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UMWELT

Mehr Lob geht nicht. „Energy Globe Styria“ für Rooftop-Farming in der Smart City in Graz

Die grüne Uniqa-Fassade in der Annenstraße

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„LIFE – Institut für Klima, Energie und Gesellschaft“ von Joanneum Research. Chef Franz Prettenthaler mit Team-Mitgliedern.

„Toll wäre es im Sinne der Kreislaufwirtschaft, wenn im Turm auch noch Platz für einen Kuhstall gewesen wäre“, scherzt Hans Höllwart, Erbauer des Science Tower in der Smart City in Graz. Als Kind hat er auf dem elterlichen Bauernhof in St. Johann in Salzburg täglich vor der Schule die Kühe gemolken. Gemeinsam mit dem Architekten Markus Pernthaler hat Höllwart im 13. Stock in 16 Hochbeeten einen Gemüse- und Obstgarten entstehen lassen – mittlerweile betreut, gestaltet und verantwortet von Joanneum-Research-Klimaforscher Franz Prettenthaler mit seinem Team als Forschungsprojekt.

Nicht nur die Ernteerträge sind sensationell, sondern auch die Erkenntnisse für die Klimaforschung. Bis zu sieben Grad kühler ist die Temperatur in den Sommermonaten Juni, Juli, August. „Damit können wir die Hitzespitze sehr gut kappen“, so Franz Prettenthaler. „Durch das Verdunsten von Wasser kommt es zu einem physikalischen Abkühlungseffekt.“ Den Garten kann man als nach oben offenes Glashaus sehen. Wenn die offi zielle Messstation beim Merkurmarkt in Graz-Eggenberg für den Westen von Graz im Sommer 35 Grad und mehr misst, dann bleiben die Temperaturen im 13. Stock des Science Tower unter 30 Grad.

Joanneum Research hat Untersuchungen über die Dachfl ächenAbkühlung für die Stadt Graz gemacht. In diesen zeigt sich, dass schon mit nicht so intensiv begrünten Dächern (ca. 20 cm Beete) ein großer Effekt erzielt werden kann. „Wir haben eine weit intensivere Begrünung – die beträgt mit dem Wasserpuffer 70 cm“, so Prettenthaler. „Das Niederschlagswasser wird gespeichert. Und man glaubt es gar nicht: Auch in den Sommermonaten regnet es in Graz ordentlich – 380 Liter pro Quadratmeter.“

Im von Joanneum Research entwickelten Climate Fit City Modell ist die dramatische Entwicklung für die Bevölkerung in den Städten ablesbar. Für Graz werden es 100 Sommertage sein – also mit einer Temperatur über 25 Grad.

„Könnte man nur zehn Prozent der

Großstadtdschungel-Gefühle durch vertikale Bewachsung. Stauden, Sträucher und Moose werden hier gepfl anzt.

Foto: Atelier Thomas Pucher ökologische Energiemodelle, sanfte Mobilität und schonender Umgang mit Ressourcen.

Für die Planer und auch den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl wird Reininghaus ein „schlauer Stadtteil“. Die grünen Fassaden werden sich vorteilhaft auf das Mikroklima auswirken.

Seitinger: „Begrünte Außenräume sind nicht nur eine optische Aufwertung, sondern haben auch einen positiven Einfl uss auf die Luftqualität und das lokale KleinKlima. Pfl anzen spenden Schatten. Damit wirkt die Begrünung gerade in den Sommermonaten wie eine natürliche Klimaanlage.“

Natürliche Klimaanlage und Lebensraum

Foto: Wolf/Uniqa

Dachfl ächen begrünen“, so Prettenthaler, „und dort drei Millimeter Niederschlagswasser auf den Gründächern speichern und nicht die Mur hinunter rinnen lassen, dann könnte man die Temperatur in der Stadt um fünf Grad absenken. Natürlich ist das alles eine technische Herausforderung, aber für die Gesundheit der Menschen in den Städten wäre es ganz, ganz vorteilhaft.“

Hotspot Graz-Jakomini

Es wären solche Maßnahmen dringend geboten, denn wir werden diese brauchen, damit der Außenraum im Sommer auch belebt und als Bewegungsraum erhalten bleibt. Landesrat Hans Dies auch unter dem Aspekt, dass ja Tag für Tag viel Grünfl äche in den Städten versiegelt wird. Die Folgen davon zeigen sich in Graz besonders im Bezirk Jakomini mit seinen Hotspots. Der gesamte Bezirk hat nur noch ein Potential von elf Prozent, um mehr Grün zu schaffen. „Damit die Städte bewohnbar bleiben – auch der Bezirk Jakomini, wenn Sie so wollen –, muss ich begrünen. Da führt kein Weg vorbei“, so Klimaforscher Franz Prettenthaler.

