BiTSLicht_30

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Juli 2017

Generation Y: immer ein klares "Vielleicht"

Die Jubiläumsausgabe

Generation Y: immer ein klares "Vielleicht" Dschungel der Berufe und wie wir uns in ihm zurechtfinden

Beziehung heute:

Gen Y, Gen Z –

Jubiläum

das unverbindliche Mingle-Dasein

Was die Arbeitswelt erwartet

Interview mit dem ersten Chefredakteur Max Zänker


Hallo, wir sind die Generation Y.

Chefredakteurinnen Melina und Désiree mit der letzten Ausgabe in ihrem Auslandssemster in Schottland. Bild: Privat

Wir sind alle zwischen 1980 und 1999 geboren und sind die momentanen Berufseinsteiger, innovativen Geldverdiener und jungen Familiengrhnder, die unsere Gesellschaft sthtzen. Vor uns kam die traditionelle Generation X und davor die Baby Boomer, die Generation unserer Eltern. Nach uns kommen unsere kleinen Geschwister und Nichten, die Generation Z. Die gesamte BiTSLicht Redaktion gehört der Gen Y an, in dieser Ausgabe „Generation Y: Immer ein klares „Vielleicht““ stellen wir Euch unsere Generation vor. Im Interview mit Marcel Walde auf Seite 28 und im Vergleich mit den Baby Boomern auf Seite 32 zeigen wir euch die Facetten unserer Generation. Wie sie über uns denken, lest ihr auf Seite 10. BiTSLicht wird 15! Das erste Magazin wurde 2002 gedruckt und nun feiern wir 15. Jubiläum mit unserer 30. BiTSLicht-Ausgabe. Auf den letzten Seiten haben wir mit den „ersten Generationen“ und dem ersten Chefredakteur Max Zänke gemeinsam auf die Anfänge zurückgeblickt. Außerdem haben wir traditionell das „Interview mit einer BiTS-Persönlichkeit“ auf der vorletzten Seite des Magazins wieder mit aufgenommen - dieses Mal mit dem Gründervater Hans-Jürgen Friske. Viel Spaß beim Lesen der neuen Jubiläumsausgabe!

Eure BiTSLicht - Redaktion

Impressum BiTSLicht- Jubiläumsausgabe 30, Juli 2017

Titelbildgetaltung: Désiree Schneider

Herausgeber: BiTSLicht e.V. Reiterweg 26b 58636 Iserlohn

Layout: Philipp Bertrams

Telefon: 02371 – 776 301 Fax: 02371 – 776 503 E-Mail: bitslicht@bits-iserlohn.de Webseite: https://issuu.com/bitslicht

Lektorat: Vera Brhssow, Carolin Heise, Fabian Jotmann, Michèle Loos, Sebatian May, Manon Meinert, Ceyda Neccar, Désiree Schneider, Melina Seiler und Marie Welter

Chefredaktion: Désiree Schneider und Melina Seiler

Textredaktion: Vera Brhssow, Fabian Jotmann, Michèle Loos, Sebatian May, Ceyda Neccar, Désiree Schneider, Melina Seiler und Marie Welter

Finanzen: Désiree Schneider

Findet uns auch im Social Web: @BiTSLicht

Bildredaktion: Désiree Schneider und Melina Seiler

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S.6 ................................................................................................................ Der Dschungel der Berufe S.8 ....................................................................................................................Traumberuf Journalistin S.10 .................................................................................................Was denkt ihr eigentlich über uns? S.12 .................................................................................................. Generation Y und die Arbeitswelt S13 .................................................................................................................................. Die Charistika S14 ................................................................................... Cocooning - Bitte sprich mich jetzt nicht an S16 .................................................................Ghosting - plötzlich kann ich dich nicht mehr erreichen S.18 ...........................................................................Jugendsprache – Der Ausdruck einer Generation

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S.20 ............................................................................... Generation Z - Die Zukunf sind Ureinwohner S.24 ....................................................... Gen Y – Ja, kenne ich. Doch wer zum Henker ist die Gen Z? S.26 ..........................................Der Weg in die Zukunft ist nicht immer gradlinig – und das ist gut so S.28 ............ Marcel Walde: Ich brauche kein Leben in einer 6er-WG und muss auch nicht jedes Jahr Backpacking durch den Dschungel machen S.32 ........................................................... Ein Generationsvergleich: Baby Boomer vs. Generation Y S.36 ..............................................................................Über den „Wahnsinn“ des Praktikantendaseins S.38 ................................................................................ Wa(h)re Liebe: Das Wagnis der Zweisamkeit

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S.42 ........ Alles unverbindlich: eine Verabredung it keine Verabredung, wenn man sie absagen kann S.44 .............................................................................. Mingle-Dasein: Unverbindliche Halbzutände S.46 ........................................................................................................ Social Media: der Maskenball S.49 .......................................................................... Entscheidungsfreiheit und was sie mit uns macht


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S.50 G S.50 .........................................Generation Beziehungsunfähig: Michael Nats Zutandsbeschreibung

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S.52 ........... Max Zänker: „Hier sind wir, wir sind die BiTS. Wir schaffen Medien, take it or leave it! S.56 ..................................................................Im Gespräch mit der „zweiten Generation“ BiTSLicht S.60 ............................................................................... 15 Jahre – 30 Hefte. Das haben wir geschafft. S.62 ..........................................................................................„Ich empfinde ein bisschen Vaterstolz“


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Der Dschungel Der Berufe W

ie viele Personen wissen von Kindesbeinen an, welchen Beruf sie später ausführen möchten? Wahrscheinlich die Wenigsten. Der Wunschberuf verändert sich im Laufe der Jahre. Wollte man zuerst noch Prinzessin oder Sängerin werden, ist man dann später vom Beruf der Lehrerin oder der Tierärztin fasziniert. Auch bei Jungs ist es so, doch sind es da eher actionreichere Berufe, wie Feuerwehrmann oder Polizist. Sobald man dann jedoch in das Alter kommt, in dem man sich einen Praktikumsplatz suchen muss, ist man ratlos. Wo soll ich denn jetzt ein Praktikum machen? Die Schule ist dabei meistens keine große Hilfe. Im Unterricht wird man zwar auf Seiten wie „Berufenet“ von der Arbeitsagentur aufmerksam gemacht, allerdings wusste ich danach immer noch nicht, welchen Beruf ich auf jeden Fall erlernen möchte. Wenn man dann eine Branche und ein passendes Praktikum gefunden hat, kann man allerdings sehen, ob der Beruf etwas für einen ist. Bei mir war es nach dem ersten Praktikum in der neunten Klasse so, dass ich gemerkt habe, dass ich fhr den Beruf zur Physiotherapeutin nicht gemacht bin. Einen Beruf konnte ich also schon einmal abhacken.

E Als ich dann 16 Jahre alt wurde, durfte ich dann meinen ersten Ferienjob in einer Firma für Rohrleitungskomponenten anfangen. Schon nach dem ersten Tag war mir klar: Ich bin nicht für die Industriebranche geboren. Schon allein das frühe Aufstehen, damit um sechs Uhr der Arbeitstag beginnen kann, hat mich fertiggemacht. Aufgeben kam mir aber nicht in den Sinn. Ich habe die drei Wochen durchgezogen. Immerhin habe ich Geld dafür bekommen. Doch eins habe ich in den drei Wochen verstanden: den Job, für den ich mich später entscheide, muss ich etwa fünfzig Jahre lang ausüben. Ich sollte ihn also schon mögen und Spaß daran haben.

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Während einige meiner Freunde in Panik verfielen, weil sie sich bald für einen Beruf entscheiden und sich für einen Ausbildungsplatz bewerben mussten, war ich noch ganz entspannt. Für mich war immer klar, dass ich mein Abitur machen will. Doch als dann in der elften Klasse das nächste Praktikum anstand, hatte ich wieder dasselbe Problem: Welchen Beruf kann ich mir vorstellen auszuüben und finde ich einen Praktikumsplatz? Als ich drei Wochen vor dem Praktikumsbeginn immer noch keine Ahnung hatte, stieg auch bei mir die Panik. Zum Glhck konnte ich in der Firma, in der ich zuvor die Ferienarbeit gemacht hatte, ein Praktikum als Industriekauffrau machen. Moment, Industriekauffrau? Ja, ganz genau. Ich wusste zwar schon vorher, dass ich nicht in der Industriebranche arbeiten möchte, doch hatte ich mir noch nie zuvor einen Bürojob angesehen. Das Praktikum hat mir gefallen und auf jeden Fall geholfen. Ich wusste, ich habe keine großen Probleme, meinen Arbeitstag vor einem Computer zu verbringen. Und auch das Schreiben von so manchen Texten hat mir Spaß gemacht. Doch war ich mir dennoch immer noch nicht im Klaren, wo ich meine berufliche Zukunft sehe.

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In der Zeit danach hieß es fhr mich also recherchieren. Welcher Beruf passt zu meinen Interessen? Wo kann ich Zeit im Bhro verbringen und Texte schreiben? Welcher Beruf ist dabei am besten noch etwas abwechslungsreich? Die Verzweiflung stieg mal wieder in mir auf. Es gibt einfach viel zu viele Berufe. Wie soll man sich in diesem Dschungel der Berufe durchkämpfen? Es hilf alles nichts, ich musste mir die unzähligen Berufsbeschreibungen der Bundesagentur für Arbeit durchlesen.


Als ich einige Berufe gefunden hatte, die sich für mich ganz interessant anhörten, habe ich zu denen noch weiter recherchiert. Was brauche ich für einen Abschluss? Muss ich studieren? Gibt es eine reelle Chance, in meiner Nähe einen Arbeitsplatz zu finden? Denn eines war klar: Ich wollte weder studieren, noch aus meinem wunderschönen, kleinen Dorf wegziehen. Ich bin ein Dorfkind und Universitäten liegen meistens nicht nur in einer großen Stadt, sie sind auch noch riesengroß. Das ist einfach nichts für mich. Beim Recherchieren kam dann die Enttäuschung: Die Berufe, die ich rausgesucht hatte, hatten alle etwas mit Medien zu tun. Und solche Berufe kann man in einem kleinen Dorf nicht ausüben.

Zuhause an der BiTS. Nach einem Wegweisenden Praktikum beim Heimatradiosender „Radio MK“, wusste ich, Journalistin ist mein Beruf. Nun erlerne ich also an einer kleinen Hochschule, einen Beruf der mich glücklich macht. Ein Praktikum führte mich später schließlich nach Dortmund. Immerhin eine etwas größere Stadt. Für das Auslandssemester bin ich nach England gegangen, da ist sogar Wasser zwischen Heimatland und Wahlnation. Und nun kann ich mir tatsächlich vorstellen, für meinen Beruf nach Kcln oder Hamburg zu ziehen. Zwar nicht direkt in die Stadt, da steckt das Dorfkind zu tief in mir, aber in die Umgebung.

Es war ein langer Weg, bis ich verstanden habe, was B ,B ,B - ich will und was ich dafür tun möchte. Durch das G8 haben die Schhler nur noch zwclf Jahre Unterricht bis sie ihr Abitur machen. Das bedeutet ein Jahr weniger Zeit, sich Gedanken zu machen und erwachsen Das Abitur rückte immer näher und ich musste mich zu werden. Ein Jahr weniger, durch den Dschungel für einen Ausbildungsplatz bewerben. Ich entschied der Berufe zu forsten. Und auch ein Jahr länger mich also für den Plan B. Ich schrieb über 90 Bearbeiten. Wenn ich mir jetzt überlege, ich hätte ein werbungen für einen Ausbildungsplatz als BürokaufJahr weniger Zeit gehabt, wäre ich vermutlich noch frau. Doch wie soll man eine Bewerbung glaubhaft viel verzweifelter gewesen. Für alle, die es schaffen schreiben, wenn man eigentlich weiß, dass es nicht direkt nach dem Abitur mit dem Erlernen des Traumder Beruf ist der einen glücklich macht? Ich fand darberufes zu starten, Hut ab. Für alle anderen: Ihr seid auf keine Antwort und schrieb einfach den üblichen nicht allein! Verzweifelt nicht. Irgendwann werdet „08/15“ Bewerbungstext. Der Beruf hatte nichts mit auch ihr euren Traumberuf finden. Medien zu tun, aber es war immerhin einer, den man in meiner Umgebung gut erlernen kann. Ich erhielt Text von Michèle Loos Foto: Pixabay schnell viele Absagen. Ab und zu war eine Einladung zu einem Einstellungstest dabei, doch nach dem Test erhielt ich wieder Absagen. Eigentlich auch kein Wunder, bei diesem unmotivierten Bewerbungstext. Und dann wurde mir eins klar: Ich werde nicht glücklich, wenn ich in meinem Dorf bleibe und einen Job ausführe, den ich eigentlich gar nicht will. Ich muss raus aus meinem kleinen Kosmos und mich in die große weite Welt trauen. Die große weite Welt wurde es dann nicht ganz. Ich studiere jetzt circa 25 Kilometer weit weg von

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TraumBeruf: JournalisTin W

ir haben es jetzt schon oft gehört: Die Generation Y besteht aus jungen Leuten, die nicht genau wissen, was sie wollen. Wenn sie es tun, wollen sie sich aber wenigstens noch sämtliche Optionen offenlassen. Michèle beschreibt in ihrem Text den Dschungel der Berufe, der sehr unübersichtlich sein kann. Aber nicht jeder erlebt die Berufsfindungs- und Orientierungsphase auf diese Weise. Einer kleinen Minderheit – so sagte man mir immer wieder – ergeht es anders. Auch bei mir war das so.

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Meine ersten Geschichten und Romane habe ich bereits im fünften und sechsten Schuljahr verfas st. Das Schulpraktikum beim IKZ und ein JournalismusWorkshop an der BiTS ein Jahr später verfestigten diesen Wunsch weiter. Ich nahm an vielen anderen Workshops für junge Medienmacher teil und während meiner Mitschüler verzweifelt versuchten herauszufinden, was sie später mal machen wollen, füllte ich schon meinen Lebenslauf. Ich bin sehr dankbar, dass ich während des Abiturs nicht zusätzlich mit dieser Ungewissheit belastet war.

E Seit ich 14 Jahre alt bin, steht für mich fest: Ich möchte Journalistin werden. Begonnen hat alles mit Doch kurz vor Ende meiner Schulzeit und dann die dem Girls‘ Day den ich beim Iserlohner Kreisanzei- Monate vor dem Studienbeginn bekam auch ich ger (IKZ) verbracht habe. Der Mädchenzukunftstag Zweifel. Keine Zweifel am Beruf, aber mir wurde die hat mir weitergeholfen und mir meinen Traumberuf Endgültigkeit der Entscheidung bewusst. Indem ich mich für Journalismus entschied, entoffenbart. Nachdem mein Interschied ich mich vorerst auch gegen esse geweckt wurde, nutzte ich alles andere. Wie sehr interessierte dort das medienpädagogische mich Geschichte, wie sehr LiteraProjekt ZEUS – Zeitung und turwissenschaften und nicht zuletzt Schule –, um zu schreiben. Fast meine große Liebe Philosophie. Ich jede Woche Samstag konnte stellte mir vor, wie ich einen dieser man von mir einen Text auf der Studiengänge wählte, aber es blieb Jugendseite lesen. Und jedes nur eine Phantasie, die Entscheidung Mal erfüllte mich eine große war schon viele Jahre vorher gefallen Freude, wenn ich meine Texte und bereut habe ich sie nie. Und wer abgedruckt in der Zeitung sah. Je weiß, vielleicht studiere ich nebenbemehr ich schrieb (über 100 verruflich später Philosophie, so wie ich öffentlichte Artikel) und umso es mir wünsche. mehr interessante Erfahrungen Fast zwei Jahre sind vergangen und ich sammelte, desto sicherer Praktika und die freie Mitarbeit bei wurde: Ich will Journalismus grcßeren Medien als dem IKZ haben studieren. Der Zeitungsartikel und die Bescheininochmal ein ganz neues Bild aufgeDie Begeisterung für das gung über meinen ersten Tag als Jourworfen. Ich sehe die JournalismusSchreiben hat sich bei mir nalistin haben einen symbolischen Wert. Branche jetzt klarer, fachlicher und schon recht früh im Grund- Foto: Melina Seiler vor allem auch desillusionierter. Wir schulalter herauskristallisiert.

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erleben gerade einen großen Umbruch und probieren noch immer, herauszufinden wie Journalismus online optimal funktioniert. Ich musste lernen, dass gute Texte schreiben nicht mehr alles ist, sondern, dass multimediales Arbeiten das ist, worauf es in der Zukunft verstärkt ankommen wird. Nicht alles ist so, wie ich es mir erhofft hatte. Nicht immer und überall kann man über Themen schreiben, die einen interessieren. Umso dankbarer bin ich, dass das beim IKZ oder hier in unserem BiTSLicht-Heft mcglich ist. Aber selbst wenn dem nicht so ist, einen wichtigen Beitrag zur Demokratie zu leisten, ist mindestens genauso schön. Wenn einem Demokratie und die mit ihr verbundene Meinungsfreiheit so wichtig ist, wie mir und man etwas für die Menschen tun möchte, indem man sie informiert, finde ich, hat man den richtigen Beruf. Seit mehr als sechs Jahren gibt es nichts anders mehr für mich, ich den Beruf immer als Berufung gesehen, weil sich Hobby und Leidenschaft im Job vereinen. Und das ist dann doch wieder typisch Generation Y, ein Job ist nicht nur ein Job, sondern viel mehr, schließlich möchte man sich selbst verwirklichen. Text von Melina Seiler

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bitur mit 17, Bachelor mit 20 und den Master mit 22 Jahren – heute bekommen wir Bildung in Rekordzeit. Wenn man junge Menschen zwischen 18 und 34 Jahren, die sogenannte Generation Y, fragt, ob sie das gut oder schlecht finden, bekommt man widersprüchliche Antworten. Die einen freuen sich, keine Zeit zu verschwenden und schnell Geld verdienen zu können. Andere fühlen sich unter Druck gesetzt und whrden sich gerne länger Zeit nehmen, um herauszufinden, wie ihre Zukunft aussehen soll.

oder andere Tipp für Dich dabei. Das Ergebnis fällt jedenfalls fast einstimmig aus: Menschen ab 35 Jahren haben den Eindruck, dieser Sprint durch Schule und Studium ist ein großer Fehler der Politik. Sie trauen der jüngeren Generation viel zu – menschlich wie berulich – sehen sie aber als regelrechte Opfer von Bürokratie und Reformismus.

