KLIPP Februar/März 2021

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Da s ab Be er st e o f ft ü an r h ge ell fe e in Kö d pf et e ,

„Die Sabis“ Zwei Fußball-verrückte Familien. Marcel Sabitzer ist bei RB Leipzig schon ein Star.

Foto: GEPA pictures/ Thomas Bachun

EU-Abgeordnete Bettina Vollath zu Flüchtlingsdramen: „Wenn ich allein bin, kommen mir die Tränen“ Anwältin Karin Prutsch bringt KAGes-Chef Tscheliessnigg unter Druck: Anzeige bei STA

KLIPP brachte Michael Gorbatschow nach Graz. Er feiert seinen 90er.

Run auf E-Bikes Osterbrot Aber es gibt Genuss mit Lieferengpässe Tradition 01_Titel.indd 1

Heißer Konflikt droht: Geimpft gegen Ungeimpft 15.03.21 12:45


Österreichweit laden mit nur einer Karte

Inhalt SPOTS

UMWELT

040Kronprinz feiert 50er

260 „Wir sind keine Träumer“

an mehr als 4.000 Ladepunkten mit der Ladekarte der Energie Graz

040Früher ein Besuchermagnet

270 Glück gehabt!

JETZT: ■ mit freiem Zugang zu tim ■ mit gratis tim-Jahresmitgliedschaft ■ ohne einmaliger Aktivierungsgebühr

050Alles noch ungewiss

Drexler ist Schützenhöfers Nachfolgefavorit

Grazer Zeughaus in Krise

Golf-Legenden-Turnier

COVERSTORY 060 „Die Sabis“

2 Fußball-verrückte Familien

Geimpfte gegen Ungeimpfte

110China hat die Welt getäuscht

Bedauern, Wiedergutmachung? Fehlanzeige!

280 Ein „Stromer“, der elektrisiert

Oder ist es doch eine Schnellbahn?

300 FASZI(E)NIEREND

160Zwei Steirer als „Aufreger“ Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) sowie jene von SMATRICS.

Weitere Informationen auf www.energie-graz.at/elektromobilitaet

Jilek und Pilnacek. Beide arbeiten für die Justiz

HINTERGRUND 180KAGes-Chef kommt unter Druck

Anwältin Karin Prutsch: Anzeige bei Staatsanwaltschaft Graz

190Vollath zu Flüchtlingsdrama:

„Wenn ich allein bin, kommen mir die Tränen“

200Klipp brachte Kohl und „Gorbi“

Denkwürdiges Treffen in Graz

UMWELT 240Es werde grün

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Grüne Architektur in Graz

Zu wenig erkannt: Bedeutung der Faszien für Gesundheit

310 Wirksam gegen Corona

Selen und Vitamin D helfen im Kampf gegen Viren/Infektionen

FREIZEIT 320 Der Boxen-König

Neue Struktur für den Auftritt

POLITIK

Strenges Anti-Rasergesetz

GESUNDHEIT

130Steirischer Tourismus

Im KLIPP-Test: der Kia e-Niro liefert Spannendes

290 Auto und Führerschein weg

CHRONIK 120 Metro soll Graz attraktiver machen

Am Blackout vorbeigeschrammt

AUTO&MOTOR

CORONA-Jahresbilanz 100Heißer Konflikt droht

Das Team von ZweckZwei will die Welt nachhaltiger machen

Michael Friesenbichler, 39: Senkrechtstarter im europäischen Bike-Verleih

KULINARIK 340 Genuss mit Tradition

Schmackhaftes zu Ostern

STANDARDS 140Lilly: Was hat Schützi vor? 350Mediathek Medieninhaber und Herausgeber: KLIPP Zeitschriften GmbH & Co KG Waagner-Biro-Straße 100, 8020 Graz Tel. 0316/426080-0 office@klippmagazin.at Officemanagement: Isabella Hasewend Redaktion/Autoren: Jürgen Lehner, Isabella Hasewend, Helmut Dietl, Reinhard Schuch, Michaela Vretscher, Martina Tosch, Elisabeth Hewson Produktionsleitung: Isabella Hasewend Fotos (wenn nicht anders angegeben): Heimo Ruschitz Produktion: Christian Wallner Lektorat: L.R. Druck: Dorrong, Graz Abonnentenpreise: Jahresabo: 20 Euro, Zweijahresabo: 35 Euro Vertrieb: Postversand Erscheinungsort: Graz, Verlagspostamt 8020 Graz, P.b.b. Nächster Erscheinungstermin: April 2021 www.klippmagazin.at

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Regionalentwicklung:

Der regionale Masterplan für den Netzausbau

Region Südoststeiermark

Foto: RMSO

tur in der Region und stellt einen wichtigen Eckpfeiler für die zukünftige Entwicklung dar. Besonders durch die Verlagerung der Kommunikation in den digitalen Raum, wird die Ausweitung des „schnellen Internets“ für alle Lebensbereiche immer wichtiger. Der regionale Masterplan legt dabei einheitlich definierte Planungsregeln fest, die gemeindeübergreifend gelten und Synergien nutzen. So können auch die Kosten auf dem Weg hin zu einer verbesserten Internetversorgung effizient gehalten werden.

Glasfaserkabel: Der Weg zu ultraschnellem Internet.

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ie Verbesserung der Lebensqualität der Menschen vor Ort ist das erklärte Ziel der steirischen Landes- und Regionalentwicklung. Seit 2018 hat jede der sieben steirischen Regionen fixe finanzielle Mittel für eigene Schwerpunkte. Mit diesen Mitteln sind in jeder Region neue Projekte gewachsen, insgesamt gibt es bereits mehr als 1000 Regionalentwicklungsprojekte in der gesamten Steiermark.

Verlegt werden die Leitungen, die ultraschnelles Internet auch in den ländlichen Bereich bringen, mit dem „Layjet“. Diese Fräse ist eine steirische Entwicklung, mit der die Verlegung der Kabel bedeutend beschleunigt wurde. In den Gemeinden Pirching am Traubenberg und Tieschen befindet sich der Glasfaserausbau in der Umsetzungsphase. Zeitgleich werden weitere Ausbaugebiete in vier Gemeinden vorbereitet. Der regionale „Masterplan Breitband“ macht durch den Netzausbau nachhaltiges Wachstum in der Region möglich. Die Regionalentwicklung in der Steiermark setzt auf viele weitere regional gewachsene Projekte und Zusammenarbeit vor Ort. Dadurch entstehen starke Regionen für die Herausforderungen der Zukunft.

Foto: Sbidi

In der Südoststeiermark bildet das Projekt „Masterplan Breitband“ den ersten Schritt für den Ausbau der Glasfaserinfrastruk-

BEZAHLTE ANZEIGE

Stück für Stück wächst das Glasfasernetz in die Regionen der Steiermark, um nachhaltiges Wachstum in der Südoststeiermark zu ermöglichen. In Pirching am Traubenberg und Tieschen ist das Netz in der Errichtung.

Der „Layjet“ beschleunigt die Verlegung der Glasfasernetze in der Steiermark.

Nähere Infos unter www.landesentwicklung.steiermark.at Februar/März 2021 3

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Kronprinz feiert halbes Jahrhundert ersönlich und familiär musste Christopher Drexler in den letzten beiden Jahren schwere Schicksalsschläge hinnehmen. Sein Bruder verunglückte bei einer

LR Drexler (li.) mit Schirmherr Schützenhöfer

Skitour, kam unter eine Lawine. Drexler musste den Eltern die traurige Nachricht überbringen. Den nächsten Schock gab es mit dem frühen Tod seines Vaters, einem lebenslustigen, fröhlichen Menschen. Privat ist Christopher Drexler geschieden. Seine jetzige Lebenspartnerin Iris Müller-Guttenbrunn arbeitet in Wien als eine der führenden Mitarbeiterinnen im Kommunikationsteam der türkisen Minister-Riege.

Es gab Zeiten, da zweifelte Hermann Schützenhöfer stark am Durchhaltevermögen sei-

nes Kronprinzen, ob seines phasenweise turbulenten Privatlebens mit allem, was das so mit sich bringt. Diese Phase scheint jetzt offensichtlich überstanden. Beide brauchen einander – es verbindet sie der ÖAAB-Stallgeruch – seit Beginn ihrer Politiker-Karriere. Dabei stand ihnen stets der vor knapp zwei Jahren verstorbene Gerhard Hirschmann zur Seite. Als dieser als geschäftsführender ÖVP-Landesparteiobmann noch der starke Mann war. Drexlers Vorgänger in allen Positionen – ob als Landessekretär des ÖAAB, als

Foto: Instagram

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Am Steirerball in der Hofburg: mit Partnerin Iris Müller-Guttenbrunn

Obmann, als Klubobmann in der ÖVP, dann als Landesrat – war stets Hermann Schützenhöfer. Es wäre logisch, dass er seinem Förderer und Schirmherr auch in der Rolle des Landeshauptmannes nachfolgt. Der 50er ist natürlich ein markantes Geburtstagsdatum. Jene, die in der ÖVP sonst gute Antennen haben, meinen, dass Hermann Schützenhöfer den Zeitpunkt der Hofübergabe an seinen Kronprinzen bereits mit diesem fixiert hat (siehe auch Lilly Lotterblume). Er könnte früher sein als von vielen gedacht.

Foto: zVg

Christopher Drexler ist Hermann Schützenhöfers Nachfolgefavorit

Früher einmal Besuchermagnet Weltweit einzigartig. Das Zeughaus in Graz dennoch in der Krise

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ein offizieller Gast des Landes Steiermark oder der Stadt Graz, der bei seinem offiziellen Besuchsprogramm nicht auf einen Abstecher ins Zeughaus des Landes in der Herrengasse geschleppt wurde. Zu stolz war man auf die weltweit größte erhaltene Rüstungs- und Waffenkammer. Unter dem Titel „Imperial Austria Show“ begeisterten die Prunkstücke zigtausende Besucher in den USA, Kanada und Australien. Doch in den letzten Jahren ist es still und stiller um den früheren touristischen und historischen Besuchermagneten gewor-

den. Die weltweit anerkannte historische Sammlung scheint weder der Abteilungsleiterin und Zeithistorikerin Bettina Habsburg-Lothringen noch dem Joanneum-Geschäftsführer Wolfgang Muchitsch ein Herzensanliegen zu sein. Mit Leo Toifl geht der letzte wissenschaftliche Leiter in Pension. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Museumsobjekte sind weder gut noch böse. Ohne Besucher anzulocken ist es aber wichtig, wie die Objekte präsentiert werden. Welche Erzählung, welches Narrativ liefern jene für den Betrachter mit, die Ausstellungen gestalten?

In einem offenen Brief an Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer mit dem Betreff „Retten wir das Landeszeughaus“ versucht nun die Arbeitsgemeinschaft für Geschichte und Archäologie (AGGA) Stimmung für das Landeszeughaus zu machen. Schützenhöfer möge die Angelegenheit zur Chefsache machen, um das Landeszeughaus wieder als Tourismus-Attraktion in den Vordergrund zu stellen. Ist es doch ein wirklicher Teil der steirischen Identität.

Fotos: Klipp

Bei keinem prominenten Gast fehlt ein Besuch des Zeughauses – mit der weltweit größten historischen Waffenkammer.

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„Es wäre ein ordentliches Festl für die Genossen geworden“

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ir werden das aber sicher nachholen“, versprechen Landesparteichef Anton Lang (re. oben) und sein Geschäftsführer Günter Pirker. Corona hat der steirischen SPÖ aber einen argen Strich durch die Rechnung gemacht. Landesparteichef Anton Lang konnte die Eröffnung der neuen Parteizentrale via Bildschirm nur mit „Online-Besuchern“ feiern. Die Genossen kehrten in die Nähe ihrer alten Zentrale – sie war Ecke Strauchergasse/Hans-Resel-Gasse – zurück. Das Gebäude gehört ja jetzt der Arbeiterkammer. Das neue Zuhause der steirischen SPÖ befindet sich bereits seit dem Jahreswechsel in der Metahofgasse 16. Eggenberg ist damit Geschichte. In der neuen Landesparteizentrale sind 22 MitarbeiterInnen auf 480 m² tätig. Der Fokus liegt dabei ganz klar auf den projektbezogenen Arbeiten. Zur technischen Ausstattung gehören unter anderem ein TV Studio und ein Podcast Studio, wo künftig neue Formate wie die News-Sendung „100 Sekunden Steiermark“ oder die Podcast-Reihe „Red Talk“ produziert werden. Neue Kanäle müssen bespielt und als integrierter Teil politischer Arbeit verstanden werden. Das neue Parteihaus setzt ein Zeichen der Modernität und Erneuerung.

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Fotos: Murhof Legends

Foto: Instagram

Spektakulärer Abschlag vom Dach der „HocheggerKeusche“ über die Mur

Alles noch ungewiss

ort sollen ja bekanntlich die besten Golf-Oldies der letzten Jahrzehnte wieder abschlagen. Das Turnier 2020 wurde ja wegen Corona auf heuer verschoben. Ende März soll nun die Entscheidung fallen, ob noch einmal verschoben werden muss oder endgültig abgesagt wird. Was aber für die Zukunft erhalten bleibt, ist der spektakuläre Abschlag vom Dach der sogenannten „Hochegger-Keuschen“. Diese hat der verstorbene Eigentümer der Burg Rabenstein erbauen lassen, mit einem einmaligen Ausblick ins Murtal hinaus.

Warum das, wo es doch im Pfarrverband Vordernbergtal (Trofaiach, Vordernberg, St. Peter Freienstein) drei Pfarrheime gibt. KLIPP nahm mit Pfarrer Johannes Freitag Kontakt Pfarrer Johannes Freitag auf. Es sei ein Entscheidungsprozess, der bereits seit mehreren Jahren läuft, so der Pfarrer. Aus wirtschaftlichen Überlegungen sei man gemeinsam mit den Pfarren im Pfarrverband zu dieser Entscheidung gelangt. „Die Sanierung des Altbaus hätte über 600.000 Euro gekostet. Es gäbe einfach zahlreiche Mängel, eine alte Ölheizung, die Dämmung müsste neu gemacht und Foto: zVg

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ECHO

Foto: zVg

Die Burg Rabenstein – auf einem Felsvorsprung über der Mur. Oberhalb der Burg liegt die „Hochegger-Keuschen“

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er Ökonomierat Hans Seitinger, Landesrat für das Lebensressort. Dazu gehört natürlich auch der Weinbau. „Das jährliche Zeugnis der bestens ausgebildeten Winzer ist der jeweilige Jahrgang, der

Foto: Silberberg

Beim Wein kennt er sich aus

auch heuer wieder seinesgleichen sucht“, schwärmt er beim Besuch des Landesweinguts Silberberg. Der neue Jahrgang zeichnet sich durch die typisch steirische Säure, die einzigartige Frische und die verführerische Sortenreinheit aus.

auch das Dach saniert werden. So habe man sich eben für den Neubau entschieden, der rund 900.000 Euro kosten werde. Nicht zuletzt um das finanzieren zu können, werde der Teil des Pfarrgartens mit dem alten Pfarrheim veräußerst. Wie auch die sogenannten Pfarrhöfe, die es in Vordernberg und St. Peter Freienstein gibt. „Das sind die ehemaligen Wohnorte der Priester, die teilweise ja bereits vermietet sind“, so der Pfarrer. „In Zukunft werden wir dann dort jeweils nur noch einen Pastoralraum haben, den wir mieten.“ Mit dem Neubau des Pfarrheims wolle man etwas für die Zukunft haben. „Es braucht keinen Mercedes und nix mit goldenen Griffen, sondern soll einfach nachhaltig, mit barrierefreiem Zugang, schön, klein und kompakt sein. Es geht nicht ums Gebäude, sondern eben um das, was drin ist – sprich Leben“, setzt Pfarrer Johannes Freitag diesen Schritt in die Zukunft.

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ch wusste schon, dass es nicht nix war“, schildert der Künstler Richard Kriesche die Vorgeschichte zum Ankauf von drei seiner Werke Richard Kriesche aus den 1960er-Jahren durch die Albertina. Insgesamt fanden fünf seiner Arbeiten Aufnahme in der Premierenausstellung der Albertina modern „The beginning – Kunst in Österreich 1945 bis 1980“ (27. Mai 2020 bis 2. November 2020). Für die Ausstellung nahm die Albertina durch eine

Kuratorin mit ihm Kontakt auf, besuchte Kriesche in seinem Atelier in Graz und wählte dann die Arbeiten aus. Kriesche sinngemäß dazu: Es sind frühe Werke – allesamt aus den 1960er-Jahren, die damals in der Kunstszene wenig goutiert wurden, praktisch keinen Stellenwert zugeschrieben bekamen. Kriesche: „Für mich war das damals schon das Richtige.“ Diese Arbeiten sind also seit den 1960er-Jahren in seinem Atelier gleichsam geblieben. Zwei der fünf Kriesche Arbeiten, die in der Albertina modern gezeigt wurden, waren Leihgaben aus dem Museum Liaunig. Dort habe man schon vor Jahren Kriesches Arbeiten als relevant für diese Epoche bewertet. Richard Kriesche: „Ich war damals 26 Jahre, als diese Arbeiten

Fotos: zVg

„Macht mich nachträglich stolz“

entstanden sind.“ Die Nachricht über den Ankauf der drei Werke (Nummer 1, 2 und 5 auf dem Foto) erhielt er vor wenigen Tagen. „Natürlich macht mich das nachträglich stolz.“ Es zeige auch, dass seine Arbeiten von damals das

widerspiegeln, was international in der abstrakten Kunst passiert ist. Über die Ankaufsumme selbst äußert sich Kriesche nicht konkret – nur so viel, dass die Albertina bereit war, die Höhe der Versicherungssumme (= Verkaufssumme) für die drei Werke zu zahlen. Februar/März 2021 5

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COVERSTORY

Marcel Sabitzer hat das Zeug, ein ganz Großer zu werden.

Zwei Fußball-verrückte Familien

Fotos: GEPA pictures

Die Sabis

Marcel Sabitzer – bei RB Leipzig – ist schon ein Star. Sein Cousin Thomas will auch nach oben O

b der das größte Talent zum Kicken hatte, lässt sich nicht beantworten. Dass Marcel Sabitzer, Kapitän von RB Leipzig, nach David Alaba der erfolgreichste österreichische Spieler in der Bundesliga ist, schon. Als Kapitän treibt Marcel Sabitzer, 26, RB Leipzig zu Spitzenleistungen. Gegen Liverpool kam kürzlich das Out in der Champions League, aber die Chance auf zwei Titel – den DFB-Pokal und die Meisterschaft – ist noch intakt.

Foto: GEPA pictures/ Thomas Bachun

Torjubel im Nationalteam

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Ex-Fußball-Idol Stefan Effenberg im „Kicker“: „Marcel hat sich enorm entwickelt. Er spielt noch nicht lange im defensiven Mittelfeld, aber mit seiner Spielintelligenz ist er ein eminent wichtiger Faktor für

Leipzig.“ In der Hinrunden-Rangliste war Sabitzer hinter Joshua Kimmich und Leon Goretzka (beide Bayern München) als drittbester Bundesliga-Spieler im defensiven Mittelfeld angeführt. Sein Vertrag bei RB Leipzig läuft bis 2022. Sabitzer wird in der nächsten Transferperiode ziehen können, denn da hat Leipzig die letzte Möglichkeit, eine Ablösesumme – geschätzte 50 Millionen Euro – für Sabitzer kassieren zu können. Und er kann seinen Traum verwirklichen, in Spanien oder England sein Können als Kicker zu zeigen.

Früh auf Kurs 2007 spielte Marcel Sabitzer, damals 13, im Trikot der Sporthaupt-

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schule Weiz gegen ein Wiener Gymnasium im Finale der österreichischen Schüler-Meisterschaft. Das Ergebnis: 3:1. Zweifacher Torschütze war Marcel Sabitzer.

... nicht Catchen, sondern Mann gegen Mann im Profi-Fußball

Die Sabitzers sind eine Fußball-verrückte Familie. Marcel, der Profi in Leipzig, ist gleichsam bereits die dritte Generation. Sein Großvater spielte damals noch als Amateur bei Knittelfeld in der steirischen Landesliga. Vater Herfrieds Karriere begann als Profi so richtig in Donawitz in den Jahren 1985 und 1986. Er spielte dort vier Jahre in der Zweiten Bundesliga und 1989/90 kam es zum Aufstieg in die Erste Bundesliga. Später wechselte er zu Austria Salzburg, wo damals Otto Baric Trainer war. „Entscheidend ist immer: Will dich der Trainer haben oder der Verein? Bei mir war es der Trainer“, so Herfried Sabitzer. Sechs Mal stand er als Stürmer im österreichischen Nationalteam. In KickerKreisen wird er nur „Sabi“ genannt, wie heute auch sein Sohn. Der heute 52-jährige Vater Herfried Sabitzer („ich war Stürmer“) hatte seine beste Zeit als Profi bei Casino Salzburg (83 Einsätze, 19 Tore), LASK Linz (47 Einsätze, 19 Tore), beim GAK (87 Spiele, 32 Tore) und bei Mattersburg (38 Spiele, 19 Tore). In seiner fast 25-jährigen KickerLaufbahn heuerte er bei 15 Vereinen an und war auch nach seiner aktiven Zeit als Spieler noch Trainer. Mit dem 20-jährigen Thomas Sabitzer will ein weiterer aus dem „Sabi“-Clan im Profi-Fußball nach oben. Es ist der Sohn von Horst Sabitzer, dem Bruder von Herfried Sabitzer – also Marcels Cousin. Er erhielt mit nicht einmal 16 Jahren in Kapfenberg als Jung-Profi seine erste große Chance und steht derzeit beim LASK unter Vertrag. Vater Horst: „Wir haben entschieden, dass Thomas den Verein im

F oto: GEPA pictures/ Christian Walgram

„Entscheidend war, dass Marcel am Fußball immer Freude gehabt hat“, berichtet Vater Herfried Sabitzer. „Er war ja immer dabei, weil ich Profi war und von mir hat’s keinen Druck gegeben.“ Die Sabitzers wohnten mit ihren Zwillingen in Graz-Mariatrost. „Das war auch der Grund, warum wir Marcel nach Weiz in die Schule gegeben haben. Dorthin hat er nicht länger gebraucht als etwa nach Liebenau. Und da hätte er durch die Stadt über den Jakominiplatz müssen. Das war ja ein Hotspot für junge Leute.“ Auch Marcels Zwillingsbruder hatte Talent und spielte gern Fußball. Er verunglückte aber mit 19 tödlich mit dem Motorrad.

