Hommage 13

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Dreizehnte Ausgabe (Oktober 2010) — € 2,00


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Editorial Manchmal zerbricht man sich wochenlang den Kopf darüber, was als Thema der nächsten Ausgabe herhalten könnte. Diesmal schien es schon fast vorher festgelegt. Die Hommage wird 13 und kommt somit ins Teenageralter. Wie perfekt! Was gibt es schöneres, als heranwachsende junge Menschen, den Kopf voller utopischer Ideen, auflehnend gegen so ziemlich alles und gesellschaftlich das Gegenteil von integriert? Und sie mögen auch noch so seltsame Dinge und gehen absolut unnachvollziehbaren Tätigkeiten nach, dass man sich einfach fragen muss: Was macht sie aus, wie ticken sie, und: War ich selbst mal ein Teenager? Wir haben investigativ nachgebohrt und herausgefunden: Jeder unserer Mitarbeiter, Beitragleister und Freunde war mal im Alter zwischen 13 und 19. Und jeder verbindet damit ein bisschen was anderes. Britta Sonnenberg gibt uns einen Querschnitt dieser Zeit in ihrem Zeitzeugenbericht, Leili Nikbin konkretisiert ihre Erfahrungen als Arschgeweihbetrachterin und Christian Krisper reflektiert über die derzeit moderne Hingabe aller Teenager an die Welt der Vampire. Ebenfalls rückblickend auf diese Zeit untersucht Martin Fritz den thematischen Song »Best of Times« von Sage Francis, Jan Niklas Jansen geht an The Hold Steady fast kaputt und Marko Markovic fragt sich, was da eigentlich die 7 Jahre Pubertät so lang erscheinen lässt. Judith Purkarthofer geht sogar noch weiter zurück, nämlich in die Teenagerzeit ihrer Eltern und Großeltern, während Katja Krüger eher gemütlich über den Sinn der MTV Video Music Awards nachdenkt. Die Adoleszenz der Hommage ist nun also angebrochen, und wir sind gespannt wie ein Flitzebogen, welche Regelverletzungen, Themenverfehlungen und Heimgehzeitüberschreitungen uns nun bevorstehen. Wir werden es erleben.

..Editorial  —  3..


Inhalt Nicht für die Schule, für das Leben (Zeichnet uns: das Arschgeweih) Eine Hommage an die geweihte Jugend der späten 90er. Von Leïli Nikbin 2, 51 The Hold Steady Almost Killed Me Eine Hommage an Girls & Boys & Rock & Roll Von Jan Niklas Jansen 6 This Too Shall Pass Eine Hommage an »The Best of Times« von Sage Francis Von Martin Fritz 12 Keiner war dabei Eine Hommage an das, was vergessen wurde Von Marko Markovic 15 Don’t look back in anger Hommage an meine Teenagerjahre Von Britta Sonnenberg 20

..Inhalt  —  4..


Suck me! Everything you always wanted to know about vampires and desire * * But were afraid to ask Eine Hommage an des Teenagers Begierden und dessen Unterdrückung Von Christian Krisper 25 Das Rudelbumsen der Popkultur Eine Hommage an die MTV VMAs 2003 Von Katja Krüger 30 Die alte St-Klasse. Oder: Don’t dream it’s over. Eine Hommage an Steffi Graf Von Lisa Blasch 34 Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte … … und beim Holzsammeln gab es nur einen Kuss Hommage to a seventeenth summer Von Judith Purkarthofer 42 Listus Maximus Komplettikus This Too Shall Pass Too Von Katja Krüger und Marko Markovic 45

..Inhalt  —  5..


The Hold Steady Almost Killed Me Eine Hommage an Girls & Boys & Rock & Roll Von Jan Niklas Jansen

Ich erinnere mich an Rocklexika. Berge davon. Furchtbare Bücher. Aber was soll man tun, im Dorf (und sei es nur im empfundenen Dorf). Ich erinnere mich an einen mehrseitigen Artikel über Bon Jovi (Sektion: Heavy Metal), in dem Jon Bon Jovi (der noch Dauergewellte, selbstredend) erzählte, dass er bei Konzerten immer zu den ersten Reihen rennt, und so vielen Leuten High Five gibt wie nur irgendwie möglich. Weil er sich das als Teenager immer gewünscht habe, dass die Band so nah bei ihm ist. Ich weiß

nicht genau, warum sich das so eingebrannt hat, aber das war ziemlich genau, wie ich dachte, dass Rockbands funktionieren. Mit angedeuteten Grenzüberschreitungen, die nichts weiter tun, als den Graben zu betonen. Gerade eben tauchten auf Youtube Videos auf, die Conor Oberst mit wiedervereinigten Desaparecidos zeigen. Fast ohne Pause hat er eine Hand am Mikrofonständer und die andere zeigt mit ausgestrecktem Zeigefinger ins The Hold Steady Almost K illed Me  —  6


Publikum. Ein bisschen übel wurde mir dabei, denn trotz allen Fantums, und trotz aller Hardcore Referenzen, trotz sorgfältigem Bartgestoppel und erdigem Unterhemd war klar: Die Dauerwelle kenne ich. Die Verbrüderung ist keine.

Dabei war da mal, na sagen wir: Bright Eyes. The Story Is In The Ground Keep Your Head To The Ground. Und die Vorstellung, dass man in Omaha leben kann und alle Freunde, die man hat, in seine Band einladen und eine Musik erschaffen, die das The Hold Steady Almost K illed Me  —  7


Versprechen predigt und einlöst, dass sich die Verhältnisse überwinden lassen, indem man eine Parallelwelt aus Musik erschafft, die nach den eigenen Regeln funktioniert und davon erzählt, dass es überall möglich ist. Ohne Zeigefinger ins Publikum. Sondern mit einer Umarmung, die nicht die ersten Reihen abklatscht, sondern noch der letzten Reihe davon erzählt, wie gut das ist. Eine Musik, die nicht sagt: Wie gut, dass ihr vor der Bühne steht. Sondern eine, die durch und durch Einladung ist. Schon drei Jahre später war das sehr verschwommen. Und auf dem Label von dem Bassisten von Les Savy Fav (die sich konsequent so verhielten, als sei der Kameradschaftsgedanke der Minutemen nie in den Hintergrund geraten und die als Party Freak Show von dem Nackten mit Bart misszuverstehen eine ziemliche Dummheit ist) erschien ein bescheidenes Album. »Almost Killed Me« von The Hold Steady. Ein Album, das so straightforward ist, dass es zuerst schwer war, seine Bedeutung zu erkennen. Weil Bass und Schlagzeug einfach tun, was sie tun müssen. Weil die

Gitarre so damit beschäftigt ist, von den großen Gesten, massigen Riffs und aberwitzigen Soli zu erzählen, die man sich nachts erträumt während man sich noch fragt, ob man es je auf die andere Seite des Grabens schaffen wird, ob man genug zu sagen hätte, wenn man mit dort auf der Bühne wäre. Und dazwischen macht Craig Finn ernst mit den Versprechungen. Ernst auf eine Weise, die Greil Marcus dem jungen Bruce Springsteen immer zurecht unterstellt hat, und die er auch noch dem alternden Bruce Springsteen immer durch die Hintertür zugestehen wollte. »I got bored when I didn’t have a band«, singt Craig Finn. »So I started a band.« Gitarrenriffs und Rocklexika. I got bored when I didn’t have a band, so I started a band. Das klingt so egal, wenn es aufgeschrieben ist. Während ich das schreibe und überlege, den ganzen letzten Absatz zu löschen (Warum sollte er auch da bleiben, jeder weiß, warum das erste Hold Steady Album so wunderbar ist), läuft schon andere Musik und Craig Finn singt »Boys and girls in America, they have such a sad time together«. Und wähThe Hold Steady Almost K illed Me  —  8


rend er das singt, haue ich mir auf die Finger. Weil das Genörgel an den Bright Eyes demselben Missverständnis entspringt wie das Belächeln des jungen Glaubens an Bon Jovi. Beides dieses dumme Glauben an das Authentische. Von da aus ist es nicht weit bis hin zu dem begeisterten Erzählen darüber, dass Conor Oberst erst empfundene siebzehn war, als er einige seiner besten Sachen geschrieben hat. So langweilig, dieses Reden über die vermeintliche Jugend der Sänger. Wie alt waren eigentlich die Beatles, als sie »Revolver« geschrieben haben, wie alt war Bruce Springsteen, als er »Born To Run« geschrieben hat? So Anfang Zwanzig muss er gewesen sein. Aber das spielt keinerlei Rolle für die Musik, die dabei herauskam. Für die bleibende Gültigkeit, die sie hat. Das war ein junger Mann, der darüber schrieb, aus der Enge herauszubrechen, die Weite zu entdecken und sich in ihr zu verlieren. Da war es egal, wie alt er war. Das feste Glauben daran, dass Conor Oberst das Erleben des Teenagerseins direkt und unvermittelt in Musik übersetzt hat, hat so viel kaputt gemacht, so viel Möglichkeit des Erwachsenwerdens

geraubt, weil danach jeder Versuch, etwas Allgemeingültiges zu sagen, leichtfertig wirken musste. »Boys and girls in America, they have such a sad time together«, singt Craig Finn, der offensichtlich weit davon entfernt ist, ein Teenager zu sein. Und trotzdem klingt er nicht wie ein Geographielehrer im Cordjacket, der sich noch ach so toll erinnern kann, wie es war, damals mit sechzehn, und wie irre verrückt sie damals den Paukern auf der Nase herumgesprungen sind. Vielleicht ist es das, was ich sagen will: Dadurch, dass man sich darauf fokussiert hat, Bright Eyes als Chronisten, Reporter des tatsächlich Erlebten, zu sehen, geht die Kunst vor die Hunde. Und, auf der Seite der Medaille, um die es hier geht: The Hold Steady handeln, wo sie am Besten sind, nicht von der Wirklichkeit, sondern von der Kunst. Aber, noch mal und schon wieder von vorne. In der Wirklichkeit ist es in den meisten Fällen ziemliche Scheiße, sechzehn zu sein. Den Momenten, in denen man sich in dem Glück verliert zu denken »I’m gonna walk around and drink some more«, stehen The Hold Steady Almost K illed Me  —  9


endlose Momente der Verlorenheit gegenüber. Und der Ödnis der Suburbs der westlichen Welt steht das Heilsversprechen der Musik gegenüber. Das Freiheitsversprechen von Rockmusik. Die beseelte Kunst der Beatles, die selbstvergessene Schönheit einer sich selbst genügenden Mythologie wie »Exile On Mainstreet«. Die grandiosen Gebrauchsanleitungen für besseres Leben und bessere Kunst der Minutemen. »There are days when I think that Sal Paradise was right«, singt Craig Finn und genau da sind wir am Punkt, an der Schönheit von The Hold Steady in ihren besten Momenten, in dem, was ihre besten Songs entwerfen, an der Stelle, wo Craig Finn als Autor die wichtigsten Punkte trifft. Dort, wo es nicht darum geht, die Erfahrung des Teenager-Seins zu beschreiben. Die Schönheit, Würde und Größe dieser Songs liegt darin, wie sie die Mythologie der Rockgeschichte vom breitbeinigen Unsterblichkeitsgehabe von Led Zeppelin bis zur sinnlosen Trunkenheit der Replacements auf den mythologisierten Teenager prallen lassen. Was, fragen diese Stücke, passiert, wenn wir den desillusioniert hoffnungsvollen,