Mit so einer eindeutigen Antwort hatte ich vor Beginn der Umfrage nicht gerechnet. Deshalb habe ich nachgefasst und gefragt: Was können Mich hat interessiert, was die Eltern und wir anders machen? Was raten uns ältere Großeltern von der Generation Y halten. Menschen, wie wir unsere Jugend und unsere Deshalb habe ich Zukunt bestmöglich eine Umfrage unter „Ma c c c c cG a c gestalten? Auch diese Leuten ab 35 Jahren c cZ c c c a oc Antworten waren durchgeführt. Die homogen. Die Befragten a c c ü c a .“c Befragten stammen aus inden, wir sollten kI oc7uocM c c cK oc meinem Bekannten- und leißig bleiben – denn O ac c cE l Verwandtenkreis. Dabei auf die Frage, ob sie die habe ich darauf geachtet, Generation Y als faul Eltern, Großeltern erachten, stimmten nur sowie Kinderlose zu etwa sieben Prozent zu – mischen. Dass die Antworten trotzdem nicht die Freizeit aber nicht zu sehr vernachlässigen. repräsentativ sind, liegt auf der Hand. Jedoch Viele Eltern unter den Antwortenden befürchten, sind die Ratschläge und Einschätzungen der dass sich junge Leute vom Arbeitsmarkt Befragten interessant und vielleicht ist ja der ein unter Druck gesetzt fühlen und sich deshalb

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uns? übernehmen könnten. Außerdem merkten fast alle der Teilnehmer an, dass die 18- bis 34-Jährigen zu viel Zeit im Internet verbringen. Hierbei hat mich überrascht, dass die älteren Generationen diesen Aspekt nicht nur negativ bewerten. Sie inden es gut, dass junge Menschen sich im Internet und mit modernen Medien auskennen. Das könne uns den Alltag und das Arbeitsleben erleichtern. Alle der Befragten glauben, dass es uns in Zukunt genauso gut gehen wird, wie ihnen selbst. Außerdem halten uns fast alle für politisch interessiert. Das sind zwei Antworten, die mich sehr erstaunt haben. Warnen doch gerade alle Politiker vor dem Rechtsruck und der Politikverdrossenheit, die Europa beschätigen. Auf Nachfrage, warum sie sich bei den beiden Punkten so sicher seien, antworteten vor allem die Großeltern, dass unsere Generation mit Europa und einer weltofenen Haltung aufgewachsen ist. Das aufzugeben und den Versprechungen der sogenannten Neuen Rechten zu verfallen, halten sie für unmöglich. Insgesamt haben mich die Antworten auf meine Fragen überrascht, weil ich nicht mit einem derart großen Vertrauen in die Generation Y gerechnet habe. Alleine im Internet schwirren

unglaublich viele Artikel zu diesem hema herum. Meist geht es darum, wie viele Möglichkeiten wir haben, uns selbst zu verwirklichen, dass uns das auch überfordern kann und wie innovativ wir denken müssen und sollen, um die Welt zu verbessern. Während meiner Gespräche mit der Elternund Großeltern-Generation habe ich gemerkt, dass wir gar nicht so unterschiedlich sind. Bei mir ist der Eindruck entstanden, dass es unter dem Strich auf die einzelne Person ankommt und die Verallgemeinerung in GenerationenTermini nicht immer zutrit. Text von Marie Welter Foto: Pixabay

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arc Laumann, seit drei Jahren als Personalmanager bei einer großen Firma in Hamburg tätig, arbeitet seit mehr als zehn Jahren im Personalbereich und hat hber die Jahre hinweg unterschiedliche Umstellungen bei der Personalauswahl erlebt. Im Gespräch mit BiTSLicht berichtet er nun über Veränderungen in Bezug auf die Generation Y.

BiTSLicht: Was ist die größte Herausforderung auf dem Arbeitsmarkt? Ist es schwerer oder leichter geworden, geeignete Kandidaten für eine Stelle zu finden? Marc Laumann: Die größte Herausforderung zurzeit ist, gute Fachkräfte zu finden, die gut ausgebildet sind und in den Gehaltsrahmen der Unternehmen passen. Es ist definitiv schwerer geworden, diese zu finden. Das fängt sogar schon bei der Suche nach möglichen Auszubildenden und „einfachen“ Sachbearbeiter-Positionen an. Wie hat sich die Personalsuche und die anschließende Personalauswahl im Einstellungsverfahren verändert? Die Personalsuche läuft bei uns fast zu hundert Prozent digital. Bewerbungsmappen erhalten wir nur noch sehr selten, sie werden aber weiterhin akzeptiert, entgegengenommen und auch bei der Personalauswahl beachtet. Nach Sichtung der Bewerbungsunterlagen führen wir in der Regel überwiegend Bewerbungsgespräche, es kommt aber auf die ausgeschriebene Stelle an. Bei etwas höheren Positionen, wie zum Beispiel bei der Stellenausschreibung für einen Abteilungsleiter, oder bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen führen wir auch längere Assessment Center durch. Wie haben sich die potentiellen Berufskandidaten verändert?

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Müssen sich Unternehmen insgesamt zukünftig mehr auf Work-Life-Balance-Konzepte (zum Beispiel Sport- und Freizeitangebote während der Pausen, Kinderbetreuung im Unternehmen) einstellen? Ja, definitiv. Ich sehe ganz klar eine Entwicklung hinsichtlich der Work-Life-Balance, sie wird in Zukunft noch häufiger gefragt sein. Unternehmen mhssen generell mit der Zeit gehen, Technologien ausbauen und sich ständig weiterentwickeln.

Vor welchen weiteren Herausforderungen stehen Unternehmen in der Zukunft? Leider wird es zu einem Fachkräftemangel kommen. Diese Entwicklung zeichnet sich schon jetzt in einigen Bereichen ab. Schwierig wird aber auch die Mitarbeiterbindung für Firmen. Heute wird einfach viel schneller und cfter das Unternehmen gewechselt. Das ist nicht mehr so wie früher Text von Vera Brüssow

Leider bringen viele Kandidaten eine schlechtere Ausbildung als früher mit. Aber auch die Verhaltensweisen und der Umgang mit anderen Mitarbeitern Marc Laumann im Gespräch mit BiTShaben sich sehr stark verändert, Licht über die Generation Y.

Foto: Privat

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vor allem bei den Kandidaten, die sich um Ausbildungsplätze bewerben. Die Ansprüche, was Gehalt, Arbeitszeiten, Urlaub und Co. angeht, sind aber generell bei allen Bewerbern gestiegen. Insgesamt werden immer häufiger die Forderungen nach flexiblen Arbeitszeiten, Elternzeit und Home Office angefragt und letztendlich auch eingefordert.

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Die Charateristika der Gen Y Die Millenials, zu Deutsch Jahrtausender, sind die Bevölkerungskohorte, die im Zeitraum von etwa 1980 bis 1999 geboren sind.

• technikaffin und daueronline • haben immer ein Smartphone in der Hand oder in Reichweite • Selbstinszenierung auf Social Media • Digital Natives • Selbstverwirklichung • hedonistisch

• unentschieden: keine Entscheidung ist besser als eine falsche Entscheidung • Angst vor dem Scheitern • verantwortungsscheu und ambivalent: wollen alles und nichts zugleich • neue Phänomene: Benching Benching ist die Botschaft: Du bist keine Priorität, du bist eine Option. Vielleicht

Benching: „Jemanden auf der Bank sitzen lassen“, ist eine Hinhaltemethode, bei dem der eine Partner sich zurückzieht, ohne dem Flirt endgültig eine Abfuhr zu erteilen.

• Moderne Nomaden: Reisen auf der Suche nach sich selbst • Suche nach dem Sinn: in allem und überall • unabhängig • Gefühl: Auf uns lastet alles – also raus hier (Gedankenstrich!)

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gut ausgebildet selbstbewusst ehrgeizig Lebensqualität vor Geld • flache Hierarchien • wollen überall Mitreden • Leben für den Lebenslauf • Arbeitswelt besteht aus: gesunder Work-Life-Balance, flexiblen Arbeitszeiten, teamorientierter Führung & netten Kollegen

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Text und Grafik: Désiree Schneider


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cocooning – „ BiTTe

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ocooning – nahezu niemand kennt diesen Begriff und doch macht es jeder. Das Wirtschaftslexikon definiert den Begriff als eine „Verhaltensform, die im Rückzug von der komplexen, bedrohlichen und unkontrollierbaren Umwelt in die eigenen vier Wände besteht.“ Im Marketing ist diese Verhaltensweise auch als „Homing“ bekannt. Eine Person igelt sich also im sicheren Zuhause ein, um weder seelisch noch körperlich Schaden zu nehmen.

Die „Generation Y“ hat dem Begriff „Cocooning“ allerdings eine neue Bedeutung gegeben. Zwar geht es noch immer, um das einigeln bzw. zurückziehen, doch nicht mehr Zuhause in den eigenen vier Wänden, sondern an cffentlichen Orten. In Zeiten des Handys und Tablets kapselt man sich immer cfter von der Außenwelt ab. Wer wartet denn heutzutage auf den Bus, in einer Arztpraxis oder auf eine andere Person, ohne nicht sein Handy herauszuholen? Man könnte durchaus den Grund nennen, dass man beim Warten auch unterhalten werden möchte, aber ist dies wirklich der Einzige? Macht man es nicht auch, weil man nicht stumpf durch die Gegend gucken oder eventuell von anderen Menschen angesprochen werden möchte?

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Während meines Auslandssemesters in England habe ich noch eine weitere Form des „Cocoonings“ kennengelernt. Meine amerikanischen Mitbewohnerinnen sind zum Schreiben ihrer Hausarbeiten in die Bücherei gegangen. An sich erstmal nichts Ungewchnliches. Doch saßen sie dort dann mit etwa fünfzig weiteren Studenten in einem Computerraum. Wenn alle ruhig sind und man nur das Tippen auf den Tastaturen oder das Klicken der Mäuse hört,

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würde ich persönlich schon verrückt werden. Jedoch waren viele der anderen Studenten in diesem Raum daran interessiert, an welchen Texten die Personen dort arbeiten. Das führte dazu, dass meine Mitbewohnerinnen nach einer Weile völlig genervt wieder zurückkamen, weil sie immer wieder angesprochen wurden und sich innerlich dachten „Bitte sprich mich jetzt nicht an“. Der Gedanke hat die Menschen natürlich nicht davon abgehalten, sie doch anzusprechen. Auf meine Frage, warum sie denn dann trotzdem immer wieder in die Bücherei gingen, erhielt ich folgende Antwort: „Weil ich in Ruhe meine Hausarbeiten schreiben und nicht ständig von einem vibrierenden Handy, den Mitbewohnern oder sonstigem abgelenkt werden möchte“. Weil man also abgelenkt wird, wenn man alleine in seinem Zimmer sitzt, geht man in einen Computerraum mit fünfzig anderen Personen? Klingt nicht gerade einleuchtend. Was für mich ziemlich sinnlos erscheint, ist für die Betroffenen selbst sehr logisch. Sie gehen in die Bücherei, um sich selbst zu disziplinieren. Mit dem Gefühl, 49 arbeitende Menschen um sich herum zu haben, muss man selbst auch etwas tun. Das ist der Gruppenzwang, den man nutzen muss. Trotzdem erscheint es erst einmal abwegig, dass man sich freiwillig in einen Raum voller Leute begibt, aber für sich sein und nicht von anderen angesprochen werden möchte.


Foto: Pixabay

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Lieblingsmusik während einer langen Busfahrt nicht verzichten. Oder wenn ich länger auf etwas oder Eine andere alltägliche Form des „Cocoonings“ ist jemanden warten muss, werde ich weiterhin mein das Musikhören im Bus oder in der Bahn. So gut Handy herausholen und Nachrichten beantworten wie jeder hat es schon einmal gemacht. Viele tun oder auf Facebook nach Neuigkeiten Ausschau es sogar regelmäßig. Ich gehöre auch dazu. Immer halten. Ich gehöre schließlich zur „Generation Y“. wenn ich alleine die öffentlichen Verkehrsmittel beText von Michèle Loos nutze, stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und schaue aus dem Fenster oder auf mein Handy. Auch in diesem Moment kapsle ich mich von meiner Umwelt ab, obwohl viele andere Personen um mich herum sind. Doch wenn ich meinen Blick durch den Bus oder den Zug schweifen lasse, fällt mir auf, dass die Leute in meinem Alter genau das Gleiche tun. Ältere Menschen, wie Rentner hingegen sitzen dort ohne ein Handy oder Kopfhcrer in den Ohren. Das zeigt, dass es also wirklich ein Phänomen der „Generation Y“ ist. Ich hatte mir vorher über diese Verhaltensformen keine Gedanken gemacht. Doch als wir für eine Vorlesung hier in England einen Text lesen sollten und genau dieses Verhalten beschrieben wurde, habe ich darüber nachgedacht. Dabei habe ich festgestellt, dass ich mich unbewusst immer wieder von meiner Außenwelt abkapsle und es sogar nahezu täglich passiert. Doch wenn es mir nun bewusst ist, werde ich mein Verhalten nicht ändern. Ich möchte auf meine

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attest du schon einmal das Erlebnis, dass eine Person, die dir einmal sehr nahestand, plötzlich nicht mehr in deinem Leben ist? Der Kontakt zu der Person ist weg und was bleibt, sind Erinnerungen. Manchmal weiß man gar nicht, warum der Kontakt überhaupt abgebrochen ist. Mitunter ist man auch ganz froh, diese Person nicht mehr in seinem Leben zu haben. Einmal ist es ein schleichender Prozess und ein anderes Mal ist die Person von einem Tag auf dem anderen nicht mehr Teil deines Lebens.

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Solche Situationen gibt es nicht nur bei Freundschaften. Noch viel häufiger existiert das „Ghosting“ beim Dating. Durch Datingapps wie „Tinder“ oder „Lovoo“ fällt es vielen leichter, neue Menschen kennenzulernen. Neben dem „Ghosting“, gibt aus auch das sogenannte „Benching“. Eine Person hält die andere warm, schiebt sie sozusagen auf die Wartebank (Bank heißt „bench“ im Englischen) und meldet sich immer nur nach langen Abständen, wenn die andere Person mal wieder als Lückenfüller gebraucht wird. Genau das führt zu Problemen. Denn wenn ein Mensch dabei ist, mit dem man sich eine Beziehung vorstellen könnte, braucht man die anderen neuen Bekanntschaften nicht mehr. Wer sich dann nicht traut, dass auch klar anzusprechen, greift gerne zu der Methode des „Ghostings“.

