: Acoustics Evaluation of Vertical Gree­ nery Systems for Building Walls. In: Building and Environ­ ment, 45(2) (2010). [21] Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin: Wohl­ befinden im Büro. In: Arbeits- und Gesundheitsschutz bei der Büroarbeit 2004. [22] Congena Texte: Grün arbeiten statt schwarz ärgern. Be­ grünungskonzepte in Büros 2009. [23] Buchta, E.; Hirsch, K.-W.; Buchta, C.: Lärmmindernde Wirkung von Bewuchs in Straßenschluchten und Höfen. Bonn 1984. [24] Hornikx, M.; Forssen, J.: Improving the Shield of Road Traffic Noise in Countryards: Absorption Treatments, 2007. [25] www.bmu.de/themen/luft-laerm-verkehr/laermschutz/ laermschutz-im-ueberblick/was-ist-laerm/ [26] www.vm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/ m-wm/intern/Publikationen/Bauen/_Staedtebauliche-­ Laermfibel.pdf [27] www.wikipedia.org

Gebäudebegrünungen leisten zweifellos einen Beitrag zur Schallreduzierung. Die Lärmminderung und Schallrefle­ xion ist abhängig von Frequenz (Hz), Begrünungsaufbau, Substratdicke und Belaubungszustand. Bei Pflanzen ist die Minderung stark von der Blätterdichte, der Blattfläche und -dicke sowie von der Blattstellung abhängig. Bei Dachbe­ grünungen sind aufgrund des hohen Massengewichts der Substratschicht besonders Intensivbegrünungen von Vor­ teil. Nicht zu unterschätzen ist die durch Bepflanzung be­ wirkte optische Abschirmung und die dadurch hervorgeru­ fene positive psychologische Wirkung auf die Betroffenen. Die Ergebnisse aus Studien und Forschungsarbeiten sind sehr unterschiedlich und teilweise schon älteren Da­ tums. Daher gibt es dringenden Bedarf an weiteren For­ schungen und Systemoptimierungen. Literatur  [1] www.euro.who.int/de/media-centre/sections/press-relea­ ses/2011/03/new-evidence-from-who-on-health-effects-oftraffic-related-noise-in-europe  [2] www.oftersheim.de  [3] Kolb, W.: Dachbegrünung. Planung, Ausführung, Pflege. Stuttgart 2016.  [4] Linke, T.: Gebäudebegrünung als Lärmschutzmaßnahme im innerstädtischen Raum – Welchen Beitrag können Dach- und Fassadenbegrünungen zum Lärmschutz leis­ ten? Master­arbeit, HafenCity Universität Hamburg 2017.  [5] Lagström, J.: Do Extensive Green Roofs Reduce Noise? Malmö 2004.  [6] Conelly, M.; Hodgson, M.: Experimental investigation of the sound absorption characteristics of vegetated roof. In: Build and Environment 92 (2015) S. 335–346.  [7] HOSANNA – Holistic and Sustainable Abtement of Noise by Optimized Combinations of Natural and Artificial Means. In: Novel Solutions for Quiter and Greener Cities, o. J.   [8] Van Renterghem, T.; Botteldooren, D.: Numerical Evalua­ tion of Sound Propagating over Green Roofs. In: Journal of Sound and Vibration 317 (3-5) (2008).   [9] Pfoser, N.: Dierks, F.: Dachbegrünung. Leitfaden zur Pla­ nung. Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Um­ welt und Energie (BUE) 2017. [10] Connelly, M.; Hodgson, M.: Thermal and Acoustical Per­ formance of Green Roofs. Sound Transmission Loss of Green Roofs. Baltimore 2008.

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Weitere Informationen: Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) Dr. Gunter Mann, Präsident Sitz: Albrechtstraße 13, 10117 Berlin Geschäftsstelle: In den Birken 11, 66130 Saarbrücken Tel. (0681) 98 80-570, Fax (0681) 98 80-572 info@bugg.de, www.gebaeudegruen.info

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Gebäudebegrünung

Dachbegrünung: grüne Lungen für Metropolregionen

Bild 1.  Der „Garten der Welt“ in den „Gärten der Welt“ in Berlin-Marzahn zeigt, was in der Dachbegrünung möglich ist

Metropolregionen stehen vor zunehmend größeren Herausforderungen. Steigende Schadstoffbelastungen, Dieselfahrverbote, Flächenversiegelung und immer höhere Temperaturen im Sommer aufgrund des Klimawandels sind nur einige Stichworte. Dachbegrünungen können helfen, diesen Auswirkungen ein Stück weit entgegenzuwirken. Damit durch das grüne Dach die Bausubstanz der Gebäude keinen Schaden nimmt, ist eine effektive und zuverlässige Abdichtung als Grundlage unverzichtbar. Deutschland steht seit Jahrzehnten im Zeichen der Urba­ nisierung. Die „Landflucht“ gerade junger Leute ist ein seit langem beschriebenes Phänomen. Mehr als 77 % der deut­ schen Bevölkerung leben aktuell bereits in einer Stadt. Die

steigende Beliebtheit der Metropolregionen geht mit einem immensen Flächenverbrauch einher. Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Fläche für Arbeiten, Wohnen und Mobilität von 1992 bis 2016 um 8.949 km2 erhöht. Das entspricht einem Anstieg von 22,2 % bzw. von 102 ha/d. Dem gegenüber steht das Ziel der Bundesregierung, den Flächenverbrauch bis 2020 auf 30 ha/d zu begrenzen. Bis 2030 soll der Wert sogar noch darunter liegen. Fakt ist ­allerdings: Bei städtischen Räumen handelt es sich auch ohne weiteren Zuwachs bereits um stark versiegelte Flä­ chen. Die Nutzung von Dachflächen als Gründach kann die negativen Auswirkungen abmildern. Grundsätzlich gilt, dass sich nahezu jedes Dach begrünen lässt. Allerdings

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Gebäudebegrünung

und Quadratmeter bis zu 0,2 kg Schadstoffpartikel und Staub aus der Luft heraus. Eine Dachbegrünung ist damit eine bauliche Maßnahme, die in der Stadtplanung eine zu­ nehmend größere Rolle spielen sollte.

Vorteile der Dachbegrünung für Hauseigentümer und Bauherren Die Entscheidung, ein Dach zu begrünen, ist immer die Entscheidung des Gebäudeeigentümers bzw. bei Projekten in der Planung des Bauherrn. Sie leisten durch die Begrü­ nung allerdings nicht nur einen gesellschaftlichen Beitrag, sondern haben durch die Maßnahme auch zahlreiche, per­ sönliche Vorteile. Die Begrünung verhindert beispielsweise die direkte UV-Einstrahlung auf die Dachabdichtung und vermindert an der Abdichtung die Temperaturschwankun­ gen im Laufe der Jahreszeiten. Beides wirkt sich positiv auf die Nutzungsdauer der Abdichtung aus. Der Aufbau aus Vegetationstragschicht und Bepflanzung leistet gleichzeitig einen Beitrag zur Wärmedämmung und zum Lärmschutz des Gebäudes. Und im Sommer halten die Pflanzen die unter ihnen liegenden Räume kühl. Nicht zu unterschät­ zen ist zudem, dass Vermieter und Investoren durch die Begrünung deutlichen Zusatznutzen für die Mieter und Nutzer der jeweiligen Gebäude schaffen können. Möglich sind – bei richtiger Ausführung – nutzbare Grünflächen weit über den Straßen der Stadt.

Arten der Dachbegrünung Bild 2.  Durch die Auswahl und Anordnung der richtigen Pflanzen entstand im „Garten der Welt“ ein Lebensraum für Vögel und Insekten mit ansprechender Optik

muss im Vorfeld die Statik des Gebäudes geprüft werden. Die Tragreserven müssen für den Aufbau eines Gründa­ ches ausreichen, denn je nach Art der Begrünung können immense zusätzliche Dachlasten entstehen.

Vorteile der Dachbegrünung für Umwelt und Gesellschaft Begrünte Dachflächen bieten eine Reihe von Vorteilen, die sowohl der Umwelt als auch der Gesellschaft zugutekom­ men. Gründächer sind gerade in städtischen Gebieten ein wertvoller Lebensraum, in dem teilweise auf der „Roten Liste“ stehende Insektenarten Zuflucht finden. Damit wer­ den sie gleichermaßen zur Lebensgrundlage für Vögel, Schmetterlinge oder auch Bienen und andere Insekten. Ein grünes Dach hält außerdem Niederschläge zurück, die ansonsten ungebremst in die Kanalisation abgeleitet wür­ den. Der Deutsche Dachgärtner Verband (DDV), der sich inzwischen mit der Fachvereinigung Bauwerksbegrünung (FBB) zum Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) zusam­ mengeschlossen hat, beziffert, dass je nach Ausführung 50 bis 90 % aller Niederschläge durch eine Dachbegrünung zurückgehalten werden können, was die städtische Kana­ lisation deutlich entlasten würde. Durch Wasserrückhalt und anschließende Verdunstung hat die Begrünung außer­ dem einen positiven Effekt für das städtische Mikroklima. Die Stadt heizt sich im Umfeld begrünter Dächer weniger stark auf, die Lebensqualität wird besser. Das trifft auch für die Luftqualität zu: Eine Dachbegrünung filtert pro Jahr

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Bei der Dachbegrünung lassen sich zwei grundsätzliche Arten unterscheiden: die extensive und die intensive Be­ grünung. Die intensive Begrünung differenziert sich dabei zusätzlich noch in einfache Intensivbegrünung und inten­ sivbegrünte Dachgärten. Die Extensivbegrünung stellt die einfachste Art der Dachbegrünung dar. Das Ziel ist eine naturnahe Bepflan­ zung aus Moosen, Sedum-Arten, Kräutern und Gräsern, für deren Erhalt die natürlichen Niederschläge als Wasser­ versorgung ausreichen. Die Pflanzen sind daher besonders widerstandsfähig gegen Trockenheit und regenerationsfä­ hig, weshalb kleine Gehölze nur bedingt eingesetzt werden können. Ein weiterer Grund ist, dass die Pflanzen niedrig­ wachsend sein sollen. Denn so verursacht das extensiv be­ grünte Dach praktisch keinen Pflegeaufwand. Bei der einfachen Intensivbegrünung kommen boden­ deckende Vegetationsarten aus Gräsern, Stauden und Ge­ hölzen in Frage. Dadurch erhöht sich die Gestaltungsviel­ falt im Vergleich zur extensiven Begrünung. Mit Blick auf die intensive Begrünung ist sie allerdings nach wie vor beschränkt. Anders als bei der extensiven Variante muss bei der einfachen Intensivbegrünung die Möglichkeit der Bewässerung bei anhaltender Trockenheit mit eingeplant werden. Die Intensivbegrünung bietet keine Einschränkungen bei der Gestaltung. Sowohl Rasen als auch Stauden und Gehölze sind als Vegetation möglich. In Einzelfällen kön­ nen sogar Bäume in die Dachbegrünung eingebunden wer­ den. Die Bepflanzung bei der Intensivbegrünung ist somit anspruchsvoll. Daher ergibt sich auch ein entsprechend hoher Pflegebedarf, der dem einer normalen Grünfläche entspricht.

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Gebäudebegrünung

Aufbau einer Dachbegrünung Der Aufbau eines Gründaches ist bei den verschiedenen Begrünungsarten immer ähnlich. Dabei unterscheiden sich die Ebene der Begrünung und die Ebene der Abdichtung voneinander. Grundlage für die Begrünung ist das abge­ dichtete Dach. Bei einem Flachdach befindet sich auf der tragenden Decke zunächst eine Dampfsperre. Auf ihr wird beim nicht belüfteten Dach die Wärmedämmung aufge­ bracht, die durch eine durchwurzelungsfeste Abdichtung geschützt wird. Für diese Abdichtung eignen sich Kunst­ stoffdachbahnen in besonderem Maße. Sie werden grund­ sätzlich einlagig eingebaut, sind zuverlässig dicht und be­ ständig und bieten einen mechanischen Widerstand gegen Durchwurzelung, ohne dass dafür der Zusatz von Wurzel­ giften notwendig ist. Auf die Abdichtung folgt eine Schutzlage und darauf eine Dränschicht, z. B. aus Kies oder einer Dränmatte (Geokunststoff). Eine Filterschicht trennt die Dränschicht von der darüber liegenden Vegetationstragschicht. So bleibt die Dachentwässerung über die gesamte Nutzungs­ dauer des Gründaches erhalten. Die Vegetationstrag­ schicht ist schließlich der Untergrund für die Bepflanzung. Die Dicke der Vegetationstragschicht hängt von der Art der Begrünung ab. Bei extensiver Begrünung kann eine Dicke von 1 bis 8 cm ausreichen, abhängig davon, ob eine Begrünung rein aus Moos und Sedum geplant ist oder ob auch Kräuter mit eingebunden werden sollen. Bei einer einfachen Intensivbegrünung erhöht sich die Dicke auf ca. 8 bis 16 cm. Darauf können neben Gräsern und Kräutern auch Stauden und Kleingehölzen gepflanzt werden. Bei einer Intensivbegrünung ist die Vegetationstragschicht in der Regel höher als 16 cm. Sie kann bis zu mehreren Me­ tern dick sein – je nachdem, wie die Begrünung ausgeführt werden soll. Sind beispielsweise große Stauden und Bäume mit eingeplant, die das Dach zu einer parkähnlichen Grün­ fläche machen, sind diese extremen Dicken erforderlich. Die Dränschicht muss immer in Abhängigkeit zur Vegeta­ tionsschicht berechnet werden, um die optimale Entwässe­ rung des Daches sicherzustellen.

Kunststoffdachbahnen sind Kunststoff- und Elastomerbahnen nach DIN EN 13956 auf Basis von Thermoplasten, thermoplastischen Elastomeren und Elastomeren. Sie können aus folgenden Werkstoffen hergestellt sein: –– –– –– –– –– ––

ECB – Ethylencopolymerisat-Bitumen EPDM – Ethylen-Propylen-Dien-Terpolymer EVA/EVAC – Ethylen-Vinylacetat-Terpolymer/-Copolymer FPO – Flexibles Polyolefin (auf Basis PE oder PP) PIB – Polysobutylen PVC-P – Polyvinylchlorid (bitumenverträglich bv oder nicht bitumenverträglich nb) –– TPE – Thermoplastische Elastomere. Kunststoffdachbahnen werden auf den jeweiligen Anwendungsfall abgestimmt, bei Alt- und Neubauten verlegt und können mechanisch befestigt, lose mit Auflast oder verklebt ausgeführt werden. Mit der Lagesicherung des Abdichtungssystems gegen Windkräfte wird gleichzeitig ein funktionstüchtiges Dach erstellt.

Zusatzlasten durch eine Dachbegrünung Vor allem bei einer Intensivbegrünung kann der Begrü­ nungsaufbau zu sehr hohen Zusatzlasten führen. Daher ist es sinnvoll, die Dachbegrünung möglichst bereits in die Planung des Gebäudes und die statischen Berechnungen einzubinden. Zur Berechnung muss das Nassgewicht von Vegetations- und Dränschicht berücksichtigt werden. Bei einer Extensivbegrünung liegt die Gewichtsbelastung des Daches bei 0,55 bis 1,80 kN/m2 Dachfläche. Bei einer ­einfachen Intensivbegrünung sind Lasten von 3,00 bis 6,00 kN/m2 möglich. Bei einer Intensivbegrünung ist die zusätzliche Belastung von der Schichthöhe abhängig. Bei Neubauten mit Betondecken sind diese hohen Zusatzlas­ ten aus technischer Sicht heute unproblematisch abzufan­ gen. Bei Dachkonstruktionen aus Holz muss besonderes Augenmerk auf die Tragfähigkeit gelegt werden. Hier ist

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Gebäudebegrünung

Bild 3.  Die Wohnanlage „De Kameleon“ in Amsterdam schafft mit einer Intensivbegrünung einen Zusatznutzen für die Bewohner – die Grünanlage umfasst sogar Wasserflächen und lädt mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein

Bild 4.  Dachabdichtungen aus Kunststoff, wie hier beim Hauptsitz der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in Hamburg, sind flexibel an verschiedenste Formen anpassbar und zuverlässig dicht

die Ausführung schwerer Intensivbegrünungen gegebenen­ falls nicht möglich.

weise auch rhizomfest sein, da nur so ein optimaler Schutz besteht und die Bepflanzung auf lange Sicht keine Schä­ den hervorrufen kann. Ist aufgrund der Art der geplanten Begrünung bzw. durch Fremdbewuchs auch eine Rhizom­ bildung zu erwarten, muss die Dachabdichtung ebenfalls positiv auf Rhizomfestigkeit geprüft sein. Diese Wurzelund Rhizomfestigkeit wird bei Kunststoffdachbahnen i. d. R. werkstoffbedingt erreicht. Hinzu kommt üblicher­ weise eine heißluftverschweißte, homogene Nahtverbin­ dung, die dafür sorgt, dass die Nähte genauso zuverlässig und dauerhaft wurzelfest sind wie die Bahn selbst. Dieser Schutz ist bei der Anwendung für alle Arten von Abdichtungsbahnen nach der DIN EN 13948 „Bestim­ mung des Widerstandes gegen Wurzelpenetration“ nachzu­ weisen. Empfehlenswert ist der Nachweis der Beständig­ keit gemäß dem FLL-Verfahren (Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn). Bei der FLL-Prüfung wird zusätzlich unterschieden nach „mit oder ohne Rhizomfestigkeit gegen Quecke“. Werden für die Abdichtung eines Gründaches Kunststoffdachbahnen mit dem Prüfzeugnis „wurzelfest“ bzw. „wurzel- und rhizom­ fest“ der FLL eingesetzt, ist die Sicherheit anerkannt ge­ währleistet. Dem ökologischen Gedanken entsprechend, kann bei Kunststoffbahnen auf den Einsatz chemischer Wurzel­

Die richtige Dachabdichtung Die Dachabdichtung hat die Aufgabe, die unter ihr lie­ gende bauliche Konstruktion gegen Feuchtigkeit zu schüt­ zen. Beim Aufbau der Abdichtungsebene kann daher die Planung eines Mindestgefälles sinnvoll sein. Dies muss immer auf die jeweilige Form der Begrünung abgestimmt werden. Bei Extensivbegrünungen in Einschichtbauweise empfiehlt sich beispielsweise eine Mindestneigung von 2 %. Intensivbegrünungen können auch auf Dachkon­ struktionen ohne Gefälle realisiert werden. In diesem Fall kann sich das Wasser auf der Abdichtung anstauen und stellt eine besondere Herausforderung dar. Dachbahnen aus Kunststoff sind dieser Belastung allerdings gewachsen. Die Auswahl der richtigen Abdichtung richtet sich nach DIN 18531. Bei intensiver Begrünung mit Anstaubewässe­ rung bis 100 mm ist ein geringes Gefälle zulässig, wenn der Dachaufbau mit Maßnahmen zur Begrenzung der Wasse­ runterläufigkeit ausgeführt wurde. An die Dachabdichtung stellt sich bei begrünten Dächern neben der Sicherheit ge­ gen Feuchtigkeit eine weitere wichtige Anforderung: Die Abdichtung muss mindestens wurzelfest und sollte idealer­

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Gebäudebegrünung

schutzmittel (Herbizide) verzichtet werden. Somit besteht auch nicht das Risiko des Auswaschens solcher Stoffe und deren Eintrag ins Grundwasser. Bei begrünten Dachflä­ chen, die mit Kunststoffbahnen abgedichtet sind, lässt sich das Regenwasser unbedenklich zur Bewässerung der Dachbegrünung verwenden. Immer mehr Kommunen – beispielsweise Hamburg und Berlin – setzen auf Abdich­ tungslösungen aus Kunststoff, die ohne chemische Wurzel­ schutzmittel auskommen.