Pillen mit Wodka herunterspülenden Teenager aus Hüsker Dü-Songs zu Veronica Mars schicken? Und ihm die junge, wilde und unbeherrschte E-Street Band als Gang mitschicken? Was passiert, sind Zeilen wie »She goes low in her seat when she gets high in her car. « Was passiert, sind Sätze, die von der Erlösung durch Musik handeln. Was passiert, sind Soli wie in »Lord I’m Discouraged« die von dem Glauben handeln, den man als junger Mensch auf »Stairway To Heaven« werfen kann. Was passiert, ist Musik, die davon handelt, wie man sich als Teenager vorstellt, dass das Leben als Teenager sein sollte. Was passiert, ist große Kunst. Was passiert, ist, dass die überrealistische, praktische Gebrauchsanweisungslyrik von Hardcore Bands, dass Texte die sagen: »So solltest Du Dein Leben führen«, zusammengedacht werden mit der todesverachtenden Liebe zum Exzess, dem Glauben an die Selbstentgrenzung. Dass eine Welt entworfen wird, in der Ian MacKaye und Axl Rose zusammengedacht sind als die beiden Pole der einen Sache, die sie ohnehin immer waren. The Hold Steady Almost K illed Me  —  10


Was leider auch passiert, ist so doofer Bluesrock, wie er auf »Separation Sunday« und »Heaven Is Whenever« immer wieder durchschimmert. Wo man sich als Hörer schämt. Nicht nur, weil es ganz und gar dämlicher Gitarrenrock ist, sondern weil einen das Gedudel und Gepose unangenehm daran erinnert, wie man (nunja, an dieser Stelle das »man« bitte als verlegenes »Ich« es Autoren lesen) als junger Mann begeistert Spin Doctors oder Samy Hagar’s Van Halen oder Extreme gehört und an diesen Dreck geglaubt hat. Wie man sich in Rocklexika verloren hat. Wie man, um dieses Erbe abzuschütteln, später dahin geflüchtet ist, das Authentische zu suchen, wie man gehofft hat, Musiker zu finden, die ihr Aufwachsen in Töne und Worte packen, in denen dieser Unfug nicht vorkommt, die nur mit dem Großen, Schweren und Wertvollen beschäftigt sind, während sie ihre Stücke schreiben. Vielleicht, um ganz weit auszuholen, sind schlechte Hold Steady Stücke oder Alben also eine gute Gelegenheit, Bescheidenheit zu üben. Egal, wie dem auch sei, die Guten sind eine unentbehrliche Erinne-

rung daran, wie es sich anfühlt jung genug zu sein zu glauben, dass man den Feind erkannt hat und benennen kann, und dass man ihm mit dem wilden Leben aus dem Weg gehen kann. Ein Album wie »Almost Killed Me« ist notwendige, lebenserhaltende und -bejahende Fiktion, die von dem Glauben handelt, dass Jon Bon Jovi sich aus dem Rocklexikon erhebt, einem von der Bühne aus in die flache Hand schlägt, und dass es etwas bedeutet. Dass er nach der Show mit nach Hause kommt und die Kirschwasser aus dem Schrank der Eltern mittrinkt. Und, viel wichtiger, dass es wirklich etwas bedeutet. Das ist Musik, die davon handelt, was passiert wäre, wenn man sich auf dem Schulball, sinnlos betrunken, wirklich getraut hätte dem Mädchen, dass man verehrte, mit einem halb gekonnten Moonwalk vor die Füße zu fallen. Und davon, dass man kein Teenager sein muss, um das immer noch zu machen. Weil die Teenager aus der Musik, die man liebte, sowieso immer nur Fiktion waren. Ein Bild, das für diesen viel größeren Wert stand: Die Freiheit, die dümmsten Fehler zu begehen, um sich den größten Träumen hinzugeben. The Hold Steady Almost K illed Me  —  11


This Too Shall Pass Eine Hommage an »The Best of Times« von Sage Francis Von Martin Fritz

»I know. If you don‘t go out it‘ll be the end of the world. Everything is life or death when you‘re a sixteen-year-old girl. « (Joyce Summers in Buffy the Vampire Slayer, 1x02 »The Harvest«) Und dann, nach einer dieser Nächte, in denen es sich sehr nach Ende der Welt angefühlt hätte, früher heimzugehen, nach all den Gesprächen über immer alles, spielt M. im Morgengrauen am Balkon mit dem Krachton seines Handys, wie es sich für Teenager im Geist eben gehört, über die leere Weinflasche hinweg dieses

Monster von einem Song: »The Best of Times« von Sage Francis, zu dem mir jetzt, genauso wie nach jedem weiteren Hören, nach dem Mal, als ihn Fritz Ostermayer im Rhiz als letzten Song auflegte, oder als ich mir den Song in der Wäscherei P vom selben DJ gerade wünschen wollte und er ihn bereits im Cue hatte, nichts mehr zu sagen einfällt als mit offenem Mund dazustehen – »Everyone can relate to something he says« meint ein Youtube-Kommentator dazu und will damit vermutlich das eine sagen, was zu diesem Song überhaupt zu sagen ist, nämThis Too Shall Pass  —  12


lich dass er wahr ist, wahr in dem Sinn, wie im Morgengrauen auf dem Balkon Musik zu hören oder wahr wie darüber zu diskutieren, ob Pop jetzt wirklich tot sein könne, wo gerade so viel so großartige Musik erschiene und wir den ganzen Mist mit Mainstream/Un-

derground so richtig richtig richtig los geworden waren, wahr in dem Sinn, dass er der Dringlichkeit und Unbedingtheit der Jugend, irgendwie von Pop wohl auch, das einzige entgegensetzt, was diese als eine Art von würdevoller Ausweg, zu altern, noch erlaubt: This Too Shall Pass  —  13


eine Gelassenheit, ein fröhliches Akzeptieren aller Möglichkeiten, ein Begrüßen des Offenen, Neutrum würde bei Barthes wohl stehen, eben die Erkenntnis: »When you think you’ve got it all figured out / and then everything collapses / trust me, kid / it’s not the end of the world«, es lächelnd hinzunehmen, sich anzuhören wie Joyce Summers (die es ja auch wieder besser wissen wird, wie es sich als Teenager anfühlt), das sagt dieser nach eigener Aussage, genau wie dieser Text auch, atemlos in einem Zug hingefetzte Text, aus der Not eine Tugend machend, der Not, die daraus entstand, dass Yann »Amelie« Tiersen (of all people!) die Arrangements erst kurz vor Ende der Studiozeit der Platte »Li(f)e« (und ein Spoken Word Künstler weiß, das nur nebenbei, noch viel mehr, dass das Leben eine Lüge ist, als es ein Kulturtheoretiker wusste, der aphorisierte, es könne kein Wahres im Falschen geben) ablieferte und so die Lyrics, diese von zitierenswerten One-Linern nur so wimmelnde Ode, dass einzelne herauszugreifen eine Schande den anderen gegenüber wäre, diese Rückschau auf ein ganzes Leben in 5:33 Minuten, in nur einer Nacht entstehen muss-

ten, worüber wir im Endeffekt nur froh sein können, hätten wir doch sonst nicht diese vielleicht letzte Erkenntnis (mehr als ein bis maximal zwei Ideen oder Einsichten haben ja, wie Rainald Goetz einmal geschrieben hat, selbst die Besten nicht) von Sage Francis, dieses so herrlich Mut und gute Laune machende: Kinder, ihr glaubt immer, was gerade passiert, sei das Allergrößte, dabei lehnt euch doch einmal zurück, vergesst den ganzen Müll, ihr seid doch Menschen, ihr seid größer als ihr selbst, ihr könnt alles, was ihr euch zutraut und alles, was euch daran hindert, ist euer kleinlicher Glauben, es wäre anders, jetzt ist die beste aller Zeiten und es ist kein Widerspruch, dass das für jedes Jetzt gilt, auch noch für später, und genießt es doch einfach mal, euren Verstand an der Kasse abzugeben und das zu Genießen, wie eure Welt zusammenfällt, denn was dann kommt, ist interessant, und Wahrheiten wie diese lassen sich eben nur als Popsongs formulieren oder mit dem Brechen der Syntax in der Eleganz von sehr unerfahrenen Eisläufern, wie all das natürlich in einem Augenblick gefühlt werden kann in der Eisdisco, when you are a sixteen-year-old girl. This Too Shall Pass  —  14


Keiner war dabei Eine Hommage an das, was vergessen wurde Von Marko Markovic

Endlich. Weg. Diese zwei Worte, auf Repeat, als Endlosschleife des finalen Ausbruchs, endlich weg von zu Hause, weg von der Stadt, die sich bald nostalgisch anfühlen wird, endlich weg von der Jugend, die eh schlimmer als erwartet, und fad obendrein war. »Endlich weg« ist der Epilog des Teenagerseins. Manche machen daraus eine Kunst, Bill Callahan zum Beispiel, der alte Fluchtpunkt-Süchtler, wollte ständig nur und möglichst flott erwachsen werden. Damit dieser ganze Kram endlich weg ist. So fangen wir also an, das Teenagersein, das definiert sich dadurch, dass keiner Teenager sein will.

Aber das ändert sich. Irgendwann, Schock, ist das Leben danach genauso fad und nochmal viel schlimmer als befürchtet, und plötzlich fängt die Verklärung an, die nostalgische »So schlimm war’s eigentlich gar nicht.«-Phase, das Wiederaufgreifen alter Freundschaften, das trotz Weiterentwicklung immer noch auffindbare Gemeinsame im mittlerweile Fremden, und überhaupt: We turned out alright, oder? Also muss ja was richtig gelaufen sein, damals. Und gleichzeitig kommt da noch die Kultur danach, mit den Medien, und nicht nur ist alles jung, K einer war dabei  —  15


nein, das Teenager-Sein wird zu einem gedachten Teenager-Sein stilisiert, das uns »jung ABER bereits erfolgreich« als Lösungsformel anbietet. Im letzten Heft, da gab es ja diese Serie, Dollhouse, die diese Idee mittels eines sehr fiesen Untergriffs auf das kindliche Gehabe der Charaktere zu einer der absurdesten Ausprägungen des neoliberalen

Ausbeutens machte. Während wir alle also glauben, popkulturell am Puls der Zeit zu sein, was eh auch wieder durch Rückgriff auf eine derzeit imaginierte »Jugenkultur« denkbar ist, während wir also glauben, Malcolm in the Middle zu schauen, schauen wir in Wahrheit Doogie Howser, denken uns, ja, eh super, Malcolm, Doogie, same diff, und führen K einer war dabei  —  16


unsere Nostalgie auf ein »Against all odds« zurück, das wir ja auch irgendwie durchgemacht haben, wenn wir ganz ehrlich sind. Ehrlichkeit? Ja, auch so eine Sache, weil plötzlich, wie aus heiterem Himmel, gibt es auch die Momente, die man nicht wiederhaben will. Scham, oh Schreck. Trauma. Je nachdem, ob und wie, kann man dann später verdrängen, und, brav der kulturellen Logik von oben folgend, aufarbeiten, denn im Großen und Ganzen, ist Teenager-Sein ja auch was Privates. Oder doch nicht? Nein, weil absurderweise nichts anfälliger für »Wir«-Bestimmungen ist als die Jugend. Wer soll sich denn da noch auskennen? Ausgekannt haben wir uns nämlich bei allen Conor Oberst-Genie-Vorbildern damals genausowenig wie heute, aber es gab ja chillige Gegenentwürfe. Die Spex hob zum Abschluss ihrer recht jugendlichen Mitte-Nuller-Phase einen alten Sack aufs Cover und fragte nach, wie das sein kann, dass das Jungsein diskursiv dem erhabenen Impetus eines Jarvis Cocker vorgezogen werden kann. Als finales Statement eines alten, alterslosen Heftes,

das sich immer jung gefühlt hat, zutiefst treffend und selbstironisch, natürlich, aber auch und vor allem spannend, weil Cocker ja nicht nur mal jung war (15 bei Pulp-Gründung, aber 31 bei »His ´n´ Hers«! Imagine the untold stories!), sondern auch weil hier ein Popdiskurs sein eigenes Konstrukt plötzlich aufs Podest hebt, während er am Zugrundegehen ist. (Das ist eine völlig andere Entropie, als z.B. Morrissey auf das 25-jährige Jubiläumsheft zu pappen, während man darüber nachdenkt, wie alt man eigentlich ist.) Nicht nur war a) Cocker mal jung, nicht nur war b) die Redaktion mal jung, nicht nur war c) das Heft mal jung, nein, was hier aufs Podest gehoben wurde, ist eine Projektion dessen, was sich die Beteiligten unter a), b) und c) vorstellen. Wir verschwenden und verklären also nicht nur ständig unsere Jugend, wir flüchten und vergessen nicht nur vor ihr, sondern wir bauen sie ständig, jedesmal aufs Neue und mit mehr oder minder gültigem Erfolg. Das erdachte Teenagertum ist dabei jenseits von Selbstwert und sozialer Akzeptanz auch ein Gradmesser für unsere eigenen narrativen K einer war dabei  —  17