Foto: GEPA pictures/ Andreas Pranter

Fotos: GEPA pictures

COVERSTORY

Kein Viel-Redner Sommer verlässt, weil er zu wenig Spielzeiten beim LASK bekommt. Thomas wurde das Blaue vom Himmel versprochen. Leistungen kann er aber nur bringen, wenn er auch die Chance dazu bekommt. Thomas horcht sehr viel auf Herfried und auch er hat gesagt, dass sei richtig so.“ Seit einem Jahr wird Thomas Sabitzer von der selben Agentur wie sein Cousin Marcel betreut. Es handelt sich dabei um die Agentur von Roger Wittmann. „Thomas möchte natürlich so erfolgreich werden wie Marcel. Du brauchst aber auch das nötige Glück dazu. Du musst zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort deine Leistung bringen“, weiß Horst Sabitzer, wie schwierig es für seinen Sohn wird. Auch er hat einmal Fußball gespielt. „Ich war aber zu faul für den harten Weg.“ Er wurde Obmann des Fußballklubs St. Georgen ob Judenburg. Dort, wo die Sabitzers herkommen.

Marcel lernt schon früh die Welt des Profi-Sports kennen. Mit sieben Jahren beginnt er in der JugendAkademie des GAK in Graz, als sein Vater auch beim GAK Fußball-beschäftigt ist. Dann holt die Frank Stronach Akademie den Jungspund nach Wien. Diese wird 2009 zugesperrt. Aber mit der U15 ist Marcel bereits Meister geworden. Bei seinem Sieg in der Schülerliga erklärte der 13-jährige Marcel selbstbewusst einem Fernsehreporter: „Ich möchte in ein paar Jahren in der österreichischen Bundesliga spielen, dass ich dann auch noch ins Ausland komme.“ Mit 16 Jahren wechselte er als Jung-Profi zur Admira, wo er, so der Vater, „zwei wunderbare Jahre verbracht hat.“ Danach wechselte er zu Rapid Wien, einem der TopKlubs in Österreich. Der Vater: „Das war von uns so geplant.“ Er ist bei Rapid dann auch zum Leistungsträger geworden und geht von Rapid zu RB Salzburg, wo er eben 2015 mit

dem Klub das Double, die Meisterschaft und den Cupsieg, feiert. Logischerweise spricht aus Herfried Sabitzer der Stolz des Vaters, aber er fügt hinzu: „Nur die wenigsten haben eine Vorstellung, wie viel Disziplin es braucht, damit man dorthin kommt. Marcel hat seine Ernährung umgestellt, hat sich einen eigenen Kraftraum eingerichtet, hat alles gemacht, um sich weiter zu entwickeln und seine Leistungen zu steigern.“ Sein Vorbild und Idol war Cristiano Ronaldo. Es ist kein Zufall, dass Marcel Sabitzers Schusstechnik von den Fachleuten gelobt wird. So hat er in der Bundesliga die meisten Tore

Mit 13 schon Torschützenkönig in Schülerliga: Profi ist mein Ziel Februar/März 2021 7

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aus Fernschüssen geschossen. Als Marcel Sabitzer 2015 nach Leipzig kommt, will er anfangs gar nicht dort sein. Denn gerade hat er mit Salzburg die höchste Spielklasse in Österreich dominiert. Und nun soll er mit RB Leipzig, wo er unter Vertrag steht – er war nach Salzburg nur geliehen –, gegen Teams wie Fürth und St. Hausen antreten. Im Red-Bulletin-Interview meint Sabitzer: „So gut, wie ich dachte, bin ich wohl doch nicht, sonst würde ich nicht in der Zweiten Deutschen Bundesliga spielen.“ Er wirkte damals nicht gerade glücklich. Ein knappes Jahr später sieht die

Welt aber für ihn wieder ganz anders aus. Denn Sabitzer feiert mit RB Leipzig den Aufstieg in die Erste Deutsche Bundesliga und ahnte damals bereits, was er heute weiß: „Im Rückblick war der Wechsel nach Leipzig die richtige Entscheidung.“ In Leipzig wird er zu einem der Führungsspieler in der Mannschaft, in Österreich zum Fußballer des Jahres 2017 gewählt. Noch vor dem Dauersieger und Kumpel David Alaba. „Laufe, so lange du laufen kannst und wenn du nicht mehr laufen kannst, dann laufe einfach weiter“ – diesen Spruch, diese Lebensweisheit als Sportler hat Vater Herfried

Foto: GEPA pictures/ Philipp Brem

„Toooor!“ Die liebste Pose von Marcel am Spielfeld.

Foto: GEPA pictures/ Wtters

COVERSTORY

Und so jubelt Cousin Thomas Sabitzer mit den FC Juniors Oberösterreich

Sabitzer seinem Sohn mitgegeben. „Du darfst nie aufgeben.“ Mit Disziplin und Arbeit – „die Leute sehen ja nicht, wie hart der Weg dahinter ist“ – steht Marcel Sabitzer heute dort, wo er ist. „Mein Körper ist mein Kapital“, sagt er. Und entsprechend kümmert er sich um ihn. Immer, wenn es darauf ankomme, ist Sabi da, sagt sein Freund und Mittelfeld-Kollege Konrad Laimer. Und er helfe der Mannschaft extrem, an ihr Maximum zu kommen. Ein Starkmacher – sei es mit der richtigen Aktion am Feld oder dem richtigen Ton als Kapitän. Marcel Sabitzer kann mit Druck umgehen. Das hat er im Laufe seiner Karriere bereits bewiesen: ein Tor bei RB Leipzigs Zweitliga-Debüt,

„Die Sabis“ bei der Arbeit

Marcel: ausgezeichnete Schuss-Technik Sohn Marcel ...

... bei der Nationalhymne

Seinerzeit beim GAK gegen Salzburg

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Er ist ein ganz anderer Typ als David Alaba, der sich gerne auch in seiner Freizeit nur mit coolen Klamotten auffällig macht, der da und dort mit Mannschaftskollegen zu einem Trip aufbricht, der am Münchner Oktoberfest Geselligkeit zeigt. Marcel Sabitzer steht da eher in der zweiten Reihe und beobachtet. Er ist kein Vielredner und ähnelt auch da seinem Vater, der im KlippTelefonat sagt: „Sind wir nun fertig?“ Ja.

Wichtige Medienarbeit in Privatsachen: Persönliche Postings in sozialen Medien, wie Instagram (siehe Screenshots), Facebook tragen dazu bei, dass die Stars praktisch täglich präsent sind und einige Eindrücke von ihrem Leben abseits vom Fußball für die Fans „sichtbar“ werden. Das bringt Followers und Likes, hebt das Image und den Markwert.

Screenshots: Instagram

Thomas: auf gutem Weg

Fotos: GEPA pictures

... machte Vater Herfried zum Großvater. Er sieht ihn jetzt noch ausgeglichener.

ein Tor bei RB Leipzigs ErstligaDebüt, sein Traumtor im wichtigen Champions-League-Spiel gegen Zenit St. Petersburg, zwei Tore im Königsklassen-Achtelfinale 2020 gegen Tottenham, die Vorlage zum Siegestor im Viertelfinale gegen Atletico Madrid.

... mit seinen Kumpels Marco Arnautovic, David Alaba und Konrad Laimer Vater Herfried war ein bulliger Stürmer 15.03.21 15:29


Wird David Alaba überschätzt? Er ist Österreichs erfolgreichster und damit teuerster Kicker im internationalen Fußballhandel avid Alaba, 28, ist Österreichs Lichtgestalt im internationalen Fußballgeschäft. Groß und erfolgreich geworden ist er beim FC Bayern. Nun verlässt er sein fußballerisches Elternhaus. Begonnen hat Alabas Kicker-Karriere beim SV Aspern, mit elf Jahren wechselte er zur Wiener Austria und in die Akademie von Frank Stronach. Seine Eltern waren glücklich, als er zu Bayern kam und dort in den letzten Jahren vom Nesthäkchen zum Weltklassespieler aufstieg. Die Mutter Gina kommt von den Philippinen und ist Krankenschwester, hat diesen Job aber längst aufgegeben. Vater George ist gebürtiger Nigerianer und heute im Hauptberuf Manager seines Sohnes. Den Ehrgeiz und den großen Willen habe David von ihm, erzählt dieser einmal in einem Interview stolz. Die Alabas – David hat auch noch eine Schwester, die als Sängerin eine Karriere versucht – sind eine bibelfeste, protestantische Familie. Mit „Meine Kraft liegt in Jesus“ am Leibchen posierte David Alaba nach dem ChampionsLeague-Finale im vergangenen Jahr gegen Paris St. Germain am Spielfeld, daneben der Pokal. David Alaba ist kein Fußball-Gott, wie ein Ronaldo, Messi, hat auch nicht die Gene eines Diego Maradona oder des ehemaligen BayernKaisers Franz Beckenbauer. International aufgefallen und bekannt geworden ist

er als „Pass-Geber“ und „Assistent“ auf dem Spielfeld von Franc Ribéry, dem französischen Flügel-Flitzer und Tribanski. Aber auch nach dessen Abgang zeigte er, dass er sich in der Profi-Schlangengrube des FC Bayern mit seinen vielen, vielen Stars behaupten kann. Vor allem auch in den Augen seiner Trainer, die er hatte – von Angelotti, Pep Gardiola, dem Holländer Louis van Gaal bis zu Niko Kovac und jetzt Hansi Flick. Er wurde aufgrund seiner SpielerIntelligenz, seines Team-Spirits im Abwehrzentrum der Bayern unentbehrlich. Als Spieler schafft er es, die ihm vom Trainer gestellten Aufgaben auf dem Feld bestens umzusetzen. Und er ist als Verteidiger in der Lage, ein Spiel gut lesen zu können. Für die Fans scheint das aber auch oft zu wenig. Denn im Spiel nach vorn, im berühmten 1:1, wo es gilt, zumindest einen Gegenspieler auszutricksen. Weil die Fans das erwarten, aber bei ihm nicht sehen, ist er nicht der Superstar für sie. Spieler seines Formats gibt es in den europäischen Spitzenmannschaften, aber auch weltweit, dutzende. Aber nur David Alaba spielt bei Bayern – der zurzeit weltbesten Vereinsmannschaft. Er kassiert Millionen für seine Arbeit am Fußballfeld, doch zu den Überfliegern, wie ein Messi, Ronaldo, Mapei, allesamt OffensivKünstler, zählt er nicht. Seit Jahren aber betont Alaba, dass „ich meine Zukunft im Mittelfeld sehe“. Doch diesen, seinen Traum, erfüllten ihm die Münchner nicht. Daher ist sein Wechsel von den Bayern fast logisch. Bei den Bayern wechselte er zuletzt von links außen in die Innenverteidigung und wurde dort zum Abwehrchef ernannt. Seine Auftritte auf der Wunschposition im Mittelfeld bekam Alaba nur im österreichischen Nationalteam. Bis heute konnte er aber dort die Vorstellungen seiner Fans und Trainer nicht wirklich erfüllen. Als Mittelfeldspieler sei er „nur internationale Klasse“, hingegen als Linksverteidiger „Weltklasse“, heißt es in Kommentaren.

Foto: GEPA-pictures / Red Bull Content Pool

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David Alaba (re.): für 50 Millionen Euro zu Barcelona oder doch woanders hin? Alabas Traum, im Mittelfeld „aufzugeigen“, könnte auch zu einem Trauma werden. Doch schon bei seinem nächsten Klub wird sich zeigen, ob er auch „Mittelfeld kann“. Ganz viel hängt dabei natürlich von seinem künftigen Trainer ab. Dieser muss ihm dafür das Vertrauen – wörtlich genommen auch den Spielraum – geben. Seinen Marktwert von 55 Millionen Euro wird David Alaba aber kaum noch steigern können. Bis zu 20 Millionen Euro wird, so heißt es, sein künftiger Arbeitgeber für ihn als Jahresgage einplanen müssen. Das wird auch Wirklichkeit werden, denn Real Madrid, Barcelona, Manchester City, Paris St. Germain – die renommiertesten Klubs der Welt, wollen den 28-Jährigen offenbar verpflichten. Nicht zuletzt deshalb, weil es auch keine Skandale um ihn gibt und er auf dem Feld immer 100 Prozent seiner Leistung abzurufen bereit ist. Alabas Beliebtheit speist sich aus seiner bubenhaften Unschuld. Obwohl er wie ein Popstar auftritt: In auffälliger Mode, beim Feiern mit US-Rappern, auf der Pariser Fashion Week – er ist eine richtige Marke, hat heute sein eigenes Modelabel samt Online-Shop. Wie gut er sich

vermarkten lässt, zeigt auch der Umstand, dass er auf Facebook acht Millionen Follower hat. Einen Teil seiner Millionen-Gagen hat er in Immobilien in München, Kitzbühel und Wien investiert. Wann, wenn nicht jetzt, soll dieser Bayern München verlassen. Wochenlang zierte Alabas Transferpoker Titelseiten. Zahavi wickelte auch den 222-Millionen-Rekord-Transfer von Neymar Junior zu Paris St. Germain ab. Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß bezeichnete Zahavi sogar als „geldgierigen Piranha“. Jetzt sei „Erntezeit“ für David Alaba – lautete in den letzten Wochen und Monaten die Botschaft von Zahavi an den FC Bayern. Die Klub-Chefs zeigten sich irritiert ob des Millionen-Pokers und meinten ihrerseits: „So nicht mit uns.“ In der Öffentlichkeit tritt David Alaba als gläubiger Mann auf, der T-Shirts mit der Aufschrift „Meine Kraft liegt in Jesus“ im Geiste der 7-Tages-Adventisten trägt. Im Internet ergießt sich nun auch Spott über den österreichischen Wunderknaben. Seine Kraft läge „im Euro“, heißt es da.

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CORONA-JAHRESBILANZ

Sollen sich die Geimpften weiterhin den Corona-Beschränkungen unterwerfen?

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eben dem Knappheitsfrust über die Impfdosen nährt sich ein weiterer Konflikt: Müssen sich die Geimpften weiterhin den Corona-Maßnahmen unterwerfen, die für alle gelten? Weil man nicht wisse, ob Geimpfte weiterhin infektiös sind, also anstecken können, gelten auch für sie diese Beschränkungen. Nun zeigt sich in Berichten immer mehr, dass eine Übertragung von Corona nicht mehr wahrscheinlich ist. Da Grundrechte ja keine Privilegien sind, darf der Staat nicht mehr in die Grundrechte eingreifen. Die Politik muss also handeln und Regeln für Geimpfte aufstellen. Kann man also Geimpfte von der Quarantäne befreien, wenn sich Mitglieder ihrer Familie angesteckt haben? Und was ist mit Menschen, die sich aus medizinischen Grün-

den nicht impfen lassen können, weil sie eine Immunerkrankung haben oder Vorerkrankungen, die allergische Reaktionen befürchten lassen? Was ist mit den Kindern und Jugendlichen, für die es noch keine zugelassenen Impfstoffe gibt? Ein junger Union-Politiker in Deutschland formuliert es so: „Es kann ja nicht sein, dass im Sommer die Rentner am Strand liegen, aber die junge Generation weiterhin zu Hause sitzt.“ In Israel etwa können Geimpfte mit einem Impfpass wieder ins Konzert, zu Basketballspielen, ins Restaurant. Auch in Dänemark überlegt man bereits digitale Pässe, mit denen man seinen Impfstatus nachweisen kann. Beim Fliegen brauchst du ohnehin schon einen Travel-Pass.

„Es hat alles offen“ D

ass man Corona, nicht weniger erfolgreich als in Österreich, mit einer anderen Strategie und Maßnahmen bekämpfen kann, das zeigen die Schweden. „Im täglichen Leben kriegst du fast gar nichts mit“, schildert eine Steirerin ihren Alltag, die in einem Vorort von Stockholm zu Hause ist. „Mehr hörst du darüber im Fernsehen, wenn man es will. Es gibt Empfehlungen, wie man sich verhalten soll – mit Abstand, auch so wie bei uns in Österreich. Aber der Unterschied: Bei uns hat alles offen, die Geschäfte. Natürlich mit den entsprechenden Abstandsregeln. Auch in den Restaurants ist das Gleiche zu beobachten.“ Und wie sieht es mit den Masken aus, der Maskenpflicht? „Es gibt

keine Maskenpflicht. Ich trage ab und zu eine, weil ich mich persönlich sicherer fühle. Wenn ich dann beim Einkaufen eine Maske aufhabe, dann sehen mich die Leute im Geschäft komisch an und machen einen Bogen um mich. Als wenn sie sagen wollten: Puh, vor der muss ich mich schützen, denn die ist offensichtlich krank. Ähnlich ist es auch in der Eisenbahn und UBahn. Aber alles in allem kann ich sagen, dass sich hier in Schweden die Menschen privilegiert fühlen, weil sie ein anderes Leben haben als die meisten sonst in Europa.“ In einem „Profil“-Interview sagt Schwedens umkämpfter CoronaStratege Anders Tegnell unter anderem: „Die Schweden haben ihr Leben und ihr Verhalten sehr stark

Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

Heißer Konflikt droht

27. Dezember 2020 Theresia Hofer ist die erste Österreicherin, die im Beisein von Kanzler Kurz und Minister Anschober öffentlichkeitswirksam geimpft wird.

Wenn die Einen, die geimpft worden sind, sich frei bewegen können, die anderen aber, die keine Chance haben, weil es zu wenig Impfdosen gibt, „zu Hause bleiben müssen“, dann werden sich die Gegensätze verschärfen. Dann wird der Streit um eine Zweiklassengesellschaft eskalieren. Soll man dann jungen Leuten noch Rechte vorenthalten gegenüber Geimpften? Nachdem die Jungen am meisten unter den Maßnahmen gelitten haben. Wenn ins Kino, in die Sauna, in das Flugzeug nur die dürfen, die geimpft sind. Wenn Künstlerinnen und Künstler nur noch für Geimpfte spielen dürfen oder selbst geimpft sein müssen, damit sie überhaupt auftreten dürfen. Wenn es im Gast-

haus Bier nur noch für Geimpfte geben darf. Das kann und darf es nicht geben! In Deutschland gibt es Umfragen, denen zufolge knapp 70 Prozent der Bevölkerung dagegen sind, dass man den Geimpften gleichsam ihre Grundrechte jetzt privilegiert zurück gibt. Der Ausweg aus diesem Konflikt: Man darf sich nicht nur auf Geimpfte konzentrieren. Es müssen alle an der Gesellschaft teilhaben können. Jene, die Covid hinter sich gelassen haben und gesund sind. Jene, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können und negativ getestet sind. Sonst wird die Debatte im Sommer hochkochen.

So erlebt Steirerin in Schweden Corona geändert. Das wurde im Ausland oft nicht registriert. Null Risiko ist bei dieser Krankheit nicht möglich. Wenn man die Restaurants schließt, treffen sich die Menschen woanders. Und die Infektionszahlen bleiben trotzdem hoch.“

Zu den Mutationen meint Tegnell, dass sich diese nicht stoppen lassen. „Man kann höchstens die Ausbreitung ein wenig verlangsamen.“ Der Experte gibt aber auch zu, dass es sehr schwierig ist, auch in seinem Land, das Coronavirus von den Heimen fernzuhalten. Viele Heime hätten selbst zu spät realisiert oder zu langsam, was los war. Masken wären nicht sinnlos, können an bestimmten Orten

extrem sinnvoll sein, wenn sie richtig eingesetzt werden. So etwa in Pflegeheimen und Krankenhäusern. Aber Masken sind nicht überall die Lösung. Es gibt viele Länder mit strikter Maskenpflicht, die trotzdem sehr hohe Infektionszahlen haben. Es zeige sich, dass zwischen politischen Maßnahmen und Infektionszahlen nicht immer eine Korrelation besteht. „Es war nicht alles sinnlos. Es wird aber auch im Rückblick schwer festzustellen sein, was am meisten gebracht hat.“ Etwas werde oft übersehen: Manche Maßnahmen nützen vielleicht gegen das Virus, sind aber sehr schädlich für andere Bereiche der Gesundheit.

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Foto: Bundeskanzleramt/Dragan Tatic

China hat die Welt getäuscht

Bedauern, Wiedergutmachung? Fehlanzeige!

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s mag vielen nicht ins Bild passen, doch der ungeliebte Ex-Präsident Donald Trump hatte Recht, als er die Chinesen für den Ausbruch und das lange Verschweigen der Covid19-Pandemie verantwortlich machte. Und damit auch für die Tatsache, dass es hunderttausende Opfer weniger geben hätte können, hätte China die Covid19-Ausbreitung nicht wochenlang verschwiegen.

Es ist grotesk, dass sich die Chinesen jetzt als einzige Nation feiern lassen, die den Virus besiegt hat und wirtschaftlich wieder völlig auf Wachstumskurs liegt. Am 30. Dezember 2019 hält eine Ärztin im Zentralkrankenhaus von Wuhan einen Laborbefund in der Hand und markiert dort einen Begriff, der ihr besonders wichtig vorkommt: „SARS Corona-Virus“. Denn seit zwei Wochen hat sie mehr und mehr Patienten vor sich, die fiebern und husten. Sie erhalten Antibiotika und andere Präparate, aber nichts hilft. Die Ärztin hat alles Mögliche versucht, um den Patienten, die meist als Händler auf einem Wildtiermarkt gearbeitet

haben, ihre Leiden zu erleichtern. Aber ohne Erfolg.