Sicherheit gegenüber Windsog Bei einer Dachbegrünung muss ein ausreichender Schutz des Dachaufbaus gegen Windsog gewährleistet sein. Beim Lagesicherheitsnachweis (Windlastberechnung) darf aller­ dings nur das Mindesttrockengewicht des Begrünungsauf­ baus angesetzt werden. Reicht das errechnete Gewicht nicht aus, sind die darunter liegenden Schichten durch geeignete Maßnahmen zu sichern, z. B. durch Verkleben. Dies kann beispielsweise bei einer extensiven Dachbegrü­ nung mit dünner Vegetationstragschicht der Fall sein.

Fazit

Bild 5.  Dachbegrünung auf der „schiefen Ebene“ eines Dresdner Kindergartens (Fotos: DUD e. V. und Mitgliedsunternehmen)

verlässig, wirtschaftlich, ökologisch nachhaltig einsetzbar und haben sich daher unter Dachbegrünungen bestens bewährt. Weitere Informationen:

Dachbegrünungen sind eine wertvolle Option, um das Klima und die Luft in städtischen Räumen zu verbessern und Zusatznutzen auf Gebäuden zu schaffen. Damit die grünen Lungen über der Stadt keine Schäden an den Ge­ bäuden hervorrufen, ist die richtige Abdichtung als Unter­ bau wichtig. Abdichtungsbahnen aus Kunststoff sind zu­

Dipl.-Ing. Adrian Dobrat Industrieverband der Produzenten von Kunststoff-Dach- und Dichtungsbahnen DUD e. V. Ahastraße 7, 64285 Darmstadt Tel. (06151) 211 80, Fax (06151) 238 56 info@die-kunststoffdachbahn.de www.die-kunststoffdachbahn.de

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Gebäudebegrünung

Grünes Paradies versteckt Autos – Tiefgaragen sinnvoll nutzen

Bild 1.  Dieser Terrassengarten des 4-Sterne-Restaurants Achalm in Reutlingen bietet eine schöne Aussicht und verbirgt darunter die Tiefgarage

Wie wohnen Menschen in städtisch dichtester Bebauung und höchster Verkehrsbelastung? Wohin parken sie zwischen Häuserblocks, Einkaufszentren oder am Arbeitsplatz? Ideal ist es, wenn Autos in Tiefgaragen ganz aus dem Sichtfeld verschwinden und an genau dieser Stelle bunte Blumen und Bäume wachsen dürfen und Sitzbänke unter Pergolen oder Kinderspielplätze die Menschen einladen. Solche Grünflächen sind wertvoller Erholungsraum und wunderschöner Anblick im städtischen Grau, da meist einsehbar von umliegenden Gebäuden. Bleibt die Frage, wie bauen? ZinCo bietet genau dafür objektgerecht passende Systemaufbauten samt aller Details. Üppige Begrünungen, Gehwege und Terrassen, Sport- und Spielplätze bis hin zu Feuerwehrzufahrten oder Hub­ schrauberlandeplätzen sind für Tiefgaragendecken genauso realisierbar wie für unterkellerte Innenhöfe von Firmen­ gebäuden oder Wohnanlagen, sofern ihre statische Last­

reserve darauf ausgelegt ist. Tiefgaragen werden häufig mit einer WU-Betondecke gebaut, bei der keine Dachabdich­ tung nötig ist. Auch entfällt der Aspekt Wurzelschutz, da diese Decken von sich aus wurzelfest sind. Andere Bauwei­ sen wie z. B. im Falle der erwähnten unterkellerten Innen­ höfe erfordern Wurzelschutz und Abdichtung, welche dann zwingend zu schützen ist. Das ist oberstes Gebot, denn die oft ebenerdigen und daher gut zugänglichen Tiefgaragen­ decken und Innenhöfe werden bereits in der Bauphase mit Radladern befahren und häufig als Lagerfläche benutzt. Abgesehen von einer je nach Objekt erforderlichen Schutz­ funktion müssen Systemaufbauten für Tiefgaragen vor al­ lem Dränagefunktion erfüllen. Denn Substrathöhen von nur 40–60 cm oder weniger sind typisch und stehendes Wasser tut keiner Pflanze gut. Bei Rasen sollten es mindes­ tens 20 cm sein. Kleinbäume benötigen 60 cm – unter die entsprechende ZinCo-Systemerde mit organischen Antei­

Bild 2.  Tiefgaragendächer sind oft von allen umliegenden Gebäuden einsehbar – schön, wenn es dann so grün aussieht

Bild 3.  Diese Säulen im Mannheimer Lanzgarten dienen zur Be- und Entlüftung der darunter liegenden Tiefgarage

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Gebäudebegrünung

Bild 6.  Sogar Wasserflächen sind auf Tiefgaragendecken möglich, sofern Statik und Bauhöhe dies zulassen

Bild 4.  Kleinbäume benötigen ca. 60 cm Substrathöhe, die hier mit Einfassungen erzielt wird

Bild 7.  Die Fundamente für Spielgeräte werden durch Ausbetonieren der Dränageelemente erzielt, die dann als verlorene Schalung fungieren und die Dränage weiterhin sicherstellen

len (Obersubstrat zur Wasserspeicherung und Nährstoff­ versorgung) kommt das rein mineralische Zincolit-Plus als Untersubstrat (Strukturstabilität/Belüftung).

damit unter begrünten wie unbegrünten Bereichen dauer­ haft sicher entwässert wird. Sind viele Belagsflächen auf der Dachfläche geplant, vielleicht sogar versiegelte Betonund Asphaltbeläge, ist die Oberflächenentwässerung ein großes Thema, da sich bei Starkregen hohe Spitzenab­ flüsse ergeben. Ein Gefälle von 2 % Gefälle ist auch hier nötig, damit Wasser zügig zu den Entwässerungspunkten abfließt. Wenn möglich, sind versickerungsaktive Flächen zu bevorzugen, z. B. eine Pflasterfugenbegrünung oder be­ grünte Stellplätze und Feuerwehrzufahrten mit Rasengit­ terelementen. Ein 0°-Oberflächengefälle ist nur bei aufge­ stelzten Belägen realisierbar, die über freie Fugen entwäs­ sern, so z. B. mit den ZinCo-Stelzlagern Elefeet. Offenporig sind übrigens auch wassergebundene Wegedecken und Elastikbeläge von Laufbahnen, Street- und Basketballfel­ dern.

Gefälle beeinflusst Dränage

Lasten ideal verteilen

Grundsätzlich ist das Gefälle in der Dränageebene zu be­ trachten, hier werden normalerweise 2 % empfohlen. Eine typische Anstaubewässerung für Intensivbegrünungen setzt hingegen ein 0°-Dach voraus. Für jeden Fall gibt es die passenden ZinCo-Systemvarianten. Wesentlich ist im­ mer, dass die Dränageelemente vollflächig verlegt werden,

Werden Tiefgaragendecken von Schwerlastverkehr wie Lie­ fer-, Feuerwehr- oder Müllfahrzeugen befahren, sind druck­ verteilende Schottertragschichten mit Aufbauhöhen von 30–35 cm nötig, bei reiner PKW-Nutzung genügen 15 cm. Neben der Druckbelastung an den Aufstandsflächen treten horizontale Lasten durch Bremsen, Lenken und Beschleu­

Bild 5.  Im ZinCo-Begrünungsaufbau finden sowohl die Bäume als auch die drei Pferdchen nötigen Halt

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Bild 8.  Auch dieser Fahrbereich auf dem Dach ist dank ZinCo-Technik auf die Beanspruchung durch Lastverkehr ausgelegt

Bild 10.  Tiefgaragendecken wie an der Elbphilharmonie in Hamburg benötigen Bautenschutz, damit sie mit schweren Fahrzeugen befahren werden können

nigen auf. Sie sind mittels Gleitlagen, aufgehender Bauteile und stabiler Einfassungen mit Rückenstützen in die Bau­ konstruktion abzuleiten. Auch die Steindicke von Pflaster­ belägen wird angemessen dimensioniert (8 cm für Perso­ nen-, 10 cm für PKW- und 14 cm für LKW-Verkehr) und eine diagonale Verlegung oder Verbundpflaster bevorzugt, um Verdrehungen zu vermeiden.

Ganz objektgerecht Die klassischen Dränageelemente für Tiefgaragen heißen Protectodrain PD 250 und Elastodrain EL 202. Letzteres hat Vorzüge, wenn nur geringe Aufbauhöhe verfügbar, wenn maximaler Bautenschutz oder hauptsächlich Belags­ flächen gefragt sind. Für vornehmlich Begrünungen mit höheren Aufbauhöhen ist Protectodrain PD 250 die rich­ tige Wahl. Seine aufkaschierte Gummischutzmatte bietet hohen mechanischen Schutz. In beiden Fällen muss bauseits ausreichend Gefälle vorhanden sein. Handelt es sich um ein 0°-Dach, ist Stabilodrain SD 30 die beste Lö­ sung, da dieses aufgrund seiner Elementhöhe stehendes Wasser überbrückt. Dank Diffusionsoffenheit und unter­ seitiger Kanäle ist es überdies für Umkehrdächer prädesti­ niert. Dränageelemente für Tiefgaragen sind grundsätzlich entweder selbst sehr stabil – wie bei den bisher genann­ ten – oder sie sind durch die Verfüllung mit Hartgesteins­ splitt oder Ausbetonieren und Armieren zu stabilisieren. Das ist bei Floradrain FD 60 neo der Fall mit dem Vorteil, dass selbst große Entwässerungslängen unterhalb eines Fahrbelags zu überbrücken sind. Die 60 mm hohen Ele­ mente erzeugen den größten Dränagequerschnitt und gleichzeitig die höchste Wasserspeicherkapazität für inten­ sive Bepflanzungen.

Im Detail durchdacht

Bild 9.  Dieses 640 m2 große ZinCo-Retentions-Gründach im Innenhof des Mitsubishi Electric-Firmengebäudes in Ratingen speichert Regenwasser und lässt es zeitverzögert abfließen (Foto: Mitsubishi Electric Europe B.V.)

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Grundsätzlich sind alle Arten von Randeinfassungen und Fundamente für Ausstattungselemente wie Sandstein­ mauern, Pergolen, Spielplatzgeräte oberhalb der vollflächig verlegten Dränageebene vorzusehen (verlorene Schalung), um den Wasserfluss an keiner Stelle zu behindern. Dach­ durchdringungen sind gänzlich überflüssig. Größere Bäume werden mit speziellen Baumverankerungen wie dem ZinCo Robafix sicher verankert. Zur Geländerbefestigung bietet ZinCo spezielle Geländerbasiselemente, außerdem sämt­ liche Zubehörprodukte vom höhenverstellbaren Terrassen­ rost über Fassadenrinnen bis zum LKW-befahrbaren Ent­ wässerungsschacht. Selbst Wasserbecken, Teiche oder sons­ tige Wasserspiele können auf Dächern einfach mit separater

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Versteckter Zusatznutzen Mit der richtigen Bauweise können Tiefgaragendecken sinnvoll genutzt werden, in allen erdenklichen Kombina­ tionen von Grün-, Belags-, Spiel-, Sport- oder Wasserflä­ chen. Es könnte sogar noch einen Zusatznutzen geben: Tiefgaragendecken lassen sich leicht mit so viel statischer Lastreserve planen und bauen, dass bei Starkregen große Wassermengen gespeichert werden können und diese zeit­ versetzt abfließen. Mit den ZinCo-Retentionsspacern RS 60 bzw. RSX 65 bei hohen Belastungen sind unterhalb des Be­ grünungsaufbaus knappe 60 l/m2 Wasserspeicherung mög­ lich, je nach Bauweise noch mehr. Dann trägt die Tiefga­ rage sogar dazu bei, die Folgen von Starkregen erheblich abzufedern. Roland Appl, ZinCo GmbH Bild 11.  Schottertragschichten verteilen die Last unter ­einem Winkel von 60° und vermindern so die Last pro Fläche (Fotos/Grafik 1–8, 10–11: ZinCo)

Teichabdichtung oberhalb der Dränageschicht angelegt werden. So wird das Teichwasser im Falle einer etwaigen Leckage der regulären Dachentwässerung zugeführt.

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Gebäudebegrünung

Industriedächer dauerhaft und sicher begrünen Allein in Baden-Württemberg wurden 2012 täglich 6,7 ha Land bebaut. Die negativen Auswirkungen dieser Flächenversiegelung lassen sich mit einer Dachbegrünung als Ausgleichsmaßnahme deutlich mindern. Dabei verlängert eine Extensivbegrünung die Lebensdauer der Dachabdichtung deutlich, verbessert das Klima und steigert den Gebäudewert.

Vegetationssubstrat Für Dachbegrünungen werden mineralische Substrate mit geringen Anteilen organischer Substanz eingesetzt. Mine­ ralische Rohstoffe sind z. B. Lava, Bims, Ton- und Bläh­ schiefer.

Flächengewichte – Statik Um die Vorteile einer Dachbegrünung für Industriege­ bäude und Umwelt langfristig sicherzustellen, sind zentrale Themen bei Planung und Ausführung des Dachaufbaus bezüglich Abdichtung, Statik und Entwässerung zu beach­ ten. Besonders bewährt haben sich dabei aufeinander ab­ gestimmte Systemkomponenten aus einer Hand.

Die Abdichtung – wurzelfest nach FLL Grundsätzlich muss bei Dachbegrünungen eine Schicht das Durchwachsen von Wurzeln durch die Abdichtung verhindern, um diese vor Beschädigungen durch Wurzel­ wachstum zu schützen. Einen wirksamen – nach den Kri­ terien der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) geprüften – Schutz bieten durchwurzelungsfeste Bitumen- und Kunststoffbahnen, die bereits seit vielen Jahren auf dem Markt sind und sich in der Praxis bestens bewährt haben.

Der mehrschichtige Dachbegrünungsaufbau Als Regelaufbau für Dachbegrünungen haben sich mehr­ schichtige Bauweisen mit Funktionstrennung der Vegeta­ tionstragschicht, Filterschicht und Dränschicht durchge­ setzt: Drain- und Filterschicht Überschusswasser, das nicht von den Pflanzen aufgenom­ men werden kann, sollte schnell und sicher abgeleitet wer­ den. Diese Aufgabe übernimmt die Dränschicht. Auf dieser Dränschicht verhindert ein Filtervlies das Einschlämmen von Feinteilen aus dem Vegetationssubstrat in die Drän­ schicht und sichert so deren Funktionsfähigkeit.

Das Flächengewicht des Gründachaufbaus wird wesent­ lich durch das Substrat bestimmt. Je cm Schichtdicke be­ trägt das Gewicht der marktüblichen Mineralsubstrate ca. 10 bis 13 kg/m2 in wassergesättigtem Zustand. Das Flä­ chengewicht des gesamten Aufbaus beträgt bei einer Sedumbegrünung mit einer Schichtdicke von 6 cm Sub­ strat inklusive Vegetation, Filter- und Dränschicht ca. 80– 100 kg/m2. Wo die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion den Auf­ bau begrenzt, kann mit speziellen Leichtgründachsyste­ men die Substratschichtdicke auf 4–5 cm und damit das Flächengewicht des Gründachaufbaus auf 60–70 kg/m2 reduziert werden.

Abflussverhalten Gründächer wirken wie ein Wasserstopp. Ein großer An­ teil der Niederschläge verdunstet an der Oberfläche von Substrat und Vegetation. Selbst in wassergesättigtem Zu­ stand bietet der Schichtaufbau einer Dachbegrünung aus­ reichend Puffer, um bei den zunehmenden Starkregen die entwässerungstechnisch problematischen Abflussspit­ zen merklich zu reduzieren. Schon dünnschichtige Ex­ tensivbegrünungen verringern den Spitzenabfluss um 50–70 %. Immer mehr Kommunen führen Versiegelungsgebüh­ ren ein. Dachbegrünungen werden i. d. R. als Ausgleichs­ maßnahme entsprechend ihres Abflussbeiwertes aner­ kannt. Der Abflussbeiwert gibt das Verhältnis von Nieder­ schlag zum Abfluss an. Für vollständig versiegelte Flächen beträgt der Abflussbeiwert 1. Mit zunehmender Wasser­ rückhaltung bzw. Abflussverzögerung reduziert sich die­ ser Wert. Bei mehr als 10 cm Schichtdicke kann nach FLL z. B. mit einem Abflussbeiwert C = 0,5 gerechnet werden.