Fähigkeiten. Können wir kohärent nachvollziehen, wie wir zu dem geworden sind, was wir jetzt sind? Welche Geschichte müssen wir denn für die Jahre vor der Verantwortung zurechtlegen, damit wir widerspruchsfrei sind? Und da liegt eben der Hund irgendwo begraben, wir konstruieren unsere und deine und meine Jugend aus der gesellschaftlichen Notwendigkeit heraus, Verantwortung für etwas zu übernehmen, was weit vor unserer Verantwortung immer schon gelegen hat. Ob das nun Indiedisko, Kohärenz oder akzeptable Leistung ist, ist dabei nebensächlich. Das Teenagersein ist unser Podest für alles, was konservierbar gemacht werden muss, weil es sich als das »richtige« Jetzt anfühlt. Wir speichern Momente, die das beste »Jetzt« überhaupt waren, jener Tanz, dieser Kuss, diese Ohrfeige, jene Note. Antithetisch dazu bauen wir ein Gebäude aus »Jetzts«, die alle schon vergangen sind, als wir sie zum ersten Mal als »Jetzt« wahrgenommen haben, und nennen das dann »Phase«, »Abschnitt« oder irgendein anders kontinuistisches Konstrukt.

Aber das wirklich schöne am Teenagersein sind eben nicht diese zurechtchronologisierten »Jetzts«, die wir im Dienste einer historischen Sicherheit abliefern müssen (und ja, ich meine abliefern, schließlich behält man seine Jugend nie für sich), sondern die Brüche, die wir eben nicht mehr rekonstruieren können. Wenn wir schon romantisieren (und was anderes ist dieser Text, dieses Heft ja auch nicht), dann romantisieren wir bitte das, was eben nicht am Podest landet, weil wir vergessen haben, es wichtig zu machen. Denn die Summe dieser Teile kommt wahrscheinlich viel näher an die nüchterne, trockene Wahrheit heran, die da lautet, dass wir damals viel Zeit damit verbracht, uns darauf vorzubereiten, wie das sein wird, wenn wir mal Zeit verbringen müssen. Diese ewigen, vergessen Stunden des Wartens, diese unendliche Einöde, dieses bescheuerte Sichselbstzurechtkomplizieren, all das, was per Definition gar nicht in eine Geschichte für danach gepackt werden kann, all das, was nicht mal erwähnenswert ist, all die leeren Stunden, die man nie wieder zurückbekommen wird, all das, was die K einer war dabei  —  18


große, triste LANGEWEILE ausgemacht hat, vor der wir, zurück zu Callahan, eigentlich immer schon fliehen wollten. Dieses Teenagertum, darüber redet man ungern, ist es schließlich sehr asozial, diskursiv schwierig und im Regelfall aus gutem Grund, aus erlebtem Leiden oder verbrauchter Energie heraus verdrängt worden. Nur ist diese Dunkle Materie, die wir verdrängen und mit Galaxien und Sternhaufen füllen just to bear this epic boringness, gerade so schwer, dass wir genau genug Auftrieb erhalten, um das archimedische Prinzip als Metapher zuzulassen. Der Weltraum war schon für Callahan der Ort des Teenagerseins, und für manche war er der Ort, wo man endlose, furchtbar langweilige Stunden mit Star Trek verbracht hat, die man eben damals schätzte, aber jetzt nie wiederbekommen wird. Selbst die verklärteste aller DochRomantisierungen kommt auf plus minus Null raus. Es geht sich ja doch alles aus, irgendwie, obwohl niemand wirklich dabei war, als die Sachen passiert sind, von denen wir jetzt glauben, dass sie gar nicht

passiert sind, weil ja andere, wichtigere Sachen passiert sind. Und so ist das Uncoole am Teenagersein, das, mal im Ernst, eben das »wie man sich fühlt« ist, genau das, was jenseits aller Jugendbewegung, jenseits aller Proberäume nicht passiert. Wir haben es vergessen, weil uns Relevanz immer schon als relevant verkauft wurde. Und weil aber keiner von uns wirklich dabei war, als all das nicht passiert ist, lohnt es sich auch nicht, drüber zu reden. Diese schon damalige, also sofortige Ablehnung eines Erlebnisses, das ist ja wohl hundertmal punkiger, und jetzt-orientierter und popkulturell witziger als alles, was uns tatsächlich hängen geblieben ist. Und das nicht nur, weil wegen dieser Lücken die Sterne erst so richtig leuchten, was eh der fadeste Rückgriff auf elitistische Vereinnahmung galore ist, sondern auch, weil diese Lücken irgendwann die Sterne auffressen werden, wenn alles gesagt und getan ist. Denn eben weil wir Jugendlichkeit als vergänglich konstruieren, ist ihre Konstruktion selbst vergänglich. Was, zugegeben, eine wirklich versöhnliche Ironie an der ganze Sache ist. K einer war dabei  —  19


Don’t look back in anger Hommage an meine Teenagerjahre Von Britta Sonnenberg

In der siebten Klasse (ich war gerade wegen der Sprachwahl schmerzlich von meiner besten Freundin Cemi getrennt worden, die Latein uncool fand und deshalb ab jetzt in der Französischklasse saß, wo sie mich durch Yvette ersetzte) bekamen wir Herrn Link in Religion. Zum Einstieg ins Schuljahr malte er eine große Dreizehn an die Tafel, um uns mit einem sich im Unterrichtsgespräch nach und nach weit verzweigenden Tafelnetzwerk auf die Welt der Teenager vorzubereiten. Es ging hauptsächlich um Zugeständnisse und Verbote seitens der Eltern in Bezug auf Fernsehen,

Nachtruhe, Ausgehzeiten und Taschengeld, aber auch um Gefühle – Gefühle des Unverstandenseins, Ärger mit Autoritäten und natürlich Liebe. Es kam heraus, dass abends alle länger aufbleiben durften als ich und meine Freundin Franzi, mit der ich nun Cemi vorläufig ersetzte. Aber wir waren beide zu dem Zeitpunkt auch erst zwölf und nach der Stunde voll froher Erwartungen und sehr gespannt auf den magischen Umschwung in unserem Leben, den uns der nächste Geburtstag verheißen sollte. Ich beschloss, meine Haare Don’ t look back in anger  —  20


wachsen zu lassen, die ich bis dahin immer kurz wie ein Junge geschnitten bekommen hatte. Ich gehörte damals zu den uncoolen Mädchen, verehrte Elvis statt Vanilla Ice, trug Pferdepullis statt Chiemsee-Sweatshirts und hatte Wendy abonniert statt Bravo, obwohl ich letztere regelmäßig und intensiv bei meiner Freundin Geli aufsaugte, bis wir uns im Schullandheim Mitte der siebten Klasse zerstritten. Da war ich dann dreizehn und wurde von den coolen Jungs der Klasse wahlweise Pferdepulli oder Affenpulli (nach einem lila Baumwollpullover,

aus dem vorne ein Plastikaffenkopf herausragte) genannt und weiterhin nicht auf die heißen Parties eingeladen. Dafür fand ich im Schullandheim unter den Jungs aus der Parallelklasse (die kannten meine obskure Garderobe nicht) meinen ersten Freund, Strubbel. So hieß er eigentlich gar nicht, ich hatte nur in der Schullandheimdisko, im Keller der Jugendherberge, wo ich mit ihm zu Mr. Big Stehblues tanzte, seinen Namen falsch verstanden. Aber ich glaube, er behielt den neuen Namen während unserer zweiwöchigen Beziehung, die für die verbleibenden zwei Schullandheimtage richtig romantisch Don’ t look back in anger  —  21


war (wir hielten uns immerzu umschlungen – bei den Mahlzeiten, den Wanderungen, den Spiele-Nachmittagen und den Disko-Abenden), aber danach am Teenageralltag scheiterte. Gleich nach unserer Rückkunft besuchte ich ihn nach der Schule. Seine Mutter hatte Pfannkuchen für uns bereitet und half uns bei den Hausaufgaben. Nach einer kurzen Runde Tetris auf den Gameboys von Strubbel und seiner Schwester musste ich schon wieder nach Hause fahren. Am nächsten Tag kam er mich zu Hause besuchen, und meine Mutter war ganz und gar nicht einverstanden, dass wir Arm in Arm auf meinem Sofa lagen. Sie schmimpfte. Danach schrieben wir uns noch eine Weile lang Zettel und Briefchen, die unsere besten Freunde jeweils in den Pausen übergeben mussten, sahen uns aber nicht mehr und verloren uns aus den Augen. Meine beste Freundin war inzwischen Sandra, die Punk- und Metal-T-Shirts trug und heimlich rauchte (Camel, wie ihr Idol Madonna). Die meisten Mädchen der Klasse fuhren auf New Kids on the Block (NKOTB) ab, die wir total peinlich fanden. Einmal

lieh mir Sandras Freundin Susan für den Sportunterricht ein T-Shirt aus mit einem großen Granitblock darauf, unter dem eine Blutlache hervorquoll. Die Aufschrift: New Kids under the Block. Sandra nahm mir Mixtapes auf, z. B. von den Ärzten, den Toten Hosen, Wizo und Bad Religion und lieh mir Metal-Kassetten aus, z. B. Helloween, Metallica und Sepultura, die meiner Mutter überhaupt nicht zusagten, aber den Eltern erfolgreich vermittelten, dass ich aus den Tierpullis herausgewachsen war. Zu Weihnachten bekam ich eine Levis 501, dazu ein grünes Diesel- (ohne den doofen Punker drauf) und ein blaues Levis-Sweatshirt, die ich innig liebte. Außerdem hatte ich seit kurzem einen Nietengürtel und schwarze Chucks und sah endlich aus wie ein Teenager. Ein cooler Teenager. Das machte sich bei den Schuldiskos bezahlt, vor denen wir uns auf der Schultoilette schminkten, um dann mit den Jungs aus der Mittelstufe eng geschmiegt zu Scorpions-Balladen zu tanzen. Alle paar Wochen waren Sandra und ich in einen anderen älteren Jungen verliebt, mit dem wir uns jeweils eine blühende Zukunft Don’ t look back in anger  —  22


in Großbritannien erträumten. Wir schrieben uns regelmäßig Briefe aus dieser Zukunft, um von unseren stattlichen Anwesen, erfüllenden beruflichen Tätigkeiten und aufregenden Affären bzw. Scheidungen und erneuten Heiraten zu berichten. Auf die Briefumschläge setzte Sandra an Stelle des Absenders das Metallica-Logo. Unser Briefpapier war von Dany’s, einem Katalog mit Postern und anderem Teenager-Bedarf, aus dem in der Schule immer sammelbestellt wurde. Die Motive waren vorzugsweise Wasserfälle im Sonnenuntergang, Pferde im Sonnenuntergang und verliebte Paare in Jeans-Outfits im Sonnenuntergang. Natürlich immer in Pastellfarben. Während die ehemaligen NKOTB-Fans der Klasse nach und nach zu Take That (TT) überliefen, sammelten Sandra und ich Schwarz-WeißPostkarten von Vorkriegs-Stars und guckten zusammen alte Filme an, z. B. mit Lilian Harvey. Wir besuchten zusammen die Tanzschule und erwarben für den Abschlussball Cocktailkleider und spitze Schuhe bei C&A. Das Anprobieren war aufregend und wir fühlten den Glamour von Beverly Hills 90210