Im chinesischen Wuhan mit 11 Millionen Einwohnern ist das Virus längst dabei, sich unkontrolliert auszubreiten. Hunderttausende stecken sich in den nächsten Wochen an. Die Krankenhäuser sind übervoll, die Ärzte überfordert. Es gibt einen Mangel an Beatmungsgeräten. Doch das offizielle China belügt die Welt. Am 5. Jänner 2020 gibt es laut Statistik 59 Corona-Fälle, am 11. Jänner sind es nur noch 41, am 12. ebenso, auch am 16. sind es immer noch 41 Fälle. Irgendwer muss den Zahlen das Wachstum verboten haben. Die Menschen in Wuhan sterben. Jeder, der über die gefährliche Krankheit spricht, muss mit Repressalien rechnen. Im chinesischen Staatsfernsehen wird berichtet, acht Chinesen seien wegen des Streuens von Gerüchten über eine virale Lungenkrankheit in Wuhan bestraft worden. Der Arzt Li Wenliang, der auch im Zentralkrankenhaus von Wuhan arbeitet, wird von Beamten, Polizisten gezwungen, eine Erklärung zu unterzeichnen, nicht mehr das Gerücht

vom gefährlichen Coronavirus zu verbreiten. Die Tragik am Rande: Später wird sich Li Wenliang selbst infizieren und sterben. Er wird zum Symbol für Chinas Lügenpolitik.

Bald steht das chinesische Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch. Am 20. Jänner redet Präsident Xi zum ersten Mal aber öffentlich über das Coronavirus. Plötzlich steigen die offiziellen Infektionszahlen und Städte überall in China melden auf einmal ihre angeblich ersten Coronafälle. Mit dreiwöchiger Verspätung beginnt der landesweite Kampf gegen das Virus. Es ist bizarr. Keine Staatengemeinschaft, auch nicht die EU, fordert von den Chinesen eine Schadenswiedergutmachen – wenigstens zu einem kleinen Teil. Während in der übrigen Welt Millionen ihre Arbeit verloren haben und es mittlerweile auch schon Millionen Todesopfer gibt, liegt China wieder voll im Wachstumsfieber. Das Mindeste, was die Chinesen tun könnten, wäre doch, dass sie den ärmsten Ländern der Welt kostenlos die von ihnen entwickelten Impfstoffe zur Verfügung stellen.

Corona und Medien – eine besondere Gratwanderung

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er Innenpolitik-Chef der „Kleinen Zeitung“ Michael Jungwirth verfasste für die Branchenzeitschrift „Journalist:In“ einen zum Nachdenken anregenden Kommentar im Hinblick auf Corona und die Folgen. Klipp zitiert auszugsweise daraus: (…) Nicht nur die von der Regierung fixierten Maßnahmen, auch die mediale Berichterstattung wird infrage gestellt, wenn nicht komplett sogar in Zweifel gezogen. Gelegentlich wird der Vorwurf erhoben, dank der Inserate, der Kurzarbeit, der Senkung der Mehrwertsteuer, seien die Medien zum „Schoßhund der Politik“ mutiert. (…) Diese in Mails, Leserbriefen, sozialen Foren erhobenen Vorwürfe werfen unweigerlich die äußerst heiklen Fragen auf: Ist das nur die Spitze eines Eisbergs, ist das Unbe-

hagen an der Berichterstattung tief in der Gesellschaft verwurzelt oder haben wir es mit einer kleinen, militanten Minderheit zu tun, der es gelungen ist, sich Gehör zu verschaffen? Muss man die Vorwürfe ernst nehmen? (…) Im Diskurs mit den Corona-Empörten tritt oft auf, dass die Bereitschaft zum Gespräch und einer differenzierten Betrachtung wenig ausgeprägt ist (…) Je militanter, fundamentalistischer die Positionierung, umso geringer die Bereitschaft zum Erfolg (…) (…) Schon lange nicht mehr waren die Medien so gefordert, wie in diesen Wochen. Das wenig überzeugende Krisenmanagement der Bundesregierung seit Anfang Herbst, der Zickzackkurs beim Lockdown, die exorbitant hohen Todeszahlen im November, das Impfchaos, das unsägliche Tauziehen zwischen Bund und Ländern,

die schweren Versäumnisse beim Schutz von Alten- und Pflegeheimen in Kombination mit dem Gefühl, dass noch kein Licht am Ende des Tunnels zu erkennen ist, drücken schwer aufs Gemüt und dämpfen die Stimmung in weiten Kreisen der Bevölkerung. (…) Wir Journalisten stehen vor einer besonderen Gratwanderung – den Corona-Kurs gut zu heißen, ohne ins Propagandistische zu verfallen, den breiten Diskurs zuzulassen, ohne Verschwörungstheoretikern Vorschub zu leisten, den Experten den Vortritt zu lassen, ohne eine naive Wissenschaftsgläubigkeit an den Tag zu legen, der Corona-Müdigkeit der Bevölkerung Rechnung zu tragen, ohne in eine falsche Verantwortungslosigkeit zu kippen, ist eine Herausforderung und kein leichtes Unterfangen.

Gott ist im Lockdown verschwunden Weil Ostern naht, das größte kirchliche Fest der Christenwelt.

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uch Gott sei im Lockdown verschwunden, das kirchliche Leben wurde durch den Ausbruch der Pandemie herunter gefahren, schreibt der Theologe Paul M. Zulehner seinen Eindruck. Aus den wirklichen Versammlungen wurden virtuelle Darbietungen. Physisches Abstandhalten ist das Verhaltensmantra gegen das Virus. Selbst Singen in der Kirche ist verboten. Ist das ein unauflöslicher Widerspruch? Internet-Gottesdienste sind das Eine. Aber sehr viele Menschen leiden darunter, dass die Kirche in der Frühzeit der Pandemie die Kranken und Sterbenden gar nicht begleiten konnte. Wenn die Kirche systemrelevant sein will, dann muss sie existenz-, lebens- oder menschlichkeitsrelevant sein. Und das kann die Kirche sein oder erst wieder werden, wenn sie prophetisch für die Leidenschaft Gottes für dessen Welt einsteht. Schade, nein peinlich, sagen da manche bedrückt, dass sich die Kirche in Österreich in der Zeit der Pandemie in erschreckender Weise weggeduckt habe. „Meine Kirche hat sich versteckt und geschwiegen – wie so oft in der Vergangenheit –, hat zugeschaut, wie alte und kranke Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen einsam und alleine sterben mussten. Das soll die Botschaft von Jesus sein?“ - fragt sich der gläubige Katholik Prof. Max Taucher*. Es zeigt sich leider, dass sich die Kirche immer wieder sehr wohl an die Regierenden anlehnt und erst im Nachhinein, wie die Geschichte zeigt, sich dann für einen zu strikten Gehorsam entschuldigt. „Das ist dann aber nicht mehr meine Kirche“, so Prof. Max Taucher.

* Als Unternehmer und Projektentwickler lässt der heute 70-jährige Max Taucher in seinen Texten und Gedichten als Hobby-Schriftsteller sein „Christlich-Sein“ stets einfließen.

Quellen: „Die Zeit“, „Die Furche“, „Der Falter“, „Kleine Zeitung“, ORF, „Der Journalist“

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Fast 1.000 neue Mitarbeiter M

it einer nachhaltigen Wachstumsstrategie steuert das Technologieunternehmen KNAPP erfolgreich auch durch schwierige Zeiten. Das Jahr 2020 war, wie für andere Unternehmen auch, eine enorme Herausforderung.

Fotos: zVg

„Die hohen Investitionen in Entwicklung und Internationalisierung machen sich in Form von Auftragseingängen – unter anderem aus Deutschland, England, Brasilien und den USA – bezahlt. Die Auftragsbücher sind auch aufgrund von Investitionsprogrammen von Bestandskunden langfristig gut gefüllt“, erklärt Knapp-CEO Gerald Hofer. Zu den rund 5.000 Mitarbei-

Der Knapp-Vorstand (v.l.): Franz Mathi, Gerald Hofer und Christian Grabner.

tern sollen im kommenden Wirtschaftsjahr fast 1.000 neue Kollegen hinzukommen, rund die Hälfte davon in Österreich. „Wir suchen Einsteiger sowie Professionals, die mit uns gemeinsam internationale Projekte von Kanada bis Australien abwickeln.“

Modernste ShuttleAnlage Deutschlands Knapp freut sich unter anderem über einen Großauftrag von Arvato Supply Chain Solutions für die Ausstattung des neuen, hochmodernen Distributionszentrums für den Kosmetik-Riesen Douglas um mehr als 50 Millionen Euro. Auf einer Gesamtfläche von 38.000 Quadratmetern wird Arvato künftig die komplette Logistik und das Fulfillment für Bestellungen aus den Online-Shops von Douglas in der DACH Region und den Niederlanden für bis zu 150.000 verschiedene Artikel managen. Neben der Zentrale in Hart bei Graz gibt es weitere Standorte in Leoben, Dobl und Raaba-Grambach, aber auch ein Engineering Büro in Klagenfurt.

„Die Verlängerung des Corona-Lockdowns ist eine Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl: „Es weitere Hiobsbotschaft für gilt umso mehr jetzt die richtigen Weichen für einen den heimischen Tourismus. erfolgreichen Re-Start zu stellen. Eine moderne und Es gilt umso mehr jetzt die leistungsfähige Struktur ist dabei ein wesentlicher richtigen Weichen für einen Schlüssel.“ erfolgreichen Re-Start zu stellen. Eine moderne und leisDie elf Erlebnisregionen tungsfähige Struktur ist dabei ein Drei Gemeinden haben den Wunsch wesentlicher Schlüssel“, so Landesgeäußert, einer anderen Erlebnisrerätin Eibinger-Miedl. gion anzugehören als ursprünglich geplant. Konkret werden Ebersdorf, Nach der Präsentation der Pläne Großsteinbach und Hartl der „OstAnfang November 2020 wurden steiermark“ angehören (statt dem im Rahmen des gesetzlich vorge„Thermen- und Vulkanland“). sehenen Begutachtungsverfahrens bei 96 Tourismusverbänden, neun Regionalverbänden, 220 TourisWeiterer Fahrplan musgemeinden und rund 70.000 Nach den Beschlüssen im Landbeitragspflichtigen Unternehmen tag wird in allen Erlebnisregionen insgesamt 180 Stellungnahmen zu nun ein strukturierter Prozess zur den Reformplänen abgegeben. Die Zusammenführung gestartet. Mehrheit der Stellungnahmen war Diesen werden vom Land einim Grundtenor positiv. Die Tourisgesetzte Koordinatorinnen und tikerinnen und Touristiker unterKoordinatoren unter Einbindung streichen dabei die Notwendigkeit, moderne und leistungsfähige Struk- aller Stakeholder (Anspruchsgruppen) leiten. Dabei sollen sich die turen für die aktuellen und künftiErlebnisregionen entsprechend gen Herausforderungen – etwa die zusammenfinden, die gesetzlich Digitalisierung – zu schaffen. Auf vorgesehenen Gremien vorbeGrund von ebenfalls geäußerter reiten und Fragen zur künftigen Kritik wurden in einigen Bereichen Organisation und Positionierung Anpassungen vorgenommen. klären. Die neue Struktur im Neben kleinen Änderungen bei steirischen Tourismus wird am 1. den Erlebnisregionen wurde insOktober 2021 in Kraft treten. besondere die Zusammensetzung der Gremien adaptiert.

Weniger Kirchenaustritte

Rund 781.000 Katholiken in der Steiermark M

it Stichtag 31. Dezember 2020 gibt es in der Steiermark 781.081 Katholikinnen und Katholiken; das sind 1,6% weniger als im Vorjahr. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung liegt somit aktuell bei rund 63%.

Im Jahr 2020 traten 9821 Personen aus der katholischen Kirche in der Steiermark aus. Das sind um 15% weniger als im Vorjahr (1796 Austritte weniger). Diese Tendenz mag positiv erscheinen. Dennoch sinke die Zahl der KatholikInnen

bedauerlicherweise weiter, so Thomas Stanzer, Sprecher der Diözese Graz-Seckau: “Uns tut es um jede und jeden leid, die oder der unsere Gemeinschaft verlässt und es ist uns wichtig zu betonen, dass die Katholische Kirche Steiermark

natürlich für alle da ist, die Hilfe brauchen – sei es ganz konkret über unsere Caritas oder in Form von spiritueller Begleitung oder mit vielen weiteren Angeboten.” Im Jahr 2020 sind die Austrittszahlen um rund 15% gesunken. Insgesamt zeigt sich zwar weiterhin der gesamtgesellschaftliche Trend einer loseren Kirchenbindung,

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Knapp expandiert

uf Antrag von Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl hat die Landesregierung die neue Struktur für den steirischen Tourismus beschlossen. Aus bisher 96 Tourismusverbänden und neun Regionalverbänden werden elf Erlebnisregionen. Die neue Struktur wird ab 1. Oktober 2021 gültig sein.

Foto: Oliver Wolf

Neue Struktur soll steirischen Tourismus voranbringen A


Geplante Metro: nur Vision oder Hit? Graz bereitet sich auf Jahrhundertprojekt vor. Jährlich gibt‘s 5.000 Bürger mehr er Zentralraum Graz wächst in den nächsten Jahren stark an. Laut einer Prognose der Landesstatistik wird allein die Landeshauptstadt Graz bis 2030 von heute 294.000 auf mehr als 320.000 EinwohnerInnen wachsen, bis 2050 soll Graz sogar um bis zu 77.000 EinwohnerInnen mehr haben. Auf den Verkehr hat dies massive Auswirkungen: Der jährliche Zuwachs von 5.000 EinwohnerInnen und 2.500 PKW entspricht einer PKW-Kolonne von Andritz bis Puntigam. Bereits heute stellen in der Rush-Hours Staus an Ein- und Ausfahrtsstraßen, volle Busse und Straßenbahnen sowie die zunehmende Abgasentwicklung Verkehrs- und StadtplanerInnen vor große Herausforderungen. 2020 gab es aus dem Zentralraum Graz aus allen Himmelsrichtungen 452.000 Personenfahrten pro

Tag, 85 Prozent davon machte der Motorisierte Individualverkehr aus. Bürgermeister Siegfried Nagl: „Damit der wachsende Zentralraum Graz nicht auf einer Einbahn Richtung kompletter Verkehrsüberlastung unterwegs ist und um vereinbarte Klima- und Umweltziele zu erreichen, wird der sog. ,Modal Split‘ (=Fahrgastzunahmen analog zum Bevölkerungswachstum) zugunsten des öffentlichen Verkehrs deutlich zu erhöhen sein. Dazu gibt

Renderings (2): Strohecker Architekten/Newages

Foto (Malik): Stadt Graz / Foto Fischer

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es sowohl von der Europäischen Union, der Bundesregierung, der Steirischen Landesregierung und der Stadtregierung im Rahmen der jeweiligen Agenda klare Bekenntnisse und Vereinbarungen“. Vizebürgermeister Mario Eustacchio: „Als ehemaliger Verkehrsstadtrat weiß ich, welch enorme Herausforderung die urbane Mobilität in Graz darstellt. Wir brauchen einen großen verkehrspolitischen Wurf, um in diesem wachsenden Ballungsraum

Die zentrale Umsteig-Plattform am Jakominiplatz.

fit für die Zukunft zu sein.“ „Um diese Ziele auch mit einem technologischen Innovationsschub zu erreichen, hat die Holding Graz die traditionellen Verkehrsangebote ausgebaut und parallel über die eigene Projektgesellschaft MUM 2030+ die Machbarkeit ober- und unterirdischer Mobilitätslösungen untersucht, die eine völlig neue Dimension in der urbanen Mobilität ermöglichen sollen“, so Holding Graz-CEO Wolfgang Malik (kleines Bild). Seine Prognose: „Mobilität in urbanen Zentren durch Taktverdichtungen der S-Bahnen oder durch zusätzliche eigentlich nicht mögliche Belastungen der urbanen Lebensräume zu erzwingen, wird nicht funktionieren.“

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WIRTSCHAFT

LILLY LOTTERBLUME

Hallo, meine Lieben! Ja, Corona beutelt auch meine, die bestehenden Verbote und die * Aber zurück zu dem, was unsere unsere Familie und unseren FreunSlogans der Regierung geschildert mirHubert. über ihreDem Erfahrungen deskreis durch. Es wurde hat. Das genannte „Social DisIchordentlich weiß nicht, ich weiß nicht, was guteviel Freunde hat. Die Frieda hat im- Jüngste so der klarerweise hat.dass Da gibt’s und wird diskutiert und gestrittancing“ und „Treffen am ich viel machen soll und mein Allerliebmer wieder gehört,Sie und siebesten geht ja in in Dänemark noch immererzählt leid tut, die „CheSorgen, ten, welche und Maßnahniemanden“ Freunden ster istVerbote mir da überhaupt keine Hilfe der ÖVPhat ausbei undihren ein, dass Grillitsch logischerweise fin“ damals auch so sangundaber klanglos die zu einer Panik-Stimmen richtig Auch einem in Schweden und Dänemark nur dem keine dabei.wären. Er sagt nur:bei „Du wirst das gute Chancen gehabt hätte, vonAngst, der politischen Bühne abtreten führt.Bei Dieihrem Leute 60er, zeigen Kaffeeschon in unserer Tarockrunde, dieUnsere Kopfschütteln Bei uns richtig machen …“ Hermann ausgelöst. Schützenhöfer zu folgen, mung musste. zuwirklich dem ihr ja jetztJüngste Zwangspause hat. Ich verliebt als hat das ja er – besonders die ältere war so schwer und hätte das im Augefürgehabt. Nun ist Selbstverantwortung, zwei Wochen nachreagieren der Wahl logi– Alte und Sie sind einfache Frau mich – so Generation – gegolten, diedamit. dann Schon mündig jetzt ist verlass’ es auf einmal über Nacht es klarerweise vorbei scherweise vieleJunge. Mitarbeiter gratuzufrieden, weil sie im Vergleich zu gesehen bin ich auch eine Expertin isoliert und vereinsamt war. Es war aus. Sie tut mir so leid, weil sie sich einmal war Fritz Grillitsch knapp lierten, kam aber keine Stimmung denauf. Verhältnissen Nord- oderwichtiSüd– nur auf Hausverstand und aus deren Sicht völlig als Sigfastmeinen wie in ihrer Kindheit bei mir anvor dem Sprung infalsch die LandesregieDa war die in Trauerarbeit amerika oder auch Afrika gut leben. lass’ mich nicht scheu machen. Um nal. Natürlich gelten auch in beiden lehnt und Schutz sucht. Das tut gut, rung, damals noch zu Zeiten von ger. die Gefährlichkeit von Corona weiß Ländern Abstandsregeln, aber das Einen argen Dämpfer hat es alleraber sie wissen ja, man kann da Waltraud Klasnic. Er habe damals ich Bescheid. Ich halte Abstand – ist eine physische Distanz und keine dings gegeben. Und der wirkt noch nicht wirklich helfen, sondern kann bereits, so erzählt die Frieda, die nach. Als man 17 Millionen Zuchtmehr als einen ausgewachsenen soziale. Denn ganz wichtig in Coronur versuchen, zu trösten. Bei uns in Zusage der damals allmächtigen Baby-Elefanten –, vom Regierungsna-Zeiten, so sagen dort die jungen nerze töten musste. Diese waren von der Nachbarschaft gibt’s auch eini- steirischen VP-Chefin gehabt, die In der Steiermark durfte Gerhard Corona befallen und hatten auch quartett Kurz, Kogler, AngstschoLeute, ist der soziale Austausch ge türkische Zuwandererfamilien. dann allerdings im Parteivorstand Draxler seinerzeit nicht ORF-Lanbereits Menschen damit angesteckt. ber und Nehammer. zwischen der älteren Generation Und da haben wir gehört, dass die einen anderen vorschlug, ohne Gril- desdirektor werden, weil er für Insgesamt seien die Dänen aber * und eben den Jüngeren. Er sei der mit ihrer Tochter kürzlich in die litsch darüber zu informieren. Ver- ÖVP-Landeshauptfrau Waltraud Ganz schön frech – der StandardKlebstoff in der Gesellschaft und für positiv gestimmt, weil ja bis zum Klasnic TürkeiAllerliebsten gereist sind, weil dort den ständlich, sollte das Einsamso stimmen, Sommer zu viel rot der undgeimpft zu viel praktisch jeder, Satz meines übersie Letzdie Gesellschaft, weil die Bräutigam ausgesucht haben. Und dass der Grillitsch sich zu Klasnics schwarz war. In Kärnten wurde werden will, auch geimpft sein wird. er teren: Ein altes englisches Sprichkeit und Isolation noch viel schlimderen Tochter findet nichts dabei, Verdiensten kaum noch äußerte. ORF-Landesdirektor unter Jörg * wort sagt: Wenn du als Werkzeug mer sind als das Coronavirus. weilHammer sie ja in dieser Welt aufgewachvon der Thema FPÖ. InbeschäfWien wurde EinHaider ganz anderes nur einen hast, dann wirst * Die war ganzProbleme freudig aufge er Informationsdirektor unter Wolfdu beisen derist. Lösung deiner gang Schüssel von der ÖVP. Und regt,Nägel obwohlsehen. sie ihren Bräutigam gar nur lauter nicht je vorher gesehen hat. Wenn Weil die Frieda gerade von Klasnic nun wurde er wieder steirischer * ichauch dannAbstand daran denke, niederge- geredet hat. Herwig Hösele war ei- Landesdirektor unter dem roten Ich halte zumwie ORF. schlagen unseredort Jüngste Die Verantwortlichen für diejetzt ist, ner ihrer engsten Mitarbeiter und Landeshauptmann Franz Voves. dann denke ich mir: Solche Sorgen ist, so der Hubert, sicher ein belese- Was damit zum Ausdruck kommt, Nachrichtensendungen haben haben die Eltern der jungen ner Mann. Kein Wunder, dass mir Freundin kürzlich der erzählt. meine Lisa,Josef die wir Das sieht auch meine Freundin, dieer viel tigthat mit ihrem selbstgefälligen, selbst- Türkin zu uns eingeladen haben. Ute, so, diedie ja Vorzüge mit den Büros der gerechten nicht.Scheuklappen-Gehabe über und Nachteile der kürzlich Dass Gerhard Draxler von seinem interessiert sich ja sehr das Regierenden viel zudas tunpassende hat. Die Mar(Slogan: „ORF wie wir“) kein Gefühl Demokratie, Wahl- SieJob als Journalist was für verstehen Harry, Sohn Besseren der keting-Leute, die für diesen Slogan mehr dafür, wie das „draußen“ bei recht philosophiert. Doch mit einem Leben mussvon und alle dem jene eines hätverstorbenen Diana, und seiner hohescheint Honorare erhalten haben, den Österreichern ankommt. er ein Problem zu haben, mit belehrt hat, die ihn in der jeweiligen ten besser mehr „soziale Intelligenz“ Meghan. hat mir davon * hat mir ja Frieda erDas letzte Mal dem innerparteilichen demokrati- Frau Phase jenerLisa politischen GruppieMein Allerliebster ärgert sich grün und zeigen sollen. Wie überhaupt die erzählt, dass sie das Interview zählt, dass der Jochen Pildner- schen Umgang. Der Hubert denkt da rung zugeordnet haben, die mit gerade blau über den Zickzackkurs der der Re- Steirider we- derdort sündteure amerikanischen Star-ModeratoSteinburg , Präsident an dieMillionenwerbung Zeit zurück, als Klasnic an der Macht war oder ist. gierung. Es seiIndustrie, leicht, im Nachhinein Regierung beigetragen hat, schen nach Wien gehen gen derdazu Energie Steiermark gewaltig rin Oprah Winfrey gehört hat. Und immer soll klüger zu sein, wird er fuchsteuwundert sich der Herwig – er geht ja und Harrys Frau hat dort erzählt, dass es und dort als Nachfolger von In- Zoff mit Gerhard Hirschmann wenn unser Nachwuchs sagt, felswild, in der Grazer Burg aus und ein – nicht dustriellen-Präsident Veit Sorger Herbert Paierl hatte. Hösele spiel- im Buckingham Palast besorgte Kurzdie undFrieda die Regierer müsstenist. weg. mehrtedarüber, dass wir Österreicher, Äußerungen hat: Wie der vorgesehen Und in dieser Auseinandersetzung Christoph gegeben Biro, Chefredakteur Co. sollten sich vertschüssen. Die tun früher ein Acht-Millionen-Volk von dunkelhäutig wird das Kind der meinte noch, damit wäre er neben eine wichtige Rolle. Heute bezeich- Steirerkrone, zeigt immer wieder, so ja so, als ob es uns als die Zukunftsgeein Achtbeiden sein? Für Klatschspalten ja dem gut vernetzten Fritz GrillitschFußball-Teamchefs, , net er sich selberheute als „Wut-Bürger“, habe ich der Ute bei der letzten Taneration gar nicht gibt. Unverzeihlich Millionen-Volk von Virologen und wirklich interessant, wenn man den dem Bauernbundpräsidenten, der wegen der stärker werdenden Poli- rock-Runde beim Diskutieren am bleibt für sie auch der Kurz-Sager: Epidemiologen sind. rothaarigen sommersproßigen Harranghöchste steirische Vertreter auf tikverdrossenheit in Österreich, und Nebentisch zugehört, dass er von * Jeder von uns werde in seinem Umry hernimmt und seine dunkelhäudem Wiener Parkett. In der steiri- schließt sich dem Kreis jener an, die der Steiermark noch immer wirklich Der Herwig ist ein alter Hase. Er feld bald schon einen Corona-Totige Frau. Sind das Rassisten, die schen ÖVP, so erzählt die Frieda, dagegen sogar ein Volksbegehren wenig weiß. Er kommt aus Wien und kennt sich in der Politik aus. Nosten kennen. Eine unverantwortliche da im britischen Hochadel – hinauf waren die Funktionäre arg geüberlegen. Schon pikant. Oder per- bisist ein Bürgerlicher im alten Sinn talgisch erzählt er oft vom „Modell Angst-Parole – so unser Nachwuchs. zur Königin – das Sagen haben? schockt, als sie nun lesen mussten, vers. Oder auch zum Schmunzeln. des Wortes, tut sich schwer mitda neuSchlimmer geht’s nimmer. Steiermark“, das seinerzeit LandesStell’ dir vor, sagt die Lisa, wenn dass der Grillitsch sich von einer Hösele äußerte sich in den Medien en Entwicklungen. Daher gefallen * hauptmann Josef Krainer zur Leitbei einem offiziellen Anlass vom aufwar dieim andere total aus der im seines Sinne wie: „Irgendwann werden Balkon ihm des auchBuckingham Typen, die Palasts ihm schmeiUnsereStunde Jüngste Vorjahr schnur politischen Handelns Politik zurückzieht. waren auch die und Regierungsparteien cheln und ihn als der Großen mehrere Monate in einemEs Kolleg machte es auch umsetzte.von uns plötzlich inmitten dereinen Königsfamilie für ihn die hören.“ er selbst hat nicht gut einund Wichtigen im Lande darstellen. in Dänemark. DaAufregungen waren auch so arg, dass Heute gäbe Aber es auch Konzepte, kleiner schwarzer Wuschelkopf er in Graz bekanntlich wegen Herzund die Dinge richtig Oswin Kois Das verlasse Schweden in ihrer Gruppe, denn dochzugehört nur auf dem Papier und bei ana- denMit Briten zuwinkt. wäreder be-viellysiert, als erWeder im Regierungsbüro leichteinkompetenteste Malmöproblemen ist ja nicht ins weit.Krankenhaus Und natür- musSonntagsreden. ein Voves in stimmt sensationellerManager Momentdie Burg die Fäden ste. Alle, die Frieda über Bühne, streut Biro dem Nochlich wurde auchmit vieldenen über Corona nochder einGrazer Schützenhöfer hättengezogen gefür große die Geschichtsbücher. hat. Denn sonst wäre die Landtags- Energie-Steiermark-Chef Grillitsch Rosen. gesprochen. Die gesprochen haben nicht hat, waren nug Mumm und Ausdauer gehabt, * für Waltraud Klasnic MitDas fastwollen, traurig, derJüngste Obersteirer zeugtSchnabl schon hat vonsich wirklicher glauben als weil unsere diesewahl auch2005 umzusetzen. Helmut der