Lagesicherheit Dachsubstrate bestehen aus Stoffen mit guter Verzahnung und gebrochener Kornstruktur. Ab einem Trockengewicht von 800 kg/m3 sind Vegetationssubstrate bis 20 m Ge­ bäudehöhe und Windzone 2 daher nicht besonders ero­ sionsgefährdet. Die Begrünung erhöht die Lagesicherheit nachhaltig, denn die Rauigkeit der Oberfläche verringert die Windgeschwindigkeiten.

Vegetation Bild 1.  Rasthof Gruibingen an der A8 in Baden-Württemberg: Europas erste FengShui-Raststätte – die Signalwirkung der geschwungenen Dachform wird durch die Dachbegrünung noch verstärkt

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Als bestandsbildende Pflanzen werden bei Extensivbegrü­ nungen i. d. R. Sedumarten eingesetzt, die nährstoffarme Standorte bevorzugen. Frost, Wind, Hitze und Trockenheit

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Gebäudebegrünung

Bild 2.  Das Haus der Astronomie auf dem Königstuhl in Heidelberg bietet mit einem Hörsaal mit Kuppelprojektion, einem Ausstellungsbereich, Arbeits-, Labor- und Seminarräumen erstklassige Arbeitsbedingungen; das Gründach verbessert das Image und schützt die Dachabdichtung dauerhaft vor Hitze, Extremtemperaturen, Hagel, Sturm, Strahlung und sonstigen Witterungseinflüssen

Bild 3.  Auch auf Industriebauten mindern Dachbegrünungen als Ausgleichsmaßnahme die Auswirkungen der zunehmenden Flächenversiegelung (Fotos: Paul Bauder AG)

auf dem Extremstandort Dach können ihnen nichts anha­ ben. Mit ihnen lässt sich eine naturnah angelegte Vegeta­ tion mit geringem Pflegebedarf sicher und dauerhaft errei­ chen.

Nachhaltigkeit

Vegetationsentwicklung und Pflege Extensivbegrünungen sind pflegeleicht, jedoch nicht pfle­ gefrei. Allgemein ist bei Extensivbegrünungen von einer natürlichen Vegetationsdynamik auszugehen. Das bedeu­ tet, dass z. B. standortgerechte Fremdvegetation von Kräu­ tern und Moosen keine Seltenheit ist. Einwandernde Ar­ ten aus der Umgebungsflora können die Dachbegrünung sogar nachhaltig bereichern. Insbesondere schwankende Klimabedingungen wirken sich auf Vegetationsentwick­ lung und Fremdaufwuchs aus. Die Vegetation von Exten­ sivbegrünungen darf also nicht zu statisch betrachtet wer­ den. Neben der Beseitigung von unerwünschtem Fremd­ bewuchs gehört bei Bedarf die Düngung zu den Pflege­ maßnahmen. Wässern ist bei etablierten Extensivbegrü­ nungen nicht nötig. Bis sich die gewünschte Vegetation nach ein bis zwei Vegetationsperioden flächendeckend entwickelt hat, ist der Pflegeaufwand etwas höher. Da­ nach genügen ein bis zwei Pflegegänge im Jahr, außerdem die jährliche Kontrolle und Reinigung der Entwässerungs­ einrichtungen.

Dachbegrünungen werden zunehmend als Ausgleichsmaß­ nahme gefordert. Statt weiterer Flächenversiegelung könn­ ten Industriegebiete und Wohnanlagen mit Gründächern wertvolle Beiträge für Klima, Umwelt, Mensch und Tier leisten. Die Vorteile überzeugen: Extensivbegrünungen speichern Wasser, binden Staub und heizen sich auch bei extremen Temperaturen kaum auf. Dachbiotope bieten Le­ bensraum für seltene Vogel- und Insektenarten. Die Begrü­ nung steigert aber auch Image und Immobilienwert, schützt die Dachabdichtung dauerhaft vor Hitze, Extremtempera­ turen, Hagel, Sturm, Strahlung und sonstigen Witterungs­ einflüssen und verlängert deutlich ihre Lebensdauer.

Fazit Die Investition in grüne Dachlandschaften lohnt sich unter allen ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten. Dünnschichtige Aufbauten und eine naturnah angelegte Vegetation machen die Extensivbegrünung zu einer kosten­ günstigen und pflegeleichten Form der Dachbegrünung. Weitere Informationen: Paul Bauder AG Alte Zugerstrasse 16, 6403 Küssnacht a/Rigi/Schweiz Telefon: +41 (0) 41 854 15 60, info@bauder.ag, www.bauder.ag

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Bild 1.  Im Untergrund Millionen Jahre alter Ölschiefer: Der Lagerhallenneubau von Weinmann & Schanz steht auf besonderem Grund und Boden

Entwässerung: Regen auf Zeitreise Der Schieferboden in der Region Balingen besteht zu weiten Teilen aus ca. 180 Millionen Jahre altem Ölschiefer, in dem sich so manche Fossilien finden lassen. Bei der Bebauung stellt er besondere Anforderungen. Wird dieser Boden überbaut, also nicht mehr natürlich beregnet, „arbeitet“ er. Aufgabe der Sita war es, nicht nur die ca. 30.000 m2 Flachdachfläche eines Lagerneubaus zu entwässern, sondern gleichzeitig in dem Boden, auf dem die vier Hallenschiffe errichtet wurden, ein ideales Feuchtigkeitsklima/Mikroklima zu sichern. Normalerweise ist es das Bestreben, Regenwasser schnell vom Dach und vom Gebäude abzuführen. Bei dem Lager­ hallenneubau der Weinmann & Schanz GmbH, Versand­ großhandel für die Sanitär-, Heizungs- und Klimabranche, war diese Aufgabe differenzierter zu betrachten. Architekt Hotz: „Dieser Posidonien-Schiefer hat eine Besonderheit. Wenn er – sagen wir mal vereinfacht – austrocknet, dehnt er sich aus. Was das für die Statik bedeutet, kann man sich vorstellen. Durch die Flächenversiegelung, sprich Bebau­ ung, wird die natürliche Beregnung in diesem Bereich un­ terbunden. Betrachtet man die Flächen, die wir hier mit den vier neuen Hallen und den vier Bestandsgebäuden quasi versie­ geln, stellt sich die Frage: Wie und wo soll dort noch Ober­ flächenwasser, Niederschlagswasser in den Boden sickern? Zentrale Frage war: Wie kriegen wir diesen „Kameraden“ hier unter den Bauwerken besänftigt? In diesem Landstrich gibt es sehr viele Bauschäden. Schon beim 1. Bauabschnitt vor sechs Jahren holten wir uns daher professionelle Unter­ stützung durch die Firma GeoTerton ins Boot. Der Dipl.Geologe Heiner Terton präsentierte eine Problemlösung, die dann auch von anderen Bauherren in diesem Gebiet so angewandt wurde. Einen Teil des Bemessungsregens führen wir über die herkömmlichen Grundleitungen in das Regen­ rückhaltebecken ab. Aber einen Großteil des anfallenden Regens leiten wir über ein fächerförmiges Rohrsystem dem Schiefergrund zu, um dort das Feuchteklima/Mikroklima zu pflegen.“

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Gestein ruhig halten „Das Wasser dient nicht zur Befeuchtung oder Bewässe­ rung der Posidonienschiefer-Formation, wie oft fälschlicher­ weise angenommen, sondern zur Erzeugung einer wasser­ dampfgesättigten Atmosphäre unter der Bodenplatte. Die Gründungsebene wie auch das angrenzende Erdreich muss nicht feucht gehalten, sondern gegen Verdunstung ge­ schützt werden“, erläutert Heiner Terton. „Das im Gestein zirkulierende Wasser enthält Sulfat- und Kalziumionen. Verdunstet das Schichtwasser, reichern sich diese Ionen in der Restlösung an, um schließlich als Gipskristalle in den Schichtfugen auszufallen. Aufgrund der dünnschichtigen Beschaffenheit und der kompakten Ausbildung der einzel­ nen Schichtblätter können sich die Gipskristalle nicht in das Gestein ausdehnen wie bei weicheren Böden, z. B. in geringharten Tonsteinen. Der Wachstumsdruck drückt die einzelnen Schichtblätter auseinander und führt durch das Kristallwachstum zu einer Volumenzunahme und damit zu Hebungen. Aus der Literatur sind Hebungsbeträge von

Bild 2.  Posidonienschiefer, ein schwieriger Baugrund, der zur Gipskristallbildung neigt, wenn seine Wasserdampfsättigung aus dem Gleichgewicht gerät

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duktiv wäre. So ist das Feuchteklima auch in regenärme­ ren Zeiten sichergestellt.

Streckenplanung mit Brandschutz

Bild 3.  Bodenplatte der Hallen, eingebettet in den sensiblen Schiefergrund, der vor Verdunstung geschützt werden muss

30 % bekannt. Ein Meter Schichtpaket kann um ca. 30 cm wachsen, und das mit einem Hebungsdruck von 300 kN/ m2. Das bedeutet: Dieses Gestein kann im ungünstigsten Fall eine Last von 30 t anheben.“

Auf den weitläufigen Flächen des 28.500 m2 großen Flach­ daches arbeiten Haupt- und Notentwässerung perfekt zu­ sammen. Die aufwendige Druckentwässerung wurde von der Sita Berechnungsabteilung erstellt und per Auto-CAD den Objektbeteiligten zur Verfügung gestellt. Alle Gullys, sowohl die 104 SitaDSS Profi-Gullys für die Hauptentwäs­ serung als auch die 82 Notentwässerer SitaDSS Profi mit SitaMore Anstauelement wurden in Firesafe-Ausführung verbaut. Bei Hallenbauten > 2.500 m2 greift die DIN 18234, Teil 3 und 4. Nach dieser DIN ist „die Begrenzung der Brandweiterleitung in den Dachaufbau und/oder auf die Oberfläche des Daches bei unterseitiger Brandbeanspru­ chung“ u. a. auch für Durchdringungen vorgeschrieben. Bei Dachgullys und Lüftern kommt hier der Brandschutz von kleinen Durchdringungen zum Tragen. Auch durch diese recht kleinen Durchdringungen können sich im Brandfalle Feuer und Brandgase den Weg in den Profil- und Dach­ hohlraum bzw. auf die Dachfläche ebnen. Bei Weinmann & Schanz gab es zusätzlich ein Brandschutzgutachten, das den besonderen Schutz von kleinen und großen Durch­ dringungen forderte. Bauherr und Planer entschieden sich für das Firesafe-Prinzip. Der SitaFiresafe®, der speziell für den effektiven vorbeugenden Brandschutz von Kunststoff­ gullys und Systemlüftern entwickelt wurde, schützt brenn­ bare Bauteile wie ein Safe vor Feuer. Um im Notfall einer

Schichtaufbau mit „Elefantenhaut“ Knapp 1 m hoch inkl. Betonbodenplatte ist das Schichten­ paket unter den Gebäuden, das dem Diffusiveffekt vor­ beugt und dem Hallenkomplex eine ruhige Zukunft si­ chert. Unter der Perimeterdämmung erfolgt die eigentliche Abdichtung durch eine geosynthetische Tondichtungsbahn (GTB) als kombinierte Polymer-Bentonitmatte. In den da­ runterliegenden Kies- und Sandschichten sind die Voll­ sickerrohre eingebettet, die die Austrocknung des Unter­ grundes verhindern.

Kreislaufprinzip Elmar Hotz erklärt das Funktionsprinzip: „Es regnet. Das SitaDSS Entwässerungssystem leitet das Regenwasser in die perforierten Vollsickerrohre, die fächerförmig unter der gesamten Bodenplatte verlegt sind.“ Planer Eric Moekotte vom Ingenieurbüro Klaus Weingärtner VDI ergänzt: „Das ist wie bei Drainagerohren, nur dass die Funktion umge­ kehrt verläuft. Wir nehmen unser Dachwasser und führen es wieder dem Erdreich zu, in einer Schicht, in der es sich ausbreiten kann. Die einzelnen Fallleitungen dienen als Verteilrohre, die uns helfen, den Untergrund kontrolliert zu fluten.“ Um die Wasserversorgung dieses ausgeklügel­ ten Systems nicht zu gefährden, verzichtete die Stadt Ba­ lingen teilweise auf die hier eigentlich obligatorische Dach­ begrünung, die eine gewisse Regenrückhaltung bewirkt, die bei dem Weinmann + Schanz Bauwerk eher kontrapro­

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Bild 4.  Vollsickerrohre werden unter der Bodenplatte verlegt und versorgen den feuchtigkeitssensiblen Schiefergesteingrund kontrolliert mit Regenwasser aus der ­Dachentwässerung

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Flachdachentwässerung

Brandweiterleitung vorzubauen, wurden nicht nur die Gul­ lys, sondern auch die SitaVent Systemlüfter für die Sanitärund die Raumentlüftung in SitaFiresafe®-Ausführung gelie­ fert. Der feuerfeste, patentierte und zertifizierte SitaFire­ safe® bietet eine wirtschaftliche Alternative zu Entwässe­ rungsanlagen aus Guss und Stahl und gleichzeitig eine normgerechte Brandschutzlösung. Das Prinzip ist so ein­ fach wie genial: In die nicht brennbare SitaFiresafe® Brand­ schutzeinheit, die überdies mit nicht brennbarem Dämm­ material verfüllt ist, wird ein die Durchdringungsöffnung abdichtender Sita Gully oder Lüfter eingesetzt. Im Über­ gang zum brennbaren Rohr ist eine Brandschutzman­ schette angeordnet, die sich bei einem Brand infolge der Temperaturerhöhung selbsttätig schließt. Der SitaFiresafe® selbst hält den Temperaturerhöhungen stand und verhin­ dert, dass Rauch und Flammen in die Dachkonstruktion eindringen können.

Sprinkler mittendrin Durch geschickte Planung ist es gelungen, die Sprinkler­ rohre genau mittig zu den Entwässerungsrohren zu platzie­ ren. Planer Eric Moekotte: „Ziel war es, dass die Dachent­ wässerungs- und Notentwässerungsleitungen keine Sprüh­

Bild 7.  Brandsichere kleine Durchdringung, normgerecht ausgeführt mit dem SitaFiresafe, der brennbare Bauteile wie ein Safe vor Feuer schützt

behinderung für die Sprinkler darstellen. In Halle 5, einem dreigeschossigen Regalbaubau, haben wir uns entschieden, alle Rohre auf die mittlere Regalebene zu verziehen und platzsparend parallel zu den Förderbändern zu platzieren. Stichleitungen führen nach unten in die Zwischenebene und von dort in die Sammelleitungen. So konnten wir eine Einschränkung der Mindesthöhen vermeiden und eine op­ timale Kopfhöhe erhalten.“

Bild 5.  Einbau des SitaFiresafes® mit Verstärkungsblech und Sickenfüllern

Bild 8.  Die solide Rohrbefestigung mit Schienen und Schellen des SitaMontagesystems fängt Bewegungen innerhalb des druckbeaufschlagten Rohrsystems sicher auf

Bild 6.  Das signalgelbe SitaMore Anstauelement: Steigt der Wasserspiegel über 40 mm, springt die Notentwässerung an

Bild 9.  Platzsparend platziert: Die Entwässerungsleitung verläuft direkt über dem Förderband

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Strecke gemacht Das gesamte Leitungsnetz wurde mit PE-Rohren ausge­ führt. Für die Hauptentwässerung kamen allein 14.055 m Rohrleitungen in den Nennweiten DN 40 bis DN 125 zum Einsatz. In der Notentwässerung wurden 66.165 m Rohr­ leitungen von DN 40 bis DN 315 verarbeitet. Für die lan­ gen Strecken, die innerhalb eines Druckströmungssystems überbrückt werden müssen, eignen sich PE-Rohre vor al­ lem wegen ihres geringen Eigengewichts. Teilweise verlie­ fen die Rohrleitungen über Einzelstrecken von ca. 250 m. So wird die komplette Halle 7 z. B. über die Halle 8 notent­ wässert. Dieser Aufwand wurde betrieben, um die Fassade vor Halle 7 frei zu halten und sich räumliche Optionen für einen eventuellen zusätzlichen Neubau zu erhalten.

Stark bei Starkregen Laut Kostra DWD ist am Standort Balingen mit einem Be­ rechnungsregen r5/5 von 371 l/s × ha und einem Jahrhun­ dertregen r5/100 von 668 l/s × ha zu rechnen. Eine gewisse Regenspende ist durch den Schiefergrund systembedingt gewünscht. Aber was passiert bei einem Starkregenereig­ nis? Die Notentwässerung geht dann auf das Gelände und schadlos überflutbare Flächen, auf denen es versickern kann. Die maximale Wassermenge fällt hier vor Halle 8 an, die ja auch noch die Notentwässerung der Halle 7 über­ nimmt. In Zusammenarbeit mit einem Außenanlagenpla­ ner wurde ein Konzept entwickelt, um die Regenspende schadfrei vom Gebäude abzuleiten. Außen liegende Mul­ den, Rinnen und Rigolen weisen dem Wasser richtige Wege. Für die Hauptentwässerung bestehen kommunale Einleitbeschränkungen. 360 l/sec dürfen mit Erlaubnis der Stadt eingeleitet werden. In der Gesamtheit fallen ca. 900 l/sec an. Architekt Hotz: „Die Differenz wird zurück­ gehalten, quasi zwischengepuffert in einem gesonderten Retentionsbecken, das wir unter den Parkplätzen erstellt haben.“

Bild 10.  Die Hauptentwässerung ist gedämmt, um zu vermeiden, dass sich Kondensat/Schwitzwasser bildet; die Notentwässerung wurde nicht gedämmt, da sie nicht so häufig anspringt

Bild 11.  Sprinkler haben Vorrang: Die Entwässerungsleitungen sind so platziert, dass sie die Sprinklerfunktion nicht behindern

Systemgarantie inklusive Innerhalb des SitaDSS Druckströmungssystems sind alle Bauteile aufeinander abgestimmt und für die Regenent­ wässerung mit vollgefüllten Rohren (Druckentwässerung) geeignet. Eine wichtige Aufgabe übernehmen hier die Schellen und Schienen, die die druckbeaufschlagten Ent­ wässerungsrohre, die zum Aufschaukeln neigen, wenn das Wasser ins System schießt, ruhig und unter Kontrolle hal­ ten. Bei fachgerechter Montage des Systems unter Berück­ sichtigung der Herstellerrichtlinie garantiert Sita ein nach DIN EN 12056-3, DIN 1986-100 und VDI 3806 funktions­ gerechtes Druckentwässerungssystem. Dieses Garantiever­ sprechen ist eine große Beruhigung für alle am Bau Betei­ ligten und natürlich auch für den Bauherrn.