Jeder hat schon Kontaktabbrüche erlebt, auch ich. Sei es mit früheren Freunden aus dem Kindergarten, der Grundschule oder dem Fußballverein. Menschen verändern sich und verlieren sich aus den Augen. Das ist völlig normal. Schon vor dem Internetzeitalter gab es Kontaktabbrüche zwischen Menschen. Doch in Zeiten von WhatsApp, Facebook und Co. wird es immer mehr zu einem Phänomen. Das Phänomen der Internetgeneration „Generation Y“ heißt Doch nicht nur beim Dating ist dies der Fall. Immer „Ghosting“. mehr Menschen trauen sich nicht, eine Beziehung persönlich zu beenden. Wo früher immerhin noch Zwei Menschen lernen sich hber das Internet ken- eine SMS geschrieben wurde, ist heute Funkstille. nen, treffen sich in einem Café und verbringen auch Die Absicht des „Ghosts“ ist dabei meist keine danach immer mal wieder Zeit miteinander. Wenn schlechte – er möchte der anderen Person einfach sie sich nicht sehen, schreiben sie miteinander. Die nicht vor dem Kopf stoßen oder weh tun, wenn Bindung der beiden wird scheinbar stärker und dann allerdings Gefühle bei der anderen Person im Spiel kommt der Tag X. Eine der beiden Personen meldet sind, passiert genau das. Die Person weiß nicht, was sich nicht mehr. Alle Kontaktversuche der anderen passiert ist und macht sich Gedanken. Oft kommen Person sind vergebens, denn auch nach einer Woche dann auch noch Selbstzweifel hinzu. oder einem Monat bekommt sie keine Antwort. Sie versucht es so lange auf den unterschiedlichsten Einer Freundin von mir ist genau das passiert. Sie Wegen, bis sie versteht, was die andere Person sich führte zuvor eine lange Beziehung, die allerdings in nicht traute zu sagen: „Es ist vorbei!“. die Brüche ging, weil ihr Freund sie betrogen hatte. „Ich brauchte danach erst einmal eine Weile. Irgendwann war mir aber klar, dass ich mich bereit für

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mehr erreichen eine neue Beziehung fühlte. Ich bin schließlich ein absoluter Beziehungsmensch.“ Also meldete sie sich auf einer Datingseite an. Sie lernte ein paar Männer kennen und traf sich mit ihnen, doch am Ende des Abends stellten beide fest, dass es nicht passt. Ganz anders war es mit einem Mann, den sie nach zuvor vier gescheiterten Versuchen kennenlernte. „Wir schrieben ein paar Wochen einfach nur miteinander. Wir verstanden uns richtig gut und schienen auf einer Wellenlänge zu sein.“ Das erste Treffen hatte dies bestätigt. Nach drei Dates, kam dann allerdings die Enttäuschung. „Er sagte, nach unserem dritten Date, dass er sich eine Beziehung mit mir in Zukunft vorstellen kcnnte, er aber noch etwas Zeit bräuchte, schließlich lag seine letzte Trennung noch nicht so lange zurück.“ Danach meldete er sich nie wieder. Alle Nachrichten und Anrufe wurden nicht beantwortet. „Zuerst dachte ich, vielleicht hat er gerade viel zu tun. Immerhin ist er ja bei der freiwilligen Feuerwehr. Doch als er nach fünf Tagen immer noch nicht auf meine Anrufe reagierte, fing ich an, mir Sorgen zu machen.“

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hat mich ziemlich runtergezogen und ich fing an, mir selbst Vorwürfe zu machen.“ Selbstzweifel sind nach so einem Erlebnis keine Seltenheit. Viele Menschen geben sich für das Fehlverhalten der anderen Person selbst die Schuld. Gerade Personen, die zuvor schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen erlebt hatten, suchen die Fehler oft bei sich. Die Tatsache, dass sich die Opfer selbst die Schuld geben, macht mich wütend. Es ist schlimm genug, abgewiesen zu werden. So ein Erlebnis braucht keiner. Denn solch eine Enttäuschung führt meistens dazu, dass das Opfer eine innere Mauer aufbaut und nur schwer neue Menschen an sich ranlässt. Dies führt wiederum zur Einsamkeit, während der „Ghost“ glücklich und zufrieden sein Leben weiterlebt. All das passiert nur, weil die eine Person zu feige war, die Wahrheit zu sagen. Also, traut euch die Wahrheit auszusprechen! Seid nicht feige! Auch wenn es für die zurückgewiesene Person sicherlich am Anfang verletzend ist, ist es immer noch besser, als in Unwissenheit zurhckgelassen zu werden. Text von Michèle Loos Foto: Pixabay

Dass die „Ghosting“-Opfer sich sorgen, ist meist die zweite Phase. Zuerst kommt die Wut, weil die andere Person auch einfach kurz schreiben könnte, dass sie keine Zeit hat, nach der Sorge kommt die Enttäuschung. „Ich habe auf Facebook gesehen, dass er auf neuen Fotos markiert wurde. Ihm war also nichts passiert. Er hielt es einfach nicht für nötig, sich noch einmal bei mir zu melden. Was an sich nicht schlimm gewesen wäre, aber die Tatsache, dass er von einer Beziehung beim letzten Treffen sprach,

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JugenDsprache – Der ausDruck ei S

prache umgibt uns immer und überall und wir nehmen sie für gegeben und unveränderlich an. Jedoch zeigt sich gerade an den Jhngsten einer Gesellschaft, dass die Sprache viel mehr ein Hybrid aus Lebensumständen – und Stilen ist, welche so variabel wie der Mensch selbst sind. Die Sprache dient als Ausdruck einer Generation. Die wohl wichtigste Erfindung des Menschen war die Sprache als Mittel zur Kommunikation untereinander. Um zu verstehen, wie essentiell dieses so simpel erscheinende Gerüst von Vokalen und Konsonanten ist, kann man zwei Grundideen aufzeigen, die für die Wichtigkeit von Sprache stehen.

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Was sind Gedanken? Diese philosophische Frage, stellten sich wohl viele von uns schon mal in ihrem Leben. Doch wo genau stellte man sich selbst diese Frage? In seinen Gedanken. Und wie stellt man sich diese Frage? Die meisten vermutlich in Worten. Das heißt, man spricht mit sich selbst, um reflektierend eine Antwort darauf zu finden, warum man überhaupt mit sich selbst spricht und woher die Idee kommt, mit sich selbst zu sprechen. Das Schauspiel für dieses Gewirr an Ideen spielt sich nur in unserem Kopf ab. Man merkt anhand dieses Bildes, wie die Sprache unser Leben im Griff hat. Sie ist die Dechiffrierungsmaschine unserer tiefsten sinnlichen und geistigen Empfindungen. Stellt euch nun als Zweites eine fiktive Situation vor. Ihr befindet euch im Dschungel. Während ihr gerade mit euren Freunden das dicke Geäst des Unterholzes nach Nahrung durchsucht, hcrt ihr plctzlich direkt vor euch ein furchteinflößendes Knurren. In voller Aufregung dreht ihr euren Kopf nach oben und erblickt einen Löwen, der sich direkt vor euch in unnachahmlicher Art und Weise aufbäumt. Ihr schreit: „Löwe! Löwe! Löwe!“ und rennt weg. Eure Freunde, die euren Schrei hörten rennen euch hinterher. Am nächsten Tag geht ihr wieder in das tiefe Unterholz und findet den Körper eines Mannes, der von einem Löwen getötet wurde. Ihr habt ihn schon mal gesehen. Er lebte in einem anderen Dorf und folgte euch gestern in den Wald. Er rannte nicht weg. Er verstand nicht, was du riefst.

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Was man an diesem Beispiel sieht, ist in welcher Form Sprache als Werkzeug zur Definition einer Gruppe dient. Während deine Freunde verstanden was „Löwe“ bedeutet, verstand es der Bewohner des anderen Dorfes nicht. Auch wenn es sich heutzutage meistens nicht mehr um lebensbedrohliche Situationen handelt, gibt es das Phänomen der Gruppenbildung durch Sprache auch heute noch. Im Endeffekt zeigt sich, dass die Sprache zwei große verschiedene Formen hat und annimmt: zum einen Sprache als Ausdruck eines Individuums und zum anderen Sprache als Gruppenbildner. Diese beiden Aspekte sind essentiell, um das Auftreten von Jugendsprachen zu verstehen.

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Die jungen Generationen grenzten sich schon immer von den älteren ab. Sprache spielte dabei schon immer eine große Rolle. Man fühlt sich als Gruppe, wenn man dieselben Wörter benutzt. Dadurch entstand das Phänomen der Jugendsprache. Wer kennt sie nicht die Kinder, die sich mit ihren roten Sneakern bewaffnet, ein Wortgefecht auf Deutschlands Straßen liefern, das Goethe und Schiller in den Schatten einer wahren poetischen Generation stellt: „I bims 1 yolo child vong nicer Niceigkeit her“, sagte A selbstbewusst zu C, während sein Kollege, B, nur selbstsicher darauf einstimmt: „Isso digga“. C scheint diese wohl gewählten Worte haargenau zu analysieren und antwortet nach reichlicher Überlegung: „Hcr` mal auf so Fly zu sein, du Mongo; du bist so 2016, du hast Zuhause nur eine Bambusleitung, wie Koalas, du Opfer“. Neutrale, ältere Zuhcrer dieses absurden Geschehens fragen sich, wie diese Jugendlichen eigentlich auf solche Sätze kommen. Ist das etwa ein neuer Rap Song des deutschen Rappers Kollegah?


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Damit liegt man gar nicht so weit von der Ursache entfernt. Das eigene Sprachempfinden entwickelt Zum Schluss kann man sich noch fragen, wie wohl sich hauptsächlich aus dem sozialen Umfeld des die Sprache der Zukunft sein wird. Wird es eine einzelnen Individuums. Bedeutet: Die Entwick- gemeinsame Weltsprache geben? Wohl eher nicht. lung der Sprache ist, genauso wie das allgemeine Wird die deutsche Sprache immer Englischer? VielSelbstempfinden der jungen Generation, geprägt leicht. Werden wir irgendwann aufhören Deutsch zu von Globalisierung und Web 2.0. Denglisch und sprechen? Nein. „Kanakisch“ sind keine Schimpfwörter, sondern Auch wenn man in heutigen Zeiten wohl schwer die Sprachphänomene, die sich ausbreiten. Durch das In- Zukunft prognostizieren kann, wird es wohl immer ternet und den damit verbundenen Kontakt zu Men- so bleiben, dass sich die Sprache mit den Menschen schen aus anderen Sprachräumen, wird die englische verändert und nicht andersherum. Darum kann Sprache für den modernen jungen Erwachsenen und man optimistisch gestimmt sein, dass die Zukunft Jugendlichen immer allgeder Sprache wohl nicht mehr in genwärtiger. Wenn man dann unseren Händen, aber dennoch aus der virtuellen Welt, oder in den Händen von vernünftigen von irgendwelchen Sabbatizukünftigen Menschen liegt. cals (Auszeiten vom Beruf, die meistens mit Reisen verText von Sebastian May bunden sind) wiederkommt, ist logisch, dass sich die Verhaltensmuster, die man dort auslebte, nicht so einfach verdrängen lassen. Die englische Sprache fließt immer intensiver in den deutschen Sprachgebrauch ein. Das Smartphone dient mittlerweile auch als Medium zur digitalen Kommunikation und Web 2.0. Somit ist auch seine Bedeutung für die Entwicklung von moderner Jugendsprache nicht zu übersehen. Foto: Pixabay

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generaTion z – Die zukunfT sinD D

ie ehemaligen Jugendlichen werden unaufhaltbar älter und die ehemaligen Kinder werden erwachsen. Aus Y wird Z – und das nicht nur auf dem Papier. Wer sie sind, was sie wollen und wohin sie wollen, sind Fragen, die sich nicht nur die Generation selbst stellt. Ein Erklärungsversuch der digitalen Ureinwohner. Zur Generation Z gehcren die Personen, die laut Definition, ab 1995 bzw. 1999 bis heute geboren wurden. Sie folgen direkt auf die Generation Y und obwohl sie vom Jahrgang her nicht weit von der Generation Y entfernt sind, unterscheiden sie sich doch drastisch von ihnen. Das liegt vor allem an ihrer Kindheit und den damit verbundenen globalen, so wie lokalen Ereignissen, die ihre Kindheit prägten.

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Faust der Realität aufgehoben, die uns von den Älteren vor unser Gesicht gehalten wurde. Doch die revolutionäre Faust der Globalisierung scheint die Z`ler nicht zu treffen. Stattdessen wird mit den Folgen eben dieser gelebt. Ob das positive oder negative Auswirkungen hat, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen. Jedoch zeigt sich eines jetzt schon: Die Multikulturalisierung der Gesellschaft und die damit einhergehenden interkulturellen Kompetenzen spiegeln sich in der Generation Z stärker als in der restlichen Gesellschaft.

V T R Ein Dunkelhäutiger als Präsident der Vereinigten Staaten; eine Frau an der Spitze der Interkulturelle Kompetenzen – Bundesregierung. Was für die eine Wortkombination, dessen Generation Z als Normalität Bedeutung wahrscheinlich nicht erscheint, war für alle vorjedem klar ist. Heißt es, dass man herigen Generationen lange Angela Merkel und Barack Obama stehen symbonicht vorstellbar, bis die Glo- lisch für die Freiheit und Möglichkeit eines jeden zwischen Kulturen Kompetenbalisierung ihren Einfluss auf Einzelnen zu tun was man will, ohne durch irgend- zen austauscht? Heißt es, dass man sich mit anderen Kulturen das Weltgeschehen nahm. Die welche Grenzen blockiert zu werden. austauschen kann? Oder heißt Folgen der Globalisierung Foto: Pixabay es, dass man andere Kulturen scheinen fhr die Z`ler (Kurzschlichtweg erstmal überhaupt form für die Menschen aus der Generation Z) allerdings einfach zu bestehen. versteht? Was in der Kindheit passiert, wird meist ohne großes Interkulturelle Kompetenzen heißt im Grunde geHinterfragen als wahrgenommen und wiederholt es nommen all das und noch viel mehr. Es bedeutet, sich häufig genug, wird es zur Normalität. Oder hat dass man sich unter Rücksichtnahme der jeweiligen irgendwer von euch nicht auch einmal in seinem Kultur des jeweiligen anderen Individuums „korLeben daran geglaubt, dass es den Weihnachtsmann rekt“ verhält, und in der Lage ist, respektvoll mitoder den Osterhasen wirklich gibt? Der Charme einander umzugehen und zu arbeiten. Dafür bedarf dieser herzlichen Illusion wurde erst durch die harte es einer emotionalen Sensibilität, um den Gegenüber

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ureinWohner zu verstehen. Was auch bedeutet, Stereotypen und Vorurteile außen vor zu lassen und in dem Anderen ein Individuum, abseits grober Konzepte, aber mit jeweiligen kulturellen Verhaltensweisen zu sehen. Rassismus entsteht hauptsächlich aus Angst vor etwas Unbekanntem, etwas Fremdem, was man nicht versteht. Abseits jeglicher interkultureller Kompetenzen wird gehasst und gedroht und wenn man nicht fliehen kann, ist der Mensch psychologisch dazu konzipiert anzugreifen. Das ist der Moment, in dem Rassismus entsteht. Ich will damit nicht ausdrücken, dass die Generation Z toleranter oder die älteren Generationen davor rassistischer sind. Das wäre unwahr. Was ich damit aussagen will ist, dass die Generation Z ein ganz anderes Potenzial hat, toleranter und reflektierender zu sein. Denn weltoffen sind sie schon, auch wenn sie es nicht mehr mitbekommen.

D Fhr die Generation Z ist das Internet, wie das Baguette für den modernen Franzosen (apropos interkulturelle Kompetenzen), es war irgendwie schon immer da, man benutzt es immer und ohne geht wahrscheinlich auch nichts mehr. Die Z`ler werden unter Wissenschaftlern teilweise schon als die „wahren digitalen Ureinwohner“ betrachtet. Der Grund liegt, wie bei allem anderen auch, in der Kindheit: Generation Y lernte in ihrer Jugend selbst, wie man mit digitalen Medien umgeht, ihnen ist somit aktiv bewusst, welche Möglichkeiten an Informationen sich durch die Digitalisierung ergeben. Für die Generation Z ist das grundlegend anders. Sie wuchsen

mit dem Web 2.0 auf. Für sie spielt die Sozialisierung durch die Möglichkeiten des Internets eine viel größere Rolle. Facebook, Wikipedia, YouTube etc. waren bereits erfunden, bevor sie aktiv das Internet nutzten. Das hat noch weitere Folgen. Durch die Verknüpfung mit Millionen anderen Menschen ist fhr die Z`ler Individualisierung und das Image so wichtig, wie noch nie zuvor. Was wie ein Gegensatz wirkt, wird zur Realität. Digitale Selbstinszenierung dient als Mittel zum Zweck. Jedoch darf man es ihnen nicht verübeln. Man muss sich nur mal auf sozialen Netzwerken umgucken: Youtube-Kcnige und -Kcniginnen, wie BibisBeautyPalace oder ApoRed, dienen als Vorbilder fhr Millionen Z`ler. Sie leben zumeist einen extrovertierten Lebensstil vor, den die Zuschauer dann nachleben wollen. Ein weiteres Beispiel sind Internet-Trends: Viele fotografieren sich selbst mit Hundefiltern auf Snapchat, um sich selbst zu inszenieren und den anderen zu zeigen, wie toll und froh man doch in seinem Leben sei. Die menschliche Natur fhhlt sich provoziert und viele der Anderen möchten auch zeigen wie toll und einzigartig sie sind Noch einen melodramatischen Spruch dazu posten und schon ist man in einer Spirale gefangen. Der digitale Tanz um das Feuer der Ureinwohner beginnt - bis das Feuer irgendwann erlischt. Doch wie ich bereits erwähnte, liegt dieses Streben nicht im Einzelnen, sondern in dem Wesen der Generation. Und doch ist Sozialisierung nicht alles, was die Z`ler zur Individualisierung bringt. Denn persönliche Vorlieben und Ideen können dank digitaler Medien immer mehr ausgenutzt werden, was den digitalen Ureinwohnern nathrlich bewusst ist. Das fhhrt dazu,

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dass es wohl keine globalen, allumfassenden Trends in Musik oder politischer Einstellung geben wird. Diese Vielfalt stärkt zum einen eine moderne Diskussionskultur, aber birgt auch Gefahren.

W Die Verbindung von Arbeit und Leben: die WorkLife-Balance hat sich fhr Z`ler auch verändert. Während die Generation Y sich noch nach dem Konzept des „Home-Office“ sehnt, ist das laut verschiedenen Umfragen kein Thema mehr fhr die Generation Z. Man hat gesehen, dass das Home-Office auch schnell zu einem 24-7-Job mutiert. Das will die Generation Z verhindern. Fhr sie gilt: Arbeit ist Arbeit und das Leben ist das Leben. In tierischen Metaphern: Ein Elefant ist ein Elefant und ein Adler ist ein Adler. Soll heißen: Ein Elefant kann auch nicht fliegen, wenn er die Flügel eines Adlers hat und ein Adler

Den Generationenwechsel gibt es nicht nur bei Menschen Foto:Pixabay

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kann nicht fliegen, wenn er das Gewicht eines Elefanten hat. Den Z`lern ist wichtig, dass ihnen ihre Arbeit Spaß bereitet. Das steht im Zusammenhang mit dem hohen Lebensstandard, den wir in unserer westlichen Gesellschaft geschaffen haben. Sie haben das Gefühl, dass sie ihr Leben „erfüllen“ müssen. Dazu gehört für sie eine bewusste Phase der Auszeit vom Job.