Bereitet LH Schützenhöfer mit Personalentscheidungen schon seinen überraschenden Rückzug vor?

auch in den anderen Parteien viele

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nicht zu einem Desaster geworden,

Sachkenntnis, lästert die Ute. Was

Vorstand der Tourismus-Abteilung im Land Steiermark in die Pension zurückgezogen. Er skandalgebeutelist einer der am Kois in der einst längsten ÖVP-Hofräte ten Estagdienenden gelungen sei, so der Herr gewesen. Seinen Posten übernomBiro, suche seinesgleichen. Wer men hat nun Martin Latzka, denke angesichts des Grünender E heulangjährige Bürochef von Hermann te noch an die schmutzigen SchlagSchützenhöfer. Dieser auchsei Estag zeilen von früher? Undhat dieja vor Monaten seinen Pressesprecher auch profitabel. Zweistellige MillioMichael Feiertag ziehen lassen. nenbeträge dürfe das Land Jahr für ErJahr kann nun als Prokurist in dersteirikassieren, und dass der Geschäftsführung des Steirischen sche Stromriese keinen Atomstrom Tourismus einen weiteren Karriereins Netz einspeist, stehe ebenfalls sprung machen. Sind das bereits auf der Kois’schen Erfolgsliste, die ersten Anzeichen, fragt sich schreibt Biro in der Steirerkrone. der Herwig, der in der Grazer Letzteres stimme in keinem Fall, Burg mehr Zeit verbringt als zu hört die Ute aus der Energie-SteierHause bei seinen Lieben, dass mark-Zentrale von jemandem, der Hermann Schützenhöfer seine mit Stromhandel zu tun hat. Staffelübergabe an Christopher Drexler damit einläutet? * Corona und die Folgen davon, Warum geheBeliebtheitswerte Kois überhaupt per 31. bröckelnde von März,auch trauert Biro.registrieren Franz Voves türkis, im Land, könnte ihm da sicher die passende die Umfrage-Schnüffler. Möglich, Antwort geben, rät die Uteseinem dem Steidass der Grübler Schützi rerkrone-Chefredakteur. Christopher möglichst vielIm ZeitÜbribis gennächsten habe dieser Oswin Kois zur Landtagswahl imHandJahr schlagqualität ein Dieser Charakterzug, 2024 einräumen–will. benötidersoheutzutage immer seltener zu ge, der Herwig, mindestens zwei Jahre dafür. amtierenfinden ist, Und will das das als Biro-Lob kein der Landeshauptmann tun, nur Ende nehmen. Er meintzu damit aber das sichert ihm guteden Chancen, die hoffentlich nicht Sack voller Mehrheit der ÖVP zu verteidigen. Energie-Steiermark-Inserate und Denn ein leutseliger Volkspolitiker die zigtausenden Euro dafür, welche istdie der für manche überhebKrone im Laufeleicht der letzten zweilich wirkende Drexler ja nicht. Es einhalb Jahre einsackeln konnte, passieren, dassweiß, wir so könnte ätzt diedaher Ute weiter. Aber wer viel früher als erwartet eines Mordie Ute, vielleicht hat der Nachfolgens aufwachen undähnlich aus derlockere Grazer ger von Kois eine Burg weißer Rauch aufsteigt: HabeHand beim Geldausgeben, wenn’s mus neuen Landeshauptmann. darum geht, vor allem für sich als * Person guten Wind zu machen. Unsere Seelenforscher – PsychoDenn viel will der Tarock-Runde logen und Psychiater – wollen nicht einfallen, als die Ute danach herausgefunden haben, dass fragt, was dem Kois so alles gelunall jene, die in ihrer Kindheit ein gen sei. Da fielen dann Begriffe wie großes Vertrauen zu ihren Eltern Murkraftwerk und Photovoltaik-Anaufbauen konnten, weniger anfällig lagefür aufdieder Firmenzentrale. Doch sind Argumente von Verdiese Projekte sollen schon die schwörungstheoretikern. HabenVorSie auf Schiene gebracht haben. jegänger vom Begriff „Epidemic Mistrust“ (Epidemisches Misstrauen) was geBis zum Mal, Frau habe in hört? Ich nächsten als einfache der Schule nie etwas davon gehört. Ich finde, es ist interessant, einmal darüber nachzudenken. Also tschüss, bis zum nächsten Mal, Eure Lilly

Eure Lilly

KLIPP November 2011 15.03.21 20:51


Der Science Tower in der Smart City Graz in der Waagner-Biro-Straße 100

Erinnerun g an das Küs s en Ein M ärchen

Hallo, meine Lieben!

dabei. Er sagt nur: „Du wirst das schon richtig machen …“ Unsere Jüngste war so schwer verliebt und jetzt ist es auf einmal über Nacht aus. Sie tut mir so leid, weil sie sich fast wie in ihrer Kindheit bei mir anlehnt und Schutz sucht. Das tut gut, aber sie wissen ja, man kann da nicht wirklich helfen, sondern kann nur versuchen, zu trösten. Bei uns in 14-15_Lilly.indd 15 der Nachbarschaft gibt’s auch einige türkische Zuwandererfamilien.

gute Chancen gehabt hätte, dem Hermann Schützenhöfer zu folgen, hätte er das im Auge gehabt. Nun ist es klarerweise vorbei damit. Schon einmal war Fritz Grillitsch knapp vor dem Sprung in die Landesregierung, damals noch zu Zeiten von Waltraud Klasnic. Er habe damals bereits, so erzählt die Frieda, die Zusage der damals allmächtigen steirischen VP-Chefin gehabt, die dann allerdings im Parteivorstand

von der politischen Bühne abtreten musste. Bei ihrem 60er, zu dem ihr zwei Wochen nach der Wahl logischerweise viele Mitarbeiter gratulierten, kam aber keine Stimmung auf. Da war die Trauerarbeit wichtiger.

In der Steiermark durfte Gerhard Draxler seinerzeit nicht ORF-Lan-

Reinhard S

chuch

eter Text aus

Er schaut schon imposant aus. Gel? In diesem attraktiven Turm, liebe Leser bringe ich meine Plaudereien zu Papier bzw. in den Computer. Aber bitte, damit jetzt kein Missverständnis entsteht: Gehören tut mir das Türmchen natürweiß nicht, ich weiß nicht, was gute Freunde hat. Die Frieda hat im-bodenständig so der Hubert. Dem und klarerweise lichIch nicht. Unsere KLIPP-Redaktion hat sich, ich machen soll und mein Allerlieb- mer wieder gehört, und sie geht ja in noch immer leid tut, dass die „Chester ist mir da überhaupt keine Hilfe der ÖVP ausim und Erdgeschoß ein, dass Grillitsch fin“ damals so sang- und klanglos einfach, wie wir sind, natürlich eingemietet.

Umgearbeit

Mein Zuhause LILLY LOTTERBLUME

dem Kolumne nband von Re inhard Schu

ch: „Erdbeer en

und mein Hu nd gehen zu r Wahl“ (Leyk am Verlag)

Es gab ein m Wir küsste al eine Zeit, lange ist sie her, n uns in d er kalten da küsste stärken, a Jahresze n regneri it, um uns n wir uns ständig. schen Tag Graz zur zu e Hauptsta dt der Öd n mit grauen Wolk wärmen und zu ten uns a en, wenn nis und M n heißen d onotonie Som feiern. Die wurde, un as leere Ärzte hatt mertagen, um das d wir küs en das Kü alle mög L e b se n un lichen Err eger entd ssen als neues Wu d uns selbst zu tem. Das n eckt und Küs als Stärku dermittel gegen es den Pu sen ist, so sagten ng für da die Ärzte ls hochtre s Imm damals, e ibt, auf 11 schon ein norm ges unsys0, 120 un e Runde und d la mehr. Da ufen, ode anzetteln müsste m , weil r einen S , dachten treit mit d an sonst wir. er Schwie germutte Hach, da r s Küssen. Es etliche H als- und N setzt 34 Gesichtsm ackenmu uskeln in Nasen de skeln Bew rK ten dama üssenden nicht ko , die aktiv werden egung und , ls wahrlic llidieren. h kein Fit Und bei G damit die Killerzelle nessstud o n, die Kra tt, wir bra io. Da nk uc Menge N europepti heitserreger tötete s Küssen aktivierte hde, die d n auch , übertrafe u n d es ie Wirkun n. So erklä g des Mo produzierte jede rt sich au Mensche rphiums ch der en n damals bei trückte G . esichtsau weitem sdruck de Kein Wun r der, dach ten wir, d scher Kus ass die Fil sszenen is mg t. Wir nah sie alle n men sie u eschichte voller ro ach mantins zum V Rourke? Ic . Willst du Kim Ba orbild un sing h d spielten wie erhoff gebe zu, nicht imm er sein, ich mach den Mick t, das war er waren ey die Neuro aber im F konnte d ilm auch ie nach Z p eptide so nicht and igaretten fluide Burton im rauch sch ers. Liz Ta Klassiker ylor etwa meckend „Cleopatr rend ihre e n Küs a“ r beider E hen so ble nicht ausstehen. D se von Richard Schwarm as sollte w iben. Und unserer M ä Clarke G ütter, weil küssen m able wurd hsie ihn in ussten. G e zum able hatt „V es fast sc o m W inde verw e Mundg hle eruch un eht“ nich Zähne, die cht geworden. Ga d Vivien L t ble hatte schlecht eigh wäre bereits m saßen un it Ende 3 d klappe 0 dritte rten. Von Julia Roberts w is gehen, d ass sie be sen wir, die wir in H i Kusssze schreibt. nen ihrem ollywood ein- un Sie d ausPartner d das Küsse will nichts riskiere ie Zahnp n. In jene n auf Rez a s ta vorr ept, das K Zeit bega Behandlu üs nn eines ng divers Tages er depres sen wurde als Vorb senkoste siver Vers n verschri timmung eugung und eben. Da Küsser un en für traten d Küsseri ausgebild vom Arzt auf Kasnnen auf kamen. E ete den Plan in neuer , die auf W , hauptberufliche Beruf wa Sozialberu r entstan unsch au f für jung d ch ins Ha en, ein ve e Mensch gesundh us rantwortu en beide eit stieg, n gsvoller rl e e s wurden Wirtschaft neue Arb i Geschlechts. Die florierte. eitsplätze VolksEin Land anschauu g lag im Ta ng umel des eschaffen und die kam jede s- und Altersgren Küssens, zen und ü r in den G über Welt b enuss de r Wunderd er alle Hautfarben hinweg ro ge. Das ist la nge her. Inzwische Küsserinn n sind an en und K dere üsser sind gefesselt von einer Zeiten gekommen , die Neu ro . seltsame peptide v mehr sein n Macht a Die erschwun en Hund ns Haus den, und oder sein Langsam man küss e Katze. E verschwin t nur s is det die E bei den J rinnerung t aber nicht das g ungen ge leiche. a rä n wir allein t es in Ve das Küsse rgessenh sin eit. Und m n, vor allem einmal ein d, was wir im Gru a nde imm e Zeit … er sind, d nchmal, wenn enken wir : Es gab

Kois in der einst skandalgebeutelten Estag gelungen sei, so der Herr Biro, suche seinesgleichen. Wer denke angesichts des Grünen E heute noch an die schmutzigen Schlagzeilen von früher? Und die Estag sei auch profitabel. Zweistellige Millionenbeträge dürfe das Land Jahr für Jahr kassieren, und dass der steirische Stromriese keinen Atomstrom ins Netz einspeist, stehe ebenfalls auf der Kois’schen Erfolgsliste, schreibt Biro in der Steirerkrone. Letzteres stimme in keinem Fall, hört die Ute aus der Energie-Steier-

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POLITIK Foto: SPÖ Presse und Kommunikation / https://www.flickr. com/photos/sozialdemokratie/27367261383/

Sektionschef Pilnacek: mächtigster Beamter vorläufig suspendiert

Zwei Steirer als „ÖsterreichAufreger“

Christina Jilek bei Eröffnung der WKStA-Außenstelle Graz in der Paulustorgasse im Jahr 2015. gelangt, dass das unter den aktuellen systemischen und personellen Rahmenbedingungen nicht geht. Die vollständige und unabhängige Aufklärung des Sachverhaltes innerhalb einer vertretbaren Verfahrensdauer ist nicht möglich. Es gibt zu viele Störfeuer.“ (...) „Ich habe alle in meiner Position vorhandenen und rechtlich zulässigen Möglichkeiten ausgeschöpft, um die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Irgendwann musste ich erkennen, dass den Personen in den Schlüsselpositionen der Wille für die notwendige Veränderung fehlt. Und dann muss man sich die Gewissensfrage stellen, das habe ich für mich gemacht. (…) Ich bin nicht bereit, ein Feigenblattverfahren zu führen.“

Jeder auf seine Art: Christina Jilek und Christian Pilnacek. Beide arbeiten für die Justiz, dem politischen Minenfeld der Alpenrepublik. ür beide ist der Dienstgeber das Justizministerium. Neben dem vom Karl Nehammer geführten Innenministerium das zweite politische Minenfeld der Alpenrepublik. Die Arbeit der Justiz erfolge unabhängig, erklärte erst kürzlich wiederum Vizekanzler Werner Kogler. Man fragt sich nur: Unabhängig von wem? Alle wollen unabhängig sein im System, im Apparat – aber keiner verantwortlich, wenn etwas schief geht.

„Ladies first“ Wenden wir uns Christina Jilek, 40, zu. Bis zum Oktober vergangenen Jahres arbeitete sie in der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA), wo sie mit drei Kollegen gemeinsam die größte Bestechungsaffäre der jüngeren Geschichte der Republik, die Causa Ibiza und ihre Nebenfronten, aufklären hätte sollen. Jilek warf ihren Job hin, weil ihre Vorgesetzten die Aufklärung „deutlich erschwert“ und „behindert“ hätten. So steht es in einem

Protestbrief an die Justizministerin Alma Zadic (Grüne). Christina Jilek ermittelte als Staatsanwältin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) federführend im Ibiza-Verfahren. Es geht darin um Bestechung, Gesetzeskauf und die Rolle der ÖVP. Jilek schmiss ihren Job hin, weil sie sich gegängelt fühlte. Als Zeugin hielt sie im Ibiza-U-Ausschuss eine Rede über die Zustände in der Korruptionsbekämpfung. Sie war derart bemerkenswert (entlarvend), dass KLIPP sie auszugsweise als Zeitdokument abdruckt. „Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich war über 13 Jahre Staatsanwältin mit Leib und Seele. Ende 2020 habe ich mich von der WKStA und der Strafjustiz schweren Herzens verabschiedet. Das ist mir alles andere als leichtgefallen. Aber für mich war das alternativlos.“ (...) „Mein Anspruch war, das Ibiza-Verfahren zügig, ergebnisoffen und frei von politischer Einmischung zu führen. Ich bin zu der Erkenntnis

Er weiß, wo die Macht wohnt Es geht um ziemlich viel, wenn die Korruptionsbehörde mutmaßliche

Die Bombe platzt am 26. Februar 2021: Justizsektionschef Pilnacek wird suspendiert. Gegen Pilnacek wird wegen Verdachts auf Verletzung des Amtsgeheimnisses ermittelt. Ex-Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP) übt hingegen als Verfassungsrichter seine Funktion weiter aus. Der Grund für die Ermittlungen: Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegen Pilnacek und Brandstetter wegen des Verdachts, eine Hausdurchsuchung beim Investor Michael Tojner im Juni 2019 verraten zu haben. Brandstetter ist Tojners Anwalt. Bei ihm prüfen die Ermittler den Verdacht, er könnte den Termin über seine Kontakte zu Pilnacek erfahren haben. Beide weisen den Verdacht entschieden zurück.

Foto: Parlamentsdirektion / Thomas Jantzen

F

Regierungskriminalität aufklären soll. Es geht um die Macht im Rechtsstaat – das weiß Christian Pilnacek, der Generalsekretär im Justizministerium und mächtigster Beamte sehr wohl.

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Auslöser für Suspendierung: Mail-Verkehr mit seinem Ex-Chef, Ex-Justizminister Brandstetter, betreffend einer Hausdurchsuchung.

Causa Blümel: „Tue es für mich“ der WKStA zu hinterfragen.

