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Immer wieder das Gleiche

„Dieses aktuelle Szenario um die Weddeler Schleife ist typisch für die deutsche ‚Gründlichkeit‘ – viel zu lange Entscheidungswege von der Planung bis zur Verwirklichung der Bauvorhaben.“

Rainer Oschütz

Wer glaubte, dass „Possenspiele“ bisher nur auf deutschen Großbaustellen Hohn und Spott hervorgerufen haben, der irrt sich gewaltig. In der Region Braunschweig-Wolfsburg erfolgt gegenwärtig der zweigleisige Ausbau der sogenannten Weddeler Schleife. Dabei handelt es sich nicht nur um den Nahverkehr. Bisher fuhren täglich 184 Züge durch dieses Bahnnadelöhr. Davon waren mehr als die Hälfte Fern- und Güterzüge.

Nach dem Ausbau könnte auch der Bahnknotenpunkt Hannover erheblich entlastet werden. Jetzt droht jedoch ein Baustopp und damit eine Bauruine, obwohl in das zweite Gleis für die 20 Kilometer lange Strecke bereits 60 Millionen Euro investiert wurden. Hinzu kommen noch Planungskosten in Millionenhöhe. Trotz Beschluss des Bundestages im vergangenen Jahr –114 Millionen Euro wurden dafür genehmigt – verweigern die von der FDP geführten Finanz- und Verkehrsministerien jetzt die Bereitstellung des Geldes. Weitere 57 Millionen kommen von Bund, Land und Regionalverband. Die Bedenkenträger sind jetzt der Meinung, dass die Weddeler Schleife nur für die „Beseitigung von Engpässen im Nahverkehr“ erfolgt.

Dafür gibt es jedoch kein Geld aus Berlin, da dieses Projekt nicht im Bundesverkehrswegeplan berücksichtigt wurde. Allein über 15 000 Menschen pendeln täglich zwischen Braunschweig und Wolfsburg. Führen künftig Züge im 30-Minuten-Takt, würde das sicherlich viele bewegen, ihr Auto stehen zu lassen. Fest steht: Fließt das Geld nicht bis Ende des Jahres, scheitert der Trassenausbau. Jahrelange Planungen der Deutschen Bahn, um minutiös die Sperrpausen abzustimmen, sind dann umsonst gewesen. Das war die Voraussetzung, um Züge umzuleiten und den Schienenersatzverkehr zu organisieren…

Dieses aktuelle Szenario um die Weddeler Schleife ist typisch für die deutsche „Gründlichkeit“ – viel zu lange Entscheidungswege von der Planung bis zur Verwirklichung der Bauvorhaben. Dann gibt es immer noch Einwände und Änderungen, Bauarbeiten verzögern sich. Sind dann alle Hürden überwunden, wird meist der Bau doppelt so teuer wie einst geplant. Erinnert sei an sogenannte „Leuchtturmprojekte“ wie den Berliner Flughafen, die Hamburger Elbphilharmonie oder die Dauerbaustelle Stuttgart 21.

INFOGRAFIK

Geschäftsklima im Keller

Die jüngste Konjunkturumfrage im Bauhauptgewerbe ergab für Oktober 2022 das schlechteste Geschäftsklima seit langem. Der Geschäftsklimaindex betrug -30,5 Prozent. Ein Jahr zuvor hatte er bei +5,7 gelegen. Die schlechte Stimmung resultiert aus zwei Faktoren: der aktuell deutlich verschlechterten Beurteilung der gegenwärtigen Geschäftslage und der erneut kräftig gesunkenen Erwartung für die kommenden Monate. Nur bei den Preisen wird mit spürbarem Aufwärtstrend gerechnet.

Grafik/Text: imu-Infografik | Quelle: ifo Institut

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