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Fhr die Generation Z - Arbeitnehmer ist es/wird es verstärkt wichtig sein, sich durch verschiedenste Möglichkeiten eine längere Auszeit zu nehmen. Dieses Phänomen zeigt sich bereits jetzt schon an den Auszeiten, die sich viele Abiturienten nach ihrem Abitur nehmen, um zu reisen. Kindergarten, Grund-


schule, Gymnasium, Australien, Studium scheint ein gängiges Modell zu sein und zu werden. Und was wird nach der Generation Z kommen? Wie werden sie die Welt verändern? Zu diesen Fragen gibt es noch keine Antworten. Das Wichtigste wird sein, nicht die Augen vor der Zukunft zu schließen, sondern die Arme zu öffnen und die neuen Generationen ihren Weg gehen zu lassen. Nicht alle Werte werden verloren gehen oder sich verändern. Umfragen haben ergeben, dass Familie und Sicherheit zu den wichtigsten Themen zählen. Man muss nur über seinen Horizont hinausblicken und wird sehen, dass alles schon immer seinen Weg gegangen ist und gehen wird. Text von Sebastian May

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gen Y – Ja, kenn Wer zum henker isT D

a haben die Arbeitgeber gerade verstanden, wie die Generation Y tickt, da folgt bereits der nächste Jahrgang, der ganz und gar nicht so denkt wie die Millennials. Liebe Gen Y, macht die Bühne frei für die selbstbewusste Generation Z. Darauf mhssen sich die Unternehmen nun gefasst machen. Flexible Arbeitszeiten, Home Office und Fitnessangebote in Pausen – immer mehr Unternehmen passen sich den Wünschen der Generation Y an. Durch den Fachkräftemangel sind die eigentlichen Bewerber nun die Umworbenen. In zahlreichen Studien – wie etwa des Zukunftsinstituts oder Kienbaum Instituts – haben Forscher die Gen Y, die etwa zwischen 1980 und 1999 geboren wurden, ausgiebig untersucht: Was wollen sie? Wie sprechen wir sie an? Und wie werden wir ihren Ansprhchen gerecht? Nun bekom-

Prof. Dr. Antje-Britta Mörstedt ist Professorin für Betriebswirtschaftslehre und eine von vielen, die die Generation Y unter die Lupe genommen hat. Sie hat sich zugleich mit der Gen Z befasst – geboren zwischen 2000 und 2010. Obwohl in beiden Generationen das Internet eine große Rolle spielt, gibt es erhebliche Unterschiede im Nutzungsverhalten, in ihren Werten und in ihren Vorstellungen an die Arbeitgeber. Punkt 1: Arbeit und Freizeit. Während die Gen Y sich betriebliche Gesundheitssysteme

Die Generation Z zieht Apps wie Snapchat und Instagram dem Netzwerk Facebook vor. Foto: Ceyda Neccar

men auch die Nachfolger viel Aufmerksamkeit in der Forschung.

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wünscht und gerne viele abwechslungsreiche Pausen macht, will die Gen Z ihre Freizeit nicht bei der Arbeit verbringen. Sie hat keine Lust, Arbeit mit nach


nne ich. Doch isT Die gen z? Hause zu nehmen oder abends vom Chef angerufen zu werden. Ihre Freizeit ist die oberste Priorität; Stichwort: Work-Life-Seperation statt Work-LifeBlending.

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Die Gen Y ist sehr arbeitswillig und legt viel Wert auf Selbstverwirklichung. Dabei ist sie sehr loyal gegenhber dem Arbeitgeber. Die Gen Z wohl eher nicht. Sie würde den Job eher wechseln als ihre Vorgänger. Sie probiert gerne viel aus und legt sich ungern fest. Selbstverwirklichung ist den Z‘lern auch wichtig – jedoch suchen sie diese nicht im Job, sondern in den sozialen Netzwerken. Vernetzung, virtuelle Freundschaften und Likes sind ihnen sehr wichtig. Facebook, das aktuell grcßte soziale Netzwerk, sieht die Gen Z als eine Plattform fhr die Erwachsenen. Einem Artikel der New York Times zufolge findet die Gen Z Netzwerke wie Snapchat, Instagram und YouTube viel cooler. Die ständige Präsenz in Social Media ist eine Selbstverständlichkeit. Kein Wunder, denn sie verfügte bereits im Kindergartenalter über ein Smartphone, während die Gen Y erst nach der Grundschule Bekanntschaft mit den ersten sozialen Netzwerken gemacht hat.

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des Werben und Verkaufen (W&V)-Verlags zufolge wäre es nicht besonders klug, diese Zielgruppe in der Marketing-Planung zu ignorieren. W&V hat Stylus, eine Plattform fhr Innovationsforschung und Trends, gefragt, was man über die Gen Alpha wissen muss. Es liegt auf der Hand, dass die Digitalisierung noch nicht den Höhepunkt erreicht hat. Gen Alpha lernt das Scrollen noch vor dem Sprechen. Bereits jetzt reagieren die ersten Unternehmen auf diese Entwicklung. Das Spielzeug wird smart: individuell, sprachgesteuert, fähig zu interagieren. Auch mobile Bewegtbildformate wie YouTube werden Stylus zufolge wichtiger. Die Technik wird nicht nur im Freizeitbereich eine erhebliche Rolle einnehmen, sondern auch in der Schule. Immer mehr Länder führen Informatik als Pflichtfach ein – wie etwa Neuseeland und Schweden im Jahr 2018. Was diese Entwicklungen für das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern bedeutet, ist noch unklar. Doch bis dahin kcnnen sich die Unternehmen auf die Generation Z einstimmen. Text von Ceyda Neccar

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Viele von ihnen wurden noch nicht geboren oder lernen gerade erst das Laufen: Die Kinder der Generation Y werden die erste Generation bilden, die vollständig im 21. Jahrhundert aufgewachsen ist. Der australische Sozialforscher Mark McCrindle nennt diese Nachfolger Generation Alpha. Einem Artikel

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ach dem Schulabschluss stehen jungen Menschen viele Möglichkeiten offen. Sie können eine Ausbildung beginnen, ins Ausland reisen, um dort ein Jahr als Au-pair zu verbringen oder Work and Travel zu machen oder mit dem Studium beginnen. Aber auch dann kann man sich immer noch umentscheiden und nach der Ausbildung ein Studium beginnen oder die Studienrichtung wechseln. Wir stellen euch junge Erwachsene vor, die nicht im traditionellem Sinne in ihre Zukunft starten, sondern Findungsschwierigkeiten haben oder vorher noch wichtige Erfahrungen sammeln möchten. Was für Beweggründe sie haben, erzählen sie euch hier:

A L (21), A 2015/16

Ursprhnglich wollte ich zehn Monate in England bleiben. Die Familie, die ich vorher durch das Internet kennen gelernt hatte, schien auch ganz nett zu sein. Allerdings habe ich mich privat auf den Weg nach England gemacht und fuhr nicht mit Hilfe einer Organisation dorthin. England an sich gefiel mir gut. Auch die Kinder, um die ich mich kümmern sollte (vierjährige Zwillinge und ein 13 Jahre altes Mädchen) waren sehr nett und ich konnte mir weiterhin vorstellen, als Lehrerin zu arbeiten.

Das Problem war jedoch, dass meine Gastfamilie zu der Zeit mitten in einem großen Umzug steckte, bei dem das neue Haus von Grund auf renoviert werden musste. Außerdem war ich das erste Au-pair der Familie und als die Mutter plötzlich ihren Job verlor, kam es zu Spannungen innerhalb der Familie. Daher verließ ich die Familie bereits sieben Monate später. Man kann aber sagen, dass ich die neuen Erfahrungen sehr begrüßt habe und dass sie mir vielleicht fhr meinen späteren Berufswunsch von Nutzen sein können. Außerdem finde ich das Land an sich sehr spannend und auch die neuen Sprachkenntnisse Foto: Privat haben sich zurück in Deutschland bezahlt gemacht. Nach dem erfolgreichen Bestehen des Abiturs habe Ich würde vielleicht sogar einen weiteren Au-pairich mich dazu entschieden, vor dem Studium noch Aufenthalt in Betracht ziehen, wenn die Familie ein freiwilliges soziales Jahr zu absolvieren. Ich besser zu mir passt. wusste zwar bereits, dass ich Grundschullehrerin werden wollte, aber war mir noch nicht 100 prozentig sicher. Daher entschied ich mich, für ein Jahr nach England zu gehen, um mehr Zeit zu haben und um über meinen späteren Werdegang nachzudenken. Außerdem wollte ich nicht mein ganzes Leben in Schulen verbringen, daher tat mir die Veränderung ganz gut.

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Jahren eine Position mit Verantwortung bekleide. B : Aber mir ist vor allem wichtig, dass ich weiterhin „Ich wusste nach dem Abitur überhaupt nicht, was Spaß an der Arbeit habe, gerne hingehe und nette ich machen soll. Nachdem es nicht so einfach war Kollegen um mich habe.“ etwas im Bereich Medien und Werbung zu finden, habe ich mich für eine Ausbildung zur Industriekauffrau entschieden und hatte gehofft so ins Marketing zu rutschen. Ich arbeite zwar nun nicht im K B. (25), Marketing, sondern in der Buchhaltung, aber das S C gefällt mir sehr gut. Ich mache im Moment eine : Weiterbildung zur Bilanzbuchhalterin und hoffe, BWL-S „In der Schule war ich planlos und habe zwischen dass dadurch zukünftig weitere Aufgabenbereiche einem Studium in sozialer Arbeit, Biologie, BWL für mich hinzukommen.“ und zeitweise auch Jura geschwankt. Da ich mir so unsicher war, habe ich ein Praktikum im BWLV K (24), Bereich gemacht und mich für eine Ausbildung als S M : Industriekauffrau entschieden. Es war die richtige „Ich wusste überhaupt nicht, was ich nach dem Entscheidung, nicht direkt studieren zu gehen. Ich Abschluss machen soll, deswegen hatte ich mich arbeite nun im Controlling, was ich mir vorher für ein Jahrespraktikum in einem Wirtschaftsbetrieb hberhaupt nicht vorstellen konnte. Nebenberuflich entschieden, um einen Einblick in die Unterneh- studiere ich BWL, das gefällt mir sehr gut und ich mensstruktur zu bekommen. Ich studiere nun seit weiß auch, dass ich in dem Bereich arbeiten möchzwei Jahren Maschinenbau. Mein Traumjob wäre te. Ich werde im Finanzbereich bleiben, möchte im Bereich Forschung und Entwicklung, besonders aber noch unbedingt meinen Master machen.“ reizt mich der Fachbereich Robotik. Dort sehe ich mich in wenigen Jahren.“ Text von Melina Seiler und Vera Brüssow

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(23), I BWL-S

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„Ich wusste nach der Realschule nur, dass ich in die Wirtschaft und einen Bürojob erlernen wollte. Ich habe mein Wirtschaftsabitur gemacht und dadurch wusste ich sicher, dass ich ein duales Studium im Bereich BWL anfangen möchte, um Theorie und Praxis gleichzeitig zu erlernen. Das war die richtige Entscheidung, mein Job ist vielseitig und jeden Tag aufs Neue spannend. Ich hoffe, dass ich in zehn

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marcel WalDe: ich Brauche kein leBen in einer Jahr Backpacking Durch Den

Foto: Privat

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eneration Y im Überblick: 1984 geboren, ist Marcel Walde einer der ersten Vertreter der Generation Y und arbeitet heute als Projektleiter im Corporate Development fhr Europart. Während seiner Zeit bei der Deutschen Telekom im Bereich Inhouse Consulting hat er sich zeitweise mit Themen wie zukünftige Arbeitsmodelle oder auch Smart Working beschäftigt, dabei musste er sich unter anderem auch mit den vermeintlichen Eigenschaften und Einstellungen der Generation Y auseinandersetzen. Doch selbst fällt der BiTS-Alumnus Marcel Walde aus dem Rahmen und widerspricht vielen Vorstellungen, die man mit der Generation Y verbindet. Er ist vielleicht sogar ihr untypischstes Beispiel und der Beweis, dass man den fließenden Übergang von Generationen nicht immer stigmatisieren kann.

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Marcel Walde: Generation Y ist für mich ein Modebegriff, der meine Generation beschreiben soll – persönlich verbinde ich damit positive, wie auch negative Konnotation. Ich assoziiere damit die Verallgemeinerung, diese Generation sei weniger leistungsorientiert und mehr selbstbezogen. Eine

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große Stärke der Generation soll beispielsweise die Fähigkeit zur selbstständigen Arbeit sein sowie der Widerwillen, sich einer strikten Hierarchie zu unterwerfen. Dadurch hinterfragt sie Gegebenes kritischer und findet alternative Ansätze. Und es soll ja auch weniger Wert auf Luxus und Statussymbole gelegt werden. Das umfasst ja schon alltägliche Dinge wie ein Auto. Vielleicht ist Generation Y sogar nur ein Medienbegriff. Alles, was ich mit dem

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6er-Wg unD muss auch Dschungel machen Begriff verbinde, habe ich aus den Medien oder in populärwissenschaftlichen Publikationen gelesen. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind die generationstypischen Eigenschaften weniger ausgeprägt. Die meisten arbeiten in klassischen Berufen, in der Industrie, bei Unternehmensberatungen oder sind Mediziner. Nur wenige sind selbstständig.

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Nur dem Geburtsjahrgang nach. Ich kann die durch die Medien propagierten Attribute nicht wirklich auf meine Lebenswelt übertragen. Mir ist eine klassische Karriere wichtig, ich habe ein klassisches Arbeitsverhältnis und habe auch ein Auto. Öffentliche Verkehrsmittel sind nicht so mein Ding. Mir ist ein fester Job mit coolen Aufgaben und interessanten Berufsaussichten wichtig. Das, was mich mit der Generation Y verbindet, wäre der Versuch, das Leben nicht bedingungslos der Karriere unterzuordnen. Ich habe jüngst erst den Job gewechselt, doch nicht für ein größeres Gehalt, sondern um mehr für meine Familie da sein zu können. Ich arbeite zwar immer noch überdurchschnittlich viel, aber dafür heimatnah. Vorher war ich immer Wochenendpendler.

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Ich bin zwar ein Fan von eher klassischen Werten, insbesondere im Arbeitsleben, aber für mich ist es auch wichtig, dass ich Spaß an meiner Arbeit habe. Ich arbeite lieber mit Menschen, mit denen ich auch privat gut auskomme. Das passt wohl doch eher zum Stereotyp der Generation Y. Man verbringt mit den Arbeitskollegen ja einen Großteil seiner Lebenszeit und ich perscnlich mcchte lieber viel Zeit mit Menschen verbringen, die ich mag. Bislang hat mich meine Menschenkenntnis nicht enttäuscht und ich hatte immer super Kollegen und Vorgesetzte.

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Das ist nun wirklich sehr klassisch. Mir sind Familie und Freunde wichtig. Genauso wie Haus, Garten und vielleicht auch bald ein Hund. Ich brauche kein Leben in einer 6er-WG und muss auch nicht jedes Jahr Backpacking durch den Dschungel machen. Das wäre für mich gar nicht erfüllend. Ich war in meinem Studium und auch beruflich schon viel unterwegs: habe viele Praktika gemacht, hatte drei Auslandsaufenthalte und auch schon in verschiedenen Städten gearbeitet, auch international. Dabei hatten meine Frau und ich lange eine Fern-, beziehungsweise Wochenendbeziehung. Ich war quasi immer weg, deswegen bin ich gerne auch einfach mal da. Meine Freizeit verbringe ich daher bevorzugt in der Heimat. Ich reise zwar immer noch gerne beruflich wie privat, doch eine Weltreise wäre mir zu stressig. Es ist schcn, nach zwei Wochen Urlaub auch wieder zu Hause zu sein. Ich bin in meiner Freizeit eher der entschleunigte Typ. Action habe ich beruflich schon genug. Das unterscheidet mich gegebenenfalls auch von der typischen Generation Y. Die strebt ja eher nach beruflicher Entspannung und privater Action.

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Ich bin eigentlich immer früh dabei gewesen. Ich war bei StudiVZ, aSmallWorld, Google+, Instagram, XING, LinkedIn, WhatsApp und Facebook. In letzter Zeit habe ich aber meine Nutzung zurhckgefahren oder mich sogar bei vielen Plattformen abgemeldet. Es beansprucht zu viel Zeit, die ich nicht bereit bin zu opfern. Bei XING und LinkedIn bin ich relativ inaktiv und kommuniziere meistens eigentlich nur

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noch über Facebook und WhatsApp. Für Snapchat bin ich schon zu alt, das nehme ich nur noch durch die Medien wahr.

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Wenn man annimmt, dass die Generation Y die Jahre von 1980 bis 1999 umfasst, würde ich einen Schnitt bei 1990 setzen. Die Spätgeborenen, also nach 1990, passen vielleicht eher in das Klischee der Generation Y. Die Generationen sind geprägt von den Ereignissen, die in ihrer Zeit passieren und gehen fließend ineinander über. Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass es eine DDR gab, die nach 1990 kennen das ja eher aus dem Geschichtsunterricht.

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Ich whrde eine große Kompetenz mit dem Umgang mit Technologie erwarten. Ganze Sparten werden im Zuge der Digitalisierung durch die Technologie ersetzt. Die Digital Natives mhssen die Kompetenz nicht nur privat, vielmehr auch beruflich nutzen. Ferner verbinde ich mit der nächsten Generation eine fragwürdige Mode, aber das haben vorherige Generationen ja auch schon immer erkannt.