Fotos: Klipp

Ibiza verschärft die Situation

Es ist der 15. Mai 2019. Zwei Tage vor dem Platzen der Ibiza-Affäre fliegt ein Justizskandal auf. Die WKStA zeigt nämlich ausgerechnet den Justiz-Generalsekretär im Justizministerium Christian Pilnacek wegen Amtsmissbrauch an. Der Auslöser: Die verpfuschte Causa Eurofighter und das Management-Versagen Pilnaceks. Die WKStA hatte Wochen zuvor von der Staatsanwaltschaft Wien den Eurofighter-Akt geerbt. Dieser sei, so argumentierten die Staatsanwälte, dank des offenbar chaotischen Ermittlungsstils völlig ungeordnet und unübersichtlich. „Wirklich ein Schas“, wie es sogar dem damals für den Akt zuständigen Staatsanwalt Richard Proper in der Dienstbesprechung entfuhr. Pilnacek spielte den Ball aber an die WKStA zurück und mahnte sie, den 70 Kartons starken Akt aufzuarbeiten. Man möge endlich in die Gänge kommen, haltlose Anzeigen einstellen („derschlagt’s es“). Er werde ein Auge zudrücken. Die Sache eskalierte, denn die WKStA hatte die Dienstbesprechung verdeckt und illegal aufgenommen. Das Vertrauensverhältnis war damit ruiniert. Nun zeigte Pilnacek seine Kollegen an. Christian Pilnacek und der leitende Oberstaatsanwalt Johann Fuchs wollten nun gemeinsam gegen die Kollegen der WKStA vorgehen. Er forderte eine Reaktion

auf die Grenzüberschreitungen der Behörde und es bedürfe einer gemeinsamen Strategie, einigten sich die beiden. Gedacht war eine breite und aktive Öffentlichkeitsarbeit, um insgesamt die Leistungen

Die WKStA ist Österreichs Antikorruptionsbehörde. Sie protestierte gegen Interventionen im Fall Ibiza. Die Vorgesetzten Das österreichische Justizsystem sieht vor, das der (politisch besetzte) Justizminister, die Sektionschefs und die Oberstaatsanwälte auch in Korruptionsverfahren vorab über Hausdurchsuchungen informiert werden. Sie haben auch die Disziplinargewalt und das Weisungsrecht gegenüber der WKStA. Dieses wird derzeit massiv ausgeübt. „Zur Qualitätssicherung“, wie die Oberen sagen. „Aus politischer Gefallsucht“, sagen die Korruptionsermittler. Johann Fuchs leitet die Oberstaatsanwaltschaft. Er steht unter massiver Kritik von WKStA und Opposition. Das Ministerium Das Justizministerium wird von Ministerin Alma Zadic (Grüne) geleitet. Aber die Fachaufsicht untersteht Nicht-Grünen-Beamten. Oberstaatsanwalts-Chef Johann Fuchs und Sektionschef Christian Pilnacek haben die Vorwürfe einer Einflussnahme in der Causa Ibiza stets zurückgewiesen. Die grüne Justizministerin Alma Zadic wurde über die Vorwürfe bereits im Mai 2020 informiert. Nach ihrem freiwilligen Rückzug aus der WKStA ist Jilek Richterin am Gericht für Zivilrechtssachen in Graz. Sie ist mit dem Leiter der Staatsanwaltschaft Graz verheiratet. Quelle: „Falter“ 7/21 vom 17.02.2021

Nur zwei Tage nach der Dienstbesprechung mit Pilnacek platzt am Abend des 17. Mai 2019 die IbizaAffäre. Es kommt zum Supergau in der österreichischen Innenpolitik. In der Folge tritt die gesamte Regierung zurück. Und auch aus der Sicht der WKStA passiert etwas Unerhörtes. Die Behörde, die extra dafür geschaffen wurde, Korruption auf Regierungsebene zu verfolgen, soll auf höchste Weisung (von Justizminister Moser) vorerst nicht ermitteln, sondern nur das Video „beischaffen“. Am 18. Mai um 20:50 Uhr mailt Pilnacek an Fuchs: „Herr Bundesminister Josef Moser, ÖVP, möchte der WKStA keine aktive Rolle zukommen lassen.“ Fuchs erlässt eine entsprechende Weisung, wonach die WKStA zwar das Video bei den Medien beschaffen möge, aber in der Sache nicht ermitteln darf. Es bestehe nämlich kein Anfangsverdacht. Auch die Medienarbeit erledige die Oberstaatsanwaltschaft. Infolge der Suspendierung Pilnaceks hat der „amtliche Mail-Verkehr“ zwischen den beiden vorerst einmal Pause.

Ober sticht Unter Im Konflikt zwischen Pilnacek und Staatsanwaltschef Fuchs einerseits und der WKStA geht es um das alte Spiel im Beamten-Apparat – „Ober sticht Unter“. Die BeamtenHierarchie in der Justiz hat keine Selbstreinigungskraft. Daher sind die fast weinerlichen Klagen der WKStA in der Öffentlichkeit so etwas wie eine inszenierte Beleidigtheit und Gekränktheit. Man wehrt sich gegen die vorgeschriebene Berichtspflicht und damit gegen die Kontrolle. Manchen Staatsanwälten ist der vorgeschriebene Dienstweg ein Dorn im Auge. Die Vorgesetzten sehen darin eine Kontrolle, die Betroffenen eine Behinderung in der Arbeit. Selbst Richter müssen der Berichtspflicht gegenüber dem Präsidenten nachkommen. Die Ursache dafür geht auf eine gesetzliche Änderung in der Regierungsära Schüssel zurück. Bis dahin war der Untersuchungsrichter der „alleinige Herr“ des Verfahrens. Diesen gibt es nicht mehr. Heute ist die Staatsanwaltschaft der „Herr des Verfahrens“ – Ankläger und Verteidiger somit unter einem Hut.

Werter Herr Finanzminister!

Ich will mich als Bürger nicht mit der traurigen Erkenntnis zufriedengeben, dass Sie als ranghoher politischer Verantwortungsträger der Republik Österreich nicht mehr politische Sensibilität haben, als das Ihre Interviews und Statements zu den Themen „Hausdurchsuchung“, „Novomatic“ und „Justiz“ vermuten lassen. Es geht nicht um Ihre Hausdurchsuchung. Worum es geht, ist die SMS Ihres Freundes Harald Neumann, dem damaligen Novomatic-Chef. Er scheint einer Ihrer engsten Spezis. Am 12. Juli 2017 um 7:37 Uhr verfasste Neumann folgende SMS an Sie – man beachte die Reihenfolge der Themen: „Guten Morgen, hätte eine Bitte: Bräuchte einen kurzen Termin bei Kurz (erstens wegen Spende) und zweitens bezüglich eines Problems, das wir in Italien haben.“ Wie eng und verhabert Sie mit Ihrem Spezi Harald waren/sind, geht aus Ihrer „Reaktion“ – besser: „Nicht-Reaktion“ – hervor. Sie haben sich nicht aufgeregt oder verwundert gezeigt, dass eine Spende das wichtigste Thema war. Offensichtlich war das für Sie ganz normal, um nicht zu sagen an der Tagesordnung. Denn sonst hätten Sie ja wohl sofort reagiert. Etwa: „Bitte lass‘ mich damit in Ruhe. Ich möchte damit nichts zu tun haben. Was soll das? Wovon redest du da?“ Keine Silbe dazu, dass Sie dieses Ansinnen empört abwimmelten. Nein, im Gegenteil: Sie griffen das auf und wurden aktiv. Ihre Emsigkeit ist nicht verwunderlich, wenn man mit jemandem so eng ist, wie Sie mit Harald Neumann. Der ja Monate später im Dezember 2017 – damals waren Sie Wiener ÖVP-Chef und fast schon Medienminister – in einem SMS neuerlich eine Bitte hatte: „Meine Freundin (ich glaube, du hast sie einmal im Fitnessclub gesehen) würde eventuell einen Job brauchen. Glaubst du, gibt es eine Möglichkeit (…) im Bereich der Kabinette?“ Blümel antwortete: „Sie soll mir ihren Lebenslauf schicken und ich schau‘ mal.“ Aber ist das kriminell? Die WKStA will es in ihren Ermittlungen genau wissen. Denn das „in-Aussicht-Stellen“ eines Vermögensvorteils für ein Amtsgeschäft ist laut Gesetz schon im Versuchsstadium strafbar. Und jeder, der dabei mitmacht, macht sich als Beitragstäter mit schuldig. Übrigens: Die Novomatic zahlte in Italien am Ende nicht 40, sondern 20 Millionen Euro an Steuern nach. Ein Schelm, der da weiter denkt ... J.L. Februar/März 2021 17

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HINTERGRUND

Foto: zVg

Foto: privat, Nicola D.

KAGes-Chef Tscheliessnigg kommt unte

Anwältin Karin Prutsch (oben) vor Gericht erfolgreich Foto: Werner Stieber

Lage, die Verzweiflung der Eltern gar nicht vorstellen: Da gibt es ein Medikament, das das Leben ihres Kindes retten kann, sie können es sich aber nicht leisten. KAGes-Chef Karlheinz Tscheliessnigg will bis zur letzten Instanz sein „Nein“ durchsetzen.

D

Freut sich riesig: Nicola unmittelbar nach der ersten Behandlung ...

ie Grazer Anwältin vertritt Kinder, Jugendliche vor Gericht, die an Spinaler Muskelatrophie leiden – einer lebensbedrohenden Krankheit. Weiter- und überleben können sie nur mit einer teuren Spritzentherapie, der sogenannten Spinraza-Therapie. Eine Spritze kostet 75.000 Euro. KAGes-Chef Karlheinz Tscheliessnigg sagt in den meisten Fällen „Nein“ dazu. Nur eine rhetorische Frage: Würde der KAGes-Chef auch bei seinem Enkelkind die Behandlung ablehnen? Man mag sich die dramatische

Wie ist der Stand der Verfahren vor Gericht? Prutsch: Ich bin sehr froh, es sieht gut aus. Von den sieben gerichtsanhängigen Fällen gegen die KAGes gibt es bereits mehrheitlich positive Gutachten oder Entscheidungen: durch zwei Urteile in erster Instanz und durch zwei einstweilige Verfügungen, eine davon bereits bestätigt durch die zweite Instanz. Was bedeutet das praktisch? Die Therapien von vier Mandanten aus gerichtsanhängigen Verfahren sind bereits im LKH Graz angelaufen. Die behandelnden KAGes-Ärzte sprechen vor allem bei Georg P. der mittlerweile bereits 8 Behandlungen erhalten hat, von sehr guten und sichtbaren Erfolgen und freuen sich mit dem Patienten darüber. Zwei weitere Mandantinnen, die auch gegen diese lebensbedrohende Krankheit kämpfen und die

lebensrettende Spritzentherapie brauchen, verspüren bereits nach der ersten Behandlung ein Ansprechen darauf und eine Verbesserung ihres Gesundheitszustandes. Wie reagiert die KAGes auf die Gerichtsentscheidungen? Was verwunderlich ist: Dass die KAGes über Anordnung von KAGes-Chef Karlheinz Tscheliessnigg dennoch sowohl gegen die Urteile als auch gegen die einstweiligen Verfügungen alle Rechtsmittel ausschöpft, um die Therapien zu stoppen. Es ist schon sonderbar, dass die KAGes Ärzte die Notwendigkeit der Behandlung bestätigen und endlich Behandlung durchführen können und auf der anderen Seite von der KAGes weiter argumentiert wird, dass die Behandlung bei meinen Mandanten nicht indiziert, also nicht notwendig ist. Die Gesamtkosten für die gerichtsanhängigen Verfahren für die Durchsetzung der Behandlung mit Spinraza gegen die KAGes werden von ihnen insgesamt mit bis zu 300.000 Euro geschätzt. Das ist deswegen erwähnenswert, weil die behandelnden Ärzte insbesondere

mit den Therapieerfolgen nach mehrmaligen Behandlungen zufrieden sind, KAGes-Chef Karlheinz Tscheliessnigg aber rechtlich alles unternimmt, um diese Behandlungen zu beenden. KAGes-Chef Karlheinz Tscheliessnigg wurde von Ihnen bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Warum? Im Auftrag der Eltern von Georg P. habe ich bei der Staatsanwaltschaft in Graz eine Sachverhaltsdarstellung gegen den KAGes-Chef wegen des Verdachts der falschen Aussage unter Eid im anhängigen Gerichtsverfahren eingebracht. Karlheinz Tscheliessnigg hat unter Eid vor Gericht ausgesagt, dass es im Innovationsboard – dem beratenden Kollegium in der KAGes für gewisse teure Behandlungen, so auch für Spinraza – keinen Kinderneurologen gegeben hätte, der sich für die Behandlung mit Spinraza ausgesprochen hätte. Diese, seine Aussage, ist nachweislich falsch, weil mit einer Neuropädiaterin des LKH Graz als Mitglied des Innovationsboardes sehr wohl die entsprechende fachärztliche Kompetenz vertreten war. Diese Fachärztin hat sich mehrfach für diese Behandlung mit Spinraza bei Georg P. ausgesprochen. Tsche-

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HINTERGRUND

„Wenn ich allein bin, kommen mir die Tränen“

Foto: privat, Georg

... und mit ihrem ständigen Begleiter

Georg P. erhielt mittlerweile 8 Behandlungen. Ärzte: gute, sichtbare Erfolge liessnigg hat aber vor Gericht unter Eid behauptet, dass das gesamte Innovationsboard einstimmig hinter seiner ablehnenden Entscheidung gestanden sei. Ob ein Ermittlungsverfahren gegen den KAGes-Chef eingeleitet wird, darüber hat die Staatsanwaltschaft noch nicht entschieden.

Das sagt die KAGes:

„Uns geht es darum, festzustellen, wie weit es künftig jedem Patienten möglich sein wird, auf juristischem Weg jede gewünschte Behandlung an jedem gewünschten Spitalsstandort durchzusetzen, bzw. wo die Grenzen dafür sind. Da wir diese Rechtsfrage aber nicht auf dem Rücken von Patienten klären wollen, haben wir uns bereit erklärt, allen nach dem aktuell vom Gericht angelegten Maßstab der Indizierung gestellten Anträgen auf Behandlung mit Spinraza stattzugeben.“

Bettina Vollath zu Flüchtlingsdramen

H

eute pendelt Bettina Vollath als EU-Abgeordnete zwischen Graz, Straßburg und Brüssel. Vor 15 Jahren, als der damalige SPÖChef Franz Voves die ausgebildete Rechtsanwältin als Quereinsteigerin in die Landesregierung holte, gab es für sie keine zeitaufwändigen Reisewege und keine so erschütternden Erlebnisse und menschenunwürdige Zustände in den Flüchtlingslagern in Bosnien an der Grenze zu Kroatien. Mit der EU-Wahl im Sommer 2019 musste die heute 58-jährige Bettina Vollath, Mutter von drei Söhnen, „hinaus nach Europa“. Bis dahin ist sie von 2015 bis 2019 Erste Präsidentin des steirischen Landtags gewesen. Franz Voves (LH von 2005 bis 2015) übertrug ihr die Ressorts

Menschenunwürdige Zustände in den Lagern. „Push-Backs“ und Gewalt durch die „Grenzer“ Bildung, Jugend, Frauen und Familie, Gesundheit, Kultur, Finanzen, Integration. „Ohne meine Erfahrung in der Landespolitik hätte ich mich nicht so rasch im EU Parlament zurecht gefunden. Natürlich ist es eine völlig andere Ebene. Aber da wie dort kommt’s in der Politik immer auf den Menschen an – ob und wie Probleme gelöst werden oder nicht. Eines ist aber klar: Die Mechanismen in einem solchen großen Gebilde sind andere. Als einzelne Abgeordnete kannst du im Europäischen Parlament direkt nichts bewirken.“ Oder doch? In den nächsten vier Monaten scheint es sehr wohl auf einzelne Abgeordnete anzukommen. Und auch auf Bettina Vollath. Denn sie ist eines von 14 Mitgliedern jener kürzlich gebildeten Kommission, welche die Vorfälle im Zusammenhang mit Flüchtlingsrouten, unmenschlichen Verhältnissen in Flüchtlingslagern und Vorwürfen gegenüber der mächtigen Agentur Frontex untersucht. Da stehen massivste Menschenrechtsverletzungen im Raum. Da gehe es, so Vollath, auch um die menschenrechtswidrigen „Push-Backs“. Da werden Menschen, Flüchtlinge, die es geschafft haben, irgendwo und irgendwie über die EU-Grenze zu kommen und damit das Recht hätten, einen Asylantrag zu stellen, mit Gewalt, aber heimlich, still und leise wieder zurück nach Bosnien abgeschoben – oder, wie in Griechenland, in Schlauchboote gesetzt. In einem Schwarzbuch legte das Border Violence Monitoring Network der EU-Kommission im Dezember vergangenen Jahres 892 Zeugnisse von Geflüchteten vor, die über die exzessive Gewalt an der Grenze sprechen. Sie erzählen unter anderem von Hundebissen, erzwungenem Entkleiden und Haft ohne grundlegende Standards. „Manchmal ziehen die Grenzpolizisten die Kinder nackt aus, um nach

Telefonen oder Geld zu suchen.“* Es geht aber auch um die Milliardengelder, die von der EU zur Bewältigung der Flüchtlingsthematik bezahlt werden. Korruptionsverdacht steht im Raum. Eine Mammut-Herausforderung und in Corona-Zeiten noch einmal schwieriger. Es ist das erste Mal auf EU-Ebene, dass die Scheinwerfer so umfassend auf derartige Vorfälle, Menschenrechtsverletzungen gerichtet werden. Es spielt sich das Ganze zum Teil nicht weit weg von uns ab. Wenn Sie so wollen – nur einen Steinwurf entfernt. „300 Kilometer von Graz weg gibt es allergrößtes Elend, so wie wir uns das gar nicht vorstellen können. Ich bin schwerstens erschüttert von dem, was ich in Bosnien in den Lagern gesehen habe. Und dass so etwas in der EU möglich ist, das fasse ich nicht. Die EU, die ja der Hort der Menschenrechte sein sollte, duckt sich da weg.“ Bei ihren Vor-Ort-Besuchen verlor sie nicht die Fassung ob der Katastrophe, aber: „Dann privat habe ich schon manchmal weinen müssen.“

Foto: DRK/Ibrahim Malla/ckfbih

Foto: privat, Nicola D.

Foto: DRK

unter Druck

*Quelle: Die Zeit online, „Flucht nach Europa – eine Grenze noch schlimmer als das Meer“

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HINTERGRUND

Ein denkw ... Weltpolitik – geschildert aus erster Hand

KLIPP brachte Kohl & „Gorbi“ nach Graz Michael Gorbatschow feiert den 90er. 2003 – Graz war Kulturhauptstadt Europas – beeindruckte er in der damals neuen Stadthalle 1.200 Studenten aus Südosteuropa und tausende Steirer als Zuhörer. Zum Fall der Berliner Mauer: „Wir hatten entschieden, die kampfbereiten Soldaten und Panzer in den Kasernen zu lassen, kein Blut zu vergießen.“

Zurück geklippt

2003 war unsere steirische Landeshauptstadt Graz Kulturhauptstadt Europas. Dementsprechend groß war auch das internationale Interesse. Und wir vom Steiermarkmagazin KLIPP konnten auch ein denkwürdiges Highlight setzen. Mit Unterstützung des im September 2019 verstorbenen Landesrates Gerhard Hirschmann und der Energie Steiermark gab es Ende März 2003 den viertägigen „Dialog für Europa“.

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Beim Dinner im Schloss Eggenberg

Fotos: Klipp

Mit Bürgermeister Siegfried Nagl und Dolmetscher Bernd Kolrus am Schlossberg.

Es war sprichwörtlich mucksmäuschenstill, als Michael Gorbatschow und der deutsche Altkanzler Helmut Kohl in der bis auf den letzten Platz gefüllten Stadthalle vor 4.000 Gästen – moderiert von Vera Russwurm – die entscheidenden Stunden und Telefonate vor dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 schilderten. Der Mauerfall war unblutig und friedlich vonstatten gegangen, was ja vorher völlig unvorstellbar

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HINTERGRUND

enkwürdiges Treffen

war. Gorbatschow, der US-Präsident Bush Senior und Kohl hatten sich in vertraulichen Telefonaten darauf verständigt, jeweils ihre kampfbereiten Soldaten und Panzer in den Kasernen zu lassen. Zeitgeschichte-Unterricht aus erster Hand, den die 1.200 Studenten erhielten. Die meisten waren aus Südosteuropa nach Graz gekommen.

Friedensfest der Superlative Mehr als 500 Meter lang war der Sonderzug, der am sonnigen MärzVormittag am Grazer Hauptbahnhof

Eindrucksvolle Kulisse

500 Meter langer Sonderzug aus Belgrad

mit gut gelaunten jungen Leuten aus Griechenland, dem Kosovo, Bulgarien, Rumänien, Serbien, Montenegro, Kroatien eintraf. „Es war ein bewegendes Gefühl, als wir mit dem österreichischen Botschafter und serbischen Vertretern am Bahnhof in Belgrad freie Fahrt in Richtung Graz gaben“, wird der österreichische Botschafter nachher berichten. Denn das Friedensfest stand an der Kippe, abgesagt zu werden, da 14 Tage vorher in Belgrad Serbiens Ministerpräsident Zoran Djindjic durch ein Schuss-Attentat auf offener Straße ermordet wurde. Bei den Stopps in Zagreb und Maribor wurde der Zug feierlich mit Musik und offiziellen Reden begrüßt und weitere Studenten stiegen zu. Der Kärntner Diplomat Valentin Inszko, damals im österreichischen Außenministerium für Südosteuro-

Mit damaliger Landeshauptfrau Waltraud Klasnic pa verantwortlich, hatte es möglich gemacht, dass alle Studenten mit einem kostenlosen Visum nach Österreich einreisen durften. Die Eisenbahn-Gesellschaften der einzelnen Länder wiederum hatten dafür gesorgt, dass die Fahrt selbst gratis war. Eine logistische Sonderleistung, da die Systeme in jedem Land anders funktionieren. Organisiert vom Steiermarkmagazin KLIPP nächtigten die Studenten in Heimen und Hotels, gab es verschiedene Workshops und ein Herwig Burghard dirigierte Eröffnungsparty am Bahnhof

Legendärer Checkpoint Charlie in Berlin

umfangreiches Besuchsprogramm. Gänsehaut-Feeling gab es, als von Budapest kommend zeitgleich die Delegationen aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn am Grazer Hauptbahnhof einfuhren und es anschließend auf dem Europaplatz vor dem Bahnhof mit Soul, Beatund Rockmusik die erste Willkommensparty gab. Michael Gorbatschow trug sich unter Blitzlichtgewitter und großem Gedränge in das Goldene Buch der Stadt Graz ein. Siegfried Nagl war als Bürgermeister gerade drei Für „Licht ins Dunkel“ signiert

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HINTERGRUND

1.200 Studenten aus Südosteuropa: Willkommensparty am Bahnhof-Vorplatz in Graz

Gorbi beantwortete geduldig auch kritische Fragen

Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Graz Tage im Amt. „Es war für mich ein denkwürdiger Tag, der mir immer in Erinnerung bleiben wird.“ Gemeinsam mit dem deutschen Altkanzler Helmut Kohl, der von der damaligen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic begleitet wurde, stellten sich die beiden den Fragen der internationalen JournalistenKollegen. Das Land Steiermark hatte die Prominenz des Landes für ein

Beide dankten dem begeisterten Publikum.