(meine Lieblinge waren Brenda und Dylan, ich glaube Sandra mochte Donna und David). Die coolen Jungs der Klasse nannten mich nicht mehr Pferdepulli, sondern Girlie (ich trug inzwischen gerne Mini mit klobigen Schuhen. Vielleicht war das gar nicht als Kompliment gemeint, es gefiel mir aber gut, weil das damalige Girlie der Nation, Heike Makatsch, mich auf Viva sehr beeindruckte. Musikfernsehen war ein großartiger Zeitvertreib. Es war für uns Teenager gemacht und offenbarte eine neue große Welt, die nur auf uns zu warten schien (und auf die wir sehnsüchtig gewartet hatten. Mein liebstes Musikvideo war »I don’t think so« von Dinosaur Jr. Natürlich spielte ich jetzt auch in einer Band. Schule machte keinen Spaß mehr, aber die Eltern empfahlen nachdrücklich das Abitur. Ich zog ins Internat. Meinen neuen Schulordner beklebte ich außen mit Bildern von den Bates, die ich aus der Bravo ausgeschnitten hatte. Innendrin unterschrieben nach und nach die Klassenkameraden. Mein Kumpel Zwuddel, der sicher noch einen konventionelleren Namen trug, Don’ t look back in anger  —  23


an den ich mich aber nicht erinnere, und der auch das Dinosaur Jr. Video liebte, schrieb zu seiner Unterschrift: »Wir sind alle kleine Dinosaurier«). Neben der Musik interessierten mich Second-Hand-Läden (statt Girlie jetzt Alternativ) und politische Diskussionen, obwohl meine wenigen Besuche bei der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ) mir schnell die Hoffnung auf den baldigen Umsturz nahmen. Was blieb war eine schöne Che-GuevaraCollage von meiner Freundin Carla, in die sie interessanterweise auch Jim Morrison geklebt hatte (sie malte auch auf Briefumschläge immer ein Grab mit Jim Morissons Namen). Meine beste Freundin am Internat hieß Heide, und mit ihr zusammen war die Langeweile auf dem Berg eines Luftkurortes zumindest einigermaßen zu ertragen. Wir guckten abends Marienhof, Verbotone Liebe, Schwesternheim St. Angela, Gegen den Wind, das Literarische Quartett, Kochen mit Frau Herzog, der damaligen Präsidentengattin und erfuhren ungläubig vom frühen Tod der Lady Di,

Englands Prinzessin der Herzen. Was die öffentlich-rechtlichen Kanäle eben so zu bieten hatten, denn wir waren nicht verkabelt. Irgendwann bekamen wir einen Video-Rekorder, hatten aber nur zwei Filme auf Kassette: Pulp Fiction und Zwei Nasen Tanken Super (mit Thomas Gottschalk und Mike Krüger in den Hauptrollen). Die beiden Filme sahen wir sehr oft. Auf der Supernasenkassette war auch ein Musikvideo: Chers Remake von »I got you, Babe«, in dem Beavis und Butthead von MTV Sunny Bonos Part übernahmen. Obwohl die Zeit am Internat vor allem durch Langeweile und dem Gefühl von Stillstand geprägt schien, war ich auf einmal neunzehn und hatte mein Abitur in der Tasche. Zum Studienbeginn in München war ich wieder mit meiner lieben Freundin Cemi vereint, die denselben Studienort gewählt hatte. Gemeinsam fuhren wir mit unserer bescheidenen Studentenbuden-Erstausstattung im Zug nach München und dann mit der uns bis dahin nur aus dem Urlaub bekannten U-Bahn zu unserem Studentenwohnheim. Für meinen Walkman hatte ich Sandras Mixtapes dabei. Don’ t look back in anger  —  24


Suck me! Everything you always wanted to know about vampires and desire * * But were afraid to ask Eine Hommage an des Teenagers Begierden und dessen Unterdrückung Von Christian Krisper Suck Me!  —  25


Suck Me!  —  26


Jahre der Adoleszenz bedeuten in erster Linie Veränderung. Veränderungen des Körpers sowie der Psyche, alte Weltanschauungen weichen neu entstehenden Bedürfnissen. Der Prozess des Erwachsenwerdens ist gekennzeichnet durch Distinktion und Abgrenzung, die Suche nach Individualität genauso wie nach Zugehörigkeit. Plötzlich glaubt man sich für voll nehmen zu können, doch wie naiv man wirklich war, wird sich einem selbst wohl nie gänzlich erschließen. Eine der wohl schönsten Metaphern, die die Popularkultur für die Übersteigerung dieser Veränderungen während der (Post-)Pubertät erfunden hat, ist jene des Vampirs. An dieser Stelle soll jetzt freilich nicht die Rede sein von Klassikern wie Dracula oder Nosferatu, sondern von Teenage-Vampir-Geschichten wie sie seit einigen Jahren Hochkonjunktur in Hollywood und im TV feiern. Selbstverständlich komme ich nicht darum herum, den wohl zentralsten Wegbereiter dieses allseits und für alle Zeiten geliebten Genres zu erwähnen. Joss Whedons »Buffy, the Vampire Slayer« wurde aber in der Tradition dieses Fanzines

wohl schon zu Genüge hommagiert – völlig zu Recht natürlich. Gegenwärtige Fernsehbildschirme und Kinoleinwände sind allerdings bevölkert von Laisser-faire Vampiren wie Eric oder Bill aus »True Blood« oder – dem zumindest unter Teenager-Gefilden an Popularität wohl unerreichten – Edward Cullen aus der »Twilight«Reihe. Zwei Franchises, die auf den ersten Blick so ähnlich wirken, jedoch unterschiedlicher wohl nicht sein könnten. Es ist fast ein bisschen so wie der Playboy vs. die Bibel, die Offenlegung und Auslebung der irdischen Welt vs. die Verschleierung und Unterdrückung durch eine höhere Ordnung. Wo Sookie Stackhouse durch ihre Begegnung mit dem Vampir erstmals ihre Begierden auszuleben in der Lage ist, beginnt für Bella die Selbstgeißelung und Zügelung des aufkeimenden Sexualtriebes. »True Blood« liefert all den Sex und Gore, den man sich vom hedonistischen Lebensstil eines Vampirs erwartet und wünschen würde, wohingegen bei »Twilight« einem dieser auf dem Silbertablett serviert wird, aber man nicht hinlangen darf. (So ein bisschen wie die Geschichte mit der Schlange und dem Apfel.) Suck Me!  —  27


Dass gerade unter US-amerikanischen Teenagern (aber im Wesentlichen natürlich auf der ganzen westlichen Welt) das Lieben, Leben und Sterben von Bella und Edward derartig in seinen Bann zu ziehen vermag, scheint bei genauerer Betrachtung jedoch wenig überraschend. »Twilight«Autorin Stephenie Meyer ist bekennende Mormonin und Mitglied der »Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage«. Die Unterdrückung der eigenen Sexualität, sowie die Negation jeglicher Abweichung von dieser selbsternannten Norm stehen dabei auf dem Tagesprogramm. Ein christlichverwirrter Jugendschutz, wie er in den USA praktiziert wird, bedingt konsequenter Weise also auch viel Identifikation und Anknüpfungspunkte für eine Liebesgeschichte, deren körperliches Ausleben schlicht als dangerous deklariert ist. Aber warum eigentlich? Als bekennender »Twilight«-Fan (insbesondere des 1. Films, die Bücher habe ich nie gelesen) konnte ich noch keine logische Erklärung dafür ausfindig machen. It is just dangerous.

Was würde denn nun passieren, wenn Bella und Edward endlich mal zur Sache gingen!? Edwards böse Seite könnte zum Vorschein kommen und außer Kontrolle geraten (Buffy und Angel anyone?). Also es darf einfach nicht sein, das Bestehen der Welt hängt davon ab. Und genau in dieser schwammigen und unbefriedigenden Erklärung oszilliert die Faszination für die Geschichte, die eigentlich gar keine ist. Die verbotene Frucht ist ein Motiv aus Urzeiten, ein besonders archaisch bestücktes noch dazu. Es kommt selbst schon mit Vorgeschichten und bringt Implikationen mit sich. Es ist in unserer christlichen Erziehung verankert und weckt beinahe automatisch schon Interesse, insbesondere wenn du tatsächlich dieser Teenager bist, der genau mit diesen Gefühlen und Begierden zum ersten Mal in seinem Leben konfrontiert und gefordert ist, damit klar zu kommen, irgendwie. Wenn dein Körper dann nicht nur die herkömmliche Pubertät durchläuft, sondern auch noch zum Vampir mutiert, dann weißt du erst, was wirkliche Probleme sind (siehe etwa »Lost Boys« oder Jessica aus »True Blood«). Suck Me!  —  28


Wir sind mit diesen pubertierenden Dramen der verkappten Dreiecksbeziehungen und verbotenen Lieben sozialisiert worden. Und wir haben es auch geliebt. Ob Buffy und Angel/ Spike oder Joey und Dawson/ Pacey (»Dawson’s Creek« Creator Kevin Williams ist übrigens mittlerweile ja auch auf den Vampirzug aufgesprungen) oder Rory und Jess – nichts weckt mehr Empathie als eine Liebe, die nicht sein darf oder kann. Gerade in der Unerfülltheit besteht die Erfüllung. Alles was danach kommt ist pure Langeweile. Das Drama des Unerreichbaren ist, was uns am Leben hält. Deshalb und auf diese Weise funktioniert auch »Twilight«, und das ist – jeglichen christlichen Schwachsinn mal außen vor gelassen – verdammt gut so. Als Teenager mag dir das noch nicht so bewusst sein, und du hoffst tatsächlich noch auf die Einlösung deiner Begierden, und genau darum flieht man auch als Post-Teenager nur allzu gerne mal in diesen Kosmos, wo noch alles schwarz und weiß ist. Es hätte aber wohl auch niemanden interessiert, Romeo und Julia beim Hausbauen und Kinder-

kriegen zuzusehen. Es würde schon weitaus mehr an Reife und Überlegenheit verlangen, um sich dieser Bewusstheit zu stellen – ein anderes dramatisches Extrem der Überhöhung, das ebenso mitreißend zu wirken vermag. So geschehen zum Beispiel in Clint Eastwoods »The Bridges of Madison County«, wo Francesca sich gegen Liebe ihres Lebens und für ihre Familie entscheidet: »You‘ve got to know deep down that the minute we leave here. It’ll all change.« Alles verändert sich, hat sich verändert, und wird sich wieder verändern, nur nicht der Vampir, der bleibt für immer jung und begehrenswert. Begierde ist aber per definitionem auf Veränderung ausgerichtet, kann also niemals und ohnehin nicht zur Einlösung kommen. Das soll keineswegs eine ernüchternde Feststellung beinhalten oder gar die Lust am Leben in Frage stellen, im Gegenteil, liegt doch gerade und offensichtlich darin – mehr muss an dieser Stelle nicht gesagt werden – die Faszination für das TeenageMotiv des unterdrückten Verlangens, und scheint zumindest eine Erklärung für die Obsession der Popkultur mit dem Vampirismus. Suck Me!  —  29