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Nein, es sind ja nur Buchstaben. Man muss ja Cluster bilden, um Dinge zu erforschen. Das gilt auch für Generationen. Doch weiß ich nicht, inwieweit diese Bezeichnung aussagekräftig fhr ein Zusammengehörigkeitsgefühl ist. Ich fühle mich eher durch soziokulturelle Attribute zugehörig, wie beispielsweise „der Sauerländer“ oder wie Du bereits richtig erwähnt hast: „der BiTS-Alumnus“.

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! Text von Désiree Schneider

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Facebook war gestern! Kennt ihr schon...

Catharina Männel Associate Account Manager e-Spirit AG

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m Jahr 1993 wurde ich geboren, damit gehöre ich zur sogenannten Generation Y. Meine Eltern hingegen zur Generation Baby Boomer. Die Baby Boomer Generation wurde zwischen 1950 und 1965 geboren und gilt als geburtenstärkste Generation überhaupt. Der Höhepunkt in Deutschland wurde nach Hochrechnungen des Statistischen Bundesamtes 1964 mit 1,3 Millionen Neugeborenen erreicht. Die nachstehenden Merkmale habe ich diversen Studien* entnommen, zusammengefasst und danach mit meinen eigenen Erfahrungen verglichen:

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Hoch, oftmals mit Hochschulabschluss

Mittel, oftmals Ausbildung nach mittlerem Schulabschluss oder Höherer Handelsschule

Sinnsuche, Selbstverwirklichung und Spaß an der Arbeit

Wunsch nach Stabilität, sowohl im Privat- und Berufsleben

ausgeglichene Work-Life-Balance inklusive flexibler Arbeitszeitmodelle, Home Office und Elternzeit

Leistungsorientierung verbunden mit Plicht und Disziplin

optimistische und selbstbewusste Lebenseinstellung

lebenslange Loyalität und lebenslange Entscheidungen

„Digital Natives“ (in die digitale Welt und soziale Netzwerke hineingeboren)

„Digital Immigrants“ (wenig bis kaum Erfahrung mit der digitalen Welt)

Dass das Ausbildungsniveau vor allem in den letzten Jahren immer weiter gestiegen ist, kann mir mein Vater, der nach der Handelsschule eine Bankausbildung absolviert hat und nach Weiterbildungen schon lange eine Leitungsstelle innehat, nur bestätigen: „Die Anforderungen an die Bewerber sind insgesamt stark gestiegen und heute erreicht kaum noch ein Arbeitnehmer eine Leitungsposition ohne Studium und diverse Fortbildungen.“ Lebenslanges Lernen ist angesagt. Auch mein Vater muss nach über 40

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Berufsjahren noch an Seminaren teilnehmen. Letztens war dafür vorab ein digitales Selbststudium mit einem absolvierten Test Voraussetzung. Ich habe nach meiner Fachhochschulreife eine Ausbildung gemacht, danach ein paar Monate gearbeitet und schnell gemerkt, dass ich für mich noch nicht genug gelernt habe. Ich entschied mich für ein Studium und bin glücklich über meine Entscheidung. Doch inzwischen studieren zu viele Schulabgänger und machen keine Ausbildung, was letztendlich


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vergleich: generaTion

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toritär und manchmal sogar angsteinflößend) gibt es kaum noch. Die Generation Y strebt nach flachen Hierarchien. Auch die Lebenseinstellung der Generation Y ist optimistisch und selbstbewusst, ganz nach dem Motto: „Wenn etwas mal nicht klappt, versuche ich es erneut, anders oder treffe ganz neue Entscheidungen.“ Der Generation Baby Boomer ist lebenslange Loyalität genauso wichtig wie eine lebenslange Entscheidung (beispielsweise lebenslang in nur einem UnternehEin Foto aus älteren Tagen mit meinem Vater, aber auch so sitzen wir manchmal noch heute auf dem Sofa: wir starren beide auf unsere men tätig zu sein.)

gerade im Bereich Handwerk und Pflege zu einem Fachkräftemangel führt.

Meiner Generation wird nachgesagt, dass wir nach einem Sinn sowohl im Job als auch im Privatleben suchen und uns selbst verwirklichen wollen, damit wir vor allem einen Beruf ausüben, der Spaß macht. Die Generation meiner Eltern erlernte einen Beruf und arbeitet seitdem darin, meistens ein Leben lang in nur einem Unternehmen. Viele Bekannte Smartphones. oder Verwandte arbeiten seit vielen Jahren im gleichen Unternehmen und sind somit dem Wunsch nach Stabilität im Privat- und vor allem im Arbeitsleben nachgekommen. Während die Generation Y heute oftmals flexible Arbeitszeitmodelle inklusive Home Office oder Elternzeit fordert, um das Privatund Familienleben besser mit Beruf vereinbaren zu können, gab es dieses Modell bei meinen Eltern nicht. Meine Mutter entschied sich damals gegen den Beruf, um mich aufzuziehen, während mein Vater arbeiten ging. Heutzutage nehmen sich oftmals sogar die Väter eine Elternzeit und möchten auch etwas von ihren Kindern haben. Insgesamt ist das Verhältnis zu Vorgesetzten inzwischen entspannter geworden. Die Sorte Chef von damals (streng, au-

Ich gehöre zu den „Digital Natives“, meine Eltern zu den „Digital Immigrants“. Trotzdem muss ich vorausstellen, dass meine Eltern der Technik schon immer sehr aufgeschlossen waren. Unseren ersten Computer hatten wir als ich etwa fünf war, den ersten Laptop kurz darauf. Auch an das erste Handy meines Vaters Mitte der 90er-Jahre erinnere ich mich: ein riesengroßer Klotz, unhandlich und schwer, aber hey, mein Vater war damals revolutionär und cool. Ich bekam mein erstes Handy mit 12 Jahren und war total stolz. Mein Fotohandy folgte nur zwei Jahre später. Als mein Vater vor mir ein Smartphone hatte, war mein Ego leicht gekränkt. Auf einmal war er moderner als ich, doch das währte nicht lange. Heute sind meine Geräte fast alle eine Foto: privat

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Generation neuer. Ob Computer, Digitalkamera, Laptop, DVD-Player, Handy oder Smartphone, mein Vater interessiert sich für die aktuellen Modelle. Bei einem Kauf liest er sorgfältig die Gebrauchsanweisung, während ich diese gar nicht erst in die Hand nehme. Besonders stolz ist vor allem meine Mutter auf eines: ihr iPad. Ich freue mich, dass sie inzwischen gut damit umgehen kann und mir oft stolz berichtet, was sie gegoogelt hat und mit welcher Leidenschaft sie sich mit einem Thema beschäftigt, besonders beliebt sind hier Kunst, Architektur und Literatur. Sonst hält sie allerdings nicht viel von moderner Technik, sie besitzt kein Handy und mcchte auch keins haben. Ich bewege mich, wie die meisten meiner

Generation, sehr gerne in den sozialen Netzwerken und liebe vor allem Instagram. Davon halten meine Eltern gar nichts. Bis auf eine E-Mail-Adresse und ein WhatsApp-Konto ist mein Vater nicht weiter mit der Welt vernetzt, meine Mutter hat nichts davon. Trotz allem muss ich immer mal wieder helfen, wenn der Computer und das Tablet nicht so wollen, wie meine Eltern es gerne hätten. Und darin liegt wohl der grcßte Unterschied im Bereich Technik: Ich probiere einfach etwas aus und hoffe, dass dann alles wieder funktioniert, während mein Vater nach der Gebrauchsanweisung kramt... Text von Vera Brüssov

Ein Laptop, Smartphone und ein Tablet gehören bei der Generation Y zur Grundausstattung. Foto: Pixabay

mQuellencdercStudien: Oertel, Jutta „Baby Boomer und Generation X – Charakteristika der etablierten Arbeitnehmer-Generationen“, Springer Fachmedien 2014 Harvardbusinessmanager, (Link: http://www.harvardbusinessmanager.de/heft/artikel/a-620759.html) Scholz, Univ.-Prof. Dr. C. Blog (Link: die-generation-z.de) Universität des Saarlandes Rump, Prof. Dr. Jutta (2012): „Generation Baby Boom vs. Generation Internet“ (Link: http://www.best-age-conference.com/ Archiv-Kongresse/Kongress-2012/Vortraege-2012/binarywriterservlet?imgUid=c4b30bcc-fbd8-b931-206e-03467b988f2e&u BasVariant=11111111-1111-1111-1111-111111111111)

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s soll schon vorgekommen sein, aber in den allermeisten Fällen ist das Klischee des Kaffee kochenden Praktikanten genau das, was es ist: ein Klischee. Nichtsdestotrotz gibt es eine Menge Dinge, die das Praktikantendasein erschweren oder zum kräftigen Kopfschütteln anregen. Ob ein Schulpraktikum, ein Praktikum im Rahmen des Studiums oder ein freiwilliges: Es soll Berufsorientierung bieten und außerdem die Möglichkeit, praktische Erfahrungen zu sammeln.

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verantwortlich und der Praktikant fühlt sich allein gelassen. Man sollte den Praktikanten sogar zum Fragen ermutigen, denn nur so kann er lernen. Eine kleine Führung durch die eigenen Räumlichkeiten und Vorstellung der im Unternehmen vertretenen Tätigkeiten am Anfang des Praktikums, hilft dem jungen Menschen, ein Gefühl für den Betrieb zu bekommen.

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Also lieber Praktikumsbetrieb, es ist durchaus ratsam, ein kleines Konzept vorbereitet zu haben, wie ein Praktikant in den Betrieb integriert wird. Man sollte wissen, welche Aufgaben er erledigen kann und wer seine Ansprechpartner sind. Bleiben diese Fragen ungeklärt, fühlt sich nicht selten niemand

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Grobe Erklärungen der Arbeitsabläufe und Zuständigkeiten der Personen in der Abteilung, in der auch der Praktikant tätig ist, sind ein Muss. Sind all diese Dinge erstmal geklärt, bleibt der Praktikant nicht unwissend und muss auch wesentlich weniger Fragen stellen. An den richtigen Stellen Zeit zu opfern, erspart vermehrte Unterbrechungen im Arbeitsfluss und ist meist zeitsparender, als planlos vorzugehen. Es sollte auch niemals genervt auf Nachfragen reagiert werden, denn das hemmt den Praktikanten. Wenn er zufrieden ist und sich in seiner Umgebung sicher fühlt, wird er auch produktiver sein.

Das macht ein Praktikum wertvoll und hilfreich für den jungen Menschen, der es absolviert. Er erfährt, wie der Arbeitsalltag aussieht und ob ihm eine bestimmte Branche oder ein Beruf gefällt. Das kann er aber nicht nur durch beobachten lernen, denn Erfahrung kommt von erfahren und das funktioniert nur, wenn der Praktikant Aufgaben bekommt, die er erfüllen soll. Dabei sollte es sich auf keinen Fall um anspruchslose Tätigkeiten handeln, denn der Praktikant darf und soll gefordert werden. Zu kompliziert dürfen die Anforderungen aber auch nicht sein, deshalb wäre es hilfreich herauszufinden, was der Praktikant kann. Dafür reicht oft schon ein Blick E in den Lebenslauf und ein paar persönliche Worte.

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Der Praktikant soll nach Möglichkeit seine Aufgaben selbstständig erledigen. Deswegen das weit verbreitete Motto: Es lebe die Selbstständigkeit. Oft wird allerdings vergessen, dass auch Praktikanten nicht „hellsehen“ können. Deswegen lieber Praktikumsbetrieb: Eine Einführung und Erklärung zum Lösen der Aufgabe ist sehr hilfreich. Der Praktikant kann die im Unternehmen hblichen Vorgehensweisen nicht


n sinn" n Daseins

Bild: Pixabay

kennen. Also sprecht mit ihm. Ebenso wichtig ist die Einführung in die benötigte Technik. Oft werden am Computer Programme benutzt, die nicht bekannt sind. Auch die müssen erst erklärt werden, bevor sie genutzt werden. Aussagen wie „jaja mach mal“ sind unglücklich, noch unglücklicher ist allerdings, wenn die zur Verfügung gestellten Mittel und Techniken nicht funktionsfähig sind oder die Mitarbeiter selbst nicht wissen, wie sie zu bedienen sind. Deshalb sollte auch das sichergestellt werden.

gern in der Masse unter. Der Praktikant wird zum nervigen Objekt. Jung, unwissend und zeitraubend. Ja, teilweise ist das wahr. ABER: Jeder fängt mal klein an – habt ihr auch – und eigentlich kann man sich auch geschmeichelt fühlen, schließlich zeigt sich der Praktikant am eigenen Beruf und Unternehmen interessiert. Das ist eine Gemeinsamkeit und auch die Zukunft fhr die Unternehmen oder die Branchen. Deswegen: Ein freundlicher Umgang und ein bisschen Interesse an der einzelnen Person helfen beiden Seiten, miteinander umzugehen und der W P A, B C - Praktikant fühlt sich gleich wohler. Wie das Interesse am Unternehmen und dem Beruf entstanden ist, sind M Fragen, die naheliegen und wer weiß, vielleicht beDie bereits erwähnten im Unternehmen hblichen kommt ihr irgendwann auch mal eine Antwort, die Vorgehensweisen werden genau dann spannend, überrascht. Ihr gebt dem Praktikanten so auf jeden wenn Person A, B und C völlig unterschiedliche Fall die Möglichkeit, wieder als Individuum wahrMeinungen dazu vertreten. Der Praktikant befindet genommen zu werden und sich integriert zu fühlen. sich dann in einem Konflikt, denn er weiß nicht, an Text von Melina Seiler wem er sich orientieren und wie er handeln soll. Außerdem kann er dann aus Verbesserungsvorschlägen nicht lernen, wenn diese von anderen Mitarbeitern kritisiert werden. Also lieber Praktikumsbetrieb: Einigt euch intern, denn das zeigt kein schönes Bild nach außen. Ebenso wie interne Streitereien und Konflikte, die vor dem Praktikanten ausgetragen werden. Nathrlich gehcrt auch das zum Arbeitsleben dazu, aber je unsachlicher es wird, desto peinlich ist es fhr das Unternehmen. Diese Situation sollte man beiden Seiten ersparen.

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Ein letzter Hinweis: Praktikanten sind Menschen. Ja, es stimmt: Sie kommen und gehen. Bei oft wechselnden Praktikanten geht das Individuum

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Wa(h)re lieBe: Das Wagnis Der

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as früher noch die verrufenen ‚wilden Ehen‘ und die ‚freien Verhältnisse‘ waren, ist heute eher Norm als Ausnahme und fhr viele alltäglich: Intimität nach Terminkalender, „Freundschaftplus“, feste Partnerschaften mit mehreren Sexualpartnern oder offene Beziehungen mit organisierten Seitensprüngen. Das heutige Liebesleben ist offen und individuell wie die Gesellschaft. Alle folgenden Daten sowie historische Entwicklungen basieren, wenn nicht anders angegeben, auf dem Dossier der Familienpolitik der Bundeszentrale für politische Bildung.

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Die Idee der Liebesheirat selbst etablierte sich erst im 18. Jahrhundert unter dem Einfluss der Romantik. Zuvor war die Ehe oder auch stetige Paarbeziehung meist eine Zweckgemeinschaft, die der essentiellen und finanziellen Absicherung und der Fortpflanzung diente. Diese Vernunftehe bestärkte die Rollen von Mann und Frau. So war der Mann in erster Instanz der Ernährer und Versorger, er ging arbeiten und verdiente das Geld, wohingegen die Frau die Rolle der fürsorgenden Hausfrau und Mutter einnahm. Männern hatten in den meisten Kulturen schon immer die sozial dominantere Position in der Gesellschaft und ihnen wurde das Recht zugestanden, außereheliche Verhältnisse und Liebesbeziehungen zu haben. So akzeptierte die Gesellschaft im antiken Griechenland Liebesbeziehungen unter Männern. In muslimischen Ländern und Teilen von Südafrika ist es bis heute üblich, dass Männer mehrere Liebschaften und Ehefrauen zugleich haben können.

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Die katholische Kirche vertritt heute noch die Meinung, dass eine geschlechtliche Beziehung allein der Fortpflanzung dienen sollte und erklärte bereits 1215 die Ehe als Sakrament. Doch wurden im Mittelalter die sexuellen Bedürfnisse bekanntlich sehr freizügig ausgelebt und der Adel hielt sich Mätressen, dabei spielte Liebe meist keine Rolle. Liebhaberinnen galten als Statussymbol und sie sollten lediglich sexuelle Befriedigung verschaffen.

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Doch im Zuge der Romantik etablierte sich das Bild der Liebesehe, einem Bund der Ehe, der nicht nur dem Zweck diente, sondern im Himmel geschlossen wurde und über jegliche Willkür hinausgehen sollte. Leidenschaftliche Gefühle wurden erstmals mit der rechtlichen Institution der Ehe verbunden und es wurden neue Ansprüche an sie gestellt. Sie sollte nun nicht nur gesellschaftliche Stabilität und finanzielle Sicherheit bringen, sondern auch das persönliche Glück garantieren. Im 20. Jahrhundert waren die alten Rollenmuster verstärkt aufgebrochen. In der ersten Welle des Feminismus bis in die 1920er Jahren kämpften Frauen für die gesellschaftliche und politische Gleichberechtigung von Mann und Frau. Sie forderten ein Frauenwahlrecht und politische Mitbestimmung sowie gleichen Lohn für gleiche Arbeit und Zugang zu Bildungsstätten und allen Berufen und Ämtern. Das Frauenwahlrecht und Frauenstudium wurde eingeführt, doch schon bald wieder von dem deutschen Nationalsozialismus (1933-45) eingeschränkt. Frauenorganisationen wurden aufgelöst oder gleichgeschaltet.