Beim Autogrammschreiben im Schloss Eggenberg

Dinner mit Michael Gorbatschow und Helmut Kohl in das Schloss Eggenberg geladen. Frank Stronach, damals als Investor und Milliardär den Österreichern bekannt, hatte Michael Gorbatschow für den Besuch in Graz seinen Jet zur Verfügung gestellt. Die steirische Menschenrechtsaktivistin Marianne Graf erhielt in der Stadthalle von Gorbatschow und

Unterwegs in der Innenstadt

Bahnfahrt: Mi wird‘s nie lang Kohl den von Hans Schullin gestalteten „Styrian Award for Humanity“ überreicht. Für einen würdigen musikalischen Rahmen sorgten der bekannte Trompeter Toni Maier mit seinem Orchester und nach Graz eingeladene Künstler aus den Balkanländern.

politiker und Bürgermeister mit ihren Kollegen aus den jeweiligen Partnergemeinden. Ob sie nun aus Deutschland, Ungarn, Slowenien, Kroatien, der Tschechei oder der Slowakei gekommen waren. Alle freuten sich über das Treffen in Graz.

Erfrischend war auch das Zusammentreffen steirischer Gemeinde-

Zum Abschied brachten die Gäste aus Europa auf einer riesigen

„Russische Umarmung“ beim Abschied

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HINTERGRUND

KLIPP brachte „Gorbi“ & Kohl nach Graz

Mit Alt-Landeshauptmann Josef Krainer (†) und Waltraud Klasnic. Damals noch im Hintergrund: Hermann Schützenhöfer

Bahnfahrt: Mit Musik wird‘s nie langweilig

Fröhlicher Abschied bei der Rückfahrt

Papierrolle ihre Eindrücke und Erlebnisse in Graz zum Ausdruck. Die meisten drückten aus, dass sie später einmal wieder kommen wollten, weil sie die Gastfreundschaft und die Atmosphäre in Graz beeindruckt hatten.

Violinvirtuose Jovan Kolundzija aus Serbien Dusanka Schöff (li.): auch ein „Stiller Engel“ – ausgezeichnet mit dem Styrian Award for Humanity“

Styrian Award for Humanity für Menschenrechtsaktvistin Marianne Graf

Toni Maier mit seinem Orchester Riesige Papierrolle beschrieben mit Graz-Eindrücken.

PS: Die Idee zum „Dialog für Europa“ war bei einer Radtour auf den Schöckl vor St. Radegund entstanden.

... Innenstadt-Rundgang Februar/März 2021 23

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UMWELT

ES WERDE GRÜN

Mehr Lob geht nicht. „Energy Globe Styria“ für Rooftop-Farming in der Smart City in Graz

Foto: Joanneum Research / Manuela Schwarzl

Die grüne Uniqa-Fassade in der Annenstraße

ten Dächern (ca. 20 cm Beete) ein großer Effekt erzielt werden kann. „Wir haben eine weit intensivere Begrünung – die beträgt mit dem Wasserpuffer 70 cm“, so Prettenthaler. „Das Niederschlagswasser wird gespeichert. Und man glaubt es gar nicht: Auch in den Sommermonaten regnet es in Graz ordentlich – 380 Liter pro Quadratmeter.“ „LIFE – Institut für Klima, Energie und Gesellschaft“ von Joanneum Research. Chef Franz Prettenthaler mit Team-Mitgliedern.

„T

oll wäre es im Sinne der Kreislaufwirtschaft, wenn im Turm auch noch Platz für einen Kuhstall gewesen wäre“, scherzt Hans Höllwart, Erbauer des Science Tower in der Smart City in Graz. Als Kind hat er auf dem elterlichen Bauernhof in St. Johann in Salzburg täglich vor der Schule die Kühe gemolken. Gemeinsam mit dem Architekten Markus Pernthaler hat Höllwart im 13. Stock in 16 Hochbeeten einen Gemüse- und Obstgarten entstehen lassen – mittlerweile betreut, gestaltet und verantwortet von

Joanneum-Research-Klimaforscher Franz Prettenthaler mit seinem Team als Forschungsprojekt. Nicht nur die Ernteerträge sind sensationell, sondern auch die Erkenntnisse für die Klimaforschung. Bis zu sieben Grad kühler ist die Temperatur in den Sommermonaten Juni, Juli, August. „Damit können wir die Hitzespitze sehr gut kappen“, so Franz Prettenthaler. „Durch das Verdunsten von Wasser kommt es zu einem physikalischen Abkühlungseffekt.“

Den Garten kann man als nach oben offenes Glashaus sehen. Wenn die offizielle Messstation beim Merkurmarkt in Graz-Eggenberg für den Westen von Graz im Sommer 35 Grad und mehr misst, dann bleiben die Temperaturen im 13. Stock des Science Tower unter 30 Grad. Joanneum Research hat Untersuchungen über die DachflächenAbkühlung für die Stadt Graz gemacht. In diesen zeigt sich, dass schon mit nicht so intensiv begrün-

Im von Joanneum Research entwickelten Climate Fit City Modell ist die dramatische Entwicklung für die Bevölkerung in den Städten ablesbar. Für Graz werden es 100 Sommertage sein – also mit einer Temperatur über 25 Grad. „Könnte man nur zehn Prozent der

Visionär Hans Höllwart mit Frau

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Der Green Tower in Reininghaus

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Natürliche Klimaanlage und Lebensraum

Foto: Wolf/Uniqa

Seitinger: „Begrünte Außenräume sind nicht nur eine optische Aufwertung, sondern haben auch einen positiven Einfluss auf die Luftqualität und das lokale KleinKlima. Pflanzen spenden Schatten. Damit wirkt die Begrünung gerade in den Sommermonaten wie eine natürliche Klimaanlage.“

Dachflächen begrünen“, so Prettenthaler, „und dort drei Millimeter Niederschlagswasser auf den Gründächern speichern und nicht die Mur hinunter rinnen lassen, dann könnte man die Temperatur in der Stadt um fünf Grad absenken. Natürlich ist das alles eine technische Herausforderung, aber für die Gesundheit der Menschen in den Städten wäre es ganz, ganz vorteilhaft.“

Hotspot Graz-Jakomini

Eine weitere Maßnahme zur Absenkung des Temperaturanstiegs in den Städten wäre, die Dächer weiß zu streichen. Dann gibt’s den so genannten Albedo-Effekt. „Jeder von uns weiß, was es heißt, wenn man im Sommer ein schwarzes Leiberl anhat und nicht ein weißes.“ Franz Prettenthalers Engagement für das Klimageschehen ist schon in der Jugend geweckt worden. „Da habe ich mit meinem Großvater in der Obersteiermark ein

Beim Wetter kann dem 40-köpfigen Team um Franz Prettenthaler niemand was vormachen. Da haben seine Experten in jahrelanger Kleinarbeit europaweit Daten erhoben und betreuen Kunden (auch internationale) der Freizeitindustrie, der Tourismusbranche, des Handels mit ihrem „Wedda“-Projekt. Dieses liefert eine Prognose und zuverlässige Daten für 10 Tage. Mit wie viel Gästen, Kunden die Unternehmen aufgrund des Wetters rechnen können. Wie viel Ware eingekauft werden und wie viel Personal zur Verfügung stehen muss. Viele Bauträger befassen sich bei der Planung ihrer Projekte mit dem Thema Klima zu spät. Sie kommen erst drauf, wie wichtig das für die Eigentümer oder Mieter ist, wenn schon gebaut wird.

Reininghaus wächst Es wird ein Stadtteil, der mit rund 10.000 Bewohnern der Größe so mancher Bezirkshauptstadt entspricht – aber es wird doch einzigartig. Auf dem Reininghaus-Areal im Grazer Westen entsteht ein urbanes Zentrum, das neue Maßstäbe in der Stadtentwicklung setzt und international große Beachtung findet. Nach jahrelanger Vorbereitung wird die einstige Vision jetzt Realität. Umgesetzt wird der Stadtteil nach den Richtlinien einer Smart City – Foto: egger.com

Es wären solche Maßnahmen dringend geboten, denn wir werden diese brauchen, damit der Außenraum im Sommer auch belebt und als Bewegungsraum erhalten bleibt. Landesrat Hans

Dies auch unter dem Aspekt, dass ja Tag für Tag viel Grünfläche in den Städten versiegelt wird. Die Folgen davon zeigen sich in Graz besonders im Bezirk Jakomini mit seinen Hotspots. Der gesamte Bezirk hat nur noch ein Potential von elf Prozent, um mehr Grün zu schaffen. „Damit die Städte bewohnbar bleiben – auch der Bezirk Jakomini, wenn Sie so wollen –, muss ich begrünen. Da führt kein Weg vorbei“, so Klimaforscher Franz Prettenthaler.

Glashaus betreut. Und da habe ich gesehen, wie das mit der Verschattung, Verdunstung und der Kühle funktioniert. So braucht sein Glashaus heute nur die Sonne – auch im Winter friert es nicht, weil es mit schwarzen Flaschen, die mit Wasser gefüllt sind, umgeben ist. Schwarz speichert eben bekanntlich die Wärme besser.“

Smart-City-Architekt Markus Pernthaler

LR Seitinger: „Brauchen Begrünung.“

Architekt Pucher: Reininghaus-Gestalter

ökologische Energiemodelle, sanfte Mobilität und schonender Umgang mit Ressourcen. Für die Planer und auch den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl wird Reininghaus ein „schlauer Stadtteil“. Die grünen Fassaden werden sich vorteilhaft auf das Mikroklima auswirken.

Auch Energie-Unternehmen müssen „mitspielen“ Foto: zVg

Foto: Atelier Thomas Pucher

Großstadtdschungel-Gefühle durch vertikale Bewachsung. Stauden, Sträucher und Moose werden hier gepflanzt.

E-Steiermark-Vostandsduo Christian Purrer (li.) und Martin Graf.

„Die Energie Steiermark plant in den kommenden fünf Jahren einen massiven Ausbau der Erneuerbaren Energie in der Steiermark. In Summe haben wir Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro in der Pipeline. Dabei geht es sowohl um den Ausbau der Windkraft, der Photovoltaik und der Wasserkraft. Unsere Investitionen haben eine hohe Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung im Land. Denn der überwiegende Teil unserer Aufträge geht an heimische Unternehmen und Partner. Damit können wir tausende Jobs mittelund langfristig sichern. Und das ist gerade in der aktuellen Phase von größter Bedeutung! Aus der Region und für die Region, diesem Grundsatz folgen wir in unserer Unternehmenspolitik. Wir nehmen österreichweit eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit ein. Ein Beispiel ist unser neuer E-Campus, Österreichs modernstem Ausbildungszentrum im Bereich Green Energy. Hier haben wir über 10 Millionen Euro in die Qualifikation der besten Talente im Bereich Green Energy investiert. Das Gebäude mit mehr als 4000 Quadratmeter Nutzfläche wird den europaweit höchsten Umwelt- und Effizienzstandards gerecht. Die innovative Energiezentrale zur Wärme- und Kältebereitstellung ist dabei ein wichtiger Baustein.“ Februar/März 2021 25

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„Wir sind keine Träumer“

Fotos: zVg

Das Team „ZweckZwei“ um Karl Steinwender will unsere Welt nachhaltiger machen

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Initiator Karl Steinwender

s gibt Menschen, die sehen den Sinn ihres Lebens nicht darin, einmal reich zu werden, sondern das Leben auf unserem Planeten „besser“, nachhaltiger zu gestalten. Karl Steinwender, seit 25 Jahren als selbstständiger Umweltberater im Einsatz, ist einer davon (gehört dazu). Er und seine Geschäftspartner sehen beruflich ihren Lebenssinn darin, dafür zu arbeiten, dass wir mit unserem Planeten ressourcenschonender umgehen. Mit ihrer Plattform, dem Unternehmen „ZweckZwei“, sorgen sie dafür, dass ausrangierte Produkte – ohne aufwändiges Recycling – einen völlig neuen, zweiten Verwendungszweck bekommen, also in die klassische Kreislaufwirtschaft einfließen, wie sie Umweltaktivisten denken. Einige Beispiele dafür: Da werden 500 ausrangierte Tesla-Airbags, die sonst als Gewerbemüll entsorgt werden müssen, zu stylischen Handtaschen gemacht. Als Handtaschenträger werden ausrangierte Autosicherheitsgurten genommen. Alte Offset-Druckplatten, Autofedern, die intakten Birnen eines Zweiergolf werden für eine Tischlampe verwendet. „Natürlich sind wir nicht China“, so Karl Steinwender, „und die Produkte haben daher auch ihren Preis. So eine Tasche kostet zum Beispiel 79 Euro und passt eben auch nur für eine bestimmte Zielgruppe.“

Im Hochregal bei Boxxenstopp: sorgsam geordnete Schrottkisten als „Rohstoff-Quelle“

Mitstreiter Wolfgang Pekny 80 Prozent. So hoch ist der Anteil des eingesparten CO2 für das neue Produkt. Das Projekt ZweckZwei wird auch vom Forschungsförderungs-Fonds unterstützt. Steinwenders Kernteam setzt sich aus einem halben Dutzend Spezialisten zusammen. Dazu gehören Designer, ein Fotograf, ein E-Business-Experte, ein Autoverwerter und, und. „Jeder von ihnen hat seine Kernkompetenz.“ Zum Team gehören die Umweltaktivisten Wolfgang Pekny (Mitbegründer von Greenpeace), aber auch Robert Zehetleitner (früher einmal Apple-Geschäftsführer). Steinwender: „Meine Mitarbeiter und das Netzwerk werden alle bezahlt.“ Das „Rohmaterial“ kommt von 10 bis 15 Partnern – darunter eben der Boxxenstopp in Gleisdorf, Technoglas, Schrottwolf, Ritter Stahl, Siemens. Weitere wichtige Mitspieler sind Creative Industries Styria (CIS), die Chance B in Gleisdorf und das Team Styria, das dann die Produkte verarbeitet oder her-

stellt. Mit bei den Entwicklungen neuer Ideen auch die Montan-Uni in Leoben mit Professor Roland Pomberger. Dann die bekannten steirischen Unternehmen Zotter aus Riegersburg und Ringana aus Hartberg. „Wir sind also keine Träumer“, stellt Karl Steinwender klar. ZweckZwei hat bereits Umweltpreise gewonnen und mit den Finanzmitteln daraus wurden neue Produkte kreiert. Ein Ziel: „Wenn wir nur fünf Prozent des Abfalls vor der Entsorgung retten, dann sind das tausende Tonnen eingespartes CO2. Weil unser Kreislauf ein so kurzer ist.“ Gegenwärtig ist man dabei, eine E-Business-Plattform einzurichten, auf der Unternehmen ihre „Rohstoffe“, ihr Rohmaterial, für eine ZweckZwei-Verwendung anbieten können. Karl Steinwender: „Alle Kunden, die da mitmachen werden, haben natürlich eine Ökobilanz gemacht.“

„Das passt zu uns und Boxxenstopp-Gründer Siegfried Pfister, St. Margarethen/Raab bei Gleisdorf „Entstanden ist das so, dass der Herr Steinwender, der immer bei uns vorbeifährt, angefragt hat, ob ich Material in größeren Mengen habe, das ich ihm zur Verfügung stellen kann – das bei uns als Ersatzteil nicht verkauft wird, aber als Material gut anwendbar ist, weil es seine Funktion noch hat“, erzählt Boxxenstopp-Chef Siegfried Pfister. Daraufhin ließ er seine Mitarbeiter Gurte, Stoßdämpfer, Lenkradeinsätze aus den Autowracks ausbauen und stellte sie Karl Steinwender zur Verfügung. Dieser erkannte mit seinen Experten das Potential dieser Dinge für einen zweiten Verwendungszweck. Angefangen habe das, so Pfister, im Frühsommer 2020. „Es gibt viele Stoffe“, so Pfister, „die man wieder in den Kreislauf einbringen kann, aber dafür braucht man wieder Energie, Strom – also man kann sie klassisch recyceln. Bei ZweckZwei ist aber das Ziel, die Dinge vor dem Recyceln wieder aufzubereiten, ohne viel Energieaufwand, also diesen zu minimieren. Die Einsetzbarkeit der Materialien hängt aber natürlich von der Kreativität und der Inspiration der

War früher ein Scheinwerfer

Foto: Klipp

Die Klimawirksamkeit, sprich Nachhaltigkeit, beträgt ca. 70 bis

... warten auf ihren „Zweck Zwei“ 26 Februar/März 2021

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Dichtungsringe – sonst Gewerbemüll Auch auf ausrangierten Kunststoff-Rohren lässt sich‘s gut trommeln ...

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UMWELT

Glück gehabt! Knapp am Blackout vorbeigeschrammt!

Foto: Klipp

Boxxenstopp-Chef Siegfried Pfister mit ausrangiertem Airbag ...

uns und macht Sinn“

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Menschen ab, die damit dann zu tun haben, sich damit auseinandersetzen müssen.“

nwenragt habe, das aber ine Chef Mitsätze e er al ungsm

Siegfried Pfister hat 20 Jahre bei AVL in der Entwicklung gearbeitet und macht sich damit auch immer Gedanken über eine Weiterverwendung von Autoteilen. Er hat in den letzten drei Jahren sein Lager stark erweitert. „Diesen Level wollen wir halten und nicht größer werden. Wir werden einfach versuchen, das Material schneller zu drehen. Da ist es wichtig, dass wir eben dann die Teile anderen Funktionen wieder zuführen können. Mit unserem Hochregal versuchen wir, ressourcensparend zu arbeiten. Wir lassen das Material so lange es geht im Auto, weil dort die beste Lagerfähigkeit ist und auch der Arbeitsaufwand damit überschaubar ist. Erst wenn man sieht, dass dieses Auto nur noch 30 Prozent einsetzbare Teile hat, baut man die interessanten Teile aus und gibt das Auto weiter. Das ist eine gute Richtung, die wir eingeschlagen haben. Und damit konnten wir auch einen runderen Ablauf bewirken.“

aber – also kZwei celn ufnsetzich r

„Was immer mehr wird: Im Karosseriebereich gibt es diese Türe, diese Motorhaube oder was immer in der Farbe. Jedes Auto hat seinen Lebenszyklus und es ist unsere Funktion, dass wir dann relativ flüssig diese Dinge weiter verarbeiten. Damit dann auch wieder Platz für neue Dinge da ist. Wir sind gut vernetzt. Wenn wir Fahrzeuge abholen, dann versuchen wir natürlich gleich, im Gegenzug Material oder Ersatzteile woanders hin zu liefern.“ „Zu 90 Prozent holen wir die Autos selbst ab und sind mit Betrieben natürlich in Verbindung – in Kärnten, Wien, Oberösterreich –, wo wir uns auch austauschen. Die letzten 20 Jahre haben sich Betriebe, so wie wir, auch spezialisiert, weil ja jeder Hersteller andere Technologien hat. Wir sind auf VW, Renault, Audi, Skoda usw. spezialisiert.“

... daraus wurde eine schicke Tasche. Die Henkel waren früher Gurte.

Airbag: wurde zum Glück nie gebraucht.

Ein Hingucker: Lampe aus Autoteilen (o.)

pätestens seit dem 08. Jänner 2021, an dem Europa knapp an einem Blackout vorbeischrammte, ist vielen Menschen bewusst, dass ein Blackout eintreten kann und welche Gefahren von einem großflächigen, mehrtägigen Stromausfall ausgehen.

Noch keine Antwort auf die Frage: Was war die Ursache?

Nachdenklich stimmt, dass bis heute die eigentliche primäre Ursache dieser dramatischen und bedrohlichen Stromstörung im europäischen Verbundstromnetz nicht genannt wird. Denn die Abschaltung des Sammelschienenkupplungs-Leistungsschalter im Umspannwerk Ernestinovo (Kroatien) durch Überstromschutzauslösung am Freitag, 08.01.2021 um 14:04:25 war eine Folgewirkung der von den Verantwortlichen bisher nicht genannten Ursachen. Da entstehen Fragen wie: Warum haben die Überwachungseinrichtungen diese Überlast nicht rechtzeitig, also vor der Abschaltung, erkannt? Warum bewirkt die Auslösung eines einzigen Schalters im europäischen Verbundnetz eine Trennung in 2 Netzteile (nördliches und südliches Netz mit Stromausfällen im südlichen Netz), obwohl die Verbundnetze mit n-1 Sicherheit betrieben werden? Das n-1-Kriterium ist ein elementares Prinzip für den Betrieb der Übertragungsnetze und bedeutet: Das Stromnetz muss jederzeit den Ausfall einer wichtigen Leitung oder anderer Komponenten verkraften können, ohne dass es zu großflächigen Stromausfällen kommt. Die verbleibenden Leitungen dürfen auch bei Ausfall einer Leitung, eines Anlagenteiles nicht überlastet werden.

Welche Folgen hat ein überregionales Blackout?

Mit dem Stromausfall funktionieren gleichzeitig im Umkreis von hunderten Kilometern in vielen Gemeinden die Wasserversorgung, die Abwasserentsorgung, Telefone, Mobilfunknetze und Notruf, Internet, Radio, Fernseher, Signalanlagen, usw. nicht mehr. Der Treibstoff

kann knapp werden, Geschäfte und Banken sperren zu, Bankomaten geben kein Geld her, keine ZeiBlackout-Vorsorge-Extungen gibt perte Walter Schiefer es und die Steuerung bei den meisten Heizungsanlagen fällt aus. Hinzu kommt, dass Kerzen oder Camping-Gaskocher in den Wohnungen zu Brandherden werden können. Dies sind nur einige Beispiele.