Das Rudelbumsen der Popkultur Eine Hommage an die MTV VMAs 2003 Von Katja Krüger

Ende August 2003: Ich war 18 und noch lange nicht mit der Schule fertig. Meinen Führerschein hatte ich in der Tasche, allerdings sollte ich diese Periode der Freiheitsillusion nicht halten können. Die Wochenenden verbrachte ich saufend in der Kleinstadt oder auf einem der umliegenden Festivals. Gerade bandelte ich mit meinem ersten Freund an. Die Welt lag ausgebreitet vor mir und ich schlug ihr, wie immer, mitten ins Gesicht. Ein typisches Schicksal der Teenager mit einer gewissen Vorliebe für Gitarrenmusik. Noch dazu ständig die Parolen der großen Deutschen im Ohr: Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein, Schreit den Namen meiner Mutter, Mein System kennt keine Grenzen. Wenn man 18 ist, ist man keine 13 mehr. Schon längst weiß man, dass der eigene Geschmack sich mit dem Das Rudelbumsen der Popkultur  —  30


der anderen durchaus vereinbaren lässt. Die coolen Jungs in der Schule, die in der Raucherecke, kennen die Songs ebenso. Man ist nichts besonderes, wenn man an einem Schultag den Zug nach Berlin nimmt, sich ein Konzert ansieht und mit dem ersten Zug zurück verpennt in der Mathestunde sitzt und eine Eins im Überraschungstest schreibt. Das ist der Alltag. Ein Alltag, den man nicht teilen möchte. Oder nicht teilen kann. Insgeheim verlangte ich aber nach etwas anderem. Eine Woche nach dem Introducing in Berlin und zwei Wochen nach dem Haldern verbrachte ich das Wochenende zur Abwechslung im Haus meiner Oma. Dort gibt es nicht viel zu tun. Allerdings gibt es einen Fernseher mit Satellitenempfang. Quasi abgeschnitten von der Welt, im speziellen rede ich also vom Internet, zappe ich herum und finde ein TV-Spektakel, das mich den Atem anhalten lässt. Soviel Prunk, Glamour, Entertainment und Pop, wie man eben ertragen kann: die Music Television Video Music Awards 2003. Sick. Daten sind Daten und Namen sind Namen, aber bitte, der Anfang: Dümdümdümdümdümdüm – kleine Blumenmädchen – eine Riesenpapptorte, auf der Britney Spears alles tut und aussieht wie Madonna 1984, nämlich »Like A Virgin« – kurz vorm Refrain jedoch kommt Christina Aguilera dazu und beide stehen im gleichen Outfit dort, aber nur sie darf singen – Das Rudelbumsen der Popkultur  —  31


1-Sekunden-Schnitt auf Mary J. Blidge, sie sehr angewidert schaut – beim Oh-uh-ah-uh-oh singen beide gleichstimming und wälzen sich am Boden – Stille – Applaus – aus der Torte steigt empor: Madonna – Kreisch, hechel, augenreib – sie stimmt »Hollywood« an – naja, im Bräutigamoutfit darf sie natürlich singen, was sie möchte – Guy Ritchie startet die Standing Ovation/ Dancesession im Publikum schon nach zwei Zeilen Gesang – und dann, nach ein bisschen Tanzen und Singen zu dritt – wait for it – Knutschi Knutschi zwischen Britney und Madonna, auch zwischen Christina und Madonna (doch der Kameramann verpasst es und so ist es für alle für immer verloren) – Schnitt auf Justin Timberlake mit versteinertem Gesicht – Technobeats – Missy Elliott erscheint als zweiter Bräutigam – alle mittlerweile voll braingefucked und niemand weiß, wo man noch hinschauen soll – und dann verbeugen sich alle und es scheint vorbei. Vorbei? Das allein war die erste Performance. Wie, da kommt noch was? Noch circa 3 Stunden mehr Entertainment-

wahnsinn? Ganz recht. Denn das ist das Geheimnis einer Awardshow, man braucht die tatsächlichen Preise und die Nominierten und die Dankesreden nur als Verschnaufpausen zwischen den überbordenden Überdrüber-Performances, von denen es im Grunde auch nicht mehr als drei geben kann. Und wie man die vier erfolgreichsten, schönsten, sexiesten Frauen im Popgeschäft 2003 schlagen kann – während Lady Gaga noch im Stau der Geschichte steckt – beweist uns wieder einmal Beyonce. Von einem Seil kopfabwärts wird sie auf die Bühne gelassen und steht souverän in einer Harempant da und wärmt uns mit »Baby Boy« auf, um dann den Song zu trällern auf den wir warten: »Crazy in Love«, zusammen mit ihrem damals vermutlich schon Ehemann Jay-Z. Nach ganz viel lustigem Rumgebashe von unserem Host Chris Rock, der sich nicht unbedingt zurückhält wenn es um Scherze über den pädophilen R. Kelly, Motherfucker Ashton Kutcher oder Motherhater Eminem geht, gibt es noch eine ganz kleine Das Rudelbumsen der Popkultur  —  32


Überraschung von Metallica, die zum Abschluss die vier größten Hits der MTV-Rockgeschichte zum Besten geben (bevor sie sowas wie einen eigenen Song spielen): Are you gonna go my Way, Seven Nation Army, Beat It und Smells like Teen Spirit. Das waren dann die geilsten 180 Minuten deines Lebens. Glitzer, Oberflächlichkeit, Missgunst, Make-Up, Tränen, Übermut, Verbissenheit, Verzweiflung, Teleprompter, Stöckelschuhe, Zwillinge. Man könnte das alles sofort wieder vergessen, selbstverständlich, denn es ist als Unterhaltung und Werbung gedacht, aber nicht als Kunst. Vor allem ist es aber eine unglaubliche Arbeit, so eine Awardshow auf die Bühne zu stellen. Niemand würde sie vermissen, wenn es sie nicht mehr wieder geben würde, und dass MTV als Musikfernsehen schon 2003 kaum mehr seinem Namen gerecht wurde, nimmt Chris Rock sogar in der ersten Minute seiner Begrüßung aufs Korn. In der Schule erzählst du von diesem Event natürlich nichts. Kein Wort kommt über deine

Lippen, obwohl du noch manchmal daran denkst, wie es war, als Britney den Schleier abnahm oder als Beyonce sich das (Kunst?-)Fell über die Schulter warf. Denn eigentlich hörst du keine Mainstreammusik, denn du kennst dich aus in der Alternativszene und brauchst diese Art von Unterhaltung nicht. Erst später kann man diese Geschmacksverirrungen im vollen Maße genießen. Die Frage, ob man nun alternative Musik hört, weil sie einem tatsächlich besser gefällt als die Songs auf MTV oder weil man unbedingt etwas anderes hören will als das dort angebotene, stellt sich zwar in unangenehmen Situationen, doch weiß man ja die richtige Antwort. Zwei Jahre später gibt es im Spex-Jahrespoll immernoch die Kategorie des peinlichsten Lieblingsliedes. und man hatte gerade gedacht, aus dieser Schubladisierungsfalle entkommen zu sein. Typisch. Zusammenfassend möchte ich behaupten, die MTV Video Music Awards sind ein großer Haufen parfümierter Mist, der eigentlich gegen alles steht, was man mögen will und dennoch abgöttisch liebt. Das Rudelbumsen der Popkultur  —  33


Die alte St-Klasse. Oder: Don’t dream it’s over. Eine Hommage an Steffi Graf Von Lisa Blasch

Meine Hausmotte Gertrude hatte wieder mal ihr Kreisel in ihrem Klöppelköfferchen am Fensterbrett vergessen, oh menno, dachte ich, so keine Lust auf Limbo und dann nicht mal wissen dass. In meinem Kopf döselte es noch, DDr. Hoppenstedts Gebräu proppelte in den Venen, Gertrude blinzelte mir etwas schuldbewusst zu. Gottchen, wollte ich mir schon denken, Gottchen, wieder so eine erbärmliche Traumpartie, gleich knallt wieder mal ein Zug links an mir vorbei, wieder mal fuck Tresore

für irgendwelche Pizzarezepte ausbaldowern oder irgendeinen Upperclass-Fritzen »Können Sie sich erinnern, wie Sie hierher gekommen sind?!?!?$*~^^« fragen, wieder mal Gertrude zehnmal in den Rücken knallen müssen, denn sonst wacht die Gute ja nie auf... – und außerdem hatten mir doch diese prima-charmanten Consultants von Frau Wichtig & Bruder geraten, endlich aus diesem Limboscheiß auszusteigen und in die Wissenschaft zu wechseln... Aber halt!! Nein!! Diesmal Die alte St-K l asse  —  34


war ja alles anders und es war definitiv unsere letzte Mission. Nachdem wir die Toilette schließlich ohne gröbere Auseinandersetzung verlassen hatten und zwischen diesen zwei amerikanischen Ladys in ihren etwas zu weit geschnittenen aprikosenfarbenen SommersportOutfits samt Kappen vor den

Waschb-ecken standen, grinsten Gertrude und ich einander, einHerz-und-eine-Seele, an. Ein Moment der Stille bahnte sich seinen Weg, mit kurzen Verzwirbelungen im Room-Time-Tembre (so sagt man das jetzt, auf Neudeutsch, meint Herr Hoppenstedt). Das ist so totally Sommer 1993!!, flüsterte mir Gertrude, Die alte St-K l asse  —  35


für derartigen Firlefanz war sie wie immer bestens vorbereitet und hatte sich vorab hunderte Mode-Features aus anno damals hineingezogen. Mein faktenliebender Blick fiel nochmals auf die French-Open-emblemierten Kappen der US-Ladys. Tatsächlich. 1993 stand da unter einem schmissigem Schriftzug, und spätestens als wir draußen am Gang hinter einem deutschen Paar Mitte 50 hinterhergingen, unsere Blicke nach weiteren Beweisen links und rechts schweifend, und der halbbeglatzte Herr »Wirst sehen, Eulchen! Das is das letzte Game! Jetzt gibt Steffi dieser Fernandez den Rest!« posaunte, waren auch wir siegessicher: Scholli Hoppenstedt, der alte Knabe, hatte es geschafft, wir waren drin!! Mit dieser abstrusen Mission hatte alles an einem frühlingshaften Tag im vergangenen März begonnen, ich hatte dieses Affärending mit dieser Frau, die sich nicht entscheiden wollte und sich wohl am besten dazu entschieden hätte, sich selbst mehr zu entscheiden, für sich; es war jene Zeit, in der ich Scholli überreden wollte, »Human« von The Human League als

neues Kicksignal durchzusetzen (dann lieber gleich Scooter, war Schollis Kommentar damals, er meinte es lustig); ich knallte von einem Traum in den nächsten, total ohne Plan und Gertrude wollte mir schon fast die Freundschaft aufkündigen, völlig entnervt von meinen Projektionen. Kurzum, wir alle waren am Ende und nur mehr daran, mit diesem TraumBiz Schluss zu machen. An diesem Märznachmittag schlenderte eine Total-Camp-Person in unser Traumquartier im Kleingartenverein bei Seyring, sie hatte US-amerikanischen Akzent, leichte Ähnlichkeiten mit irgendeinem Tennisspieler, war jedenfalls sehr lovable, auch Scholli mochte ihn wohl auf Anhieb. Gertrude und ich überließen es Hoppenstedt, sich mit ihr abzugeben. Genau das hätten wir eventuell nicht tun sollen, denn: Scholli konnte letztlich zwei seiner großen Lieben und dem Nervenkitzel nicht widerstehen, ließ sich zu einem letzten wahnwitzigen Auftrag anstacheln und überredete mich schließlich zu einer allerletzten Traummission, die eine Traumreise in die Vergangenheit werden sollte (die einzige Die alte St-K l asse  —  36


Möglichkeit, in die Vergangenheit zu reisen, wie Hoppenstedt immer schon theoretisiert und sich damit in TraumBiz-Kreisen oftmals lächerlich gemacht hatte, und wie wir jetzt den Beweis antreten sollten); und er überredete mich mit Verweis auf die traumhaft-reale Begegnung mit einer meiner großen Jugendlieben, Steffi Graf. Wir hatten also einen neuen, allerletzten Auftrag. Wir sollten für diese lovable US-Person, die laut Scholli schon mal etwas mit Brook Shields und Barbra Streisand gehabt haben wollte und offensichtlich auch große Fanin der Gräfin war, per Traum zum French-Open-Finale 1993 zwischen Steffi Graf und MaryJoe Fernandez reisen, mit dem Ziel, die Sätze herauszufinden, die die Brühlerin seinerzeit vor ihrem verwerteten Matchball gemurmelt hatte. Gertrude hatte, es musste mittlerweile schon weit über einem frühlingshaften Märzmitternacht gewesen sein, einen hysterischen Lachanfall ob dieses Auftrages bekommen, ich einen depressiven Schreianfall, nachdem ich hörte, dass Scholli bereits fixe Zusagen gegeben hatte.