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- folgte das Gesetz zur Gleichbehandlung von Frauen und Männern am Arbeitsplatz. Frauen wurden emanzipierter und vor allem selbstbestimmter.

Nach dem zweiten Weltkrieg lebten Frauen meistens auf sich allein gestellt, Trümmerfrauen bauten In den 1980er Jahren bildete sich das Eheverständnis als partnerschaftliche Ehe aus. Mann und Frau hatHeime und Städte ten nun auch in der wieder auf und meiEhe deutlich vonsterten die schweren einander getrennte, Lebensverhältnisse, eigenständige Perdoch zugleich wursönlichkeiten. Früden die traditionelher war die Ehe da, len Geschlechterrolum eine Familie zu len wieder bestärkt. gründen, eine ökonoFrauen waren dazu mische Notwendigbestimmt, zu Hause keit und moralische zu bleiben und sich Verpflichtung und um die Familie zu das Paar selbst rückkümmern. Die zweite somit in den Hinte Welle des Femitergrund. Heute tritt nismus, beginnend es als eigene soziale in den 1960ern, erDas Liebesverständnis hat sich über die Jahre verändert, doch die Ehe Einheit auf, wobei weiterte die Debatte ist auch heute wegen ihrer traditionellen Werte noch beliebt. das Individuum imum Themen wie VerFoto: Pixabay mer mehr hervortritt. hütung, Abtreibung, Ehen haben nicht Sexualität, Gewalt mehr die reine Absicht einer Familiengründung. und Missbrauch. Kinderlose Ehen gehören zum selbstverständlichen Erscheinungsbild unserer heutigen Ehelandschaft. So ist das erste Frauenhaus Deutschlands in Berlin Alles wird individueller. entstanden und es wurden erstmals öffentlich Beratungsleistungen und Untersthtzung fhr weibliche Opfer sexueller Gewalt angeboten. 1977 wurde das neue Eherecht verabschiedet, durch das Verpflichtung der Frau zur Haushaltsführung abgeschafft wurde, sowie das Scheidungsrecht reformiert. 1980

Was nicht zwangsläufig bedeutet, dass Partnerschaften und Ehen, sofern sie geschlossen werden, immer instabiler werden. Laut dem statistischen Bundesamt ist die Zahl der deutschen Eheschließungen tendenziell steigend und die der Scheidungen nimmt seit 2010 kontinuierlich ab. Im Jahr 2015

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betrug die deutsche Scheidungsquote rund 40,82 Prozent. Dafür heiraten die Deutschen immer später und lassen sich auch noch im hohen Alter scheiden, eine Folge der Individualisierung und der fluiden Geschlechterrollen sowie der zunehmend nicht mehr patriarchalen Struktur des Eheverhältnisses. Viele Menschen brauchen angesichts der vielen Möglichkeiten, unsere Identitäten individuell auszuleben, immer mehr Zeit, sich in einer Partnerschaft oder gar der Ehe zurechtzufinden. So wird Deutschland immer älter im Führen von Beziehungen: Denn die Deutschen lassen sich beim Heiraten immer mehr Zeit. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes liegt das durchschnittliche Heiratsalter der Männer bei ungefähr 33,6 Jahren und das der Frauen bei 30,9 Jahren. Eine Ehe hält in Deutschland durchschnittlich 14,8 Jahre.

E Die Ehe hat heute immer noch einen hohen symbolischen Wert. Sie soll eine Gefährtenschaft sein, eine auf Dauer angelegte Beziehung zwischen zwei ebenbürtigen Partnern, basierend auf Respekt und Vertrauen. Und sie gewinnt nach wie vor an Popularität, da die Anforderungen und persönlicher Leistungsdruck in außerfamiliären Bereichen weiterhin steigen und Menschen wenigstens im privaten Bereich Sicherheit suchen. Das gilt für alle, egal ob Mann oder Frau. So ist Kolumbien der weltweit 23. Staat, der seit letztem Jahr gleichgeschlechtliche Ehen gesetzlich erlaubt hat, wie das Pew-Forschungszentrum bekannt gab. Seit dem 30. Juni gilt auch in Deutschland: Ehe für alle.

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Der Spagat zwischen der geliebten Freiheit und dauerhafter Verpflichtung gegenüber einem Partner, fhhrt in eine Zwickmhhle. Menschen wollen sich lieben, ihre Freiheit genießen, sich nicht binden und doch sicher und geborgen fhhlen. Zumeist endet dieser Zwiespalt in hemmungslosem Partnerwechsel, wie vor allem das Internet mit seiner derzeitigen Fülle an Artikeln über Halbbeziehungen und offene Beziehungen suggeriert. Dabei hat gerade das Internet und seine Angebote unsere Partnersuche und unser Verständnis verändert, weil sich unsere Kommunikationswege verändert haben. Das Internet habe

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die Partnersuche revolutioniert, schrieb die ARD bereits 2013 zu dem Film „Liebesfalle Internet“. Online-Partnervermittlungsbörsen, Dating-Apps und Nischenangebote erleichtern die Kontaktaufnahme zu anderen Menschen mit gleichen Interessen. Aber Dating-Apps gelten vielen als Sexsuchmaschine, als Kontaktbörsen für schnelle Abenteuer und sind dafür ausgelegt, jemanden oberflächlich kennenzulernen. Ein Bild, wisch und weg. Man hat viel schneller ein Arrangement fhr eine Nacht ausgehandelt als jemanden kennengelernt. Offene Beziehungen entstehen, „Freundschaftplus“ oder Freunde mit gewissen Vorzhgen als auch polyamore Beziehungen zwischen mehreren Partnern. Doch nicht jeder kann mit diesen Formen von Beziehung umgehen. Viele Menschen wollen es können, doch es macht sie innerlich kaputt.

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Egal, welche Form der Liebe man für sich wählt und für die Beste erachtet und wie man diese auslebt – mit traditionellen Werten, offen, in einer Ehe, einer Lebenspartnerschaft oder gänzlich unverbunden - die Beziehung zur anderen Person ist eine ganz besondere. Es gibt viele wichtige Momente in einer Beziehung zwischen zwei Liebenden: die erste Begegnung, der erste Kuss, das erste Mal Sex und der vielleicht dramatischste Punkt, das erste Mal „Ich liebe dich" sagen. Mit diesen drei Worten drücken wir den Wert und die Wichtigkeit der Person für uns aus, an die wir sie richten. Wir respektieren sie und verbinden mit ihr Schutz und Geborgenheit, das, was wir im Alltag suchen. Diese Worte und Taten, unser Umgang mit unserem Partner, das gegenseitige Vertrauen und die Verlässlichkeit sind viel wichtiger als jegliche Form ihrer institutionellen oder gesetzlichen Manifestierung. Diese drei Worte müssen nonverbal gelebt werden und erfordern keine automatische Antwort. Wenn sie ehrlich gemeint sind, müssen sie keinerlei Besitzansprüche hegen. Sie sollen niemanden einengen, sondern einfach nur sein.

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Für jeden hat „Liebe“ eine andere Bedeutung. Manche unterscheiden auch nicht zwischen verliebt sein oder lieben, für sie ist das eine Evolution des Gefühls. Somit ist es lächerlich, sich wegen der genauen Formulierung der Zuneigungsbekundung den Kopf zu zerbrechen und daran zu zweifeln oder sie für


unglaubwürdig zu halten, wenn man nicht geklärt hat, was der Gegenüber darunter versteht. Man kann nicht davon ausgehen, dass er oder sie es so definiert, wie man selbst. Die Ehe ist nur eine Form der Liebe, ein Ausdruck, um einer Beziehung Nachdruck zu verleihen. Obwohl in Großstädten die Singlehaushalte dominieren und immer mehr Kinder außerehelich geboren werden (Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand: 2015), hat die Ehe nach wie vor einen hohen Stellenwert und zählt zu den Glückserwartungen des Menschen. So wie die Gesellschaft sich ändert, werden sich auch die Formen und das Verständnis von Liebe ändern. Doch schon lange gehört die Liebe zu den größten und wichtigsten Dingen, die wir mit unseren Leben haben können. Laut dem Institut für Demoskopie Allensbach glauben zwei Drittel aller Deutschen weiterhin an die "Liebe fürs Leben"(Stand: 2011). Entsprechend viel können wir verlieren, wenn wir uns darauf einlassen. Müssen wir also verrückt sein, wenn wir uns an jemanden binden, der jederzeit gehen kann? Oder kann jemand, der nie wagt, nicht gewinnen? Text von Désiree Schneider

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alles unverBinDlich: eine veraBreDung isT keine veraBreDung, Wenn man sie E

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n der heutigen digitalen Zeit gibt es viele Technologien, die unser alltägliches Leben erleichtern. Eine dieser Technologien ist ohne Frage das Smartphone. Und schon bevor es das Smartphone gab, haben normale „Handys“ unsere Kommunikation enorm erleichtert.

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Wie muss ein Leben gewesen sein, in dem man Zusammenkhnfte perscnlich oder zumindest am Festnetztelefon vereinbarte? Wo Geburtstagsfeiern durch Einladungskarten im Briefkasten angekündigt wurden. Wo Facebook uns nicht an Geburtstage und Veranstaltungen erinnerte. Feste Zeitpunkte und Orte standen fest. VerabreAllerdings hat das Handy unser Verständnis von dungen wurden fein säuberlich in einen Kalender Verabredungen und Terminen stark verändert. Verab- geschrieben. Heute ist vieles nur spontan, wird mal redungen sind grundsätzlich nicht mehr verbindlich, „grob angedacht“, aber kann sich immer wieder

Das Smartphone hat unsere Sicht auf Verabredungen verändert. Foto: Pixabay

weil man viel schneller miteinander kommunizieren kann. Man kann sie einen Tag oder auch eine Stunde vorher absagen. Und wenn man sie nicht absagt, kann man zumindest fünf Minuten vorher nochmal via WhatsApp ankündigen, dass man sich verspätet. Oder: Man sagt gar nicht erst zu, sondern versteckt sich hinter einem geschriebenen „Vielleicht“.

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ändern. Früher gab es kein „mal gucken“ oder „mal überlegen“. Vereinbart war vereinbart. Wir verlernen Pünktlichkeit Aber was macht das eigentlich mit uns? Ich würde sagen, wir leben im Ungewissen. Wir sind auf einen Cocktail oder fürs Kino verabredet, es kann aber immer noch ganz anders kommen. Wie aufregend! Oder enttäuschend, wenn dann die „Sorry es klappt doch nicht“-Nachricht kommt. Wir verlernen Phnkt-


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lichkeit und Verbindlichkeit und gerade das ist im Berufsleben unabdingbar. Und sind wir mal ehrlich, auch in zwischenmenschlichen Beziehungen, kann es nicht schaden. Wie fühlt es sich schließlich an, wenn jemand „vielleicht“ kommt, wenn eine Facebook Zusage wertlos ist oder der Daumen hoch in einer WhatsApp-Gruppe nichtssagend? Eine verbindliche Verabredung oder Zusage drhckt auch Wertschätzung aus. Und auch wenn ein bisschen Unverbindlichkeit vielleicht nicht bcse gemeint ist, fühlt sich der Gegenüber wohlmöglich vernachlässigt, wenn sie überhandnimmt. Diese Mentalität spiegelt das „sich nicht entscheiden kcnnen“ unserer Generation wieder. Das „nicht Zusagen können“, weil ja noch etwas Besseres kommen könnte. Dass eine Entscheidung zu treffen, auch viel Stress ersparen kann, bedenken die Wenigsten. Wer sich entschieden hat, muss sich nicht bis zur letzten Minute fragen, was der optimale Zeitvertreib wäre. Wer sich entschieden hat, darf Vorfreude haben. Wer sich entschieden hat, muss nicht befürchten, dass alles ins „Wasser fällt“. Und eine Verabredung ist schließlich keine Verabredung, wenn man sie absagen kann. Text von Melina Seiler

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mingle-Dasein: unverBinDliche halBzusTanDe

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in Phänomen, das man unserer Generation Y nachsagt, ist die Beziehungsunfähigkeit (Buchkritik S. xxx). Ob das nun wirklich so ist, ist streitbar. Aber schenkt man der Elterngeneration Glauben, dann gibt es in unserer Generation haufenweise Nicht-Beziehungen und Mingles, die es frhher nicht gab. Nathrlich mcchte keiner behaupten, es hätte nicht schon früher Liebeleien außerhalb einer festen Partnerschaft gegeben, aber manchmal erscheint es heutzutage, als regiere „Freundschaftplus“ die jungen Leute. Allein schon die Tatsache, dass de-

Zusammen Zeit verbringen und trotzdem nicht zusammen sein. Foto: Pixabay

Begriff Mingle überhaupt aufgekommen ist. Er geht auf den Hamburger Trendforscher Peter Wippermann zurück und ist eine Wortkreation, die sich aus den englischen Begriffen „mixed“ und „Single“ zusammensetzt. Mingle bedeutet: „Freunde mit gewissen Vorzügen“. Die beteiligten Personen sind zwar offiziell single, aber verweilen miteinander in einem beziehungsähnlichen Zustand. Gerade das unterscheidet sie von ausschließlich sexuellen Ar-

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rangements. Denn die Mingles machen vieles, was auch normale Paare tun, wie sich zu unterhalten, auszugehen oder einen kuscheligen Serienabend zu verbringen.

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Das Mingle-Dasein soll unverbindlich sein. Jeder soll seine Freiheit behalten und trotzdem ab und zu Zweisamkeit genießen. Wer sich jetzt in seinem Freundes- und Bekanntenkreis umschaut, wird mit Sicherheit den ein oder anderen Kandidaten finden, auf den diese Art der Beziehung zutrifft, wenn man sie nicht gar selbst erlebt hat. In Gesprächen mit Freunden wollte ich der Sache auf den Grund gehen und herausfinden, warum sie in solchen unverbindlichen Halbzuständen verharren. Die meistgenannten Begründungen sind: „Ich bin irgendwie noch nicht bereit“, „Mir geht es gut, so wie es ist“ und „Ich möchte mich mehr auf mich selbst konzentrieren.“ Viele haben einen ausgeprägten Freiheitsdrang und wollen sich erst ausprobieren und keine Verantwortung für einen anderen Menschen übernehmen. Aber stimmt das alles so, oder warten sie alle darauf, dass ihnen noch eine bessere Möglichkeit über den Weg läuft? Hinzukommt, und das wiegt für mich viel schwerer als alles andere, dass junge Menschen, gerade Studenten, ein sehr unbeständiges Leben führen. Haben sie die Schule verlassen, pendeln sie nicht selten zwischen Heimatort und Studienstadt. Für Auslandsaufenthalte und Praktika müssen sie wieder an andere Orte. Diese Unbeständigkeit sorgt fhr immer wieder andere Lebensumstände. Da kann es schon mal komplizierter werden, eine Beziehung am Laufen zu halten.


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Trotzdem finde ich, dass mit ein bisschen mehr Respekt vor sich selbst und der anderen Person eine Beziehung ein Wagnis sein sollte, was es sich einzugehen lohnt. Alles andere ist feige, vor allem dann, wenn wirklich Gefühle im Spiel sind und man die andere Person gerne im eigenen Leben hat. Eine Beziehung ist kein Gefängnis und wenn zwei Menschen sich lieben, mehr Gewinn als Verlust. Und nur mal so nebenbei, wann hat so eine NichtBeziehung denn mal geklappt? Auch wenn es abgedroschen klingt, einer will immer mehr. Auch wenn er das vielleicht vorher noch nicht weiß. Man kann so viel Unverbindlichkeit definieren und festlegen, wie man will. Für Gefühle lässt sich kein Vertrag abschließen. Und wenn ich dann mal wieder Freunde auf meinem Sofa sitzen habe, die mir erzählen, sie haben unfreiwillig jemanden verletzt oder wurden verletzt, sage ich wieder: „War das nicht von vorneherein klar?“ Und sie sagen, „ja, war es“ und wir alle machen es trotzdem. Mal gucken was passiert. Text von Melina Seiler

Gemeinsam lachen, quatschen und Sex haben. Foto: Pixabay

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social meDia: Der maskenBall Die Profile der sozialen Netzwerke sind die Gesichter der Moderne. Foto: Pixabay

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u weißt, wo ich die letzten Jahre im Urlaub war, was ich getan habe. Dir gefällt meine neue Haarfarbe von den Posts meiner Freunde. Du kennst meine Freizeitaktivitäten und weißt sogar, mit wem ich befreundet bin. Wieso also noch treffen? Du kennst mich doch. Zumindest das, was du wissen sollst. Es steht alles online – das bin ich. Mein zweites Ich. Meine Persona.

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Du bist was ganz Besonderes. Mein Profil ist zwar für jeden zugänglich, aber manche Informationen sind nur exklusiv für meine Freunde wie dich sichtbar, deswegen kannst du mich auch anschreiben. Das kann nicht jeder. Nun darfst du dich besonders fühlen. Facebook zeigt mir an, dass wir befreundet sind, sogar seit wann und auf Instagram folgst du mir auch. Wenn du mich anschreibst, schreibe ich dir zurück, sobald ich dein Profil gecheckt habe und mir fein säuberlich eine Antwort zurechtgelegt habe. Meine Worte sollen ja zu meinem Image passen. Und wenn wir dann etwas geschrieben haben und ich dich besser kenne und dich mag, enden meine Nachrichten mit einem roten Herzchen. Denn du bist etwas Besonderes. Achso, bin ich das?

