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Marcel Sabitzer hat das Zeug, ein ganz Großer zu werden.

Zwei Fußball-verrückte Familien Die Sabis

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Marcel Sabitzer – bei RB Leipzig – ist schon ein Star. Sein Cousin Thomas will auch nach oben

Torjubel im Nationalteam

Foto: GEPA pictures/ Thomas Bachun Ex-Fußball-Idol Stefan Effenberg im „Kicker“: „Marcel hat sich enorm entwickelt. Er spielt noch nicht lange im defensiven Mittelfeld, aber mit seiner Spielintelligenz ist er ein eminent wichtiger Faktor für Leipzig.“ In der Hinrunden-Rangliste war Sabitzer hinter Joshua Kimmich und Leon Goretzka (beide Bayern München) als drittbester Bundesliga-Spieler im defensiven Mittelfeld angeführt. Sein Vertrag bei RB Leipzig läuft bis 2022. Sabitzer wird in der nächsten Transferperiode ziehen können, denn da hat Leipzig die letzte Möglichkeit, eine Ablösesumme – geschätzte 50 Millionen Euro – für Sabitzer kassieren zu können. Und er kann seinen Traum verwirklichen, in Spanien oder England sein Können als Kicker zu zeigen.

Früh auf Kurs

Ob der das größte Talent zum Kicken hatte, lässt sich nicht beantworten. Dass Marcel Sabitzer, Kapitän von RB Leipzig, nach David Alaba der erfolgreichste österreichische Spieler in der Bundesliga ist, schon. Als Kapitän treibt Marcel Sabitzer, 26, RB Leipzig zu Spitzenleistungen. Gegen Liverpool kam kürzlich das Out in der Champions League, aber die Chance auf zwei Titel – den DFB-Pokal und die Meisterschaft – ist noch intakt.

schule Weiz gegen ein Wiener Gymnasium im Finale der österreichischen Schüler-Meisterschaft. Das Ergebnis: 3:1. Zweifacher Torschütze war Marcel Sabitzer.

„Entscheidend war, dass Marcel am Fußball immer Freude gehabt hat“, berichtet Vater Herfried Sabitzer. „Er war ja immer dabei, weil ich Profi war und von mir hat’s keinen Druck gegeben.“ Die Sabitzers wohnten mit ihren Zwillingen in Graz-Mariatrost. „Das war auch der Grund, warum wir Marcel nach Weiz in die Schule gegeben haben. Dorthin hat er nicht länger gebraucht als etwa nach Liebenau. Und da hätte er durch die Stadt über den Jakominiplatz müssen. Das war ja ein Hotspot für junge Leute.“ Auch Marcels Zwillingsbruder hatte Talent und spielte gern Fußball. Er verunglückte aber mit 19 tödlich mit dem Motorrad.

Die Sabitzers sind eine Fußball-verrückte Familie. Marcel, der Profi in Leipzig, ist gleichsam bereits die dritte Generation. Sein Großvater spielte damals noch als Amateur bei Knittelfeld in der steirischen Landesliga. Vater Herfrieds Karriere begann als Profi so richtig in Donawitz in den Jahren 1985 und 1986. Er spielte dort vier Jahre in der Zweiten Bundesliga und 1989/90 kam es zum Aufstieg in die Erste Bundesliga. Später wechselte er zu Austria Salzburg, wo damals Otto Baric Trainer war. „Entscheidend ist immer: Will dich der Trainer haben oder der Verein? Bei mir war es der Trainer“, so Herfried Sabitzer. Sechs Mal stand er als Stürmer im österreichischen Nationalteam. In KickerKreisen wird er nur „Sabi“ genannt, wie heute auch sein Sohn.

Der heute 52-jährige Vater Herfried Sabitzer („ich war Stürmer“) hatte seine beste Zeit als Profi bei Casino Salzburg (83 Einsätze, 19 Tore), LASK Linz (47 Einsätze, 19 Tore), beim GAK (87 Spiele, 32 Tore) und bei Mattersburg (38 Spiele, 19 Tore). In seiner fast 25-jährigen KickerLaufbahn heuerte er bei 15 Vereinen an und war auch nach seiner aktiven Zeit als Spieler noch Trainer.