Fazit: Entwässerung mit Zweitnutzeneffekt Dieses Projekt ist ein besonderes, weil es galt, nicht nur zu entwässern, sondern auch zu bewässern. Effektive Flach­ dachentwässerung wurde hier mit einem Zusatznutzen verbunden. Indem wir einen Teil des Bemessungsregens

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Bild 12.  Abnahme der Druckentwässerung: Sind die Festpunkte des Rohres richtig ausgebildet? Wurden die Nennweiten eingehalten, die Schellenabstände beachtet und die Befestigung an der Schiene korrekt ausgeführt?

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dem Schiefergrund zuleiten, bauen wir der diffusiven Austrocknung des Untergrundes vor, die in der Region Balingen bereits zu vielen Gebäudeschäden geführt hat. So schützt das Sita Druckentwässerungssystem quasi von oben – also dem Flachdach – bis ganz unten in die Gründung, also die Gesteinsschichten unterhalb des Hallenkomplexes.

Bild 13.  Die Notentwässerung an der Längsseite der Halle 8 führt das Regenwasser direkt auf schadlos überflutbare Außenflächen

Bautafel Neubau von vier Lager- und Logistikhallen in 72336 Balingen ■■  Bauherr: Weinmann & Schanz GmbH, 72336 Balingen ■■  Architekt: h2 Architekten GmbH, Dipl. Ing. (FH) Melanie Hotz, Dipl. Ing. (FH) Elmar Hotz, 72474 Winterlingen ■■  Geologe: GeoTerton, Dipl.-Geologe Heiner Terton, 72111 Mössingen ■■  Planer: Ingenieurbüro Klaus Weingärtner VDI, Eric Moekotte, 72336 Balingen ■■  Dachdecker: M & D Flachdachtechnik GmbH, Dachdeckermeister Elvedin Nicevic, 88471 Laupheim Materialien: ■■  SitaDSS-System mit SitaDSS Profi Dachgullys ■■  SitaDSS Profi Aufstockelemente ■■  SitaMore Anstauelemente ■■  SitaFiresafe® mit SitaDSS Profi ■■  SitaDSS PE-HD Rohre und Formteile ■■  SitaDSS PE Elektroschweißmuffen ■■  SitaDSS-Befestigungssystem ■■  Hersteller: Sita Bauelemente GmbH, 33378 Rheda-Wiedenbrück Weitere Informationen:

Bild 14.  SitaVent Rohrdurchführung DN100, unten ebenfalls eingebettet in einen SitaFiresafe® (Fotos: Sita Bauelemente)

Sita Bauelemente GmbH Ferdinand-Braun-Straße 1, 33378 Rheda-Wiedenbrück Tel. (02522) 83 40-0, Fax (02522) 83 40-100 info@sita-bauelemente.de, www.sita-bauelemente.de

Kommentare zu den neuen Abdichtungsnormen Zu den im Juni 2017 neu herausgegebenen Abdichtungsnormen DIN 18531 „Abdichtung von Dächern, sowie von Balkonen, Loggien und Laubengängen“, DIN 18532 „Abdichtung von befahrbaren Verkehrsflächen aus Beton“ und DIN 18533 „Abdichtung von erdberührten Bauteilen“ sind im September und im Dezember 2018 sowie im Januar 2019 drei Kommentarbände erschienen. Zu den ebenfalls 2017 neuen erschienen Normen DIN 18534 „Abdichtung von Innenräumen“ und DIN 18535 „Abdichtung von Behältern und Becken“ soll ein weiterer Kommentarband im ersten Halbjahr 2019 erscheinen.

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Die neuen Normen stellen insgesamt eine Neugliederung und Überarbeitung der bisher bestehenden Abdichtungsnormen DIN 18531 „Dachabdichtungen“ und DIN 18195 „Bauwerksabdichtungen“ nach dem derzeitigen Stand der Technik dar und sollen sich als „allgemein anerkannte Regeln der Technik“ einführen. Die verschiedenen Anwendungsbereiche beziehen sich auf die unterschiedlichen Bauteile und Bereiche eines Bauwerks, die gegen Wasser abgedichtet werden müssen. Die bisherigen Normen DIN 18531 und DIN 18195 wurden zeitgleich mit dem Erscheinen der neuen Normen vom DIN zurückgezogen. In der neuen DIN 18195 werden jetzt hauptsächlich nur noch die wesentlichen, in den neuen Abdichtungsnormen verwendeten abdichtungstechnischen Begriffe definiert. Die neu herausgegebenen Normen stellen für die Anwender (Planer, Ausführende, Bauherren, Sachverständige, …) eine umfassende Grundlage für die Planung, Ausführung und Bewertung von Maßnahmen zur Abdichtung dieser Bauteile nach dem derzeitigen Stand der Technik dar. Die Abdichtungsnormen sind keine Rezeptbücher für

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alle möglichen Planungs- und Anwendungsfälle. Sie stellen, insbesondere, was die Zuordnungskriterien für die geregel­ ten Abdichtungsbauarten zu bestimmten Einwirkungs- und Nutzungsklassen betrifft, einen Rahmen dar, der vom sach­ kundigen Planer im Sinne der Schutzziele und nach den Regelungsgrundsätzen der Normen auf die jeweiligen kon­ kreten Planungs- und Ausführungsfälle anzuwenden sind. Zweck der Kommentarbände ist es, den Anwendern der Normen Erläuterungen zu den in den Normen festge­ legten Regelungen zu geben. Sie sollen helfen, das Ver­ ständnis für diese Regelungen zu verbessern und somit die Anwender besser in die Lage zu versetzen, die Normen ihrem Sinngehalt entsprechend und bezogen auf den je­ weiligen Planungsfall richtig anzuwenden. Die Kommentare erläutern die teils komplexen Rege­ lungen der Normen und geben weiterführende Informatio­ nen. Sie tragen somit auch zum besseren Verständnis der Regelungen bei. Sie unterstützten die zweckentsprechende Planung und Ausführung der Abdichtung von Bauwerken. Damit wird auch ein Beitrag dazu geleistet, die Schadens­ fälle im Bereich der Abdichtung von Bauwerken und die damit einhergehenden aufwändigen und teuren Reparaturund Sanierungsmaßnahmen zu reduzieren. Die Normeninhalte werden in den Kommentarbän­ den abschnittsweise behandelt. Die kommentierten Ab­ schnitte der Normen sind im Originaltext enthalten und durch eine Grauhinterlegung hervorgehoben. Direkt im Anschluss daran erfolgt die jeweilige Kommentierung des Textes. Die vollständigen Normtexte sind auch im DINTaschenbuch 129 enthalten. Die Kommentarbände sind in zwei Teile gegliedert: Teil A – Allgemeiner Teil Grundsätzliches zur den neuen Abdichtungsnormen und zur neuen Begriffsnorm DIN 18195; Klassifizierungen der verschiedenen Einwirkungen auf die Abdichtung; bauauf­ sichtliche Reglungen zur Abdichtung von Bauwerken; Grundsätzliches zur Anwendung von Normen und einiges mehr, verfasst vom Herausgeber der Kommentarbände, Dipl.-Ing. Christian Herold. Teil B – Kommentare Kommentare zur den wesentlichen normativen Regelun­ gen der Norm. Sie sind verfasst von den jeweiligen Obleu­ ten der DIN-Arbeitsausschüsse, die für die Normen verant­ wortlich waren, unter Zuarbeit weiterer spezialisierter Mitautoren aus diesen Ausschüssen. Die vorliegenden Beuth-Kommentare basieren auf dem Fachwissen von spezialisierten Fachleuten der Abdichtungs­ technik. Sie enthalten auch Informationen und Erkennt­ nisse aus den umfassenden und tiefgehenden Beratungen in den Ausschüssen. Sie bieten somit sowohl konkrete Hin­ weise für die praktische Umsetzung der Normen, als auch Hilfe zu einem vertieften Verständnis der Abdichtungstech­ nik. Sie sind damit eine unverzichtbare Normen-Ergänzung für Theorie und Praxis der Abdichtung von Bauwerken.

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Flachdachentwässerung

Kaskadenentwässerung reduziert die Anzahl der Fallleitungen Bei der außenliegenden Entwässerung von Kaskaden und Staffelgeschossen erhöht sich mit jedem Geschoss die Anzahl der Fallleitungen für die Haupt- und Notentwässerung. Da gemäß Normvorgabe nur in Ausnahmefällen auf darunter liegende Geschosse entwässert werden darf, muss üblicherweise jede Fallleitung über alle darunterliegenden Geschosse bis zum Auslauf geführt werden. Mit der neuen LORO-X DUOSTREAM Kaskadenentwässerung wird die Anzahl der Fallleitungen deutlich reduziert.

Drückende Freispiegelströmung Das von den darüberliegenden Geschossen gesammelte Wasser wird mit platzsparenden DN-50-Rohren über das aktuelle Geschoss gedrückt. Dabei greift das Prinzip der drückenden Freispiegelströmung. Das per Freispiegelströ­ mung in den Ablauf fließende Wasser baut dabei eine drü­

Mit der neuen LORO-X DUOSTREAM Kaskadenentwäs­ serung wird die Anzahl der Fallleitungen deutlich redu­ ziert, da das Wasser durch die neuen Mehrgeschossabläufe von jedem Geschoss rückstausicher in die durchgehende Sammelleitung zufließen kann. Dabei übernimmt die erste Sammelleitung (Stream 1) die Hauptentwässerung ohne Anstauelemente in die Grundleitung und die zweite Sam­ melleitung (Stream 2) die Notentwässerung mit Anstauele­ menten auf eine schadlos frei überflutbare Fläche.

Bild 3.  Die Umlenkung der Strömung als Bogen verhindert unkontrolliertes Herausspritzen des Wassers

Bild 1.  Kaskadenentwässerung: herkömmlich (links) und mit LORO-X DUOSTREAM (rechts)

Bild 2.  Drückende Freispiegelströmung drückt das Wasser über das Staffelgeschoss

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Bild 4.  Stream 1 für die Hauptentwässerung ohne Anstauelement und Stream 2 für die Notentwässerung mit Anstauelement

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Flachdachentwässerung

ckende Wassersäule in dem folgenden Fallrohr auf, mit deren Überdruck der Strömungswiderstand des darunter­ liegenden waagerechten Rohres überwunden wird. Da bei der drückenden Freispiegelströmung eine hohe Strömungsgeschwindigkeit entstehen kann, wird der Strahl in einem speziellen Abzweig (DN 100) mit innerem Bogen (DN 50) in das folgende Fallrohr gelenkt, um ein unkontrol­ liertes Herausspritzen des Wassers aus dem Entlüftungs­ stück zu verhindern. (Bild 2) Das Be- und Entlüftungsstück oberhalb des Fallrohres erfüllt dabei eine Doppelfunktion: einerseits die Belüftungs­ funktion zur Sicherung der Freispiegelströmung am Ablauf und andererseits die Entlüftungsfunktion des Fallrohres, damit sich die Wassersäule ohne Bildung einer „Luftblase“ aufbauen kann. (Bild 3)

Mehrgeschossabläufe Rohr-in-Rohr Die LORO-X DUOSTREAM Mehrgeschossabläufe nutzen das bewährte Rohr-in-Rohr-Prinzip von LORO. Dabei wird die von den oberen Geschossen kommende Sammelleitung mit drückender Freispiegelströmung (DN 50) geschlossen durch den Mehrgeschossablauf geführt. Im äußeren Rohr des Mehrgeschossablaufes (DN 100) erfolgt die Entwässe­ rung des aktuellen Geschosses mit klassischer Freispiegel­ strömung, unabhängig von der durchgeführten Sammellei­ tung. Erst im folgenden Fallrohr wird der Abfluss dann zu­ sammengeführt und an das darunterliegende Geschoss mit drückender Freispiegelströmung weitergegeben. Bild 6.  Bemessung der LORO-X Kaskadenentwässerung (Grafiken: LOROWERK)

Alternativ zur Verlegung des waagerechten Verzugs oberhalb der Abdichtungsbahn bietet LORO auch spezi­ elle Mehrgeschossabläufe für die Verlegung innerhalb der Wärmedämmung an. In diesem Fall wird die von oben kommende Sammelleitung in DN 50 unterhalb der Ab­ dichtungsbahn seitlich in den Grundkörper des Mehrge­ schossablaufes geführt.

Bemessung Bei der Bemessung der Kaskadenentwässerung ist insbe­ sondere auf die Summe des Abflusses über alle Geschosse zu achten, da der maximale Abfluss der drückenden Frei­ spiegelströmung auf dem untersten Geschoss den begren­ zenden Faktor darstellt. Hierfür bietet LORO eine prakti­ sche Vorlage zur Bemessung, bei der die relevanten Werte pro Geschoss eingetragen und entlang der Sammelleitung summiert werden können. Mit dieser Vorlage kann auch die Stückliste schnell erstellt werden. Weitere Informationen: www.loro.de → Produktfin­ der → Attikaentwässerung → Serie 88 Rainstar Distant → DUOSTREAM Kaskadenentwässerung Weitere Informationen:

Bild 5.  LORO-X Mehrgeschossabläufe für die Verlegung der Sammelleitung DN 50 innerhalb der Wärmedämmung mit Anstauelement

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LOROWERK K.H.Vahlbrauk GmbH & Co.KG Kriegerweg 1, 37581 Bad Gandersheim Tel. (05382) 71-0, Fax (05382) 71-203 infocenter@lorowerk.de, www.loro.de

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Flachdachentwässerung

Rinnen für Flachdächer, Fassaden- und Terrassenentwässerung Die Rinnensortimente DACHFIX RESIST und DACHFIX STEEL von HAURATON sind speziell für die Entwässerung von Fassaden, Flachdächern und Terrassen entwickelt worden. Die Vorteile: hydraulisch leistungsfähig, flache Bauhöhe, mit Ablaufbox und Höhenverstellsystem. Sie kommen überall dort zum Einsatz wo Oberflächenwasser von Flachdächern und Terrassen zuverlässig abgeleitet werden muss. Ziel ist es, Bauwerke und Gebäudeteile vor Schäden durch verbleibende Wasseransammlung zu schützen.

Bild 1.  Flachdachentwässerung mit DACHFIX STEEL Rinnen

Bei der Entwicklung des Rinnensortiments konnte sich HAURATON auf reiche Erfahrungen auf diesem Gebiet stützen. Wurden doch die originalen DACHFIX Rinnen bereits vor mehr als 20 Jahren von HAURATON entwi­ ckelt und als Erfolgsmodell für die Entwässerung von Flachdächern, Fassaden und Terrassen etabliert. Zugrunde gelegt wurden bei der Entwicklung der neuen Sortimente die in Deutschland aktuell geltenden Normen und Richtli­ nien, wie die Normen für Bauwerksabdichtung DIN 18531 bis 18535 (bisher DIN 18195), die Flachdachrichtlinie so­ wie die DIN 18040 für barrierefreies Bauen.

Große Rinnenvielfalt bedient sämtliche Anforderungen Die DACHFIX STEEL Rinnen werden in fünf Baubreiten und jeweils vier Bauhöhen angeboten. Damit steht für je­ den Anwendungsbereich die passende Rinne zur Auswahl. Die Kleinste ist nur 115 mm breit und 45 mm hoch. Die größte Ausführung mit einer Breite von 255 mm und einer Höhe von 150 mm gestattet eine sehr beachtliche hydrau­ lische Leistung und ist beispielsweise für die Entwässerung großer Flachdach- oder Fassadenflächen geeignet. Die Rin­ nen bieten entlang von Fassaden und auf Terrassen einen effektiven, normgerechten Spritzwasserschutz und verhin­ dern dadurch unnötige Verschmutzungen. DACHFIX RESIST Rinnen bestehen aus Vollkunst­ stoff und sind unempfindlich gegen Korrosion. Für alle Rinnentypen werden einliegende Abdeckungen verwen­ det. Damit haben die DACHFIX Systeme begehbare und rollstuhlbefahrbare Oberflächen. Je nach Baubreiten ste­ hen verschiedene Abdeckungsvarianten zur Auswahl, z. B. Gitterroste mit der Maschenweite 30/10 und elegante Längsstabroste. Die Abdeckungen können mit einem Kne­ bel auf dem Rinnenunterteil arretiert werden. Der Knebel kann außerdem als Verbindungsadapter Rinnenelemente fest miteinander verbinden.

Clevere Kombi-Lösung: Perforationen im Solbereich für KG-Rohr-Anschluss Die offenen Entwässerungsrinnen haben sowohl seitlich als auch im Solbereich zahlreiche neuartige, speziell geformte Perforationen. Damit findet das abzuleitende Wasser schnell den Weg in die Rinne. Gleichzeitig stellen die Per­ forationen Schablonen für den einfachen Anschluss eines Kanalgrundrohres der Nennweiten DN 70 und DN 100 dar. Hier kann das Material einfach mit einem handels­ üblichen Werkzeug ausgeschnitten werden und über einen Schraubstutzen mit dem Abwasserkanal verbunden wer­ den. Mit dem dazugehörigen Höhenverstellsystem werden

Bild 2.  Frankfurt/M.: Schwedler Carré (Stefan Forster Architekten): Flachdachentwässerung mit dem DACHFIX STEEL System

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Flachdachentwässerung

Bild 3.  Terrassenentwässerung mit Gitterrost tim Wohnquartier „Hafengold“ in Offenbach am Main (Fotos: HAURATON)

die Rinnenstränge ausgerichtet und Unebenheiten im Un­ tergrund ausgeglichen. Stirnwände lassen sich mit einem einfachen Klipp-System an der jeweils letzten Rinne befes­ tigen und bilden den Abschluss eines Rinnenstrangs.