Eine weitere Maßnahme zur Absenkung des Temperaturanstiegs in den Städten wäre, die Dächer weiß zu streichen. Dann gibt’s den so genannten Albedo-Effekt. „Jeder von uns weiß, was es heißt, wenn man im Sommer ein schwarzes Leiberl anhat und nicht ein weißes.“

Franz Prettenthalers Engagement für das Klimageschehen ist schon in der Jugend geweckt worden. „Da habe ich mit meinem Großvater in der Obersteiermark ein Glashaus betreut. Und da habe ich gesehen, wie das mit der Verschattung, Verdunstung und der Kühle funktioniert. So braucht sein Glashaus heute nur die Sonne – auch im Winter friert es nicht, weil es mit schwarzen Flaschen, die mit Wasser gefüllt sind, umgeben ist. Schwarz speichert eben bekanntlich die Wärme besser.“

Beim Wetter kann dem 40-köpfi gen Team um Franz Prettenthaler niemand was vormachen. Da haben seine Experten in jahrelanger Kleinarbeit europaweit Daten erhoben und betreuen Kunden (auch internationale) der Freizeitindustrie, der Tourismusbranche, des Handels mit ihrem „Wedda“-Projekt. Dieses liefert eine Prognose und zuverlässige Daten für 10 Tage. Mit wie viel Gästen, Kunden die Unternehmen aufgrund des Wetters rechnen können. Wie viel Ware eingekauft werden und wie viel Personal zur Verfügung stehen muss.

Viele Bauträger befassen sich bei der Planung ihrer Projekte mit dem Thema Klima zu spät. Sie kommen erst drauf, wie wichtig das für die Eigentümer oder Mieter ist, wenn schon gebaut wird.

Reininghaus wächst

Es wird ein Stadtteil, der mit rund 10.000 Bewohnern der Größe so mancher Bezirkshauptstadt entspricht – aber es wird doch einzigartig. Auf dem Reininghaus-Areal im Grazer Westen entsteht ein urbanes Zentrum, das neue Maßstäbe in der Stadtentwicklung setzt und international große Beachtung fi ndet. Nach jahrelanger Vorbereitung wird die einstige Vision jetzt Realität. Umgesetzt wird der Stadtteil nach den Richtlinien einer Smart City –

Foto: egger.com

Auch Energie-Unternehmen müssen „mitspielen“

Foto: zVg

E-Steiermark-Vostandsduo Christian Purrer (li.) und Martin Graf. „Die Energie Steiermark plant in den kommenden fünf Jahren einen massiven Ausbau der Erneuerbaren Energie in der Steiermark. In Summe haben wir Projekte mit einem Investitionsvolumen von rund 1,2 Milliarden Euro in der Pipeline. Dabei geht es sowohl um den Ausbau der Windkraft, der Photovoltaik und der Wasserkraft. Unsere Investitionen haben eine hohe Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung im Land. Denn der überwiegende Teil unserer Aufträge geht an heimische Unternehmen und Partner. Damit können wir tausende Jobs mittel- und langfristig sichern. Und das ist gerade in der aktuellen Phase von größter Bedeutung! Aus der Region und für die Region, diesem Grundsatz folgen wir in unserer Unternehmenspolitik. Wir nehmen österreichweit eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit ein. Ein Beispiel ist unser neuer E-Campus, Österreichs modernstem Ausbildungszentrum im Bereich Green Energy. Hier haben wir über 10 Millionen Euro in die Qualifi kation der besten Talente im Bereich Green Energy investiert. Das Gebäude mit mehr als 4000 Quadratmeter Nutzfl äche wird den europaweit höchsten Umwelt- und Effi zienzstandards gerecht. Die innovative Energiezentrale zur Wärme- und Kältebereitstellung ist dabei ein wichtiger Baustein.“