Mit dem 20-jährigen Thomas Sabitzer will ein weiterer aus dem „Sabi“-Clan im Profi-Fußball nach oben. Es ist der Sohn von Horst Sabitzer, dem Bruder von Herfried Sabitzer – also Marcels Cousin. Er erhielt mit nicht einmal 16 Jahren in Kapfenberg als Jung-Profi seine erste große Chance und steht derzeit beim LASK unter Vertrag. Vater Horst: „Wir haben entschieden, dass Thomas den Verein im Sommer verlässt, weil er zu wenig Spielzeiten beim LASK bekommt. Thomas wurde das Blaue vom Himmel versprochen. Leistungen kann er aber nur bringen, wenn er auch die Chance dazu bekommt. Thomas horcht sehr viel auf Herfried und auch er hat gesagt, dass sei richtig so.“

Seit einem Jahr wird Thomas Sabitzer von der selben Agentur wie sein Cousin Marcel betreut. Es handelt sich dabei um die Agentur von Roger Wittmann. „Thomas möchte natürlich so erfolgreich werden wie Marcel. Du brauchst aber auch das nötige Glück dazu. Du musst zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort deine Leistung bringen“, weiß Horst Sabitzer, wie schwierig es für seinen Sohn wird. Auch er hat einmal Fußball gespielt. „Ich war aber zu faul für den harten Weg.“ Er wurde Obmann des Fußballklubs St. Georgen ob Judenburg. Dort, wo die Sabitzers herkommen. Marcel lernt schon früh die Welt des Profi-Sports kennen. Mit sieben Jahren beginnt er in der JugendAkademie des GAK in Graz, als sein Vater auch beim GAK Fußball-beschäftigt ist. Dann holt die Frank Stronach Akademie den Jungspund nach Wien. Diese wird 2009 zugesperrt. Aber mit der U15 ist Marcel bereits Meister geworden. Bei seinem Sieg in der Schülerliga erklärte der 13-jährige Marcel selbstbewusst einem Fernsehreporter: „Ich möchte in ein paar Jahren in der österreichischen Bundesliga spielen, dass ich dann auch noch ins Ausland komme.“ Mit 16 Jahren wechselte er als Jung-Profi zur Admira, wo er, so der Vater, „zwei wunderbare Jahre verbracht hat.“

Danach wechselte er zu Rapid Wien, einem der TopKlubs in Österreich. Der Vater: „Das war von uns so geplant.“ Er ist bei Rapid dann auch zum Leistungsträger geworden und geht von Rapid zu RB Salzburg, wo er eben 2015 mit dem Klub das Double, die Meisterschaft und den Cupsieg, feiert. Logischerweise spricht aus Herfried Sabitzer der Stolz des Vaters, aber er fügt hinzu: „Nur die wenigsten haben eine Vorstellung, wie viel Disziplin es braucht, damit man dorthin kommt. Marcel hat seine Ernährung umgestellt, hat sich einen eigenen Kraftraum eingerichtet, hat alles gemacht, um sich weiter zu entwickeln und seine Leistungen zu steigern.“ Sein Vorbild und Idol war Cristiano Ronaldo.

Es ist kein Zufall, dass Marcel Sabitzers Schusstechnik von den Fachleuten gelobt wird. So hat er in der Bundesliga die meisten Tore

... nicht Catchen, sondern Mann gegen Mann im Profi-Fußball

F oto: GEPA pictures/ Christian Walgram

Foto: GEPA pictures/ Andreas Pranter

Kein Viel-Redner

„Toooor!“ Die liebste Pose von Marcel am Spielfeld.

Foto: GEPA pictures/ Wtters Foto: GEPA pictures/ Philipp Brem Und so jubelt Cousin Thomas Sabitzer mit den FC Juniors Oberösterreich

aus Fernschüssen geschossen.

Als Marcel Sabitzer 2015 nach Leipzig kommt, will er anfangs gar nicht dort sein. Denn gerade hat er mit Salzburg die höchste Spielklasse in Österreich dominiert. Und nun soll er mit RB Leipzig, wo er unter Vertrag steht – er war nach Salzburg nur geliehen –, gegen Teams wie Fürth und St. Hausen antreten. Im Red-Bulletin-Interview meint Sabitzer: „So gut, wie ich dachte, bin ich wohl doch nicht, sonst würde ich nicht in der Zweiten Deutschen Bundesliga spielen.“ Er wirkte damals nicht gerade glücklich.

Ein knappes Jahr später sieht die Welt aber für ihn wieder ganz anders aus. Denn Sabitzer feiert mit RB Leipzig den Aufstieg in die Erste Deutsche Bundesliga und ahnte damals bereits, was er heute weiß: „Im Rückblick war der Wechsel nach Leipzig die richtige Entscheidung.“ In Leipzig wird er zu einem der Führungsspieler in der Mannschaft, in Österreich zum Fußballer des Jahres 2017 gewählt. Noch vor dem Dauersieger und Kumpel David Alaba.