Ablaufbox überbrückt Laibung und Wärmedämmung Besondere Aufmerksamkeit verdient die neue Ablaufbox des DACHFIX STEEL Entwässerungssystems. Mit ihr

können auskragende Laibungen und die darüber liegende Wärmedämmung überbrückt werden. Der Einsatz von fla­ chen Rinnen lässt einen direkten senkrechten Abwasser­ anschluss oft nicht zu, weil unter der Rinne kein Raum zur Verfügung steht. Ein seitlicher Anschluss ist wegen der geringen Bauhöhe nicht möglich. Die Ablaufbox kann an diese flachen Rinnenstränge angeschlossen werden und hat für Laibung und Wärmedämmung eine Aussparung. Der Abwasseranschluss, der mit der Rinne allein nicht re­ alisierbar war, ist jetzt ohne Schwierigkeiten möglich. Da­ mit können sowohl senkrechte als auch waagerechte An­ schlüsse hergestellt werden. So ist ein Abwasseranschluss etwa Bestandteil der An­ forderungen aus der Norm für die barrierefreie Ausführung von Übergängen aus Innenräumen auf Balkone und Ter­ rassen mit niveaugleicher Höhe. Außerdem muss der Ab­ stand der wasserführenden Ebene mindestens 15 cm unter der Oberfläche liegen. Mit dem DACHFIX STEEL System sind diese Anforderungen einfach zu erfüllen. Es entspricht in allen Belangen den aktuellen Normen und Richtlinien und bietet Sicherheit für Planer, Bauausführende und In­ vestoren HAURATON schafft mit den aktuellen DACHFIXSortimenten echten Nutzen für Kunden: sichere Entwässe­ rung in einem System, flexible Einsatzmöglichkeiten durch eine große Vielfalt sowie barrierefreies Bauen. Weitere Informationen: HAURATON GmbH & Co. KG Werkstraße 13, 76437 Rastatt Tel. (07222) 958-0, Fax (07222) 958-100 info@hauraton.com, www.hauraton.com

Robust gegen Rost: Dachrinnen setzen Flachdächer in Szene Flachdächer sind im Industrie- und Gewerbebau Standard, erleben aktuell aber auch im privaten Hausbau ein Revival. Sie sind architektonisch reizvoll, stellen hinsichtlich der Entwässerung jedoch eine Herausforderung dar: Die Dachrinnen und Fallrohre müssen aufgrund des hier eingesetzten Bedachungsmaterials besonders korrosionsbeständig sein. Ausführungen aus farbig beschichtetem Stahl, wie der skandinavische Hersteller Lindab sie anbietet, erfüllen dieses Kriterium und eröffnen darüber hinaus vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten. Während beim Steildach harte Bedachungsmaterialien wie Tonziegel oder Metalle zum Einsatz kommen, sind es beim Flachdach weiche wie Bitumen, PCV oder EPDM. Diese neigen jedoch bei Wasserkontakt dazu, schwefel­ haltige Stoffe freizusetzen, die an Dachrinnen und Fall­ rohren durch Oxidation zu Rostbildung führen können. Deswegen legt auch die neue Flachdachrichtlinie aus dem Jahr 2016 in Punkt 4.8 fest, dass entsprechende Maßnah­ men vorzunehmen sind, um Korrosionsschäden vorzu­ beugen.

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Schützende Schicht Hausbesitzer stehen vor der Wahl: Sie können zum einen auf nichtrostende Baustoffe zurückgreifen. Dabei ist diese Eigenschaft gegenüber anderen abzuwägen, denn Kupfer

Bild 1.  Die Beschichtung kann farblich ausgeführt werden, denn Dachrinnen der Lindab Rainline sind in 13 Nuancen erhältlich

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Flachdachentwässerung

Bild 2.  Bei Flachdächern bestehen besondere Anforderungen an die Entwässerung: Das eingesetzte Material muss korrosionsbeständig sein – die HBP Topcoat Beschichtung der Stahldachrinnen und -fallrohre von Lindab gewährleistet dauerhaften Schutz vor Rostbildung

Bild 3.  Ton in Ton: Die Dachrinnen in der Trendfarbe Kupfermetallic schaffen im Einklang mit der Fassadengestaltung ein harmonisches Gesamtbild.

ist kostspielig und die Patina, die es im Laufe der Jahre ansetzt, sagt nicht jedem zu. Kunststoff dagegen ist wenig hochwertig und nicht nachhaltig, während Edelstahl oft­ mals den optischen Ansprüchen nicht gerecht wird. Alter­ nativ können andere Materialien durch eine Beschichtung vor Korrosion geschützt werden. Somit eignet sich dann auch Stahl für die Anwendung am Flachdach. Die Rinnen und Fallrohre der Lindab Rainline werden beidseitig mit

Bild 4.  Die schwarze Variante der Lindab Rainline setzt hier, abgestimmt auf die Fensterrahmen, einen optischen Akzent und unterstreicht die Geometrie der Gebäudearchitektur

einer Passivierungsschicht, einem Primer und einer HBP Topcoat Beschichtung versehen. „Dadurch sind sie bestän­ dig gegenüber Bitumensäuren, Gerbsäuren sowie Säuren aus Kunststoffbahnen“, weiß Ralf Rexin, Lindab-Verkaufs­ leiter für Deutschland. Stahl bietet zudem weitere Vorzüge, wie eine geringe Ausdehnung und eine hohe mechanische Stabilität. Auch kann er bei niedrigen Temperaturen verar­ beitet werden.

Funktionalität trifft Ästhetik Weil die Beschichtung farblich ausgeführt werden kann, ergeben sich viele Gestaltungsmöglichkeiten. Aktuell sind 13 Nuancen erhältlich, von klassischem Schwarz über knalliges Ziegelrot bis hin zu apartem Kupfermetallic. „Mit unseren Dachrinnen und Fallrohren lassen sich Akzente an der Fassade setzen, oder aber man stimmt sie Ton in Ton ab“, sagt Ralf Rexin. „Dank des HBP Topcoats leuchten die Farben klarer und sind länger haltbar. Die Hausbesitzer können sicher sein, dass das optische Erscheinungsbild ih­ res Hauses nicht durch Rost getrübt wird.“ Darauf gibt der Hersteller 20 Jahre Garantie. Bild 5.  Die Oberflächenbeschichtung wird in einem 3-schichtigen beidseitigen Aufbau mit einer Passivierungsschicht, einem Primer und einer HBP Topcoat Beschichtung auf den Stahl aufgetragen; diese macht nicht nur die Farben klarer und länger haltbar, sondern verleiht auch den Dachrinnen Beständigkeit gegenüber Bitumensäuren, Gerbsäuren sowie Säuren aus Kunststoffbahnen (Fotos: Lindab)

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Weitere Informationen: Lindab A/S Langkær 20, 6100 Haderslev/Dänemark Tel. +45 73 23 23 10 info@lindab.com, www.lindab.com

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Flachdachentwässerung

Flachdachablauf für eine zeitgemäße Freispiegelentwässerung Die Aufgaben des Daches haben sich gewandelt. Früher diente es „einfach“ als obere Gebäudeabdeckung. Heute, im Zeichen des Klimawandels und zunehmend extremerer Klimaereignisse, müssen Dächer viele zusätzliche Funktionen erfüllen: das Regenwasser zurückzuhalten, um überlastete Kanalsysteme zu schützen, oder um in Trockenzeiten das urbane Klima positiv zu beeinflussen. Mit dem neuen ACO Flachdachablauf Passavant aus Gusseisen hat ACO Haustechnik einen Flachdachablauf für die Freispiegelentwässerung entwickelt, der den neuen, gewachsenen Anforderungen der Dachentwässerung Rechnung trägt. Gusseisen als Werkstoff von Flachdachabläufen hat eine Reihe von Vorteilen gegenüber anderen Materialien, die sich beim neuen ACO Flachdachablauf Passavant in vier Produkt-„Disziplinen“ manifestieren: Mehr Sicherheit beim Brandschutz, höhere Langlebigkeit durch den Werk­ stoff Gusseisen, Flexibilität bei der Anbindung sowie Kom­ paktheit in der Bauform.

Gusseisen ist nicht brennbar, entspricht der Baustoff­ klasse A1 und bringt somit keine zusätzliche Brandlast ins Gebäude ein. Der ACO Flachdachablauf Passavant erfüllt die Anforderungen der Feuerwiderstandsklassen R30– R120 schon bei einer Mindestdicke des Flachdaches ab 150 mm. Der Ablauf in Verbindung mit der Brandschutz­ kartusche sorgt für integrierten Brandschutz, d. h. egal wel­ che Rohrleitung angeschlossen wird (Kunststoff, Stahl oder Gusseisen) – Brandschutz ist immer gewährleistet. Wird der Flachdachablauf in ein gedämmtes Dach eingebaut und ist Brandschutz gefordert, kommt der Brandschutz-Isolier­ körper Fit-in zum Einsatz. Dieser kommt ohne zusätzlichen Hitzeschild aus. In puncto Langlebigkeit zählen vor allem die Faktoren Temperaturausdehnungskoeffizient, UV-Beständigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen große Hitze und Kälte. Unter­ schiedliche Temperaturausdehnungskoeffizienten bergen die Gefahr von Spannungsrissen an Bauteilen. Da Guss­

Bild 5.  Abdichtung BZS DN100

Bild 1.  Der neue ACO Flachdachablauf Passavant von ACO Haustechnik aus Gusseisen

Bild 2.  Gusseisen ist nicht brennbar, entspricht der Baustoffklasse A1 und bringt keine zusätzliche Brandlast mit sich

Bild 6.  ACO Flachdach­ablauf Passavant mit senkrechtem Ablaufkörper BZS DN70

Bild 3.  Zur Auswahl stehen Abläufe in DN 70/DN 100 ­sowie DN 125/ DN 150

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Bild 4.  Als modulares Produktsortiment ermöglicht der neue ACO Flachdachablauf Passavant eine große Variabilität des Dachaufbaus – seien es Kalt-, Warm- oder Umkehrdach mit Kiesschüttung, Oberflächen­belag aus Platten oder in begrünter Ausführung

Bild 7.  Quadratischer Rost Square für den ACO Flachdachablauf Passavant (Grafiken: ACO Passavant GmbH)

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eisen und Beton annähernd gleiche Koeffizienten aufwei­ sen, ist diese Gefahr mit dem ACO Flachdachablauf Passa­ vant von vornherein gebannt. Gleiches gilt für die UV-Be­ ständigkeit, die bei Gusseisen keine separate Beschichtung erfordert. Die Materialeigenschaften von Gusseisen bleiben über Jahrzehnte konstant. Als modulares Produktsortiment ermöglicht der neue ACO Flachdachablauf Passavant eine große Variabilität des Dachaufbaus – sei es Kalt-, Warm- oder Umkehrdach mit Kiesschüttung, Oberflächenbelag aus Platten oder in begrünter Ausführung. Im Pressdichtungsflansch des Ab­ laufes kann jedes Material der Dichtungsbahn zuverlässig eingepresst werden – das Material des Ablaufs hat keinen Einfluss auf das Material der Dichtung. Die Roste stehen in einlegbarer und – für den Einsatz in Vandalismus-gefährde­ ten Bereichen – in verschraubbarer Version zur Verfügung. Eine nachträgliche Anpassung der Rosthöhe ist durch zwei Höhenverstellringe (Bereiche 25–40 mm und 45–60 mm) problemlos möglich. Die Konstruktion der für die Notent­ wässerung nötigen Bauteile verhindert bei Normalregen zuverlässig unschönes Tropfen. Die neuen ACO Flachdachabläufe Passavant sind kompakter und leichter geworden – ein Vorteil, der nicht

nur von Monteuren geschätzt wird, sondern auch für die Statik von Leichtmetalldächern (Trapezblechdächer) rele­ vant ist. Auch Planer profitieren von der neuen Konstruk­ tion: Sie hat zu einer Verringerung und damit größeren Übersichtlichkeit des Produktsortiments geführt – ohne jegliche Einschränkung der möglichen Lösungen für die unterschiedlichsten Dachaufbauten. Zur Auswahl stehen zwei Oberteile und zwei Rostsortimente für insgesamt sechs Ablauf-Varianten (DN 70/100/125/150 mit 90° und DN 70/100 mit 1,5° Stutzenneigung). Eine falsche Kombi­ nation von Ablauf und Rost ist ausgeschlossen – Planungs­ fehler durch falsch ausgeschriebene Ablaufkombinationen werden vermieden. Und da es für die Kernlochbohrung (außer bei DN 125/150) nur noch ein relevantes Maß gibt – Durchmesser 160 mm –, vereinfacht sich zudem die Er­ stellung des Durchbruchplanes. Weitere Informationen: ACO Passavant GmbH Im Gewerbepark 11c, 36457 Stadtlengsfeld Tel. (036965) 819-0, Fax (036965) 819-361 haustechnik@aco.com www.aco-haustechnik.de, www.fb.com/aco.haustechnik

Gründach des Jahres Erstmals führte der Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG) 2018 Wettbewerbe durch, bei denen das Grün­ dach, die Fassadenbegrünung und die Innenraumbegrü­ nung des Jahres 2018 gewählt wurden. Aus den zahlrei­ chen Einreichungen wählte das BuGG-Präsidium in jeder Kategorie (Dach, Fassaden, Innenraum) die drei Besten aus und diese standen dann bei der Messe GaLaBau in Nürnberg zur Wahl durch die Messe-Besucher. Dabei wurde das Objekt „Nationaloper und Nationalbibliothek Griechenlands in Athen“ mit überwältigender Mehrheit zum „BuGG-Gründach des Jahres 2018“ gewählt. Bera­ tung und Produktlösungen kamen vom Systemanbieter Zinco aus Nürtingen. Die Teilnehmer des Wettbewerbs 2018 haben das Projekt aus verschiedenen Gründen ge­ wählt, u. a. aufgrund der unvorstellbaren Größe der inten­ siven Dachbegrünung von über 25.000 m2 und der Nut­ zung der Dächer als begehbare Dachterrassen. Das neue Kulturzentrum SNFCC Athen ist Griechen­ lands neues Wahrzeichen für Bildung, Kultur und Nach­ haltigkeit. Das mit der LEED-Zertifizierung in Platin ge­ krönte Bauprojekt ist das Größte in der jüngsten griechi­ schen Geschichte und beherbergt die Nationaloper und Nationalbibliothek, deren Gebäude förmlich eingebettet sind in den 17 Hektar großen Stavros Niarchos Park. Die­ ser öffentliche Park mit Olivenbäumen und üppiger medi­ terraner Bepflanzung steigt ebenerdig an bis über die Ge­ bäudedächer auf 32 Meter Höhe. „Eine visuelle und physische Verbindung mit dem Was­ ser zu schaffen“, das ist die Idee des weltberühmten Archi­

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tekten Renzo Piano, der hier seine Handschrift verwirklicht hat. Eine begrünte Brücke führt als Fußgängerzone vom Meeresufer auf das Gelände. Der Gebäudekomplex um­ fasst insgesamt ca. 25.550 m2 Dachfläche und verschwindet dank vollständiger Begrünung förmlich in der Parkland­ schaft. Unterhalb der Dachterrasse (ca. 6.950 m2) präsen­ tiert sich die griechische Nationaloper mit zwei multi­ medialen Konzertsälen auf klanglich wie bühnentechnisch höchstem Niveau. Die Nationalbibliothek (ca. 6.150 m2 Dachfläche) ist konzipiert als transparenter Raum, der Wis­ sen jedermann zugänglich macht. Zum Gebäudekomplex gehört außerdem ein Parkhaus mit 1.000 Stellplätzen (ca. 8.950 m2 Dachfläche), welches ebenso wie Betriebs- und Entsorgungsgebäude (zusammen ca. 1.700 m2) und Lieferzufahrt „Pufferzone“ (ca. 1.800 m2) unter dem üppigen Grün verschwindet. Für die begrünten Dachflächen wurden unterschiedliche, je nach Anwen­ dungsfall geeignete ZinCo-Systemaufbauten verwendet, um so den Anforderungen wie beispielsweise Umkehrdach, ungedämmtes Parkhaus, Gräser- oder Baumpflanzen ge­ recht zu werden. Unter den Olivenbäumen beträgt die Sub­ strathöhe insgesamt sogar bis zu 120 cm. Weitere Informationen: BuGG BundesverbandGebäudeGrün e. V. Albrechtstraße 13, 10117 Berlin Tel. (030) 40 05 41 02 Tel. (0681) 98 80 570, Fax (0681) 98 80 572 info@bugg.de, www.gebaeudegruen.info

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Flachdachfenster für moderne Bauprojekte: Funktionen, die auch optisch glänzen Durchdachtes Design in einer Vielzahl von Varianten: Die Neuentwicklung des LAMILUX Flachdach Fensters FE ist ein neuer Meilenstein in der Produktentwicklung bei LAMILUX. Architekten, Verarbeiter und Gebäudenutzer profitieren von einem innovativen Rahmenprofil sowie durchdachten Gestaltungsmerk­malen mit vielfachem Zusatznutzen. Dafür erhielt das Oberlicht bereits vor Verkaufsstart den German Design Award 2019. Das Erscheinungsbild des neuen Glas­ elements ist durchweg homogen – ohne störende Verbindungselemente. Denn bei der Herstellung des Ober­ lichts wird eine neue Fügetechnologie angewandt, wodurch die Rahmenteile an den Eckpunkten ohne sichtbare Verschraubungen oder Schweißnähte zusammengefügt werden. Zudem setzt LAMILUX auf die Structural-GlazingTechnologie, wodurch Glasscheiben und Rahmen verklebt statt geklemmt werden. Dies ermöglicht, dass Regen­ wasser und Schmutz auf der planebe­ nen Oberfläche des Flachdach Fens­ ters an allen vier Seiten ablaufen kön­ nen. Unsichtbar ist ebenso die Inte­ gration sämtlicher Antriebe, Netzteile, Kabel und sonstiger Komponenten in den Rahmen des Oberlichts. Blickt man im Gebäudeinneren auf das Ele­ ment, sind keinerlei Motor oder Ver­ blendung zu erkennen. So ist das Flachdach Fenster nicht nur ein High­ light für das Innendesign des Gebäu­ des, sondern dank des einfachen An­ schlusses auch besonders handwer­ kerfreundlich. Weiterhin wird aber

auch das bereits gewohnt umfangrei­ che Portfolio an Antrieben angeboten.