Foto: zVg

Foto: Klipp

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WER hilft WEM? Beim Blackout haben die 2.095 Gemeinden und alle für den Katastrophenschutz verantwortlichen Behörden, wie Bundesregierung, Landesregierungen, Bezirksverwaltungen in Österreich gleichzeitig die gleichen Probleme- keinen Strom, Ausfall Infrastruktur und gestörte Kommunikations- und Informationswege! Wer kann der Bevölkerung in den Gemeinden dann helfen? Von außen niemand! Wirksame Hilfe für die Menschen, Tiere, Einsatzkräfte gibt es nur in den Gemeinden, die Blackout-Schutz-Maßnahmen vorbereitet haben. Trotz der steigenden Blackout Gefahr sind noch immer viele österreichische Gemeinden und große Teile der Bevölkerung nur mangelhaft gerüstet. Erst wenige BürgermeisterInnen haben mit den Gemeindebediensteten, den Feuerwehren, Einsatzkräften, Infrastrukturbetrieben und der Bevölkerung vorgesorgt. Corona wurde Wirklichkeit, obwohl kaum jemand daran gedacht hat. Die Blackout Gefahr ist allgemein bekannt und immer noch glauben viele Entscheidungsträger, dass ein Blackout nicht kommen wird. Die Frage lautet nicht OB, sondern WANN! Jede Gemeinde kann BLACKOUTFIT werden, wie die Praxis bei 50 Kommunen, die das ganzheitliche, praxisorientierte „Blackout Schutzpaket 3-Säulen-Selbsthilfe mit Sonnenstrom“ haben, zeigte. Februar/März 2021 27

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AUTO&MOTOR

Ein „Stromer“, der elektrisiert AUTOTEST

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eicht ist es uns nicht gefallen, nach zwei Wochen unser Testauto wieder zurück an Kia Austria zu geben. So sehr hatten wir uns schon an seine Annehmlichkeiten gewöhnt. An kalten Wintertagen sind Sitz- und Lenkradheizung was ganz Angenehmes. Auch wenn das nur Details sind.

Privilegiert fühle ich mich als Lenker eines rein elektrischen e-Niro, wenn es auf die Autobahn geht. In Graz und Umgebung gibt es zahlreiche IGL-100er-Beschränkungen.Von diesem 100-km/h-Tempolimit nach dem Immissionsschutzgesetz für Luft (IG-L) sind in Österreich Elektrofahrzeuge, also auch Fahrzeuge mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb,

Facts

Mit Gleichstrom (DC) lädt der e-Niro Long-Range bei einer CCS-Ladesäule bis zu 75 kW pro Stunde, mit Wechselstrom (AC) sind es 11 kW und zu Hause über eine mobile sogenannte Wallbox 7,2 kW. Das Einstiegsmodell des Kia e-Niro mit der 39,2-kWh-Batterie kostet 36.690 Euro, die Long-Range-Variante mit der 64-kWh-Batterie ist ab 41.090 Euro zu haben. Unser Testmodell in der PlatinAusstattung kommt auf 47.290 Euro. Außerdem gibt es 5.000 Euro an Förderung für E-Fahrzeuge und sind vorsteuerabzugsberechtigt (für Unternehmen).

Komfortabels und übersichtliches Cockpit

ausgenommen. Mit gutem Gewissen kann man daher dort mit 130 km/h den Rest der „Autowelt“ überholen. Wird man geblitzt, so erledigt sich die Sache spätestens, wenn die Behörde im Zulassungsschein nachsieht. Auf einem Autobahnabschnitt zum Beispiel zwischen Lannach und Sinabelkirchen gewinnt man da Zeit und fährt dem Verkehr gleichsam davon. Die Spannung steigt auch, wer da und dort im Kia e-Niro sportive Fahrmomente erleben will. Wenn im Rückspiegel die bekannten Verdächtigen sichtbar werden – ein Audi, BMW oder Mercedes –, die es eilig haben und nach vorne drängeln: Ein Druck auf den Modus-Knopf und dort „Sport“ eingestellt und ins „Gaspedal“ lassen die Drängler rasch ziemlich alt aussehen und sie halten dann auch gleich den Respektabstand, weil sie merken, dass es doch Schnellere gibt. Alles recht und schön, aber wie sieht es denn mit der Reichweite aus? - kommt sofort die wohl häufigste Frage aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, die „Schwachstelle“ vieler „Stromer“. Was sagt dazu der Hersteller: Der neue Kia Niro EV hat Langstreckenpotential. Bis zu 455 Kilometer kann das Crossover-

Der Kia e-Niro liefert Spannendes

Bis zu 400 km Reichweite

Modell mit einer Batterieladung zurücklegen – gemessen nach dem neuen, realitätsnahen Testverfahren WLTP (Worldwide harmonized Light vehicles Test Procedure). Diese kombinierte Reichweite schafft die kraftvollere Modellversion – wie unser Testfahrzeug, das über einen 204 PS starken E-Motor (150 kW) verfügt und eine Batterie-Kapazität von 64 kWh hat. Im City-Zyklus liegt die maximale Reichweite sogar bei 615 Kilometern. An einem 100-kWSchnellladeanschluss lässt sich der Lithium-Polymer-Akku in nur 54 Minuten zu 80 Prozent aufladen. Das Basismodell mit 100 kW (136 PS) und 39,2-kWh-Akku hat eine kombinierte Reichweite von 289 Kilometern. Bei Fahrten von 150 Kilometern hin und 150 Kilometern zurück, bei denen Klimaanlage (oder Heizung), Sitzheizung mit Ventilator – also Komfort-Elemente – in Betrieb sind, dazu überall maximale Geschwindigkeit gefahren wird, muss man sich keine Sorgen machen, irgendwo unterwegs „zu stranden“. Die Reichweite verdankt der Kia Niro EV auch seinem wirkungsvollen rege-

nerativen Bremssystem sowie der vierstufigen Rekuperation (EnergieRückgewinnung), die je nach Topographie und Verkehrsverhältnissen das Fahrzeug optimal verzögert. Sie berücksichtigen daher sowohl Kurven oder Kreuzungen als auch Steigungen und Gefällstrecken für eine möglichst energieeffiziente Fahrweise. Die Reichweite ermöglicht auch eine serienmäßig eingebaute Wärmepumpe zur effektiven Kühlung und Heizung. „Gut, dass Sie kommen. Können Sie mir helfen?“ - begrüßte mich ein E-Kollege, zufällig auch mit einem Kia e-Niro unterwegs, ziemlich verzweifelt an der Tankstelle nahe dem Flughafen Graz-Thalerhof. „Ich muss nach Wien zurück und versuche schon eine Stunde mein Auto zu laden, aber es funktioniert nicht.“ Er habe sowohl bei Kia als auch bei der Kartenfirma Smatrix angerufen, die die Tankstation betreibt. Alle zeigten sich sehr bemüht, aber ohne Erfolg. Zum Glück konnte ich

Strom-Tanken muss geübt werden

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ihm helfen. Über die Smatrix-Handy-App bereitete er den Ladevorgang vor. Was er aber dabei übersah: dass er auf dem Display der Tanksäule diesen bestätigen musste, um wirklich Strom geliefert zu bekommen. „Das hat sie mir nicht angezeigt“, so der nun Glückliche. Nach einer Stunde konnte er weiter. Solange dauert es, bis die Batterie wieder zu 80 Prozent geladen war. Wir luden unser Testfahrzeug mit der Smatrix-Karte, die wie eine Kreditkarte funktioniert. Eines sei angemerkt: Das schnelle Laden an den verschiedenen Strom-Tankstellen verlangt Erfahrung. Es ist notwendig, sich über Dauer und Kosten schon vor dem Laden genau zu informieren. Auf einer Fahrt aus Niederösterreich in die Steiermark zurück hatten wir unseren e-Niro zum Aufladen an einer Tankstelle geparkt. Der Ladevorgang begann, auf dem Display im Auto und auch auf der Ladesäule wurden knapp zwei Stunden bis zur Vollladung von 100 Prozent angezeigt. Als wir knapp drei Stunden später zurückkamen, betrug die Batterieladung aber nur 38 Prozent. Und der Ladevorgang war als „abgeschlossen“ gekennzeichnet. Warum das so war, das konnten wir nicht in Erfahrung bringen. Noch einmal angeschlossen und auf 80 Prozent geladen, ging’s dann eine halbe Stunde später zurück nach Graz.

Auto und Führerschein weg

Strenges Anti-Rasergesetz kommt. Und EU will ab 2024 in jedem Neuwagen das „Intelligent-Speed-Assistance“-System vorschreiben.

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as neue Gesetz wird 2022 in Kraft treten. Unverbesserlichen Rasern – vor allem im Stadtbereich – drohen empfindlich höhere Strafen. Neben bis zu 5.000 Euro hohen Geldstrafen ist der Führerschein zumindest für ein Monat weg und auch das Fahrzeug kann beschlagnahmt werden. Die Autofahrerclubs sehen im neuen Gesetz einen Schritt in die richtige Richtung, die Experten des Kuratoriums für Verkehrssicherheit sind damit noch nicht zufrieden: Selbst bei 60 km/h Geschwindigkeit im Stadtbereich – erlaubt sind bekanntlich 50 km/h – komme es nicht automatisch zum Führerscheinentzug und auch nicht zu einer Nachprüfung für den Führerschein.

Europäer, der von einem Auto getötet wird, war als Fußgänger oder Radfahrer unterwegs. Ab 2024 will nun auch die EU Rasern das Autofahren erschweren. Bereits 2019 hat die Kommission – das Parlament und der Rat in der EU – die verbindliche Einführung des Intelligenten Geschwindigkeitsassistenten beschlossen. Der „Intelligent Speed Assistant“ (ISA) soll sicherstellen, dass jeder Autofahrer über gezielte, angemessene und wirksame Rückmeldungen darauf hingewiesen wird, wenn er ein Tempolimit überschreitet.

Apropos Graz: Da heißt es im Autohaus Robinson, das den Kia anbietet: Für die Batterie gibt es eine Garantieleistung bis 150.000 km. Fällt die Akkuleistung dann unter 65 Prozent, wird diese – sie kostet derzeit 15.000 Euro – ersetzt. Bisher gab es allerdings keinen solchen Fall.

Wer Tempolimits ignoriert, der gefährdet sich und andere. Die Verkehrsforscher haben es schon längst auf den Tisch gelegt: Außerhalb von Städten und Dörfern führt jedes Prozent Tempoverringerung zu zwei Prozent weniger Unfällen und vier Prozent weniger Toten. Noch drastischer sind die Folgen in der Stadt. Wird ein Fußgänger mit 65 km/h statt der erlaubten 50 km/ h von einem Auto erfasst, endet die Kollision fünf Mal so häufig tödlich. Und jeder dritte

All das klingt in der entsprechenden EU-Verordnung im Artikel 6 recht eindeutig. Doch um die Details wird nun in Brüssel erbittert gestritten. Die Deutschen wollen sich schon mit einem Warnlämpchen im Armaturenbrett zufrieden geben. Das soll bereits als vollwertiger Geschwindigkeitsassistent durchgehen. Die Bestimmung soll aufgeweicht werden und durch das Wörtchen „kann“ ersetzt werden. Damit bliebe dann die konkrete Ausgestaltung des ISASystem den Autoherstellern überlassen. Die deutsche BILD-Zeitung titelte seinerzeit: „Neue Irrsinnsidee aus Brüssel: Zwangsbremse für alle Autos.“

Skoda Fabia Kombi: 4/2014, 50200 km, 44 KW, € 6.990,-

VW Golf TDI: 3/2011, 157000 km, 77 KW, € 8.290,-

Audi A5 Coupe: 7/2016, 61900 km, 130 KW, € 21.950,-

Ein Warnlämpchen oder ein Piepston gehören nicht zu einem vollwertigen System. Die Überschreitung des Tempolimits soll dem Autofahrer stattdessen intuitiv mit ansteigendem Widerstand seines Gaspedals oder einer Drosselung der Motorleistung vermittelt werden. Optische und erst recht akustische Warnungen seien dagegen so nervig, dass viele Autofahrer den ISA ganz abstellen würden. Die Chance für mehr Verkehrssicherheit wäre damit vertan. Tests am Fahrsimulator der Universität Leeds brachten interessante Ergebnisse. Die Versuchsteilnehmer mussten über eine Strecke von 14 km mit wechselnden Tempolimits fahren. Waren sie zu schnell, wurden sie auf fünf verschiedene Arten gewarnt: rein akustisch, mit einem vibrierenden Gaspedal, mit erhöhtem Widerstand des Gaspedals, mit einer reduzierten Motorleistung oder mit reduzierter Motorleistung und zusätzlich vibrierendem Gaspedal. Der eindeutige Sieger in diesem Test: der ISA, der die Tempolimits durch gedrosselte Motorleistung automatisch einhält. Dieser erzeugte am wenigsten Stress und wurde von den Versuchsteilnehmern am besten bewertet.

Nissan X-Trail Automatic: 2/2017, 36100 km, 96 KW, € 22.490,Alle Fahrzeuge mit neuer Pickerl-Überprüfung! Ein- und Verkauf Fahrzeuge aller Art, Finanzierung, Service und Reparatur, KFZ Versicherung und Anmeldung, Fahrzeug-Aufbereitung. www.automobilcenter.at

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Spannungsübertragung der Muskeln läuft über das fasziale System.

FASZI(E)NIEREND „D

ie Faszien sind in ihrer tatsächlichen Bedeutung für die Funktion und Gesundheit unseres Bewegungsapparates noch viel zu wenigen bewusst“, so der Sportwissenschafter Tom Gmoser. Die neuesten Erkenntnisse der funktionellen Anatomie sind nur in wenigen Therapie- und Trainingskonzepten so angekommen, wie sie angekommen sein könnten oder müssten. Und auch in der Medizin ist die Funktion und Wirkungsweise der Faszien noch viel zu wenig bekannt und die Zusammenhänge

sind noch zu wenig bewusst.“ „Denn“, so Gmoser, „das Fasziensystem zieht sich wie ein Spinnennetz durch den ganzen Körper und ist für die Spannungs- und Kraftübertragung der Muskeln in der Bewegung verantwortlich.“ Viele Therapeuten und Trainer sehen die Muskelfasern nach wie vor als die zentrale Kraftquelle an. In Wirklichkeit ist es aber so, dass auch das Bindegewebe, also das fasziale System, einen erheblichen Anteil an der Kraftentwicklung hat. Faszien, Knochen und

Muskel bilden eine funktionelle Einheit bei der Kraftentwicklung und Kraftübertragung. Gmoser: „Schnellkraft und Schnelligkeit zum Beispiel kommen ja viel stärker aus der Elastizität der faszialen Strukturen als aus der reinen Muskelbewegung.“ Das bedeutet einerseits, dass man im Training umdenken muss und andererseits auch, dass körperliche Probleme oft an ganz anderer Stelle zu Tage treten, als ihre eigentlichen Ursachen liegen. Ein Beispiel: Einseitige Spannung in

Fotos: KLIPP / Pixabay

Foto: zVg

Sportwissenschafter Tom Gmoser bei der Arbeit

Die Bedeutung der Faszien für die Gesundheit wird auch heute noch zu wenig erkannt der Hüftbeuge-Muskulatur kann immer wieder Probleme in der Halswirbelsäule verursachen. Gmoser: „Da kannst du die Nackenmuskulatur massieren und trainieren, bis du schwarz wirst, es wird sich nicht wirklich bessern. Der Effekt wird langfristig ausbleiben, weil die Fehl-Spannung der HüftbeugeStruktur über die faszialen Züge immer wieder in der Halswirbelsäule Probleme machen wird.“ Sportwissenschafter Tom Gmoser: „In der gesamten faszialen Hülle mit

Zusammen wachsen.

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Starke Regionen. Ein Herz. Von den Schibergen über die Kulturhauptstadt bis in die steirischen Thermen – kaum eine Gegend ist so vielfältig wie unsere Steiermark. Mit der Tourismusstruktur-Reform stellt sich unser Land neu auf und startet mit neuen Erlebnisregionen in die touristische Zukunft. zukunftsressort.steiermark.at


Für das Training des Normalverbrauchers sind außerdem noch andere Dinge von Bedeutung: „Man muss sich einmal anschauen: Wie steht jemand? Was macht der Fuß? Stimmen die Beinachsen? Wie steht das Becken? Wie ist die Wirbelsäulenposition? Ist Körperspannung da oder kein Tonus? Wie ist die Kopfposition? Mit der Wirbelsäulenposition und Thoraxposition ist auch die Schulter- und Kopfposition verbunden. Nur wenn man den Bewegungsapparat als Ganzes betrachtet und versucht Defizite auszugleichen, macht Training Sinn. Die sportwissenschaftliche Praxis von Tom Gmoser in Graz St. Peter ist auf Gesundheitssport spezialisiert. „Wir arbeiten mit unseren Kunden sehr viel an deren Körperhaltung und Körperspannung. Denn nur, wenn die Grundhaltung passt, können Gelenke und Wirbelsäule mit der Belastung im Training problemlos umgehen und nehmen keinen Schaden. Dadurch führt das Training zu dem Ergebnis, das man sich erhofft. Zu mehr Wohlbefinden. Was für Tom Gmoser wichtig ist: „Es geht immer um das ganze System. Man muss einfach berücksichtigen, dass jeder Mensch unterschiedlich gebaut ist und jeder seine Haltung hat. Aber innerhalb der Disposition eines jeden Einzelnen lässt sich viel zum Positiven verändern.“

W

as viel zu wenig kommuniziert wird und in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist, ist die Tatsache, dass Mikronährstoffe im Kampf gegen Viren – so genannte Vitalstoffe – Infektionen vorbeugen und auch den Verlauf positiv beeinflussen können. Für die Ansteckung entscheidend sind die Ausstülpungen auf dem

Sogar Schwerkranke würden von Selengaben profitieren, hier sind allerdings Infusionen mit Natriumselen erforderlich. Ein weiteres wichtiges Argument für eine Selengabe zur Vorbeugung und Behandlung

Fotos: zVg

Ein anschauliches Beispiel dafür bieten Hochleistungsportler. Skifahrer wachen nach der Kreuzbandoperation schon in der Bewegungsschiene auf. Das hat den Sinn, dass die Gelenkswahrnehmung sofort wieder aufgepäppelt wird und dass alte Strukturen oder die Neueinsprossung neuraler Strukturen gefördert wird. Bewegung und Training beginnen so früh wie irgendwie möglich. Gmoser: „Eine gute Gelenkswahrnehmung hat eine hohe protektive, also schützende, Wirkung und führt zu viel geringeren Wiederverletzungshäufigkeit.“

GESUNDHEIT

Foto: Klipp/Pixabay

den Sehnen und Bändern ist außerdem eine Unmenge an Sensorik eingebaut. Diese Sensorik ist unter anderem für die Gelenkswahrnehmung zuständig, die wiederum dafür, dass ein Gelenk gut stabilisiert werden kann.“ Lange Ruhestellungszeiträume z.B. nach Verletzungen oder Operationen führen zu einer massiven Verschlechterung dieser Wahrnehmung und damit zu einer schlechteren Gelenksstabilisation. „Jeder Mensch – ob unsportlich oder sportliche – benötigt deshalb eine exakt auf ihn abgestimmte Therapie mit möglichst kurzer Ruhigstellung und daran anschließend ein entsprechendes Aufbautraining“

Das Duo Schmidt beschäftigt sich intensiv mit Vitalstoffen.

Selen und Vitamin D helfen im Kampf gegen Viren und Infektionen ...

... auch gegen Corona Virus, die als „Spikes“ bezeichnet werden. Diese Ausstülpungen docken an die menschliche Zellwand an und fusionieren in einem nächsten Schritt mit der Zelle. Dabei benutzen die Viren so genannte ACE2-Rezeptoren (Angiotensin-Converting-Enzym 2). Dass ACE2-Enzyme vom Coronavirus zur Fusion mit menschlichen Zellen benötigt werden, ist wissenschaftlich unstrittig.

Selen blockiert die Vermehrung des Virus Gelingt es, die Anhaftung des Virus über die Spikes zu reduzieren oder gar zu unterbinden, sollte es nicht zu einer Infektion kommen oder diese zumindest sehr abgeschwächt verlaufen. Natriumselenit, ein anorganisches Selen, ist in der Lage, spezielle chemische Reaktionen im Virus zu blockieren, die zur Bildung der Spikes nötig sind. In der Folge kann sich das Virus nur schwach vermehren und das körpereigene Immunsystem kann die vorhandenen Viren schnell beseitigen. Aus diesem Grund ist zum Schutz vor viralen Infektionen die tägliche Zufuhr von 100 µg bis 200 µg Selen wichtig und kann Leben retten.

bei Corona-Infektionen ist, dass Selen – als zentrale Bestandteil eines Immunkraft fördernden Enzymsystems – unser Immunsystem in die Lage versetzt, jede Art von viralen Erkrankungen zu vermeiden bzw. den Verlauf erheblich abzuschwächen. Dies trifft speziell auch für Coronaviren zu. Beim Influenzavirus ist dies genauso, das bedeutet, ein Selenmangel lässt den Virus leichter mutieren, was zu schweren Krankheitsbildern führen kann.

Tägliches Vitamin D3 Ein weiteres wichtiges Thema wurde zuletzt von Professor Konrad Biesalski, dem renommiertesten Ernährungsmediziner in Deutschland, bearbeitet. Eine Analyse von 30 Studien zum Thema Vitamin D bei viralen Infektionen zeigte, dass Menschen, die ein Vitamin-D-Defizit haben, erheblich stärker und schneller an Covid 19 erkranken als Menschen, die keinen VitaminD-Mangel aufweisen.