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Social Media ermöglicht es uns, unsere Identität zu mobilisieren und selbst zu bestimmen, wie der Rest der Welt uns sehen soll. Durch die Auswahl unserer Bilder und den Inhalten, die wir hochladen, bearbeiten und von uns Preis geben, schaffen wir unsere eigene kleine Erlebniswelt. Unsere Onlinepräsenz erzählt anderen eine Geschichte darüber, wer wir sind oder zumindest vorgeben zu sein. Je emotionaler, ausgefallener und inspirierender die

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Bilder, Videos und Beiträge sind, desto authentischer wirken wir. Wir kreieren uns eine Persona, eine zweite Identität wie sie eigentlich Schauspieler nutzen, wenn sie in ihre Bühnenrollen schlüpfen. Das griechische Theater benutzte Masken, um Charakteristiken und hbertriebene Emotionen auszudrhcken, die die Zuschauerschaft bewegen sollte. Sie ermöglichten es dem Schauspieler, in mehrere Rollen zu schlüpfen, ohne wiedererkannt zu werden. Diese Masken sind mit unserem heutigen Selfie vergleichbar, sie zeigt nur, was die Adressaten sehen sollen.

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Doch was sagt dir ein Profilfoto schon über eine Person aus? Eigentlich gar nichts, denn es ist nur ein Foto! Dennoch verbringen viele Menschen viel Zeit damit, ein richtiges, mcglichst authentisches Profilfoto von sich zu machen, sogar mit der klaren Absicht zur Verwendung als solches. Es verhält sich ähnlich wie bei dem Branding eines Produktes, es mag keinen allzu akkuraten Gesamteindruck von dem Profilbildbesitzer schaffen, aber es zeigt einige der Werte und auch Überzeugungen, die der Profilbesitzer nach Außen vermitteln möchte, für die er stehen möchte.


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WeisT viel, Doch kennsT mich

nichT, sonDern nur meine Der Soziologe Erving Goffman argumentiert, dass das eigene Selbst ein soziales Produkt sei. Demnach seien unsere Persönlichkeiten ein Resultat unserer Interaktionen mit anderen Menschen. Verschiedene Interkationen entwickelten verschiedene Teile unseres Selbst. Und ebenso präsentierten verschiedenen Menschen in unterschiedlichen Situationen einen jeweils anderen Teil von sich selbst, doch nie das Ganze. Ergo, wir tragen Masken. Dein Selbst, dein „I“, ist für den Bühnenauftritt, so wie du mit den Menschen interagierst, egal ob online oder in der realen Welt. Das „Me“ ist dein Backstage Selbst, dass nur du selbst oder deine Engsten kennen.

persona.

dien gingen und die Welt erschüttert war, wie sehr sie ihre Bilder doch photoshoppte und retuschierte, wurden ganze Normvorstellungen hber den Haufen geworfen.

Wir lernen durch positive Reaktionen und Rückmeldungen, was unsere Freunde und Follower sehen wollen. Wir leben für andere, leben ihnen etwas vor und somit auch uns selbst. Dabei sterben immer wieder Menschen im Wettbewerb um das spektakulärste Bild. Sie fallen von Hochhäusern, bauen einen Verkehrsunfall oder werden auf der Autobahn umgefahren, weil sie ein Selfie mit einem touristischen Hinweisschild für den Grenzübergang der ehemals innerdeutschen Grenze machen wollen. Laut einer Studie der Cornell University in New York sind weltweit 127 Menschen zwischen März U L A 2014 und September 2016 beim Erstellen von Selfies Wir haben anders als im wahren Leben die Kon- umgekommen! trolle über unsere Selbstdarstellung. Wir können , O Bilder und Videos so gestalten und nacharbeiten, O dass das Ergebnis ein idealisiertes Abbild ist, aber L keine Realität. Der Grat zwischen Inszenierung und dem wahren Deswegen teilen wir nur die guten und positiven Selbst ist schmal. CNN gibt an, dass im Mai 2017 Aspekte unseres Lebens: Eine gute Nacht aus mit 83 Millionen Fakeprofile auf Facebook waren. DaFreunden, eine erfolgreiche Klausur, ein erreichtes bei handelt es sich um Duplikate, Profile für Kinder Ziel. Die Freiheit und Selbstbestimmtheit unsere und Haustiere, Zweitprofile, Social Bots, aber auch eigenen Inhalte zu bestimmen, ermöglicht es uns, bewusst falsch kreierte Accounts. Das entspricht 8,7 schlechte Erfahrung auszublenden. Demnach ist ein Prozent von den 955 Millionen monatlich aktiven Profil ein perfekt inszeniertes Tagebuch, gefiltert und Nutzern. angetrieben von dem Wunsch nach möglichst vielen Likes und Reaktionen. Wir sind viel zu sehr darauf Alle Angehörigen der Generation Y werden spätefokussiert, uns durch die Augen anderer zu sehen. stens nächstes Jahr volljährig. Es liegt also in unser Als Kim Kardashians Cellulite Bilder durch die Me- aller Eigenverantwortung als Erwachsene und auch

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Eigeninteresse, unsere Sicherheit als wichtiger einzuschätzen und nicht Unmassen an Inhalten zu teilen und Menschen etwas vorzugaukeln – am wenigstens uns selbst. Social Media ersetzt nicht unser wahres Leben, besonders wenn wir teilweise nicht mal wissen, mit wem wir es zu tun haben, mit wem wir kommunizieren.

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Ich habe neulich erst mit einer Freundin zu Abend gegessen. Wir hatten länger nichts mehr unternommen, ich war im Auslandssemester, sie mit ihrem Studium und Klausuren beschäftigt. Wir saßen entspannt draußen auf ihrem Balkon, während die Spaghetti kochten und hatten uns viel zu erzählen und wollten die Zeit genießen. Eigentlich. Doch ihr gelang es nicht so richtig. Sie war viel zu sehr mit ihrem Smartphone beschäftigt. Fotografierte die Gänseblhmchen und den Sonnenuntergang. Und musste die Eindrücke und Momente gleich online posten. Instagram. Facebook. Snapchat. Und dann noch die WhatsApp-Story. Doch die Sucht nach Anerkennung und Feedback und Bewunderung aus den sozialen Netzwerken

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war gerade wichtiger. Sie wollte die Eindrücke teilen, doch hat dabei leider vergessen, den Moment selbst zu leben. Erst als ich vorgeschlagen habe, die Geräte außer Reichweite zu legen, konnten wir in Ruhe sprechen und es wurde doch noch ein schöner Abend. Ich verstehe, dass man wichtige Momente gerne teilen möchte, für Menschen, die selbst nicht dabei sein können und für die, die mit dabei waren als Erinnerung oder als Inspiration für andere. Doch das kann ich auch später machen, nachdem ich den Moment gelebt habe und zwar mit den Menschen, die du leibhaftig bei dir hast. Das macht ihn nämlich in meiner Erinnerung erst authentisch. Momente werden erst wertvoll, wenn man sie lebt! Musst du alles sofort zwanghaft posten und bist daueronline, bist du für mich dem Social-Media-Wahnsinn verfallen. Einem selbstauffressenden Narzissmus, einem Wahn zur Selbstinszenierung und bist nicht mehr als eine Maske: auswechselbar, zeitweise unterhaltsam, befremdlich, unwirklich mit der auffälligen Eigenschaft, dass es dich nicht mehr gibt. Dein wahres, unverfälschtes Selbst. Dein „I“. Text von Désiree Schneider

Momente werden nicht mehr gelebt, sondern geteilt. Foto: privat


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ber was können wir uns schon beklagen: Wir die Generation Y. Eine Generation von Menschen, die in vollkommener Sicherheit aufgewachsen ist. Wir kennen keinen richtigen Hunger, keine richtige Armut, keinen richtigen Krieg und keine richtig korrupte Politik. Unser oberstes Bedhrfnis ist nicht die Sicherheit, sondern das Risiko. Wir wollen uns selbst ausleben und erleben, das Leben leben. Zu welchen Kosten auch immer. Doch welchen Preis hat unsere Entscheidungsfreiheit? Schließt ein Heranwachsender die Schule ab, wird er oder sie die erste wichtige Entscheidung in seinem Leben treffen müssen. Eine erste unter vielen: Ausbildung, Studium, Work-and-Travel, Auslandsaufenthalt, Freiwilliges Soziales Jahr, Bundeswehr oder Praktika. Die Möglichkeiten sind grenzenlos. Kann auf Anhieb keine Lösung gefunden werden, nimmt man sich gerne eine Auszeit, um sich selbst zu finden und auszuprobieren.

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Wurde ein Entschluss gefasst, wird die Möglichkeit eventuell doch noch etwas anderes zu machen, selbstredend offengehalten. Gleichzeitig entsteht da auch das erste Mal dieses Drücken, dieses gemeine, penetrante, anhaltende Zwicken. Wenn die Angst sich einschleicht, die falsche Entscheidung getroffen zu haben und etwas zu verpassen. Am Ende in einem Beruf zu landen und die eigene Berufung doch zu verfehlen. Die zumeist positiv besetze Entscheidungsfreiheit wird fhr junge Menschen allzu häufig zur Zerreißprobe. Wem bleibe ich treu, wessen Traum verfolge ich, für welche Werte stehe ich ein, können Fragen sein, wenn wieder eine Wahl aus einer schieren Unendlichkeit von Optionen getroffen werden muss. Wie kann der Balance-Akt zwischen den Erwartungen unserer Eltern, Freunde, Partner und den eigenen gefunden werden, ohne sich selbst zu verleumden?

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Wenn gleich der Autor dieses Textes noch nicht in dem Alter ist, zu sagen: „Früher war alles besser!“, fühlt es sich doch so an, als hätten unsere Eltern und Großeltern nie ein Problem damit gehabt, lebensweisende Entscheidungen zu treffen. Als kannten sie bei ihrer Geburt bereits den Verlauf ihres gesamten Lebens. Doch woran lag das? Wussten diese Menschen einfach genau was sie wollten, oder stand ihnen keine Alternative zur Wahl? Und noch viel wichtiger, hätten sie nicht lieber eine Auswahl gehabt? Nicht die Auswahl zu haben, heißt im Umkehrschluss auch, sich einer Entscheidung vollständig zu fügen, die Verantwortung für den Entschluss zu tragen und sich in den selbstgeschmiedeten Käfig zu zwängen. So hat jede Medaille ihre Kehrseite. Früher waren die Entscheidungen schon vorher gefällt. Der Mann verdiente Geld, sorgte für einen abgesicherten Haushalt und eine gute Zukunft. Die Frau musste hhtende Mutter werden und ihre Erfüllung in Haushalt und Erziehung finden. Wer diese Wünsche nicht teilte, hatte oft nur wenige Alternativen, die viel Mut abverlangten. Wenngleich die heutige Vielzahl der Möglichkeiten eine Zerreißprobe sein kann, cffnet sie auch die Thr zur Selbstfindung. Das Leben gestattet Ausprobieren und Fehlermachen. Der lange Weg zur eigenen Identität und der Erfüllung der eigenen Wünsche kann lang sein. Die innerliche Entzweiung führt zeitweise zu Rastlosigkeit und Unzufriedenheit. Doch der beschwerliche Weg soll seine Mühen lohnen, denn das Ergebnis kann eine Generation sein, die den Mut hat, sich selbst treu zu bleiben und die Herausforderung anzunehmen. Die vergangene Generation hatte immer das Ziel im Blick. Die jetzige sieht den Weg als Ziel, mit seinen Zweigungen und Hindernissen. Text von Fabian Jostmann

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generaTion Beziehungsunfahi michael nasTs zusTanDsBeschreiB

er Berliner Autor Michael Nast vercffentlichte im April 2015 auf einem Onlineblog einen Text mit dem Titel „Generation Beziehungsunfähig“. Die Welt berichtete, dass es nur wenige Stunden dauerte und der Server aufgrund vieler Aufrufe zusammenbrach. Nach nur einer Woche sei der Text eine Million Mal gelesen worden. Ein Jahr später folgte dann das Buch mit dem gleichen Titel. Darin fängt Nast, die Probleme und Lebenssituationen der Generation Y so ein, wie sie ihm erscheinen. Er beschreibt sie sehr authentisch und persönlich. Auch wenn er, Jahrgang 1975, nicht mehr dazu gehört, fühlt er sich aber so im Herzen.

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mal ein paar Jahre im Job. Vermutlich befristet. Er schreibt davon, dass heute die wenigsten zwischen Beruf und Leben unterscheiden. Beruf sei so viel mehr, hätte den Anspruch Berufung zu sein. Und übernähme dann auch gerne mal das ganze Leben. Platz für mehr sei da nicht.

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In unserem geistigen Zentrum kreisen immer wir selbst: Selbstdarstellung auf Sozialen Medien und Selbstoptimierung in allen anderen Bereichen. Nast schlussfolgert: Wenn man alle Symptome eine Beziehungsunfähigkeit auf das System anwendet, in Er erzählt von Leuten, die mit dreißig noch in WGs dem wir leben, sind es alles Eigenschaften, die sich wohnen. Seine Eltern hatten in dem Alter längst ein das System fhr eine Gesellschaft whnscht. Damit eigenes Haus und Kinder. Die heutige Generation meint er Egoismus, kompromisslose Selbstverwirkist nach Auslandsaufenthalten und Studium gerade lichung, das Denken in Idealzuständen, das Streben

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Michael Nast stand mit seinem Buch auf Platz eins der Spiegel-Bestseller-Liste. Foto: Melina Seiler

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nach Perfektion und die Unverbindlichkeit von Freundschaften und Beziehungen. So könnten Menschen fhr das System bestmcglich funktionieren. Das betriebswirtschaftliche Prinzip des Wachstums hat sich auf unser Leben übertragen. Nast beschreibt eine Welt von „eigentlich“ und „was wäre, wenn“ Situationen. Er erzählt von Menschen, die unzufrieden sind im Beruf, in Beziehungen zu Menschen oder mit beidem. Der Schlüssel für diese Probleme sei immer ein Kompromiss und sich selbst ein bisschen weniger in den Fokus zu rücken. Aber er räumt auch ein, dass eine Welt, in der es Apps wie Tinder gibt und die einem somit vorgaukelt, man hätte unendlich viele Optionen, diese Erkenntnis schwer sein kann.

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Wenn man das Buch liest, hat man das Gefühl, mit einem Kumpel ein Bier zu trinken und über das Leben zu philosophieren. Nast beschreibt viele Beobachtungen aus seinem perscnlichen Umfeld, aber schließt sich selbst auch nicht aus. Im Gegenteil, er analysiert und reflektiert auch die Muster seines eigenen Lebens. Zweifelt, hinterfragt und erkennt. Auch wenn am Ende irgendwie alles klar zu sein scheint, es sich anfühlt, als hätte jemand tief in uns hineingehört und wir jetzt klarer sehen und man am liebsten sofort etwas ändern möchte, ist es doch eher so, wie nach dem gemeinsamen Abend auf ein Bier. Am Ende geht jeder ins Bett und wacht am nächsten Tag auf, wie er war. Aber, wenn wir nach dieser Zustandsbeschreibung die Kraft ins uns selbst finden, können wir selbstbestimmt handeln und uns von einem angeblichen vorbestimmten Muster der Generation Y lösen, schließlich sind wir alle Individuen. Text von Melina Seiler

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BiTs.

ax Zänker ist heute CEO-Berater eines Reiseanbieters und lebt im amerikanischen Phoenix, doch vor 15 Jahren war er der erste BiTSLicht Chefredakteur. Aber wie war es damals zu der Gründungszeit des Hochschulmagazins und wofür stand „BiTSLicht“ eigentlich?

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„B TS- Und wir waren uns einig, dass das Medienstudium

nicht alleine aus Büchern kommen kann – sondern, dass wir tägliche Praxiserfahrung über die FirmenMax Zänker: Die BiTSLicht wurde aus unserem praktika hinaus sammeln wollten. Die perfekte GeJournalismus-Kurs von und mit Dr. Hans-Jürgen legenheit, diese Ambitionen in die Tat umzusetzen, Friske geboren. Als Medienmanagement Gründer- war die Gründung der ersten Studentenmedien: bits. semester war uns klar, dass wir nicht hier in Iserlohn fm und BiTSLicht. gelandet waren, um auf der Welle des Establishments D , zu surfen und in die Karrierewelt gespült zu werden. W Wir waren hier am Seilersee gestrandet, um Neuland C ? zu erkunden, neue Wege nicht nur zu erforschen, sondern Stein fhr Stein zu bilden und so unsere Zu- Ich hatte ein wenig Print-Erfahrung durch Zeitungkunft selbst zu gestalten und in die Hand zu nehmen. spraktika und Jobs in einer Lokalredaktion und ein gutes Verhältnis zu Prof. Dr. Friske. Wir hatten relative schnell ein Kernteam zusammen. Redaktionsleitung, Redakteure, Layout, Fotografen und Anzeigenteam. Wer welche Position besetzt, war wirklich eine Teamentscheidung und die Antwort auf die Frage „Was traust Du Dir zu?“. Wie lange warst Du Chefredakteur und wie viele Ausgaben hast Du mitbetreut? Ich hatte das Amt für vier Jahre während meines gesamten BiTS-Studiums inne. Ich betreute die ersten sieben Ausgaben mit der Ausnahme von vier und fuenf die während meiner zwei Auslandssemester von der nächsten Generation geleitet wurden.