Variantenreichtum Das Design des neuen LAMILUX Flachdach Fensters FE ist darüber hi­ naus auch an das architektonische Gesamtkonzept jedes Bauvorhabens anpassbar. Derartigen Gestaltungs­ spielraum bieten beispielsweise die Vielzahl von individuellen Sonderfor­ men sowie eine breite Verglasungsund Größenvielfalt bis zu 2,5 m, bei zudem frei wählbaren Außen- und Innenfarben des Oberlichts. Der Rahmen des Elements be­ steht aus drei ineinander übergehen­ den Bauteilen, die an den Außenkan­ ten nach oben strebend den Winkel der Cheopspyramide abbilden: Exakt 51,8° tragen zur ästhetischen klassi­ schen Designsprache des Glaselements bei.

ARE YOU ALREADY DAYLIGHTED?

German Design Award 2019 Mit der Auszeichnung des neuen ­LAMILUX Flachdach Fenster FE ist es bereits der vierte German Design Award, den Lamilux als Hersteller von Tageslichtsystemen für eines seiner Produkte erhält. Das Oberlicht über­ zeugte in der Kategorie „Building and Elements“. Weitere Informationen: LAMILUX Heinrich Strunz Holding GmbH & Co. KG Zehstraße 2, 95111 Rehau Tel. (09283) 595-0, Fax (09283) 595-290 information@lamilux.de, www.lamilux.de

LAMILUX Flachdach Fenster FE

Design in einer Vielzahl von Varianten Design • Stufenloser Wasserablauf dank Structural-Glazing-Bauweise • Modernes, cleanes Design ohne sichtbare Verbindungen der Komponenten Vielfalt • Individuelle Größen bis 2,5 Meter • Anwendungsspezifische Verglasungen • Vielseitige Antriebsvarianten Qualität • Wärmebrückenfreie Gesamtkonstruktion • Schlagregendichtheit • Optimierter Schallschutz und minimierte Regengeräusche • Hohe Langlebigkeit Verarbeitung • Komplett vormontierte Lieferung • Einfache Installation • Effiziente Wartung • Funktionale Adapterrahmen

Neues Flachdach Fenster ohne störende Verbindungselemente: Glasscheiben und Rahmen werden verklebt statt geklemmt (Foto: Lamilux)

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LICHTKUPPELN | FLACHDACH FENSTER | LICHTBÄNDER GLASARCHITEKTUR | RWA | GEBÄUDEAUTOMATION

LAMILUX HEINRICH STRUNZ GMBH Postfach 15 40 | 95105 Rehau Tel.: 0 92 83/5 95-0 | information@lamilux.de www.lamilux.de

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Tageslichtsysteme

Viel Tageslicht – wenig Hitze: Lichtbandsystem mit Sonnenschutz Für die Belichtung, Belüftung und Entrauchung von Flachdachgebäuden zur industriellen oder gewerblichen Nutzung hat ­ESSERTEC das Lichtbandsystem esserlux® entwickelt. Insbesondere in den Sommermonaten geht eine hohe Tageslichtausbeute allerdings häufig mit einer ungewünschten Aufheizung der Innenräume einher. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, gibt es für esserlux® nun einen außenliegenden Sonnenschutz, der deutlich den Wärmeeintrag reduziert, gleichzeitig einen hohen Lichteintrag gewährleistet und auch gestalterisch höchste Anforderungen erfüllt. In sehr tiefen Räumen wie bei Industrie-, Sport- und Gewer­ behallen ist die Versorgung mit Tageslicht vor allem über Lichtbänder zu bewerkstelligen. Ob parallel zum First oder auf dem First positioniert, ausgestattet mit integrierter Lüf­ tungs- oder Rauchabzugsklappe, ob elektrisch oder pneu­ matisch angetrieben: Das Lichtbandsystem esserlux® lässt sich mit seiner unbegrenzten Länge und Spannweiten von 1 bis 6 m perfekt auf die jeweiligen Anforderungen der ­Gebäudenutzung abstimmen. Vor allem für Regionen mit erhöhter Sonneneinstrahlung bietet ESSERTEC nun ein außenliegendes Aluminium-Segel als Sonnenschutz an. Das gebogene Segel ist in zwei Ausführungen erhältlich: als Seiten-Sonnenschutz oder als Längs-Sonnenschutz, jeweils einsetzbar für starre Lichtbänder oder Lichtbänder mit Doppelklappen zur Belüftung oder Entrauchung. Bei dieser Ausführung wird das Sonnensegel mit den Klappen zusam­ men geöffnet, sodass Rauchabzug und Luftaustausch nach wie vor einwandfrei funktionieren. Die Auswahl zwischen Seiten- oder Längs-Sonnenschutz ergibt sich zudem aus der Nord-Süd-Orientierung des Lichtbands auf dem Dach. Beide Sonnenschutz-Varianten überzeugen durch wei­ tere innovative Details: So garantiert der großzügige Ab­ stand zwischen Sonnensegel und Verglasung eine sehr gute natürliche Lüftung. Diese sorgt für eine deutliche Minde­ rung der indirekten Wärmestrahlung über die Verglasung. Durch die konsequente Nord-Süd-Ausrichtung der Segel bleibt auf der nördlichen Seite ein hoher Lichteinfall erhal­ ten. Durch die gute Reflexion auf der Innenseite der Segel wird der Lichteintrag weiter verstärkt. Auf der südlichen Seite wird die direkte Sonneneinstrahlung deutlich redu­

Bild 2.  Funktionsprinzip von esserprotect®: Die Sonneneinstrahlung von Süden wird vermieden (rote Pfeile), während der Lichteintrag von Norden (gelbe Pfeile) durch die Reflexion auf der Innenseite der Segel verstärkt wird (Grafik: ESSERTEC)

ziert. Mit dem Sonnensegel esserprotect® kann der Wärme­ eintrag um bis zu 50 % gemindert werden. Der Sonnen­ schutz wird werkseitig vormontiert. Neben der Ausführung in Aluminium ist das Sonnensegel auf Wunsch auch in der Farbe Weiß (RAL 9010) lieferbar.

esserlux® therm – thermisch getrenntes Lichtband Das ESSERTEC Lichtband-Sortiment wird zudem in Kürze um das System esserlux therm® erweitert. Das neue Licht­ bandsystem erfüllt erhöhte Anforderungen an den Wärme­ schutz: Ob beheizte Industriehallen, Büro- oder Gewerbe­ gebäude – mit esserlux® therm präsentiert ESSERTEC eine zusätzliche Möglichkeit, dunkle und fensterlose Räume und Hallen wärmebrückenfrei zu belichten, zu belüften so­ wie zu entrauchen. Neben einer hohen Tageslichtausbeute sorgt esserlux® therm für eine besonders gute Wärme- und Schalldäm­ mung. Die patentierte, optisch ansprechende Verglasung Pearl Inside® garantiert beste Schalldämmwerte bis 28 dB. esserlux® therm ist in unbegrenzter Länge und Spann­ weiten von 1.500 bis 4.000 mm wahlweise mit pneuma­ tisch oder elektrisch gesteuerten Lüftungs- und Rauchab­ zugs-Einzel- oder Doppelklappen lieferbar. Vor eindringen­ dem Regenwasser schützt die integrierte Wassernase. Die vollständig thermisch getrennten Profile sorgen für eine sehr gute und wärmebrückenfreie Konstruktion sowie für eine optimale Luftdichtigkeit. Alle Zargen sowie Lichtband-Profile und -Klappen sind auf Wunsch in der gesamten RAL-Farbpalette liefer­ bar. esserlux® therm besitzt eine allgemeine bauaufsicht­ liche Zulassung (ABZ) und erfüllt darüber hinaus die An­ forderungen weiterer Prüfzeugnisse und europäischer Zu­ lassungen. Weitere Informationen:

Bild 1.  Lichtbandsystem esserlux® mit Seiten-Sonnenschutz: Durch die konsequente Nord-Süd-Ausrichtung der Segel bleibt auf der nördlichen Seite ein hoher Lichteinfall erhalten (Foto: Arcos Architecture)

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ESSERTEC GmbH Berghäuschensweg 77, 41464 Neuss PF 10 04 65, 41404 Neuss Tel. (02131) 183-0, Fax (02131) 183-300 info@essertec.de, www.essertec.de

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Tageslichtsysteme

Flachdachfenster – Tageslicht mit System Stella von INDU LIGHT ist ein innovatives Flachdachfenster mit flächenbündigem Wärmedämmglas. Als individuell konfigurierbares System erfüllt es unterschiedlichste Anforderungen an Tageslicht und Frischluft in Neubau und Sanierung.

von 150 bis 500 mm. Ein PVC­Sanierungsaufsetzkranz ist in 200 mm Höhe verfügbar. Als universelle Lösung für Reparatur und Austausch bieten die Sanierungsrahmen und Sanierungsaufsetzkränze von INDU LIGHT alle Mög­ lichkeiten für eine wärmebrückenfreie Modernisierung. So wird der sichere Anschluss an die Dachhaut gewährleistet und der Austausch älterer oder defekter Lichtkuppeln zu einer einfachen Angelegenheit. Durch die Kompatibilität mit der Lichtkuppel Libra von INDU LIGHT und mit zahlreichen Fremdfabrikaten sind hinsichtlich Auf­ und Umrüstung fast keine Grenzen gesetzt. Das Flachdachfenster Stella gibt es als festverglastes und als lüftbares Modell. Von der manuellen Wanderspin­ del über das wirtschaftliche Treppenhausset bis zu hoch­ wertigen mit 24 oder 230 V betriebenen Spindel­ und Ket­ tenmotoren stehen vier komfortable Öffnersysteme zur Verfügung. Mit Stella wird aus einem eleganten Flachdach­ fenster ein maßgeschneidertes Komplettsystem. Geradlinig und elegant lässt es sich in die Decke integrieren. Weitere Informationen: INDU LIGHT Produktion & Vertrieb GmbH Willi-Brundert-Straße 3, 06132 Halle (Saale) Tel. (0345) 772 96-0, Fax (0345) 772 96-11 homepage@indu-light.de, www.indu-light.de

Mit flächenbündigem Wärmedämmglas wird das neue Flachdachfenster Stella von INDU LIGHT zu einem wahren Lichtblick auch in Wohn- und Arbeitsräumen und zu einem individuell konfigurierbaren Programm für gutes Licht und frische Luft im Innenraum (Fotos: INDU LIGHT)

Elf modulare Fenstergrößen, rechteckig oder quadratisch, von 60 cm × 60 cm bis 150 cm × 150 cm sorgen für gleich­ mäßige Ausleuchtung in tiefen Raumzonen und hohe Lichtausbeute in innenliegenden Räumen. Je nach Anfor­ derung können energieeffiziente Wärmedämmgläser in Zweifach­ oder Dreifachverglasung gewählt werden. Zwei­ fachverglaste Stella­Flügel erreichen U­Werte von 1,4 (Ur) bzw. 1,3 W/m2K (Uw), dreifachverglaste sogar 1,0 (Ur) bzw. 0,98 W/m2K (Uw) nach EN 1873 bzw. EN 14351­1. Mit Sonnenschutzgläsern lässt sich die Aufheizung der Räume deutlich reduzieren. Die Scheiben sind klar oder opal wählbar und bieten Gesamtenergiedurchlassgrade von 61 bis 33 % bei gleichzeitigem Lichttransmissionsgrad von 79 bis 48 %. Als Klarglas­Version eröffnen sich attrak­ tive Ausblicke in den Himmel und im Innenraum atmos­ phärische Licht­ und Schattenwirkungen. In opaler Aus­ führung bringt Stella gleichmäßiges Tageslicht in den Raum. Von besonderer Bedeutung sind auch die guten Schalldämmmaße. Schon bei Zweifachverglasung werden 39 db erreicht, bei Dreifachverglasung sogar 42 db. Das Flachdachfenster Stella ist mit standardmäßig eingesetzter ESG­Außenscheibe ohne Zusatzmaßnahmen dauerhaft durchsturzsicher bei Instandhaltungsarbeiten sowohl nach DIN 18008­6 als auch nach GS­BAU­18. Mit passgenauen Aufsetzkränzen und Rahmen lässt sich jede Bauaufgabe auf Dächern mit Neigungswinkeln bis 25° lösen: im Neubau und in der energetischen und ästhetischen Sanierung. Den zweischaligen GFK­Aufsetz­ kranz gibt es mit 30 oder 60 mm Dämmung in vier Höhen

Tageslicht von INDU LIGHT

Lichtkuppel Libra und Flachdachfenster Stella Geradlinig und elegant Modular und konfigurierbar Energieeffizient und sicher Langlebig und robust

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Tageslichtsysteme

Flachdachfenster-Systemerweiterung für mehr Funktionalität und Komfort Kingspan Light + Air | ESSMANN Gebäudetechnik hat sein Flachdachfenstersystem mit Echtverglasung jetzt noch weiter aus­ gebaut. Mit modular wählbaren Funktionen und Ausstattungen lässt es sich in Flachdachumgebungen integrieren, die einen Mehrwert an Ästhetik, Funktion und Komfort erfordern. Die Anwendungsgebiete reichen vom Büro- und Verwaltungshochbau und dem öffentlichen Hochbau über Atrien, den Geschosswohnungs- und privaten Einfamilienhausbau bis hin zur energieoptimierten Sanierung und Reparatur. Dabei kombiniert die attraktive Produktgruppe der Kingspan ESSMANN Flachdachfenster die Einbausituation im Flachdach mit dem Nutzungskomfort klassischer Fenster. Die gute Produktausstattung und intelligente AusstattungsFeatures machen dieses moderne Bauelement zu einem hochwertigen Baudetail, das gleichermaßen ästhetisch wie funktional überzeugt. Allein schon die wärmebrückenfreie Gesamtkonstruktion, mit thermisch getrenntem Profilsys­ tem (PVC/Aluminium) und der flächenbündig eingebauten

Wärmeschutzverglasung (als Überkopfverglasung mit drei­ fachen EPDM-Dichtungen) bürgt für gute bauphysikalische Werte und eine hohe Tageslichttransmission. Für eine ge­lun­ gene Optik sorgt innen der harmonisch umlaufende Blend­ rahmen, optional mit elegant integriertem Blend­schutz für noch höheren Komfort, oder bequemem Dachausstieg mit Gasdruckfeder (Typ G). Im Lieferprogramm des erweiterten Systems ist zudem ein elektrisch angetriebener Dachausstieg mit Linearantrieb (Typ M) gelistet. Die Luftdurchlässigkeit der Rahmen­kon­struktion wird nach DIN EN 12207 der Klasse 4 zugeordnet. Generell lässt sich das Flachdachfenster mit Echtglas in Dachflächen mit einer Dachneigung von maximal 20° integrieren. Die hochtransparente, flächenbündige Zweibzw. Dreifachverglasung (klar oder opal) ist Garant für ein Plus an natürlichem Tageslicht und zuverlässigem Schall­ schutz (Schalldämmmaß bis zu Rw Glas ≥ 44 dB). Bei der Verglasung handelt es sich wahlweise um ein zwei- oder dreifach gedämmtes Wärmeschutzglas. Weitere hochwer­ tige Sonnenschutzverglasungen sind auf Anfrage möglich.

Vorteile auf einen Blick

Bild 1.  Kingspan ESSMANN Flachdachfenster kombinieren die Einbausituation im Flachdach mit dem Nutzungskomfort klassischer Fenster

Bild 2.  Die Echtglasvariante garantiert eine optimierte Tageslichtversorgung und sorgt für eine Reduzierung von Regengeräuschen insbesondere im Vergleich zu Kunststoffverglasungen

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Die Echtglasvariante garantiert eine optimierte Tageslicht­ versorgung und sorgt für eine Reduzierung von Regenge­ räuschen insbesondere im Vergleich zu Kunststoffvergla­ sungen. Das innovative Flachdachfenster kann wahlweise als starre oder als lüftbare Ausführung mit einem integrier­ ten Ketten- oder Linearantrieb 24 V und 230 V ausgestat­ tet werden. Optional lässt sich das Fenster auch bequem per Funk öffnen und schließen. Daher eignet es sich opti­ mal zur täglichen Be- und Entlüftung sowie zur zuverlässi­ gen Rauchableitung, z. B. für Treppenräume. Der UG-Wert inkl. dreifacher EPDM-Dichtung liegt bei 0,6 W/m2K. Für die unterschiedlichen Einbausituationen stehen fünf ther­ misch getrennte Stahl-Aufsetzkränze zur Verfügung. Das Flachdachfenster ist durchsturzsicher nach GSBAU-18 konzipiert. Die gesamte Produktpalette umfasst Nenngrößen von (L × B) 60 cm × 60 cm bis 150 cm × 150 cm.