Wie auch immer, es geschah alles, wie Scholli es ausgetüftelt hatte. Traumzeitreisen funktionieren nämlich einerseits mittels einer Traumkonstrukteurin, die zur gewissen Zeit an besagtem Ort anwesend war, und, um die Stabilität des Traumes zu gewährleisten, mittels irgendeines nicht-organischen Dinges aus dieser Room-Time. Wie gut (vor allem für Hoppenstedt selbst!), dass Scholli seine alte Brieffreundin und Jugendliebe DDr. Meredith Müller-Lüdenscheidt parat hatte, die er in seiner Teeniezeit auf einem EnglischSprachcamp in North Cothellstone Hall kennengelernt hatte. Frau Müller-Lüdenscheidt, Hobbytennisspielerin aus der Nähe von Brühl, natürlich selbst große Steffi-Fanin und damals live beim French-Open-Finale, sagte für unser Traumprojekt auch prompt zu und hatte sinnvoller Weise einen erhaschten Finalmatch-Tennisball aus Roland Garros als Mitbringsel dabei. Der weitweitaus gefährlichere Teil von Traumzeitreisen ist natürlich die notwendige äußerst tiefe Betäubung (Scholli bekam dieses Gemisch aus dem Karakorum, das uns nun in Die alte St-K l asse  —  37


den Venen proppelte, über sehr mysteriöse Umwege, eingefädelt von Gertrudes mongolischer Freundin Zuze). Der dadurch bedingte verkomplizierende Part von Traumzeitreisen ist die knappe Zeitspanne, die eineR für die Traumoperationen zur Verfügung steht (Limboalarm, psychic overkill und die Gefahr fürchterlichster, gegenwartsverändernder Verzwirbelungen im Room-Time-Tembre!!), sowie die Notwendigkeit eines äußerst starken Kicks, der einE aus diesen Tiefen des Room-TimeTembres wieder aufwachen lässt. Und genau dieser komplizierte Salat war hier und jetzt – Roland Garros 1993, Finale GrafFernandez, Wechselpause beim Stand von 4:6, 6:2, 4:5 für Graf, sie wird in einem famos-spannenden 3. Satz, der von famosen Grafschen Netzangriffen bis hin zu grandios verschossenen Smashes alles bot und in dem sie schon mit Breaks hinten lag, bald mit einem letzten Break gegen MaryJoe gewonnen haben, wir, getarnt als Pressefotografen (totally 1993, dank Gertrude), in den Katakomben unterhalb der Zuschauertribünen und auf dem Weg zu den Fotografenplätzen

unter der Tribüne direkt am kopfseitigen Ende des CentreCourts, direkt hinter Steffi Graf bei ihrem letzten Game dieses Finales – unsere große Herausforderung. Und das war der Plan: Hoppenstedt errechnete 3,5 Stunden als die Zeit, die wir uns im Traum aufhalten durften; als einzigen, weil auch affektiv genüglich aufgeladenen, todsicheren Kick plante er für uns einen Sprung vom Eiffelturm. Da es vom Centre-Court der Tennisanlage Roland Garros an einem nicht unhübschen Sonntag Anfang Juni durch Paris, durch die Warteschlangen, auf den Eiffelturm rauf und zum Absprung-Bereitmachen laut Schollis Rechnung knapp 3,2h braucht, hatten wir also gute 0,3h Zeit, der Gräfin die gemurmelten Sätze zu entlocken. Da war natürlich nicht viel mit irgendwelchen Traumim-Traum-Geschichten und die Brühlerin ihre Sätze ausgefuchst in irgendwelche Tresore knödeln lassen, nein, hier war Mechanik und Muskelkraft gefragt, durch die Fotografen nach vorne boxen, Gertrude knapp nach dem vorletzten Punkt auf den Court rausfliegen, gewandt um Steffi bei deren ReturnDie alte St-K l asse  —  38


Vorbereitung herum, knapp zum Mund, nicht erschlagen werden, Gemurmel hören, und zurück zu mir in die Fotografenbox. Das war der Plan. Und. Unsere. Zeit. Lief. Jetzt.
 --- heftiger Applaus, Punkt zum 0:15 für Graf, sie hat nach längerer Ralley gerade mit einem Rückhand-Slice longline MaryJoe passiert, wir finden planmäßig den Zugang zur Fotografenbox, passieren die Sicherheitsüberprüfung (die selbst wie gebannt auf einen Übertragungsbildschirm starrt!), ich boxe mich durch die Fotografen nach vorne, ein penetrant-übergewichtiger Franzose der AFP trennt uns noch von der vordersten Reihe und dem laut mehreren Tagen Videostudium von Hoppenstedt optimalen Abflugpunkt für Gertrude, der Koloss will mir nicht Platz machen, ich versuche es energisch, der Koloss will nicht weichen --- Applaus, Punkt zum 0:30 durch einen unforced error von Fernandez mit der Rückhand, in den Anfeuerungsrufen des Publikums macht sich das mögliche baldige Matchende bemerkbar, Gertrude wird unrund, Schweiß dröselt in meinen Achseln und auf

meinen Totally-1993-Sweater, ich stoße den AFP-Koloss in die Kniekehle, Gertrude schreit ihm etwas auf Französisch ins Ohr, es war wohl keine Höflichkeit, der Koloss zuckt keine Achsel --- tosender Applaus, 0:40 durch erneuten leichten Fehler von MaryJoe, 3 Matchballe für Graf, noch 2 Punkte bis zum letztlich genutzten 3. Matchball, der Koloss ignoriert uns völlig, unsere Zeit wird knapp, Gertrude wird unrund --- HERZSCHLAG --- Applaus und Gejohle, Steffi vergibt ihren 1. Matchball mit verzogenem Vorhand-Return, Anfeuerungsrufe, ich erkenne Verzweiflung und Wut an Gertrudes Augenbrauen, sie will schon von hier wegstarten, ich halte sie zurück, ich überlege kurz, den Franzosen-Koloss in den Rücken zu beißen --- HERZSCHLAG --- Applaus und großes Raunen, energisches Gejohle des Pariser Publikums, 30:40, die Brühlerin hat auch den 2. Matchball mit Vorhandfehler ins Netz vergeben --- HERZSCHLAG --- da weicht der Koloss endlich, vielleicht muss er Pipi, ich strauchle in die vorderste Reihe ganz am Rande des Centre-Courts, Gertrude startet --- HERZSCHLAG --Die alte St-K l asse  —  39


Applaus, Gejohle, Anfeuerungen aus dem Publikum, Steffi, etwas entnervt, wechselt auf unsere linke Seite des Courts, direkt vor unsere Fotografenbox --HERZSCHLAG --- Gertrude fliegt nach Plan, doch mir wird, so nahe an der Gräfin (schwarzer Rock, weißes Shirt mit Farbdarstellung auf linker Schulterseite und am Rücken, blauschwarzes Stirnband, Rossschweif), ganz schwummer und schwummrig, ein Herzziehen und ein Magenkrumen überkommen mich, offenbar schlägt, hier in meine Teeniezeit zurückversetzt, auch die alte Teenieliebe zu Steffi in mir durch, es zieht mich auf den Centre-Court, doch nein!, das darf ich nicht, was ergäbe das für elende Room-TimeTembre-Verzwirbelungen und Schäden für alle Gegenwarten, vor allem für meine und Steffis!!, ich kämpfe, mein Totally1993-Sweater wird verschwitzt und verschwitzter --- HERZSCHLAG --- meine Schwummrigkeit nimmt zu, ich fühle mich der Ohnmacht nahe, in innerer Dämmrigkeit visioniere ich von meiner echten damaligen/ jetzigen Gegenwart zu diesem Moment dieses Tennisfinales von Paris 1993, ich sehe mich und

meine Schwester im Mistelbacher Haus meiner Eltern vorm Fernseher, Gerhard Zimmer moderiert die ORF-Live-Übertragung dieses Damenfinales, er schnauft wie immer ungustiös, meine Schwester hält zu MaryJoe Fernandez und glaubt, dass sie dieses ihr Aufschlagspiel noch durchbringt, ich halte zu Steffi und glaube, dass sie es packen wird, Bilder von den angegrantelten Tränen meiner Schwester nach dem Sieg von Steffi flummern mir vor Augen --- HERZSCHLAG --- Gertrude fliegt um Steffis Kopf, jetzt, Steffi dreht sich halb zu unserer Fotografenbox um, das ist unser Murmelmoment!, Flieg, Gertrude, flieg! --- HERZSCHLAG --- ich kann mich nur mit Mühe in der Fotografenbox halten, einmal die Brühlerin berühren, in Paris!, jetzt!, Steffi ganz unmittelbar nahe sein, dieser ewig edelsten Tennislady, dieser Dame aller Courts, dieser besten Vorhand und Beinarbeit ever, diesem unvergleichlichen Rückhand-Slice und der völlig unterschätzten und so selten eingesetzten Top-Spin-Rückhand, diesen unvergleichlichen Barilla-Spots, dieser Gräfin mit ihrer so unvergleichlich herDie alte St-K l asse  —  4 0


ben Eleganz, dieser eigenartig charmant-verlegen-unverständlichen Art auf Interviewfragen zu antworten, dieser Frau im Vergleich zu den Tennis-Girlies nowadays, dieser Steffi Graf, die hier in Roland Garros im Finale 1999 gegen eine unglaublich unsportlich-ziegenhaftigste Martina Hingis (Service von unten!!) einen der unglaublichsten Grand-Slam-Finalsiege errungen und eine unglaubliche Liebesgeschichte mit dem Pariser Tennispublikum gelebt hatte, mir schwinden fast die Sinne --- HERZSCHLAG --- da steigt mir jemand manifest auf die rechte Ferse, Gott sei Dank, ich erwache aus meinem Delirium, es war der AFP-Koloss, zurück vom Klo --- tosender Applaus und allgemeiner Wirbel, die Brühlerin hat ihren 3. Matchball durch Netzfehler von Fernandez verwertet, Standing Ovations, großer Jubel, auch beim AFP-Koloss --- HERZSCHLAG --- Wo ist Gertrude???? --- HERZSCHLAG --Gertrude lag völlig erschöpft auf meiner rechten Schulter und keuchte sich beinah ihr Seelchen aus dem Leibe. Sie machte eine »Meine Lippen

sind versiegelt«-Geste als ich sie, ebenso ausgelaugt aber wieder bei Sinnen, anlächelte. Als ob mich Steffis Gemurmel jetzt noch interessieren würde. Lass uns verschwinden, weg aus Roland Garros, aus Paris, aus 1993, raus aus all diesen Träumen, schien Gertrudes müder, aber glücklicher Blick an mich zu sagen, lass uns nach Hause gehen. Ich bin deine Fans, Steffi, säuselte ich noch halblaut in Richtung der Brühlerin, den Ellbogen des AFP-Kolosses im oberen Rücken, als Steffi, ganz die Gräfin – zuerst den Blick gen Himmel, sich das Stirnband vom Kopf streifend, dann leichte Drehung und Hinaufwinken zu ihrer Box, dann den Blick gen Boden – nach dem gewonnenen Matchball auf dem roten Sand von Roland Garros zu MaryJoe ans Netz schritt. Gertrude, offensichtlich schon wieder lebendiger, hätte mich nicht am Ohr zupfen müssen, als uns die ersten Piaf-Takte zum Kick in den Ohren lagen. Oh menno, murmelte ich matt. Immerhin Paris!, meinte Gertrude beschwingt, und dass sie schon immer mal vom Eiffelturm springen wollte. Ich grinste noch. Und dann. Die alte St-K l asse  —  41


Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte …

… und beim Holzsammeln gab es nur einen Kuss Hommage to a seventeenth summer Von Judith Purkarthofer Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte…  —  42


Diese Geschichte verbindet die Bäckerstochter und den Bäckersjungen und ist voller jugendlicher Unbedarftheit. Als Maureen Daly irgendwo in Amerika, selbst noch Teenager, über den Grund des Sees schrieb, war meine Oma gerade ein Teenager geworden. Als Donauland die übersetzte und gebundene Ausgabe in sein Programm aufnahm, war meine Mutter die Bäckerstochter und wie die Mütter aller meiner Freundinnen Teenager. Und

als diese Mütter ihre Jugendbücher aus unterschiedlichen Anlässen wieder auspackten, waren meine Freundinnen und ich bereit, Teenager zu werden. In Fond du Lac passiert nichts, genauso wie in den oberösterreichischen Seengebieten. Und im siebzehnten Sommer passiert genau genommen gar nichts. Außer Tomatenpflanzen, einer Bootsfahrt und vielen Colas, vielen Nachmittagen voller Cola. Ein Bäckersjun-

Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte…  —  43


ge liefert Brot, eine Tochter pflückt Tomaten. Wir waren jung und das Leben lag vor uns. Wir hatten viele Tomaten zu pflücken und Brot wurde nicht mehr geliefert. Wir hofften, das Leben würde nicht so werden wie das unserer Großeltern. Und irgendwie hofften wir, es würde zumindest so werden. Der Jugend ihre Revolution. Sagten wir und sangen wir und glaubten wir und immer noch glauben wir uns jugendlich und immer noch glauben wir an die Revolution. Möchten ihr gerne glauben. Zumindest in Gesellschaft, zumindest an den guten Tagen, zumindest dann. Und dann, an den Tagen, da wir unsere Teenagerzeit wenig revolutionär empfanden, da glaubten wir ähnlich hoffnungslos an den siebzehnten Sommer. Saßen mit Cola herum, vielen Nachmittagen voller Cola, pflückten zu unreife Tomaten und warteten auf das Boot. Warteten mit der Langeweile eines Sommers. Fanden uns mit zuviel Familie in zuviel Garten und die Revolution war wieder nicht passiert. Auch die Bäckerstochtertochter machte sich Gedanken

über den Baum, der fällt, und den niemand hört. Auch die Bäckerstochtertochter war sich manchmal nicht sicher, ein Geräusch zu machen, wenn sie niemand hören würde. Das bewusste Leben fand nicht im siebzehnten Sommer statt. Die Wälder blieben ungesammelt und der Grund des Sees war weit weg. Nicht jede Abwesenheit von Revolution macht einen siebzehnten Sommer. Die Schwalben ziehen wohl immer noch über Fond du Lac, das laut Unterstufenatlas irgendwo in Illinios liegt. Sehen immer noch auf Teenager, die im Garten auf die revolutionären Triebe warten. Ich wünschte, in Fond du Lac, vor dem Diner, gäbe es ein Denkmal aus Colaflaschen. Der Fänger im Roggen wird nie durch diese Stadt kommen, in der niemand beim Essen seine Zähne mit dem Messer berühren sollte. Aber der siebzehnte Sommer wird immer wieder durch diese Stadt kommen, mit nichts als Erhofftem bekleidet, und einer gebügelten und nur ganz leicht zerknautschten Bluse. Maureen Daly, The seventeenth summer (1942)

Ich ging in die Wälder, weil ich bewusst leben wollte…  —  44


Listus Ma ximus Komplettikus  —  45

0406

SNOWBOARD KIDS SBK EU siehe 0205 0407 TABI NO YUBISASHI KAIWACHOU DS: DS SERIES 2 CHUUGOKU JP siehe 0419 0408 TABI NO YUBISASHI KAIWACHOU DS: DS SERIES 1 THAI JP siehe 0419 0409 SOROERU PUZZLE DOUWA OUKOKU JP Marko: »Liebevoll gemachte Tetris-Variation, in der man den Raum mitdenken muss.« (72) 0410 TSUBASA CHRONICLE VOLUME 2 JP Katja: »Ich halte diese Scheiße nicht mehr aus! Niemals endende Vorgeschichten, da kommt nach 30 Minuten doch sicher kein gutes Spiel mehr!?! 5 Punkte fürs süße Hasi.« (5) 0411 ZOO TYCOON DS DOUBUTUEN WO TUKUROU JP siehe 0129 0412 TABI NO YUBISASHI KAIWACHOU DS: DS SERIES 3 KANKOKU JP siehe 0419 0413 TETRIS DS EU EU siehe 0366 0414 MY PET HOTEL Marko: »Sehr effektives Verknüpfen der Tierliebe mit kleinkapitalistischem Arbeitsethos, was irgendwie

anfangen?« (15)

»Japanisch - Englisch? Wörterbuch? Hab ich das soweit richtig verstanden? Sexism haben sie, Adaptation auch, aber facebook fehlt. Was soll man damit

0401

DENSETSU NO STAFI 4 JP Katja: »Ich checks sowas von überhaupt nicht...« (5) 0402 OSAWARI TANTEI OSAWA RINA JP Marko: »Sehr, sehr sympathisches Gemachte Point-and-touch-Detektiv-Mystery mit für den DS untypischem Dialog-Humor.« (79) 0403 FINDING NEMO ESCAPE TO THE BIG BLUE EU siehe 0306 0404 FRANKLIN’S GREAT ADVENTURES US siehe 0242 0405 KANJI SONOMAMA RAKUBIKI JITEN JP Katja:

Listus Maximus Komplettikus


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schafft. Ein Dauerbrenner auf dem DS, auch noch in 5 Jahren!« (97)

0435

OVER THE HEDGE US Katja: »Es ist ein wenig frustrierend

verdient! Viele neue Superfeatures, auch ein paar weniger Geniale, aber eine wahnsinnige Herausforderung, die man nicht immer gleich im ersten Versuch

vorher gewusst: 2D steht Mario einfach besser (später wurden wir mit Galaxy eines besseren belehrt) und den Zusatz NEW hat das Spiel auf jeden Fall

Hölle schmoren sehen möchte, so oft wie man da zurückkehrt. Eben deswegen aber auch: Ewig. Kein Verfallsdatum. Klassiker.« Katja: »Wir haben es schon

(wirklich riesigen) Universums machen das hier zum Winner, auch wenn manche Aufgaben so irre schwierig sind, dass man gut und gerne das Level 1-4 in der

0420

FIFA WORLD CUP 2006 EU Marko: »Fußball ist ja wirklich eine der Sachen, die als Genre irgendwie am DS schwer funzen können. FIFA macht aber dabei natürlich trotzdem noch mehr Fehler als PES.« (10) 0421 TABI NO YUBISASHI KAIWACHOU DS GERMAN JP siehe 0419 0422 SIMPLE DS SERIES VOL 7 THE ILLUST PUZZLE AND SUUJI PUZZLE JP Katja: »Sudoku und diese Illupuzzles, bisschen klein und unhandlich, da gibt es bessere!« (41) 0423 OCHAKEN NO HEYA DS JP Katja: »Nintendogs auf japanisch und im Comicstyle, absolut unnötig, aber süß.« (25) 0424 NOBUNAGA NO YABOU DS JP Katja: »Ich wünschte, ich würde noch weniger von dieser japanischen Strategiescheiße verstehen...« (2) 0425 2006 FIFA WORLD CUP US siehe 0420 US 0426 GUILTY GEAR DUST STRIKERS Katja: »I beat him up but he won’t get down, argh! Schlecht gemacht, Zeit übersehen, nur Vollpfosten spielen das gerne!« (12) 0427 LOST MAGIC US siehe 0275 0428 TRAUMA CENTER - UNDER THE KNIFE EU siehe 0122 0429 LOST MAGIC EU siehe 0275 JP 0430 PUZZLE SERIES VOLUME 2: CROSSWORD (V1.1) siehe 0378 0431 METROID PRIME: HUNTERS EU EU US siehe 0367 0432 POKEMON LINK siehe 0137 0433 TOP GUN siehe 0329 0434 NEW SUPER MARIO BROS. US Marko: »Definitiv das erste wirkliche Meisterwerk. Die Steurung und die Detailverliebtheit des

Restaurant sitzen und bestellen wollen. Doofe Animationen, viel zu kindisch. Ab in den Müll.« (5)

’Spiele’: es ist ein Hilfsmittel für japanische Touristen, die sich kein Phrasenbuch kaufen wollen, sondern den Bildschirm ihres DS herzeigen, wenn sie im

0415

MEGAMAN BATTLE NETWORK 5: DOUBLE TEAM DS EU siehe 00 99 0416 NARUTO SAIKYO NINJA DAIKESSHU 4 JP Katja: »Jedes Narutospiel ist doch gleich, kleine Kinder prügeln auf andere Kinder. Und das find ich fad.« (18) 0417 TETRIS DS JP siehe 0366 0418 ORE NO SENTOKI JP Katja: »Flugzeugsilmulator, undurchsichtig, schlechte Steuerung, blah blah, bitte nicht spielen, danke.« (4) 0419 TABI NO YUBISASHI KAIWACHOU DS AMERICA JP Katja: »Dieses Review steht stellvertretend für die anderen Tabi-

sogar sympathischer als das Sims-Franchise wirkt.« (60)


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X-MEN: THE OFFICIAL GAME US Marko: »Wirklich, das hat ungefähr den Drive eines 5 Tage alten Nudelgerichts.« Katja: »Das

0457

BRAIN AGE EU siehe 00 67 0458

CARS US Marko: »Naja, ohne den Film gesehen zu haben, wage ich zu behaupten,

ständig auf den Markt gestoßen werden, macht mich traurig.« (21)

0459

BIG BRAIN ACADEMY US siehe 0073

dass er besser als das Spiel ist. Irgendwie sehr uninspiririertes Gwagwa, das ganze.« Katja: »Dass diese undurchdachten, simplen, schlecht animierten Spiele

able.« (23)

Up wo du japanische Schriftzeichen, die dir Aliens hochhalten, am Touchpad nachmalen musst, um sie zu töten. Ist für Japanisch-Ungeübte somit question-