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Max Zänker. Foto: privat

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Unsere großen Themen waren das Studentenleben, Karrierepfade, Interviews mit Dozenten und Lokaljournalismus. Wir wollten den Studenten und – große Ambition – der Welt zeigen, wo es mit

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der BiTS hingeht, welche Möglichkeiten sich ihnen werde, war das Logo der ersten Ausgabe. Als die bieten und was sie im Sauerland anstellen können. erste BiTSLicht-Ausgabe erschien, schob mir einer meiner engsten Freunde zwei Ausgaben so auf dem W B TSL ü Schreibtisch zurecht, dass die oberste Ausgabe das BiTSLicht-Logo der unteren Ausgabe halb verdeckD ? te. Da sah ich zum ersten Mal, dass unser BiTSLicht Für mich zeichnete sich das BiTSLicht vor allem Blitz mit verdecktem Pfeil stark an eine SS-Rune durch seine komplette journalistische und wirtschaft- erinnert. Ich wäre vor Scham fast vom Stuhl geliche Unabhängigkeit aus. Wir sahen uns nicht nur kippt. Gott sei Dank sind wir noch einmal mit einem als Content, sondern vor allem auch als ein wirt- blauen Auge davongekommen und haben weder schaftliches Experiment. Wir finanzierten uns selbst die Untersthtzung der Hochschule noch die unserer durch lokale Anzeigen und Verhandlungen mit den Anzeigenpartner verloren. Selbstredend haben wir lokalen Druckereien. Das hat mich immer besonders uns für die zweite Ausgabe ein neues Logo zugelegt. stolz gemacht.

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Nathrlich kann man immer etwas besser machen. Wenn ich mir heute das Layout und vor allem das Logo der ersten Ausgaben anschaue, muss ich schon ein wenig schmunzeln. Aber unser Ziel war nie Perfektion, unser Ziel war die Geburt eines Mediums aus unserer Hand. Die Nächte waren lang, wir lernten schnell unsere Grenzen kennen, aber alles, was wir wollten, war der Welt zu zeigen: „Hier sind wir, wir sind die BiTS. Wir schaffen Medien, take it or leave it!“. Und das haben wir geschafft, und da bin ich verdammt stolz drauf.

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An die Kameradschaft, das Teamwork, die langen Nächte unter dem Druck der Deadline. Die Freundschaften, die wir da geknüpft haben, halten heute noch an. Und an dem Morgen an der Hochschule, wenn die neue Ausgabe rauskam und wir die Chance hatten, voller Stolz zu sehen, wie unsere Kommilitonen das neue Heft lesen und auf unsere Stories reagieren.

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Eines der studentischen BiTS-Highlights war für uns W D E damals jedes Jahr das IBS Hallenfußball Turnier in Dortmund. Außerhalb von Iserlohn kannte uns fast C ? niemand und wenn dann ein Underdog aus dem SauDa gibt es so viele Geschichten, die einfach aus erland mit seinen Fans die Halle füllte, um lautstark der Kameradschaft geboren wurden. Meine pein- zu grölen „Hurra das ganze Dorf ist da!“, dann war lichste Erfahrung, die ich immer mit mir tragen das schon etwas ganz Besonderes.

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In unserem ersten Jahr zogen wir direkt bis ins Finale ein und unterlagen der FHDW Bergisch Gladbach nur knapp mit 4:5. Die Berichterstattung über dieses Turnier und dieses Erlebnis, das unsere Studentenkameradschaft in neue Sphären katapultierte, war mein persönlicher Lieblingsbericht.

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macht. Bleiben BiTSLicht und BiTS.fm bestehen oder werden sie von neuen digitalen, interaktiven und audiovisuellen Medien abgelöst? Die Antwort auf die Frage war für mich: Vielleicht – und vor allem – ist das wichtig. Denn, was BiTSLicht für mich bedeutet, war nie das Magazin selbst, sondern die Arbeit und die Kameradschaft des Teams, das dahintersteckt. Meine ersten Ausgaben sind in meinen zwei internationalen Umzhgen leider verloren gegangen. Aber die Freundschaften und der Stolz aus dem Nichts ein Medium geschaffen zu haben, der bleibt immer bei mir.

Die Erfahrung im Journalismus hat mir nach dem Studium auf jeden Fall in meiner Karriere geholfen. Text von Desiree Sch neider Nach einem Job als WM Reporter im Jahr 2006 fhr Bild.de und einem Jahr als freiberuflicher Sportjournalist in Los Angeles, leitete ich für drei Jahre die Onlineredaktion von hamburg.de. In diesen drei Stationen konnte ich immer auf meine JournalismusErfahrung, vor allem bezüglich der redaktionellen Qualitätskontrolle, zurückgreifen. Anschließend zog ich mit meiner Familie nach Chicago, wo ich einen Job als Content Manager bei DirectBuy (ein Membership-basierter Direktversand für alles in und rund ums Haus) landen konnte. Nach ein paar Jahren leitete ich dort das Marketing inklusive Team und Werbebudget. Kürzlich bin ich nun nach Phoenix gezogen, wo ich für einen der Verdeckt man die Pfeilspitze, erführenden weltweiten Reiseanbieter (International innert das erste BiTSLicht-Logo Cruise and Excursions) den CEO berate. stark einer SS-Rune. Foto: privat In diesen beiden Stationen hat mir vor allem die Erfahrung als Teamleiter und der Umgang mit der Arbeit unter extremen Zeitdruck weitergeholfen.

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Der Name stammt vom Wortspiel „Blitzlicht“ und stand für uns immer dafür, dass wir mit jeder Ausgabe per Momentaufnahme Licht auf unsere neue Welt, die Hochschule, die Studenten und Iserlohn werfen wollten.

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Wir haben beim Start nicht so weit gedacht. Wir wollten nur was Neues auf die Beine stellen. Als meine Zeit an der BiTS sich dem Ende zuneigte, habe ich mir natürlich schon meine Gedanken ge-

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ach Max Zänker hbernimmt die "zweite" Generation“ das Steuer: Malte Witt als Chefredakteur und Florian Hintze als seine rechte Hand. Sie erzählen hber ihre Zeit mit dem Hochschulmagazin BiTSLicht, lustige Erlebnisse und vor allem einer Menge Teamgeist.

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erhielten gerade ihr Diplom, Iserlohn war der einzige Standort der BiTS und Herr Walter Patron über alles.

ä Malte: Flo und ich haben das Magazin von Max W ü Zänker hbernommen, ich als neuer Chefredakteur ? und Flo als meine rechte Hand. Doch ich habe schon seit ich 2004 an die BiTS gekommen bin bis zum Wir haben über vieles berichtet: BiTS intern, BiTS Ende mitgearbeitet. Insgesamt habe ich sechs Aus- extern, sowie hauptsächlich über Studententhemen. Dazu kamen auch globale Themen wie Rezensionen zu Büchern, Musik oder die Ausgabe zum „Kampf der Geschlechter“. Und traditionell hatten wir immer das Interview mit einer Persönlichkeit der BiTS auf der letzten Seite des Magazins. Und der oder die Interviewte durfte sich dann aussuchen, wen wir in der nächsten Ausgabe befragen werden. Und vor allem haben wir haben uns immer dafhr eingesetzt, dass wir unabhängig von der BiTS sind und eben nicht wie ein Großteil der Hochschulmagazine mit reinen Campus-Themen aufmachen. Völlig unabhängig haben wir zum Campus Symposium 2009 sogar eine Sonderausgabe herausgebracht. Zum ersten Mal eine dritte Ausgabe im Jahr. Wir v.l.n.r. : Gerret, Simon, Jonas haben sie zu viert in den Semesterferien gestemmt. Bild: Privat Das war anstrengend, aber auch ein Spaß. gaben mitbetreut. Als wir angefangen haben war die BiTS noch klein mit nur knapp 200 Studenten, als W B TSL ä ? ich aufgehört habe waren es schon an die Tausend. Es war alles sehr privat, du kanntest die Menschen Ich hatte Lust auf BiTSLicht und Spaß daran, es und alle Kommilitonen und hattest einen direkten professionell aufzuziehen. Wir haben das Konzept Kommunikationsweg. der „ersten Generation“ weiterentwickelt, neue Florian: Stimmt, das war in unserem ersten Semester 2004. Malte und ich haben beide CMM studiert. Und wenn ich die Bibliotheksnummer auf meinen Studentenausweis richtig gedeutet habe, war ich sogar der 389. eingeschriebene Student an der Hochschule. Ja, zu der Zeit war alles noch sehr familiär, die ersten

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Kategorien hinzugefügt, eine Ikonografie in der Inhaltsangabe eingeführt, alles etwas mehr in Struktur gefasst. Wie ich sehe, habt ihr manches wie die Ikonografie sogar bis heute beibehalten. Genau, wir haben das Design umgestellt und Kategorien ausgebaut. Dabei habe ich mich um das ganze Administrative gekümmert und nebenbei auch


lich sein. Wir hatten so viel Spaß. Solche Erlebnisse haben wir dann auch mit in die Ausgaben mitreingenommen, wir haben viel durchexerziert und selbst getestet, wie das BiTSLicht Backen 2006 oder das Kochduell im Campus Graden. Wir haben auch Wir haben dann die Kategorien auf die Redakteure einmal als Redaktion gemeinsame Filmabende geaufgeteilt, sodass es immer einen Hauptverantwort- macht und den schweren Film „Das Leben ist schön“ lichen für ein Themengebiet gab. Wir waren eine zusammen geschaut und am Ende eine Rezension kleine eingeschworene Truppe. Die Artikel wurden darüber verfasst oder waren 2008 zu dritt zusammen dann zusammen in einer letzten Redaktionssitzung im Phantasialand – natürlich rein professionell. redigiert, nachdem ich sie bereits durchgeschaut und vorbearbeitet hatte. W E ? Woran erinnert ihr euch gerne zurück? Ich erinnere mich gerne an die Singstar-Abende Was ich eben schon genannt habe, das Kochduell bei Flo zurück, als wir unseren Erfolg der gerade im Campus Garden war wirklich gut. Wir mussten veröffentlichten Ausgabe mit Pizza und ordentlich im Hotel Campus Garden ein Drei-Gänge-Menu guter Laune gefeiert haben. Denn wie das so ist, zaubern. Die Ausgabe lief unter dem Motto „Männer waren am Anfang immer viele begeistert dabei und gegen Frauen“, also mussten auch hier wieder die gegen Ende nimmt es etwas ab – doch die wenigen Männer gegen die Frauen antreten. Die Jury war Verbliebenen haben die Nächte im Redaktionsraum der Koch vom Campus Garden und die Dozentin mit einer Pizza durchgearbeitet und es gerockt. Frau Muzzu. Das ist mir auch besonders in Erinnerung geblieben: Wir hatten eine richtige Partyredaktion! An genau Ich persönlich fand den Fahrcontest am coolsten. Er diesem Abend hat bei mir keine Fensterleuchte auf war auch für die „Kampf der Geschlechter“ Ausgabe dem Fenstersims überlebt – Wii spielen kann gefährgeschrieben. Jeder durfte ja schreiben, über was er wollte, doch um die Themenvielfalt etwas zu steuern und zu kanalisieren, haben wir ein Themen- und Redaktionsmanagement etabliert.

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2007. Wir haben das Parkdeck absperren lassen und das Können und die Fahrkünste von Männern und G P ? Frauen getestet. Dafür hatten wir verschiedene TeZum Redaktionsschluss immer. Deadlines einzuhalten war jedes Semester für alle immer wieder ein Problem. Das dürfte sich aber nicht geändert haben, oder ist heute jeder Student an der BiTS beispielsweise mit einer Hausarbeit weit vor Abgabetermin fertig? Aber wir hatten tatsächlich einen Artikel der "in den Giftschrank" wanderte. Jemand hat eine Glosse hber die stereotypischen Erstsemester geschrieben. Das hat ein Ersti mitbekommen, ihr hatte der Text weniger gefallen und sie hat ihn aus unserem Redaktionssystem geleakt. Er ist nach langer Diskussion in der Redaktion am Ende auch nie erschienen. Doch vlnr. Ronny, Florian, Jonas, Andrea, Malte Bild: Privat das war das beste Beispiel für das Thema Verschwiegenheit und Redaktionsgeheimnis. steinheiten wie einen Slalomparkour oder Einparken. Dabei sind auch meine Lieblingsbilder entstanden: H E E Alle Teilnehmer standen zusammen vor den Autos ? auf dem Parkdeck und man sah uns die Freude an! Wir wussten schon, wie wir uns die harte Arbeit Ich kam bereits mit Vorerfahrung an die BiTS, denn versüßen konnten. ich habe schon als Jugendlicher für eine lokale Zeitung geschrieben. Daher kannte ich schon die redaktionellen Prozesse und das Arbeiten im Team.

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Bachelor of Science (CMM) und Master of Arts (CM) Zeit an der BiTS: 2004-2009 Position bei BiTSLicht: Themenmanager Ausgaben:9w Heute: Group Controller bei Forum Media in Merching Foto: Privat


zin immer gut in Bewerbungsgespräche miteinfließen lassen. Dem Personaler kann man auch mal eine Ausgabe überlassen, um in Erinnerung zu bleiben.

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Wenn ich so zurückdenke, ist das schon wie eine kleine Zeitreise. Ich lese BiTSLicht immer ganz vlnr. Simon, Wolfgang André, Florian, Andrea Bild: Privat gerne, wenn ich es zugeschickt bekomme, es hängt Da ich nun aber nicht in einem journalistischen Be- irgendwo doch Herzblut dran, ich habe immerhin ruf arbeite, bringt mir die Erfahrung aus der BiTS- fünf Jahre damit verbracht. Licht Zeit nur im Allgemeinen etwas: Teamfhhrung, Delegieren und Textkompetenz sind Skills, die ich Na klar. Ich freue mich jedes halbe Jahr auf den erlernt habe und die sich sicherlich auch auf diese Umschlag des Alumni-Vereines, wo meist eine BiTSLicht-Ausgabe enthalten ist. Ich habe nicht Zeit zurhckfhhren lassen. mehr allzu viele Berührungspunkte mit der BiTS, Ich bin vor kurzem beruflich wieder in die Welt der aber das ist schon ein schöner Moment und bringt Zeitschriften eingestiegen. Das Know-How, wie ein auch viele Erinnerungen zurhck. Und es ist nathrMagazin entsteht, und Fachbegriffe waren immer lich auch ein gewisser Stolz mit dabei, ein Teil der noch vorhanden. Das zeigt, wie professionell das BiTSLicht-Familie gewesen zu sein. BiTSLicht doch eigentlich ist. Während der aktiven Text von Desiree Sch neider Zeit beim BiTSLicht konnte ich die Arbeit im Maga-

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Bachelor of Science (CMM) und Master of Arts (CM) Zeit an der BiTS: 2004-2009 Position bei BiTSLicht: Chefredakteur Augaben:6 Heute: Projektleiter bei team neusta in Bremen Foto: Privat

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Juli 2017

Die Jubiläumsausgabe

Generation Y: immer ein klares "Vielleicht" Dschungel der Berufe und wie wir uns in ihm zurechtfinden

Beziehung heute:

Gen Y, Gen Z –

Jubiläum

das unverbindliche Mingle-Dasein

Was die Arbeitswelt erwartet

Interview mit dem ersten Chefredakteur Max Zänker

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ründervater des Hochschulmagazins und Prodekan der Medienstudiengänge Prof. Dr. Hans-Jürgen Friske im Interview hber 15 Jahre BiTSLicht, unsittliche Anträge und journalistische Unabhängigkeit.

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anschließend bei ihnen auf dem Sofa zu übernachten, aber ich habe natürlich immer abgelehnt. B TS? Was zeichnet für Sie BiTSLicht aus? Prof. Dr. Friske: Ich bin seit dem WS 2002/03 fest Die Unabhängigkeit von der BiTS und ihrem Marangestellt. Davor war ich für zwei Semester Lehr- keting. Wir sind keine Abizeitung und schreiben auch keine hausinternen Lobesgesänge. Es wird beauftragter. journalistisch gehandelt.

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Die ist in meinem zweiten SeEin Porträt über mich. mester hier entstanden. Damals gab es noch den DiplomstudiW s, engang Medienmanagement. In einer meiner Vorlesungen habe ä ich dann begonnen, mit den StuA . denten BiTSLicht zu planen. Ich weiß noch genau, wie ein StuFände ich gut (grinst). dent fragte: „Und was lernen wir heute, Herr Friske?“ Wir haben W B TSL dann begonnen, über Schriftarten 15 J und Inhalte zu sprechen. Alle mit ä ? journalistischem Interesse haben mitgemacht. Wir haben dann ein BiTSLicht hatte bescheidene Anpaar Jahre jede Woche in der Bibliothek eine Redaktionssitzung Prof. Dr. Friske mit einem verschmitzten fänge und ist gewachsen. Heute hat das Hochschulmagazin ein größeres abgehalten, wurden aber irgend- Lächeln im Gesicht. Foto: Désiree Schneider Volumen und Themenspektrum. wann rausgeschmissen, weil wir Viele Themen werden kontrovers zu laut waren. Ich war sogar mal für die Finanzen verantwortlich, aber habe mich diskutiert, das finde ich gut. zurückgezogen, als die Studenten BiTSLicht selbstW ü S , 15 J ständig leiten konnten.

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Ich empfinde ein bisschen Vaterstolz. Ich hätte am Anfang nicht gedacht, dass es so eine ErfolgsgeS schichte werden würde. Das hängt auch immer von Jeder Abschluss ist ein großer Erfolg. Wenn ich Abschlussarbeiten betreue, ist es toll auch den der Leitung ab, aber die hat sich in den Arbeitsprozess mitzuerleben. Verrückt ist, dass ich allermeisten Fällen bewährt. Text von Melina Seiler viele unsittliche Anträge zum „Saufen“ bekommen habe. Die Studenten haben mir sogar angeboten,

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Erreichen ist einfach. Wenn man dazu verschiedene Wege möglich macht. Wir sind für Ihre Fragen und Wünsche auch online da. Probieren Sie es einmal von zu Hause aus.

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