Bild 3.  Aufgrund seiner gefälligen Optik fügt sich das Kingspan ESSMANN Flachdachfenster hervorragend in einsehbare Flachdächer von unterschiedlich genutzten Hochbauten ein – der elektrisch angetriebene Dachausstieg bietet einen komfortablen Zugang zum Dachbereich

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Tageslichtsysteme

Bild 4.  Das Kingspan ESSMANN Flachdachfenster ist kompatibel mit dem Lichtkuppelsystem des Herstellers und kann mittels Adapterrahmen auch bei Fremdfabrikaten eingesetzt werden

Bild 5.  Für die unterschiedlichen ­Einbausituationen stehen fünf thermisch getrennte Stahl-Aufsetzkränze zur Verfügung (Fotos: ESSMANN ­Gebäudetechnik)

konstruktionen einfach in die Dachfläche integrieren. Für die Kombination mit Aufsetzkränzen, den Einsatz in Dach­ flächen mit keiner oder sehr geringer Dachneigung hat Kingspan ESSMANN einen GFK-Adapterrahmen 6° im Programm, der auf eigene Aufsetzkränze aufgesetzt wer­ den kann, aber auch für den Einsatz von Fremdfabrikaten anwendbar ist. Wie alle qualitätsgeprüften Produkte und Systemlö­ sungen des Herstellers garantiert Kingspan ESSMANN auch für seine Flachdachfenster eine durchgängige Quali­ tätssicherung. Weitere technische Daten, finden Sie unter www.essmann.de/esssystem/lichtkuppeln/essmann-flach­ dachfenster-mit-echtglas. Weitere Informationen:

Es ist kompatibel mit dem Lichtkuppelsystem inkl. Teilen des Zubehörprogramms des Herstellers und lässt sich dar­ über hinaus auch mit dem Kingspan ESSMANN System­ rahmen mit Fremdfabrikat-Aufsetzkränzen oder -Unter­

ESSMANN Gebäudetechnik GmbH Im Weingarten 2, 32107 Bad Salzuflen Tel. (05222) 791-0, Fax (05222) 791-236 info@essmann.de www.essmann.de

Attraktive Sanierungslösung für den Lichtkuppeltausch Die Tageslicht-Spezialisten von Skylux bieten mit den Ausführungen iWindow2 Flex (Doppelverglasung HR++) und iWindow3 Flex (Dreifachverglasung HR+++) eine attraktive Sanierungs­ lösung für den schnellen und kostengünstigen Austausch vorhandener Lichtkuppeln. Die Besonderheit: Sie sind bereits werksseitig vormontiert und mit allen marktüblichen Aufsatzkränzen kompatibel. Das bietet den großen Vorteil, dass der Wechsel eines vorhandenen Aufsatzkranzes entfällt und ermöglicht eine schnelle und problemlose Montage auf jeder Kranz­ ausführung. Zur Serie iWindow Flex gehört eine breite Palette von qua­ dratischen und rechteckigen Modellen in vielen Formaten. Das Standard-Programm der Modellvariante iWindow2 umfasst 16 verschiedene Abmessungen von 60 cm × 60 cm bis hin zu 100 cm × 200 cm. Zum Lieferprogramm der ­Modellvariante iWindow3 zählen aktuell 15 Formate von 60 cm × 60 cm bis 100 cm × 150 cm.

Durch die gerade Form der Modellvarianten iWindow Flex entspricht das Tageslichtmaß immer exakt der Dachöff­ nung und sorgt so für einen maximalen Lichteinfall. Die Tageslichtelemente können für die Belüftung der Räume bis zu 30 cm geöffnet werden. Der leistungsstarke 230-V-Ket­ tenmotor und die Gasdruckfedern zur Öffnung der Glas­ kuppeln sind werksseitig bereits in den Zwischenaufsatz­ kranz eingebaut und bei Regen schließt ein Regendetektor die Kuppel automatisch.

Erfahrungsbericht – Glaskuppeln iWindow3 sorgen für Wohlfühlatmosphäre

Zügiger Austausch von Lichtkuppeln dank iWindow Flex

Bei der Flachdachsanierung eines Privathauses nutzten die Eigentümer die Möglichkeit, gleichzeitig auch den darun­ terliegenden Wohnraum zu renovieren und durch den Ein­ bau von Lichtkuppeln mit mehr Tageslicht zu versorgen. Zum Einsatz kamen zwei Glaskuppeln der Modellausfüh­ rung iWindow3 mit einer Dreifachsicherheitsverglasung aus dem Sortiment von Skylux. Die flache und geradlinige

Die Lichtkuppeln iWindow Flex verfügen über mehrere technische Besonderheiten: Sie werden mit einem schrägen Zwischenaufsatzkranz geliefert, sind mit allen marktübli­ chen Aufsatzkranztypen kompatibel und können problem­ los auf vorhandene Kränze montiert werden. Da der Wech­ sel der Aufsatzkränze entfällt, ist die Montage wesentlich einfacher, schneller und preisgünstiger. iWindow Flex Glas­ kuppeln sind ideal für den Austausch von bestehenden Lichtkuppeln bei Renovierungen. Der schräge Zwischen­ aufsatzkranz mit einer Neigung von 4° verhindert Wasser­ ansammlungen auf dem Tageslichtelement und sorgt für eine Selbstreinigung der Glasfläche. Die ebenen Glaskup­ peln sind durchsturzsicher, 100 % luft- und wasserdicht, einbruchsicher, lärmdämmend und nahezu pflegefrei.

Bild 1.  Lichtkuppel iWindow Flex für den schnellen und kostengünstigen Austausch vorhandener Lichtkuppeln

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Tageslichtsysteme

Lichtkuppel verfügt über einen kompakten und isolieren­ den PVC-Rahmen sowie eine superisolierende Verglasung. Die Glaskuppeln der Serie verbinden attraktives, fili­ granes Design mit ausgezeichneten technischen Werten (Energie und Schall). Die Modellausführungen der Serien iWindow3 verfügen über eine HR+++ Dreifachverglasung aus Sicherheitsglas und sind als Festausführung ohne Öff­

Bild 2.  Flachdach mit zwei iWindow Lichtkuppeln (Außenaufnahme)

nungsoption sowie mit einer elektrischen Entlüftungsaus­ führung lieferbar. Die ebenen Glaskuppeln der Serie verfü­ gen über die gleichen technischen Vorzüge und sorgen für maximalen Lichteinfall, da die Einfallfläche exakt dem Tageslichtmaß entspricht. Die Kuppeln werden mit einem Neigungswinkel von 5° eingebaut, um Verschmutzungen der Verglasung vorzubeugen. Bei der Ausführung der Sanierung und dem Einbau der Glaskuppeln wurde ein ortsansässiger Dachdecker be­ auftragt. Er hat das Flachdach saniert und zwei iWindow3 Glaskuppeln im Format 100 cm × 150 cm für die natürliche Tageslichtbeleuchtung des darunterliegenden Wohnraums eingebaut. Durch die gerade Form der Kuppel entspricht das Tageslichtmaß genau der Dachöffnung, jede der einge­ bauten Kuppel hat eine Lichteinfallfläche von 1,50 m2 und das gesamte Flachdach 3,00 m2. Neben dem hohen Tages­ lichteinfall und dem geradlinigen Design überzeugten den Dachdecker vor allem die technischen Vorzüge wie die Montagefreundlichkeit und die guten Isolationswerte. „Ich habe den Eigentümern für die Flachdachsanierung die Glaskuppeln iWindow3 wegen der attraktiven Optik, der geringen Rahmenhöhe von nur 55 mm und der superisolie­ renden HR+++ Dreifachsicherheitsverglasung mit einem guten Ug Wert von 0,5 W/m2K (EN 673) empfohlen. Zu­ dem war der hohe Tageslichteinfall von großer Bedeutung, da über die normalen Fenster nicht genügend Tageslicht in den Wohnraum geholt werden konnte“, erläutert Dachde­ cker Bart Thijsen. Der Lichteinfall und die Lichtstärke des Tageslichts sind bei Oberlichtern dreimal so hoch wie durch vertikal einfallendes Licht von der Seite durch Fenster bei gleichen Abmessungen. Zudem werden die Räume gleich­ mäßig, flächendeckend und blendfrei mit kostenlosem Ta­ geslicht versorgt.

Fazit „Aufgrund der starken Nachfrage nach Lichtkuppeln für die Sanierung haben wir unser Sortiment erweitert. Mit der neuen Modellausführung iWindow Flex bietet Skylux die erste lüftende Glaskuppel bei der jeder Aufsatzkranz ver­ wendet werden kann. Bei der Sanierung wird der aktuelle Aufsatzkranz einfach weiter verwendet und bei Neubauten ist der Kranz frei wählbar. So bieten wir Architekten und Bauherrn die komplette Gestaltungsfreiheit und Dach­ deckern den technischen Vorzug eines sicheren, schnellen und effektiven Austausch von Lichtkuppeln bei der Sanie­ rung“, erläutert Dieter Pillen, Skylux Export Manager, die Vorteile des Produkts. Weitere Informationen:

Bild 3.  iWindow Lichtkuppeln: hoher Tageslichteinfall, geradliniges Design, Montage­freundlichkeit und gute Isolationswerte (Fotos: Skylux)

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SKYLUX Spinnerijstraat 100, B-8530 Stasegem Tel. +32 56 20 00 00, Fax +32 56 21 95 99 info@skylux.be, www.skylux.be

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Innovative Fassadentechnik 2019 Die Fassade bildet die Schnittstelle zwischen der Umwelt und den Nutzern eines Bauwerks. Aufgabe einer modernen HighTech-Fassade ist es, die äußeren Einwirkungen so zu regulieren, dass die bauphysikalischen Anforderungen im Innenraum der jeweiligen Nutzung entsprechen. Auch Aspekte wie Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Energieeffizienz müssen sichergestellt werden und dies natürlich ohne dabei Abstriche beim Nutzerkomfort und den ästhetischen Ansprüchen an das „Gesicht“ der Fassade machen zu müssen.

Hrsg.: Ernst & Sohn Innovative Fassadentechnik I/2019 2019 · 100 Seiten € 25,–* Bestell-Nr.: 2134 1905

Aktuelle Entwicklungen zur Gestaltung und technischen Ausrüstung von Gebäudehüllen sowie neue Produkte zur Steigerung der Energieeffizienz der Fassade sind Thema der Ausgabe 1/2019 des Ernst & Sohn Sonderheftes Innovative Fassadentechnik (u. a. reaktive und lernfähige Gebäudehüllen, dynamische Verglasung, dynamische Tageslichtnutzung, Textile Architektur, Fassadenbegrünung, neue Materialien für moderne Gebäudehüllen). Anhand von Best-Practice Beispielen wird demonstriert wie dank innovativer Materialien, Konzepte und Strukturen nachhaltige Gebäudehüllen entstehen, die sowohl den aktuellen Ansprüchen an technischer Funktion und Fassadenintelligenz genügen und gleichzeitig bestehende formale und ästhetische Anforderungen zeitgenössischer Architektur erfüllen. Das im April 2019 erscheinende Sonderheft „Innovative Fassadentechnik“ aus dem Verlag Ernst & Sohn informiert u.a. über statische und dynamische Fassadenkonzepte, Gebäudehüllen aus Glas, Beton und Mauerwerk, fassadenintegrierte PV und Lüftungstechnik, Fassadenbegrünungen, Sonnenschutzelemente u.v.m. Darüber hinaus sind auch traditionelle ein- und mehrschichtige Fassadenkonstruktionen, WDVS und VHF aus konventionellen Materialien Themen im Sonderheft. Beiträge über neue Richtlinien, innovative Materialentwicklungen sowie aktuelle Produkt- und Objektberichte von marktteilnehmenden Unternehmen runden den Fachteil wie gewohnt ab.

www.ernst-und-sohn.de/sh-2019

Ernst & Sohn Verlag für Architektur und technische Wissenschaften GmbH & Co. KG

Kundenservice: Wiley-VCH Boschstraße 12 D-69469 Weinheim

Tel. +49 (0)800 1800-536 Fax +49 (0)6201 606-184 cs-germany@wiley.com

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Brandschutz

Rauch zuverlässig ableiten: Leitfaden für den Sachschutz bei Industrie- und Gewerbebauten Der Rauchschutz von Industriegebäuden unterliegt strengen rechtlichen Bestimmungen. Die Sicherheit der Mitarbeiter steht dabei an erster Stelle. Um materiellen Schaden durch einen Brand zu vermeiden, müssen jedoch besondere Vorkehrungen getroffen werden. Rauch und Flammen können Kosten verursachen, die die Existenz eines Unternehmens gefährden. Um die Schäden möglichst gering zu halten, ist eine zuverlässige Rauchableitung unabdingbar. Im Flachdach integrierte natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte (NRWG) halten die Verrauchung des Gebäudes und der Fluchtwege gering. Großbrände und damit einhergehende schwere Folgen sind nicht alltäglich, aber weder der Zeitpunkt noch die Größe eines Brandes lassen sich voraussehen. Zahlreiche Gesetze und Vorschriften sorgen dafür, dass Brandschutzmaßnah­ men eingehalten werden. Allerdings sind diese Maßnah­ men auf allgemein öffentliche Schutzziele ausgerichtet, wozu die Vorbeugung der Brandentstehung und Ausbrei­ tung von Feuer und Rauch, die Rettung von Menschen und Tieren sowie das Ermöglichen wirksamer Löscharbeiten zählen [1]. Die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Fol­ gen eines Brandes gehört nicht dazu. „Wirksame Lösch­ arbeiten“ bedeuten, dass die Feuerwehr im Brandfall in ei­ nem Industriegebäude zunächst auf drei Aspekte achtet: Das Feuer eindämmen, ein Übergreifen auf benachbarte Gebäude verhindern und Auswirkungen auf die Umwelt möglichst gering halten. In kritischen Situationen wird hier­ für auch der Verlust ganzer Brandabschnitte oder der Total­ verlust des Gebäudes in Kauf genommen.

Individuelle Schutzziele beachten Jährlich entstehen Schäden durch Feuer in Industriegebäu­ den von ca. 2 Milliarden €. Brandrauch ist für die Hälfte der Schadenssumme verantwortlich. Verunreinigungen und Beschädigungen von Lagergütern, Maschinen sowie Ge­ bäudeteilen können zu langfristigen Produktionsausfällen führen. Schnellstmöglich muss im Brandfall das Feuer ein­ gedämmt und gelöscht werden. Auch die Folgen der Brand­ gase sollten berücksichtigt werden, denn sie können eben­ falls Maschinen und Gebäudeteile beschädigen.

Bild 2. Lagerhalle: Ein Brand kann die Existenz eines Unternehmens gefährden

Deswegen sollten Fachplaner für das Brandschutz­ konzept eines Gebäudes nicht nur die vorgeschriebenen Schutzziele beachten. Je nach Gebäudeart und ­nutzung sind aus Unternehmensinteressen weitere Schutzziele zu berücksichtigen, beispielsweise – Schutz von Sachwerten – Aufrechterhaltung des laufenden Betriebs – Erhalt der Bausubstanz (Denkmalschutz). Neben den besonderen Schutzzielen ist eine Analyse der nutzungsspezifischen Brandrisiken wichtig. Hierzu zählen Brandgefahren, die sich aus Brandlasten oder der Anord­ nung der Räume ergeben. Zusätzlich beeinflussen Arbeits­ abläufe, Personenströme und Materialflüsse die Brandge­ fahren.

Rauchabzug verhindert Verrauchung der Rettungswege

Bild 1. Brand eines Baumarkts

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Entsprechend der Bauordnungen der Länder (LBO) gehö­ ren Industriebauten zu den baulichen Anlagen und Räu­ men besonderer Art und Nutzung. Sie müssen im Allgemei­ nen so geplant und errichtet werden, dass Personen sich im Gefahrenfall, z. B. bei einem Brand, selbst in Sicherheit bringen können. Der Fachverband Tageslicht und Rauch­ schutz e. V. (FVLR) empfiehlt Rauch­ und Wärmeabzugs­ anlagen (RWA), die die Selbst­ und Fremdrettung unterstüt­ zen, denn die Anlagen leiten brandbegleitende Rauchgase und Wärme aus dem Gebäude ab. Eine Verrauchung der baulichen Rettungswege wird so vermieden und damit wei­

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Brandschutz

testgehend freie Sicht ermöglicht. Die Regelungen zur Rauchableitung in Anlehnung an § 14 Musterbauordnung (MBO) [1] richten sich in der Muster­Industriebaurichtlinie (MIndBauRL) [2] ausschließlich auf die Unterstützung der Brandbekämpfung bzw. den Innenangriff der Feuerwehr. Sind die Produktions­ und Lagerräume über 1.600 m2 groß und haben keine weiteren Ebenen, müssen Rauchab­ zugsanlagen im Dach oder im oberen Drittel der Wand in­ stalliert werden. Die Anlagen müssen so dimensioniert sein, dass mindestens 1,5 m2 aerodynamisch wirksame Fläche für maximal je 400 m2 Raumfläche zur Verfügung stehen. Für eine sichere Zuluft müssen Tore, Türen, Fenster und Zuluftgeräte im unteren Drittel des Raumes installiert sein und einen freien Querschnitt von mindestens 12 m2 auf­ weisen. Zur Rauchableitung in Räumen unter 1.600 m2 sind Wand­ oder Dachöffnungen zulässig. Diese müssen im obe­ ren Raumdrittel angeordnet sein und ihre Größe muss min­ destens 1 % der Grundfläche bei Dachöffnungen und 2 % bei Öffnungen in der Fassade des Raumes betragen. Die Zuluftöffnung im unteren Wanddrittel wird auch hier benö­ tigt. Da diese Vorgaben als Regel­Beispiel­Katalog gestaltet sind, lassen sie auch weitere Lösungen zum Erreichen des Schutzziels zu. Der Fachplaner erhält dadurch mehr Si­ cherheit bei der Ausgestaltung der Brand­ und Rauch­ schutzmaßnahmen. So lassen sich beispielsweise die allge­ mein anerkannten Regeln der Technik nach DIN 18232 anwenden, die neben den öffentlichen Schutzzielen auch die Anforderungen an den Sachschutz erfüllen.

Vorschriften für natürliche Rauchabzugsanlagen Weitere Maßnahmen zum Rauchabzug sind u. U. nicht nur durch eigene Vorkehrungen zum Risiko­Management not­ wendig. Abweichungen von den materiellen Anforderun­ gen der Bauordnung oder die Vorgaben der Versicherer erfordern i. d. R. ergänzende Maßnahmen. In diesen Fällen ist die Anlage nach den anerkannten Regeln der Technik zu planen und zu errichten, z. B. nach DIN 18232­2 „Rauch­ und Wärmefreihaltung – Teil 2: Natürliche Rauchabzugsan­ lagen (NRA) – Bemessung, Anforderungen und Einbau“ [3].