„Laufe, so lange du laufen kannst und wenn du nicht mehr laufen kannst, dann laufe einfach weiter“ – diesen Spruch, diese Lebensweisheit als Sportler hat Vater Herfried Sabitzer seinem Sohn mitgegeben. „Du darfst nie aufgeben.“ Mit Disziplin und Arbeit – „die Leute sehen ja nicht, wie hart der Weg dahinter ist“ – steht Marcel Sabitzer heute dort, wo er ist. „Mein Körper ist mein Kapital“, sagt er. Und entsprechend kümmert er sich um ihn. Immer, wenn es darauf ankomme, ist Sabi da, sagt sein Freund und Mittelfeld-Kollege Konrad Laimer. Und er helfe der Mannschaft extrem, an ihr Maximum zu kommen. Ein Starkmacher – sei es mit der richtigen Aktion am Feld oder dem richtigen Ton als Kapitän. Marcel Sabitzer kann mit Druck umgehen. Das hat er im Laufe seiner Karriere bereits bewiesen: ein Tor bei RB Leipzigs Zweitliga-Debüt,

„Die Sabis“ bei der Arbeit

Sohn Marcel ...

... machte Vater Herfried zum Großvater. Er sieht ihn jetzt noch ausgeglichener. Marcel: ausgezeichnete Schuss-Technik

Thomas: auf gutem Weg ... bei der Nationalhymne

Seinerzeit beim GAK gegen Salzburg ein Tor bei RB Leipzigs ErstligaDebüt, sein Traumtor im wichtigen Champions-League-Spiel gegen Zenit St. Petersburg, zwei Tore im Königsklassen-Achtelfinale 2020 gegen Tottenham, die Vorlage zum Siegestor im Viertelfinale gegen Atletico Madrid.

Er ist ein ganz anderer Typ als David Alaba, der sich gerne auch in seiner Freizeit nur mit coolen Klamotten auffällig macht, der da und dort mit Mannschaftskollegen zu einem Trip aufbricht, der am Münchner Oktoberfest Geselligkeit zeigt. Marcel Sabitzer steht da eher in der zweiten Reihe und beobachtet. Er ist kein Vielredner und ähnelt auch da seinem Vater, der im KlippTelefonat sagt: „Sind wir nun fertig?“ Ja.

Wichtige Medienarbeit in Privatsachen: Persönliche Postings in sozialen Medien, wie Instagram (siehe Screenshots), Facebook tragen dazu bei, dass die Stars praktisch täglich präsent sind und einige Eindrücke von ihrem Leben abseits vom Fußball für die Fans „sichtbar“ werden. Das bringt Followers und Likes, hebt das Image und den Markwert. Screenshots: Instagram

Wird David Alaba überschätzt?

Er ist Österreichs erfolgreichster und damit teuerster Kicker im internationalen Fußballhandel

David Alaba, 28, ist Österreichs Lichtgestalt im internationalen Fußballgeschäft. Groß und erfolgreich geworden ist er beim FC Bayern. Nun verlässt er sein fußballerisches Elternhaus.

Begonnen hat Alabas Kicker-Karriere beim SV Aspern, mit elf Jahren wechselte er zur Wiener Austria und in die Akademie von Frank Stronach. Seine Eltern waren glücklich, als er zu Bayern kam und dort in den letzten Jahren vom Nesthäkchen zum Weltklassespieler aufstieg. Die Mutter Gina kommt von den Philippinen und ist Krankenschwester, hat diesen Job aber längst aufgegeben. Vater George ist gebürtiger Nigerianer und heute im Hauptberuf Manager seines Sohnes. Den Ehrgeiz und den großen Willen habe David von ihm, erzählt dieser einmal in einem Interview stolz.

Die Alabas – David hat auch noch eine Schwester, die als Sängerin eine Karriere versucht – sind eine bibelfeste, protestantische Familie. Mit „Meine Kraft liegt in Jesus“ am Leibchen posierte David Alaba nach dem ChampionsLeague-Finale im vergangenen Jahr gegen Paris St. Germain am Spielfeld, daneben der Pokal.

David Alaba ist kein Fußball-Gott, wie ein Ronaldo, Messi, hat auch nicht die Gene eines Diego Maradona oder des ehemaligen BayernKaisers Franz Beckenbauer. International aufgefallen und bekannt geworden ist er als „Pass-Geber“ und „Assistent“ auf dem Spielfeld von Franc Ribéry, dem französischen Flügel-Flitzer und Tribanski. Aber auch nach dessen Abgang zeigte er, dass er sich in der Profi-Schlangengrube des FC Bayern mit seinen vielen, vielen Stars behaupten kann. Vor allem auch in den Augen seiner Trainer, die er hatte – von Angelotti, Pep Gardiola, dem Holländer Louis van Gaal bis zu Niko Kovac und jetzt Hansi Flick.