Begriff „Vitamin“ ist in diesem Zusammenhang falsch und irreführend) für jeden wichtig und vor allem für die Risikogruppen. Dadurch schützt man sich vor Virusinfektionen und bei Krankheit wird der Verlauf abgemildert. Aufgrund der komplizierten Biochemie des Hormons Calcitriol sollte Vitamin D3 täglich genommen werden, am besten in einer Dosierung von 2000 IE bis 4000 IE. Quelle: Pulsar – Zeitschrift für Aktives Bewusstsein 1/2021 (gekürzt); Autoren: Dr. med. Edmund Schmidt: seit 1996 Facharzt für Allgemeinmedizin und Ernährungsmediziner in eigener Praxis in Ottobrunn, beschäftigt sich zusammen mit seiner Frau Nathalie (ReikiTherapeutin) intensiv mit Vitalstoffen (www.ensign-ohg.de, www. energie-lebensberatung.de)

Da über 80 Prozent der Menschen in Europa in den Wintermonaten einen zum Teil erheblichen bis massiven Vitamin-D-Mangel haben, ist die Ergänzung der Nahrung mit diesem Hormon (der Februar/März 2021 31


FREIZEIT

Die I-Box macht‘s möglich: Bikes online (www.ibike-box.com) mieten. Einfach für die Hotels, sichtbar und praktisch für die Radler.

Foto: zVg

Die ersten drei Boxen bestellte der Jung-Unternehmer bei einer Tischlerei in Birkfeld . Die waren aus Massivholz und für den Transport noch sehr schwer. Aber Friesenbichler war mit seinem Team froh, dass er die erste Box beim Seminarhotel Retter in Pöllauberg platzieren konnte. „Wir waren glücklich, gleich so einen guten Partner zu haben.“ Die JUFA-Gruppe mit ihrem Standort am Stubenbergsee und das Wellnesshotel Pierer auf der Teichalm waren die nächsten Partner für das neue Konzept.

Michael Friesenbichler, 39, aus Birkfeld ist der Senkrechtstarter im europäischen Bike-Verleih

„I

ch bin mit 23 Jahren Europameister im Drachenfliegen gewesen“, zeigt der heute 39-jährige Michael Friesenbichler aus Birkfeld in der Oststeiermark, dass er hoch hinaus kann, die Herausforderung sucht. Nach oben setzt er sich keine Grenzen. Mit seinem Konzept der I-Bike-Box – steht für individual, intelligent, innovativ – ist er drauf und dran, mit derzeit bereits 120 Stationen zum größten PremiumRadverleiher Europas aufzusteigen. Selbstbewusst: „Mit unserem Konzept stehen wir weltweit allein da.“ Der Ehrgeiz, sich zu messen, was Spezielles zu machen, besser sein zu wollen als der Andere, „war schon immer in mir drin.“ Das war schon in seiner Jugendzeit so, als er im Junioren-Nationalteam war und Radrennen in Österreich und im Ausland bestritt. Und als er nach der Matura dann, bei einem fünfmonatigen Aufenthalt in Australien, die Faszination des Drachenfliegens für sich entdeckte. „Ich habe dort arbeiten dürfen, bei Moyes Delta Gliders, wo die Drachen gebaut wurden. Ein Grazer war der Konstrukteur und ich habe dort als

irgendwo in Schuppen herum, sind verstaubt, haben keine Luft in den Reifen, werden nicht serviciert. Auf der anderen Seite wussten wir, dass viele Kunden ihr Rad in den Urlaub oder für einige Tage Freizeit nicht mitnehmen wollen – aber sich eines ausborgen möchten.“ Und daraus ist dann die Box entstanden – mit der Botschaft: Es den Hotels so einfach wie möglich zu machen und für die Kunden die Vermietung so sichtbar wie möglich. „Du musst den Hotels daher ein Werkzeug in die Hand geben, das einfach zu handhaben und attraktiv ist. Dann könnte der Verleih funktionieren.“

3 Boxen beim Loisium „Mit unserem Konzept stehen wir weltweit allein da.“ 20-Jähriger das Fliegen gelernt. Eine Schulterverletzung beim Fliegen führte letztendlich zum Ende seiner Drachenflieger-Karriere. „Ich habe überlegt, was mir taugt. Mein Ding ist der Verkauf und das Entwickeln. Und da bin ich auf den Fahrrad-Verkauf gekommen. Der hat dann ziemlich schnell das Flugthema verdrängt.“ Begonnen hat er mit seinem BikeShop 2009 in einer Garage im elterlichen Haus in Birkfeld. Der Onkel hat heute noch dort ein Autohaus. Sein Vater war nach einem Flugunfall in Pension, machte aber so nebenbei auch einen kleinen Bike-Shop auf. „Daher war der Einstieg ein bisschen leichter.“ Birkfeld war ein guter Beginn. Dort leben viele sportliche Leute, die eben biken möchten. 2014 kam der zweite Shop in Gleis-

dorf dazu. „Und da fühle ich mich geschäftlich wohl. Weil da kann man richtig was machen.“ Mit seiner „Friesi‘s Bikery“ war er bald die Nummer 1.

Super Idee für die Vermietung Im Jänner jeden Jahres gibt’s „tote Hose“ im Fahrradgeschäft. „Da haben wir nachgedacht – was können wir machen? Die Hotels haben E-Bikes, aber die stehen

„Die Auftakt-Saison stand im Zeichen von Lernen“, so Friesenbichler. Parallel dazu wurde die Website aufgrund der Erfahrungen so umgebaut und weiter entwickelt, dass das Buchen via Smartphone heute einfach funktioniert. Mit der Buchung werden praktisch alle Fragen beantwortet, die der Gast so hat. Das Hotel Loisium in Ehrenhausen zum Beispiel braucht gleich drei Boxen, weil die Gäste sich gerne in den Fahrradsattel schwingen. Vor Ort gibt’s sogar einen eigenen Service-Techniker. Dieser macht mit den Gästen auch geführte Touren mit maximal zehn Bikern und gibt Einführungstipps, was zu tun ist, sollte es mit dem Rad Probleme geben. Mit einem Service-Vertrag garantiert I-Bike-Box (bis zur letzten Saison war es die E-Bike-Box), dass die Räder bestens gewartet werden. Probleme werden innerhalb von 48 Stunden erledigt. In dieser Saison betreut Friesenbichler mit

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Der Boxen-König

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„Unser


FREIZEIT

Aber es gibt Lieferengpässe

seinem Team („für jede Region gibt’s einen Techniker“) insgesamt bereits 123 Standorte in Tirol, Salzburg, Kärnten, der Steiermark und auch auf Mallorca. Die knapp 90 Boxen sind mit sechs bis zwölf Rädern für kleine, große Radler bestückt. „Unsere Bikes stehen aber auch in Fahrradräumen bei den Hotels. Wir warten jetzt jeden Tag nur noch darauf, dass die Saison beginnt und wir aufsperren können.“ Im Schnitt sollte jedes Bike etwa 50 Tage pro Saison im Einsatz sein. 45 Euro pro Tag muss der Gast dafür auf den Tisch legen. Fast wöchentlich kommen weitere Anfragen aus Bayern, Südtirol und Deutschland, aber auch aus Österreich. Das Interesse ist groß. „Bis 2025 wollen wir 500 Boxen in Deutschland, der Schweiz, Italien, Slowenien, Österreich anbieten.“

haben will, dann die Gipfelstürmer, die Sportlichen oder jene, die einfach auch irgendwo in eine Buschenschank wollen. Also alles ist denkbar.“

Finca-Hotels auf Mallorca

Michael Friesenbichler selbst schweigt dazu, aber die Spatzen pfeifen es bereits von den Dächern: Am 23. März kommt es zur TV-Ausstrahlung der Show „2 Minuten – 2 Millionen“. Die Aufzeichnung dafür ist bereits erfolgt. Friesenbichler und sein Team konnten dort den nächsten großen Coup landen. Es soll ihnen gelungen sein, den bekannten Investor und Wein-Produzenten Leo Hillinger für das Boxen-Konzept zu gewinnen. Hillinger selbst ist bekanntlich ausgesprochen sportlich unterwegs und ein Fahrrad-Freak. Mit ihm als Guide bei einer Genuss-Tour auf Mallorca unterwegs zu sein, das hätte schon was. Oder auch in der Südsteiermark – ein Burgenländer, der steirischen Wein präsentiert. Auch nicht schlecht.

Eine Besonderheit schon in dieser Saison ist der Standort auf Mallorca. Dort stehen die I-Boxen nicht nur bei den großen Hotels, sondern auch bei den Finca-Hotels im Inneren des Landes. Ein Komfort und Zeitersparnis für die Gäste. „Das Thema Fahrrad/Mobilität wird uns noch viele Jahre beschäftigen“, hofft Friesenbichler auf entsprechende Wachstumsraten. Die Entwicklung hat gerade erst begonnen. Die Angebote für Genuss-Tage mit dem Rad werden vielfältiger. Friesenbichler: „Da sind wir erst am Anfang. Wenn die Nachfrage steigt, dann wird es Fahrrad-Camps in unterschiedlichen Leistungsgruppen geben. Da ist zum einen die Kaffeehausgruppe, die es gemütlich „Unser Ziel sind 500 Boxen – europaweit – bis 2025.

In den nächsten Wochen wird beim Logistikunternehmen Knapp in Hart bei Graz die ersten I-Box für Mitarbeiter zur Verfügung stehen. Damit die Mitarbeiter, wenn sie wollen, auch mit dem Fahrrad zur Arbeit kommen können. Die Betreuung bei Knapp erfolgt durch einen Mitarbeiter dort. Weitere Firmen haben bereits ihr Interesse gezeigt. „Wir stehen in Kontakt und Vorgesprächen“, so Friesenbichler. Über den Winter können die schick designten Boxen aus Holz – „sie werden in Slowenien produziert“ – auch als Verkaufs- oder Ausstellungsraum für Mode, Autos oder was immer genutzt werden.

Foto: Steiermark Tourismus / Harry Schiffer

Neues Headquarter im Erdund Sockelgeschoss im geplanten „Unit Center Gleisdorf“

D

er Beginn der Fahrrad-Saison steht vor der Tür. Und das Interesse für den passenden Drahtesel – exakter ausgedrückt: Bike – ist, nicht zuletzt aufgrund von Lockdowns, von Kundenseite her groß.

sich die Situation in den nächsten Wochen entspannt, stirbt aber zuletzt“, so der Seniorchef Harald Scherz.

Matthias Leichtfried, Chef von Harald Scherz Senior mit Sohn Harald Weichberger: (Steirerbike in Wörschach) „Auch wir sind von dieser Situation betroffen. Wir haben wesentlich mehr Räder Doch die Händler selbst sind (vor allem E-Bikes) vorbestellt. sorgenvoll und kämpfen mit Das Problem ist die LiefersituaLieferproblemen. „Schon jetzt tion der Radindustrie. Es sind teilzeichnet sich ab, dass wir vielweise Rahmen vorhanden aber leicht nicht alle Kundenwünsche keine Teile – Kette, Vorbau, Zahnerfüllen können“, entschuldigt kränze, usw. Woran liegt das? Die sich Harald Scherz von SteirerbiTeile kommen zu 99 Prozent aus ke, eines der großen Asien und durch CoroRad-Spezialgeschäfte na sind Produktionen in der Steiermark – mit teilweise lahmgelegt Sitz in Wörschach und worden. Dann sind die einem Shop in Graz. Er Containerschiffe nicht verstehe die Verärgegefahren und jetzt sind rung der Kunden, doch die Containerpreise so die Hersteller haben teuer, dass vorrangig zugesagte Lieferungen Container mit wertvoller einfach hinausgeschoWare verschifft werden. ben und damit die Durch den Radboom Matthias Leichtfried Situation noch einmal wurden Fahrräder auch (Weichberger) verschärft. im November bis Ende Februar verkauft und die Ware Das Interesse an E-Bikes ist heuer neigt sich dem Ende zu. Wenn noch stärker als im Vorjahr. Steinicht ab Ende Mai / Anfang Juni rerbike kreiert und assembliert ja neue Ware kommt, kann es paseigene Modelle. Aber selbst da sieren, dass einige Radhändler im gibt es Probleme mit BestandSommer ausverkauft sind.“ teilen. Und somit verzögert sich dadurch auch der Verkauf von fertigen Rädern. „Die Hoffnung, dass Fotos: zVg

In der I-Box stehen bereit: Bikes von den PremiumHerstellern „Haibike“ und „Lapierre“

Foto: Fischer

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Run auf E-Bikes

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KULINARIK

Genuss mit Tradition Schmackhaftes Oster-Brauchtum aum ein Ritual ist so tief in der Bevölkerung verankert wie die Osterfleischweihe. Und dazu gehört natürlich die Osterjause – bestehend aus saftigem Beinschinken,Würsten, hartgekochten Eiern, Kren und auch das frische Osterbrot darf nicht fehlen. Die Nachfrage nach handgemachten Osterbroten und Pinzen steigt von Jahr zu Jahr. Ein starker Gegentrend zu industriell hergestellten Osterbroten ist spürbar. Das runde

– je nach Region leicht süßliche oder ungesüßte – Osterbrot ist eine typisch steirische Spezialität mit einem besonderen Geschmack. Es ist mürb, saftig und frisch. Doch was macht ein schmackhaftes Osterbrot aus? Wir haben bei Astrid Pammer aus Fehring nachgefragt. „Meine Leidenschaft ist Gebäck und das Backen“, so die Direktvermarkterin, die im Jahr 2019 für ihre Kreationen auch von der Landwirtschaftskammer Steiermark ausgezeichnet wurde. „Bei uns wurde eigentlich schon immer gebacken und die Rezepte sind sehr alt“, so Astrid Pammer, die den ehemaligen Schweinestall zu einer Backstube umgebaut hat. „Insgesamt soll Osterbrot das Fleisch der Osterjause abrunden“, erklärt sie. „Es ist ein Milchbrot und eher salzig gehalten.“ Und worauf kommt’s an? „Wichtig ist der typische Glanz. Der entsteht durch das Sonnenblumenöl, das ich in den Teig gebe und den Dampf, der in unseren Steinofen eingeschossen wird“, verrät sie ihr Geheimnis. Eigentlich ist Astrid Pammer aber Spezialistin für die Pinze. „Das ist ein festerer, schwererer Germteig mit mehr Butter und den typischen Einschnitten mit Schere oder Messer“, erläutert sie die „Markenzeichen“ der Pinze. Sehr gerne werden auch noch Rosinen in den

Von Isabella Hasewend Teig getan, was das Ganze noch süßer macht.

(Oster-)Brotbäckerin aus Leidenschaft: Astrid Pammer aus Fehring. Für Ihre schmackhaften Kreationen gab‘s auch eine Auszeichnung der Landwirtschaftskammer.

Wichtig für die Qualität des Osterbrotes wie auch der Pinze sind natürlich die Zutaten. „Ich nehme da vor allem regionale Produkte, wie etwa Milch und Eier. Daher isst man nicht nur Luft, sondern schmeckt auch die Liebe“, spricht sie voller Leidenschaft über ihre Bäckereien. Schon seit Anfang März nimmt sie Bestellungen für Osterpinzen auf – vor allem von ihren Stammkunden. Das vierköpfige Team steht dann von Gründonnerstag bis Karsamstag nahezu durchgehend in der Backstube. Das Osterbrot selbst wird ja nur in der Karwoche gegessen, aber die Pinze schon vorher. Astrid Pammer:„Eine Pinze geht immer, die isst man zum Frühstück oder Nachmittag zum Kaffee.“ Na, dann … auf ein schmackhaftes Osterfest!

Fotos (3): LK-Danner

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„Wir machen sie mit Weißwein und Anis“ Foto: Klipp

Pinzen-Bäckerin Andrea Klescher von der gleichnamigen Konditorei in Graz-Eggenberg

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rsprünglich kommt die Pinze aus dem Veneto in Italien, und auch wir machen sie noch traditionell mit Weißwein und Anis“, so Backstuben-Chefin Andrea Klescher. „Mit dem Anis ist es so eine Geschichte - entweder man mag ihn oder nicht. Aber über Nacht angesetzt mit Weißwein gibt er der Pinze ihren typischen Geschmack.“ „Die Basis für unsere Pinzen ist ein vollmundiger Germteig, was vor allem an der Butter und den vielen Dottern liegt, die wir im Teig verarbeiten“, verrät Andrea Klescher ihr traditionelles Rezept.

Außerdem bekommt unser Pinzenteig ausreichend Zeit zum Rasten und wird dadurch besonders feinporig und flaumig.“ Beim Klescher in der Konditorei bietet man die Pinzen mit 10 dag, 25 dag, einem halben Kilo und einem ganzen Kilo an. Bei der Osterjause darf natürlich auch ein gutes Osterbrot nicht fehlen. Der weniger süße Germteig wird auf Wunsch mit Rosinen verfeinert. Und damit zu Ostern jeder gut versorgt ist, heißt es: bitte vorbestellen!

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BUCHTIPPS Peter Veran Plädoyer eines Märtyrers – Eine Groteske ProMedia 86 Jahre nach dem Februar-Aufstand 1934 gegen die sich verfestigende Diktatur wird der damalige Bundeskanzler Engelbert Dollfuß aus seinem Grab in Wien-Hietzing exhumiert. Man setzt ihm ein selbstheilungskraftaktivierendes, linksgedrehtes Licht-Stammzellenpflaster exakt an jene Stelle, an der einst die Zirbeldrüse gesessen ist. Dann stellt man ihn vor Gericht. In diesem Rahmen spielt Peter Verans literarische Groteske, in der sich Engelbert Dollfuß vor der Geschichte rechtfertigen muss …

Fotos: Luna Filmverleih

Hilke Sellnick Bergab geht’s tot am schnellsten Penguin Verlag Ein ungewöhnlicher Auftrag führt die junge Pianistin Henni von Kerchenstein in die verschneiten Alpen. Die Witwe eines Filmstars feiert im Kreis alter Freunde den 100. Geburtstag ihres verstorbenen Gatten, und Henni soll die Feier auf dem Klavier begleiten. Doch statt lauschigen Abenden vor dem Kamin erwartet Henni ein zugiges altes Hotelgemäuer. Eingeschneit mit schrulligen Alten, wird nicht nur ihr Kälteempfinden auf die Probe gestellt, sondern auch ihr Spürsinn als Hobby-Ermittlerin …

The Nest – Alles zu haben ist nie genug OMU Thriller Regie: Sean Durkin Darsteller: Jude Law, Carrie Coon, Anne Reid, Charlie Shotwell, Oona Roche

Peter Wegenstein Wege aus Eisen in der Steiermark Edition Winkler-Hermaden 1844 war das Geburtsjahr der Eisenbahn in der Steiermark, als die Strecke von Mürzzuschlag nach Graz eröffnet wurde. Peter Wegenstein schenkt in diesem Buch der Geschichte der Hauptstrecken genauso sein Augenmerk wie den verschwundenen Lokalbahnstrecken und der Grazer Straßenbahn. Der Autor dokumentiert Entstehung, Blüte und Niedergang der Bahnen. Mehr als 100 Fotos zeigen die Züge auf allen Strecken mit den verschiedensten Fahrzeugen. Einzelne Dokumente, aber auch alte Fahrkarten ergänzen das Buch. Thomas Stollenwerk Schwarzweissbuch Milch Residenz Verlag Milch gilt vor allem in der westlichen Welt traditionell als gesundes Grundnahrungsmittel, doch hat sich ihr Image in den letzten Jahren stark gewandelt. Wie gesund ist Milch wirklich? Wieso boomt Milch überhaupt? Was sind die Licht- und Schattenseiten dieser Industrie? Das Buch geht diesen Fragen auf den Grund, ohne nur schwarz oder weiß zu malen. Franz Preitler Die schönen Mordschwestern Gmeiner Verlag 1906 erschüttert ein Kriminalfall die gesamte Steiermark: Eine junge Frau wird im Mürztal von einem Geschwisterpaar grausam ermordet. Das Motiv scheint klar, aber wer von beiden war die Mörderin? Oder waren es alle beide? Die Fragen bleiben unbeantwortet. Nach der Verbüßung ihrer Strafe taucht die jüngere der Schwestern, Fini, wieder in Wien auf. Die Begegnung mit Opernsänger Pokorny, dem eigentlichen Auslöser der Tat, konfrontiert sie mit ihrer dunklen Vergangenheit. Ist nun die Zeit der Rache gekommen?

Fotos: Studiocanal GmbH 2020

Fotos (3): LK-Danner

WIRSCHAFT

England, 1986: Nachdem Rory seine Frau und die gemeinsamen Kinder davon überzeugt hat, die Komfortzone einer amerikanischen Vorstadt zu verlassen, um in seiner alten Heimat einen Neuanfang zu wagen, pachtet er ein völlig entlegenes Landgut mit weitem Gelände. Endlich scheinen sie alles zu haben, was sie immer wollten. Doch seine Gier wird ihm zunehmend zum Verhängnis und wächst zu einer Bedrohung für seine Familie heran ... Malasana – Haus des Bösen Horror Regie: Albert Pintó Darsteller: Begoña Vargas, Iván Marcos, Bea Segura Basierend auf wahren Begebenheiten, die sich in den 1970er Jahren im Madrider Stadtteil Malasaña zutrugen, erzählt Regisseur Albert Pintó eine Geschichte mit Gänsehaut-Garantie: Im Jahr 1976 zieht es Familie Olmedo von ihrem Heimatdorf in die spanische Hauptstadt Madrid. Dort, so ihre Hoffnung, sind die Chancen auf ihr privates und berufliches Glück größer. Sie kaufen ein traumhaftes, großzügiges Apartment in der begehrten Calle de Manuela Malasaña, 32. Doch schon bald muss die Familie feststellen, dass ihnen vor dem Kauf etwas verheimlicht wurde … The Father Drama Regie: Florian Zeller Darsteller: Anthony Hopkins, Olivia Colman, Rufus Sewell, Mark Gatiss, Imogen Poots Anne ist in großer Sorge um ihren Vater Anthony. Als lebenserfahrener stolzer Mann lehnt er trotz seines hohen Alters jede Unterstützung durch eine Pflegekraft ab und weigert sich standhaft, seine komfortable Londoner Wohnung zu verlassen. Als Anne ihm plötzlich eröffnet, dass sie zu ihrem neuen Freund nach Paris ziehen wird, ist er verwirrt. Anthony versucht, die sich permanent verändernden Umstände zu begreifen und beginnt mehr und mehr zu zweifeln ... Februar/März 2021 35

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