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Bild 3. Mögliche Öffnungen zur Rauchableitung

NRWG dürfen nur dann zum Einsatz kommen, wenn sie nach DIN EN 12101­2 [4] geprüft sind und ihre Eignung nachgewiesen ist. Mindestanforderungen an die Geräte sind in der MVV TB (Muster Verwaltungsvorschrift Techni­ sche Baubestimmung) aufgeführt. Die MVV TB, die derzeit von den Bundesländern als rechtlich verbindliche Baube­ stimmung eingeführt wird, ersetzt seit 2017 die bisherigen Bauregellisten. Ein wesentliches Kriterium bei der Projektierung von NRA gemäß DIN 18232­2 ist der Nachweis einer rauch­ armen Schicht. Diese muss im Brandfall mindestens 2,50 m hoch sein. Pro 200 m2 Grundfläche sollte ein Rauchabzug eingebaut sein. Die 200­m2­Regel ist ein Richtwert für die Dimensionierung der jeweiligen Rauchabzugsgeräte, der sich in der Praxis bewährt hat. Damit die NRA reibungslos funktionieren, ist eine ausreichende Zuluftnachströmung wichtig. Ab dem Zeitpunkt der Öffnung der NRWG sollte die Zuluft so bodennah wie möglich in den Raum einströ­ men können, um im Raum das abgeleitete Rauchgasvolu­ men zu ersetzen. Die wirksame Fläche der Zuluftöffnun­ gen muss nach DIN 18232­2 mindestens das 1,5­Fache der aerodynamisch wirksamen Rauchabzugsfläche des größten Rauchabschnitts im Raum betragen. Als Zuluftöffnungen gelten Tore, Türen oder Fenster, wenn sie von außen zerstö­

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Brandschutz

Bild 4.  Geöffnete RWA

Bild 6.  Wartung einer RWA (Fotos/Grafik: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz (FVLR))

lichkeiten der Vorbeugung von Rauchschäden in der Veröf­ fentlichung der Versicherungswirtschaft „Vermeidung von Schäden durch Rauch und Brandfolgeprodukte – Gefah­ ren, Risiken, Schutzmaßnahmen (VdS 3400)“ [5].

Fazit

Bild 5.  Geschlossene RWA

rungsfrei zu öffnen sind, und eigenständige Vorrichtungen wie Klappen oder Jalousien.

Sicherheit durch Instandhaltung Das Brandschutzkonzept kann noch so passend auf die Ge­ bäudebedingungen zugeschnitten sein – wenn die installier­ ten Systeme nicht regelmäßig gewartet und instandgehalten werden, kann ein Brand dennoch eine große Gefahr für Personal, Material und den Betrieb darstellen. Der FVLR weist darauf hin, dass bei einer Reparatur oder beim Aus­ tausch von Verschleiß- oder Verbrauchsteilen ausschließ­ lich Originalersatzteile verwendet werden sollten. Nur ge­ prüfte Komponenten gewährleisten die Funktionssicher­ heit des Rauch- und Wärmeabzugsgeräts. Die Anlagen müssen zu jeder Zeit funktionstüchtig sein, denn weder der Ausbruch noch der Umfang eines Brandes lassen sich vor­ hersehen. Gesetzlich ist die Notwendigkeit einer regelmä­ ßigen Wartung als besondere Sorgfaltspflicht des Bauherrn oder Betreibers verankert. Zu beachten ist außerdem, dass die funktionssichere Brandschutzkette und der Rauch- und Wärmeschutz immer auf die jeweilige Nutzung des Indus­ triebaus abgestimmt sind. Das bedeutet, dass bei Änderun­ gen der Gebäudenutzung die Gewichtung der Bestandteile des Brandschutzes überprüft und Rauchschutzmaßnahmen gegebenenfalls angepasst werden müssen. Fachplaner und Betreiber finden anhand passender Lösungsbeispiele Mög­

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Fachplaner sollten das Brandschutzkonzept nicht aus­ schließlich nach den baurechtlichen Regelungen erstellen, sondern auf das individuelle Schutzbedürfnis des Gebäu­ des und des Betreibers eingehen. Bereits ein räumlich be­ grenztes Brandereignis kann aufgrund der Rauchentwick­ lung für großen Schaden sorgen. Deswegen sollten neben den baurechtlichen Regelungen auch Maßnahmen getrof­ fen werden, die die wirtschaftlichen Folgen eines Brandes berücksichtigen. Ein Brandschutzkonzept, das nutzungs­ spezifische Brandgefahren und -auswirkungen sowie all­ gemeine und besondere Schutzziele berücksichtigt, ist nur dann effektiv, wenn es über die gesetzlichen Regelungen hinaus für die tatsächlichen Bedürfnisse geplant wird und nach den allgemein anerkannten Regeln der Technik di­ mensioniert und ausgeführt ist. Literatur [1] Musterbauordnung – MBO, September 2012. [2] Muster-Industriebaurichtlinie – MIndBauRL, Juli 2014. [3] DIN 18232-2:2007-11 „Rauch- und Wärmefreihaltung – Teil 2: Natürliche Rauchabzugsanlagen (NRA); Bemessung, Anforderungen und Einbau“. [4] DIN 12101-2:2014-09 „Rauch- und Wärmefreihaltung – Teil 2: Natürliche Rauch- und Wärmeabzugsgeräte“. [5] Vermeidung von Schäden durch Rauch und Brandfolgepro­ dukte – Gefahren, Risiken, Schutzmaßnahmen (VdS 3400) (Download: www.fvlr.de/pub_down_presse.htm).

Weitere Informationen: Fachverband Tageslicht und Rauchschutz e. V. (FVLR) Dipl.-Ing. Thomas Hegger, Geschäftsführer Ernst-Hilker-Straße 2, 32758 Detmold Tel. (05231) 309 59-0, Fax (05231) 309 59-29 info@fvlr.de, www.fvlr.de

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Brandschutz

Vorbeugender Brandschutz: Durchdringungen mit Brandschutzmanschetten Vorbeugen statt löschen. So lautet das Gebot der Stunde. Um den Forderungen der DIN 18234 zu entsprechen, müssen bei Flachdächern Maßnahmen für den vorbeugenden Brandschutz ergriffen werden. Dachdurchdringungen sind dabei so auszu­ führen, dass eine Brandweiterleitung von unten nach oben verhindert wird. Durchdringungen mit Brandschutzmanschetten, die dem Feuer im Brandfall den Weg abschneiden, sind eine günstige Alternative zu nicht brennbaren Gussbauteilen. Das Risiko der Brandweiterleitung durch kleine Durch­ dringungen für Gullys und Lüfter wird immer noch gern unterschätzt. Sind sie nicht brandsicher ausgerüstet, kön­ nen Feuer und Brandgase in den Profil- und Dachhohl­

Bild 1.  Fest mit dem Verstärkungsblech verbunden: Der SitaFireguard® mit E-Muffe zum Anschluss an das Fallrohr

raum gelangen, aber auch auf die Dachfläche und Nach­ bargebäude übergreifen. Diese „Flash-over“ genannte Es­ kalation wird durch den Kamineffekt, den eine offene Durchdringung entwickelt, weiter angefacht. Die DIN 18234, Teil 3 und 4, schreibt daher bei „bau­ lichen Anlagen und Räumen besonderer Art und Nutzung“ den Schutz vor Brandweiterleitung von unten nach oben vor. So wird vermieden, dass das Feuer Entwässerungsund Lüftungsbauteile durchdringen und sich weiter aus­ breiten kann. Nicht brennbare Bauteile, wie z. B. Gussgullys, sind eine Möglichkeit, dieser Forderung zu entsprechen. Aller­ dings ist diese Lösung auch eine kostenintensive, die sich

Bild 2.  Einfach komplett vom Dach einzubauen: Der neue SitaFireguard®

Bild 3.  Wenn’s brennt: Wirkt Hitze von unten ein, dehnt sich die Brandschutzmanschette aus und drückt den Anschlussstutzen ab – die Dachöffnung wird verschlossen

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Brandschutz

wirtschaftliche Vorteile, sondern vor allen Dingen einen veritablen Sicherheitsgewinn – vor allen Dingen Rechtsund damit Zukunftssicherheit. Wie aber bringt man die verschiedenen Interessen zur Deckung, wenn die Forderung nach optimaler Wirtschaft­ lichkeit über allem steht? Aus ökonomischen oder stati­ schen Gründen tendieren Bauherren oft zu gewichtsredu­ zierten Anlagen mit PE-Rohren, also Leitungen und Bautei­ len, die brennbar sind. Dabei ist zu beachten: Bei Dächern von großflächigen Hallen und Industriebauten ist der vor­ beugende Brandschutz bei Gullys, Lüftern und Rohrleitun­

Bild 4.  Multifunktionell im Brandschutzeinsatz: SitaFireguard® für die Freispiegelsowie Druckströmungsentwässerung und für Dachlüfter

oft nicht mit den heutigen Forderungen nach wirtschaft­ licher Bauweise in Einklang bringen lässt. Eine ebenso si­ chere wie wirtschaftliche Problemlösung stellt der SitaFire­ guard® dar, der von oben eingebaut den vorbeugenden Brandschutz für Dachgullys und Lüfter bietet.

Vorher nachdenken Wichtig ist, auch den vorbeugenden Brandschutz in ein intelligentes, ganzheitliches Brandschutzkonzept einzubin­ den. Dabei gilt es vor allem drei Aspekte zu beachten. An erster Stelle stehen die gesetzlichen Interessen, also das Baurecht, das durch die Regelwerke kontrolliert wird. Der Gesetzgeber fordert hier die Einhaltung von Personen­ schutz, Nachbarschutz und Umweltschutz. An zweiter Stelle sollte die Gebäu­ deversicherung betrach­ tet werden, bei der um­ fassender Risikoschutz zu möglichst geringen Prämien realisiert wer­ den soll. Umfasst die Baumaßnahme ein intel­ ligentes Brandschutz­ konzept, kann das Ge­ bäude u. U. zu günstige­ ren Prämien versichert werden. Letztendlich, wenn nicht sogar an ers­ ter Stelle, sind die Inter­ essen des Bauherrn oder Betreibers zu beachten, der vor allen Dingen die betriebliche Sicherheit, die Funktionalität und die Wirtschaftlichkeit im Auge hat. Bei größeren Projekten empfiehlt sich die Einbindung eines Gutachters, der alle In­ teressen in einem indivi­ duellen Brandschutz­ Bild 5.  Vorbeugender Brandschutz komkonzept vereint. Umfas­ ® plett: Alle Bauteile des SitaFireguards , sende Planung im hier z. B. für die Freispiegelentwässerung, kommen im Karton auf die Baustelle Vorfeld bringt nicht nur

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Bild 6.  Freispiegelentwässerung im nicht belüfteten Dachaufbau: Wichtig sind die nicht brennbaren Profilfüller, die den SitaFireguard® flankieren

Bild 7.  Notentwässerung im nicht belüfteten Dachaufbau eines Druckströmungs­ systems: Hier mit dem gelben SitaMore Anstauelement

Bild 8.  Brandschutz für Lüfter wird mit SitaVent Fireguard® realisiert (Fotos/Grafiken: Sita Bauelemente)

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Brandschutz

Fatal im Brandfall Die drei häufigsten Fehler beim vorbeugenden Brandschutz Problem 1: Fehlendes Brandschutzkonzept Fehlt das Brandschutzkonzept, wurde kein Brandschutz im Sinne des Gesetzes, des Bauherrn oder der Versicherung erstellt. Die Interessen der Beteiligten wurden also nicht berücksichtigt. Konsequenz: Eine nachträgliche Behebung dieses Versäumnisses ist i. d. R. nicht möglich. Problem 2: Sickenfüller vergessen Wenn die Sickenfüller fehlen, können Feuer und Brandgase in den Profil- und Dachhohlraum gelangen. Es kann zu dem gefürchteten Flash-Over kommen, der sich in Sekundenschnelle zum Großfeuer ausweiten kann. Achtung: Der Aufbaufehler kann von außen nicht erkannt werden. Behebung: SitaFireguard® ausbauen, Sickenfüller einlegen. Anschließend SitaFireguard® neu einbauen und den Dachaufbau regelgerecht fertigstellen. Problem 3: Nichtbrennbare Wärmedämmung vergessen Beim Fehlen der nichtbrennbaren Wärmedämmung ist der Brandschutz nicht gewährleistet. Achtung: Der Fehler ist von außen nicht erkennbar. Behebung: Dach aufschneiden und die alte brennbare Dämmung entfernen. Die neue, nicht brennbare Dämmung einlegen. Hier mindestens 1 m × 1 m Fläche nicht brennbar ausrüsten.

gen absolute Pflicht. Maßgeblich ist hier die bereits er­ wähnte DIN 18234, 1–4. „Diese Norm legt brandschutz­ technische Begriffe, Anforderungen und Prüfungen für großflächige Dächer bis 20° Neigung fest. Für Dächer mit Dachdeckungen gilt diese Norm nur für großformatige Deckungswerkstoffe mit einer Einzelfläche von > 0,4 m2“. „… Durchdringungen, Anschlüsse und Abschlüsse nach dieser Norm erfüllen das Schutzziel einer Begrenzung der Brandweiterleitung in den Dachaufbau und/oder auf die Oberfläche des Daches bei unterseitiger Brandbeanspru­ chung.“ Kurz gesagt: Entwässerungsanlagen, die mit brenn­ baren Kunststoffrohren, Gullys und Lüftern arbeiten, benö­ tigen im Durchdringungsbereich besonderen Schutz.

Immer auf dem Brandschutzposten Eine wirtschaftliche Brandschutzalternative zu aufwendi­ gen brandschutztechnischen Ummantelungen, bzw. Ent­ wässerungsanlagen aus Guss und Stahl bietet SitaFire­ guard®. Dieses brandsichere Bauteil besteht u. a. aus einem Verstärkungsblech nach DIN 18807 mit einer vormontier­ ten Brandschutzmanschette und wacht wie ein Sicher­ heitsring über Gullys und Lüfter. Im Brandfall hilft diese Brandschutzmanschette, Herr der Lage zu bleiben. Bei Hitze­ und Feuereinwirkung von unten dehnt sie sich aus und drückt so den Anschlussstutzen ab. Die kleine Durch­ dringung, also die Öffnung im Dach, wird verschlossen, ein Brandüberschlag auf das Dach verhindert. Die Brandschutzmanschette ist montagefreundlich fest mit einem Verstärkungsblech verbunden, das bei der Montage von Gullys und Lüftern in Stahltrapezdächern sowieso zum Einsatz kommt. Sie erfordert also keinen Zu­

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satzaufwand beim Einbau. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Montage in einem Arbeitsgang und direkt vom Dach aus erfolgt. Ein Hubsteiger­Einsatz, wie bei aufwendigen hän­ dischen Brandschutz­Ummantelungen des Rohrsystems, ist nicht erforderlich. Die höhenreduzierte Bauform des SitaFireguards® eignet sich ideal für waagerecht bzw. par­ allel zur Hallendecke verlegte Druckströmungsentwässe­ rungssysteme. Das platzsparende Brandschutzset kann aber ebenso für die Freispiegelentwässerung und Lüftung zum Einsatz kommen. Auf Baustellen geht es um Wirtschaftlichkeit und so­ mit oft hektisch zu. Mit seinem Set­Konzept, bei dem alle Systembauteile in einem Karton auf die Baustelle kom­ men, arbeitet Sita Dachdeckern und Monteuren zu. Zeit­ aufwendiges Suchen von Kleinteilen und vergessene Dich­ tungen gehört damit der Vergangenheit an. In kurzer Zeit entsteht so ein normgerechter Brandschutzaufbau, der die Durchdringungsöffnung sicher abdichtet.

Leicht eingebaut Der werkseitig vormontierte und auf die Entwässerungs­ bzw. Lüftungssituation abgestimmte SitaFireguard® ist sehr leicht einzubauen. Zuerst wird, wie gewohnt die Durch­ dringung ins Stahltrapezprofildach geschnitten. Die obli­ gatorischen Sickenfüller sind einzulegen. Jetzt wird das Verstärkungsblech mit der Brandschutzmanschette und 10 Schrauben sicher fixiert. Nun folgen die Dichtung und das Einsetzen des schlanken PE­Einlaufkörpers, der mit seiner größenreduzierten Form den Begriff der „kleinen

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Brandschutz

Wann und wo ist Brandschutz gefordert? • Musterbauordnung MBO 2002 § 14 Brandschutz • Landesbauordnung LBO • DIN 18234 Teil 1-4 • Industriebaurichtlinie (Richtlinie über den baulichen Brandschutz im Industriebau) • Leitungsanlagen-Richtlinie • Anforderungen des Brandschutzgutachters, der Versicherung und des Bauherren

für Freispiegelentwässerungsgullys, Druckströmungsent­ wässerungssysteme oder Lüfter. Durch das „Alles in einem Karton-Prinzip“ werden nicht nur die Montagearbeiten erleichtert, sondern auch die Ausschreibungen und Bestel­ lungen. Der Besteller ordert nach Einsatzzweck, also z. B. einen Gully für die Freispiegel-, Druckströmung- oder Not­ entwässerung, und er bekommt das komplette System bis zur letzten Schraube im Karton ins Lager bzw. auf die Bau­ stelle.

Fazit: Lückenloser dreifacher Schutz Durchdringung“ neu definiert. Über diese kleine Durch­ dringung kommt eine 1 m × 1 m große nicht brennbare Wärmedämmung mit einem Ausschnitt für das Aufstockele­ ment. Die mehrlippige, passgenaue Dichtung bereitet die rückstausichere Aufnahme des auf die Wärmedämmdicke abgestimmten Aufstockelementes vor. Verschiedene Auf­ stockelemente ermöglichen die Überbrückung unterschied­ lichster Dämmstoffdicken von bis zu 570 mm. Je nach ge­ wähltem System gilt es nun nur noch, die Wunschanschluss­ manschette anzuschweißen oder den Schraubflansch zu fixieren, um den Aufbau zu beenden. Ein Kiesfang bildet den Abschluss.

Drei All-in-one-Lösungen Das SitaFireguard®-System umfasst drei Anwendungsbe­ reiche am Flachdach. Es bietet vorbeugenden Brandschutz

Jede Durchdringung im Dach ist ein potenzieller Risikofak­ tor. Insofern ist der größenreduzierte Anschlussstutzen der drei SitaFireguard® Systeme, der die Größe der Durch­ dringung im Stahltrapezblechdach reduziert, schon einmal ein Sicherheitsfaktor für sich. In der Gesamtheit gesehen, bringt das System dreifachen Schutz: vor Wasser, vor Feuer und vor Stress. Den Schutz vor Stress auf der Baustelle ­werden vor allen Dingen die Bauherren, Planer und Dach­ decker zu schätzen wissen.

Weitere Informationen: Sita Bauelemente GmbH Ferdinand-Braun-Straße 1, 33378 Rheda-Wiedenbrück Tel. (02522) 83 40-0, Fax (02522) 83 40-100 info@sita-bauelemente.de, www.sita-bauelemente.de

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