Er wurde aufgrund seiner SpielerIntelligenz, seines Team-Spirits im Abwehrzentrum der Bayern unentbehrlich. Als Spieler schafft er es, die ihm vom Trainer gestellten Aufgaben auf dem Feld bestens umzusetzen. Und er ist als Verteidiger in der Lage, ein Spiel gut lesen zu können.

Für die Fans scheint das aber auch oft zu wenig. Denn im Spiel nach vorn, im berühmten 1:1, wo es gilt, zumindest einen Gegenspieler auszutricksen. Weil die Fans das erwarten, aber bei ihm nicht sehen, ist er nicht der Superstar für sie. Spieler seines Formats gibt es in den europäischen Spitzenmannschaften, aber auch weltweit, dutzende. Aber nur David Alaba spielt bei Bayern – der zurzeit weltbesten Vereinsmannschaft. Er kassiert Millionen für seine Arbeit am Fußballfeld, doch zu den Überfliegern, wie ein Messi, Ronaldo, Mapei, allesamt OffensivKünstler, zählt er nicht.

Seit Jahren aber betont Alaba, dass „ich meine Zukunft im Mittelfeld sehe“. Doch diesen, seinen Traum, erfüllten ihm die Münchner nicht. Daher ist sein Wechsel von den Bayern fast logisch. Bei den Bayern wechselte er zuletzt von links außen in die Innenverteidigung und wurde dort zum Abwehrchef ernannt. Seine Auftritte auf der Wunschposition im Mittelfeld bekam Alaba nur im österreichischen Nationalteam. Bis heute konnte er aber dort die Vorstellungen seiner Fans und Trainer nicht wirklich erfüllen. Als Mittelfeldspieler sei er „nur internationale Klasse“, hingegen als Linksverteidiger „Weltklasse“, heißt es in Kommentaren.

Foto: GEPA-pictures / Red Bull Content Pool

David Alaba (re.): für 50 Millionen Euro zu Barcelona oder doch woanders hin?

Alabas Traum, im Mittelfeld „aufzu- geigen“, könnte auch zu einem Trauma werden. Doch schon bei seinem nächsten Klub wird sich zeigen, ob er auch „Mittelfeld kann“. Ganz viel hängt dabei natürlich von seinem künftigen Trainer ab. Dieser muss ihm dafür das Vertrauen – wörtlich genommen auch den Spielraum – geben.

Seinen Marktwert von 55 Millionen Euro wird David Alaba aber kaum noch steigern können. Bis zu 20 Millionen Euro wird, so heißt es, sein künftiger Arbeitgeber für ihn als Jahresgage einplanen müssen. Das wird auch Wirklichkeit werden, denn Real Madrid, Barcelona, Manchester City, Paris St. Germain – die renommiertesten Klubs der Welt, wollen den 28-Jährigen offenbar verpflichten. Nicht zuletzt deshalb, weil es auch keine Skandale um ihn gibt und er auf dem Feld immer 100 Prozent seiner Leistung abzurufen bereit ist.

Alabas Beliebtheit speist sich aus seiner bubenhaften Unschuld. Obwohl er wie ein Popstar auftritt: In auffälliger Mode, beim Feiern mit US-Rappern, auf der Pariser Fashion Week – er ist eine richtige Marke, hat heute sein eigenes Modelabel samt Online-Shop. Wie gut er sich vermarkten lässt, zeigt auch der Umstand, dass er auf Facebook acht Millionen Follower hat. Einen Teil seiner Millionen-Gagen hat er in Immobilien in München, Kitzbühel und Wien investiert.

Wann, wenn nicht jetzt, soll dieser Bayern München verlassen. Wochenlang zierte Alabas Transferpoker Titelseiten. Zahavi wickelte auch den 222-Millionen-Rekord-Transfer von Neymar Junior zu Paris St. Germain ab. Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß bezeichnete Zahavi sogar als „geldgierigen Piranha“.

Jetzt sei „Erntezeit“ für David Alaba – lautete in den letzten Wochen und Monaten die Botschaft von Zahavi an den FC Bayern. Die Klub-Chefs zeigten sich irritiert ob des Millionen-Pokers und meinten ihrerseits: „So nicht mit uns.“

In der Öffentlichkeit tritt David Alaba als gläubiger Mann auf, der T-Shirts mit der Aufschrift „Meine Kraft liegt in Jesus“ im Geiste der 7-Tages-Adventisten trägt. Im Internet ergießt sich nun auch Spott über den österreichischen Wunderknaben. Seine Kraft läge „im Euro“, heißt es da.