0437

FINDET NEMO: FLUCHT IN DEN OZEAN DE siehe 0306 0438 UNOU NO TATSUJIN GANBARE TRAINER JP Katja: »Ganbare heißt also Reflex und verdeckt die Tatsache, dass alle diese Minispiele nix weiter sind als Moorhuhnimitationen.« (39) 0439 GOLDEN NUGGET CASINO DS EU siehe 0214 EU 0440 ATV QUAD FRENZY siehe 0212 0441 TEXAS HOLD’EM POKER DS EU siehe 0171 0442 NEW SUPER MARIO BROS. JP siehe 0434 0443 MISS SPIDER - HARVEST TIME HOP AND FLY US Katja: »Dämliches Spiel für 3-jährige, allerdings erstaunlich vielseitig (4 verschiedene Tiere in 4 verschiedenen Typen an Levels).« (31) 0444 SUPER PRINCESS PEACH EU siehe 0136 0445 TAO’S ADVENTURE: CURSE OF THE DEMON SEAL EU siehe 0239 0446 PETER JACKSON’S KING KONG - THE OFFICIAL GAME OF THE MOVIE JP siehe 0198 0447 ULTIMATE SPIDER-MAN JP siehe 0113 0448 MAWASHITE TSUNAGERU TOUCH PANIC JP Katja: »Ist mir persönlich ein bisschen zu schwer, sieht aber toll aus und könnte die ehrgeizige kleine Frau in mir vielleicht in 2 Monaten zurück ans Gerät holen!« (62) 0449 SUGAR SUGAR RUNE: QUEEN SHIKEN WA DAI PANIC JP Katja: »Sieht aus wie eine Mangaadaption von Emily the Strange. Ziel ist es, so viele Schuljungen wie möglich in seinen Harem aufzunehmen. Klingt komisch? Ist aber so!« (25) 0450 SIMPLE DS SERIES VOL.8: THE KANSHIKIKAN JP Marko: »Die most simple Games sind natürlich die, die man wegen zu langem Intro gar nicht spielt.« (0) 0451 DAISENRYAKU DS: GREAT STRATEGY JP Katja: »*hüstel* Panzerstrategiezeug auf japanisch, die ich nicht beherrsche - was aber nicht an der Sprache liegt, ok?« (5) 0452 X-MEN - THE OFFICIAL GAME EU siehe 0436 0453 DINO MASTER - DIG, DISCOVER, DUEL US siehe 0254 0454 DRAGON BOOSTER EU siehe 0269 JP 0455 METROID PRIME HUNTERS siehe 0367 0456 KANJI NO WATARIDORI JP Marko: »Western-Setting Shoot-’em-

nicht glücklich. Eher im Gegenteil.« (10)

Fehlen eines Spielflusses, die Abgenudeltheit des Character-jumpings und das müde Aufnehmen einer x-beliebigen Story des X-Men-Universums machen mich

0436

stockend und verdammt schwierig, weil man alles zwei- bis dreimal spielen muss, es ist auch noch widersinnig, wenn man den Film kennt.« (22)

mitanzusehen, wie alle animierten Kinofilme auf dem DS die selbe Spielmoral a la Teamarbeit verpasst kriegen. Das macht nämlich nicht nur das Gameplay


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METAL SAGA HAGANE NO KISETSU JP Katja: »Rollenspiel auf japanisch. Ich komme leider nicht an der Mutter in der Haustür vorbei, ist aber auch kein Verlust irgendwie.« (5) 0461 MAGNETICA US siehe 0337 0462 GOUMA REIFU DEN IZUNA JP

0477

TOUCH DE MANZAI! MEGAMI NO ETSUBO DS JP Katja: »Ist das japanische Stand Up Comedy mit Minispielen? Oder ist mir etwas entgangen? Warum sollte das funktionieren? Wer kauft das? Punkte gibts für Originalität.« (26) 0478 FINDING NEMO: TOUCH DE NEMO JP siehe 0306 0479 NEW SUPER MARIO BROS. EU siehe 0434 0480 SUDOKU MANIA US Marko: »Oida, na. Ich weiß schon, dass es schwierig ist, Sudoku via Layout spannend umzusetzen, aber das ist ja die reinste Katastrophe.« (12) 0481 SUDOKU GRIDMASTER US siehe 0363 0482 PAC-MAN WORLD 3 EU siehe 0240

dass es besser als der Durchschnitt ist.« (51)

kann mich dieses Puzzle nicht überzeugen, weil die Hamster nicht wirklich süß und das Spiel nicht wirklich interessant genug ist, aber man muss leider sagen,

0465

DIGIMON STORY JP Katja: »Dass mich das Intro schon jeden Nerv in meinem Körper kostete, belastet das Spiel natürlich, bei dem ich die erste Hürde des Kampffindens auch nicht schaffe...« (15) 0466 NINTENDOGS DALMATIAN AND FRIENDS EU siehe 0042 0467 TAMAGOTCHI CONNEXION CORNER SHOP EU siehe 0213 0468 MONSTER TRUCK DS EU siehe 0264 US 0469 POINT BLANK DS siehe 0438 0470 MAGICAL VACATION: 5-TSU NO HOSHI GA NARABU TOKI JP Katja: »Für 8-jährige japanische digital natives wahrscheinlich ein Traum, schön bunt und viel zu lesen, für mich leider ein Horror.« (13) 0471 AB DURCH DIE HECKE DE siehe 0435 0472 SIMPLE DS SERIES VOL. 5: THE TRUMP JP Marko: »Sehr US uninspiriertes FreeCell.« (10) 0473 BREAK ‘EM ALL siehe 0257 0474 HI HI PUFFY AMI YUMI: THE GENIE AND THE AMP US Katja: »Von allen schlechten Spielen gefällt mir dieses dann doch noch ganz gut. Mit Gitarrenriffs kämpft man gegen fluffige Minimonster. Ich verkrafte sogar, dass es ein Cartoonnetworkspiel ist!« (53) 0475 PIRATES OF THE CARIBBEAN: DEAD MANS’ CHEST US Marko: »Unglaublich blödes gefighte, wo man sogar in ewigen Angriff-Block-Loops hängen bleibt.« Katja: »Das ist sogar noch schlimmer als die Verwurstung von King Kong für den DS. Scheiß-3D!« (11) 0476 ATAMA WO KITAETE ASOBU TAISEN YAJIRUSHI PUZZLE: PUPPYNU VECTOR ONE JP Katja: »So ganz

habe. Sich das Gesicht wie ein Fenster anmalen und deshalb nicht verhaftet werden? Come on, wir sind doch nicht in der Grundschule!« (26)

ein Klick-and-Draw-Action-Adventure. Leider ganz und gar nicht überzeugend, auch wenn ich vom Japanischen her überdurchschnittlich viel verstanden

0463

ZOID DASH JP Marko: »Futuristischer Robodog auf Baller-Pfaden à la MegaMan. Ganz furchtbar generische Non-Athmosphäre und die schlimmst-aussehenden Explosionsdarstellungen seit langem.« (2) 0464 KAITOU ROUSSEAU JP Katja: »Hm, so

schalte den DS aus.« (10)

Katja: »Bevor ich noch weitere wichtige und unersetzbare Lebensminuten auf dieses Spiel verwende (btw ein RPG), gebe ich lieber 10 gnädige Punkte und

0460


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BOKUJOU MONOGATARI KOROBOKKURU STATION (V1.0) JP siehe 0100 0484

ROCKMAN ZX JP Marko:

CARS JP siehe 0458

0486

KODOMO NO TAME NO YOMI KIKASE: EHON DE ASOBOU 1 JP Katja: »Hier

0498

TOUCH! BOMBERMAN LAND JP Katja: »Das Wort »Land« im Titel gibt schon den

0499

SHABERU! DS RYOURI NAVI JP Katja: »So was perverses: eine Weight Watcher-Application für den DS, mit

0500

MINNA NO DS SEMINAR: KANPEKI EITANGO RYOKU JP Katja: »Dieses depperte Vokabelspiel hat nicht wirklich eine Vorgeschichte, die erklärt, warum der Bauernjunge Englisch lernen muss? Fail wenn ihr mich fragt.« (5)

nicht appetitlich aus!« (10)

Kochrezepten zum Nachkochen und Kalender zum Kalorieneintragen. So weit ich weiß nur für den japanischen Markt, Glück gehabt. Die Fotos sehen auch

tut mir leid.« (15)

Hinweis darauf, dass aus dem lieben kleinen Bomberman eine Story gebaut wird, die eigentlich nix mehr mit dem Original zu tun hat. Wer auf sowas reinfällt,

Noch Fragen? Very Awesome Trash.« (87)

zwei Polizisten gefressen hat.« - »Okay, das ist der Plan: Ins Haus schleichen, in den Keller gehen und den Heizkessel mit unseren Wasserpistolen bespritzen.«

0487

KODOMO NO TAME NO YOMI KIKASE: EHON DE ASOBOU 2 JP Katja: »Hier das Gleiche nochmal mit Cinderella.« (35) 0488 KODOMO NO TAME NO YOMI KIKASE: EHON DE ASOBOU 3 JP Katja: »Der Wolf und die sieben Geißlein. Aber Achtung, hier gibt es special Ausmal-Features. Geil.« (45) 0489 MILON NO HOSHIZORA SHABON: PUZZLE KUMIKYOKU JP Katja: »Ein nettes Puzzlespiel mit Sternzeichenmystik im Hinterkopf. Nicht unbedingt etwas, was ich nochmal spielen würde.« (41) 0490 BRAVE STORY: BOKU NO KIOKU TO NEGAI JP Katja: »Das wahrscheinlich größte Adventurespiel aller Zeiten! Leider komme ich nach dem dritten Suchbild nicht weiter, aber es sieht epic aus!« (25) 0491 BIG BRAIN ACADEMY EU siehe 0073 0492 ELECTROPLANKTON EU siehe 0 001 JP 0493 PROJECT HACKER: KAKUSEI Marko: »Was visuell gar nicht so unansprechend aussieht, erstickt allerdings in nem viel zu langen Intro und einer kaum zu durschauenden Steuerung.« (16) 0494 NARUTO RPG 3: REIJUU VS KINOHA SHOUTAI JP Katja: »Ein ( ) rundenbasiertes Naruto-Game? Ich glaub ich schmeiß mich weg...« 4 0495 PIRATES OF THE CARIBBEAN: DEAD MAN’S CHEST EU siehe 0475 0496 TOUCH DICTIONARY (V1.2) KR siehe 0326 0497 MONSTER HOUSE US Marko: »«Sieh mal, wir wissen, dass das Haus

vergessen. Süße Häschen haben mich gebrainwashed.« (36)

wird japanischen Kindern Peter Pan auf Englisch vorgelesen und sie dürfen sich in einem Paintprogramm betätigen. Wo die Pädagogik bleibt, hab ich

0485

ihr ernsthaft das kann nicht gut sein? Zur Not Missy Elliott’s »Sock It 2 Me« dazu anhören, und der Nostalgie sind keine Grenzen gesetzt.« (75)

»Der Launch einer neuen Mega Man-Reihe für den DS gehört wohl zu den Dingen, die einfach aus Prinzip funktionieren. Come on, es ist Mega Man. Glaubt

0483


Impressum Hauptquartier: Aegidigasse 5/12 1060 Wien, Österreich Homepage: www.hommage.at Bravo: Katja Krüger Bravo Girl: Thomas Heymann Bravo Sport: Marko Markovic MitarbeiterInnen: Martin Fritz / Christian Krisper / Jan Niklas Jansen / Judith Purkarthofer / Stefanie Schrank / Britta Sonneberg Bildnachweise: S. 6-7: © John Bega / S. 13: © Anthony Saint James / S. 16: © la-star.com / S. 21: © Daimler AG / S. 26: © Your Face Goes Here Entertainment / S. 30-31: © MTV / S. 34-35: © Chris Eason Abos gibts auf www.hommage.at

..Impressum  —  50..




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